Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 196
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Die kaiserlichen Flottentabellen. Kaiser Wilhelm II. hat nach eigenen Angaben drei Flottentabellen zusammenstellen lassen, welche die Marinen Russlands (Ostsee), Japans und der Vereinigten Staaten zum Inhalt haben und u.a. jedem deutschen Kriegsschiff für das Offizierkorps zugehen. Die Zahlen wirken auf den ersten Blick erschrecklich. Russland steht da mit 23 Schlachtschiffen, Japan mit 11 und die Vereinigten Staaten besitzen sogar – 31. Danach müsste diesen Staaten gegenüber die Flotte des Deutschen Reiches eine winzige Macht repräsentieren. Dem ist aber keineswegs so, denn wenn man die deutsche Flotte nach dem für die Aufstellung der Tabellen beliebten Massstabe zusammenstellt, so zählt dieselbe – 45 Schlachtschiffe, nämlich unter Hinzuziehung der Panzerkanonenboote, alten Panzerschiffe und der in Bau und Ausrüstung befindlichen. Will man, wie das bei der Berechnung geschehen, auch die projektierten Schiffe hineinzählen (das Berl. Tageblatt, Nr. 541902, sagt, „das kürzlich erst fertiggestellte Panzerschiff „Projekt'“) und die alten Panzer „Kronprinz“, „Friedrich Karl“, „Preussen“ und „Friedrich der Grosse“ mitrechnen, die immerhin noch weit jünger sind wie drei auf den Listen stehende Amerikaner, so erhält man für Deutschland 58 Schlachtschiffe, eine imposante Macht. – Soweit es modernes Material betrifft, und das allein hat Wert, schrumpfen die Tabellenzahlen recht erheblich zusammen. Dann hat Russlands Marine nur 11 Schlachtschiffe fertig, sechs in Bau und Ausrüstung, dazu kann man noch vier nur 4126 t grosse Küstenverteidiger rechnen, wovon einer im Bau ist. Vier alte Turmfregatten, drei Panzerbatterien und zwölf Monitors, alle über 30 Jahre alt, vierzehn sich stark den Vierzigern nähernd, sind ebensogut altes Eisen wie die von 1872 stammende Turmfregatte „Pietr Velicki“. Japans Schlachtflotte zählt sieben Schlachtschiffe, darunter den über 20 Jahre alten, von China eroberten „Tschin Yuen“, drei 4278 t grosse, schwach geschützte Schiffe Typ „Hasidate“ sind ebenso wie der 25 Jahre alte „Fuso“ ausserdem in den Tafeln. Uebrigens hat Japan kein einziges Schiff in Bau oder in der Ausrüstung. Auf die Flotte der Vereinigten Staaten, welche mit der imponierenden Macht von 31 Schlachtschiffen auftritt, sei etwas näher eingegangen. Fünf Monitors von 1875 t (nicht mitgerechnet auf den Listen) und drei von 2100 t stammen aus den Jahren 1863 bis 1865. Wenn man sie auch während des spanisch-amerikanischen Krieges in Dienst stellte, so waren sie doch nur zur Hafenverteidigung, und auch da nur in sehr beschränktem Masse verwendbar; sie sind eigentlich der – Popanz eines Schlachtschiffes. Sechs weitere Monitors: „Monterey“, „Monadnock“, „Terror“, „Amphitrite“, „Miantonomoh“ und „Puritan“ sind 4000 bis 6000 t gross. Mit Ausnahme von „Monterey“, der 1891 ablief, ist an den Schiffen neun bis fünfzehn Jahre („Miantonomoh“ von 1876 bis 1891) gebaut worden. Nur „Monterey“ läuft 13 Meilen, die anderen können nur 10 bis 