Titel: Ueber die Bereitung der Zirkonerde und des Titanoxyds; von Hrn. P. Berthier.
Fundstelle: Band 46, Jahrgang 1832, Nr. XCVIII., S. 374
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XCVIII. Ueber die Bereitung der Zirkonerde und des Titanoxyds; von Hrn. P. Berthier. Aus den Annales de Chimie et de Physique. August 1832, S. 362. Berthier, Bereitung der Zirkonerde und des Titanoxydes. Die Mineralien, aus welchen wir die Zirkonerde und das Titan darstellen koͤnnen, enthalten immer eine gewisse Quantitaͤt Eisenoxyd, und die ganze Schwierigkeit bei Bereitung des Titanoxyds und der Zirkonerde besteht darin, das Eisenoxyd bis auf die lezten Spuren von denselben abzuscheiden. Man hat hiezu sehr viele Verfahrungsarten ausgedacht, unter denen mehrere sind, durch welche der Zwek erreicht wird; ich will sie hier nicht wiederholen, sondern andere angeben, unter denen eine wegen ihrer Einfachheit und Genauigkeit meiner Meinung nach allgemein in Aufnahme kommen duͤrfte. Die Zirkonerde und das Titanoxyd zeigen in ihren Gesammteigenschaften eine solche Analogie, daß, was hinsichtlich ihrer Bereitung fuͤr jene gilt, auch auf dieses anwendbar ist. Man stellt die Zirkonerde aus dem im Mineralreich vorkommenden Silicat derselben, welches Hyacinth oder Zirkon genannt wird, und das Titan aus dem unter dem Namen Ruthil bekannten eisenhaltigen Titanoxyd, bisweilen auch aus dem Titaneisenstein dar. Wenn das Eisen in einer Aufloͤsung auf der hoͤchsten Oxydationsstufe, mit Zirkonerde oder Titanoxyd enthalten ist, so wird es zugleich mit diesen beiden Vasen durch die aͤzenden und kohlensauren Alkalien gefaͤllt; ist das Eisen hingegen auf der niedrigsten Oxydationsstufe, so bildet es eine sehr starke Basis, welche die aͤzenden und kohlensauren Alkalien erst dann niederzuschlagen anfangen, nachdem die Zirkonerde und das Titanoxyd gaͤnzlich gefallt sind, und auf diese Art kann man es von denselben auch sehr genau trennen. Nun ist es sehr leicht, das in einer Aufloͤsung als Oxyd enthaltene Eisen auf das Oxydul zuruͤkzufuͤhren; man kann dazu den Schwefelwasserstoff oder die schwefelige Saͤure benuzen. Bedient man sich des Schwefelwasserstoffs, so muß man ihn in Ueberschuß anwenden, und sodann diesen Ueberschuß wieder wegschaffen, ehe man die Faͤllung beginnt, weil sonst Schwefeleisen entstehen und in den Niederschlag uͤbergehen wuͤrde; auch muß man den Zutritt der Luft beseitigen, damit sich kein Peroxyd regenerirt. Diese Bedingungen kann man auf folgende Art erfuͤllen: man bringt die mit vielem Wasser verduͤnnte Aufloͤsung in eine tubulirte Retorte, welche uͤber dem Feuer steht und leitet einen Strom Schwefelwasserstoffgas hindurch oder gießt eine gewisse Menge schwefelwasserstoffsaures Natron oder Ammoniak hinein und laͤßt die Fluͤssigkeit dann sieden, bis aller Schwefelwasserstoff ausgetrieben ist (was man daran erkennt, daß die Fluͤssigkeit dann die Blei- und Kupfersalze nicht mehr truͤbt); hierauf schlaͤgt man in der Retorte selbst die Zirkonerde oder das Titanoxyd eisenfrei mit kohlensaurem Natron oder Ammoniak nieder, die man tropfenweise und bloß in der erforderlichen Menge zusezt; man laͤßt den Niederschlag sich sezen, zieht die uͤberstehende Fluͤssigkeit mit einem Heber ab, suͤßt ihn durch Decantation mit siedendem Wasser aus und bringt ihn endlich auf ein Filter. Anstatt reinen Wassers kann man