Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 314, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 174 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Die Triebkräfte der Pariser Weltausstellung 1900.
Wie dieser Tage aus Paris gemeldet wurde, sind jetzt sämtliche Kanäle und
unterirdische Gänge fertiggestellt, durch welche die Triebkräfte der Weltausstellung
zugeführt werden sollen. Ebenso sind die Aufmauerungen der Maschinenhallen beendet.
Von den Maschinen, deren Behausungen überall fertiggestellt sind, sollen 40000
geliefert werden, von denen täglich mindestens 20000 für die in Betrieb zu
setzenden Maschinen, ungefähr 15000 für Lichterzeugung und an 5000 für andere Zwecke
Verwendung finden werden. Die Kessel und Maschinen werden in zwei ungefähr
parallelen Linien etwas hinter der Maschinengalerie aufgestellt werden und zwar nach
der Avenue Suffren hin die ausländischen, und nach der Avenue La Bourdonnais hin die
französischen. Da der Dampfverbrauch sich stündlich auf ungefähr 200000 kg stellen
wird, so werden zur Sicherung der Gesamtproduktion, ohne die notwendige Rerserve,
ungefähr 80 Dampfkessel mit je 11 at Dampfspannung notwendig sein. Zwischen der
Kessel- und der Maschinenlinie wird ein freier Raum verbleiben, auf den
Schienenstränge gelegt werden, die direkt mit dem Marsfeld-Bahnhofe verbunden
werden, damit die Kohlen ohne Umladung an Ort und Stelle geschafft werden können.
Ununterbrochen arbeiten inzwischen die beiden Riesenkräne, ein deutscher und ein
französischer, von je 25 t Stärke, der deutsche an der Aufstellung der fremden
Maschinen und Kessel, der französische an der der einheimischen.
Die Zuleitungskanäle für Wasser, Dampf und Elektrizität sind mehr als 1500 m lang und
gehen unter dem Marsfelde kreuz und quer durcheinander. Sie sind je 2,70 m hoch und
2,60 m breit. Hinter der Maschinengalerie ragen bereits die riesigen Schornsteine
empor. Jeder derselben ist 80 m hoch, hat 12 m äusseren und 6 m inneren Umfang; ihre
roten Steine sind mit grünen, gelben und blauen Fayencen geschmückt, so dass das
Ganze einen gefälligen Eindruck hervorruft.
Bei der Weltausstellung von 1889 betrug die Gesamtmenge des von den Kesseln für den
Maschinenpalast gelieferten Dampfes 75000000 kg für 5000 , die des durch die
Hebemaschinen gelieferten Wassers 11340000 cbm. Tm Jahre 1900 wird die zu liefernde
mechanische Kraft, wie bereits erwähnt, 40000 erreichen, von denen
durchschnittlich 20000 in der Stunde verwertet werden dürften. Die Quantität des
stündlich verbrauchten Kampfes wird 200000 kg betragen, so dass die Gesamtmasse
desselben während der Dauer der Ausstellung – 205 Tage zu 7 stündiger Thätigkeit der
Maschinen pro Tag – sich auf 280000000 kg stellen dürfte. Die für die Maschinen
erforderliche Wassermenge ist auf 1200 l per Sekunde veranschlagt, so dass der
Gesamtbedarf während der Ausstellung 8000000 cbm nur für die Maschinen betragen
wird, während noch eine gleiche Menge für andere Bedürfnisse vorausgesetzt wird.
Die Weltausstellung von 1900 wird die erste sein, in der man durchweg die
erforderliche Kraft durch elektrische Ströme zur Verteilung bringen wird. Dadurch
wird man in die für die Besucher glückliche Lage versetzt, gleich neben den
Rohmaterialien die Maschinen für ihre Bearbeitung aufstellen zu können, so dass die
Ausstellung an Uebersichtlichkeit und Beweiskraft ungeheuer gewinnen wird. Noch
einige Zahlenangaben: Die Wasserleitungen der Ausstellung haben 28 km Länge; Paläste
und Gärten werden in der Nacht von mehr als 1000 Bogenlampen erleuchtet, der
Elektrizitätspalast allein wird mehr als 1000 Glühlampen aufweisen. Die monumentale
Pforte an der Place de la Concorde wird im Glänze von 3500 und der Festsaal in der
Maschinengalerie von mehr als 5000 solcher Lampen erstrahlen.
