XXIX.Versuche uͤber den Modulus der Torsion
(des Abdrehens).Von Benjamin Bevan, Esq.Aus den Philosophical Transactions for 1829. Part.
I. In dem Philosophical Magazine and Annals of Philosophy. December 1830. S.
419.Bevan, uͤber den Modulus der Torsion.Es wurden bereits eine Menge Versuche uͤber die Starke des Holzes und anderer
Substanzen in Hinsicht auf die Cohaͤsion und Elasticitaͤt derselben
bekannt gemacht; ich kenne aber keine nur etwas ausfuͤhrliche Tabelle
uͤber den Modulus der Torsion der verschiedenen Holzarten, nach Versuchen in
einem gehoͤrigen Maßstabe und mit der noͤthigen Sorgfalt.Um diesem Mangel abzuhelfen, und den praktischen Mechaniker und Baumeister mit
nuͤzlichen Thatsachen zu versehen und mit Regeln zur Anwendung derselben, habe
ich folgende Mittheilung niedergeschrieben, welche aus einer umfassenden Tabelle der
Resultate meiner Versuche besteht, die ich zu verschiedenen Zeiten und an
Koͤrpern von vielen verschiedenen Dimensionen, die innerhalb der
gewoͤhnlichen Graͤnzen praktischer Anwendung vorkommen, angestellt
habe.Ich muß hier bemerken, daß die verschiedenen Arten von Holz, mit welchen ich meine
Versuche anstellte, immer gesund und troken waren, außer wo das Gegentheil
ausdruͤklich angegeben und beschrieben ist, und daß sie im Allgemeinen frei
von allen groͤßeren Knorren waren.Die Groͤßen der Stuͤke, mit welchen die Versuche angestellt wurden,
wurden mit aller Sorgfalt mittelst eines einfachen Instrumentes genau gemessen, das
als verbesserter Tasterzirkel betrachtet werden kann: die Groͤßen
(Dimensionen) wurden mittelst eines Vergroͤßerungsglases bis auf ein
Vierhundertel Eines Zolles abgelesen. Vor dem Versuche wurde jedem Stuͤke, so
viel es auf gewoͤhnliche Weise nur immer moͤglich war, eine genaue
prismatische Form gegeben, und die Groͤßen (Dimensionen) desselben wurden
hierauf mittelst des verbesserten, oben erwaͤhnten Tasterzirkels in gleichen
Abstanden gemessen: die auf diese Weise erhaltene mittlere Breite und Dike wurde in
den Berechnungen des Modulus gebraucht. Ich habe meine Versuche an derselben Art
Holzes oft wiederholt, unter bedeutenden Abaͤnderungen der Laͤnge,
Breite und Dike, und stets unter den genuͤgendsten Resultaten:
naͤmlich von 9 bis 90 Zoll in der Laͤnge und von drei bis drei
Zehntelzoll in der Dike. Es wurde gehoͤrig dafuͤr gesorgt, daß jeder
Fehler vermieden wurde, der in der erscheinenden Drehung oder Windung (Torsion or Twist) durch das Zusammendruͤken an
den Enden der Prismen entstehen konnte, sowohl durch die Klammern, durch welche sie
befestigt wurden, als durch den Radicalhebel, an welchem die Gewichte nach und nach
angehaͤngt wurden: diese beiden Quellen des Irrthumes hatten auf
fruͤhere Versuche uͤber diesen Gegenstand, die sonst mit vieler
Sorgfalt angestellt wurden, wesentlichen Einfluß.Ich habe an jedem Stuͤke, mit welchem ich Versuche anstellte, zwei Weiser oder
Zeiger angebracht; den. einen einige Zolle von dem Ende, welches in der Klammer oder
in dem Schraubstoke befestigt war, und den anderen in einer kleinen Entfernung von
der Stelle, an welcher der Hebel oder das Rad angebracht war, wodurch das Gewicht
oder die zerrende Kraft (straining power) wirkte. Der
Abstand zwischen diesen beiden Zeigern galt als die Laͤnge fuͤr die
Berechnung. Einen anderen Fehler von geringerer Bedeutung konnte ich dadurch
vermeiden, daß ich einen Zapfen oder ein kleines Lager an dem gestuͤzten Ende
in der Linie der Achse des Prisma befestigte, Statt daß ich die untere Seite oder den Winkel des Prisma
an dem gestuͤzten Ende des sich drehenden Punktes anbrachte.Meine Versuche wurden an Prismen von sehr verschiedenen Verhaͤltnissen der