auch ein mit Essigsaͤure verseztes anwenden, weil diese Saͤure weder die Zirkonerde noch das Titanoxyd, hingegen sehr leicht das allenfalls mitgerissene Eisenoxydul aufloͤst. Dieses Verfahren gelingt sehr gut, wenn man die Bildung von Eisenoxyd waͤhrend des Aussuͤßens ganz vermeiden kann. Die schwefelige Saͤure kann neben dem Eisenoxyd in einer kalten Aufloͤsung eine kurze Zeit uͤber, ohne auf dasselbe zu wirken, bestehen; wenn man die Fluͤssigkeit aber erhizt, geht das Oxyd fast augenbliklich in Oxydul uͤber; die uͤberschuͤssige schwefelige Saͤure aber erhaͤlt das Eisen auf der niedrigsten Oxydationsstufe und wirkt bei der nachherigen Faͤllung nicht nachtheilig; dieses Reagens ist also bequemer als der Schwefelwasserstoff. Vermischt man eine Eisenoxyd enthaltende Aufloͤsung von Titanoxyd (Titansaͤure) mit einer reinen oder eisenhaltigen Aufloͤsung von Titanoxydul, so wird alles Eisenoxyd in Oxydul verwandelt; indem das Titanoxydul ihm Sauerstoff entzieht und in Titanoxyd uͤbergeht. Man kann also nach dieser Vermischung die beiden Metalle auf oben angegebene Weise trennen. Wenn ein Ueberschuß von Titanoxydul vorhanden ist, so faͤllt dasselbe vor dem Eisenoxydul und unmittelbar nach dem Titanoxyd nieder; es kann uͤbrigens nicht lange bestehen, sondern zersezt, sobald es aus seiner Aufloͤsung niedergeschlagen ist, das Wasser und absorbirt den Sauerstoff der Luft; so verliert es in wenigen Augenbliken seine schoͤne blaue Farbe und wird rein weiß. Wir werden sogleich ein Verfahren angeben, wie man sich Aufloͤsungen von Titanoxydul verschassen kann. Wenn man in einem mit Kohle gefuͤtterten Tiegel bei der Temperatur einer Eisenprobe Zirkon oder Ruthil mit kohlensaurem Natron erhizt, so reducirt sich alles Eisenoxyd und man erhaͤlt Gußeisen, welches in Koͤrnern in dem Klumpen zerstreut bleibt. Bei dem Zirkon ist dieser Klumpen unvollkommen geschmolzen, poroͤs, graulich und scheinbar homogen, weil das Eisen darin in außerordentlich feinen Theilchen zerstreut ist. Wenn man die ganze Masse sehr fein zerreibt und dann mit Koͤnigswasser behandelt, so loͤst sich fast alles Eisen auf, ohne daß die Zirkonerde angegriffen wird und man braucht dann bloß noch den Ruͤkstand im Silbertiegel zu schmelzen, um die Kieselerde abzuscheiden; es ist aber schwer auf diese Art die lezten Spuren von Eisen zu beseitigen, weil immer einige Theilchen davon von der erdigen Substanz umhuͤllt bleiben und daher von der Saͤure nicht aufgeloͤst werden. Man erreicht seinen Zwek besser, wenn man zuerst den Zirkon im Silbertigel mit zwei Theilen Natron schmilzt und sodann das Doppelsilicat im gefuͤtterten Tiegel erhizt. Mit dem Ruthil und dem kohlensauren Natron erhaͤlt man im gefuͤtterten Tiegel einen krystallinischen schwarzen Kuchen, aus blauem Titanoxydul und Alkali bestehend, worin das Eisen in mehr oder weniger großen Koͤrnern zerstreut ist. Wenn man die Masse stoͤßt und durch ein feines Sieb schlaͤgt, scheidet man die groͤßten Koͤrner ab; das uͤbrige Eisen kann man fast gaͤnzlich mit einem Magnet ausziehen, es bleibt aber immer eine geringe Menge davon in dem Oxyd zuruͤk. Behandelt man lezteres mit Salzsaͤure, so loͤst sich alles Eisen mit einer gewissen Menge Titanoxydul auf und man erhaͤlt eine weinrothe Aufloͤsung, mit welcher man bei einer anderen Operation das Eisen auf die niedrigste Oxydationsstufe zuruͤkfuͤhren