Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 314, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 95
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Elektrischer Betrieb in Lichtpauseanstalten. Die Anwendung des elektrischen Bogenlichtes als Ersatz für Tagesbeleuchtung oder auch zur Verstärkung desselben besonders in den Wintermonaten hat sich für Lichtpauseanstalten als in hohem Masse vorteilhaft erwiesen. Unabhängigkeit von der gerade herrschenden Witterung, die Möglichkeit, auch nach Einbruch der Dunkelheit Pausen herstellen zu können, sowie auch die durch Verwendüng elektrischer Kraft zum Antrieb der Hilfsapparate erzielte Ersparnis an Zeit, erhöhen wesentlich die Leistungsfähigkeit der Lichtpauseanstalten, welche für elektrischen Betrieb eingerichtet sind. Die von der Siemens und Halske A.-G. in ihren eigenen Ateliers sowie in einer Reihe von ihr eingerichteter Lichtpauseanstalten gesammelten Erfahrungen haben zur Konstruktion verschiedener dem Zweck entsprechender Apparate geführt, die sich in der Praxis bestens bewährt haben und über die nachstehend das Wesentlichste mitgeteilt werden soll. Der in Fig. 1 abgebildete Beleuchtungsapparat O. 403 besteht aus einem etwa 2 m hohen Eisenrohr, das von drei Füssen aus Winkeleisen und auf Kugeln gelagerten Rollen getragen wird. In diesem Rohr läuft das Gegengewicht, welches Lampe, Tragringe und Reflektor ausbalanziert. Auf einer mit zwei Gleitrollen versehenen Hülse ist der Tragring, an welchem sich ein aus emailliertem Eisenblech hergestellter, mit der Lampe drehbarer Reflektor befindet, verschiebbar angeordnet. Die leichte Beweglichkeit des Apparates ermöglicht es, das Licht rasch einzustellen, so dass das Objekt gleichmässig erleuchtet wird. Textabbildung Bd. 314, S. 95 Fig. 1.O. 403. (Massstab 1 : 20.) Die Differentialseillampen mit Brille GL 400/25 für Gleichstrom oder WL 400/30 für Wechselstrom werden, um das Licht möglichst auszunutzen, besonders einreguliert. Bei 110 Volt sind stets zwei Lampen hintereinander zu schalten. Die Stromstärken geringer als 25 Ampère bei Gleichstrom, 30 Ampère bei Wechselstrom zu nehmen, ist unzweckmässig, da bei schwächerem Lichte die chemische Einwirkung verzögert wird. Bei Anwendung der Angegebenen Stromstärken dauert eine Blaupause von 2 qm 25 bis 35 Minuten, je nach der Schärfe der Originalpause, während bei 20 Ampère Gleichstrom die Zeit auf mehr als das Doppelte anwächst. Zur genügenden Belichtung einer Blaupause sind bei einer Lampenstromstärke von 25 Ampère und oben beschriebener Anordnung etwa 1600 Watt-Stunden, bei 20 Ampère dagegen über 2200 Watt-Stunden erforderlich. Um die Lampen ohne grossen Stromstoss auch bei neuen Kohlen einschalten zu können, ist ein Anlassschalter N. 902 mit Anlasswiderstand vorgesehen. Derselbe bleibt nur so lange eingeschaltet, bis die Lampen sich beruhigt haben und normal brennen. Erst nach dem Ausschalten des Widerstandes tritt in den Lampen die erhöhte Spannung ein. Als Lichtpauserahmen sind die Vakuumrahmen (Patent Sack) am vorteilhaftesten zu verwenden, da dieselben durch den Luftdruck, der, ohne die Glasscheibe einseitig zu belasten, 8000 bis 9000 kg pro Quadratmeter beträgt, eine gleichmässige Schärfe der Zeichnung sichern. Das Verfahren wird in der Weise bewerkstelligt, dass man auf die Glasfläche über die Pause und das lichtempfindliche Papier eine Gummidecke legt, die an den Rändern durch Leisten an die Glasplatte luftdicht angepresst wird. Zwischen Glas und Gummidecke wird die Luft abgesaugt. Durch Lösen zweier Leisten und Zurückschlagen der Decke ist eine Kontrolle des Kopierprozesses ermöglicht. Bei einem Rahmen genügt eine kleine Handpumpe oder Wasserstrahlpumpe. Handelt es sich aber um mehrere solcher Rahmen, so wird das Auspumpen von Hand zu zeitraubend und unsicher, es empfiehlt sich vielmehr die Anwendung einer elektrisch angetriebenen Vakuumpumpe. Eine solche für Lichtpausereizwecke besonders geeignete, von der Siemens und Halske A.