Titel: | Gold und Silber vom alten vergoldeten und versilberten Holze abzunehmen. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXXVII., S. 424 |
Download: | XML |
LXXVII.
Gold und Silber vom alten vergoldeten und
versilberten Holze abzunehmen.
Aus dem Dictionnaire
technologique in Gill's technical Repository. October 1823. S.
283.
Gold und Silber vom vergoldeten und versilberten Holze
abzunehmen.
Erst in den neueren Zeiten hielt man es der Muͤhe
werth, das bischen Gold und Silber, das man von der Oberflaͤche des alten
vergoldeten und versilberten Holzes u. erhalten kann, sorgfaͤltig zu sammeln:
ehevor verbrannte man es, ohne in der Asche nach dem Golde und Silber zu suchen. Es
fanden sich endlich Leute, die solches Holz aufkauften, es einzeln auf ihrem Herde
verbrannten, und dann mit großer Muͤhe das Gold u, aus der Asche durch den
Amalgamations-Proceß zu gewinnen suchten. Dieses Verfahren war, wegen der großen
Menge Asche, die man erhielt, und wegen des diken Ueberzuges von kohlensaurem Kalke,
mit welchem das vergoldete Holz bedekt war, nicht bloß langweilig und beschwerlich,
sondern selbst unwirthschaftlich.
Folgende einfache Weise laͤßt sich mit Vortheil anwenden. Man weicht
zuvoͤrderst das vergoldete Holz in siedend heißem Wasser: es muß daher ein
Trog vorgerichtet werden, der weit genug ist, um die laͤngsten Stuͤke
und eine hinlaͤngliche Anzahl derselben fassen zu koͤnnen. In diesen
Trog wird so viel siedendes Wasser auf dieses Holz gegossen, als noͤthig ist,
dasselbe ganz zu
bedeken, worauf der Trog mit einem so genau als moͤglich schließenden Dekel
bedekt wird, damit der Dampf des siedenden Wassers zuruͤkgehalten, und dieses
selbst so lang als moͤglich heiß erhalten werben kann. Schneller und besser
geht es, wenn man siedend heißen Dampf in ein verschlossenes Gefaͤß lassen
kann, in welchem dieses vergoldete Holz liegt, und welches mit einer
Sicherheits-Klappe versehen ist, oder vielmehr noch besser, wenn man das Holz in
einen großen geschlossenen Kessel bringt, und darin kocht. Das siedende Wasser oder
der Dampf loͤst den Leim auf, der das Gold fest haͤlt, welches, sobald
es los wird, in das Wasser faͤllt. Um die Abscheidung der
Goldblaͤttchen zu beschleunigen, nimmt man die vergoldeten Holzstuͤke,
nachdem sie einige Zeit uͤber in dem siedend heißen Wasser eingeweicht waren,
heraus, bringt sie in ein anderes Gefaͤß, in welchem sich etwas heißes Wasser
befindet, und buͤrstet in demselben mit einer, in dieses Wasser
eingetauchten, Buͤrste das Gold ab, das leicht los geht, und in dem Wasser
bleibt, in welchem die Buͤrste fleißig gewaschen wird. Der Leim und Grund
bleibt beinahe ganz auf dem Holze, und nur ein Theil des Leimes geht mit dem Golde
ab und findet sich, zugleich mit diesem, dem Wasser beigemengt.
Nun laͤßt man das Wasser ruhen, und gießt es erst dann ab, wenn alles sich zu
Boden gesezt hat, wo dann dieser Bodensaz bis zur Trokenheit abgeraucht, aus dem
Gefaͤße genommen, in einem Moͤrser gepuͤlvert, und der
Einwirkung des Feuers unter einer Muffel ausgesezt wird, damit aller Leim und alles
Fettige und Oehlige verbrannt wird. Das Gold wird dann durch Amalgamation
ausgeschieden.
Dieses Verfahren laͤßt sich auch bei vergoldetem Gipse anwenden, er mag von
der Wand abgenommen werden, oder daran haͤngen bleiben. In lezterem Falle
wird der vergoldete Gips mittelst eines Schlammes mit heißem Wasser gewaschen, und
sorgfaͤltig mit einer harten Buͤrste abgerieben, die fleißig in
heisses Wasser eingetaucht wird. Es versteht sich von selbst, daß auch der bei
dieser Arbeit abfallende goldhaltige Moͤrtel gesammelt werden muß, damit man
ihn in der Folge waschen kann. Auf diese Weise hat man bei der Reparatur einer Kapelle, wie wir wissen,
mehr als 800 Franken Gold gewonnenDas Aussieden des vergoldeten Holzes kennen die Juden sehr gut. Der
Uebersezer weiß, daß als Joseph II. in seiner Weisheit die Kloͤster
in seinen Staaten aufhob, ein Jude die vergoldeten hoͤlzernen
Heiligen kaufte, und sie aussott. Die Leute
scandalisirten sich daruͤber, und brachten den klugen Mann vor das
Kreisgericht. Der Jude sagte vor dem Gerichte, daß er sie nur soͤtte,
um das Gold herabzukriegen. „Warum,“ sagte er zu dem
Kreishauptmanne, von welchem er wußte, daß er ein gescheider Mann war,
„warum soll ich das Holzwerk nicht
sieden duͤrfen, nachdem man meine Voreltern in Spanien lebendig gebraten hat!“ A. d.
Ueb..
Auf eben diese Weise erhaͤlt man auch das Silber von versilbertem Holze. Es
ist allerdings weniger Gewinn dabei; allein er reicht noch hin um die Arbeit zu
lohnen, wenn sie mit der gehoͤrigen Sorgfalt geschieht.
Hr. Gill beschreibt hier, nach dem Dictionnaire, auch die
allgemein bekannte Weise des sogenannten Ausbrennens der Gold- und Silberborten. Der
einzige neue gute Rath, den wir hier bemerken, ist der, daß man bei groͤßeren
Quantitaͤten die Asche nicht, wie gewoͤhnlich, wegschwingen oder
wegblasen, sondern auswaschen soll, indem sie gleichfalls goldhaͤltig
ist.
Wenn man die Borten u. sehr klein schneidet, und in scharfer Seifensieder-Lauge
einige Zeit uͤber kocht, oder in Pottasche, so loͤst sich die Seide
auf, und das Metall bleibt in der Lauge als Bodensaz zuruͤk, der dann
getroknet und abgetrieben werden kann, um das Gold von dem Silber zu scheiden.
L.