Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 708
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Partridge's neuer Lichtbogenlöscher. Auf der in der Agricurtural-Hall in London untergebrachten „Tramways and Lighs Railways Exhibition“ findet sich unter den zahlreich ausgestellten Gegenständen eine anscheinend unbedeutend aussehende Einrichtung, die jedoch für Hochspannungs-Anlagen eine grosse praktische Bedeutung haben dürfte. Es ist dies ein neuer Lichtbogenbläser, welcher mit Anwendung eines neuen Mittels arbeitet. Bekanntlich lässt sich jeder Lichtbogen, sobald nicht mit allzugrossen Spannungen gearbeitet wird, durch einfaches Blasen zum Verlöschen bringen. Sobald jedoch die Spannung eine bestimmte Grösse überschreitet, bedarf es bereits eines bedeutend grösseren Kraftaufwandes, um den zum Verlöschen des Lichtbogens erforderlichen Luftstrom zu erzeugen. Nun werden allerdings für die praktische Umwandlung der Elektrizität in Licht und Wärme, wie solche in der Bogenlampe erfolgt, nur geringe Spannungen angewendet und besteht für dieselben ein Bedürfnis den Lichtbogen zu verlöschen nicht, da hier in der Regel eine einfache Abschaltung des Stromes vollkommen ausreicht. Bei Hochspannungs-Anlagen treten jedoch Lichtbogenbildungen zwischen den abgeschmolzenen Enden der eingelegten Sicherungen häufig auf und besteht im Interesse der Feuersicherheit das Bedürfnis, einen derartigen Lichtbogen möglichst schnell zum Verlöschen zu bringen. Die elektromagnetische Löschung des Lichtbogens ist jedoch in einem solchen Falle mit grossen Schwierigkeiten und namentlich mit grossen Kosten verbunden, da an jeder Sicherungsstelle ein derartiger Funkenlöscher, welcher oft jahrelang nicht in Thätigkeit tritt, angebracht werden müsste. Es erübrigt sonach, will man auf eine derartige Lichtbogenlöschung überhaupt nicht verzichten, nur zu den Gebläselöschern die Zuflucht zu nehmen. Partridge benützt nun für seinen Lichtbogenlöscher oder Bläser die im Handel befindlichen, mit flüssiger Kohlensäure gefüllten Stahlkapseln, wie solche zur Selbsterzeugung kohlensaurer Getränke sich einer grossen Beliebtheit erfreuen. Diese Kapseln bestehen aus zwei Teilen, nämlich dem eigentlichen Behälter der Kohlensäure und der Verschlusskappe, welche gleichfalls aus Stahl gefertigt, durch einen Kautschuckring an das Gehäuse festgepresst wird. Sobald dieser Kautschuckring losgelöst wird, drückt die unter grossem Drucke stehende Kohlensäure die Kappe ab und strömt mit grosser Vehemenz aus. Diese Stahlkapseln sind nun mit der Abschmelzsicherung in einer Weise verbunden, dass bei Bildung eines Lichtbogens der die Kappe festhaltende Kautschuckring abgeschmolzen und hierdurch die Stahlkappe freigegeben wird. Der hierdurch entstehende Kohlensäurestrom, welcher durch entsprechende Lagerung der Kapsel direkt auf den Lichtbogen gelenkt wird, ist nun kräftig genug, um den Lichtbogen jederzeit mit Sicherheit zum Verlöschen zu bringen. Die Gesamtanordnung der Einrichtung lässt sich aus Fig. 1 (halb Seitenansicht, halb Schnitt) und Fig. 2 (Draufsicht) entnehmen. Textabbildung Bd. 317, S. 707 Fig. 1. Der Abschmelzdraht ist in einen irdenen Trog, auf einen Glimmerstreifen gebettet, eingesetzt. An der Oberseite wird er in der Mitte bis ungefähr 1½ cm vom Rande mit einem Glimmerstreifen überdeckt, wobei die beiden Glimmerstreifen durch einen Papierhefter zusammengehalten werden. Dieser Abschmelzdraht wird nun mit seinen Enden wie normal zwischen zwei Kontakten eingeklemmt. Unmittelbar vor den Klemmen sind zwei auswechselte Porzellanschirme eingesetzt, in die je eine der genannten Stahlkapseln in der Weise eingesetzt ist, dass der rückwärtige Teil das Massiv, der vordere Teil die Kappe bildet. Der rückwärtige Teil dieser Stahlkapsel ist nun mit dem Ende des Abschmelzdrahtes durch einen Federkontakt in