Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXXI., S. 302
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LXXXI. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der vom 29. Junius bis zum 19. Julius zu London ertheilten Patente. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August 1830. S. 126. Dem Rob. Hicks, Wundarzte in Conduit Street, Parish of St. George, Hanover Square; auf einen wohlfeilen Apparat oder eine Maschine zum Baken, wodurch viel Material erspart wird. Dd. 29. Jun. 1830. Dem Edw. Turner, M. D. in Gower-Street, Middlesex, und Wilh. Shand, Esqu. zu Burn in Kincairdineshire; auf eine neue Methode den Zuker und allen Zukerstoff zu reinigen und zu weißen. Dd. 29. Jun. 1830. Dem Moses Poole, Gentleman in Lincoln's Inn; auf gewisse Verbesserungen in dem Apparate, dessen man sich bei gewissen Verfahrungsweisen zum Abscheiden des Syrupes aus dem Zuker bedient. Mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 29. Jun. 1830. Dem Samuel Parker, Bronzisten in Argyle-Street, Oxford-Street, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen in Erzeugung mechanischer Kraft aus chemischen Mitteln. Zum Theile mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 29. Jun. 1830. Demselben; auf eine verbesserte Lampe, zum Theile mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 29. Jun. 1830. Dem Rich. Roberts, Mechaniker zu Manchester in der Grafschaft Lancaster; auf eine gewisse Verbesserung oder auf gewisse Verbesserungen in dem Mechanismus der unter dem Namen Mule, Billy, Jenny, Jack bekannten Spinn- und Strekmaschinen und aller Maschinen dieser Art, um dieselben selbstthaͤtig zu machen. Dd. 1. Jul. 1830. Dem Joh. Heinr. Clive, Esqu., Chell-House, Staffordshire; auf gewisse Verbesserungen im Baue und in der Maschinerie der Dampfpfluͤge, Egen, und anderer Fuhrwerke und Maschinen dieser Art. Dd. 1. Jul. 1830. Dem Joh. Harvey Sadler, Mechaniker in Praed-Street, Paddington, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen an Weberstuͤhlen. Dd. 1. Jul. 1830. Dem Matth. Uzielli, Gentleman in Clifton-Street, Finsbury-Square, Middlesex; auf Verbesserungen in Bereitung gewisser Metalle zur Bekleidung der Schiffe und zu anderen Zweken. Mitgetheilt von einem Fremden. Dd, 6. Jul. 1830. Dem Joh. Surman, Lieutenant und Reitmeister des 10ten Husarenregimentes in den Hounslow-Barraken, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen am Gebisse fuͤr Pferde und andere Thiere. Dd. 6. Jul. 1830. Dem Wilh. Wedd Tuxford, Muͤller zu Boston, Lincolnshire; auf eine Maschine oder Vorrichtung zum Reinigen des Weizens, Kornes, und anderer Koͤrper. Dd. 6. Jul. 1830. Dem Edw. Cowper, Streatham Place, Surrey, und Ebenezer Cowper, Suffolk-Street, Pall-Mall East, Westminster Mechaniker; auf gewisse Verbesserungen an Drukmaschinen. Dd. 19. Jul. 1830. Dem Ich. Rawe, jun., Quaͤker, Albany-Street, Regent's Park, Middlesex, und Joh. Boase, Gentleman, ebendaselbst; auf gewisse Verbesserungen an Dampfwagen und Kesseln, und eine Methode den Zug zu verstaͤrken. Dd. 19. Jul. 1830. Dem Thom. Bulkeley, M. D., Albany-Street, Regent's Park; auf gewisse Verbesserungen im Treiben der Schiffe, welche Verbesserungen auch zu anderen Zweken dienen. Dd. 19. Jul. 1830. Dem Wilh. Taylor, Mechaniker zu Wednesbury in Staffordshire; auf gewisse Verbesserungen an Kesseln und den mit denselben verbundenen Apparaten, welche Verbesserungen bei Dampfmaschinen und zu anderen Zweken anwendbar sind. Dd. 19. Jul. 1830. Patente, welche in England im vorigen Monate Julius verfallen sind. Des Joh. Barlow, Gießers zu Sheffield in Yorkshire, fuͤr einen neuen Kochapparat. Dd. 2. Jul. 1816. (Siehe Repertory, XXIX. Bd. S. 268.) Des Joh. Towers, Chemikers in Little Warner Street, Cold Bathfields, Middlesex; auf eine Tinctur zur Heilung und Erleichterung des Hustens, des Asthmas und der Krankheiten, die er Towers's New London Cough Tincture nennt. Dd. 11. Jul. 1816. Des Heinr. Wartburton, Esq., Lower Cadagan Place, Chelsea, Middlesex; auf eine Methode, gewisse animalische, vegetabilische und mineralische Substanzen zu destilliren, und gewisse Producte aus denselben zu erzeugen. Mitgetheilt von einem Fremden. Dd. 27. Jul. 1816. Des Rob. Salmon, Geometers zu Wooburn, Bedfordshire; auf weitere Verbesserungen im Baue der Maschinen zum Heumachen. Dd. 27. Jul. 1816. Des Joh. Hague, Great Pearl Street, Spitalfields; auf Verbesserungen in der Methode Syrup aus dem Zuker abzuscheiden. Dd. 27. Jul. 1816. (Vgl. Repertory XXXI. Bd. p. 328.) Programm eines technologischen Preises, welchen die kaiserl. Akademie d. Wissenschaften zu Petersburg in ihrer Sizung am 29. December 1829 ausgeschrieben hat. Aus dem Bulletin d. Scienc. techn. Avril 1830. S. 375. Man wird nicht laͤugnen, daß die Forstwirtschaft in Rußland durch die Weise, wie Potasche daselbst gewonnen wird, bedeutend leidet. Man hat zwar seit einiger Zeit in mehreren Gouvernements, namentlich in jenem von Riasan, angefangen die Asche verschiedener Gewaͤchse, vorzuͤglich die Staͤngel von Heidekorn, auf Potasche zu verwenden, und es gibt viele Gegenden, in welchen ganze Waldstreken keinen anderen Ertrag gewahren, als daß sie Potasche liefern; es ist aber auch kein Zweifel, daß eine sehr große Menge Holzes ohne alle Noth der Potaschesiederei geopfert wird.Die k. Akademie zu Turin hat fuͤr das Jahr 1830 einen aͤhnlichen Preis ausgeschrieben. (Polytechn. Journ. XXXVI. Bd. S. 402.) Auch sie wuͤnscht Waͤlder geschont, und andere schaͤdliche Pflanzen aus Potasche benuͤzt zu sehen. Es ist merkwuͤrdig, daß, waͤhrend zwei Staaten in Europa, wovon der eine die hoͤchsten Alpen, der andere die groͤßten und wuͤstesten Waͤlder dieses Welttheiles besizt, auf Schonung ihrer Waͤlder, woran sie, man koͤnnte beinahe sagen, zu viel haben, so sehr Bedacht nehmen; ein anderer Staat in der Mitte Europa's, dessen einziger wahrer Reichthum in Holz besteht, die Waͤlder auf den Gipfeln seiner Voralpen nicht bloß zu seinem eigenen Schaden, sondern zum Nachtheile der benachbarten Staaten, deren Klima dadurch verdorben, deren Felder und Staͤdte dadurch von Ueberschwemmungen jaͤhrlich mehr und mehr verheert werden, seine Waͤlder zum Theile zu Schanden brennen laͤßt, und auf eine Potasche-Erzeugung Stolz thut in seinen Finanzberichten. Wenn man indessen weiß, daß die Oberforstraͤthe dieses Landes die Weiden desselben fuͤr amerikanische Baͤume an ihre Revierfoͤrster senden (wir koͤnnten den Oberforstrath nennen und den vornehmen Praktikanten, der ihm bei dieser schoͤnen Arbeit half); wenn man weiß, daß in den Bibliotheken dieses Landes kein Buch angeschafft werden soll, das von Kraͤuteln handelt; so wird man sich hieruͤber nicht wundern. Desto mehr Dank verdienen die Akademien zu Turin und Petersburg, daß sie die Voͤlker aufmerksam machen, wie sie auch aus anderen, und zwar aus ihnen schaͤdlichen, Pflanzen Potasche bereiten koͤnnten. Vielleicht weiß man zu Petersburg nicht, daß man in dem holzarmen Italien, und vorzuͤglich in dem hochcultivirten Hetrurien, seit undenklichen Zeiten alle Unkraͤuter an den Mauern, Heken, in den Graͤben der Heerstraßen, man koͤnnte sagen, alles Gruͤne, was die Thiere nicht als Futter brauchen koͤnnen, sorgfaͤltig sammelt, verbrennt und aus Potasche benuͤzt; daß man in Frankreich, zumal im suͤdlichen, kurz vor dem Ausbruche der Revolution, es durch eine in diesem Lande seltene Beharrlichkeit waͤhrend einer Reihe von Jahren endlich dahin gebracht hat, daß durch das Einsammeln und Verbrennen des Unkrautes, nach obiger alt italiaͤnischer Art, Frankreich bereits mehr als die Haͤlfte seines Bedarfes an Potasche erzielte. Leider hat die Revolution, waͤhrend sie manchem Uebel abhalf, das Gute, das Vortreffliche dieser Einrichtung, woruͤber das aͤltere Frankreich die weisesten und wohltaͤtigsten Geseze, zugleich mit dem Ueblen zerstoͤrt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn man in jedem Dorfe in Europa das Unkraut an den Heken, Zaͤunen, Rainen, und in und an den Graͤben der Heerstraßen im Spaͤtherbste sammeln, verbrennen, und aus der Asche Potasche erzeugen wuͤrde, Europa keinen Gran Potasche aus N. Amerika und N. Asien einzufuͤhren brauchte. Unsere Chenopodien, Atriplex, Dipsacus, Verbascum, Artemisien und Disteln an den Heken und Chaussee-Graͤben, unsere Polygonen, Rumices, Potamogeton in und an den Suͤmpfen und Pfuͤzen und Baͤchen reichten fuͤr den Potaschebedarf von ganz Europa hin. A. d. Ue. In vielen Kuͤnsten, wie z.B. in der Glasmacherei und Seifensiederei, bei Leinwand- und Kattunbleichereien, laͤßt die Potasche sich mit Vortheil durch ein anderes Alkali ersezen, durch die Soda naͤmlich oder durch das sogenannte Natron oder mineralische Alkali. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß lezteres allgemeiner in Rußland gebraucht wuͤrde, wenigstens in den oben erwaͤhnten Kuͤnsten, indem auf der einen Seite die Erzeugnisse derselben besser ausfallen wuͤrden, und auf der anderen eine bedeutende Menge Holzes und Potasche erspart wuͤrde, welche beide dann in das Ausland ausgefuͤhrt werden koͤnnten. Die meisten unserer Seifensieder im Inneren des Landes wissen wahrscheinlich nicht, daß die Potasche oder Aschenlauge, welche sie anwenden, verloren ist; denn Seife enthaͤlt, wenn sie gut bereitet ist, nichts von derselben in sich, indem, wenn der weichen Potascheseife Salz zugesezt wird, eine doppelte Zersezung im Kessel entsteht: die Soda, als Basis des Kochsalzes, verbindet sich mit dem Talge, oder mit dem Fette, welches man zur Seifenbildung angewendet hat, und bildet mit demselben eine feste Seift, waͤhrend die Kochsalzsaure des Kuͤchensalzes sich mit der Potasche verbindet, welche man zur Bildung der weichen Seife verwendet hat. Die Kochsalz- oder Hydrochlorsaure Potasche, welche aus dieser Verbindung entsteht, bleibt in dem Wasser der Lauge am Boden des Kessels aufgeloͤst, aus welchem man dieselbe gewoͤhnlich weglaufen laͤßt. Ehevor wurde alle im Handel vorkommende Soda, mit Ausnahme einer geringen Menge natuͤrlicher Soda oder Natrums, durch Einaͤscherung verschiedener Pflanzen erhalten, welche in der Nachbarschaft des Meeres oder an dem Strande desselben wuchsen, und eingesammelt wurden, wie z.B. der Salsolen, Salicornien und Tangarten (Fuci), und anderer. Die verschiedenen Arten Soda, die auf diese Weise bereitet wurden, und die man im Handel unter dem Namen Barilla, Varec, Kelp etc. kennt, sind oͤfters sehr arm an mineralischem Alkali. Man versuchte daher in neueren Zeiten dieses Mineralalkali aus den Salzen auszuziehen, welche dasselbe enthalten, und auf Glashuͤtten hat man oͤfters versucht, dasselbe durch die Salze selbst zu ersezen. Schon im J. 1764 hat Laxmann (der einige Jahre spaͤter, im J. 1770 zum Mitgliede der Akademie zu Petersburg ernannt wurde) in Sibirien Versuche angestellt, die Potasche auf den Glashuͤtten durch eine unreine Soda zu ersezen, welche er durch Calcinirung des natuͤrlichen Glaubersalzes (Khudschir) der dortigen salzigen Erdlagen mit Kohle, (jedoch ohne Zusaz von kohlensaurem Kalke), erhielt. Als Laxmann Bergrath wurde, und die Akademie im J. 1780 verließ, und nach Sibirien zuruͤkkehrte, errichtete er daselbst die Glashuͤtten an der Schilka in der Provinz Nertschinsk, und benuͤzte das natuͤrliche Natron aus dem Tsagan-Noor (weißen See) in der Nahe von Doroninsk. Im J. 1784 errichtete er in Gesellschaft mit dem Handelshause Baranoff, nicht weit von Irkuzk, an dem kleinen Flusse Taltsa, eine Glashuͤtte, auf welcher man bis zu seinem Tode (im J. 1796) sich bloß des Khudschir zur Bereitung des Glases bediente, mit welchem mehrere Provinzen von dieser Huͤtte aus versehen wurden. Im J. 1795 gab Laxmann in russischer Sprache einen Bericht uͤber seine Versuche und Arbeiten heraus, welcher im J. 1796 in Pallas's neuen nordischen Beitraͤgen in das Deutsche uͤbersezt wurde. Der Originalaufsaz wurde in den Werken der k. oͤkonomischen Gesellschaft zu St. Petersburg wieder abgedrukt. Dieses zuerst von Laxmann auf den Glashuͤtten eingefuͤhrte Verfahren, welches in der Anwendung des natuͤrlichen Glaubersalzes und des Natron bestand, wurde in anderen Laͤndern, z.B. in Ungern, durch Dr. Oesterreicher seit dem J. 1797 nachgeahmt. Es fand indessen, mit Ausnahme des Hauses Soldatoff, welches gegenwaͤrtig die Laxmann'sche Glashuͤtte als Eigenthum besizt, keine Nachahmer in Rußland: Soldatoff hat neuerdings die Anwendung des Khudschir auf dieser Glashuͤtte hingefuͤhrt, deren Arbeiten seit Laxmann's Tode unterbrochen waren.Dr. Oesterreicher fand auch in Oesterreich nicht nur keine Nachahmer, sondern sogar Verhoͤhner und Verfolger, wie seine noch lebenden Freunde wohl wissen werden. Es ging lang her, bis auf einer Seite uͤber Handwerks- und National-Vorurtheile (Soda ein ungrisches Product, und sollte in Boͤhmen angewendet werden!) und Cabalen und Intriguen der Schreiber gesiegt wurde. Gegenwaͤrtig bedient man sich derselben, so viel wir wissen, in den oͤsterreichischen und boͤhmischen Glashuͤtten mit dem besten Erfolge. Es ist immer ein halbes Jahrhundert noͤthig, bis etwas Gutes und Gemeinnuͤziges uͤber Vorurtheile und Privatinteresse zu siegen vermag. A. d. Ue. Rußland koͤnnte bisher noch keine gute Soda um billige Presse in den Handel bringen, und aus diesem Gruͤnde hat man sich derselben auch in den Fabriken bis jezt noch nicht sehr haͤufig bedient. Die Soda von Astrachan und Kislar, die aus verschiedenen Pflanzen in der Nahe des caspischen Meeres bereitet wird, enthaͤlt beinahe gar kein Mineralalkali. Dieser Umstand zog die Aufmerksamkeit der k. oͤkonomischen Gesellschaft zu Petersburg auf sich, welche, in der Vermuthung, daß dieser Nachtheil von Anwendung solcher Pflanzen abhinge, die wenig geeignet sind, eine gute Soda zu geben, am Ende des Jahres 1792 einen Preis von 25 Ducaten fuͤr denjenigen ausschrieb, welcher aus echten Sodapflanzen in Rußland eine Soda erzeugt haben wird, die der spanischen Barilla gleich kommt. Bis zum bestimmten Termine, 1. Oct. 1793, ging keine Abhandlung ein. Die Gesellschaft verlaͤngerte demnach den Termin bis auf das Jahr 1794, und fuͤgte noch eine Bedingung bei, naͤmlich diese: ein leichtes und wohlfeiles Mittel anzugeben, Soda aus unseren Steppensalzen und Salzseen, und aus den Abfallen in unseren Steinsalzbruͤchen und Salzwerken zu erzeugen. Nun erhielt die Gesellschaft zwei Handlungen, welche aber, so wie eine Abhandlung des Akademikers Pallas, vorzuͤglich von Sodagewinnung durch Pflanzeneinaͤscherung handelten, und durchaus nichts von einer vortheilhaften Methode erwaͤhnten, Natrumsalze aus unseren Steppen und Seen zu gewinnen. Bis auf den heutigen Tag blieb die Chemie in Rußland ohne Anwendung auf Sodagewinnung im Großen. Nach des aͤußerst geschikten Chemikers Hrn. Besse's Beispiele fangen zwar einige Fabrikanten chemischer Producte in der Nahe von Moskau an, die Abfalle der Salmiaksublimation, so wie bei Bereitung der Kochsalzsaͤure (Hydrochlorsaͤure), auf Sodagewinnung zu benuͤzen, und die Soda auf Seife zu verwenden: allein, dieß geschieht nur im Kleinen, und dient mehr zur Benuͤzung der Abfaͤlle bei den erwaͤhnten chemischen Arbeiten, als um ein neues Product der Industrie in den Handel zu bringen, wie dieß in neueren Zeiten in Frankreich mit dem besten Erfolge geschah. Seit Duhamel im J. 1736 die Entdekung machte, oder wenigstens durch neue Versuche erwies, daß das Koch- oder Meersalz, eine alkalische Basis, und namentlich das mineralische Alkali oder die Soda als Basis besizt, hat man zahlreiche Versuche zur Auffindung einer Methode angestellt, durch welche man auf eine vorteilhafte Weise diese Basis aus dem Kochsalze abscheiden koͤnnte. Die Akademie der Wissenschaften zu Paris, so wie die Gesellschaft zur Aufmunterung der Kuͤnste, Gewerbe und des Handels zu London, haben verschiedene Male diesen Gegenstand zum Gegenstande einer Preisaufgabe erhoben: erstere in den Jahren 1781 und 1783, leztere in den Jahren 1786 bis 1789. Am Ende des 18ten Jahrhundertes sah Frankreich durch politische Verhaͤltnisse sich gedrungen, diesen Gegenstand mit noch groͤßerem Eifer zu betreiben. Unter einer Menge von Verfahrungsarten fand man jene des Hrn. Leblanc als die vortheilhafteste. Dieses Verfahren besteht darin, das Kochsalz durch Schwefelsaure zu zersezen, und das auf diese Weise erhaltene Glaubersalz (die schwefelsaure Soda) mit Kohle und mit Kreide (kohlensaurem Kalke) zu calciniren. Man errichtete im J. 1789 in der Naͤhe von St. Denis eine Fabrik, um dieses Verfahren im Großen anzuwenden; allein, Ereignisse, die in keinem Verbande mit der Methode standen, welche man anwendete, noͤthigten diese Fabrik ihre Arbeiten aufzugeben. Als der Krieg im J. 1808 die Handelsverbindungen zwischen Frankreich und Spanien aufhob, durch welche erstens beinahe alle seine Soda von lezterem erhielt, kehrte man nach D'Arcet's weisem Rathe zu Leblanc's Verfahren zuruͤk. Soda aus Kochsalz zu bereiten. Hr. D'Arcet hat selbst an dieser Methode einige Verbesserungen angebracht. Nun kam die Fabrik zu St. Denis wieder in Thaͤtigkeit, und zwar mit dem besten Erfolge. Bald darauf wurden 45 andere Fabriken errichtet, die nach derselben Methode arbeiteten, und von diesen waren zwoͤlf zu Marseille allein, wo sich sehr viele Seifensiedereien befinden. Die Glasfabrik zu St. Gobin errichtete gleichfalls eine Anstalt zur Erzeugung gereinigter Soda, die sie zu ihrem schoͤnen Spiegelglase brauchte. Mit einem Worte, alle rohe und gereinigte Soda, deren Frankreich bedarf, wird gegenwaͤrtig aus franzoͤsischem Salze gewonnen und zu so niedrigem Preise verkauft, daß die ehemalige, im Handel vorkommende Soda, welche jaͤhrlich fuͤr mehrere Millionen eingefuͤhrt wurde, nun gaͤnzlich außer Gebrauch gekommen ist.Der Uebersezer weiß, daß der wuͤrdige Halurge, Lenoble von Edlersberg, dem Oesterreichs Salinen so viel zu danken haben, und dem sie noch mehr zu danken haben wuͤrden, wenn seine weisen Rathschlaͤge nicht durch die Unwissenheit und den boͤsen Willen der Salzschreiber großen Theils unausgefuͤhrt geblieben waͤren, sich am Ende des lezten und im Anfange des gegenwaͤrtigen Jahrhundertes viel mit Sodagewinnung aus Kochsalz beschaͤftigte. In wiefern die Arbeiten dieses hochverdienten rastlos thaͤtigen Mannes sich eines gluͤklichen Erfolges erfreuten, werden seine Freunde und Verehrer, deren er so viele in allen Provinzen der oͤsterreichischen Monarchie haͤtte, wo sein Name ewig gelehrt bleiben wird, uns mittheilen koͤnnen. A. d. Ue. Rußland besizt Kochsalz und Glaubersalz als Naturprodukte, aus welchen man, mit Huͤlfe der Chemie, im Großen die zum Gebrauche der Fabriken noͤthige Soda erzeugen koͤnnte. Was das Kuͤchensalz betrifft, so besizt das suͤdliche Rußland dasselbe in solchem Ueberflusse, daß es physisch unmoͤglich ist, die ungeheueren Massen Salzes, die sich daselbst befinden, als Salz jemals aufzuzehren. Es waͤre daher hoͤchst wuͤnschenswerth, die Bestandtheile dieses kostbaren Geschenkes der Natur zu irgend einem nuͤzlichen Zweke fuͤr die Nationalindustrie zu verwenden. In technischer Hinsicht zeigt sich nicht das mindeste Hinderniß, nach Leblanc's in Frankreich eingefuͤhrter Methode, die gegenwaͤrtig daselbst im groͤßten Maßstabe angewendet wild, Soda aus Kuͤchensalz zu erzeugen: denn es gibt gegenwaͤrtig eingeborne Russen genug um Moskau, die da wissen, wie Schwefelsaͤure erzeugt werden muß, um uͤberall, wo man es haben will, eine Schweselsaͤurefabrik zu errichten, die man zur Sodagewinnung braucht. Es laͤßt sich erwarten, daß die Zersezung des Kochsalzes durch Schwefelsaͤure Mittel an die Hand geben wird, die Kochsalz- oder Hydrochlorsaͤure, welche sich dabei entwikelt, zu sammeln, und zu benuͤzen, und daß man sich derselben theils zur Bereitung des Chlores und der wichtigen Chlorverbindungen, wie z.B. des Chlorkalkes theils zur Verfertigung der Knochengallerte nach D'Arcet's Methode fuͤr die Flotte sowohl als fuͤr die Hospitaͤler etc., wobei aber sorgfaͤltige Aufsicht gepflogen werden muß,Diese Vorsicht macht der k. Akademie sehr viel Ehre. Sie wird es wohl bald selbst fuͤhlen, daß Nikolaus und jeder seiner Nachfolger reich genug ist, die Quelle seines Reichthumes, sein Volk und sein Heer, mit Fleisch und nicht mit Knochen zu naͤhren. A. d. Ue. theils zur Salmiakbereitung durch unmittelbare Verbindung mit Ammoniumdaͤmpfen, die waͤhrend der Destillation