12 machen; danach ist ihr Wert als Schlachtschiffe sehr gering. Vier weitere moderne Monitors von 3235 t: „Florida“, „Arkansas“, „Nevada“, „Wyoming“ werden gebaut. Bis auf „Wyoming“ sind sie abgelaufen, fertig ist noch keines. Fertig sind „Indiana“, „Oregon“, „Massachussets“, je 10288 t, „Texas“ 6315 t, „Jova“ 11340 t, „Kearsarge“, „Kentucky“ 11540 t, „Alabama“, „Illinois“, „Wisconsin“ 11565 t, zusammen zehn – und weiter keine! Mit den übrigen steht es so: Nach Prozenten waren am 1. Januar 1902 (Army and Navy Journal, 18. Januar 1902) fertiggestellt „Maine“ 78 %, „Missouri“ 54 %, „Ohio“ 43 %, „Georgia“ 6 %, „New Jersey“ 5 %, „Rhode Island“ 5 %, „Virginia“ und „Nebrasca“ waren überhaupt noch nicht begonnen. Projektiert sind zwei Schlachtschiffe, deren Deplacement nach neuesten Nachrichten auf 17886 t angegeben wird; wenn sie in Bau kommen ist unbestimmt. Graf Reventlow schreibt im Zeitgeist des Berl. Tageblatt, 3. März 1902: „Im Jahre 1900 befanden sich auf amerikanischen Werften drei grosse Schlachtschiffe, vier Küstenpanzer und sechs geschützte Kreuzer. Ende desselben Jahres wurden neu in Bau gegeben: fünf Linienschiffe von je 15000 t, sechs Riesenkreuzer von 14000 t und drei Panzerkreuzer von 6800 t.“ Diese Angaben sind hoch übertrieben, denn, wie gezeigt, sind zwei von den fünf Linienschiffen Anfang 1902 noch gar nicht aufgelegt, gleiches gilt von zweien der sechs Riesenkreuzer, die übrigens Panzerkreuzer sind, nämlich von „California“ und „South Dakota“, während nur einer, „Colorado“, 15 % gefördert ist, die anderen noch weiter zurückstehen. Von den drei – nicht vier – 9800 t grossen Panzerkreuzern ist „St. Louis“ 2 % gefördert. Mit dem Bau der anderen beiden, „Milwaukee“ und „Charleston“, wird erst 1902 begonnen. Es steht also keineswegs so übermässig glänzend mit dem amerikanischen Bau, wie es nach den vielen Namen, die in den Listen figurieren, bevor noch die Pläne entworfen werden, den Anschein erwecken kann. Die angegebenen 31 Schlachtschiffe also gehenh was fertige, moderne anbelangt, und die allein hat man, wenn es zur Aktion kommt, auf – zehn zurück, drei weitere und vier Monitors nähern sich der Vollendung, und wenn man die sechs grossen, langsamen Monitors noch hinzurechnen will, so verfügen die Vereinigten Staaten etwa Ende 1903 über eine Schlachtflotte von dreizehn Linienschiffen, zehn Küstenverteidigern. Deutschland hat dann, abgesehen von der „Sachsenklasse“ und der „Oldenburg“ vierzehn Linienschiffe (vier „Brandenburg“-Klasse, fünf „Kaiser“-Klasse, fünf „Wittelsbach“-Klasse) und dreizehn Küstenverteidiger (acht „Siegfried“-Klasse, vier „Sachsen“-Klasse, „Oldenburg“). Die Flensburger Schiffbaugesellschaft. Die Flensburger Schiffbaugesellschaft hat folgende Aufträge erhalten: 1 Dampfer von 6500 t Tragfähigkeit für die Deutsch-Australische Dampfschiffahrtsgesellschaft, Hamburg. 1 einseitiges Schwimmdock für die Reiherstieg-Schiffbaugesellschaft Hamburg für 11000 t schwere Schiffe nach dem System Clark und Standfield, London. In Arbeit befindet sich die zweite Hälfte des Schwimmdocks für ff. C. Stülcken Sohn, Hamburg. 