–h.
Bücherschau.
Kraftmaschinen des Kleingewerbes.
Von J. C. Knoke, Oberingenieur. Zweite verbesserte und
vermehrte Auflage. Mit 452 in den Text gedruckten Figuren. Berlin. Verlag von Julius
Springer. 1899. 529 S. Preis gebunden 12 M.
Das Buch enthält ausser den ausführlichen Beschreibungen, Berechnungen, Abbildungen
und Versuchstabellen über alle modernen, auf dem Markte befindlichen Kleinmotoren,
auch Bemerkungen über die Geschichte der einzelnen Motorsysteme. Die neue Auflage
behandelt Wasserkraftmaschinen, Heissluftmaschinen, Gas-, Benzin-, Petroleummotoren
und Kleindampfmaschinen. Auf die Elektrotechnik ist wegen des sonst zu grossen
Umfanges des Buches nicht näher eingegangen worden.
Unter den Wasserkraftmaschinen sind ausser der Schmidt'schen Wassersäulenmaschine die Turbinensysteme Lehmann (Queva), Rieter, Ziegler und Bosshard,
Escher, Wyss und, Co. mit besonderer Rücksicht auf den kleingewerblichen
Betrieb beschrieben. Bei den Heissluftmaschinen, welche in den letzten Jahren durch
andere Gattungen von Motoren fast vollständig verdrängt wurden, wird deren
Einteilung und geschichtliche Entwickelung besprochen. Namentlich erfahren die Lehmann'schen Maschinen und die Regeneratoren bei
Heissluftmaschinen ausführliche Beschreibung.
Die Gasmotoren sind – wie es ihrer hervorragenden Bedeutung entspricht – sehr
umfangreich behandelt. Zunächst wird ihre geschichtliche Entwickelung besprochen. Es
folgt die -Einteilung, die Beschreibung der Arbeitsprozesse, die Aufzählung der zu
verwendenden Gasarten und die Zusammensetzung der letzteren. Der Verfasser teilt die
Gasmaschinen in drei Gattungen ein und zwar in Explosionsmaschinen ohne und mit
Verdichtung der Ladung, und in atmosphärische Gasmaschinen. Unter dem erstgenannten
System sind besonders die Maschinen von Lenoir, Edwards und
Forest besprochen. Bei den Explosionsmaschinen mit Verdichtung der Ladung
ist in erster Linie der weit verleitete Otto'sche Motor
als Schieber- und Ventilmotor ausführten beschrieben. Namentlich auf die heutige Otto'sche Konstruktion ist näher eingegangen. Der
Verfasser teilt die Bauart, Wirkungsweise, Zünd- und Schmiervorrichtungen, sowie die
Ergebnisse der mit diesen Motoren angestellten Versuche mit. Von den übrigen auf dem
Markte befindlichen deutschen Gasmotoren sind die Systeme von Körting, Buss-Sombart, Benz, Maschinenbau-Aktiengesellschaft
Nürnberg, Dürkopp, Loutzky, Hille und Bechstein beschrieben. Ferner werden
die englischen Maschinen von Crossley, Stockport,
Dugald-Clerk, Atkinson, und die französischen Motoren von Delamare-Debouteville, Malandin besprochen. Als erste
und wichtigste Konstruktion der Verbrennungsmaschinen mit Verdichtung der Ladung ist
die Dampfgasmaschine des Engländers Simon genannt.
Bei den atmosphärischen Gasmaschinen finden wir als erste die Langen und Otto'sche Sperrradkonstruktion, die Mutter des heutigen
Otto-Motors, angeführt. Von dieser Maschine sind die Vorgänge im Cylinder, die
Cylinderquerschnitte und Diagramme ausführlich dargestellt und zahlreiche Tabellen
über Versuchsergebnisse betreffend Gas- und Luftverbrauch zusammengestellt.
