Titel: Auszug aus einem Berichte der HH. Albert Schlumberger und Emil Koechlin über eine aus Auftrag der Société industrielle von Mülhausen unternommene Reise, um das neue System von Dampfkesseln der Herren Séguin und Comp. zu Saint-Etienne zu untersuchen.
Fundstelle: Band 46, Jahrgang 1832, Nr. I., S. 1
Download: XML
I. Auszug aus einem Berichte der HH. Albert Schlumberger und Emil Koechlin uͤber eine aus Auftrag der Société industrielle von Muͤlhausen unternommene Reise, um das neue System von Dampfkesseln der Herren Séguin und Comp. zu Saint-Etienne zu untersuchen. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, N. 22 von 1832, uͤbersezt. Mit Abbildungen auf Tab. I. Bericht uͤber Séguin's Dampfkessel. Die neuen Dampfkessel der HH. Séguin und Comp., welche wir zu untersuchen hatten, erzeugen Dampf fuͤr fortschaffende Maschinen von mittlerem Druke (drei Atmosphaͤren), deren man sich zum Transport der Steinkohlen auf der Eisenbahn von Rive de Giers bedient. Aus der Bestimmung dieser Kessel selbst geht hervor, daß man bei ihrem Baue sich besondern Bedingungen unterwerfen mußte, an welche man bei feststehenden Maschinen nicht gebunden ist. Man mußte naͤmlich: 1) dieselben so klein und leicht als moͤglich machen, um keine unnuͤzen Lasten bewegen zu duͤrfen; 2) die Schornsteine ganz unterdruͤken oder solche nur sehr niedrig machen, um die Kosten der langen Stollen, durch welche die Eisenbahn geht, nicht zu sehr zu erhoͤhen. Da der zum Betriebe der Maschine noͤthige Aufwand von Dampf unveraͤnderlich blieb, so mußte man bei der Verminderung der Dimensionen des Kessels der Einwirkung der Hize eine Beruͤhrungsflaͤche geben, welche zur Erzeugung jener Dampfmenge hinreicht, und zugleich ein Mittel anzuwenden suchen, wodurch ein starker Luftzug, auch ohne Schornstein erhalten wuͤrde. In der mehr oder minder vollstaͤndigen Loͤsung dieser beiden Aufgaben, naͤmlich: mit einem kleinen Kessel und wenig Wasser der Wirkung des Feuers eine große Flaͤche darzubieten, und einen sehr starken Luftzug ohne Schornstein zu bewirken, scheint uns das Wesentliche des neuen Systems zu bestehen. Die Mittel, deren man sich hiezu bedient hat, sind folgende (dargestellt auf der I. Tafel). Der Feuerherd oder Rost, welcher 1m,30 (4 Fuß) lang und 0m,75 (2 Fuß 4 Zoll) breit ist, befindet sich zwischen zweien Doppelboden von Eisenblech (hohlen Kasten), welche mit Wasser angefuͤllt sind, und mit dem Innern des Kessels in Verbindung stehen. Unter dem Feuerherde befindet sich ein hohler Kasten von Gußeisen, der, ebenfalls mir Wasser gefuͤllt, mit dem Innern des Kessels communicirt, welcher leztere selbst auf diesem Kasten befestigt ist. Der Rost besteht aus zwei Reihen von Stangen, jede mit 17 Stangen, deren eine vor der andern angebracht ist. Der Kessel ist cylindrisch, von Eisenblech; durch seinen untern Theil, ungefaͤhr bis zu seiner Achse, gehen, der Laͤnge nach, 43 kleine Roͤhren, durch welche die erhizte Luft stroͤmen muß, ehe solche nach Außen entweicht. Das Ganze, mit dem Wasser, wiegt 3000 Kilogrammen. Die Spannung des Dampfes betraͤgt 3 Atmosphaͤren uͤber den gewoͤhnlichen Druk der Luft. Endlich treiben zwei Ventilatoren die Luft unter den von Vorne ganz geschlossenen Feuerherd mit einem hinreichenden Druk, um einen lebhaften Zug und eine intensive und vollstaͤndige Verbrennung zu bewirken. Um diese Anordnung des Feuerherdes, der Roͤhren, der Ventilatoren u.s.w. deutlicher zu machen, haben wir eine Dampfmaschine mit ihrem Kessel und mit allem, was dazu gehoͤrt, dargestellt. Zwei Wagen, durch eine kurze eiserne Gelenkstange mit einander verbunden, tragen die Maschine, den Kessel und alle andern dazu gehoͤrigen Theile. Auf einem dieser Wagen, dessen hoͤlzernes Gestelle auf Flaͤchen Federn ruht, ist der Kessel mit dem Feuerherde und den hohlen Waͤnden befestigt, und zu beiden Seiten sind die Dampfcylinder, die Speisepumpen und alles, was zur Maschine gehoͤrt, angebracht. Auf dem andern Wagen befinden sich die beiden Ventilatoren, welche durch Roͤhren mit dem untern Theile des Feuerherdes communiciren, der Wasserbehaͤlter, der Vorrathkasten fuͤr die Steinkohlen und der Maschinenwaͤrter. Der ganze Apparat wiegt 6000 Kilogrammen und kostet 10,000 Franken. Die dem Feuer ausgesezten Flaͤchen sind: vom cylindrischen Theile des Kessels   2,56 Quadratmeter, von zwei halben Endplatten   0,55         – von 43 Zugroͤhren im Kessel 15,78         – von zwei hohlen Kasten zu beiden Seiten des Feuerherdes   0,35         – vom Wasserbehaͤlter unter dem Kessel, auswelchem die Speisepumpe ihr Wasser zieht   1,95 Quadratmeter, ––––––– Summe 23,47         – oder 23 1/2 