thierischer Stoffe aufsteigen, wird bedienen koͤnnen.Mit der Ausscheidung der Soda und der Kochsalz: oder Hydrochlorsaͤure aus dem Kochsalze ließen sich, an gewissen Orten, auch noch andere technisch-chemische Arbeiten verbinden. Koch oder Hydrochlorsaure Bittererde verdient besondere Aufmerksamkeit. Sie findet sich oͤfters in sehr bedeutender Menge in Begleitung des gemeinen Kuͤchensalzes, wie dieß z. V. im See Elton der Fall ist. Da die Kochsalz: oder Hydrochlorsaͤure sehr leicht aus ihrer Verbindung mit der Bittererde durch die Hize entweicht, so dient kochsalzsaure Bittererde sehr gut zur Salmiakbereitung nach einer sehr einfachen in Schottland eingefuͤhrten Methode. Man verbrennt daselbst sehr langsam, oder man verkohlt vielmehr in einem zu diesem Ende vorgerichteten Ofen alte Lumpen von Wollentuch, alte Lederstuͤke und andere thierische Koͤrper, die man vorlaͤufig in kochsalzsaurer Bittererdeaufloͤsung weichte. Das Ammonium, welches man durch Verbrennung dieser thierischen Stoffe erhaͤlt, verbindet sich mit der Hydrochlorsaͤure, welche die Hize aus der Hydrochlorsauren Bittererde entwikelt, und bildet mit demselben Salmiak, der sich in dem oberen Theile des Ofens verdichtet, und dann nur gereinigt und neuerdings sublimirt werden darf. A. d. O. Man findet in Rußland natuͤrliches Glaubersalz (schwefelsaure Soda) in sehr großer Menge in den Seen sowohl als in den Salzsuͤmpfen in der Naͤhe der Muͤndungen der Wolga, und in vielen Gegenden Sibiriens, wo die Akademiker S. G. Gmelin, Georgi, Pallas u.a. sie fanden. Es ist allerdings viel leichter, und weniger kostspielig, Soda aus Glaubersalz, als aus Kochsalz zu bereiten, denn man bedarf hier nicht mehr der Schwefelsaͤure, welche zur Verwandlung des Kochsalzes in schwefelsaure Soda nothwendig ist. Das Bitter- oder Epsomsalz (die schwefelsaure Bittererde), welches so oft in der Natur mit dem Glaubersalze verbunden ist, koͤnnte zur Gewinnung der Bittererde verwendet werden. Man muß noch bemerken, daß eine große Menge unserer Seen und unserer Salzpfuͤzen, besonders in Sibirien, eine sehr bedeutende Menge Natron (basisch kohlensaurer Soda) enthalten, welche die Natur an der Seite des Kochsalzes oder des Glaubersalzes, und zuweilen beider zugleich, gebildet hat: eine Thatsache, auf welche der Akademiker Georgi die allgemeine Aufmerksamkeit zu lenken wußte. Ueberall, wo dieses Natron in der Nachbarschaft schiffbarer Fluͤsse vorkommt, sollte es gesammelt, gereinigt und in den Handel gebracht werden. Da nun die kaiserliche Akademie wuͤnscht, Untersuchungen zu weken, durch welche einige natuͤrliche Producte Rußlands, aus denen die Industrie und der Handel große Vortheile ziehen koͤnnten, allgemein nuͤzlich wuͤrden, so schlaͤgt sie vor: daß man eine auf Kenntniß der Ortsverhaͤltnisse, auf genaue chemische Versuche und scharfe Berechnung gegruͤndete Methode angebe, nach welcher man in Rußland, im Großen, die Soda entweder aus dem gewoͤhnlichen Koch- oder Seesalze, oder aus natuͤrlichem Glaubersalze (schwefelsaurer Soda), oder aus Mischungen dieser Salze unter sich oder mit anderen Salzen gewinnen kann, wie z.B. aus dem Natron oder aus der natuͤrlichen basisch kohlensauren Soda, die sich in den Seen und Salzpfuͤzen befindet, so daß diese Soda, roh oder gereinigt, mit Vortheile im Lande verwendet oder selbst ausgefuͤhrt werden kann.Die Moͤglichkeit der Ausfuhr der aus Kochsalz erzeugten Soda haͤngt lediglich von dem Preise ab, um welchen dem Fabrikanten das rohe Material, das Kochsalz, zur Bearbeitung uͤberlassen wird. Wenn die russisch kaiserl. Regierung so weise ist, wie die k. niederlaͤndische, und dem Fabrikanten das Salz um den Gestehungspreis uͤberlaßt; (wie es ihr naͤmlich selbst zu stehen kommt); wenn dieser Gestehungspreis nicht durch die Unwissenheit der Salzschreiber in Rußland hoͤher zu stehen kommt, als in anderen Laͤndern; so wird Rußland allerdings bald Soda ausfuͤhren koͤnnen: es wuͤrde bei seinem Reichthume an Koche salz bald ganz Europa mit Soda uͤberschwemmen koͤnnen, und dieß zwar um so leichter, als in vielen Laͤndern Europens, welche gleichfalls sehr reich an Salz sind, die Salzschreiber jede andere Benuͤzung des Salzes, als zum Salzen der Suppe, rein unmoͤglich machen.Vergebens verweist man diese ungluͤkseligen Salzschreiber auf das Beispiel Englands, wo jedes menschliche Beduͤrfniß, sogar das Tageslicht, besteuert ist (Fenster-Taxe), und doch die Salzsteuer erst vor Kurzem aufgehoben wurde, „damit,“ wie der weise Finanzminister, der sie aushob, sehr richtig bemerkte das Volk zehn Mal mehr an anderen Steuern dafuͤr zu zahlen im Stande ist.“ Diese ungluͤkseligen Menschen wissen nicht, daß Salz die Seele der Viehzucht ist; daß ihr Pfannenstein, den sie als Viehleke verkaufen, wahres Gift fuͤr unsere Hausthiere ist; daß ihr mit Thon und Gyps eingesprengter Salzstein, als Viehleke, weder den Beduͤrfnissen des Landwirthes noch jenen seiner Thiere entspricht. Sie wissen nicht, daß Viehzucht die Seele des Akerbaues ist, und daß der Landmann desto mehr Steuer zahlt, je mehr er erntet; sie wissen nicht, daß wenn der Landmann seinen Ackern das noͤthige Salz schenken koͤnnte, seine Ernte in vielen Gegenden des Landes verdoppelt seyn wuͤrde; daß sein Gemuͤsegarten ihnen selbst wohlfeilere und schmakhaftere Gemuͤse liefern wuͤrde; sie sehen nicht ein, daß ihr Duͤngersalz ein schlechtes Mixtum Compositum ist, durch welches sie sich selbst eben so sehr schaden, wie dem Landwirthe. Sie wissen nicht, daß sie ihre Vatermoͤrder, ihre Crabatten, ihre Gilets, alles was ihre Frauen, Toͤchter oder Schoͤnen weiß an sich tragen, dem Salze danken, und daß sie alles dieß wohlfeiler und eleganter haben koͤnnten, wenn sie mit ihrem Salze nicht so theuer waͤren; daß sie, aufgepuzt und aufgestuzt, oder schmuzig, wie ein alter Oberschreiber, alles was sie an sich tragen, wie man sagt, aus dem Salze haben, und noch besser haben wuͤrden, wenn ihre Salzpreise menschlicher waͤren; daß, mit einem Worte, beinahe kein Gewerbe, so wie kein Mensch, ja sogar kein Vers (weil wir doch heute zu Tage im Versefabrik-Zeitalter leben, wenn er nicht fad seyn soll) ohne Salz bestehen kann, und daß endlich Salz nicht bloß als Salz, sondern selbst in seinen beiden Bestandtheilen, als Kochsalzsaͤure und als Mineralalkali, fuͤr die gestimmte Industrie nicht minder allgemein wichtig ist, als fuͤr Viehzucht und Landwirthschaft. Dieß wußten aber die Salzschreiber in England. Sie sahen ein, daß Salz besteuern sich selbst besteuern heißt, den Akerbau, die Viehzucht und die Industrie laͤhmen heißt, und daß jede andere Art von Steuer weniger nachtheilig ist, als eine Salzsteuer. Sie hoben sie daher auf, und uͤberließen jedem das Recht, nach Salz zu bohren und zu graben, wie er will, dasselbe zu raffiniren, wie er will, und das Resultat hiervon ist, daß man nirgendwo schoͤneres und wohlfeileres Salz findet, als in England, und die Kunst der Salzsiederei nirgendwo (N. Amerika abgerechnet) auf jener Stufe von Vollkommenheit steht, auf welcher man sie in diesen Laͤndern ebenso sehr bewundern muß, als man jene unserer oberdeutschen Salzwerke verlachen oder beweinen muß, je nachdem man nun eben gestimmt ist.Es unterliegt keinem Zweifel, daß, um nur bei den oberdeutschen Salinen stehen zu bleiben, der Reichthum des Salzes, den Oesterreich in seinen Salzwerken zu Ischt, Hallstadt, Aussee, Hallein und Hall besizt, eben so sehr fuͤr die deutschen und boͤhmischen Provinzen des oͤsterreichischen Kaiserthumes hinreicht, als jener zu Wieliczka und Bochnia, nebst dem uͤbrigen in den Karpathen, fuͤr Galicien (man kann sagen fuͤr ganz Europa), als jener In Ungern und Siebenbirgen fuͤr Ungern und seine Provinzen mehr als hinreichend ist. Bei allen diesen Salinen hat man uͤberdieß in der Nachbarschaft der bestehenden (z. V. in der Gegend von Admont, in der Nachbarschaft von M. Zell) Salzbruͤche, die man verbirgt und bewacht, damit den bereits bestehenden Salinen kein Nachtheil entsteht. Die Salzwerke zu Berchtesgaden und Reichenhall reichen fuͤr Bayern's Bedarf hin, und wuͤrden, wenn man denselben in ihren naͤchsten Umgebungen jene Ausdehnung geben wollte, deren sie faͤhig sind, fuͤr ganz Deutschland hinreichen. Was die Natur nicht bloß in ganzen Bergen, sondern in ganzen Gebirgsketten uns schenkte, das wiegen die Schreiber uns Lothweise vor, und verkaufen uns dasselbe zu 8 Lothen fuͤr Einen Kreuzer, waͤhrend ihnen, selbst bei ihrer bodenlos schlechten Gewinnungsweise, der Ztr. kaum auf einen halben Gulden kommt: bei verstaͤndigem Betriebe wuͤrde der Ztr. kaum auf 15 kr. kommen.Wir sind weit entfernt der Staatseinnahme von den Salinen aus auch nur einen Heller entziehen zu wollen, oder gar Beschwerde gegen die Millionen zu erheben, die der Staat durch das Salzmonopol gewinnt; wir wuͤnschen vielmehr ihm diese Einkuͤnfte zu verdoppeln, und begnuͤgen uns bloß damit, die Staatsverwaltungen aufmerksam auf die Taͤuschungen zu machen, in welchen sie von ihren Salzschreibern uͤber diesen Punkt gehalten werden.Der edle Lenoble von Edlersberg hat beinahe ein halbes Jahrhundert lang sich lahm geschrieben an Vorstellungen uͤber die Absurdidaͤten der Salzschreiber. Erst gegen sein Ende und nach seinem Tode, als die Weisheit des Grafen Saurau jenen wohlthaͤtigen Einfluß erhielt, den sie laͤngst verdient haͤtte, ward die Richtigkeit der Ansichten Lenoble's nach Verdienst gewuͤrdigt, und wenigstens ein Theil seines schoͤnen Planes zum Wohle der Finanzkammer sowohl als des Volkes ausgefuͤhrt: der Salzhandel ward einstweilen frei gegeben, und dadurch bei gleicher Einnahme die ungeheuere Ausgabe fuͤr ein Heer muͤßiger, alles verwirrender Schreiber beseitigt. Schwerlich wird noch ein halbes Jahrhundert vergehen muͤssen, bis Saurau's Nachfolger, der Bahn ihres weisen Vorgaͤngers folgend, auch die Erzeugung des Salzes ihren Buͤrgern frei geben werden: sey es entweder, daß sie es fuͤr gut finden, ihre Salinen einer Gesellschaft zu uͤberlassen, die ihnen den jaͤhrlichen reinen Ertrag derselben bezahlt, den sie bisher davon zogen, und sich durch hinlaͤngliche Cautionen verbirgt, die bisherige Menge Salzes jaͤhrlich zu erzeugen, und nicht