1 Frachtdampfer „Schönfels“, etwa 5700 Registertonnen, für die Deutsche Dampfschiffsgesellschaft „Hansa“, Bremen. 1 Dampfer für Fahrgäste, „Bürgermeister“, etwa 5800 Registertonnen, für die Deutsche Ostafrika-Linie, Hamburg. 1 Dampfer für Fracht und Fahrgäste, 5600 Registertonnen, für die Ostasiatische Gesellschaft, Kopenhagen. 1 desgleichen, 5500 Registertonnen, für die Dampfschiffahrtsgesellschaft Argo, Bremen. 2 desgleichen, je für 4900 Registertonnen, für die Hamburg-Amerika-Linie, Hamburg. 1 desgleichen, etwa 4500 Registertonnen, für die Deutsch-Australische Dampfschiffahrtsgesellschaft, Hamburg. Zusammen 8 Dampfer mit etwa 44000 Registertonnen und 2 Schwimmdocks. Die Gesellschaft hat ihre Werftanlagen bedeutend erweitert. E. A. Die Thätigkeit der englischen Marinewerften in 1901. Auf den englischen Marinewerften wurden von Stapel gelassen:        in Pembroke H. M. S. „Drake“, Panzerkreuzer von 14100 t Verdrängung H. M. S. „Essex“, Panzerkreuzer von 9800 t        in Devonport H. M. S. „Montagu“, Schlachtschiff von 14000 t        in Portsmouth H. M. S. „Kent“, Panzerkreuzer von 9800 t –––––– zusammen 47700 t von Stapel. In Bau begriffen sind:        in Pembroke H. M. S. „Cornwall“, Panzerkreuzer von 9800 t Verdrängung        in Portsmouth H. M. S. „Suffolk“, Panzerkreuzer von 9800 t 1 neues Schlachtschiff von 16500 t        in Devonport H. M. S. „Queen“, Schlachtschiff von 15000 t H. M. S. „Encounter“, geschützter Kreu-                        zer von 5880 t 1 neues Schlachtschiff von 16500 t –––––– zusammen 73480 t im Bau. E. A. Bücherschau. Leitfaden für den Unterricht in der Maschinenkunde an der Kaiserlichen Marineschule. Herausgegeben von der Inspektion des Bildungswesens der Marine. Berlin 1902. E. S. Mittler und Sohn. Der Leitfaden soll zunächst als Hilfsmittel für den Unterricht an der Kaiserlichen Marineschule dienen, aber auch sonst jedem Interessenten eine allgemeine Orientierung über die maschinellen Einrichtungen an Bord geben. Die einzelnen Abschnitte behandeln: Wärme und Arbeit – Entwickelung der Schiffsmaschine – Der Indikator und Verwendung der Indikatordiagramme – Zusammenhang zwischen Schiffsgeschwindigkeit, Pferdestärke, Kohlenverbrauch, Propellerwirkung und Aktionsradius – Kraftübertragung des Kurbelgetriebes – Formen und Arten der Schiffskessel – Kesselkörper mit Verankerung. Feuerungsanlage mit Armatur – Hauptmaschinenteile – Propeller – Steuerung – Kondensatoren – Pumpen – Rohrleitungen – Allgemeine Anordnung von Maschinen. Propeller, Kessel und Brennmaterial – Hilfsmaschinen – Elektrische Anlagen – Zusammenstellung der Hauptdimensionen, Gewichte, Leistungen u.s.w. S. M. Schiffe und Torpedoboote. Die Behandlung des Stoffes ist eine beschreibende; die wichtigsten Teile sind durch Abbildungen – es sind deren 122 im Text und auf Steindrucktafeln beigegeben – erläutert, und der Text ist so gehalten, dass auch diejenigen Konstruktionen, deren Form und Zusammensetzung nicht durch Figuren erläutert sind, in ihrer allgemeinen Wirkungsweise verstanden werden können.