kann. Den von der Salzsaͤure nicht angegriffenen Theil behandelt man mit concentrirter und siedender Schwefelsaͤure, welche ihn endlich aufloͤst; wenn man die Aufloͤsung abdampft und den Ruͤkstand gluͤht, so erhaͤlt man reines Titanoxyd, das nur Spuren von Eisen enthaͤlt. Man kann leicht auf trokenem Wege das in den Hyacinthen mit Zirkonerde und in dem Ruthil mit Titanoxyd verbundene Eisen in Schwefeleisen umaͤndern und zugleich diese Substanzen von Saͤuren angreifbar machen (aufschließen). Nachdem diese Umaͤnderung hergestellt ist, laͤßt sich das Eisen leicht absondern. Man vermengt einen Theil fein gepulverten Hyacinth oder Ruthil mit 1 bis 2 Theilen kohlensaurem Natron und 1/2 bis 1 Theil Schwefelblumen. Das Gemenge bringt man in kleinen Quantitaͤten und in dem Maße als es sich senkt, in einen gefuͤtterten Tiegel, welcher nur auf 50 bis 60 Pyrometergrade erhizt wird und erhaͤlt die Masse einige Zeit uͤber in teigigem Fluß. Mit den Hyacinthen erhaͤlt man einen loͤcherigen, krystallinischen, fleischfarbigen Kuchen, welcher im Wasser gruͤnlich wird, und mit dem Ruthil einen compacten, schoͤn schwarzen schluͤpfrigen Kuchen, worin das Titan wenigstens groͤßten Theils als blaues Oxydul enthalten ist. Man pulverisirt diese Kuchen, weicht sie in einer großen Menge siedendheißen Wassers auf und decantirt; die Fluͤssigkeiten sind gruͤnlich und enthalten Schwefelnatrium und eine betraͤchtliche Menge Schwefeleisen in Aufloͤsung. Man behandelt den Ruͤkstand von den Hyacinthen mit einer geringen Menge Salzsaͤure, die alles Eisen mit etwas Zirkonerde aufloͤst, und braucht dann in dem unaufgeloͤsten Theile nur noch die Kieselerde von der Zirkonerde zu trennen. Da die salzsaure Aufloͤsung das Eisen als Oxydul enthaͤlt, so kann man daraus leicht alle Zirkonerde in reinem Zustande durch ein kohlensaures Alkali, welches nicht in Ueberschuß zugesezt wird, niederschlagen. Den Ruͤkstand von dem Ruthil behandelt man in der Kaͤlte mit Schwefelsaͤure; alles Eisen loͤst sich dadurch mit einer gewissen Menge Titanoxydul auf, die man auf oben angegebene Weise von einander trennt; alsdann erhizt man den Ruͤkstand bei gelinder Waͤrme mit concentrirter Schwefelsaͤure und erhaͤlt so eine Aufloͤsung von Titanoxydul, die oft ganz rein ist, oder wenigstens nur sehr wenig Eisen enthaͤlt; der unaufgeloͤste Theil endlich wird geroͤstet, um die beigemengten Kohlentheilchen zu verbrennen, wodurch man vollkommen weißes und eisenfreies Titanoxyd erhaͤlt. Diese Bereitungsart gelingt besser, wenn man damit anfaͤngt, den Zirkon oder Ruthil im Silbertiegel mit Natron zu schmelzen und dann die zerriebene Masse neuerdings mit Schwefel in einem gefuͤtterten Tiegel schmilzt. Durch die bisher angegebenen Bereitungsarten erreicht man den vorgesezten Zwek, wenn man mit einiger Sorgfalt arbeitet; die Methode, welche ich jezt angebe, ist ihnen aber bei weitem vorzuziehen und ich bediene mich auch derselben seit einiger Zeit ausschließlich. Man versezt die Hyacinthen vorerst in einen Zustand, wo sie von den Saͤuren angegriffen werden (d.h. man schließt sie auf); dieß geschieht, wenn man sie mit 3 Theilen Aeznatron im Silbertiegel oder mit 3 Theilen kohlensaurem Natron im Platintiegel schmilzt; das Natron ist dem Kali vorzuziehen, weil lezteres mit der Zirkonerde schwer zersezbare Doppelsalze bildet. Den Ruthil schmilzt man im Silbertiegel