Quadratmeter. Beschreibung der Abbildungen. Fig. 1. Aufriß und Seitenansicht des Dampfwagens. Fig. 2. Aufriß und Seitenansicht des Wagens, welcher die Ventilatoren, den Wasserbehaͤlter, den Kohlenvorrath und den Heizer traͤgt. Fig. 3. Aufriß und Seitenansicht eines Kohlenwagens mit der Premsung zum Anhalten des Zuges beim Abwaͤrtsfahren; in der halben Groͤße der vorigen Figuren gezeichnet. Fig. 4. Ansicht des Dampfwagens von Vorne. Fig. 5. Vertikaler Durchschnitt des Kessels nach seiner Breite. Fig. 6. Vertikaler Durchschnitt desselben nach seiner Laͤnge. Dieselben Theile sind in den verschiedenen Figuren durch dieselben Buchstaben bezeichnet. A, der Dampfkessel. Fig. 1, Fig. 5, 6. B, der Feuerherd. Fig. 5 und 6. C, Aschenfall; ebendaselbst. D, der Schornstein. Fig. 1; Fig. 4 und 6. E, hohler Kasten von Gußeisen an der Ruͤkseite des Feuerherdes, welcher mit dem Innern des Dampfkessels in Verbindung steht. Fig. 6. FF, zwei andere hohle Kasten von Gußeisen an beiden Seiten des Feuerherdes. Fig. 5. G, der Rost. Fig. 6. H, halbcylindrischer hohler Kasten, welcher von einer Seite mittelst lederner Schlaͤuche mit dem Behaͤlter von kaltem Wasser, und von der andern Seite mit der Speisungspumpe in Verbindung steht. Fig. 5 und 6. I, I, I, drei und vierzig kleine Roͤhren von Kupfer, durch welche der Rauch und die heiße Luft ziehen muͤssen, um zu dem Schornstein zu gelangen; ebendaselbst. KK, die Dampfcylinder der Maschine. Fig. 1 und LL die Kolbenstangen. Fig. 1. L''L'' die Speisepumpen; ebendaselbst. MM, doppelte Wagebalken von geschmiedetem Eisen, welche durch die Kurbelstangen mit den Raͤdern verbunden sind.Diese Balken, im Original faͤlschlich Balanciers genannt, sind, da sie keine Achsen oder Schwingungspunkte haben, sondern ihrer ganzen Laͤnge nach in bestaͤndig horizontaler Stellung sich heben und sinken, keine Wagbalken, oder doppelarmige Hebel, sondern bloße Verbindungsbalken, dergleichen man in England Grossheads nennt.A. d. Ueb. Fig. 1 und Fig. 4. NN, die Kurbelstangen; ebendaselbst. OO, Wagenraͤder, an welchen außer ihren Mittelpunkten die Kurbelzapfen angebracht sind, auf welche die Stangen NN, einwirken; ebendaselbst. PP u.s.w. Leitungsstangen von geschmiedetem Eisen, welche das Parallelogramm (zur Erhaltung der senkrechten Bewegung der Kolbenstangen) bilden; ebendaselbst. QQ, Saͤulen von Gußeisen, welche die Zapfenlager der Leitungshebel tragen, und durch Querstangen mit einander verbunden sind; ebendaselbst. R, Leitung der Ventilschieber; ebendaselbst. S, Ring oder Huͤlse am Balken M, welche bei jedem Kolbenzuge die Stange T (Steuerungsstange) hebt und niederdruͤkt; ebendaselbst. UU, Hebel, mittelst deren man die Bewegung der Schubventile mit der Hand leitet, um die Maschine vor- oder ruͤkwaͤrts gehen zu machen; ebendaselbst. V, doppelter Hahn, durch welchen der Dampf in beide Cylinder dringt, und welcher mittelst der Stange W regulirt werden kann; ebendaselbst. X, Sicherheitsventil. Fig. 1. YY, zwei starke Stuͤke von Eichenholz, auf welchen die Maschine befestigt ist, welche mit Buͤchsen von Gußeisen versehen sind, worin sich Federn befinden, und in welchen die Achsen der Wagenraͤder sich drehen; Fig. 1 und Fig. 4. Z, Platte von Gußeisen, welche den Feuerherd von Vorne schließt, und in welcher (nebst den Thuͤren zum Heizen und zum Aschenfall) zwei Oeffnungen a angebracht sind, durch welche der Wind von den Ventilatoren in den Aschenfall geleitet wird; ebendaselbst. bb, die Gehaͤuse der Ventilatoren, deren Endrohre c mittelst elastischer ledernen Schlaͤuche mit den Oeffnungen a verbunden sind. Fig. 2. dd, Radventilatoren mit vier Fluͤgeln; ebendaselbst. e, Scheiben, welche an den Achsen der Ventilatoren befestigt sind; ebendaselbst. f, groͤßere Scheiben an den Wagenraͤdern, welche den vorigen ihre Bewegung mittelst Laufbaͤndern mittheilen; ebend. g, Wasserbehaͤlter; ebend. h, Behaͤlter fuͤr die Steinkohlen; ebend. k, bewegliches Gelenke, durch welches der Wagen der Ventilatoren mit dem Dampfwagen verbunden ist. Fig. 1 und Fig. 4. ll, Ketten, mittelst deren die Wagen unter sich an einander, und an den Wagen der Ventilatoren und an den Dampfwagen angehaͤngt sind. Fig. 2 und 3. n, Klappe zum Reguliren und Verschließen der Ventilatoren. Fig. 2. Um uns nicht mit Gegenstaͤnden aufzuhalten, welche von geringem Interesse sind, wollen wir die Art, wie wir unsere Versuche angestellt haben, im Detail nicht beschreiben, sondern nur die Resultate derselben angeben. Wir bemerken nur, daß das zur Speisung der Kessel bestimmte Wasser in einem prismatischen Gefaͤße von Eisenblech sich befand, in welchem die daraus abgeflossene Menge sehr genau gemessen werden konnte, daß die Dampfkessel mit glaͤsernen Roͤhren versehen waren, um die Hoͤhe des Wasserstandes in denselben anzuzeigen, und daß es uns daher leicht war, die Menge des verdampften Wassers zu bestimmen. 