leitende Verbindung gebracht, der vordere Teil mit der Kappe befindet sich jedoch oberhalb des unbedeckten Teiles des Abschmelzdrahtes, so dass die Stahlkapsel solange keinen Teil des Hauptstromkreises bildet, als sich nicht der Lichtbogen am Abschmelzdrahte bildet, in welchem Fall die Kappe der Stahlkapsel abgelöst wird und die ausströmende Kohlensäure den Lichtbogen verlöscht. Die Länge des Abschmelzdrahtes beträgt für Spannungen von 10000–20000 Volt ungefähr 22 cm. Es wurde jedoch gezeigt, dass auch bei bedeutend kürzeren Schmelzdrähten das Ausblasen des Lichtbogens mit Sicherheit erfolgt. So wurde ein Strom von 30 Kilowatt bei 10000 Volt Spannung durch einen Abschmelzdraht von 22 cm kurzgeschlossen, sodann der Draht auf 15 cm und späterhin successive bis auf 1,5 cm verkürzt und in allen Fällen der entstehende Lichtbogen mit Vehemenz ausgeblasen. Textabbildung Bd. 317, S. 707 Fig. 2. Die Dauer der Löschung war bei den längeren Drähten sogar eine grössere, was darin seinen Grund findet, dass es doch immer eine Weile dauert, ehe die Kappe hinreichend erwärmt wird, um sich abzulösen, und bei längeren Drähten der Lichtbogen oft erst langsam sich vergrössert. Als interessant mag noch bemerkt werden, dass sich die Stahlkapsel hierbei garnicht erwärmt, indem die rasche Expansion der Kohlensäure eine solche Abkühlung bewirkt, dass es den Anschein erweckt, als wenn die Kapsel garnicht der intensiven Hitze des Lichtbogens ausgesetzt gewesen wäre. Dieser Lichtbogenlöscher gelangt in neuerer Zeit auch in den Verteilungskästen für die Leitungen zur Anwendung und soll auch an Ausschaltern angebracht, gute Dienste leisten. Wesentlich bei denselben ist es, dass das Ende des Abschmelzdrahtes mit dem massiven Teile der Stahlkapsel in gut leitender Verbindung steht und das Kappenende desselben sich unmittelbar über dem nicht bedeckten Teile der Schmelzsicherung befindet. Ferner ist dafür zu sorgen, dass ein sich bildender Lichtbogen nicht nach rückwärts greifen kann und die Stahlkapsel an unrichtiger Stelle zum Schmelzen bringt, zu welchem Zwecke die Porzellanschutzschirme, die, wo es sich um bedeutendere Energiemengen handelt, durch solche aus Marmor ersetzt werden, zur Verwendung gelangen. A. P. Lösliche Kartoffelstärke. In der „Oesterreichischen Chemikerzeitung“. Jahrgang V, macht Dr. Ferd. Virneisel in anbetracht sowohl des stetigen Aufschwunges der Textilindustrie als auch des von Jahr zu Jahr steigenden Verbrauches an Kartoffelstärke auf die „Herstellung löslicher Kartoffelstärke“ nach dem Verfahren Bellmas aufmerksam. Im allgemeinen haftet der Handelskartoffelstärke der Nachteil an, dass sich dieselbe nicht direkt zur Appretur, Schlichterei u.s.w. verwenden lässt, weil sie nur zu leicht, mit Wasser gekocht, einen starren Kleister bildet. Nun wird in neuerer Zeit nach dem Verfahren von Bellmas (D. R.-P. 110957, in Oesterreich No. 2023, in Ungarn No. 16168) eine lösliche Kartoffelstärke hergestellt, die, mit Wasser gekocht, eine klare Lösung giebt und den Faden des Gewebes völlig durchdringt, also gleichmassig und intensiv das Gewebe stärkt. Um dies zu erreichen, erwärmt Bellmas die Stärke so lange mit 2 % Schwefelsäure bei 55° C., bis die Stärkekörner in die wasserlösliche Modifikation übergegangen sind. Die Stärke wird nun durch häufiges Waschen mit Wasser von der Säure befreit und dann getrocknet. Dr. Hcp. Bücherschau. Lehrbuch der darstellenden Geometrie mit Einschluss der Schattenkonstruktionen. Von Dr. M. Bernhard, Professor an der Königl. Baugewerkschule in Stuttgart. Stuttgart 1901. Heinrich Enderlen. Das Buch ist vor allem für den Techniker bestimmt. Die bisherigen wissenschaftlichen Lehrbücher der darstellenden Geometrie sind für den Techniker zu umfangreich und setzen zu viele mathematische Kenntnisse voraus; die mehr den praktischen Bedürfnissen