hoͤher, als zu dem bisherigen Gestehungspreise, zu welchem es dem Staate mit Inbegriff seiner Schreiberlegionen im Berg-, Forst- und Sud- und Administrationswesen zu stehen kam, zu verkaufen; oder, die Salzbergwerke fortwaͤhrend als Staatseigentum zu behalten; dieselben unter der Aufsicht von Mineurs, die hier ihre beste Schule haben wuͤrden, von Straͤflingen bearbeiten zu lassen, und das rohe Salz oder die Sohle Privaten zur Raffinirung um den Berglohnpreis unter der Bedingung zu uͤberlassen, daß sie durch Cautionen sich zur Erzeugung der noͤthigen Salzmenge verpflichten, und das raffinirte Salz nicht hoͤher als um den ehemaligen Gestehungspreis, zu welchem es dem Staate ehevor zu stehen kam, verlaufen: der Ausfall, der dadurch an der Staatseinnahme entstuͤnde, koͤnnte durch eine directe Salzsteuer per Kopf um so leichter repartirt werden, als sie weniger betruͤge, als die bisherige indirecte, und jeder gern irgend eine Summe bezahlt, wenn er vier bis sechs Mal so viel daran gewinnt, als er bezahlt.Was den ersteren dieser Plane betrifft, so darf man nicht besorgen, daß es in irgend einem Lande, in welchem Salzwerke sind, an Leuten fehlen wuͤrde, die ihre Capitalien zu einer solchen Gesellschaft mit Vergnuͤgen hergeben wuͤrden, oder daß es an Leuten fehlen wuͤrde, die die Salzsiederei nicht hundert Mal besser verstaͤnden, als die Salzschreiber. Wenn dieß auch der Fall seyn koͤnnte, so wuͤrden englische, hollaͤndische Compagnien sich wechselseitig uͤberbieten in annehmbareren Antraͤgen, und der Staat gewaͤnne, außer den nicht zu berechnen den Vortheilen des moͤglich niedrigsten Salzpreises fuͤr Viehzucht, Landwirthschaft. Kuͤnste und Gewerbe, die Cautionscapitalien dieser Gesellschaften zu seiner Disposition, und ersparte die ungeheueren Ausgaben fuͤr sein Heer von Salzschreibern. Die Gesellschaft kann um so leichter das Salz um 10 Mal niedrigeren Preis, als der gegenwaͤrtige, liefern, als sie sicher seyn kann, daß sie 40 Mal so viel davon absezen wird, sowohl im Inlande als in dem salzarmen Auslande, wenn sie dasselbe 10 Mal wohlfeiler liefert; als sie nicht so einfaͤltig, wie die Salzschreiber, die Salinen betreiben wird, und auch, bei fabrikmaͤßigem Betriebe, nie so betrogen wird, wie es jeder Staat wird, der irgend eine Fabrikation auf seine Rechnung betreibt.Was die Verwendung der Mineurs als Leiter und Oberaufseher und der Straͤflinge als Arbeiter zur Bergwerksarbeit betrifft, so ist dieß nichts weniger als ein neuer Plan. Vor den Roͤmern hatten schon die Griechen, namentlich die weisen Syracusaner, ihre Verbrecher unter der Aufsicht ihrer Soldaten ad Latomias, ad lapicidinas et Metalla verdammt: nur durch solche Haͤnde konnten die beruͤhmten Latomien in Syracus, die Riesenwerke des roͤmischen Bergbaues, die wir noch heute zu Tage als Wunder der Welt in Spanien und Portugal und in Kleinasien mit allein Rechte anstaunen, nach Jahrtausenden noch auf die Nachwelt gelangen. Wir bauen entweder unseren Verbrechern Pallaͤste und beschaͤftigen ihre Haͤnde mit Arbeiten, durch welche sie selbst im Straft Hause noch Diebstahl begehen, in dem sie dem Fabrikanten, der schwere Stellern und Abgaben fuͤr die Erlaubniß bezahlen muß, dieselben Arbeiten verrichten zu duͤrfen, zu welchen sie in Strafe angehalten werden, sein theuer bezahltes Brot stehlen, oder wir werfen sie in Keuchen, in welchen sie tausend Mal mehr zu dulden haben, als wenn man ihnen den Kopf abgeschlagen haͤtte, obschon das Recht selbst sie von dieser tausend Mal wohltaͤtigeren Strafe frei sprach: waͤhrend sie doch nirgendwo sicherer und leichter verwahrt, vielleicht mit keiner Arbeit, als Strafe, zwekmaͤßiger bestraft, und doch zugleich noch, selbst bei lebenslaͤnglicher Strafe, menschlicher behandelt und nuͤzlicher beschaͤftigt werden koͤnnten, als mit Bergbau. Was unsere Mineurs und Sappeurs betrifft, so ist es die laute Klage aller Generaͤle, daß, waͤhrend alle Waffen im Frieden hin: laͤnglich eingeuͤbt werden, diese beiden hoͤchst wichtigen Zweige der Kriegskunst, (der Dienst des Mineurs und des Sappeurs) am wenigsten Uebung finden; so daß wir, aus Mangel an Uebung, nicht bloß das Leben Einzelner, zuweilen sogar ihrer Kenntnisse wegen hoͤchst achtbarer Officiere, wie im vorigen Jahre bei dem Sprengen der Waͤlle zu Wien, sondern oft vieler Tausende, wie im lezten tuͤrkisch-russischen Kriege bei Brailow, auf die traurigste Weise geopfert sehen Bergwerke sind der wahre Exercierplaz der Mineurs und Sappeurs; hier koͤnnen sie, eingeuͤbt in die Geheimnisse der Markscheidekunst, ihre Minen und Gegenminen mit einer Praͤcision anlegen und ausfuͤhren lernen, wie sie es sonst nirgendwo im Stande seyn werden. Der militaͤrische Geist, der in allen Zweigen der Industrie so wohlthaͤtig wirkt, ist hier mehr als irgendwo an seiner Stelle, und der Bergbau kann durch denselben nur ebensoviel gewinnen, als die Minirkunst durch den Bergbau bereits gewonnen hat. Schon die aͤltesten deutschen Bergleute fuͤhlten die Nothwendigkeit eines militaͤrischen Geistes bei ihren gefahrvollen unterirdischen Arbeiten, und wenn auch leider die Geißel der Schreiberei bis in die Tiefe der Schaͤchte hinabgedrungen ist, so ist doch noch ein Berghauptmann ihr Oberer, und nicht ein Bergschreiber, und der eigentliche Grubendienst ist militaͤrisch, nicht buͤreaukratisch, geordnet. Wuͤrden unsere Finanzschreiber alte Classiker lesen, so wuͤrden sie laͤngst die ungeheueren Ausgaben, welche Bergwerke dem Staate verursachen, nach Art der Roͤmer, die mit Wenigem in ihrem Staatshaushalte Wunderwerke schufen, auf ihr natuͤrlichstes Minimum zuruͤkgefuͤhrt haben. Der Straͤfling zahlt hier seine Unterhaltungskosten, und kann sich, wenn er nicht auf lebenslaͤnglich verdammt ist, selbst noch etwas verdienen, das ihn, nach uͤberstandener Strafe, gegen die Nothwendigkeit neuer Verbrechen schuͤzt. Er kostet nicht den zehnten Theil der Auslagen, die man fuͤr einen Bergmann machen muß, wenn wir das damnum cessans in Anschlag bringen. Der Mineur und Sappeur kommt um eben so vieles wohlfeiler, wenn wir ihn auch waͤhrend seiner Exercierzeit im Bergwerke auf Kriegsfuß sezen, und der Vortheil, der durch Einuͤbung des Mannes in seinen Dienst entsteht, ist nicht zu berechnen. Man koͤnnte sogar, wo die Zahl der Mineurs und Sappeurs nicht hinreichte, da es immer gut ist, bei jedem Regiments Leute zu haben, die in diesem Dienste unterrichtet sind, und mehrere derselben gewiß Luft haben wuͤrden denselben zu lernen, und die Vortheile des Kriegsfußes dabei zu genießen, die Mineurs durch Freiwillige aus den Regimentern verstaͤrken. Daß dann, wo so wohlfeil gebaut werden koͤnnte, anders gebaut werden koͤnnte und wuͤrde, als unsere Federnfuchser bauen, daran wuͤrde wohl kein Sterblicher zweifeln, der auch nur ein Mal in die heiligen Hatten getreten ist, die der altroͤmische Fimmel und Faͤustel dem Plutus in dem tiefsten Schooße der Erde eroͤffnete, zu einer Zeit, wo man die Gewalt des Schießpulvers noch nicht kannte, und der in die Maulwurfsgrillengaͤnge einkroch, die wir heute zu Tage, als Bergbau, in die Berge graben.Außer dem (wie es uns wenigstens scheint) nicht zu verkennenden Nuzen, der durch Verwendung der Straͤflinge, als Arbeiter, und der Mineurs und Sappeurs, als Aufseher und Leiter im Bergbaue fuͤr den Staat sowohl in finanzieller, als in taktischer Hinsicht hervorgehen wuͤrde, entstuͤnde ein noch unendlich groͤßerer Nuzen fuͤr denselben dadurch, daß Hunderte, in manchen Laͤndern vielleicht Tausende seiner fleißigsten und betriebsamsten Buͤrger, daß die treuen Knappen, die armen Bergleute nicht vor der Zeit in's Grab geschikt wuͤrden, oder wenigstens nicht im maͤnnlichen Alter schon als Kruͤppel und Siechlinge ihm zur Last fielen; daß die Rasse seines Volksstammes nicht durch erkuͤnstelte Schwaͤchlinge verdorben wuͤrde. Keine Arbeit auf Erden ist haͤrter, keine der Gesundheit nachtheiliger, als die des Bergmannes: von Gefahren wollen wir hier nicht sprechen; denn jeder weiß, daß das Leben des Bergmannes in seiner Grube in jedem Augenblike nicht minder gefaͤhrdet ist, als jenes des Schiffers auf der See, und des Soldaten im Treffen; auch von dem sicheren fruͤhzeitigen Tode in Blei- und Queksilber-Bergwerken (zu Idria ist ein 40jaͤhriger Knappe eine Seltenheit, und ein 30jaͤhriger gleicht mehr einem Gespenste, als einem lebendigen Wesen) wollen wir nicht sprechen, und bloß bei dem Knappen im gesuͤndesten Bergwerke, im Salzbergs stehen bleiben. Wir kennen die Salzbergwerke alle in der deutschen Alpenkette und in der noͤrdlichen Kette der Karpathen; wir haben mehrere derselben oft befahren, wir haben aber in keinem derselben auch nur einen einzigen Knappen gefunden, dessen Gesundheit wir mit der unsrigen haͤtten vertauschen moͤgen. Ob schon zehn Mal gluͤklicher, als ihre Kameraden in Blei: und Queksilber-Bergwerken, waren sie alle mehr oder minder erdfarben, welk, mager, und man sah es ihnen allen beim ersten Blike an, daß sie einer der ersten Bedingungen zu einer kraftvollen Gesundheit, reiner Luft und Tageslicht, entbehren. Abgesehen von den Nachtheilen dieser Entbehrungen waͤhrend mehr als des dritten Theiles seines Lebens (denn als 6–7 jaͤhriger Knabe arbeitet er schon im Berge) hat der Bergmann noch mit allen Muͤhseligkeiten herber Armuth zu kaͤmpfen, und kann oft kaum an harter Kost sich taͤglich saͤttigen. Die wenigen Stunden, die er, vielleicht, im Tageslichte noch verleben kann, sind anderer nicht minder harten Arbeit geweiht, und so verkruͤppelt der arme Mensch nach und nach zu jenen leichen- und gespensterartigen Wesen, die wir als Knappen uͤberall finden. Es ist unmoͤglich, platterdings unmoͤglich, daß ein Mensch die Drangsale eines Bergmannes sein ganzes Leben uͤber ertragen koͤnnen soll, ohne gaͤnzlich unter denselben mit allen seinen Nachkommen auszuarten und zu verkruͤppeln. Der Staat erhaͤlt also bei dem gegenwaͤrtigen Bergbausysteme ein Heer von Siechlingen, das mit jedem Jahre sein eigenes Elend noch durch jenes vermehrt, in welches der Staat eben dadurch von Jahr zu Jahr mehr und mehr versinkt. Man frage menschenfreundliche Bergofficiere und die Aerzte, die bei Bergwerken angestellt