mit 2 Theilen Natron oder Kali, was gleichguͤltig ist, oder im gefuͤtterten Tiegel mit 2 Theilen kohlensaurem Alkali. Die Masse wird dann in einer großen Menge kalten Wassers aufgeweicht; man laͤßt sie sich sezen und suͤßt sie durch Decantiren aus: auf diese Art beseitigt man eine große Menge Alkali und bei den Hyacinthen auch den groͤßeren Theil der Kieselerde. Es ist durchaus noͤthig, daß man in der Kaͤlte operirt, denn wenn man die ausgesuͤßte Masse erhizt, so ist sie nur mehr unvollkommen in den Saͤuren aufloͤslich, und liefert Fluͤssigkeiten, die man nicht mehr klar erhalten und filtriren kann. Der ausgesuͤßte Ruͤkstand wird in der Kaͤlte mit Salzsaͤure von mittlerer Staͤrke digerirt; man verduͤnnt mit Wasser und gewoͤhnlich loͤst sich Alles auf; die Fluͤssigkeit bringt man in die Enge, um die Kieselerde abzuscheiden und erhaͤlt so endlich eine Aufloͤsung von Zirkonerde oder Titan mit Eisen. Die Aufloͤsungen werden stark verduͤnnt und dann mit Schwefelwasserstoffgas gesaͤttigt, und wenn ein Niederschlag entsteht, was bisweilen der Fall ist (weil die aͤzenden Alkalien ein wenig Kupfer oder Silber enthalten koͤnnen, auch in den Mineralien etwas Silber vorkommen kann), so filtrirt man ihn ab. Alsdann versezt man die Fluͤssigkeit mit Ammoniak in Ueberschuß; die Zirkonerde und das Titan werden dadurch mit Schwefeleisen gemengt, gefaͤllt, welches leztere sie schwarz faͤrbt. Man laͤßt den Niederschlag sich sezen und decantirt die uͤberstehende Fluͤssigkeit, die viel schwefelwasserstoffsaures Ammoniak enthaͤlt; er wird dann sogleich durch eine Aufloͤsung von schwefeliger Saͤure zersezt, die man in solcher Menge zusezt, daß sie ihren Geruch beibehaͤlt. Alles Schwefeleisen loͤst sich dann sogleich als unterschwefeligsaures Salz auf und die Zirkonerde oder das Titanoxyd werden vollkommen weiß; man suͤßt sie aus und laͤßt sie an der Luft troknen, wobei sie sich betraͤchtlich zusammenziehen; auf diese Art erhaͤlt man sie als Hydrate. Diese Hydrate bilden schluͤpfrige, halbdurchsichtige Stuͤke; man zerreibt sie leicht, wenn man sie aber gluͤht, hinterlassen sie Oxyde, welche sehr hart sind. Wenn man leztere daher in Pulverform haben will, pulverisirt man die Hydrate, ehe man sie gluͤht. Die schwefelige Saͤure loͤst nicht die geringste Spur Titan auf; in großem Ueberschuß angewandt, loͤst sie eine gewisse Menge Zirkonerde auf; kocht man aber die filtrirte Fluͤssigkeit, bis sie ihre saure Reaction ganz verloren hat, so schlaͤgt sich diese Erde vollstaͤndig nieder, ohne Eisen mitzureißen. Hieraus sieht man, daß nicht nur die schwefelige Saͤure (welche man sich sehr leicht in großer Menge, am schnellsten durch Schmelzen von Schwefel mit Braunstein verschaffen kann) ein sehr bequemes Reagens ist, um die Zirkonerde und das Titanoxyd zu faͤllen, sondern daß sie sich auch bei Analysen zur Abscheidung des Eisens von diesen Substanzen benuzen laͤßt. Das Eisen ist nicht das einzige Metall, welches die schwefelige Saͤure aufloͤst, wenn es sich im Zustande eines feuchten Sulfuͤrs befindet. Dasselbe ist bei den meisten Metallen, die das Wasser zersezen, besonders dem Mangan, Zink, Kobalt und Nikel der Fall. Wenn man das Uran aus seiner Aufloͤsung durch ein schwefelwasserstoffsaures Alkali niederschlaͤgt, so loͤst es sich schon in der Kaͤlte leicht in schwefeliger Saͤure auf; die Fluͤssigkeit ist gelb; im