Titel: Beschreibung der neuen eisernen lithographischen Presse des Hrn. Engelmann.
Fundstelle: Band 46, Jahrgang 1832, Nr. LXX., S. 260
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LXX. Beschreibung der neuen eisernen lithographischen Presse des Hrn. Engelmann.Der Erfinder erhielt fuͤr diese lithographische Presse von der Société d'encouragement in der allgemeinen Sizung vom 29. December 1820 eine goldene Medaille zuerkannt.A. d. O. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. April 1831, S. 202 Mit Abbildungen auf Tab. IV. Engelmann's lithographische Presse. Fig. 1 zeigt einen Laͤngenaufriß der Presse von der Seite des Drehekreuzes her gesehen. Fig. 2 ist ein Aufriß von Ruͤkwaͤrts gesehen. Fig. 4 stellt einen senkrechten Durchschnitt des oberen Theiles der Presse vor. Fig. 5 ist ein Aufriß derselben von Vorne. Fig. 3 stellt das Streichbrett fuͤr sich allein dar. An allen diesen Figuren beziehen sich gleiche Buchstaben und Zahlen auch auf gleiche Gegenstaͤnde. ABCD ist ein Gestell aus Gußeisen, welches durch die eisernen Bolzen EFG, die an beiden Enden mit Schrauben-Windungen und Schraubenmuttern versehen sind, zusammengehalten wird. In Folge dieser sehr einfachen Einrichtung laͤßt sich leicht einer der Bolzen abnehmen, ohne daß die uͤbrigen Theile der Maschine dadurch in Unordnung gerathen. Ueberhaupt zeigt die ganze Maschine von dem erfolgreichen Bestreben des Erfinders, die groͤßte Genauigkeit mit der groͤßten Einfachheit zu verbinden. Aller Luxus ist an derselben vermieden, damit der Preis der Maschine so niedrig als moͤglich, und die Maschine selbst dadurch fuͤr Jedermann geeignet wird. HI ist der Wagen, welcher zur Aufnahme des Steines bestimmt ist. Der Boden dieses Wagens besteht aus 6 parallel gelegten Brettchen von gleicher Dike, die an ihren Enden auf den eisernen Querriegeln 1 und 2 befestigt werden. Diese Brettchen sind nicht zusammen geleimt, damit, wenn sie sich auch werfen, doch der Stein nicht bricht. Denn, gesezt es wirft sich auch das eine oder das andere ein wenig, so kann der Widerstand doch nicht so stark seyn, daß dadurch der Stein zerbrechen koͤnnte. Der Stein J wird durch die beiden gußeisernen Querriegel 3 und 4 an seiner Stelle erhalten; die Enden dieser Querriegel greifen in die Riefen, die in den gußeisernen, die beiden Seiten des Wagens bildenden Stuͤke angebracht sind. An dem Riegel 3 befinden sich 2 Drukschrauben, durch welche der Stein festgestellt wird. Bei dieser Einrichtung erspart man die Einleghoͤlzer, deren man sich bisher gewoͤhnlich zum Befestigen des Steines bediente, und deren Anwendung weit mehr Zeit und Muͤhe kostet. Denn, will der Druker die Platte wechseln, so braucht er nur die Drukschrauben nachzulassen, um den Stein wegheben zu koͤnnen; legt man einen neuen Stein ein, so schraubt man die Schrauben vor oder zuruͤk, und schraubt dann den Stein wieder fest. Der Wagen rollt sich auf den Walzen KLMNO. Das Stuͤk 3, welches in die Klinke 6 eingreift, dient dazu den Wagen waͤhrend des Auftragens der Schwaͤrze festzustellen; der Druker befreit dasselbe nur in dem Augenblike, in welchem er den Wagen unter das Streichbrett stoͤßt. P ist der gußeiserne Streichbrett-Traͤger; dieser wird von der Schraube 7, die zugleich zur Regulirung des Drukes desselben dient, getragen. Diese Schraube endigt sich an ihrem unteren Ende mit einem sphaͤrischen Kopfe, der sich in einer Nuß befindet, so daß dem Streichbrett-Traͤger eine Schaukel-Bewegung gesichert ist, in Folge der er genau die Richtung des Steines annehmen kann, wenn der Stein auch auf der einen Seite etwas hoͤher seyn sollte, als auf der anderen. In seiner queren Richtung wird der Streichbrett-Traͤger durch die Zapfen 8, welche sich in eigenen, in dem Gestelle