sind, wenn man unsere Schilderung uͤbertrieben finden sollte. Es ist bereits so weit gekommen bei dem Bergbaue, daß menschenfreundliche und kluge Berghauptleute sich genoͤthigt sahen, selbst den Fleiß und die Betriebsamkeit ihrer Knappen zu beschraͤnken, und diese nicht so viel arbeiten zu lassen, als sie wuͤnschten, damit sie sich nicht noch mehr und noch schneller zu Kruͤppeln arbeiteten: die sogenannte Gedingarbeit mußte in manchen Bergen aufgegeben werden, in dem die Arbeiter sich dabei zu Grunde richteten und dem Staate oft schon in der Bluͤthe ihres Lebens als Siechlinge zur Last fielen. Alle diese, insofern sie Leben und Gesundheit von Hunderten, ja von Tausenden betreffen, gewiß nicht unbedeutenden Nachtheile wuͤrden gaͤnzlich beseitigt werden, wenn man das alte roͤmische Bergbausystem wieder einfuͤhrte; wenn man zu den Arbeiten des Bergbaues, die kein Mensch von seiner fruͤhesten Jugend an bis in das spaͤtere maͤnnliche Alter ertragen kann, ohne dabei zum Siechlinge zu werden, nur diejenigen Ungluͤklichen waͤhlte, die durch ihre Handlungen strafbar geworden sind; die, eine kuͤrzere Reihe von Jahren uͤber, 1 bis 20 Jahre lang, diese Arbeiten ohne Nachtheil auszuhalten vermoͤgen, in dem sie bereits erwachsen, nicht schon als Kind, zu dieser Arbeit verdammt werden. Selbst diejenigen Straͤflinge, die zur lebenslangen Strafe unter der Erde verdammt sind, werden hier dieselbe auf eine fuͤr den Staat und die Menschheit nuͤzlichere Weise eine laͤngere Zeit uͤber auszuhalten vermoͤgen, und dem Staate weniger zur Last fallen. Der Leiter und Aufseher dieser Arbeiter, der Sappeur und Mineur, wird alle Jahre abgeloͤst: ein Jahr lang kann jeder den Grubendienst aushalten, ohne daß seine Gesundheit im Mindesten dabei litte, und Mineurs und Sappeurs, die ein Jahr lang in der Grube ihre Schicht arbeiteten, werden im Kriege gewandter im Minenbaue seyn, als sie es gewoͤhnlich nicht sind. Unterofficiere und hoͤhere Officiere vom Geniecorps, die waͤhrend des Friedens gewoͤhnlich muͤßig sind, verdiente pensionirte Officiere vom Geniecorps koͤnnten hier, durch die kleine Zulage des Kriegsfußes, die man ihnen ertheilen koͤnnte, wenn sie die Oberleitung bei dem Bergbaue, und die Dienste, die gegenwaͤrtig den sogenannten Bergofficieren aufgetragen sind, besorgen, auf der einen Seite wohlverdiente Belohnung finden, und auf der anderen Seite alle uͤbrige, 20 Mal groͤßere, Auslage fuͤr die Bergwerksofficiere dem Staate ersparen. Die Geschichte des Geniewesens und des Bergwesens aller Voͤlker liefert uns Reihen von Beispielen, daß aus den Bergwerken die ausgezeichnetesten Officiere des Geniewesens hervorgingen, die siegreich Festungen theils eroberten, theils verteidigten, so wie umgekehrt manches Bergwerk seinen ganzen Aufschwung einem erfahrnen Officiere vom Geniecorps verdankt, der endlich den Dienst der Bellona mit jenem des Plutus vertauschte. Wenn nun die Geschichte uns alles dieses von den classischen Zeiten der Roͤmer durch alle Voͤlker fort bis auf unsere Tage uns lehrte, wie konnten wir Jahrhunderte durch taub und blind gegen diese Lehren geblieben seyn? Diese Frage ließe sich leicht beantworten, wenn wir nicht besorgen muͤßten zu weitlaͤuftig in unserer Anmerkung zu werden: wir muͤssen uns begnuͤgen, bloß mit zwei Worten zu bemerken, daß die Stupiditaͤt der Bureaukratie, die Klarheit des militaͤrischen Geistes scheuend, denselben seit Jahrhunderten uͤberall zu laͤhmen suchte, und immer nur auf Halbheit erpicht war und ist, quia ponere totum nescit. Was soll aber mit bell Hunderten und Tausenden der gegenwaͤrtigen Knappen geschehen? Soll man diese verhungern lassen? Wir fragen dagegen: Werden diese Hunderte und Taufende bei ihrem gegenwaͤrtigen Verdienste auch wirklich taͤglich satt? Ist der Boden der naͤchsten Umgebungen um Bergwerke von der Art, daß der arme Knappe, der allenfalls einen halben Morgen Landes um seine Huͤtte besizt, in demselben fuͤr sich und die Seinigen auch nur Erdaͤpfel und einige Krautkoͤpfe mit wahrem Vortheile bauen kann? Waͤre es nicht besser, wenn die ganze naͤchste Umgebung eines Bergwerkes, dessen erster Bedarf Holz ist, mit Baͤumen Statt mit den aͤrmlichen Huͤtten und Gaͤrtchen der Knappen besezt waͤre? Hiervon hat man sich an vielen Bergwerken bereits so sehr uͤberzeugt, daß man den Knappen gar keine Ansiedelungen in der Naͤhe erlaubte, sondern sie daselbst, ganz militaͤrisch, casernirte, und eine eigene Unterkunft fuͤr sie erbaute. Der Staat gewinnt nichts, wenn er Gegenden bevoͤlkert, die nur mit Verlust seines Holzbedarfes urbar gemacht werden koͤnnen, und dafuͤr ganze Quadratmeilen von Heiden, die nur den Pflug erwarten, um tragbares Land der besten Guͤte zu liefern, unbekannt und unbewohnt liegen laͤßt. Es gibt kein Land, das Bergwerke besizt, und nicht als Domaͤnen oder vernachlaͤssigte Gemeindegruͤnde auch Heiden und Moore genug besaͤße, um auf denselben den armen ausgehungerten Bergmann als Landwirth anzusiedeln. Der Fleiß, die Ordnung bei allen Arbeiten, die dem Bergmanne zur Gewohnheit, zur zweiten Natur wurde, wird ihn bald der Oberflaͤche des tragbaren Landes eben so viel und noch mehr abgewinnen lehren, als er ehevor aus der Tiefe der Erde zog; er wird, im Genusse des reinen Tageslichtes, mit den Seinigen sich erholen, und nach und nach eben so erstarken, als er ehevor mit denselben bei dem Grubenlichte unter der Erde zu Grunde ging. Der Staat erhaͤlt also bei dem altroͤmischen Systeme eine gesuͤndere kraftvollere Bevoͤlkerung, und mehr fruchtbares Land; er erhaͤlt geuͤbtere Krieger; er straft und schont zugleich die Ungluͤklichen, die er aus seinem Verbande entlassen mußte auf eine zwekmaͤßigere Weise; und erspart noch bei dem Gewinne, den er hierdurch erhaͤlt, Knappenlohn und Unterhaltungskosten der Straͤflinge.Es ist merkwuͤrdig, daß in zwei Staaten, deren Grundprincipien diametraliter entgegengesezt sind, die N. Amerikanischen Vereinigten Staaten und das große absolute Kaiserreich von der Weichsel bis zum Peter- und Paul's-Hafen, sich beide der altroͤmischen Methode, Bergbau durch Straͤflinge und durch das Geniecorps leiten zu lassen (vorzuͤglich Salzsteinkohlen: und Eisenbergball) taͤglich mehr und mehr naͤhern. Man wird das nicht als liberal verschreien, was man in einem kraftvoll absoluten Staate angewendet sieht, und auch das nicht als despotisch verrufen, was in dem liberalsten Staate auf dem Erdballe eingefuͤhrt ist. Die Ursache, warum wir in dem Haushalte dieser beiden Riesen Staaten so viel der alten klassischen Staatsverwaltung Aehnliches finden, ist diese, daß beide nicht die traurige Schule des Mittelalters, des Papst- und Moͤnchthumes, des Universitaͤtsunwesens, der Schreiberkaste durchzulaufen hatten, wie die uͤbrigen alten Staaten in Europa: in beiden Staaten besiegte der militaͤrische Geist der Peter und der Washington nicht bloß die aͤußeren Feinde gluͤklich, sondern auch die noch gefaͤhrlicheren inneren, die, in anderen Staaten, ihren Privatvortheilen das Wohl des Staates und der Menschheit aus das Schaͤndlichste zu opfern die hochherzige Gewissenhaftigkeit hatten. Neu geschaffen und zu Riesen gestaltet durch das Genie der Peter, der Washington, der Franklin, uͤberschritten sie mit Einem Schritte den ganzen Wust von Albernheiten, in welchen Europa seit Jahrhunderten begraben lag, mancher Staat erstikte und begraben wurde, und mancher noch begraben werden wird, dessen Minister bei ihrer albernen Vorliebe fuͤr Halbheit, weder Weiß noch Schwarz, sondern das Mittel von beiden, ein schillerndes Eselgrau, zum Wappenschilde zu waͤhlen fuͤr gut finden.A. d. Ue. Es waͤre zu wuͤnschen, daß man zugleich im Stande waͤre, die Theorie anzugeben, nach welcher Natron in unseren Salzseen und Salzsuͤmpfen sich neben Kochsalz und Glaubersalz bilden koͤnnte, und die Wahrheit derselben durch Versuche zu erweisen; denn eine solche Theorie koͤnnte zur Entdekung eines vor theilhaften Verfahrens leiten, die Soda durch kuͤnstliche Ausscheidung aus den Salzen zu erlangen, in welchen sie enthalten ist. Die Akademie bestimmt einen Preis von 100 hollaͤndischen Ducaten fuͤr die beste Beantwortung dieser Frage, wenn der Verfasser eine bereits bekannte Methode den Ortsverhaͤltnissen anpaßt, und einen Preis von 200 Ducaten, wenn er eine ganz neue Methode von seiner Erfindung angibt, welche besser ist, als alle diejenigen, die bisher bekannt geworden sind. Die Abhandlungen koͤnnen in franzoͤsischer, russischer, deutscher, englischer oder lateinischer Sprache geschrieben seyn, und muͤssen vor dem 1sten August eingesendet werden. Die Entscheidung der Akademie wird am Ende des Jahres 1831 bekannt gewacht werden in ihrer oͤffentlichen Sizung. Die gekroͤnte Preisschrift bleibt das Eigenthum der Akademie; die uͤbrigen Eingaben koͤnnen bei dem perpetuirlichen Secretaͤre von den Agenten der Verfasser zuruͤkgefordert werden. Versuche mit Winan's Wagen auf den Eisenbahnen zu Baltimore und am Ohio. Von den vielen Versuchen, welche in Gegenwart einer Menge von Menschen angestellt wurden, fuͤhren wir nur folgende auf: Ein Pferd, das sichtbar so leicht lief, als ob es den leichtesten Wagen (ein Tilbury) auf dem ebensten Wege gezogen haͤtte, zog zwei Winan-Wagen, mit 11 Personen, mit einer Schnelligkeit von 10–11 engl. Meilen (2 1/2 bis 2 3/4 deutsche) auf Eine Stunde, auf einer Streke von 5 engl. Meilen. Ein anderes Pferd zog 25 Personen in einem anderen Wagen auf derselben Bahn mit einer Geschwindigkeit von 12 engl. (3 deutschen) Meilen auf die Stunde, und 2 Wagen mit 55 Personen mit einer Geschwindigkeit von 9 engl. Meilen auf die Stunde, und, als ein dritter Wagen angehaͤngt wurde, 84 Personen mit derselben Geschwindigkeit. Ein anderer Wagen, mit 7 Personen, wurde von zwei Maͤnnern, die das Seil, an dem er gezogen wurde, auf einer Winde aufwanden, mit bedeutender Geschwindigkeit gezogen. Zwei Hunde vor einem solchen Wagen angespannt, liefen mit demselben im Trotte, obschon 6 Personen in demselben saßen. Wenn man solche Sachen nicht gesehen hat, so glaubt man sie nicht; sie sind aber darum nicht minder wahr.Es ist sonderbar, daß gerade diejenigen Menschen, die sonst am leichtesten glauben, und