Sieden laͤßt sie den groͤßten Theil des Urans fallen, bleibt aber immer gefaͤrbt. Das Antimon, Zinn, Blei, Kupfer und Silber sind hingegen als Schwefelmetalle in schwefeliger Saͤure vollkommen unaufloͤslich. Da man nach diesen Thatsachen vermuthen konnte, daß die schwefelige Saͤure ein wichtiges Reagens bei qualitativen Analysen werden duͤrfte, so habe ich ihre Wirkung auf einige Basen untersucht. Bekanntlich loͤst sie alle Oxyde des Mangans mit großer Leichtigkeit auf; sie loͤst auch das Cereroxyd, wenigstens im Zustande eines Hydrats, auf, indem sie es wie die Oxyde des Mangans auf die niedrigste Oxydationsstufe zuruͤkfuͤhrt; die Aufloͤsung ist farblos und laͤßt durch Sieden eine große Menge Cerer, aber nicht alles fallen. Feuchtes Eisenoxydhydrat loͤst sich in der Kaͤlte in schwefeliger Saͤure auf und gibt eine rothe Fluͤssigkeit, die sich allmaͤhlich von selbst entfaͤrbt und nach Verlauf einer gewissen Zeit nur noch Oxydul enthaͤlt. Diese Umaͤnderung findet mittelst der Waͤrme sehr schnell Statt. Ausgetroknetes oder natuͤrliches Eisenoxydhydrat loͤst sich in der Kaͤlte nur in geringer Menge in schwefeliger Saͤure auf, beim Erwaͤrmen aber loͤst diese Saͤure eine sehr große Menge davon auf, indem sie es auf die niedrigste Oxydationsstufe zuruͤkfuͤhrt. Ich versuchte nach diesen Daten das Eisen von der Zirkonerde und dem Titanoxyd dadurch zu trennen, daß ich die eisenhaltigen Praͤcipitate in feuchtem Zustande mit uͤberschuͤssiger und haͤufig erneuerter schwefeliger Saͤure kochte, es gelang mir aber auf diese Art nicht. Wenn die Menge des Eisens betraͤchtlich ist, loͤst sich wirklich viel davon auf, aber die Verwandtschaft der Zirkonerde und des Titans zu diesem Metalle ist hinreichend, um so viel davon zuruͤkzuhalten, daß sie merklich gefaͤrbt bleiben. Feuchtes Chromoxydhydrat loͤst sich in einem großen Ueberschuß von schwefeliger Saͤure auf, faͤllt aber beim Sieden ganz nieder; die Fluͤssigkeit ist gruͤn und wird in der Kaͤlte weder durch Ammoniak, noch durch kohlensaure Alkalien und eisenblausaures Kali getruͤbt, in der Siedehize aber ist die Faͤllung vollstaͤndig. Saͤttigt man die schwefeligsaure Aufloͤsung mit Ammoniak, so erhaͤlt sie eine weinrothe Farbe, aͤhnlich derjenigen des essigsauren Chroms, die aber sehr blaß ist. Man kann das Eisen von dem Chrom durch schwefelige Saͤure trennen, gerade so wie von der Zirkonerde und dem Titan. Diese beiden Metalle loͤsen sich in der Saͤure auf, beim Kochen aber faͤllt alles Chrom nieder und das Eisen bleibt in der Fluͤssigkeit. Man muß die Beruͤhrung der Luft vermeiden, weil sich dadurch Eisenoxyd bilden wuͤrde, welches gegen das Ende mit dem Chrom niederfiele. Bekanntlich bilden die starken Vasen mit der schwefeligen Saͤure bestaͤndige und meistentheils aufloͤsliche Salze; das Beryllerdehydrat loͤst sich auch sehr leicht in dieser Saͤure auf und die Fluͤssigkeit truͤbt sich durch Kochen nicht; das Alaunerdehydrat loͤst sich aber nur in einem großen Ueberschuß von Saͤure auf und der aufgeloͤste Theil sezt sich gaͤnzlich ab, wenn man diese Saͤure durch Kochen verjagt. Man kann auch beide Erden geradezu auf diese Art von einander trennen. Wir haben gesehen, daß wenn man Titanoxyd in einem gefuͤtterten Tiegel mir kohlensaurem Alkali und Schwefel der Weißgluͤhhize aussezt, eine schwarze Masse erhalten wird, worin das Titan, zum Theil als