Breite zur Tiefe angebracht, naͤmlich von 1/50 bis zur Gleichheit.In der Praxis nimmt man gewoͤhnlich das Gevierte oder den Kreis als
Durchschnitt; und da ein Cylinder von 1/7 groͤßerem Durchmesser als die Seite
eines vierseitigen, gleichseitigen und gleichwinkeligen Prisma beinahe denselben
Widerstand gegen irgend eine Kraft aͤußert, die ihn abzudrehen versucht, so
wird es, glaubt ich, hier hinreichen, eine Regel fest zu sezen, um die Abweichung
(Deflection) eines vierseitigen, gleichwinkeligen und gleichseitigen Prisma zu
berechnen, welcher ich dann noch ein Beispiel zur Erlaͤuterung
beifuͤgen will.Regel. Die Abweichung, δ, eines Prisma von gegebener Laͤnge, l, zu finden, wenn es von einer gegebenen Kraft, w, in Pfunden avoir dupois„(16 Unzen auf das Pfd.)“ gezerrt wird, welche unter rechten
Winkeln auf die Achse des Prisma, und mittelst eines Hebels von gegebener Lange, =
r, wirkt, wo die Seite des gleichseitigen und
gleichwinkeligen vierseitigen Prisma = d ist.Wenn T der Modulus der Torsion nach folgender Tabelle
ist, und l, r, d und d in
Zollen und Decimalen gegeben sind, so wirdδ = r²lw/d⁴T;d.h. als Zaͤhler steht die Quadratwurzel des
Halbmessers des Rades oder des Hebelwerkes multiplicirt mit der Laͤnge, und
dieses Product multiplicirt mit dem Gewichte in Pfunden; als Nenner oder Divisor die
vierte Potenz der Seite des Prisma multiplicirt mit dem Modulus der Torsion in der
Tabelle. Ersterer durch lezteren getheilt gibt, als Quotienten, die Deflection oder
Groͤße der Drehung (die Deflection) in Zollen und Decimalen, wenn man sie am
Ende des Halbmessers r mißt.Als Beispiel diene ein solches80)Wenn der Querdurchschnitt des Prisma kein vollkommenes Vierek ist, sondern
ein Parallelogramm, so sey die Breite = b, die
Tiefe = d, und die Abweichung oder d wird dann durch folgende Formel
ausgedruͤkt werden:
[Textabbildung Bd. 37, S. 97]
A. d. O. Prisma von englischem Eichenholz von 50 Zoll Laͤnge, 6 Zoll im
Gevierte, welches einer Zerrung von 3000 Pfd. an dem Umfange eines Rades von 2 Fuß
im Durchmesser oder eines
Hebelwerkes von 12 Zoll in der Laͤnge unterworfen wurde.81)Wenn das Maß der Torsion in Graden (Δ) verlangt wird, so sey ρ = 57,29578; dann wird rρlw/d⁴t = Δ;oder es sey T/ρ = t; dann
wird rlw/d⁴t=Δ;also fuͤr geschlagenes Eisen und Stahl rlw/31000 = Δ;Gußeisen rlw/16000 d⁴ = Δ.A. d. O
oder beinahe 5/6 Zoll. Und da die Deflection sich gerade
soverhaͤlt, wie die Kraft, so wird ein Gewicht oder eine Kraft von 300 Pfd.
eine Deflection von 1/12 Zoll hervorbringen.Tabelle des Modulus der Torsion.
Art des Holzes.82)Wir haben
schon oft bedauert, und finden hier neuerdings Gelegenheit,
unser Bedauern zu Wiederholen, daß alle die Versuche, welche
Mechaniker und Physiker mit Holzarten in Bezug auf die Starke des
Holzes anstellten, großen Theils so gut wie keine sind, insofern sie
nicht den Namen der Pflanze, mit deren Holz sie Versuche anstellten,
systematisch genau bestimmten. Es
gibt einige hundert Arten Acacien, es
gibt verschiedene Eschen, Eichen, Fichten,. Foͤhren, Weiden,
Ulmen, Ahorn, die alle hoͤchst verschieden in der
Staͤrke ihres Holzes sind. Allgemeine Bauernnamen sind daher
so gut, wie gar keine. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß
Physiker und Mechaniker, welche solche Versuche anstellten, wenn sie
noch leben, und wenn sie die Stuͤke noch aufbewahrt haben,
mit welchen sie dieselben machten, Botaniker uͤber die
systematischen Namen dieser Holzarten fragten, und dieselben
nachtruͤgen, und daß kuͤnftige Experimentatoren dieß