denen man Kameellasten von Dingen als Wahrheiten aufgebuͤrdet hat, die nicht sind, und welche sie mit bewundernswerther Geduld fortschleppen, solchen Thatsachen am mindesten geneigt sind Glauben zu schenken. Sie halten sie fuͤr Possen, Aufschneidereien etc. Gerade diejenigen, die den Ruͤken dieser armen Teufel mit ihren Luͤgen belasteten, widersezen sich am meisten, daß man auch nur Einen Gran Wahrheiten noch auf die Ballen von Unwahrheiten aller Art lege, die sie bereits aufgethuͤrmt haben. Wuͤrde man der Wahrheit so leicht und gern glauben und huldigen, wie der Luͤge und dem Mysticismus aller Art, auf welcher Stufe des Lichtes wuͤrde die Menschheit stehen! Unter den angestellten Versuchen fand sich auch einer mit Segeln. Obschon der Wind schwach war, segelte doch ein Wagen mit 6 Personen mit Schnelligkeit auf dieser Wahn. Dieser Versuch gewaͤhrte die meiste Unterhaltung, und zeigte, daß man mittelst eines großen Segels bei einem frischen Winde auf diesen Bahnen mit solchen Wagen schnell weiter kommen wuͤrde. (Nile's Register; 2. Jaͤn. 1830. Bullet. d. Scienc. technol. Avril 1830. S. 367.) Einladung an die gute ehrwuͤrdige alte Stadt Nuͤrnberg, ihren weltberuͤhmten Nuͤrnberger Trichter in Thaͤtigkeit zu sezen, und der eleganten Welt durch Nuͤrnberger Kunst etwas Verstand einzutrichtern. Zu Nuz und Frommen aller achtbaren Haͤftelmacher in dieser guten Stadt. Es ist eine merkwuͤrdige Thatsache in der Geschichte der Menschheit, daß sehr oft aus derselben Quelle, aus welcher Unheil und Elend sich uͤber Voͤlker und Welttheile ergossen hat, spaͤter auch die Heilung und Linderung desselben geflossen ist. Europa und die gluͤklichen oder ungluͤklichen Voͤlker fremder Welttheile, die unter europaͤisches Joch gekommen sind, haben alle, mehr oder minder, die Pest der Mieder, Schnuͤrbruͤste, Corsets, Schnuͤrguͤrtel, und wie alle diese Werkzeuge des Wuͤrgengels, der Millionen vor der Zeit in's Grab strekte, und Generationen auf Jahrhunderte vorhinein verkruͤppelte, von Frankreich aus erhalten. Vergebens haben die Beherrscher Deutschlands, das Unheil fuͤhlend, welches Frankreichs gezierte Sittenlosigkeit uͤber ihre Voͤlker ausspie, dem Verderben Graͤnzen zu sezen versuchtKaiser Joseph II. unsterblichen Andenkens erließ ein Gesez, durch welches den Vorstehern und Vorsteherinnen einer jeden oͤffentlichen weiblichen Erziehungsanstalt auf das Schaͤrfste verboten ward, Schnuͤrbruͤste oder Schnuͤrleibchen bei ihren Ziehtoͤchtern zu dulden, oder auch nur solche Maͤdchen aufzunehmen, an welchen deutliche Spuren eines fruͤheren zu starken Schnuͤrens sichtbar waren. Ein Decan der medicin. Facultaͤt zu Wien, Hr. v. Schosulan, schrieb bei dieser Gelegenheit eine eigene Abhandlung uͤber die Schaͤdlichkeit der Schnuͤrbruͤste fuͤr den weiblichen Koͤrper, und zaͤhlte in derselben das Heer toͤdtlicher und unheilbarer Krankheiten auf, welche durch dieselben entstehen. Heute zu Tage finden wir die Schnuͤrleibchen, Corsets in allen Erziehungsinstituten wieder als den Nothanker aller Weiblichkeit!: die Weisheit auf dem Throne vermag nur wenig gegen die Thorheit der ererbten Voͤlker, wenn andere Fuͤhrer sich derselben fruͤher bemaͤchtigt haben; Vorurtheile, zumal wenn sie in das Gebiet der Religion und der Mode eingreifen, sind wie Flechten; man wird leichter davon angestekt, als man sie zu heilen vermag. Dasselbe Frankreich, das die Pest der Schnuͤrbruͤste und Corsets uͤber den Erdball verbreitete, lehrte uns bei dem Ausbruche der Revolution dieselben in das Feuer werfen mit den Bouffants, Culs de Paris, und all dem Tande ausgearteter Hofschranzerei. Die weibliche Brust athmete freier, und der weibliche Koͤrper ward nicht mehr in die haͤßliche Insecten-Taille einer Schlupfwespe verunstaltet, an welcher der Bauch nur mehr an einem Faden zu haͤngen scheint, die Taille zum Umspannen war. Mit der Restauration restaurirte sich auch der alte Unsinn wieder, und wir sahen seit 15 Jahren nicht nur das alte Unheil der Schnuͤrbruͤste, Corsets etc. wieder von Frankreich aus uͤber den Erdball verbreitet, wir sahen es sogar auch jene Haͤlfte des menschlichen Geschlechts ergreifen, die bisher frei und unangestekt davon geblieben ist. Auch in dem maͤnnlichen Geschlechte sahen wir jezt diese Seuche wuͤthen, und Maͤnner wurden zu Geken, wie Weiber ehevor Coquetten geworden sind; selbst Maͤnner aus derjenigen Classe ihres Geschlechts, die zu der achtbarsten desselben gehoͤrt, selbst Officiere sehen wir jezt die Regiments-Schande begehen, sich zu schnuͤren, wie Russen, so daß, wenn man einem solchen Schnuͤrriemhelden, der den Schnuͤrstift gewandter zu fuͤhren versteht, wie es scheint, als seinen Degen, den Handschuh vor die Fuͤße wuͤrfe, er, einer Hofdame gleich, denselben liegen lassen muͤßte, bis ein guter Freund denselben aufhebt. Man koͤnnte zwar allerdings sagen, daß der Dienst durch dieses Schnuͤren gewinnen muͤsse, indem die geschnuͤrten Officiers nicht so leicht davon laufen koͤnnen; allein wer nicht ruͤkwaͤrts laufen kann, kann auch nicht vorwaͤrts laufen und den fliehenden Feind mit dem Degen in den Rippen verfolgen. Waͤhrend nun diese Pest seit 15 Jahren von Frankreich aus sich uͤber Weiblich und Maͤnnlich verbreitete, kommt endlich aus der Hauptstadt dieses Landes auch ein Arcanum gegen dieses Pestuͤbel, welches, indem es auf den Bericht des Hrn. Vallot den Beifall der so achtbaren Société de l'Encouragement erhielt, die fuͤr das Wohl der leidenden Menschheit so unendlich viel Gutes gethan hat, auch die Aufmerksamkeit der deutschen Menschenfreunde verdient. Dieses Arcanum gegen die Mieder- und Corset-Pest ist eine neue patentirte Erfindung des Hrn. Josselin zu Paris: neue Haͤftel und neue Corset-Ruͤken, (Agrafes et dos de Corsets perfectionnés de Mr. Josselin), mittelst welcher man auf der Stelle, ohne den Anzug im mindesten in Unordnung zu bringen, die Schnuͤrung, wenn man dieselbe aus was immer fuͤr einer Ursache zu laͤstig fuͤhlen sollte, nachlassen kann. Die Beschreibung dieser Haͤftel und Ruͤken in dem Bulletin de la Soc. d'Encouragement Janv . 1830. S. 20., und im Bulletin d. Sc. technolog. April 1830. S. 341, ist zu undeutlich, als daß irgend ein Haͤftelmacher, selbst mit Beihuͤlfe eines Kleidermachers fuͤr Damen, im Stande waͤre, nach derselben zu arbeiten. Es geht aber indessen so viel aus dieser Beschreibung hervor, daß die achtbaren Haftelmacher zu Nuͤrnberg sehr viel dabei gewinnen koͤnnen, wenn sie durch einen ihrer Mitbuͤrger zu Paris ein paar Exemplare solcher Agrafes et dos de Corsets de Mr. Josselin à Paris kaufen und sich so bald moͤglich zusenden lassen; und daß sie viel verlieren wuͤrden, wenn, was zu vermuthen steht, diese Pariser Mode in Deutschland eben das Gluͤk macht, was sie in Frankreich fand, und was manche weit schlechtere franzoͤsische Mode in Deutschland bereits gemacht hat, und wenn sie, als die aͤltesten und beruͤhmtesten Haftelmacher Deutschlands, diesen Zweig ihrer Industrie sich entreißen ließen: um so mehr, als die alten Haͤftel (ihr bisheriger Erwerbszweig) durch diese neue Erfindung sehr beeintraͤchtigt werden, und sie nun auf anderes denken muͤssen. „Man weiß,“ sagt Hr. Vallot in seinem Berichte, „wie gefaͤhrlich und verderblich fuͤr die Gesundheit die Folgen eines anhaltenden Zusammenschnuͤrens durch Mieder, Corsets, Guͤrtel auf den unteren Theil der Brust sind; allein, die legitim gewordene Gewalt der Modethorheit hat zu sehr uͤber alle, in unseren Tagen illegitim gewordenen, Beobachtungen des gesunden Menschenverstandes, uͤber allen wohlgemeinten Rath der Aerzte, den die Menschenfreunde unter denselben uns taͤglich wiederholen,Wir koͤnnen nicht umhin, hier aus den Schriften der Aerzte die Krankheiten, welche bei Millionen lediglich durch Schnuͤrbruͤste entstanden sind, namentlich anzufuͤhren: vielleicht fallen diese Blaͤtter in die Haͤnde irgend eines Vaters oder einer Mutter, die durch sie erst das Unheil der Schnuͤrbruͤste kennen lernen, wenn es anders einen Menschen geben koͤnnte, der nicht wuͤßte, daß eine gesunde, weite, starke Brust die erste Bedingung zur Gesundheit und zu hohem Alter ist, und daß alles, was die Brust einengt, wie Mieder, Corsets, Guͤrtel etc., siech und fruͤhzeitig sterben macht. Die verderblichen Folgen der Mieder und Corsets bei Kindern sind: sogenanntes Auswachsen: Kruͤmmung des Ruͤkgrates nach der rechten oder linken Seite, Erhoͤhung der einen Schulter oder der anderen, Hoͤker nach vorwaͤrts oder ruͤkwaͤrts, schiefe Huͤften etc. Man waͤhnt gewoͤhnlich, Kindern durch Mieder, Schnuͤrleibchen etc. geraden Wuchs geben zu koͤnnen. Allein das Kind, das noch der Natur, nicht, wie die Coquette, der Kunst angehoͤrt, fuͤhlt sich durch den Druk des Schnuͤrleibchens beengt; es sucht demselben durch eine Seitenbewegung mit der einen oder der anderen Schulter oder Huͤfte, mit welcher es nachgibt, oder durch Beugung nach vor: oder ruͤkwaͤrts auszuweichen, und wird gerade dadurch krumm, wodurch man es gerade zu machen glaubte. Bei Kindern und Erwachsenen: Verengerung der Brusthoͤhle und dadurch gehinderte Entwikelung der Lungen, also gehindertes, erschwertes Athemholen, zumal bei irgend einer koͤrperlichen Anstrengung, z.B. schnellerem Gehen, Steigen, Laufen, Singen, Tanzen etc.; Andrang und Anhaͤufung des Blutes in den fuͤr die Menge des Blutes zu kleinen Lungen; daher Bluthusten, Blutspeien, Blutstuͤrze, Neigung zu Lungenentzuͤndungen, Verwachsungen der Lungen mit dem Nippen: und Zwerchfelle, mit dem Herzbeutel, wirkliche Lungenentzuͤndung, und als Folge dieser und des Blutspeiens, Bereiterung der Lungen und Lungensucht. Durch den Druk auf die Bruͤste und die Achseldruͤsen wird der erste Keim zu dem furchtbaren Brustkrebse des weiblichen Geschlechtes gelegt. Der Druk des Mieders, der Schnuͤrleibchens, Corsets erstrekt sich auch auf den Magen und den oberen Theil des Bauches, also auf Leber und Milz; daher die vielen Arten von Magenkraͤmpfen und Unverdaulichkeiten; daher Mangel an Ernaͤhrung, schlechte Gesichtsfarbe, Bleichsucht, weißer Fluß; daher die Lebererhaͤrtungen und vielen Leberleiden, die Krankheiten der Milz. Wenn der Druk noch weiter hinab auf den Bauch reicht, so entstehen