Bei den Benzin- und Petroleummotoren sind zunächst die Eigenschaften der beiden
Destillationsprodukte erwähnt. Aus den geschichtlichen Daten über Benzinmotoren ist
zu entnehmen, dass die Systeme von Hock (Wien) und
Spiel (Berlin) als Vorläufer der seit etwa 12
fahren näher bekannten Benzinkraftmaschinen der Deutzer-Fabrik anzusehen sind. Ueber die Otto'sche Benzinmaschine, ferner die Daimler-,
Körting- und Hille'schen Motoren sind
ausführliche Angaben im Buche enthalten.
Als erste Konstruktion von Petroleummotoren wird das bekannte Capitaine'sche System, welches den eigentlichen Ausgangspunkt für die in
Deutschland viel verwendeten Grob und Swiderski'schen
Motoren bildet, genannt. Es folgen dann Beschreibungen der deutschen Systeme von Deutz, Grob, Daimler, Altmann, Swiderski, Hille, Gnom,
Dürkopp, sowie der englischen Motoren von Hornsby,
Crossley.
Der Diesel-Motor wird vom Verfasser an Hand von Abbildungen einer kleinen Besprechung
unterzogen.
Das Kapitel der Kleindampfmaschinen wird durch einen Auszug der reichsdeutschen
polizeilichen Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln eingeleitet. Den
Beschreibungen der Kesselsysteme von Field, Lachapelle,
Hoffmeister, Schranz und Rödiger, Komarek, Müller und Klasek, Friedrich
sind interessante Tabellen über die Ergebnisse der mit diesen Kleinmotoren
angestellten Versuche beigegeben.
Zum Schlusse werden noch als vereinzelte Systeme genannt: Friedrich's Zwergmotor, Goepel's
Simplex-Motor, Davey's Kraftmaschine, Klein's Sparmotor, Arndt und
Marichal's Mignonmotor, Schmidt's
Excelsior-Gewerbemotor, Gaggenauer Sparmotor und zuletzt die Hock'sche Luftdampfmaschine.
In dem reich mit Abbildungen versehenen Buch ist viel brauchbares Material
zusammengetragen; besonders hervorzuheben ist die Uebersichtlichkeit, mit welcher
bei der Bearbeitung zu Werke gegangen ist.
Technische Kalender für das Jahr 1900.
Kalender für Maschineningenieure
von W. H. Uhland. 26. Jahrgang. Geb. 4 M., Lederband 5
M., in Brieftaschenformat 6 M. mit Beigabe. I. Teil: Taschenbuch. II. Teil: Für den
Konstruktionstisch. III. Teil: Patentgesetze. Dresden. Verlag von G.
Kühtmann.
Kalender für Betriebsleitung von
H. Güldner. 8. Jahrgang. I. Teil: Für die Tasche.
II. Teil: Für den Arbeitstisch. Geb. 3 M., Brieftascheniederband 5 M. Dresden.
Verlag von G. Kühtmann.
P. Stühlen's Ingenieurkalender für
Maschinen- und Hüttentechniker. 35. Jahrgang. Mit Beilagen: I. Bode's Westentaschenbuch. II. Sozialpolitische Gesetze
der neuesten Zeit nebst Verordnungen über Dampfkessel. Ausgabe in Lederband 3,50 M.,
in Brieftaschenform 4,50 M. Essen. G. D. Baedeker's Verlag.
Dampf, Kalender für Dampfbetrieb
von R. Mittag. 13. Jahrgang. Mit einer Beilage.
Brieftaschenform, in Leder gebunden, nebst Beilage 4 M. Berlin. Verlag von R.
Tessmer.
Kalender für Elektrotechniker
1900. Herausgegeben von F. Uppenborn, städt.
Oberingenieur in München. 16. Jahrgang. In zwei Teilen. I. Teil in Leder gebunden. 5
M. München. Verlag von Oldenbourg.
Fehland's Ingenieur-Kalender für
Maschinen- und Hütteningenieure von Th.
Bechert und A. Pohlhausen, 22. Jahrgang. Zwei
Teile; I. Teil in Leder gebunden. 3 M. Berlin. Verlag von Julius Springer.
Kalender für Heizungs-, Lüftungs- und
Badetechniker. Herausgegeben von J. H.
Klinger, Oberingenieur. 5. Jahrgang. In Skytogenband 3,20 M., in
Ledereinband 4 M. Halle a. S. Verlag von Karl Machold.