-G. konstruierte, kleine, mit einem Elektromotor auf eine Grundplatte montierte Kapselpumpe stellt Fig. 2 dar. Ein selbstthätiger Schalter besorgt das Ein- und Ausschalten bei zu geringem oder genügendem Vakuum. Textabbildung Bd. 314, S. 95 Fig. 2.(Massstab 1 : 10.) Textabbildung, Bd. 314, S. 95 Fig. 3. Fig. 3 zeigt eine vollständige Lichtpauseanlage. Rechts in der unteren Ecke befindet sich die Vakuumpumpe mit dem Motor. Von ersterer, die auf Korkunterlagen montiert ist, führt ein Gummirohr nach dem Vakuumkessel von etwa 100 l Inhalt. An diesen Kessel ist eine Röhrenleitung von ¾ Zoll Gasrohr angeschlossen und diese in geeigneten Abständen mit Schlauchhähnen von 5 mm Bohrung versehen, an die die Saugschläuche der Rahmen angeschlossen werden können. Die Leistung einer derartigen Anlage ist je nach der Lichtempfindlichkeit der verwendeten Papiere im Durchschnitt bei: 1 Lampe und 1 Rahmen mit   80 × 100 qcm = 13 qm Pausen in 10 Stunden 2 Lampen 1 120 × 100 = 24 10 2 1 160 × 100 = 25 10 2 1 200 × 100 = 26 10 Bei hoch lichtempfindlichen Papieren und einigermassen geschickten Arbeitern lässt sich die Leistung noch weiter erhöhen. h. Hochschule in Hamburg. Aus Hamburg schreibt man der Frankf. Ztg.: Die Errichtung einer Hochschule hier in Hamburg ist ein Problem, für dessen Verwirklichung zwar noch nichts geschehen ist, das aber fortgesetzt die Hamburgischen Staatsmänner und weiterblickenden Bürger beschäftigt und auch in der Presse immer wieder erörtert wird. In der That wird die Schaffung einer Zentrale der höheren Bildung, sei sie nun nach diesem oder jenem leitenden Gesichtspunkt eingerichtet, immer dringlicher in einem Städtekomplex, der (mit Altona) fast schon eine Million Menschen fasst. Eine Abschlagszahlung ist die Einrichtung von Abendvorlesungen seitens der Oberschulbehörde, die seit einigen Jahren regelmässig gehalten werden und in denen Gelehrte, der Mehrzahl nach Universitätslehrer aller vier Fakultäten, je ein Wissensgebiet an 2, 4, 8 oder mehr Abenden erörtern. So lesen hier während des laufenden Wintersemesters, um nur ein paar Namen zu nennen: Kirchhoff-Halle, Luschan-Berlin, Marcks-Leipzig, Schäfer-Heidelberg, Erich Schmidt-Berlin, Brinckmann und Lichtwark-Hamburg. Indessen sind diese Kurse auf die Dauer nicht ausreichend und die Hochschule wird doch einmal errichtet werden müssen. Dies ist wenigstens die Meinung des Kieler Historikers Bernheim, eines geborenen Hamburgers, der das Thema neuerdings in den Hamburger Nachrichten behandelt. Von vornherein weist Bernheim den Gedanken zurück, eine hier zu gründende Akademie etwa nach dem Schema der bisherigen deutschen Universitäten zu gestalten, denn für eine Gelehrtenschule im alten exklusiven Sinne sei Hamburg kein Ort. Andererseits wäre mit einer Handelsakademie oder technischen Hochschule dem Bildungsbedürfnis weiterer Kreise auch nicht gedient. Nachahmenswert dagegen und gerade für hiesige Verhältnisse passend scheinen Bernheim die Einrichtungen der amerikanischen Universitäten, z.B. der Staatsuniversität von Michigan, Ann Arbor. Hier ist die Aufnahme nicht von einem Abgangszeugnis einer höheren Lehranstalt abhängig, und obgleich eine Vorbildung natürlich auch auf den amerikanischen