Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LX., S. 398
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LX. Miszellen. Miszellen. Analyse des Indigo. Die HHn. A. Le Royer und I. A. Dumas haben in dem Journal de Pharmacie (8. Ann. Nr. 8. S. 377) eine Analyse des Indigo bekannt gemacht, welche sehr von jener des Hrn. Thomson Hr. Thomson gibt naͤmlich, als Bestandtheile von 100 Theilen Indigo, 46,154 Sauerstoff, 40,384 Kohlenstoff, und 13,462 Stikstoff an. A. d. Ueb. abweicht, und deren Resultate wir hier liefern wollen. 1. Krystallisirter Indigo. Auf die ersten violetten Krystalle, die, gepulvert, schwarz blau wurden, und die die HH. VV. durch bloße Erhizung eines Stuͤkes Indigo in einem Uhrglase auf einer Weingeist-Lampe in rechtwinkeligen Prismen an der Oberflaͤche desselben erhielten, zeigten sich, wenn man nach Abnahme dieser Krystalle, den Indigo neuerdings erhizte, zeisiggruͤne Krystalle: eine Farbe, die derjenigen aͤhnlich ist, welche der Indigo annimmt, wenn man ihn mit einem Koͤrper behandelt, der eine große Verwandtschaft zum Sauerstoffe hat. Diese Krystalle sind gleichfalls Prismen, aber mehr nadelfoͤrmig. 100 Theile der ersteren Krystalle gaben bei der Analyse: 73,26 Kohlenstoff, 13,81 Stikstoff,   2,50 Wasserstoff, 10,43 Sauerstoff. 2. Durch Abwaschen gereinigter Indigo. 100 Theile in Wasser, Alkohol und in Wasser mit etwas Kochsalzsaure gewaschenen Indigos gaben: 71,71 Kohlenstoff, 13,45 Stikstoff,   2,66 Wasserstoff, 12,18 Sauerstoff. 3. Niedergeschlagener Indigo gab in 100 Theilen: 74,81 Kohlenstoff, 13,98 Stikstoff,   3,33 Wasserstoff,   7,88 Sauerstoff. Die HHn. VV. bemerken, daß Hrn. Thomson's Verfahren oder daß seine Instrumente ihn zu dem Irthume verleitet haben moͤgen, welcher aus der Vergleichung ihrer Analysen mit der seinigen erhellt. Ueber Eisen und Stahl. Von Hrn. Gill in dessen technical Repository. September 1822. S. 193. Gegenstaͤnde, die aus Stahldraht verfertigt sind, gerade zu haͤrten. Der seel. Hr. Rehe in Shoc-lane, ein aͤußerst geschikter Mechaniker, bediente sich hiezu folgenden Verfahrens. Nachdem er die zu haͤrtenden Gegenstaͤnde vorlaͤufig sorgfaͤltig bis auf den gehoͤrigen Grad erhizte, warf er sie, statt daß er dieselben, wie gewoͤhnlich in Wasser abkuͤhlte, auf einen feststehenden Bloͤk von Guß-Eisen mit vollkommen ebener Oberflaͤche, und walzte sie mit einer anderen darauf gedruͤkten flachen Eisenplatte hin und her. Durch dieses Rollen waͤhrend des Erkuͤhlens und Haͤrtens zwischen den zwei eisernen Platten blieben sie vollkommen gerade. Kegelfoͤrmige staͤhlerne Sakuhr-Achsen gerade zu haͤrten. Hr. Edm. Turrell, der uns obiges treffliches Verfahren mittheilte, vermuthet, daß die Achsen der Genfer-Uhren, die vollkommen gerade und so hart sind, daß sie von dem haͤrtesten staͤhlernen Instrumente kaum angegriffen werden, auf aͤhnliche Weise gehaͤrtet werden. Sie sind zwar kegelfoͤrmig, lassen sich aber, bei einiger Uebung, eben so geschikt zwischen zwei flachen Platten rollen. Ueber Telegraphe mit abwechselndem Alphabete zur geheimen Correspondenz befindet sich ein interessanter Aufsaz in den Transactions of the Society or the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce, von Nicolas Harris Nicolas, Esqu., welche auch im November-Stuͤke 1822 des Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture S. 343 abgedrukt ist. Wenn wir, vielleicht in tausend Jahren einst, in Deutschland Telegraphen errichtet haben werden, werden wir von dieser sinnreichen Verbesserung des Hrn. Harris Nicolas, fuͤr welche derselbe die silberne Medaille erhielt, Gebrauch machen koͤnnen. Ueber Kupfervitriol-Bereitung und Gewinnung des Caͤment-Kupfers, so wie dieselben am Bergwerke zu Agrode bei Belluno betrieben wird befindet sich