Acetylen-Kalender für 1900.
Redigiert und bearbeitet von H. F. Bonté-Schaefer,
Ingenieur. Preis geb. 3 M. Leipzig. Verlag von Oskar Leiner.
Kalender für
Gesundheitstechniker. Taschenbuch für die Anlage von Lüftungs-,
Zentralheizungs- und Badeinrichtungen. 1900. Herausgegeben von H. Recknagel, München und Leipzig. R. Oldenbourg. In
Leder geb. 4 M.
Zuschriften an die Redaktion.
(Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
Ihre Hefte Nr. 5 und 6 des Bandes 314 enthalten Mitteilungen über das Dellwik-Fleischer'sche Wassergasverfahren von Dr. Alfons Bujard. Dieselben sind, wie der Herr
Berichterstatter erwähnt, einem Buche des Herrn H.
Dicke entnommen. Ich glaube in demjenigen Teil des Textes, welcher von dem
Vergleich zwischen einer Leuchtgasanstalt und einer Mischgasanstalt (S. 82) handelt
(den übrigen Text prüfte ich nicht), eine Reihe von Ungenauigkeiten gefunden zu
haben, die aus dem Dicke'schen Buche übernommen sind
und nehme mir daher die Freiheit, diese zu Ihrer Kenntnis zu bringen, weil eine
Richtigstellung im Interesse Ihrer Leser sein dürfte.
Leicht verständlich wird der Druckfehler sein, dass es sich um den Vergleich mit
einem Leuchtgaswerke handelt, das nicht 3600000 kg,
sondern 3600000 cbm Leuchtgas Jahresproduktion hat.
Ueber die Ausbeute an Leuchtgas wird gesagt: „1000 kg Kohle geben etwa 390 cbm
Leuchtgas.“ Wenige Zeilen weiter „pro 100 kg
Kohle resultieren 290 cbm“ und hernach heisst es, „zur Erzeugung des
Leuchtgases sind an Kohle erforderlich 32 cbm pro 100 kg Kohle.“ Die letzte
Bemerkung wird verständlich, wenn man die Worte „32 cbm Gas pro 100 kg Kohle“
in Klammern setzt, und so ist es auch wohl beabsichtigt. Es sind also über die
Gasausbeute in derselben Spalte drei verschiedene
Angaben enthalten, die alle drei nicht zutreffend
sind, denn die Berechnung selbst basiert grösstenteils auf der ganz
richtigen Annahme, dass aus 1000 kg Kohle 290 cbm Leuchtgas
entstehen. Fernerhin wird gesagt, „dass aus 1000 kg Kohle 650 kg Koks
erzeugt würden, während später mit 670 kg (67%) gerechnet wird. Also auch
zwei verschiedene Annahmen. Sodann heisst es, „dass von diesem Koks etwa 18% für
die Unterfeuerung der Retorten notwendig wären.“ Auch diese Zahl gibt zu
Ausstellungen Veranlassung, denn es wird an dieser Stelle nicht mit 18% vom gewonnenen Koks, sondern mit 18% von der vergasten Kohle gerechnet, weil sonst nicht 470
kg für die Wassergaserzeugung übrig bleiben könnten. Die Zahl von 18% auf die
vergaste Kohle gerechnet, ist reichlich hoch. Das mag auch dem Verfasser des Werkes
so geschienen sein, denn noch in derselben Spalte heisst es: „Rechnet man auf 100
cbm Leuchtgaserzeugung rund 40 kg Koksunterfeuerung“ u.s.w. Das entspricht
bei der Gasausbeute von 290 cbm pro 1000 kg Kohle einem Prozentsatz von 11,6%, der
auch angemessen erscheint. Das sind wiederum zwei verschiedene Annahmen.
Im ferneren Text heisst es, dass bei Verwendung von Leuchtgas bei 110 l Stundenkonsum
60 HK erzielt würden (100 HK mit 182,66 l) und ferner, dass vom Mischgas der
vorliegenden Zusammensetzung in Auer-Brennern 100 HK durch 200 l stündlich
entständen. Also 1 HK = 1,83 l Leuchtgas und 1 HK = 2 l Mischgas. Die Mischgasmenge
muss also, die Richtigkeit der Annahmen vorausgesetzt, im Verhältnis von 1,83 : 2 an
Menge mehr betragen, d.h. also: \frac{3600000\,.\,2}{1,83}= rund 3930000
cbm und nicht 4982000 cbm betragen.