angebrachten Falzen bewegen, erhalten. Das Streichbrett 9 besteht aus 4 Federplatten, die so auf einander gelegt werden, daß die unterenntere immer um 1 1/2 Linien vor der oberen vorsteht, und die durch zwei kleine, bis zur Flaͤche der Platten eingenietete Stifte in dieser Stellung erhalten werden. Um dieses Streichbrett an die gehoͤrige Stelle zu bringen, braucht man nur die vier Schrauben 10, 11, 12, 13 aufzuschrauben, und das Streichbrett zwischen den Streichbrett-Schieber und das eiserne Lineal 14 zu schieben, in welchem sich vier ausgeschraubte, zur Aufnahme der Schrauben dienende Loͤcher befinden. In dem Streichbrette sind zur Aufnahme der Schrauben Ausschnitte 15 Fig. 3 gelassen, die von verschiedener, den Dimensionen der Steine entsprechender Laͤnge sind. Damit das Streichbrett sich sanfter auf dem Drukleder reibe, und vorzuͤglich, damit das Leztere geschont werde, bringt man unter dem Streichbrette einen mit Fett bestrichenen Lederstreifen 16 an. Der Streichbrett-Traͤger ist uͤberdieß mit dem Cylinder 17 versehen, der dem Leder als Fuͤhrer dient; er gibt demselben naͤmlich, so wie sich das Streichbrett naͤhert, eine beinahe horizontale Richtung, wodurch die Falten, die die Abdruͤke beim zu schnellen Eintritte unter das Streichbrett erhalten wuͤrden, vermieden werden. Q ist das Leder oder das Raͤhmchen, welches als Dekel dient; es rollt sich auf den hoͤlzernen Cylinder 18, der von der Schnur 19 getrieben wird. Diese Schnur ist mit dem einen Ende auf die Walze 20 aufgerollt, und traͤgt an dem anderen Ende das Gewicht 21, durch welches nicht bloß das Leder gespannt, sondern auch der Wagen sogleich wieder zuruͤkgefuͤhrt wird, so wie der Druk aufgehoͤrt hat. An dem unteren Rande des Leders ist eine eiserne Stange 22, die sich in die Haken 23 einhakt, befestigt. In Folge dieser Einrichtung laͤßt sich das Leder sehr leicht aushaken; es erhebt sich dann von selbst, wenn man einen neuen Stein in die Presse einsezt, und wenn man das Streichbrett in derselben richten will. R ist eine gußeiserne Walze, durch welche der Stein gegen das Streichbrett gedruͤkt wird. Diese Walze wird von dem gußeisernen Hebel 24, dem der eiserne Querriegel 25 als Stuͤzpunkt dient, getragen. Das entgegengesezte Ende dieses Hebels steht durch den Schaft 27 (an welchem der Seil- und Kloben-Hebel 28, der in dem Augenblike, in welchem das Streichbrett den Stein beruͤhrt, seinen hoͤchsten Druk erreicht, angebracht ist) mit dem Fußtritte 26 in Verbindung. Wenn der Druker den Fuß auf den Fußtritt sezt, so senkt sich das Ende des Hebels, welches an demselben befestigt ist, herab, waͤhrend das andere Ende die beiden gußeisernen Walzen 29, welche die Achse des Cylinders tragen, emporhebt: dadurch wird dieser Cylinder gegen den Wagen, und mithin der Stein gegen das Streichbrett gedruͤkt. In dem Augenblike, in welchem der Druk die gehoͤrige, von der Schraube 7 regulirte Staͤrke erreicht hat, begibt sich das Kinnstuͤk 30, welches an dem Pfosten 31 befestigt ist, auf die Schraubenmutter 32, und haͤlt dadurch das Ende des Hebels 24 zuruͤk. Der Riemen 33 ist mit dem einen Ende an dem Wagen befestigt, mit dem anderen hingegen um eine Welle aufgewunden, die an dem Ende des Pfostens 31 aufgezogen ist, und die das Sperrrad 34 traͤgt. Dieses Sperrrad braucht man bloß mit der Hand umzudrehen, um die Laͤnge des Riemens der Laͤnge des Laufes, die man dem Wagen geben will, anzupassen. Wenn der Wagen naͤmlich an dem bestimmten Ziele angelangt ist, so zieht der Riemen das Kinnstuͤk nach Ruͤkwaͤrts, und befreit dadurch den Hebel, wodurch der Cylinder R sogleich wieder an jene Stelle zuruͤksinkt, die er fruͤher einnahm. Der Wagen, welcher durch das Nachlassen des Drukes frei geworden ist, und der durch das Gewicht 21, welches