1ster Versuch. Die Maschine zog leere Waͤgen aufwaͤrts; die beiden Ventilatoren arbeiteten; man verbrannte in einer Stunde 100 Kilom. Steinkohlen; das aus dem Behaͤlter verbrauchte Wasser betrug an Gewicht 785 Kilom. Ein Quadratmeter der dem Feuer ausgesezten Flaͤche hat demnach in einer Stunde 785/23½ = 33,4 Kilogrammen, und 1 Kilogr. Steinkohlen 7,8 Kilogr. Wasser verdampft. 2ter Versuch. Die Maschine zog leere Wagen aufwaͤrts.La machine montait des charriots vides,“ sagt das Original. Darunter kann doch wohl nur ein Aufwaͤrtsfahren uͤber eine schiefe Flaͤche verstanden seyn? denn um leere Wagen auf einer ganz horizontalen Bahn fortzuziehen, bedurfte es keines so bedeutenden Kraftaufwandes. Unbegreiflich ist es indessen, daß man bei diesen Versuchen weder auf die Anzahl und das Gewicht der gezogenen Wagen, noch auf den Neigungswinkel der schiefen Flaͤche oder das Ansteigen der Bahn die geringste Ruͤksicht genommen zu haben scheint; und es ist daher auffallend, daß dieser Bericht uͤber die Hauptsache, worauf es eigentlich ankoͤmmt, wenn der Werth einer mechanischen Vorrichtung beurtheilt werden soll: die nuzbare Wirkung, oder das Verhaͤltniß der bewegten Last zur aufgewandten Kraft, durchaus kein Resultat liefert.A. d. Ueb. Da gleich Anfangs an einem der Ventilatoren ein Stuͤk in Unordnung gerathen war, so war man genoͤthigt, nur Einen arbeiten zu lassen. In zwei Stunden wurden 244 Kilogr. Steinkohlen verbrannt, und 1575 Kilogr. Wasser verdampft. Die von einem Quadratmeter in einer Stunde verdampfte Wassermenge betrug daher 787,5/23,47 = 33,5 Kilogr. und mit 1 Kilogr. Steinkohlen wurden 6,4 Kilogr. Dampf erzeugt. Waͤhrend des ersten Versuches ging durch eine Rize in den hohlen Kasten von Gußeisen am Hintergrunde des Feuerherdes ein wenig Wasser verloren, so daß man annehmen kann, daß das Resultat von 7,8 Kilom. Dampf auf 1 Kilom. Steinkohle nicht ganz erreicht worden sey. Bei dem zweiten Versuche mußte, wie gesagt, ein Ventilator stille stehen, und es konnte nur Einer derselben arbeiten, wodurch die Lebhaftigkeit des Feuers vermindert ward, und was wahrscheinlich dazu beigetragen hat, daß nur 6,4 Kilogr. Dampf durch 1 Kilogr. Steinkohlen erzeugt worden sind. Wenn kein Wasserverlust Statt findet, beide Ventilatoren arbeiten, und uͤbrigens an der Maschine nichts fehlt, reichen 160 bis 170 Kilogr. Steinkohlen von Grande-Croix hin, um die ganze im Behaͤlter enthaltene Wassermenge von 1150 bis 1175 Kilogr. zu verdampfen; was etwas uͤber 7 Kilogr. Dampf auf 1 Kilogr. Steinkohle betraͤgt. Dieses Resultat kann als hinlaͤnglich genau angenommen werden, da es sich auch nach der Menge des zum Betriebe der Maschine bei ihrem gewoͤhnlichen Gange erforderlichen Dampfes bestaͤttigt. Die Kurbeln machen alsdann ungefaͤhr 60 Umdrehungen in jeder Minute; der Druk des Dampfes betraͤgt 3 Atmosphaͤren uͤber den aͤußern Luftdruk; man verbrennt etwas uͤber 100 Kilogr. Steinkohlen in einer Stunde, und in derselben Zeit stroͤmen 747 Kilogr. Dampf durch die arbeitenden Cylinder.Die Herren Berichterstatter entziffern diese Zahl aus einer ziemlich verworrenen und unfoͤrmlichen Formel nach den angegebenen Dimensionen der Cylinder, der Laͤnge der Kolbenzuͤge, der in jeder Minute vollendeten Umdrehungen der Kurbeln, und der Dichte oder specifischen Schwere des wirkenden Wasserdampfes, wie folgt:Textabbildung Bd. 46, S. 6Dabei werdendurcha,die Durchmesser der Cylinder = 0,23 Mtr.durchb,das Verhaͤltniß des Umkreises zum Durchmesser, 3,14 : 1;durchc,die Laͤnge der Kolbenzuͤge = 0,60;durchd,die Dichte des Dampfes in der Atmosphaͤre = 4,00;durche,die Anzahl von Kolbenhuͤben auf eine Kurbelumdrehung = 4,00;durchf,die Anzahl von Kurbelumdrehungen in einer Stunde = 3600;durchg,das Volumen von 1 Kilogr. Dampf von 135 Grad Temperatur und 3 Atmosphaͤren Druk = 1,922 Kubikmeter ausgedruͤkt.A. d. Ueb. Das Gewicht des in einer Stunde verdampften Wassers war Waͤhrend unserer Versuche ein wenig groͤßer; es ist aber auch ein kleiner Ueberschuß noͤthig, um die Ungleichheiten in der Wirkung der bewegenden Kraft zu compensiren; und wenn man uͤberdieß auf den unvermeidlichen Dampfverlust Ruͤksicht nimmt, welcher theils an den Kolbenstangen, theils an verschiedenen Fugen, und durch das Sicherheitsventil bei den Erschuͤtterungen des Wagens Statt findet, so sieht man, daß die Theorie, die Erfahrung und unsere Versuche, so nahe als man hoffen