durch den Druk auf die Gedaͤrme und die Gekroͤsedruͤsen gestoͤrte Verdauung, Mangel an Ernaͤhrung mit allen oben angegebenen Folgen derselben, harnaͤkige Verstopfungen, und, da die Gedaͤrme in den unteren Theil des Bauches hinabgetrieben werden, wo sie keinen Gegendruk finden, Austretungen derselben in der Form von Nabel- und Leisten: und anderen Bruͤchen, Muttervorfaͤlle, Beschwerden bei der Reinigung, Gebaͤrmtuterblutfluͤsse, Erhaͤrtungen, Mutterkrebs. Bei Schwangeren (man darf nicht vergessen, daß das Schnuͤren in der Jugend sehr haͤufig die Ursache der verwuͤnschten Unfruchtbarkeit der Weiber ist: wer einer Nachkommenschaft sicher seyn will, nehme nie eine Frau, die sich geschnuͤrt hat!) außer allen obigen Nachtheilen bei Erwachsenen, auch noch fruͤhe Geburten (Abortus), todte Geburten, und sehr oft, wenn die Mutter auch fruͤher ihre Lenden schnuͤrte und ihr Beken verengerte, schwere Geburten, in welchen nicht selten keine Kunst weder das Kind noch die Mutter zu retten vermag, und, im besten Falle, Verkruͤppelung des Kindes. – Bei Alten endlich Brustwassersucht und Schlagfluß. Dieß sind nur die vorzuͤglichsten und gefaͤhrlicheren Krankheiten, welche durch Schnuͤren entstehen; von Kopfweh, Vapeurs, Herzklopfen, Ohnmachten, Gichtern oder Fraisen, Kraͤmpfen etc. haben wir geschwiegen. Diese furchtbaren Thatsachen sind Erfahrungen von Tausenden von Aerzten an Millionen von Ungluͤklichen, die vor der Zeit aus den angefuͤhrten Ursachen zu Grabe gingen. Es ist etwas Sonderbares um die Menschen. Wenn sie krank sind, lassen sie Aerzte kommen, und glauben und folgen dem elendesten Charlatane mit der groͤßten Hingebung. Wenn sie gesund sind, glauben sie auch den weisesten Aerzten nicht, die ihnen zurufen: Kinder, Freunde, thut dieß nicht! Es schadet Euch! Ihr werdet Eure Thorheit mit der Haut buͤßen: Sie wissen es besser, und die elendeste franzoͤsische Gouvernante findet mehr Glauben bei ihnen, als der rechtschaffenste Arzt. So ist die Welt: wer mag sie heilen ohne Nuͤrnberg's Trichter! ihr bleiernes Zepter erhoben, als daß sie sich von dem allgemein gemein verbreiteten Wahnsinne, mit welchem sich Jung und Alt um dieser Mieder und Corsets Willen vor der Zeit in's Grab stuͤrzt, vernuͤnftiger Weise nicht erwarten ließe, man werde diesem Unheile heute zu Tage so schnell und so verstaͤndig ein Ende machen, wie vor 50 und 40 Jahren. Man muß sich begnuͤgen zu lindern, wo man nicht heilen kann: Heilung selbst wird nur zu oft erst nach vorausgegangener Linderung moͤglich.“ Drathzieherei des Hrn. Mignard-Bellinge zu Paris. Hr. Mignard-Bellinge hat zu Belleville bei Paris eine Drathzieherei errichtet, uͤber welche Hr. Francoeur der Société d'Encouragement im Bulletin derselben, Janvier 1830. S. 3. (Bullet. d. Sc. techn. Avril 1830. S. 361) Bericht erstattet. In dieser Drathzieherei wird Eisendrath, Stahldrath aus gegossenem Stahle, und Messingdrath von 20 Arbeitern, und zwar von 2 1/2 Centimetern Dike bis zu den feinsten Nummern gezogen. Man pruͤfte die Staͤrke (Zaͤhigkeit) dieses Drathes, und fand, daß ein Stahldrath von 6 Decimeter Laͤnge von N. 2. (Limoger Maßstab), also von 2/3 Millimeter,Ein Decimeter ist = 3,82394 preuß. Zoll. Ein Centimeter = 4,58813 preuß. Linien. Ein Millimeter = 0,4588 preuß. Linien. 29 Kilogramm sind 32 preuß. Pfund. Der Drath war also 3/10 preuß. Lin. im Durchmesser und trug 81 13/14 Pfd. A. d. Ue. 37 Kilogramm (uͤber 81 13/14 Pfd.) trug, und erst bei dem lezten dieser Last zugesezten halben Kilogramme, und zwar an jener Stelle riß, wo er, in eine Schlinge gewunden, aufgehaͤngt, also gedreht und dadurch geschwaͤcht war. Da die Spannung dieser Drathe, als Saiten, hoͤchstens nur 10 Kilogr. betraͤgt, so werden diese Drathe jede musikalische Stimmung oder Spannung aushalten. Diese Drathzieherei ist ohne allen Luxus eingerichtet, und die in derselben noͤthigen Werkzeuge werden in derselben selbst verfertigt. Es sind in dem beschraͤnkten Raume dieser Fabrik Ziehbaͤnke aufgestellt, die, in Staͤrke, jener an der k. Muͤnze wenig nachgeben, und eine Bank mit 10 Spulen, auf welchen feine Nummern gezogen werden, wird mittelst einer Kurbel von einem 13jaͤhrigen Jungen mit aller Leichtigkeit getrieben. Hr. Mignard-Bellinge zieht, was fuͤr Uhrmacher hoͤchst merkwuͤrdig seyn muß, mittelst einer zusammengesezten Vorrichtung Triebstoͤke oder Trillinge von jeder beliebigen Staͤrke und von 6 bis 12 und mehr Fluͤgel, so daß der Uhrmacher nur diese Trillingdrathe in Stuͤke von gehoͤriger Laͤnge zu schneiden braucht, um treffliche Triebstoͤke zu haben. Man verfertigt auch in dieser Fabrik bessere Drathmesser, zur Bestimmmung der Dike (der Nummer) derselben. Hr. Francoeur traͤgt auf eine Medaille fuͤr Hrn. Mignard-Bellinge an, indem er die Verfertigung eines Artikels in Frankreich verbesserte, die man daselbst bisher nur aus dem Auslande bezog. Gesellschaft zum Graben Artesischer-Brunnen zu Odessa. Ein Franzose, Hr. de Chatillon, hat, nach dem Globe, 23. Maͤrz 1830, zu Odessa eine Gesellschaft zusammengebracht, die 15,000 Rubeln zu Bohrversuchen auf Artesische Brunnen vorschoß. Wir wuͤnschen dieser Gesellschaft herzliches Gluͤk Auf! Jedes Land ist gluͤklich zu preisen, in welchem man nur den Millionten-Theil desjenigen Geldes dazu verwendet den Schoß der allguͤtigen Mutter Erde zu oͤffnen, welches man an Pagoden, Minarets, Kirchtuͤrme, deren Spizen den vierten Theil des Jahres uͤber in Nebel gehuͤllt sind, und mit welchen wir buchstaͤblich mit der Stange im Nebel herumfahren, seit Jahrtausenden verschwendet hat. Indessen scheint Odessa mit seinen Umgebungen, so viel wir dieselben aus Berichten von Geologen kennen, nicht sehr geeignet, gluͤkliche Erfolge zu versprechen. Es ist eine delicate Sache mit diesen Versuchen, indem es Leute gibt, die versuchen durch Bohren in der Erde eben so viel zu gewinnen, als andere dadurch gewannen, daß sie uns mit Stangen in dem Nebel herumfahren, Thuͤrme und Minarets etc. erbauen lehrten. Wo man nicht so treue Freunde seines Vaterlandes findet, als Wuͤrtemberg an Hrn. Bruckmann gefunden hat (fuͤr welches Land wir nach seiner Geologie schon vor einigen Jahren viele Erwartungen fuͤr das Gedeihen artesischer Brunnen hegten (Siehe Polyt. Journ. B. XXXVII. S. 115.), empfehlen wir hoͤchste Vorsicht, damit nicht die beste Sache durch Mißbrauch in zu fruͤhen Verfall geraͤth. Ueber unser Aeolikon oder die Mundharmonika hat der beruͤhmte Physiker und Chemiker Faraday am 21. Mai in der Royal Institution eine sehr lehrreiche Vorlesung gehalten. Er verspricht der Musik ein neues weites Feld, das sich derselben durch diese Aeolina (wie man unsere Mundharmonika nun in England nennt) oͤffnen wird. Wir haben unsere musikalischen Instrumentenmacher schon vor 2 Jahren (im Septemb. Hefte 1828. Bd. XXIX. S. 387.), und zeither oͤfters, darauf aufmerksam gemacht. Hr. Orgelmacher Frosch zu Muͤnchen allein hat uns geneigtes Gehoͤr geschenkt. Wenn er nicht bald unserem Rathe folgt, und einen Sprung nach England macht, werden die Englaͤnder ihm vorkommen. Sie sind nun einmal daran und haben, wie man sagt, das Ding in der Arbeit. (Vergl. Philosoph. Magaz. and Annals of Phil. Julius. S. 69.) Literatur. a) Deutsche. Versuche uͤber den Seitendruk der Erde; ausgefuͤhrt auf hoͤchsten Befehl des Hrn. General-Geniedirectors, Erzherzogs Johann, kaiserlicher Hoheit, und verbunden mit einer theoretischen Abhandlung uͤber diesen Gegenstand nach Coulomb und Français, nebst einer Nachweisung aͤlterer Versuche dieser Art, von Carl Martony de Roͤszegh, Major im k. k. Geniecorps. 4. Wien 1828. Aus der k. k. Hof- und Staats-Aerarial-Drukerei. 221 Seiten und 19 lithographirte Tafeln in 1/8 Folio. Preis: 2 fl. Conv. Muͤnze. Wir bedauern herzlich, daß dieses herrliche und lehrreiche Werk uns nicht fruͤher zu Gesichte gekommen ist, um dasselbe nicht bloß dem taktischen Techniker, welcher Festungen zu bauen hat, sondern auch dem Baumeister, der Berg-, Canal- und Wasserbauten zu fuͤhren hat, und jedem Baumeister uͤberhaupt, der ein Gebaͤude nicht so auffuͤhren will, daß, wenn es einstuͤrzt, die ganze Baucommission seines Staates daruͤber anfangen muß zu wakeln, nach Wuͤrde empfehlen zu koͤnnen. Der Druk der Erde gegen Futtermauern war von jeher als einer der wichtigsten, zugleich aber auch der schwierigsten Gegenstaͤnde im Baue uͤber und unter der Erde, vorzuͤglich aber im Festungsbaue, betrachtet, und die angesehensten Mathematiker haben sich mit Untersuchung dieses Gegenstandes beschaͤftigt. Leider huldigte man aber mehr der Theorie, als der Erfahrung, und, da im Verlaufe der Zeiten beide auf Abwege geriethen, ward die eine durch die andere verdorben: Belidor's theoretische Bestimmungen waren unrichtig, sie wurden aber so sehr zur Baunorm, daß, selbst nachdem Coulomb, Français und Prony die fehlerhafte Theorie Belidor's erbesserten, diese Reformatoren, irre gefuͤhrt von altem Herkommen und falschen Erfahrungen, wie Herr Major von Martony sehr richtig bemerkt, wieder „mit eigener Hand die moͤglichen hoͤchst nuͤzlichen Folgen ihrer Bemuͤhungen zerstoͤrten.“ „So lang,“ sagt er, „die Uebereinstimmung der Ergebnisse der Theorie mit den Erscheinungen der Natur nicht uͤberzeugend erwiesen war, war es vorauszusehen, daß Furcht und Zweifel den Staat um den Genuß der Vortheile bringen wuͤrden, welche eine richtige Lehre darbietet.“ „Diese Ueberzeugung koͤnnte aber nur aus Versuchen hervorgehen, die mit der hierzu erforderlichen Vorkenntniß und Genauigkeit, zugleich auch in einem groͤßeren Maßstabe als die bisher bekannt gewordenen unternommen und auf verschiedene Erdgattungen ausgedehnt, alle physischen Ursachen und deren Wirkungen zur Kenntniß dringen wuͤrden, welche auf den Erddruk Einfluß nehmen, und welche die Theorie zwar erwaͤhnen, aber nicht messen koͤnnte.