mittelst des Leders Q auf ihn wirkt, getrieben wird, kommt dann gleichfalls wieder an seine Stelle zuruͤk. Diese Einrichtung gewaͤhrt den Vortheil, daß der Druker das Drehekreuz T schnell und kek drehen kann, ohne daß er den Wagen an einem bestimmten Punkte aufzuhalten braucht, indem der Druk an diesem Punkte von selbst aufhoͤrt. Um den Anfang des Drukes mit derselben Genauigkeit zu reguliren, wurde an der Presse das Stuͤk S angebracht, welches sich um den Zapfen 35 bewegen laͤßt, und welches sich gegen eine der Walzen 29 stemmt. Das Kinnstuͤk 36, welches sich in einem Falze des Stuͤkes S bewegt, wird durch die Drukschraube 40 an dem gehoͤrigen Punkte befestigt, um den Wagen in dem Augenblike aufzuhalten, in welchem er, indem er unter das Streichbrett gestoßen wird, jene Stelle erreicht, an der der Druk beginnen soll. Ist dieß geschehen, so sezt der Druker den Fuß auf den Fußtritt, wo sich dann der Cylinder R und mit ihm auch das Stuͤk S hebt, so daß der Wagen seinen Lauf so weit fortsezen kann, bis das Streichbrett an das Endender Zeichnung gelangt ist, und bis der Riemen 33 den Ausheber in Thaͤtigkeit brachte. Die Oberflaͤche des Cylinders R ist leicht gefurcht, damit derselbe etwas rauh wird, und damit folglich der Wagen der Bewegung desselben im Augenblike des Drukes folgt. Diese Bewegung erhaͤlt der Cylinder durch das Drehekreuz T, dessen Welle ein Getrieb traͤgt, welches in das an der Achse des Cylinders angebrachte Zahnrad 41 eingreift. 42 ist ein Gewicht, welches die Schwere des Fußtrittes compensirt, und dazu beitraͤgt, daß dieser Tritt sich im Momente des Aushebens wieder hebt. U ist eine kupferne Buͤchse fuͤr den Schwamm und das Wasser, welches zum Befeuchten des Steines noͤthig ist. In dieser Buͤchse befindet sich auch das Flaͤschchen mit Essenz, mit Saͤure, und andere Dinge, die der Druker bei der Hand haben muß. V ist der Zaͤhler. An dem Stuͤke S ist eine Stange angebracht, die bei jeder Bewegung der Presse einen Zahn des Sperrrades vorwaͤrts treibt. Dieses Sperrrad steht mit dem Zeiger in Verbindung, der mithin bei jedem Abdruke um einen Grad vorwaͤrts schreitet. Ist der Zeiger auf 50 gekommen, so schlaͤgt die Gloͤke, damit der Druker ein Zeichen zwischen die Abdruͤke legen, und sie auf diese Weise leicht in Pakete zu 50 Exemplaren abtheilen kann. X ist der Lampentraͤger. Da diese Presse keinen Dekel hat, welcher uͤber einen Rahmen gespannt ist, und der, theils durch seineseiue Bewegung selbst, theils durch den Wind, den er erzeugt, eine groͤßere Entfernung der Lampe noͤthig macht, so kann man die Lampe dem Steine naͤhern so weit man will, und daher mit einer kleineren Lampe eine bessere Beleuchtung erhalten, als fruͤher mit einer groͤßeren. YZ sind die Tafeln, auf welche das Papier und die Abdruͤke gelegt werden, und die so eingerichtet sind, daß sie leicht weggehoben werden koͤnnen. Die vorzuͤglichen Vortheile der neuen Presse sind: Vervollkommnung des Abdrukens. Das Abdruken geschieht auf einer schlechten Presse beinahe eben so vollkommen, als auf einer guten, wenn die Presse nur die Bewirkung des gehoͤrigen Drukes gestartet, und wenn das Streichbrett gehoͤrig eingerichtet ist. Es ist naͤmlich bekannt und anerkannt, daß die Vollkommenheit eines Abdrukes ganz von dem Auftragen der Schwaͤrze abhaͤngt. In dieser Hinsicht war also nichts zu verbessern, wenn man nicht allenfalls die Anwendung eines Streichers aus Stahl einem hoͤlzernen Streichbreite vorzieht, indem ersteres bestaͤndig in gehoͤrigem Stande bleibt. Schnelligkeit des Abdrukens. Auf einem gewoͤhnlichen. Steine braucht ein Arbeiter von mittelmaͤßiger Festigkeit zum Abziehen einer mit der Feder gezeichneten Platte folgende Zeit: Zum Befeuchten des Steines   3 Sekunden Zum Schwaͤrzen 12    Bei