konnte, mit einander uͤbereinstimmen.Aus einer naͤheren Untersuchung ergibt sich, daß diese Erfahrungen und Versuche mit einer richtigen Theorie keineswegs so nahe uͤbereinstimmen, als die Herren Berichterstatter glauben. Wir wollen uns aller weiteren Bemerkungen uͤber den ungewoͤhnlichen und unregelmaͤßigen Bau ihrer Formel, und uͤber die nicht leichten errathende Bedeutung der im Nenner derselben aufgefuͤhrten Zahlen enthalten, und dagegen das Gewicht des auf den Betrieb der hier beschriebenen Maschine verwendeten Dampfes auf die bei Berechnungen dieser Art gewoͤhnliche Weise deutlicher zu bestimmen suchen. Es sey denna, der Querschnitt eines Cylinders, oder die Kolbenflaͤche, in Quadratmetern;b, die Laͤnge der Kolbenzuͤge in Metern;N, die Anzahl der Cylinder;n, die Anzahl von Kolbenzuͤgen, welche bei einer Umdrehung der Kurbeln vollbracht werden;N, die Anzahl von Umdrehungen in einer Stunde;Q, die Menge des in derselben Zeit verbrauchten Wasserdampfes, in Kubikmetern, so wird, unter der Voraussezung, daß durch die Fugen und zwischen den Kolben und (Zylindern und an den Kolbenstangen kein Dampf entweiche, daß durch Abkuͤhlung und Verdichtung kein Dampfverlust Statt finde, und daß die Cylinder bei jedem Kolbenzuge, ohne Absperrung, sich ganz mit demselben Dampfe fuͤllen, Q = N . n . N . a . b sey.Weil nun bei dieser Maschine zwei doppelt wirkende Cylinder angebracht sind, deren Kolben zwei Zuͤge auf eine Umdrehung der Kurbeln machen, und in jeder Minute 60, also in einer Stunde 3600 Umdrehungen vollbracht werden, so haben wir N = 2; n = 2; und N = 3600; folglichQ = 2 . 2 . 3600 . a . b = 14400 . a . b. Heißt der Durchmesser eines Cylinders d, so ist, bekanntlich, a = 0,785 d²; daherQ = 0,785 × 14400 . d² . b = 11304 . d² . b.Nun ist d = 0,23 Mtr., also d² = 0,0529 Quadratmeter, und b = 0,60 Mtr., also d² . b = 0,03174 Kubikmeter, undQ = 11304 × 0,03174 = 358,7889 Kubikmeter.Wenn nun 1 Kilogr. Dampf von der angegebenen Dichte und Temperatur einen Raum von 1,923 Kubikmeter einnimmt, so ergibt sich das Gewicht von 358,7889 oder 359 Kubikmeter dieses Dampfes = 359/1,922 = 129,55, oder 130 Kilogr., das ist: weniger als 1/5 des von den Berichterstattern entzifferten Gewichtes. Nach der Angabe dieser Herren betrug aber das Gewicht des in einer Stunde wirklich verbrauchten oder verdampften Wassers noch etwas mehr als 747 Kilogr., also wenigstens 760 Kilogr.; und es erhellt demnach, daß von dem ganzen Aufwande des verdampften Wassers, also auch der verbrannten Steinkohlen, nur ein wenig mehr als der sechste Theil nuzbar verwendet, und beinahe 5/6 Theile unnuͤz verloren worden sind! –Wird aber, wie zu vermuthen ist, der Dampf in den Cylindern dieser Maschine, nach dem Princip der Expansion, vor der Vollendung der Kolbenzuͤge abgesperrt, so erscheint die Verschwendung von Wasser und Brennmaterial im Verhaͤltnisse zur erhaltenen nuzbaren Wirkung noch um Vieles groͤßer, und die Maschine gehoͤrt in dieser Hinsicht zu den allerschlechtesten ihrer Art. – Mit dem vielen Brennmaterial, welches auf einem so großen Roste, von 9 Quadratfuß (Pariser Maß) verzehrt werden muß, auf welchem das Feuer noch uͤberdieß durch ein kuͤnstliches Geblaͤse angefacht wird, waͤre eine drei Mal staͤrkere Wirkung noch nichts Außerordentliches.A. d. Ueb. Nachdem durch einen Zufall in einer der Galerien oder Stollen, wo zwei sich begegnende Wagenzuͤge an einander fließen, an den beiden Dampfkesseln, an welchen allein wir unsere Versuche hatten fortsezen koͤnnen, Reparationen noͤthig geworden, und da wir von der Genauigkeit des Resultates uͤberzeugt waren, daß unter den gewoͤhnlichen Umstaͤnden, 1 Kilogr. Steinkohle 7 Kilogr. Dampf erzeuge, so hielten wir dafuͤr, daß es unnuͤz seyn wuͤrde, diese Reparationen abzuwarten, um neue Versuche anzustellen, und wir begnuͤgten uns daher mit den hier angefuͤhrten. Wenn man bedenkt, daß bei den fortschaffenden Maschinen ein großer Theil der Kesselflaͤchen der atmosphaͤrischen Luft ausgesezt ist, deren einwirkende Schichten Waͤhrend des Fahrens sich bestaͤndig erneuern, und daß dieser Umstand sehr Vieles zur Abkuͤhlung beitragt; daß die aͤußere Luft mit einigen Theilen unsers Dampfkessels in Beruͤhrung steht, welche bis zum Rothgluͤhen erhizt sind, und durch welche daher sehr viele Waͤrme verloren geht, so muß man daruͤber erstaunen, daß dennoch Resultate erhalten werden, welche alle bisher bekannten uͤbertreffen.Da es bei Dampfmaschinen nicht bloß darauf ankoͤmmt, mit einem bestimmten Aufwande von Brennmaterial die groͤßte Menge von Dampf zu erzeugen, sondern vorzuͤglich auch darauf, daß von diesem Dampfe die moͤglich groͤßte