Titel: Bücherschau.
Autor: E. Jahnke
Fundstelle: Band 333, Jahrgang 1918, S. 42
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Bücherschau. Bücherschau. Lehrbuch der Experimentalphysik in elementarer Darstellung. Von Arnold Berliner. 2. Auflage. Jena 1911. Gustav Fischer. Daß von dem Lehrbuch der Physik von Berliner im Verlauf weniger Jahre eine zweite Auflage erforderlich geworden ist, spricht schon für sich allein für die Güte und Brauchbarkeit des Buches. Es muß dem Verfasser eine Freude gewesen sein, daraus zu ersehen, daß er mit seiner Art der Darstellung einem Bedürfnis entgegengekommen ist. In der Tat ist wohl für viele die Behandlungsweise des Stoffes in manchen der gangbaren Lehrbücher der Physik etwas zu knapp und kurz. Für den Anfänger kann die Darstellung nicht ausführlich genug sein, und der Verfasser hat Recht daran getan, diesen Grundcharakter des Buches auch in der zweiten Auflage ungeändert beizubehalten. Natürlich bekommt dadurch für den Vorgeschrittenen das Buch an manchen Stellen etwas Weitschweifiges – aber für solche, die Physik schon können, ist es ja eben auch nicht geschrieben. Man merkt allenthalben, daß der Verfasser bemüht war, das Buch in der zweiten Auflage dem derzeitigen Stand der Wissenschaft anzupassen. In der Sorgfalt, mit der die Grundbegriffe und Grunderscheinungen auseinandergesetzt werden und in dem Bestreben, dem Anfänger sie möglichst klar und verständlich auseinanderzusetzen, ist das Buch mustergültig. Besonders möchte der Berichterstatter die Behandlung der Optik (für die der Verfasser wohl eine besondere Vorliebe hat?) rühmend hervorheben. Namentlich ist es erfreulich, daß bei der Behandlung der Abbildungslehre, sowie des Baues und der Wirkungsweise der optischen Instrumente die Abbesche Abbildungslehre ausführlich dargestellt und zugrunde gelegt wird; in vielen Lehrbüchern werden diese Dinge auch jetzt noch etwas stiefmütterlich behandelt. Wenn der Berichterstatter einige ihm aufgefallene mögliche Verbesserungen des Buches vorschlägt, so tut er dies nur in der Absicht, dem Buch vielleicht noch in späteren Auflagen kleine Schönheitsfehler zu nehmen, die es nach seiner Ansicht noch hat, eben weil er der Meinung ist, daß das Lehrbuch wertvoll ist und eine Lücke in der Menge der vorhandenen ausfüllt. Eine Aeußerlichkeit, die aber oft störend ist, ist der stellenweise sehr kleine Druck, der die Augen recht anstrengt. Er war wohl stellenweise nötig, um den Umfang des Buches nicht zu sehr anschwellen zu lassen. Ferner dürften manche Figuren besser gezeichnet sein, die jetzt einen allzu skizzenhaften Eindruck machen, worunter die Deutlichkeit leidet. Vermißt hat der Berichterstatter Erwähnung und Beschreibung des Stereoskops. In der Elektrizitätslehre würde das Buch wohl gewinnen durch wesentlich eingehendere Berücksichtigung der Elektronentheorie, Die Deutung des Gesetzes von Wiedemann und Franz zum Beispiel, die durch sie ermöglicht ist und ja immer noch den Glanzpunkt der Elektronentheorie bildet, ist so anschaulich und durchführbar, daß sie auch in ein Lehrbuch für Anfänger aufgenommen werden sollte. Ebenso ist es zum Beispiel mit dem Zeemanphänomen, das in dem Buch nur ganz kurz erwähnt ist; bei seiner großen Wichtigkeit dürfte es wohl eine eingehende Beschreibung und Erläuterung verdienen. Diese und andere hierhergehörende Dinge ließen sich auf Kosten anderer Auseinandersetzungen, die vielleicht zu weit ins einzelne gehen, einfügen. Doch sollen diese Ausstellungen, wie gesagt, nur Verbesserungsvorschläge sein, die Wertung des ganzen Buches aber, das eine sehr wertvolle und namentlich für Anfänger außerordentlich nützliche Bereicherung der Zahl der Physiklehrbücher ist, in keiner Weise herabsetzen. F. A. Schulze. Die Montage elektrischer Licht- und Kraftanlagen. Von Obering. H. Pohl. Sechste Auflage. Bibliothek der gesamten Technik. Leipzig 1917. Dr. M. Jänecke. Preis geb. 2,80 M. Das jetzt in sechster Auflage erschienene Buch ist als Taschenbuch zum Gebrauch für Ingenieure, Installateure, Elektromonteure, Betriebsführer, Maschinisten, Besitzer elektrischer Anlagen usw. gedacht. In leichtverständlicher gefälliger Schilderung macht es mit den in elektrischen Anlagen aller Art vorkommenden Maschinen, Einrichtungen und Schaltungen bekannt und gibt dem Belehrung Suchenden eine Fülle praktischer Winke an Hand, deren Wert besonders für die elektrotechnische Praxis nicht zu unterschätzen ist. Aus dem Inhaltsverzeichnis verdienen unter anderem die Kapitel hervorgehoben zu werden: Grundbegriffe, Maschinenanlagen, elektrische Maschinen und ihre Montage, Störungserscheinungen und Fehler, Akkumulatoren, Meßinstrumente und Messungen, Schaltapparate, Leitungen und Leitungsanlagen, Beleuchtung, elektrische Ausrüstungen von Hebezeugen, sodann über die Besonderheiten elektrischer Bergwerksanlagen, Schiffsinstallationen, landwirtschaftlicher Betriebe und anderes mehr. Im Schlußkapitel tritt der Verfasser für die fachliche Aus- und Weiterbildung des Elektromonteurs ein und kennzeichnet kurz die zu beachtenden Richtlinien. Rich. Müller. Die höhere Mathematik als allgemeinverständliches Rechnungsmittel. Von H. Schlüter. Mit 30 Abb. und zahlreichen Beispielen. Berlin 1917. H. Meußer. Preis geh. 1,80 M, geb. 2,80 M. Nach dem Vorwort könnte jemand auf die Erwartung kommen, daß die vorliegende Schrift eine Einführung in die Elemente der höheren Mathematik bieten möchte. Diese Erwartung würde gründlich getäuscht werden. Was der Verfasser als Erklärung des Differentialquotienten und des Integralbegriffs hinstellt, ist durchaus unverständlich und, soweit es verständlich erscheint, falsch. Es wäre besser gewesen, wenn sich der Verfasser auf die Zusammenstellung von Formeln und die Mitteilung der üblichen Aufgaben aus der technischen Mechanik beschränkt hätte. E. Jahnke. Darstellende Geometrie. Von J. Hjelmslev. IX und 320 Seiten. 8°. Mit 305 Abb. im Text. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geh. 5,40 M. geb. 6,– M. H. E. Timerding gibt im Teubner'schen Verlag ein Handbuch der angewandten Mathematik heraus, das einmal für Studierende der Mathematik, in der Hauptsache für künftige Lehrer der Mathematik bestimmt ist, andererseits für Techniker, die ihre wissenschaftliche Auffassung vertiefen wollen. Von diesem Handbuch ist das vorliegende Buch der zweite Band. Während der erste Band sich einer praktischen Analysis zuwendet, bringt der zweite die darstellende Geometrie. Daß wir an Lehrbüchern für dieses Fach Mangel leiden, wird niemand behaupten. Um so höher ist es einzuschätzen, daß der Verfasser es verstanden hat, Neues zu bringen. Nicht in der landläufigen Bestimmung der darstellenden Geometrie, eine Einführung in die technischen Wissenschaften zu sein, sucht der Verfasser seine Hauptaufgabe, sondern darin, die selbständige Bedeutung dieses Faches als Grundlage der Raumgeometrie hervorzuheben. Damit ist das ganze Buch in seiner Stellung zu all den anderen Lehrbüchern über darstellende Geometrie gekennzeichnet. Was den Inhalt anbelangt, so teilt der Verfasser den Stoff in 14 Kapitel: 1. Einfache und 2 doppelte Projektion, 3. Parallelprojektion, 4. perspektivische Darstellung, 5. Elemente der projektiven Geometrie, 6. Kegelschnitte, 7. ebene Kurven, 8. Umdrehungsflächen, 9. Kegelschnittflächen, 10. Raumkurven, 11. abwickelbare Flächen und andere Hüllflächen, 12. windschiefe Flächen, 13. Schraubenflächen und topographische Flächen, 14. Beleuchtung der Flächen. Von ganz besonderer Bedeutung erscheint uns die Behandlung der Kurvenlehre, die mit Recht allgemeiner, natürlicher und vollständiger genannt wird als die durch die analytische Behandlung mit Hilfe der Infinitesimalmethode. Leider konnte die entsprechende Behandlung der Flächen wegen Raummangel nur andeutungsweise gegeben werden. Für Studierende eine vorzügliche Einführung in die dar stellende Geometrie, da nur die elementarsten geometrischen Kenntnisse vorausgesetzt werden und fernerhin durch die an manchen Stellen knapp gehaltene Form das selbständige Denken der Leser einsetzen muß. Aber auch für Lehrer der Mathematik an höheren Lehranstalten und Hochschulen bringt das Werk genüg Anregungen, so daß wir ihm nur den weitesten Leserkreis wünschen können. P. B. Fischer. Warum wird die Wurst schief durchschnitten? Von G. Th. Fechner. Aus großen Meistern der Naturwissenschaften Nr. 16. Leipzig 1917. Joh. A. Barth. Preis 0,45 M. Eine launige Plauderei, geeignet jedem, der Sinn für Humor hat, einige heitere Minuten zu verschaffen. Wem es allerdings Wurst ist, ob die Wurst gerade oder schief durchschnitten wird, ob die elliptische Form sich dem länglichen Zuge der Wurst mehr anschließt, ob die Hausfrau durch den größeren Schnitt dem Gast die Güte der Wurst zu zeigen sucht, ob der schiefe Schnitt mehr den Charakter des sanften Zuges hat, wie er bei den Frauen vorwiegt, oder ob die Frau die Wurst schief durchschneidet aus Widerspruchsgeist gegen die Männer, die das Gerade lieben – der wird für die geistreiche Schrift nur ein Achselzucken übrig haben. E. Jahnke.