einer Zeichnung mit der Kreide von derselben       Groͤße erfordert das Schwaͤrzen ungefaͤhr 30       Secunden. Zum Einlegen des Papieres   4 Zum Abziehen 14 Zum Wegnehmen des Abdrukes   3 ––––––––––– Zusammen 36 Secunden. Nur an den 14 Secunden allein, die der Arbeiter zum Abziehen noͤthig hat, laͤßt sich etwas ersparen, denn alles Uebrige ist von der Einrichtung der Presse unabhaͤngig. Der Erfinder hat diesen Zwek dadurch erreicht, daß er statt des Dekels, der bei jedem Abdruke geoͤffnet und geschlossen werden mußte, ein Leder anbrachte, welches sich selbst aufrollt, und daß er das Streichbrett so einrichtete, daß es bestaͤndig an seiner Stelle bleibt, waͤhrend man an den alten Pressen den Streichbrett-Traͤger bei jedem Abdruke senken und heben mußte. Durch diese Vorrichtungen hat Hr. Engelmann bei jedem Abdruke 6 Secunden erspart, so daß der Druker bei der neuen Presse nur mehr 8 Secunden fuͤr jeden Abdruk braucht. Daraus ergibt sich fuͤr die Federzeichnungen eine Ersparung von 1/6 der Kosten des Abdrukes; bei den Zeichnungen mit der Kreide hingegen nur eine Ersparung von 1/10. Zerspringen der Steine. Das Zerspringen der Steine ist eine jener Unannehmlichkeiten des Steindrukes, welcher noch nicht ganz abgeholfen werden konnte. Wer daher die Pressen wirklich verbessern will, hat sein Augenmerk vorzuͤglich darauf zu richten, diese Unfaͤlle so viel als moͤglich zu verhindern. Die ersten Erbauer von lithographischen Pressen kamen natuͤrlich auf die Idee, den Druk mit einer Walze zu bewirken, da deren Druk viel schwaͤcher als jener eines Streichbrettes waͤre, und da dieselbe zugleich das Drukleder entbehrlich machte. Bald zeigten sich jedoch zahlreiche Maͤngel bei dieser Methode. 1) Kann man mit einer Walze, die natuͤrlich aus Metall bestehen muß, wenn sie rund bleiben soll, nur dann einen vollkommenen Abdruk erhalten, wenn der Stein vollkommen eben ist; denn wenn der Stein nur etwas concav oder convex ist, so kann die Walze, welche unbiegsam ist, nicht in die vertieften Stellen gelangen. Durch die Zwischenlage eines elastischen Koͤrpers, wie z.B. Tuch u. dgl., laͤßt sich zwar diesem Uebelstande in etwas abhelfen; allein nie wird derselbe dadurch ganz beseitigt, weil die hoͤheren Theile doch immer mehr gedruͤkt werden, als, die tiefer liegenden, und der Druk daher bestaͤndig mehr oder weniger unvollkommen bleiben muß. Das hoͤlzerne Streichbrett mußte daher dem Cylinder vorgezogen werden, weil dasselbe, ohne eben elastisch zu seyn, doch weniger hart als eine metallene Walze ist, und sich beim Pressen mehr dem Steine anpaßt, wenn derselbe auch nicht vollkommen eben seyn sollte. Diese Streichbretter muͤssen aber bei jedem neuen Steine, der in die Presse kommt, und oft sogar waͤhrend des Abziehens eines und desselben Steines, frisch zugerichtet werden; denn ein Knoͤtchen oder irgend ein fester Koͤrper, welcher sich im Papiere findet, ist hinreichend um in dem Streichbrette eine Vertiefung zu erzeugen, die bei den folgenden Abdruͤken eine weiße Linie laͤßt, und der man nur durch Abhobeln des Brettes abhelfen kann. Abgesehen von dem Zeitverluste, welcher hiebei entsteht, nuͤzen sich die hoͤlzernen Streichbretter auch noch schnell ab, so daß sie sehr oft erneuert werden muͤssen. 2) Hat eine Drukwalze den Nachtheil, daß sie viele Steine zerbricht, und zwar aus folgendem Grunde. Die Tangente, welche die Walze im Augenblike des Drukes mit dem Steine bildet, nimmt, wenn man den elastischen Koͤrper, den man nothwendig dazwischen bringen muß, hinzu rechnet, nach dem Durchmesser der Walze eine groͤßere oder geringere Breite ein, die man wenigstens auf 6 Linien schaͤzen kann. Die Breite hingegen, auf welche ein hoͤlzernes Streichbrett sammt dem Drukleder druͤkt, betraͤgt beilaͤufig