Es sind daher auch nicht zu erzeugen 1198200 cbm Leuchtgas, sondern nur rund 930000
cbm, ferner nicht 3783800 cbm Wassergas, sondern nur 3000000 cbm. Auch fällt die
ganze Berechnung, welche dazu dient, den Rest an Koks zu bestimmen, der zur
Dampferzeugung beim Wassergasverfahren hinzugezogen werden kann, in sich zusammen,
denn es liegt bereits in der Voraussetzung der
angestellten Rechnung, dass kein Best bleiben kann. Nimmt man nach Dicke 1 kg Dampf für 1 kg Wassergas und eine 7fache
Verdampfung an, so wird an Brennstoff für die Dampferzeugung die Menge von rund
430000 kg Kohle nötig, die beim Mischgasverfahren nach vorliegendem Rezept noch
zugekauft werden muss.
So viel über die nach meiner Meinung vorhandenen Ungenauigkeiten; sollte ich mich
irren, so würde es mich freuen, eines Besseren belehrt zu werden.
Ich kann es mir aber auch nicht versagen, noch einige weitere Bemerkungen über die
Vergleichsrechnung hinzuzufügen.
Zunächst gibt es wohl keine Gasanstalt, die ihr erzeugtes Gas ausschliesslich für
Lichtzwecke verwerten kann. Die Lieferung für offene Flammen muss bei diesem
Mischgasverfahren wegen der geringen Leuchtkraft an sich unterbleiben und jeder
Benutzer des Gases zu Leuchtzwecken muss also die Unkosten der Glühstrumpfbrenner
für alle benutzten Gasflammen mit in den Kauf nehmen. Das wird vielleicht noch
manchen Widerspruch erleben, ist aber doch schliesslich durchführbar. Von viel
höherer und stetig wachsender Bedeutung für die heutigen Gasanstalten aber ist die
Lieferung an Koch- und Heizgas und solchem für Kraftzwecke.
Nun besitzen 3 600 000 cbm Leuchtgas a 5000 W.-E. = 18 Milliarden W.-E. und dagegen
3930000 cbm Mischgas a 3100 W.-E. rund = 12 Milliarden W.-E.
Werden z.B. nur 25% des Leuchtgases für Koch- und Kraftzwecke (es gibt
Gasanstalten, in denen an 50% der Erzeugung diesem Zweck dienen) gebraucht, so ist
der Wärmeaufwand dafür 4½ Milliarden W.-E. Daher behält man beim Leuchtgas
für Lichtzwecke
13½
Milliarden
W.-E.
=
rund
2700000 cbm,
beim Mischgas
7½
„
„
=
„
2400000 cbm.
Es würden also fehlen zur Erzeugung gleicher Lichtmengen in Auer-Lichtern \frac{2700000\,.\,2}{1,8}-2400000=
rund 600000 cbm Mischgas, die doch von vornherein mehr hätten erzeugt werden
müssen.
Bei einem für die Praxis brauchbaren Beispiele hätte man die Verwendung als Koch-,
Heiz- und Kraftgas entsprechend berücksichtigen müssen.
Die angefügten Betriebskostenberechnungen geben auch zu Widerspruch Veranlassung. Es
lässt sich bei den meisten darin enthaltenen Zahlen leider nicht übersehen, wie sie
zu stände gekommen sind, doch lassen sie gewisse Schlüsse zu.
Der Umstand z.B., dass die Rohrnetzreparaturen in beiden Fällen gleichgesetzt sind,
obwohl das Mischrohrnetz nach den im Beispiel ausgerechneten Mengen ⅓ mehr eines
noch obendrein spezifisch schwereren Gases fördern soll, also doch entsprechend
grösser sein muss, lässt z.B. darauf schliessen, dass die Mehrkosten der Rohrleitung
auch bei Berechnung der Zinsen und Amortisationen nicht mit berücksichtigt sind. Es
erscheinen deshalb sowohl die Amortisations- und Zinsenbeträge beim
Mischgasverfahren wie auch die Rohrnetzreparaturen nicht einwandfrei.