Oxydul, mit Alkali verbunden ist. Bei einer hoͤheren Temperatur gibt dasselbe Gemenge ein verschiedenes Product; alles Titanoxyd wird zum Theil in Oxydul, zum Theil in Schwefelmetall verwandelt und man erhaͤlt einen schwarzen, compacten und gut geschmolzenen Kuchen, worin zahlreiche metallische Flimmern von messinggelber Farbe zerstreut sind; sie sind manchmal sehr breit und bestehen aus reinem Schwefeltitan. Um sie aus dem Kuchen auszuziehen, zerstoͤßt man ihn groͤblich und weicht ihn in einer großen Menge Wasser ein, worin er sogleich etwas Schwefelwasserstoff entwikelt und allmaͤhlich in einen schwaͤrzlichen Teig verwandelt wird; die Fluͤssigkeit, welche Schwefelnatrium (und wenn das angewandte Titanoxyd nicht rein war, auch Schwefeleisen), aber nicht die geringste Menge Schwefeltitan enthaͤlt, wird abgegossen. Dann behandelt man den Ruͤkstand in der Kaͤlte mit concentrirter Schwefelsaͤure, die viel Titanoxydul aufloͤst und suͤßt das zuruͤkbleibende Schwefelmetall mit vielem Wasser aus. Dieses Schwefeltitan bildet glimmerartige schoͤn messinggelbe Flitter; oft ist es mit schwarzen Koͤrnern von Titanoxydul vermengt und wenn es davon sehr verunreinigt ist, schmilzt man es neuerdings mit kohlensaurem Natron und Schwefel, enthaͤlt es aber nur wenig davon, so schlaͤmmt man es im Handtroge, wo es, da es leichter als das Oxydul ist, groͤßten Theils vor lezterem von dem Wasser mitgerissen wird. Wenn man das Titanoxyd in Schwefelmetall verwandeln will, so muß man auf 1 Theil desselben wenigstens 1 Theil wasserfreies kohlensaures Natron und 1 Theil Schwefel anwenden. Man erleichtert die Reduction des Oxyds, wenn man es mit 1/5 seines Gewichtes gepulverter Holzkohle vermengt, was aber gerade nicht noͤthig ist, weil das Kohlengestiebe, womit der Tiegel gefuͤttert ist, dazu beitraͤgt, diese Reduction auf dem Wege der Caͤmentation zu bewirken. Da das Gemenge sehr voluminoͤs ist, so stampft man es mit einem Staͤmpel in den Tiegel und man bedekt es noch mit einer zolldiken Schichte Kohle, ehe man den Dekel des Tiegels befestigt. Das Gemenge, welches bei der Weißgluͤhhize Titanoxydul und bei einer hoͤheren Temperatur Schwefeltitan gibt, liefert auch noch ein anderes Product, wenn man es eine oder zwei Stunden lang der Hize eines Ofens aussezt, der zu Eisenproben dienen und folglich 140 bis 150° an Wedgewoods Pyrometer zeigen kann; dieses Product ist metallisches Titan von sehr schoͤner kupferrother Farbe, in cubischen Koͤrnern krystallisirt, wie man sie haͤufig in den Hochoͤfen findet. Man kann das metallische Titan aus der Masse des geschmolzenen Titanoxyd-Natrons, worin es mit Schwefeltitan zerstreut ist, auf dieselbe Art ausziehen, wie dieses leztere; es gibt aber kein Mittel um das Schwefelmetall von dem Metall zu trennen. Herrscht das Metall in dem Gemenge vor und man schlaͤmmt lezteres sehr aufmerksam im Handtroge, so beseitigt man sehr leicht das Schwefelmetall und verschafft sich so vollkommen reines Titan; ist das Schwefelmetall aber in großer Menge vorhanden, so wird diese Absonderung sehr schwierig und man thut dann besser, wenn man das Gemenge wie das Titanoxyd im gefuͤtterten Tiegel mit kohlensaurem Natron und Schwefel bei der hoͤchsten Temperatur eines Probirofens schmilzt, um den groͤßten Theil des Schwefelmetalles in Metall zu verwandeln. Es scheint unmoͤglich eine vollstaͤndige