ein interessanter Aufsaz (Memoria metallurgica sopra la miniera di Agordo nel Bellunese) von Hrn. Prof. Th. Ant. Catullo zu Verona, in dem Giornale di Fisica, Chemica etc. d. Consigliachi e Brugnatelli, Decad. II. T. V Secondo Bimestre p. 113, worauf wir die Leser, die allenfalls Vitriol-Sidereien besizen oder betreiben, aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Ueber Herrn Pradier's Fabriken zu Paris, rue Boury l'Abbé Nr. 22. Herr Baillet hat im Namen des Comitè des Arts méchaniques im Bulletin de la Société d'Encourragement pour l'Industrie nationale N. CCXIII. S. 65 uͤber die Fabriken des bereits im vorigen Jahre mit einer goldenen Medaille belohnten Herrn Pradier Bericht erstattet, aus welchem sich der bluͤhende Zustand derselben ergibt. Seine Perlmutter-Arbeiten sollen in jeder Hinsicht einzig seyn. Er hat ein Federmesser mir einer Perlmutter-Schale versehen, welches demselben einen Kaufwerth von 1200 Franken, (200 Laubthaler) verschaffte. Er verfertigt monatlich, 4000 Streichriemen fuͤr Barbiermesser, und 9000 Barbiermesser, welche aus dem Gußstahle der Herren Jakson und Comp. zu St. Etienne, Dptt. de la Loire, erzeugt werden. Diese Barbiermesser sind alle gleich, und nur ihre Schale aͤndert ihren Preis; sie kommen, waͤhrend der Arbeit zu 7 verschiedenen Meistern, deren jeder nichts anderes sein ganzes Leben lang als gerade die fuͤr ihn bestimmte Art von Arbeit daran zu vollbringen hat. Dadurch erhalten diese Arbeiter auch eine solche Fertigkeit, daß z.B. einer, der ehevor nur anderthalb Duzend Barbiermesser an einem Tage schmieden konnte, jezt 5, ja zuweilen 7 Duzende des Tages schmiedet. So sehr kann der Mensch Maschine werden! Das Duzend dieser Barbiermesser kostet eben so viel als das Duzend Riemen, 15 Franken; ein einzelnes Stuͤk 2 Franken. Eben dieser Hr. Pradier verfertigte eine Klinge aus Clouet's damascirtem Stahle von 36 Centimeters Laͤnge, (1,1 Fuß) und versah die Schneide desselben mit Gußstahl; er verfertigte ferner eine eben so lange Klinge aus bloßem Gußstahle. Beide Klingen haben so feine Schneide, daß man damit Federn schneiden und sich barbieren kann; sind, obschon man dem Gußstahle die schwaͤchste Elasticitaͤt unter allen Stahlarten bisher zuschreiben mußte, so elastisch, daß sie sich dreimal nacheinander, um eine Flasche winden ließen, die nur ein Decimetre (0,3 Fuß) im Durchmesser hatte, und sich alsogleich wieder herstellten; und sind endlich so hart und zaͤhe, daß man damit einen Nagel von 4 Millimetres (0,0264 Fuß) im Durchmesser entzwei, und eine Eisenstange von 8 Millimetres im Gewichte bis auf 5 Milimetres Tiefe einhauen konnte, ohne daß sie dadurch eine Scharte bekommen hatten. Die Petschierstoke mit beweglichen Wappen und Buchstaben, welche Pradier verfertigt, scheinen uns zusehr zusammengesezt, und lassen sich durch einfachere Sezermethode leichter und schoͤner fertigen. Es ist auffallend, daß diese Art von Petschierstoͤken bei uns in Deutschland so wenig gekannt und benuͤzt ist. Seine Federn aus Metall mit Federkielspizen, mit welchen man ohne Eintauchen zu muͤssen schreibt, sind auch in Deutschland bekannt, nur kennen wir, wie es scheint die Maschine nicht, mit welcher er jeden Kiel der Laͤnge nach in zwei Theile spaltet, jede dieser Haͤlften zu vier Federspizen zurichtet, und jede dieser Federspizen an ihren beiden Enden zur Schreibfeder zuschneidet. Ueber die Schnelligkeit, mit welcher der Schall sich in der Luft verbreitet, wurden am 21. und 22. Juni l. J. zu Paris neue Versuche angestellt, aus welchen erhellt, daß der Knall eines Zwei- und Dreipfuͤnders bei einer Temperatur von + 10° am 100° Thermometer in einer Sexagesimal-Secunde 173,01 Toisen = 337,2 Metres durchlaͤuft. (Vergl. Annales de Chimie. Juni 1822. S. 210.)