nur eine halbe Linie. Der mittlere Druk, welcher auf das Streichbrett wirkt, betraͤgt beilaͤufig 25 Centner; um mithin mit einer Walze dieselbe Wirkung hervorzubringen, wird man einen Druk von 100 Centnern noͤthig haben. Hieraus ergibt sich nothwendig, daß ein Stein, der mit einem vier Mal groͤßeren Gewichte belastet ist, leichter zerspringen wird; denn, wenn dieses Gewicht auch im Verhaͤltnisse zu der Oberflaͤche, die es einnimmt, nicht groͤßer waͤre, so wirkt dasselbe doch nicht minder mit seiner ganzen Schwere auf den Stein. Die Erfahrung hat diese Theorie auch wirklich bestaͤttigt. Diejenigen, welche die Walze anwendeten, waren gezwungen die Steine auf eine Schichte Gyps zu legen: ein Verfahren, welches, da die Steine doch mehrere Male des Tages gewechselt werden, einen großen Zeitverlust veranlaßt. Statt des hoͤlzernen Streichbrettes hat der Erfinder aber nun ein anderen ausgedacht, welches aus vier staͤhlernen Platten besteht, deren Kraft so berechnet ist, daß es den noͤthigen Druk auszuhalten, und dessen ungeachtet in Folge seiner Elasticitaͤt den wellenfoͤrmigen Unebenheilen eines unvollkommen zugerichteten Steines zu folgen vermag. Die untere Platte, welche auf das Leder druͤkt, ist nur 1/4 Linie dik; mit Inbegriff des dazwischen gelegten Leders kann der Druk kaum die Breite einer Linie erreichen. Es ist mithin bei dieser Einrichtung weit weniger Gefahr vorhanden; denn, um mit dem neuen Streichbrette denselben Druk zu erhalten, den eine Walze mit 100 Centnern ausuͤbt, braucht das staͤhlerne Streichbrett nur 15–20 Centner. Raum fuͤr die Presse. Da die Werkstaͤtten in groͤßeren Staͤdten, und besonders in Paris, einen sehr hohen Miethzins zahlen; da ferner in einem kleinen Raume weit leichter die Aufsicht zu fuͤhren ist, so ist es von großem Nuzen, wenn man die Pressen so klein als moͤglich macht, ohne dabei die Dimensionen der Steine, die man abziehen will, vermindern zu duͤrfen. Eine Presse mit gewoͤhnlichem Drehkreuze, deren Wagen 2 Fuß 6 Zoll auf 3 Fuß hat, braucht mit Einschluß des Farbtisches, des Tisches, auf welchen die Abdruͤke gelegt werden, und des Raumes fuͤr den Arbeiter, einen Raum von 10 Fuß Laͤnge und 6 Fuß Breite. Die neue eiserne Presse mit einem Wagen von gleicher Groͤße und mit denselben Nebengeraͤthen braucht hingegen nur 5 Fuß auf 6 Fuß: mithin nur die Haͤlfte des Raumes, welcher fuͤr eine alte Presse noͤthig ist. Außer diesen Vortheilen kommen der neuen Presse auch noch jene der groͤßeren Genauigkeit zu gut; denn, da die Presse ganz aus Schmied- oder Gußeisen erbaut ist, so ist sie den vielen Veraͤnderungen, die die Temperatur und vorzuͤglich die Feuchtigkeit an den hoͤlzernen Pressen erzeugt, nicht ausgesezt. Die neue Presse laͤßt sich uͤberdieß außerordentlich leicht handhaben; das Wechseln der Platten laͤßt sich sehr schnell bewerkstelligen; der Arbeiter braucht seinen Plaz nicht zu verlassen, und hat Alles, was er braucht, in der Naͤhe. Um das Drehkreuz zu drehen, braucht man endlich nur halb so viel Kraft, als bei einer Presse nach dem alten Systeme noͤthig ist. Da sich die Bewegung der Walze erst in dem Augenblike dem Lagen mittheilt, in welchem sie denselben hebt und gegen das Streichbrett druͤkt, und da diese Bewegung in dem Augenblike aufhoͤrt, in welchem der Riemen den Sperrer losließ, so koͤnnte man der Walze durch irgend eine Triebkraft auch eine bestaͤndige drehende Bewegung mittheilen, so daß dann das Abziehen der Abdruͤke ohne Mitwirkung des Arbeiters geschaͤhe. Allein die Anwendung einer solchen Triebkraft waͤre ein reiner Verlust, weil waͤhrend des Ganges der Presse der Arbeiter muͤßig stehen muͤßte, und weil der Druk deßwegen doch nicht schneller vor sich gehen wuͤrde.

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