angepassten Lehrbücher entbehren bis jetzt wohl alle der wissenschaftlichen Darstellung. Der Versuch, beides zu vereinigen, scheint mir hier entschieden gelungen zu sein. Das Buch enthält alles für den Techniker – sowohl den Studierenden an Mittelschule als Hochschule – Wissenswerte aus der darstellenden Geometrie in gedrängter Fassung mit vollständigen, einwandfreien Beweisen ohne mehr als die Elementargeometrie vorauszusetzen. Im ersten Teil (15 S.) sind die notwendigen Sätze aus der Stereometrie begründet. Der zweite Teil (137 S.) enthält die Projektionslehre und behandelt, nebst den vorbereitenden Sätzen, die Kegelschnitte, die Zylinder-, Kegel-, Umdrehungs- und Schraubenflächen, deren ebene Schnitte und Durchdringungen. Der 3. Teil (31 S.) enthält die Schattenkonstruktionen, soweit es sich um die Grenzen der Schlag- und Körperschatten handelt. Daneben sind in grösserer Anzahl praktische Beispiele für den Architekten und Maschineningenieur behandelt, und es hat uns gefreut, zu erkennen, dass die Methoden oft kürzer und genauer sind als die bisher vielfach in technischen Büchern üblichen; es wird dies namentlich durch geschickte Annahme neuer Projektionsebenen erreicht. In Kürze wird auch die schiefe Parallelprojektion auseinandergesetzt; vielleicht gelingt es dadurch, dass die Vorteile dieser Darstellungsart in der Technik noch mehr benutzt werden. Schreiber dieses legt das Buch schon seit mehr als einem Semester seinem Unterricht zu Grunde und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht, was er namentlich auch den sorgfältig ausgeführten und im Druck vorzüglich wiedergegebenen Figuren zuschreibt, so dass er in der Lage ist, das Buch allseitig zu empfehlen. K. Anleitung zur statischen Berechnung armierter Betonkonstruktionen unter Zugrundelegung des Systems Hennebique von Architekt Erich Turley, Assistent am Baupolizeiamt zu Düsseldorf. Mit 13 Text-Illustrationen. Leipzig 1902. Arthur Felix. Das vorliegende Heftchen giebt auf 23 Seiten einige Beispiele zur statischen Berechnung armierter Betonkonstruktionen und wendet sich insbesondere an die, die solche nach dem System Hennebique auszuführen beabsichtigen. Leider werden hierbei nähere Mitteilungen über die Theorie und namentlich über die Praxis des genannten Systems nicht gemacht, sondern es wird dies alles als bekannt vorausgesetzt. Und doch wäre es durchaus nicht uninteressant gewesen, wenigstens in grossen Zügen etwas darüber zu hören, wie sich diese Bauweise in der Praxis eingeführt und bewährt hat, verbunden mit einigen Hinweisen auf ihre zweckmässige Ausführung. Denn namentlich in Deutschland ist das System Hennebique noch wenig eingeführt, obschon es doch nicht mehr zu den allerneuesten Bauweisen gehört. G. B. Elektrische Schnellbahn Hamburg-Berlin 286 km. Von A. Petzenbürger. Fertiger Entwurf. Fahrplan, Stromzuleitung und Stromabnehmer, Kostenanschlag für Anlage und Betrieb etc. Fr. Grabow's Verlagshandlung, Hamburg. Wenn auch mit der Bezeichnung „fertiger Entwurf“ viel zu weit gegangen scheint, indem bezüglich aller Konstruktionsdetails die erforderlichen Angaben fehlen, so ist diese Broschüre doch lesenswert, weil selbe in allgemeinen Gesichtszügen die Vorteile des elektrischen Betriebes auf Vollbahnen, namentlich für den Schnellverkehr hervorhebt und in plausibler Weise darthut, dass die Einführung desselben nicht zu den Unmöglichkeiten zählt. Dem Fachmanne wird diese Broschüre, welche doch nur Bekanntes, auf eine bestimmte Bahnlinie bezogen, vorbringt, wenig Neues sagen. Die Anwendung einer Spannung von 25000 Volt bei Verwendung von Dreiphasenstrom erscheint an und für sich wohl möglich, doch dürfte der direkte Antrieb der Motoren mit so hohen Spannungen noch Schwierigkeiten begegnen, so dass eine Transformation sich als unerweislich ergeben wird. Auch der ökonomische Effekt