Quantitaͤt nuͤzlich verwendet werde, so kann ein Kessel, welcher zwar mit einer gegebenen Masse von Brennmaterial viel Dampf erzeugt, wovon jedoch der groͤßte Theil ganz unnuͤz verloren geht, nicht als ein Muster von Vollkommenheit empfohlen werden. Wenn ein Muͤller, dessen Muͤhle aus einem Teiche betrieben wild, an diesem eine Vorrichtung anbraͤchte, durch welche die Menge des aus demselben abfließenden Wassers bedeutend vermehrt wird, wovon jedoch nur der sechste Theil aus die Raͤder gebracht wuͤrde, Waͤhrend das Uebrige ohne alle Wirkung darneben floͤsse, so wuͤrde es wohl Niemanden einfallen, diese Vorrichtung als eine wichtige Verbesserung anzupreisen, und das erhaltene Resultat außerordentlich zu finden. – Ein Kessel, welcher mit 1 Kilogr. Steinkohlen nur 4 Kilogr. Dampf erzeugte, wovon aber nur 1 Kilogr. durch Abkuͤhlung verloren ginge, wuͤrde den Kesseln der HH. Séguin und Comp. nicht nur in oͤkonomischer Hinsicht, sondern auch wegen des geringeren Bedarfes an Speisewasser weit vorzuziehen seyn, da eben in der bedeutenden Last des mitzuschleppenden Wassers, und in der Nothwendigkeit des oͤftern und laͤngeren Anhaltens zur Erneuerung dieses Wasservorrathes eine der groͤßten Unbequemlichkeiten der gewoͤhnlichen Dampfwagen liegt.A. d. Ueb. Es ist naͤmlich bekannt, daß man es bis jezt mit Kesseln von Gußeisen nicht weiter als zu 5 Kilogr. Dampf auf 1 Kilogr. Steinkohlen, mit Kesseln von Eisenblech oder Kupfer zu 6, selten zu 7 Kilogr. gebracht hat. Ein einziger Kessel hat, so viel wir wissen, mehr als 7 Kilogr. Dampf mit 1 Kilogr. Steinkohle geliefert. Dieses an sich schon außerordentliche Resultat ward zu seiner Zeit unserer Gesellschaft mitgetheilt, durch die Ausschuͤsse der Mechanik und Chemie gepruͤft, und richtig befunden. Man schrieb diese Wirkung vorzuͤglich dem guten Zuge des Schornsteines, der hiedurch bewirkten starken Hize, und den großen mit dem Feuer in Beruͤhrung stehenden Flaͤchen des Kessels und der Siederoͤhren zu. Wenn nun beinahe dasselbe Resultat mit den Kesseln der HH. Séguin und Comp. erhalten wird, so glauben wir dieses hauptsaͤchlich der Anwendung der Ventilatoren zuschreiben zu duͤrfen, deren Wirksamkeit unsere Erwartung uͤbertroffen hat. Der Bau der Kessel bietet, mit Ausnahme der kleinen Roͤhren, welche durch denselben gehen, nichts Besonderes dar, und wird wahrscheinlich noch mehrere Verbesserungen erhalten, deren Nothwendigkeit durch die Beobachtung ihres taͤglichen Gebrauches angezeigt zu seyn scheint. Diese Ventilatoren, deren zwei an jedem Kessel angebracht sind, haben 5 Fuß (1m,624) im Durchmesser, und erhalten ihre Bewegung, Waͤhrend dem Gange des Wagens, mittelst eines Laufbandes, welches um eine an einem Rade befestigte Scheibe, und um eine an der Achse der Windfluͤgel befestigte Walze geht. Wenn man zu heizen anfaͤngt, wird das Laufband von den Scheiben abgenommen, und die Ventilatoren werden mittelst einer Kurbel von einem Manne in Gang gesezt. Die Fluͤgel, vier an der Zahl, wie die Zeichnung weiset, bestehen aus vier Armen von geschmiedetem Eisen, an deren Enden duͤnne Platten befestigt sind, welche 1 Fuß (0m,324) breit, und 14 Zoll (0m,378) hoch sind, und sich gewoͤhnlich 300 Mal in einer Minute umdrehen. Bei diesem Gange bringen sie einen Windstrom hervor, dessen Geschwindigkeit der Hoͤhe einer Wassersaͤule von 7 bis 8, ja bis 9 Linien (0m,016 bis 0m,020) zusteht; eine Geschwindigkeit, welche man nur durch sehr hohe und gute Schornsteine erhaͤlt, wo die in dieselben eintretende Luft noch eine Temperatur von wenigstens 400 bis 500 Grade des hunderttheiligen Thermometers hat. Dieser Luftzug schien uns eine vollkommene Verbrennung zu bewirken. Wir haben immer bemerkt, daß, wenn man frische Kohlen auf den Rost geworfen hatte, der Rauch gleich, nachdem die Ventilatoren in Gang gesezt wurden, gaͤnzlich verschwand. Wir haben verschiedene Versuche angestellt, um die Geschwindigkeit des Windes zu messen; allein wir hatten nur ein sehr unvollkommenes Heberrohr zu unserer Verfuͤgung, mit welchem es beinahe unmoͤglich war, den Abstand der Wasserspiegel in den beiden Schenkeln mit Genauigkeit zu bestimmen. Auch mußte noch uͤberdieß der Ventilator mit der Hand umgedreht werden, wobei die Bewegung unregelmaͤßig und mit Stoͤßen verbunden war, welche auf den Wasserstand in der Roͤhre einwirkten. Dem sey nun aber, wie ihm wolle, wir geben die Resultate dieser Versuche, so wie wir sie erhalten haben. 