Universitäten erwartet wird, so ist doch auch den weniger Unterrichteten Gelegenheit zur Weiterbildung geboten, indem neben den Vorlesungen für die Fachstudierenden auch für sie solche über die gleichen Themata, aber in fasslicherer Form gehalten werden. Es entsprechen diese letzteren Kurse also den „Publica“ unserer Universitäten, nur dass diese meist ebenfalls ausschliesslich Studenten zugänglich sind. Von anderer Seite wird berichtigend der Sachverhalt wie folgt dargestellt: Der Hamburgische Staat hat seit Jahrhunderten eine Art hanseatischer Universität (sogen. „Akademisches Gymnasium“, im Unterschiede von der „Gelehrtenschule“) besessen, an welchem z.B. der durch Lessing bekannt gewordene Reimarus, der Verfasser der Wolfenbüttler Fragmente, Professor war; aus Schwaben der Historiker Wurm u.a. Den Rang einer „Hochschule“ hat diese Institution stets gehabt. In erweiterter Gestalt trat sie 1883 in das Leben unter dem Namen „Organismus der wissenschaftlichen Anstalten“ (des Hamburgischen Staates). Hamburg hat im Jahre 1899 für diese „wissenschaftlichen Anstalten“ im engsten Sinne des Wortes 573917 M. ausgegeben; rechnet man aber die nach dortigen Begriffen dazugehörigen übrigen Anstalten hinzu, so kommen 3866999 M. heraus. Was die Vorlesungen anbelangt, so ist die Medizin allein durch 31 Dozenten vertreten. Innerhalb des Rahmens der „Wintervorlesungen“ (es finden solche auch im Sommerhalbjahr statt) treten diesmal Professoren aus Halle (Löning, Riehl, Kirchhoff), München (Lotz), Berlin (Schmidt, v. Luschan), Leipzig (Marx, Küster), Heidelberg (Schäfer), Bonn (Litzmann, Löschke), Kiel (Wolff), Wien (v. Berger) auf. In Hamburg selbst ist daran beteiligt der berühmte Direktor der deutschen Seewarte, Wirklicher Geheimer Rat Prof. Dr. Neumayer u.a. und ein ganzer Stamm von einheimischen Dozenten, welche zu halbjährlichen Vorlesungen (mit den Ferien der Universitäten) verpflichtet sind. Wenn aus dem hamburgischen „Organismus der wissenschaftlichen Anstalten“ eine Universität nach dem Muster von Berlin, München, Leipzig gemacht werden sollte (etwas Geringeres würde der hamburgische Stolz nicht zulassen), so würde eine enorme Summe nötig werden, falls die hamburgischen Gehalte zu Grunde gelegt würden. Hamburg braucht aber so riesige Summen für seine Häfen u.s.w., dass daran verläufig noch nicht zu denken ist. Europas Luxuszüge. Welch grosse Entfernungen in verhältnismässig kurzer Zeit seit einigen Jahren von den sogen. Luxuszügen durchfahren werden, darüber dürften einige Mitteilungen nicht ohne Interesse sein. Zunächst ist der Nord-Expresszug zu erwähnen. Dieser Zug, der bekanntlich zwischen Ostende und Berlin täglich verkehrt und wöchentlich zweimal bis St. Petersburg durchgeführt wird, legt die 2575 km lange Strecke zwischen Ostende und St. Petersburg in 43 Stunden zurück. London erreicht man von St. Petersburg aus (2811 km) im Anschluss an diesen Zug in 49½ Stunden. In der nächsten Zeit ist beabsichtigt, diesen Zug einmal wöchentlich von Berlin nach Warschau zu führen. Der Ostende-Wien-Constanza-Express, der bis Wien täglich, bis Constanza aber nur wöchentlich verkehrt, fährt bis zur letztgenannten Station (2726 km) in 53½ Stunden. Die Reise zwischen London und Konstantinopel über Köln-Passau-Wien (3310 km) erfordert bei Benutzung dieses Zuges 73½ Stunden; Triest, wohin ein Zweig desselben von Wien aus wöchentlich einmal zum Anschluss an die zwischen Triest und Alexandrien verkehrenden Dampfer des österreichischen Lloyd weitergeführt wird, erreicht man mit ihm von Ostende (1927 km) in 43 Stunden und von London (2163 km) in 