Reduction des Oxyds und des Schwefelmetalles zu bewirken; es entsteht nur um so mehr metallisches Titan, je staͤrker und je laͤnger man erhizt. So gibt bei der bloßen Weißgluͤhhize das mit Schwefelnatrium gemengte Titanoxyd in Beruͤhrung mit Kohle nur Titanoxyd-Natron und Titanoxydul-Natron; bei einer hoͤheren Temperatur aber wirkt das alkalische Persuͤlfuͤr auf das Titanoxydul-Natron und es bildet sich Schwefeltitan; bei einer sehr starken Hize endlich entzieht das alkalische Persuͤlfuͤr, nachdem es allen uͤberschuͤssigen Schwefel verloren hat, solchen dem Schwefeltitan und ein Theil metallisches Titan, der frei geworden ist, scheidet sich wie in den Hochoͤfen in Gestalt kleiner cubischer Koͤrner ab. Das schwarze Titanoxyd, welches sich auf trokenem Wege in Beruͤhrung mit Kohle bildet, nennt man uneigentlich Oxydul; es ist den blauen Oxyden des Wolframs und Molybdaͤns analog; denn da es nicht weniger Sauerstoff als das weiße Titanoxyd enthaͤlt, weil der Gewichtsverlust nur 0,05 bis 0,06 betraͤgt, wenn man es durch Gluͤhen des Titanoxyds in einem gefuͤtterten Tiegel bei der hoͤchsten Temperatur bereitet, so muß man es als eine Verbindung des weißen Oxyds mit einem unbekannten Oxydul betrachten. Das schwarze Titanoxyd faͤrbt das Glas blaͤulich amethystroth, mit starken Saͤuren gibt es Aufloͤsungen von weinrother Farbe; Ammoniak faͤllt es aus diesen Aufloͤsungen als gallertartiges Hydrat von sehr schoͤner und dunkler blauer Farbe; dieses Hydrat zersezt aber das Wasser bei der gewoͤhnlichen Temperatur und zieht den Sauerstoff so begierig an, daß es schon auf dem Filter seine Farbe verliert und weiß wird. Es ist ein sehr kraͤftiges Desoxydationsmittel, verwandelt das Eisenoxyd in Oxydul u.s.w.; in Essigsaͤure ist es unaufloͤslich. Erhizt man reines oder mit einer verglasbaren Substanz vermengtes Titanoxyd bei einer sehr hohen Temperatur, so verwandelt sich die Masse in schwarzes Oxyd, uͤberzieht sich aber auf der Oberflaͤche mit einem kupferrothen Haͤutchen, das alle Eigenschaften des metallischen Titans hat. Man sollte demnach glauben, daß es moͤglich waͤre das Titanoxyd durch Gluͤhen mit Kohlenpulver vollstaͤndig zu reduciren und sich metallisches Titan zu verschaffen; dem ist aber nicht so. Ich habe den Versuch mit verschiedenen Quantitaͤten von Kohle angestellt und es ergab sich immer, daß das Oxyd bei weitem nicht so viel an Gewicht verlor als sein Sauerstoffgehalt betraͤgt. Mit 0,12 Kohle betraͤgt dieser Verlust so viel, daß er hoͤchstens 0,13 Sauerstoff entspricht, wenn man annimmt, daß sich Kohlenoxyd entwikelt und 0,16, wenn sich Kohlensaͤure entbindet; der Kuchen ist koͤrnig, sehr schwach zusammenhaͤngend, spaniolfarbig und ziemlich metallglaͤnzend. Mit 0,24 Kohle betraͤgt der Verlust etwas mehr, erreicht aber selten 0,20 und der erhaltene Kuchen ist schwarz, weil eine große Menge Kohle darin zuruͤkbleibt. Es waͤre moͤglich, daß das Product dieser Versuche ein Oxydul ist, welches halb so viel Sauerstoff als das Oxyd enthaͤlt und dessen Koͤrner mit einem leichten Metallhaͤutchen umhuͤllt sind; vielleicht ist auch der Metallglanz diesem Oxydul eigenthuͤmlich. Alsdann waͤre man versucht zu vermuthen, daß das in rothen oder strohgelben metallglaͤnzenden Nadeln im Mineralreiche vorkommende Titanoxyd, so wie man es zu Moutiers findet, ein mit dem fraglichen identisches Titanoxydul ist.