1ster Versuch. Anzahl der Umdrehungen des Ventilators in einer Minute Hoͤhe der Wassersaͤule, oder Abstand     der Wasserspiegel in den beiden             Schenkeln des Hebers   Berechnete Hoͤhe nach der Umlaufs-Geschwindigkeit der            WindfluͤgelDiese Hoͤhe berechnen die HH. Berichterstatter nach folgender Formel:Textabbildung Bd. 46, S. 10wobei  a die Zahl der Umdrehungen in einer Minute,  b, die Peripherie des Ventilators,19,62 die einer Secunde zugehoͤrige Geschwindigkeit, und  800 das Verhaͤltniß des specifischen Gewichtes des Wassers zu dem der Luft, ausdruͤkt.Wir muͤssen gestehen, daß uns such diese, ohne alle Erklaͤrung oder Beweis improvisirte, Formel unverstaͤndlich ist. Wenn wir (a × b)/60, was die Geschwindigkeit der Fluͤgel des Ventilators an ihrem aͤußersten Umfange in einer Secunde ausdruͤkt, Kuͤrze halber, v nennen, so waͤre nach dieser Formel die gesuchte Hoͤhe der Wassersaͤule, oder die dem Druke der verdichteten Luft entsprechende Hoͤhe x = (v² . 19,62)/800. Soll nun unter der bestaͤndigen Groͤße 19,62 (wie nach der Bezeichnung: vitesse due à une Secounde, zu vermuthen ist) die Beschleunigung der Schwere, oder die Geschwindigkeit, welche ein frei fallender Koͤrper in der ersten Secunde seines Falles erhaͤlt, verstanden seyn, so muͤssen wir bemerken, daß diese Groͤße nicht in den Zaͤhler, sondern in den Nenner des Bruches gehoͤrt, und daß die Formel in ihrer gegenwaͤrtigen Gestalt ganz falsch und unbrauchbar ist. Nennt man jene Beschleunigung allgemein, wie gewoͤhnlich, g, so waͤre statt (v² . g)/800, x = v²/(4g . 800) = v²/(g . 3200) zu sezen.A. d. Ueb.      Linien      Millimeter              Millimeter.                 80        3/4          1,7                  2,9               120        2          4,5                  6               120        2          3,9                  6               150        3          5,3                  9,9               160          9                11               180        5        12,3                14               220        7        13,5                21               280        7 3/4        15,7                33               300        8        16,9                39 2ter Versuch.Unter denselben Bedingungen.    Anzahl der Umdrehungen.   Hoͤhe der Wassersaͤule. Berechnete Hoͤhe.   Millimeter.     Millimeter       120       4,4           6       160       9,5         11       170     10         12       210     13,5         19       240     16         25 Andere Versuche. Die Klappe halb geschlossen; das Heberrohr an der Muͤndung des Windrohres. 160 Umdrehungen, 4 1/2 Linien oder 10 Millim.; 11 Millimeter. Die Klappe ganz offen; das Heberrohr an einem Brette, welches die Muͤndung des Windrohres verschloß. 260 Umdrehungen, 9 Linien oder 20 Millim.; 24 Millimeter. Wenn man in Erwaͤgung zieht, wie viel Waͤrme durch die Schornsteine entweichen muß, um einen guten Zug zu erhalten, und daß dieselbe Wirkung durch einen Ventilator oder durch ein anderes Geblaͤsewerk hervorgebracht werden kann, ohne jene Waͤrme unbenuzt zu verlieren, so muß man wuͤnschen, daß diese Vorrichtung uͤberall, wenigstens bei solchen Feuerungen angewendet werden moͤge, wo man eine bewegende Kraft in der Nahe hat, wie dieses bei den Kesseln der Dampfmaschinen der Fall ist. Man koͤnnte gegen diese Anwendung von Ventilatoren die Eins Wendung machen, daß sie zu ihrem Betriebe einen Theil der bewegenden Kraft in Anspruch nehmen; allein dieser Aufwand ist von sehr geringer Bedeutung im Vergleiche mit der hiedurch bewirkten Ersparung an Brennmaterial. Man gibt im Allgemeinen zu, daß in einem guten Feuerherde die Hize ungefaͤhr 2000 Grade des hunderttheiligen Thermometers betraͤgt, und man weiß, daß die Temperatur in einem Schornsteine, wenn dieser einen guten Zug haben soll, zwischen 500 und 600 Grade haben muß, so daß ungefaͤhr der vierte Theil der Hize verloren geht. Wir waren noch nicht im Stande zu bestimmen, wie viel Kraft zum Betriebe eines Ventilators erfordert wird, um einen Luftzug mit einer gegebenen Geschwindigkeit hervorzubringen. Wir glauben jedoch, daß fuͤr eine Maschine von zwanzig Pferdekraͤften viel weniger als eine halbe Pferdeskraft hinreichen duͤrfte, um den noͤthigen Luftzug unter dem Dampfkessel zu bewirken.Dieß scheint zu gering angeschlagen. Bei einem Dampfkessel fuͤr 40 Pferdekraͤfte haben die Herren Braithwaite und Ericsson, welche auf diese Anwendung von Ventilatoren schon vor drei Jahren ein Patent erhielten, zum Betriebe ihres Saugventilators eine Kraft von 2 Pferden noͤthig gefunden. S. Polyt. Journal Bd. XXXVII. Heft 2. S. 83–86.A. d. Ueb. Wenn demnach durch eine zwekmaͤßige Anwendung eines Ventilators nur 1/5 oder 1/6 des gewoͤhnlich aufzuwendenden Brennmaterials erspart wird, so ist der Gewinn ohne Zweifel schon sehr bedeutend, besonders in einem