“ „Sr. kais. Hoheit, der Erzherzog Johann, General-Geniedirector, stets bemuͤht, aus den verschiedenen Zweigen des menschlichen Wissens fuͤr den Staat Vortheile zu sammeln,Fuͤr den Staat, und fuͤr die gesammte Menschheit: denn die Fortschritte, welche einzelne Menschen, wie einzelne Staaten, in der Cultur des menschlichen Geistes vorwaͤrts thun, sind und werden Gemeingut der gesammten Menschheit. Die gesammte Menschheit wird dem erlauchten Stifter des Johannaͤums fuͤr das, was er durch Gruͤndung dieser herrlichen Anstalt, so wie in seinem ganzen schoͤnen Leben durch sein persoͤnliches individuelles Foͤrdern der eigentlichen Wissenschaften (der sciences exactes, der Mathematik und Naturgeschichte in allen ihren Theilen, der Physik und Chemie in allen ihren Zweigen) geleistet hat, ewigen und tief gefuͤhlten Dank als Huldigung der Verehrung fuͤr jene Wohlthaten darbringen, mit welchen Er sie begluͤkte. Das Menschengeschlecht freut sich um so mehr der Namen solcher Fuͤrsten, und segnet das unsterbliche Andenken derselben, als sie in den Annalen der Menschheit nicht auf jeder Seite zu lesen sind. geruheten mittelst hauptgenieaͤmtlicher Verordnung vom 21. Sept. 1826 N. 3084. die Ausfuͤhrung solcher Versuche anzubefehlen, und beehrten den Ingenieur-Major v. Martony mit dem hoͤchsten Auftrage, dieselben anzuordnen und auszufuͤhren, welcher sich hierzu den Ingenieur-Hauptmann Dierkes und Hrn. Ingenieur-Oberlieutenant Reuter zu Gehuͤlfen erbat.“ „Nachdem in dem Winter 1826 und 27 die Herstellung des Apparates besorgt, und uͤberhaupt alle Vorbereitungen getroffen waren, wurden die Versuche selbst bei dem ersten Eintritte der guͤnstigen Witterung begonnen, und nur bei dem Eifer, mit welchem die beiden oben genannten Hrn. Officiere den Ingenieur-Major v. Martony unterstuͤzten, war es mitten unter den gehaͤuften und dringenden Geschaͤften eines bedeutenden Baues moͤglich, noch im Verlaufe desselben Jahres mit der groͤßten Genauigkeit eine Reihe von Versuchen durchzufuͤhren, durch welche der erhaltene hoͤchste Auftrag vollstaͤndig, und wie man hofft, befriedigend erfuͤllt worden ist.“ In diesem vortrefflichen Werke ist nun im 1sten Abschnitte S. 7–42. Coulomb's Theorie aus den Mémoires de l'Academie 1773 im Auszuge mitgetheilt, insofern sie zur Verstaͤndlichkeit des Folgenden gehoͤrt, Hrn. Français Aufsaz uͤber denselben Gegenstand ist aber aus dem Mémorial de l'Officier du Génie, Annèe 1828. N. 4. getreu uͤbersezt, wofuͤr man Hrn. v. Martony um so mehr danken muß, als dieses Journal in Deutschland wenig bekannt, und dieser Aufsaz hoͤchst belehrend ist. Der 2te Abschnitt enthaͤlt die Versuche der HHrn. Gadroy, Papacini d'Antony, Gauthey, Rondelet, Mayniel zu Alexandria und Juliers; dann die zu Wien im J. 1827 angestellten Versuche mit Dammerde, Sand, reinem gelben Lehme und Schotter, nebst Anwendung der Resultate der vorgenommenen Versuche bei der Herstellung eines Theiles der Schotten-Bastion zu Wien im J. 1827. (S. 42 bis 167.) Im 3ten Abschnitte sind die Untersuchungen uͤber die Uebereinstimmung der Theorie mit den angestellten Versuchen in vier Reihen von Versuchen abgehandelt. (S. 167 bis 200.) Der 4te Abschnitt liefert S. 200 bis 221 einen Versuch uͤber die Anwendung der Theorie bei wirklichen Baufuͤhrungen, wornach erhellt, daß, bei gleicher Stabilitaͤt, die Futtermauer, welche hier empfohlen wird und aufgefuͤhrt wurde, nur halb so viel an Geld und Zeit kostete, als eine nach den bisher befolgten Grundsaͤzen erbaute gekostet haben wuͤrde. Diese gedraͤngte Inhalts-Anzeige mag hinreichen unsere Leser von der Wichtigkeit dieses Werkes zu uͤberzeugen: von der Vortrefflichkeit, mit welcher die darin enthaltenen Gegenstaͤnde abgehandelt sind, wuͤnschen wir, daß Baumeister und Ingenieurs sich durch eigenes Studium uͤberzeugen moͤchten; sie werden dann das Lob, welches dieser gehaltvollen Schrift allgemein zu Theil wurde, nicht als Lobpreisung, sondern als den baren Ausspruch reiner Wahrheit finden. Was jedem unserer Leser bei dieser Anzeige des obigen Werkes auffallen wird, ist der unglaublich geringe Preis eines so schoͤn gedrukten Werkes. Es ist das wohlfeilste Werk in der, bei allen Voͤlkern kostbaren, Litteratur der Baukunst, das seit Erfindung der Buchdrukerei gedrukt wurde. Zwei Gulden Conv. Muͤnze fuͤr 221 Quartseiten und 19 Halbfolio-Tafeln! Das ist fuͤrwahr unerhoͤrt, und wir wuͤrden es kaum glauben, wenn wir nicht aus guter Quelle wuͤßten, daß es um diesen Preis zu Wien im Kriegsgebaͤude 1. Stok im Buͤreau des k. k. Genie-Hauptarchives ausgetheilt wird. Man erkennt hieran die segensvolle Hand, die das Geniewesen in Oesterreich leitet, und der echt militaͤrischen Geist, der die geistreichen Officiers dieses vortrefflichen Corps beseelt. Der wahre Soldat, der edle tapfere Krieger gibt immer lieber, als er nimmt. Wo war bisher, seit Erfindung der Buchdrukerei, irgend ein Schreibercorps, das Werke von solcher Kostbarkeit, wie dieses, unter dem Publicum zu solchen Preisen vertheilt haͤtte, die kaum die Drukkosten deken! Man sieht, daß das Militaͤr besser fuͤr oͤffentlichen Unterricht zu sorgen weiß, als jene Schreiber, die sogar den Schulbuchhandel zur Finanzquelle erhoben, und am Kinde des Bettlers, das Lesen lernen will, sich nicht schaͤmen, einige Groschen fuͤr die Fibeln und Schulbuͤcher abzuzwaken, deren es beim Schulunterrichte bedarf. Das Militaͤr will, daß die Individuen seines ehrenvollen Standes kraͤftig fortschreiten in ihrer Ausbildung; die Civilschreiber wollen, daß das Volk ruͤkwaͤrts schreite und in Dummheit erstike: Similis simili gaudet. –––––––– Grundlehren der Chemie fuͤr Jedermann, besonders fuͤr Aerzte, Apotheker, Landwirthe, Fabrikanten, Gewerbtreibende, und alle diejenigen, welche in dieser nuͤzlichen Wissenschaft sich gruͤndliche Kenntnisse erwerben wollen. Von J. F. Runge, Dr. der Phil, und Med., außerord. Prof. der Technol. an der Universitaͤt zu Breslau. 8. Breslau. 1830. Bei Graß, Barth und Comp. 303 S. und XXIII. Vorr. und Inhalt. Mit wahrem Vergnuͤgen empfehlen wir den Aerzten, Apothekern, und vorzuͤglich den Landwirthen, Fabrikanten und Gewerbsmaͤnnern ein Compendium der Chemie, das wir, ungeachtet seiner außerordentlichen Gedraͤngtheit, fuͤr sie ebenso lehrreich als nuͤzlich finden. Wir theilen gaͤnzlich die Ansicht des Hrn. Verfassers, (der sich schon fruͤher als ein hoͤchst geistreicher Mann beurkundete), wenn er es als Fehler an so vielen sogenannten populaͤren Chemien betrachtet: „daß sie zu viel geben. Sie fuͤhren weitlaͤuftig eine Menge Eigenschaften und Verbindungen auf, die nur zur Vollstaͤndigkeit des Systemes und fuͤr den wissenschaftlichen Forscher wichtig, dem praktischen Manne aber ganz unnuͤz sind. Diese Art der Darstellung ist ein großes Hinderniß fuͤr die gruͤndliche Auffassung des Gegebenen; das Ganze ist dem Anfaͤnger zu viel, er weiß sich das Bedeutungsvollere nicht heraus zu finden, und so vernachlaͤssigt er nicht selten Alles.“ Was dieses Compendium vor anderen seines gleichen sehr vortheilhaft auszeichnet, ist, daß es ganz auf Stoͤchiometrie gegruͤndet ist, und diese dem Leser so leicht als moͤglich faßlich, und so deutlich als moͤglich begreiflich macht. Wir halten die Wohlthat, die der Hr. Verf. dadurch seinen Lesern und Zuhoͤrern erweiset, fuͤr desto groͤßer, als in unserem mystischen und mystificirten Zeitalter der Verstand zu Gunsten der Phantasie selbst aus den eigentlichen, nicht bloß aus den schoͤnen und historischen, Wissenschaften immer mehr und mehr verbannt wird. „Wie fruͤher, „sagt der Hr. Verfasser“ die Physiologie durch den Mißbrauch der „Seele“ etc. unverstaͤndlich und in ihren Fortschritten aufgehalten wurde, so wird es die Chemie durch das Wort „Verwandtschaft.“ Ich rechne es daher diesem Werke als ein Verdienst an, daß in demselben, unbeschadet der chemischen Theorie, das Wort Verwandtschaft niemals vorkommt. Es ist unglaublich, wie sehr die Stoͤchiometrie den Unterricht in der Chemie erleichtert, und welchen ungeheueren Schritt der Lehrer vorwaͤrts gethan hat, wenn es ihm gelungen ist, seinem Schuͤler die paar Zahlen einzupraͤgen, die in der Chemie eine so große Rolle spielen. Durch das immerwaͤhrende Hinweisen auf ganz bestimmte unabaͤnderliche Zahlenverhaͤltnisse bei der Erzeugung chemischer Verbindungen erreicht man bei dem Fabrikanten und Handwerker noch einen anderenauderen sehr wichtigen Zwek, naͤmlich den, daß sie die Notwendigkeit des Waͤgens und Rechnens einsehen lernen. Wie vieles mißlingt ihnen, oder wird nicht so, wie es werden koͤnnte, durch Mangel an Genauigkeit, und um wie viel wohlfeiler koͤnnen sie ihre chemischen Erzeugnisse stellen, wenn sie nicht nach Gutduͤnken, sondern nach dem richtigen Verhaͤltniß, welches das chemische Mischungsgesez ihnen vorschreibt, verfahren!“ Sehr richtig dringt der Hr. Verf. mit Salomon 11. 22. auf „Maß, Zahl und Gewicht;“ denn nur die Imponderabilien in der Physik, die incommensurabeln Groͤßen in der Mathematik sind es, uͤber welche in vielen Faͤllen unser vermeintliches Wissen noch weniger als nichts ist. Wir sind uͤberzeugt, daß Hr. Prof. Runge bei Abfassung dieses Compendiums feinen schoͤnen Zwek, eine der erhabensten Wissenschaften gemeinnuͤzig zu machen, bei seinen so haͤufigen und trefflich durchgefuͤhrten „Hinweisungen auf ihre Nuzung fuͤr's Leben“ vollkommen erreicht hat. Wir freuen uns, daß er unsere Ansicht theilt: „nisi utile est, quod facimus, stulta est gloria.“ Dieses lehrreiche Compendium ist dem ruͤhmlich bekannten Secretaͤr der technischen Section der schlesischen Gesellschaft fuͤr vaterlaͤndische Cultur und Besizer einiger Manufakturanstalten, Hrn. K. Milde, in Breslau zugeeignet. b) Franzoͤsische. Chimie. Traité élémentaire de cette science et de ses applications aux arts et manufactures. Par M. Desmarest. 2. ed. 12. Paris 1830 Malher et Comp. 435 S. 4 Fr. 50 C. Manuel de la Metallurgie du fer; par C. J. B. Karsten, tradu. par. F. G. Culmann. 2. édit. 8. Metz. 1830 ch. Mad. Thiel. Manuel du Cartonnier, du Cartier et du fabricant de Cartonnages. Par Lebrun. 18. Paris 1830 ch. Roret. 264 S. 3 Fr. (Verdiente eine Uebersezung.) Instruction sur les précautions a prendre pour bien conduire l'appareil servant à extraire la gélatine des os de la viande de boucherie; par Mr. d'Arcet. 8 Paris. 1830. ch. Chassaignon. 16 S. Plus de Famine! Coup-d'-oeil sur la situation de la boulangerie en France, suivi des moyens d'amèlioration qu'elle necessite. Par L. B. Lamanon, Ex-maître Boucanger. 8. Paris. 1830. 3 fecilles. Pal. Royal. Galérie d'Orleans.