bei jedem ihrer Versuche thaͤten. Man kann heute zu Tage
nichts Umfassendes im Gebiete der Technologie, insofern man sich in
derselben mit Holz beschaͤftigt, leisten, ohne die ersten
Elemente der Botanik zu kennen, und wenigstens so viel zu wissen,
daß die gewoͤhnlichen Bauern- und
Provinzial-Namen von Pflanzen in was immer fuͤr einer
Sprache so gut wie keine sind. Die franzoͤsischen und
englischen Bauern sind in dieser Hinsicht eben so wenig aufgeklart,
als die deutschen wie die englischen Namen beweisen, die wir
beifuͤgten. A. d. Ue.Specifische SchwereModulus der Torsion in Pfd.Acacia (Acacia)
nicht ganz troken0,79528293Erle (Alder)
gekreuzt gekoͤrnt oder Flader0,5516221Apfel (Apple)0,72620397Esche (Ash) aus
einer Pflanzung20300Vogelbeer-Baum (Mountain-Ash)0,44913933Buche (Beech)21243Birke (Bircle)17250Buchs (Box) alt
und sehr troken0,9930000Brasil-Holz (Brazil wood) alt und sehr troken1,0537800Spanisch Rohr,
(Cane); die
harte Oberflaͤche hatte hier Einfluß21500Zeder (Cedar)
wohlriechend12500Kirschbaum (Cherry)0,7122800Kastanie eßbare (Chesneet (sweet))18360Roßkastanie (Chesneet (horse))0,61522205Wilder Apfel (Crab)0,76322738Damascener Pflaume (Damson)23500Fichte von Christiania (Deal Christiania)0,3811220Hohlunder (Elder)0,75522285Ulme (Elm)13500Schottische Foͤhre (Fir Scotch)13700Haselnuß (Hazel) nicht ganz troken0,8326325
Art des HolzesSpecifische SchwereModulus der Torsion in Pfd.Stechpalme (Holly)20543Hainbuche (Hornbeam) nicht ganz troken0,8626411Bohnenbaum (Laburnum) gruͤn o. frisch geschnitten18000Lanzenholz (Lance-wood)83)Uvaria lanceolata. A. d. Ue.1,0125245Lerchenholz (Larch)0,5818967Linde (Lime)0,67518309Ahorn (Maple)
zum Theile Flader0,73523947Eiche englische (Oak
english)20000– Hamburger (– Hamburgh)0,69312000– Danziger (– Dantzic)0,58616500– aus Suͤmpfen (– from Bog)0,6714500Dotterweide (Osier)18700Birne (Pear)0,7218115Fichte v. Petersburg (Pine Petersburgh) frisch10500d. d., 4 bis 5 Jahr alt13000d. v. Memel (Pine
Memel)15000d. a. Amerika (American)14750Platane (Plane)0,5917617Pflaume (Plume)0,7923700Pappel (Poplar)0,333 9473Atlasholz (Satin-wood)1,0230000Sahlweide (Sallow)16800Ahorn (Sycamore)84)Acer Pseudo-Platanus. A. d.
Ue.22900Thek (Teak) alt
und zum Theile faul16800d. afrikanischer (Teak(african))27300Wallnuß (Walnut)0,57219784
Ich bemerkte bei einer großen Menge meiner Versuche, daß der Modulus der Torsion,
wenn das Holz troken ist, sich so ziemlich wie das specifische Gewicht desselben verhaͤlt, es
mag uͤbrigens von was immer fuͤr einer Art seyn, und daß man, zu
praktischen Zweken, die Deflection, δ, aus der
specifischen Schwere, s, ableiten kann.85)Es entsteht aber hier die große Frage: wie sich die specifischen Schweren des
lufttrokenen Holzes zu jenen des durch Dampf zubereiteten verhalten, und ob
auch hier dasselbe Gesez gilt. Ueber diesen wichtigen Gegenstand, der dann
viele Muͤhe und Zeit bei Rechnungen ersparen wuͤrde,
koͤnnte Niemand besseren Aufschluß geben, als der große Meister in
der Kunst, das Holz gehoͤrig auszuroknen und zur Verarbeitung
zuzubereiten, der beruͤhmte Hr. Streicher
zu Wien. A. d. Ue. Alsoδ = r²lw/30000 d⁴STabelle des Modulus der Torsion bei Metallen.
[Textabbildung Bd. 37, S. 100]
Eisen (englisches,
gehaͤmmertes); duͤnnes Reifeisen; Stahl; cylindrisch; vierekig;
Modulus der Torsion in Pfd.; Mittel bei Eisen und Stahl; Gußeisen; Mittel bei
Gußeisen von 7,163 specifische Schwere; GlokenspeiseWenn man diese Zahlen mit dem Modulus der Elasticitaͤt derselben
Koͤrper vergleicht, so finde ich daß der Modulus der
Torsion Ein Sechzehntel des Modulus der Elasticitaͤt bei Metallen
ist.