Lande wie das unserige, wo die Steinkohlen und das Holz sehr theuer sind. Die Anwendung von Ventilatoren gewaͤhrt außerdem noch folgende bedeutende Vortheile: 1) wird der Zug von dem Zustande der aͤußeren Luft und vom Winde ganz unabhaͤngig gemacht, welcher unter gewissen Umstaͤnden große Unbequemlichkeiten verursacht; 2) werden die sehr betraͤchtlichen Kosten hoher Schornsteine erspart; 3) wird dem Heizer das Reguliren des Feuers sehr erleichtert, indem er die Wirkung des Ventilators mittelst eines Schiebers nach Belieben verstaͤrken oder schwaͤchen kann, so daß die Erzeugung von Dampf sehr schnell vermehrt oder vermindert wird, was bei vielen industriellen Anwendungen von der hoͤchsten Wichtigkeit ist; 4) koͤnnen Steinkohlen von schlechterer Qualitaͤt verwendet werden, mit welchen man bei der gewoͤhnlichen Anordnung, und ohne einen sehr starken Luftzug nicht Dampf genug erzeugen koͤnnte. Diese Vortheile, verbunden mit der Ersparung an Brennmaterial, sind ohne Zweifel so wichtig, daß dagegen der geringe Kraftaufwand, welchen der Betrieb der Ventilatoren erfordert, gar nicht in Betrachtung kommen kann. Wir glauben, daß man durch zwekmaͤßige Verbesserungen an den Dampfkesseln, den Feuerherden, und den hohlen Seitenwaͤnden es auf diesem Wege dahin bringen kann, Resultate in der Ausuͤbung zu erhalten, welche den nach der Theorie berechneten fast gleich kommen; denn es scheint nichts mehr im Wege zu stehen, daß die Luft, welche zur Verbrennung gedient hat, allen ihren Waͤrmestoff (wirksam und nuͤzlich) abseze, und daß alsdann das Brennmaterial beinahe mit derselben Wirkung verzehrt werde, welche man bisher nur in Calorimetern zu erhalten im Stande war. Wir hatten weder Zeit, noch Gelegenheit, alle vortheilhaften Resultate gehoͤrig zu wuͤrdigen, welche eine geeignete Anwendung der Ventilatoren oder jeder andern Geblaͤsemaschine bei verschiedenen Feuerungen bewirken kann; und uͤbrigens ist auch die Theorie der Ventilatoren noch nicht genug bekannt. Wir glauben aber, daß es vom hoͤchsten Interesse waͤre, sich damit zu beschaͤftigen, und wir laden alle Mitglieder unserer Gesellschaft, welche hiezu Gelegenheit haben, zu Versuchen uͤber diesen Gegenstand ein. Schlußbemerkungen des Uebersezers. Bei der bisher allgemein eingefuͤhrten Anordnung von Dampfwagen befindet sich der ganze Feuerherd mit dem Aschenfall und den Circulir- oder Rauch-Zuͤgen im Innern des cylindrischen Kessels, wo diese Theile von allen Seiten von dem zu erhizenden Wasser umgeben sind, und folglich der aus dem Brennmaterial entwikelte Waͤrmestoff ganz, und ohne allen andern Verlust als den des Schornsteines, an das im Kessel enthaltene Wasser abgesezt wird; und da bei gleichem Flaͤcheninhalte der Kreis den kleinsten Umfang, folglich der Cylinder bei gleichem Kubikinhalte die kleinste Wandflaͤche hat, so ist diese Gestalt von Kesseln auch der Abkuͤhlung von Außen am wenigsten ausgesezt, und folglich in dieser doppelten Hinsicht, so wie in Bezug auf die moͤglichste Verminderung von Umfang und Gewicht, unstreitig die vortheilhafteste, die man vorschlagen kann. Die Construction der Herren Séguin und Comp. hingegen gleicht vollkommen derjenigen, welche bei den feststehenden (stationaͤren) Maschinen schon laͤngst eingefuͤhrt, und wo der Feuerherd unter dem Kessel angebracht ist; mit dem einzigen Unterschiede, daß die Seitenwaͤnde und Boden des Herdes und des untern Feuercanals, welche bei jenen Maschinen von massivem Mauerwerke gebaut sind, welches als ein schlechter Waͤrmeleiter die Hize noch gut genug zusammenhaͤlt, bei den Kesseln der Herren Séguin und Comp. aus gegossenen oder geschmiedeten eisernen Platten oder schmalen Kasten bestehen, deren Zwischenraum eine duͤnne Schichte von Wasser enthaͤlt, das mit dem Wasser im Kessel in Verbindung steht, und aus welchem dieser gespeist wird. Durch diese Anordnung glauben die Erfinder die mit dem Feuer in Beruͤhrung stehenden Wasserflaͤchen zu vermehren, und alle vom Herde seitwaͤrts und nach Unten ausstrahlende Waͤrme nuͤzlich zu verwenden. Sie scheinen aber nicht bedacht zu haben, daß eben hiedurch auch die mit der aͤußeren Luft in Beruͤhrung kommenden Flaͤchen in demselben, oder eigentlich in einem noch groͤßern Maße vermehrt werden, und daß, weil die eisernen Platten und das zwischen denselben befindliche Wasser sehr schnelle Waͤrmeleiter sind, die Abkuͤhlung, und somit die Verdichtung oder der Verlust des Dampfes ungemein befoͤrdert, folglich der erhaltene Vortheil von dem Nachtheile uͤberwogen wird. Es waͤre durch Berechnung leicht zu beweisen, daß mit einem einfachen cylindrischen Kessel von etwas groͤßerem