Auch gegen die angesetzten Arbeitslöhne sind Einwendungen möglich. An sich schon ist
der Betrag von 1,939 Pf. für 1 cbm Leuchtgas ein ausnahmsweise hoher.
Leuchtgasanstalten ähnlichen Umfangs heutiger Bauart kommen häufig mit 1 Pf. pro cbm
und noch weniger aus. Das Leuchtgas kommt hier also recht schlecht weg. Aber nimmt
man auch an, dass er richtig ist, so ist dagegen der Betrag der Arbeitslöhne für das
Mischgas zu niedrig. Es wird doch anzunehmen sein, dass die beim Mischgasverfahren
hergestellte geringere Leuchtgasmenge ebenso viel Löhne erfordert (bei kleinen
Anstalten steigen die Kosten im allgemeinen), wie beim reinen Leuchtgasverfahren.
Rechnet man so, so bleibt für die Herstellung des Wassergases so gut wie nichts
übrig und wenn letztere auch * an sich nicht so teuer sein mag, wie die des
Leuchtgases (Dicke rechnet selbst 0,108 Pf. pro cbm,
während mir andere Angaben vorliegen, die 10mal so hoch sind), so ist doch die Zahl
zu klein.
Noch schlechter ist aber die Koksverwertung bei der Leuchtgasherstellung beurteilt.
Für 1 cbm Leuchtgas soll der entfallende Betrag 1,928 Pf. sein.
Nun sahen wir oben, dass aus 1000 kg Kohle 290 cbm Leuchtgas erzeugt werden und nach
Abzug der Retortenheizung 470 kg Koks übrig bleiben. Für 290 cbm Gas beträgt also
der eingesetzte Kokswert 290 × 1,928 = rund 560 Pf. oder das kg Koks ist mit 560 :
470 = 1,19 Pf. in Anrechnung gebracht.
Das ist ein sehr schlechter Preis, der kaum jemals vorkommt. Normal für deutsche
Verhältnisse ist, dass der Koks sich etwas teurer stellt, wie die Gaskohle, die hier
mit 1,37 Pf. angesetzt ist. Auch Dicke hat das in
seinem Buche bestätigt, indem er an einer Stelle, wo die Gaskohle mit 1,3 Pf.
eingesetzt ist, den Preis des Koks mit 1,6 Pf. angibt.
Ich will es bei diesen Beispielen bewenden lassen und jedermann das Urteil
überlassen, ob eine solche Vergleichsrechnung geeignet ist, Klarheit zu schaffen.
Ich kann mir auch nicht versagen, zu bemerken, dass ich es nicht für vorteilhaft
halte, so angreifbare Zahlen zu veröffentlichen. Das Ansehen des Wassergases, das
für verschiedene Zwecke unbestreitbar hohen Wert besitzt, kann dadurch nur
beeinträchtigt, nicht gefördert werden.
Hochachtungsvoll
Joh. Körting, Oberingenieur.
Betreffend die Zuschrift des Herrn Oberingenieur Körting, welche einige Bemerkungen und Richtigstellungen zu den Dicke'schen Berechnungen enthält, ist zu sagen, dass
der Unterzeichnete von der Redaktion den Auftrag hatte, die Dicke'sche Schrift im Auszug zu bearbeiten. Er hat dieselbe daher
konzentriert, wie er es für das Dinglers polytechn.
Journal für gut befunden hat und mit eigenen Bemerkungen versehen, hat aber
allerdings die Dicke'schen Berechnungen nicht
nachgeprüft und die wechselnden Angaben Dicke's über
die Ausbeuten von Kohlen und Leuchtgas als Grundlage für eine Berechnung übersehen und das Stehenbleiben des Druckfehlers mit den
Kilogramm anstatt Kubikmeter selbst verbrochen. Es kann für die Interessenten nur
angenehm sein, wenn die Dicke'schen Berechnungen aus
der Gaspraxis heraus einer Kritik unterzogen worden sind und werden, obgleich man ja
weiss, dass derartige Berechnungen, weil sonstige und örtliche Verhältnisse einen
Einfluss ausüben, cum grano salis zu nehmen sind.
Bujard.