49 Stunden. Der Orient-Express, der älteste aller dieser Luxuszüge, durcheilt die 3099 km lange Strecke Paris-Konstantinopel über Stuttgart-München-Wien-Pest-Belgrad-Sofia in 64½ Stunden und verkehrt bis Wien täglich, bis Konstantinopel zweimal in der Woche, Der Peninsular-Express, wöchentlich einmal zwischen Calais und Brindisi laufend, durchmisst 2183 km in 39½ Stunden. Eine Reise von London nach Brindisi (2351 km) wird im Anschluss an diesen Zug in 43½ Stunden zurückgelegt. Bei dem Süd-Express, der den direkten Verkehr zwischen Paris und Madrid (bezw. Gibraltar) und zwischen Paris und Lissabon (über Medina-Salamanka) je zweimal wöchentlich vermittelt, beansprucht für die Fahrt von Paris nach Madrid (1452 km) 26 Stunden, bis Lissabon (1897 km) 36½ Stunden. Der Nord-Süd-Express, zur Zeit zwischen Berlin und Verona täglich verkehrend, braucht für diese Strecke (1108 km) 19½ Stunden. Bei seiner Weiterführung bis Neapel wird er eine Strecke von 2155 km zu durchlaufen haben. Der Petersburg-Wien-Cannes-Express, der im Winter wöchentlich einmal zwischen Petersburg und Cannes, zwischen Petersburg und Wien jedoch täglich gefahren wird, hat 3091 km zu durchlaufen, wozu er einschliesslich eines 3stündigen Aufenthaltes in Wien 65 Stunden braucht; der Engadin-Express (Calais-Thusis) – nur im Sommer verkehrend – legt 1038 km in 20 Stunden, der Wien-Karlsbad-Express 508 km in 8 Stunden zurück. Erwähnt sei noch, dass in Erwartung eines sehr starken Fremdenverkehrs aus Oesterreich-Ungarn und Russland infolge der Pariser Weltausstellung für nächstes Jahr in Aussicht genommen sein soll, den Orient-Express zwischen Wien und Paris doppelt verkehren zu lassen und den Nord-Express wöchentlich dreimal, statt bisher zweimal, vom März nächsten Jahres ab in St. Petersburg und Paris abzulassen, und zwar von St. Petersburg jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend und von Paris jeden Montag, Mittwoch und Freitag. –h. Bücherschau. Das Perpetuum mobile. Eine Beschreibung der interessantesten, wenn auch vergeblichen, aber doch immer sinnreichen und belehrenden Versuche, eine Vorrichtung oder Maschine herzustellen, welche sich beständig, ohne äussere Anregung, von selbst in Bewegung erhalten soll. Von A. Baut, früherem Mitredakteur des „Technikers“ in New York und der Milwaukeer Gewerbe- und Industriezeitung „Fortschritt der Zeit“. Mit 37 Abbildungen. Wien. A. Hartleben's Verlag. 10 Bogen Oktav. Geh. 1 fl. 10 kr. = 2 M. Da ein jedes geistiges Streben, und mag es auch auf irrenden, ja verlorenen Pfaden wandeln, einen Anspruch auf allgemeines Interesse hat, so haben die, wenn auch vergeblichen Bemühungen, eine perpetuierliche Bewegung aufzufinden, für den Mechaniker und Ingenieur u.s.w., insbesondere ein solches, das sich sogar in manchen Fällen mittel- oder unmittelbar nutzbar oder anregend erweisen wird, indem manche darin angewandte Idee sich als verwendbar erweist. Einen anderen und nicht minder wichtigen Zweck aber hat das vorliegende Buch darin, zu belehren und zu warnen: auf solche chimärische Dinge weder selbst Zeit, Arbeit und Geldmittel zu verschwenden, noch auch – wie es leider jetzt noch vorkommt – andere unter eitlen Voraussetzungen und nicht erfüllbaren Vorspiegelungen von grossen Gewinnen u.s.w., zu verlorenen Geldopfern zu bereden. Von diesen Gesichtspunkten betrachtet, hat der Verfasser dieser Schrift mit derselben keine unwerte Arbeit geliefert und mit seinem, zum grossen Teile aus fremden (amerikanischen, englischen und französischen) Zeitschriften gesammelten Material dem Publikum eine sehr interessante Gabe geboten.