Durchmesser, in welchem der ganze Feuerherd mit einer groͤßeren Anzahl von Zugroͤhren angebracht waͤre, eine weit groͤßere Beruͤhrungsflaͤche des Feuers mit dem Wasser erhalten, und zugleich der aͤußern Luft eine kleinere Abkuͤhlungsflaͤche dargeboten wuͤrde; wobei uͤberdieß auch noch am Umfange und Gewichte der ganzen Vorrichtung Vieles erspart wuͤrde. Uebrigens glauben wir noch zwei andere wesentliche Fehler an dieser Construction von Dampfkesseln nicht unberuͤhrt lassen zu duͤrfen. Da die beiden Enden des Cylinders nicht, wie gewoͤhnlich, kugelfoͤrmig, sondern ganz platt sind, so koͤnnen sie einem etwas starken Druke von Innen weniger widerstehen, und sind daher bei einer etwas gesteigerten Schnellkraft des Dampfes der Gefahr ausgesezt, losgerissen zu werden oder zu zerspringen. Und da die engen kupfernen Roͤhren mit diesen platten Dekeln an beiden Enden ganz fest und unverruͤkbar verbunden sind, so kann die ungleiche Ausdehnung dieser Theile, wo kein Stuͤk dem andern nachzugeben vermag, die schreklichsten Explosionen veranlassen; wie dieß schon oͤfter als die naͤchste Ursache solcher Ungluͤksfaͤlle sich erwiesen hat. Um diese Gefahren zu vermeiden und zugleich den Weg zu verlaͤngern, welchen die durch den mit Wasser gefuͤllten Theil des Kessels ziehende heiße Luft nehmen muß, befestigen die einsichtsvollsten Mechaniker diese Zugroͤhren nur an einem Ende des Kessels, so daß sie am anderen umgebogen und wieder zuruͤkgefuͤhrt werden; und diese Anordnung bringt auch den Wortheil, daß der Schornstein, welcher bei den Kesseln der Herren Séguin und Comp. stuf eine sehr unbequeme Art am Heizungsplaze sich befindet, an die entgegengesezte Seite des Kessels zu siehen kommt. Sehr zwekmaͤßig, aber keineswegs neu ist die Anwendung der Ventilatoren. Die englischen Mechaniker, Braithwaite und Ericsson, haben auf die Vorrichtung kuͤnstlicher Geblaͤse an Dampfkesseln schon vor mehreren Jahren ein Patent erhalten, und sie haben dieses Princip zuerst im Jahre 1829 bei ihrem fuͤr die Eisenbahn zwischen Liverpool und Manchester gelieferten Dampfwagen, The Novelty, auf eine weit vortheilhaftere Weist, und mit so gluͤklichem Erfolge ausgefuͤhrt, und dabei auch ihren Kesseln eine so zwekmaͤßige Construction gegeben, daß bei einer verhaͤltnißmaͤßig sehr kleinen erhizten Flaͤche, und mit einem sehr geringen Aufwande von abgeschwefelten Steinkohlen (Coaks) und von Wasser eine bedeutende Wirkung erhalten, und der Rauch so vollkommen verbrannt wurde, daß man in die Muͤndung des niedrigen Schornsteines, durch welchen die Luft ausstroͤmte, die Hand halten konnte.Man sehe hieruͤber im Polyt. Journal Bd. XXXIV. Heft 6. S. 405–410; Bd. XXXV. Heft 1. S. 1, und S. 47–48; Bd. XXXVII. Heft 2. S. 83–86, und Bd. XLII. Heft 1. S. 1–3; nebst der Bemerkung des Uebersezers. S. 4–6. Was endlich das Maschinenwerk der HH. Séguin und Comp. selbst betrifft, so wird dieses durch die vielen Saͤulen, Stuͤzen, Balken und Hebel u.s.w. unnuͤzerweise complicirt, und das Gewicht des Ganzen bedeutend vermehrt. Die Verbindung der vordem mit den hintern Raͤdern mittelst einer horizontalen Stange, wodurch ein gleiches Einwirken beider auf die Bahnschienen bewirkt und das Fortwaͤlzen des Wagens mehr gesichert wird, ist gut; allein dasselbe ist an einigen englischen Dampfwagen, namentlich an dem Sanspareil des Hrn. Ackworth auf der Liverpool-Eisenbahn, schon fruͤher durch einen weit einfachern Mechanismus, ohne Wagebalken, Hebel und Parallelogramm, ausgefuͤhrt worden.S. Polytechnisches Journal Bd. XXXIV. Heft 6. S. 411. Tab. VIII. Fig. 5, und Bd. XXXV. Heft 1. S. 1. Die zwischen dem Gestelle YY und den Achsen der Wagenraͤder angebrachten Federn, durch welche die Stoͤße und Erschuͤtterungen des Fuhrwerkes verhuͤtet werden sollten, koͤnnen auf die von den HH. Séguin und Comp. angeordnete Weise diesen Zwek nicht erreichen, ohne daß ihre Schwingungen sich unmittelbar den beweglichen Wagebalken, Hebeln, und den Kolben selbst, auf eine fuͤr die Dauer der Maschine nachtheilige und den ruhigen Gang derselben stoͤrende Weise mittheilen. Da endlich die beiden Achsen in paralleler Richtung unveraͤnderlich am Wagengestelle befestigt und 4 1/4 Fuß von einander entfernt sind, so haben diese Dampfwagen mit den englischen den großen Nachtheil gemein, daß sie nur auf ganz geradlinigen Bahnen leicht fortkommen, uͤber Kruͤmmungen von einem kleineren Radius als 1000 Fuß aber gar nicht, oder nur mit dem groͤßten Zwange, gebracht werden koͤnnen.S. Polytechn. Journal Bd. XLI. Heft 1. S. 7–8, und Bd. XLIII. Heft 5. S. 341–345. Joseph von Baader.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    I
Tab. I