lässt sich in der dargestellten Weise kaum erwarten, da der elektrische Betrieb nur dann billiger sein kann als der Lokomotivbetrieb, wenn die Zentrale während der ganzen Zeit des Arbeitens nahezu gleichmässig und voll belastet ist, was sich bei nur wenigen grossen und schweren Zügen, wie solche von dem Verfasser des Entwurfes in Aussicht genommen sind, kaum erreichen lässt. A. P. Einrichtung und Behandlung der Dynamo-Maschine. Von Ernst Rehbein. Leipzig, Siegbert Schnurpfeil. Die Broschüre ist zum Gebrauche für Maschinisten, Monteure und Besitzer elektrischer Anlagen bestimmt. Nach der Beschreibung der Wechselstrommaschine ist die Gleichstrommaschine behandelt und hat der Verfasser Wert darauf gelegt, ein klares Schaltungsschema zu geben. Pckg. Die Elektrolyse wässeriger Metallsalzlösungen mit besonderer Berücksichtigung der in der Galvanotechnik üblichen Arbeitsweisen. Von Ed. Tordis. Mit 11 Figuren und 3 Tafeln. Halle a. S., 1901, Wilhelm Knapp. In dem vorliegenden Werk hat der Verfasser versucht, die in der Galvanotechnik üblichen Verfahren modern-wissenschaftlich darzustellen und von einem einheitlichen Gesichtspunkt aus zu beleuchten. Dabei hat der Autor das über „galvanische Bäder“ vorliegende, umfangreiche Material gesichtet und teilweise durch eigene Untersuchungen ergänzt, wobei die vorhandenen Messmethoden mit grossem Geschick verwandt und nach Bedarf durch neu ersonnene ergänzt wurden. Der Verfasser hat die Aufgabe, welche er sich gestellt hat, in vorzüglicher Weise gelöst, und so ein Werk geschaffen, welches sowohl für den Theoretiker und namentlich auch für den auf dem Gebiet der Galvanotechnik praktisch Thätigen von dauerndem Nutzen sein wird. C. Hsrn. Der elektrische Betrieb im Bergbau. Die Eigenschaften der elektrischen Maschinen und ihre Anwendung in der Grube mit besonderer Berücksichtigung der Betriebssicherheit. Ein Leitfaden für Betriebsbeamte von Dr. Th. Erhard, Oberbergrat und Professor an der Kgl. Bergakademie Freiburg i. S. Halle a. S. 1902. C. O. Lehmann. Die elektrische Kraftübertragung im Bergbau ist in den letzten Jahren ausserordentlich rasch fortgeschritten, was in der nächsten Zeit vielleicht noch in erhöhtem Masse der Fall sein wird. Die verhältnismässig kleinen Abmessungen des Elektromotors, die bequeme Verlegung der Leitung in den engen Grubenräumen und die hohe Oekonomie eröffnen dem Elektromotor immer weitere Verwendungsgebiete; die Annahme ist daher wohl berechtigt, dass der Elektromotor in kurzer Zeit die beim Bergbau vorwiegende Antriebsmaschine sein wird. Neben den grossen Vorzügen birgt nun aber die elektrische Kraftübertragung auch manche Gefahren für den Betrieb und für das Leben und die Gesundheit der Arbeiter in sich, die aber bei einer sachgemässen und gut ausgeführten Anlage eng begrenzt werden können. Der Verfasser setzt mit Recht voraus, dass bei dem raschen Fortschritt der Elektrotechnik der Betriebsbeamte mit den Eigenschaften der modernen elektrischen Maschinen nicht vollständig vertraut ist und bespricht daher in den ersten sechs Abschnitten seines Buches in leicht fasslicher Weise zunächst die Wirkungsweise und die Eigenschaften der elektrischen Maschinen, um dann in weiteren 4 Abschnitten die wichtige Frage über die Sicherheit des elektrischen Betriebes in der Grube zu behandeln. Wenn auch über diese Frage in einzelnen Aufsätzen Material vorliegt, so fehlte es doch bisher an einer umfassenden Arbeit über die Sicherheit des elektrischen Grubenbetriebes bezw. über die Gefährlichkeit elektrischer Anlagen, soweit Grubenbetriebe in Betracht kommen. Der Verfasser hat daher in seinem Buche das Hauptgewicht auf die Behandlung dieser wichtigen Frage gelegt und Beispiele aus der Praxis herangezogen. Das Buch wird den Bergbeamten als Leitfaden wertvolle Dienste leisten und kann daher hestens empfohlen werden.