Titel: Ein Versuch, die Selbstentzündung der Holzkohle zu erklären; von Hrn. John Davies.
Fundstelle: Band 50, Jahrgang 1833, Nr. VIII. , S. 23
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VIII. Ein Versuch, die Selbstentzuͤndung der Holzkohle zu erklaͤren; von Hrn. John Davies. Aus dem Philosoph. Magazine and Journal of Science. August 1833, S. 89. Versuch, die Selbstentzuͤndung der Holzkohle zu erklaͤren. Hr. Hadfield hat in der interessanten Abhandlung uͤber die Selbstentzuͤndung der Holzkohle, die er vor Kurzem bekannt machteIm vorhergehenden Hefte des Polyt. Journ., S. 426. A. d. R., es nicht versucht, eine Erklaͤrung der von ihm beschriebenen Erscheinung aufzufinden: ich hielt es daher nicht fuͤr unpassend, einige Bemerkungen, welche bei der Discussion dieses Gegenstandes Beruͤksichtigung verdienen, gleichsam als Nachtrag zu seiner Abhandlung niederzuschreiben. Wegen der unten folgenden Erklaͤrung muß ich zuerst angeben, auf welche Art die fragliche Holzkohle bereitet wird. Kleine Holzstuͤke, wovon die Rinde in der Regel beseitigt ist, bringt man in eiserne Cylinder und sezt sie einer heftigen Hize aus, um die fluͤchtigen Bestandtheile behufs der Holzsaͤuregewinnung zu destilliren. Nun wandte aber Hr. Brunner ein aͤhnliches Verfahren an, um aus kohlensaurem Kali und Holzkohle das Kalium darzustellen, und da natuͤrlich kohlensaures Kali durch das angewandte Holz geliefert werden kann, so haben wir bei dieser Fabrikation dieselbe Operation und dieselben Materialien wie bei Hrn. Brunner's Versuch, und duͤrfen daher auch dieselben Resultate erwarten. Der Unterschied besteht nur darin, daß Hr. Brunner, weil er viel kohlensaures Kali anwandte, auch eine große Menge seiner metallischen Basis erhielt, waͤhrend in unserem Falle das Kalium nur in geringer Menge erzeugt werden kann, da nur so viel kohlensaures Kali vorhanden ist, als das der Destillation unterworfene Holz liefert: im Ganzen ist jedoch diese Quantitaͤt nicht unbedeutend, denn die Holzasche enthaͤlt bekanntlich ziemlich viel kohlensaures Kali. Nachdem es nun hoͤchst wahrscheinlich gemacht ist, daß die frische Holzkohle eine geringe Menge Kalium enthaͤlt, bleibt uns noch uͤbrig dessen Wirkungsart zu erklaͤren; dieß ist leicht, wenn wir annehmen, daß das Metall in die Poren der Kohlen eindringt und in denselben eingeschlossen bleibt, bis es endlich der Einwirkung der atmosphaͤrischen Luft und der Wasserdaͤmpfe ausgesezt wird. Diese Ansicht wird durch die Thatsache wahrscheinlich, daß die Verbrennung in keiner betraͤchtlichen Tiefe unter der Oberflaͤche anfaͤngt; und daß wenn ein Thermometer in die Masse eingefuͤhrt wird, die Entzuͤndung gewoͤhnlich an dessen Stelle ihren Anfang nimmt; die Verbrennung findet naͤmlich gerade dort Statt, wo man sie erwarten muß, naͤmlich an dem Theile, welcher am guͤnstigsten gelegen, am meisten der Einwirkung der Luft ausgesezt ist. Meine Ansicht uͤber die Selbstentzuͤndung der Kohle steht auch mit Aubert's vortrefflichen VersuchenPolyt. Journal, Bd. XXXIX. S. 121. A. d. R. ganz im Einklang; derselbe zeigte durch eine Reihe entscheidender Versuche, daß nothwendig Luft und Feuchtigkeit von der Kohle verschlukt werden muͤssen, damit diese Erscheinung eintreten kann. Er bewies auch (was Hr. Hadfield auf einem anderen Wege bestaͤtigte), daß sich keine Kohlensaͤure bildet, ehe die Entzuͤndung eintritt; – diese Thatsache stimmt ganz mit meiner Hypothese uͤberein: der Sauerstoff der Luft naͤmlich, anstatt mit dem Kohlenstoff eine Saͤure zu bilden, erzeugt durch seine groͤßere Verwandtschaft zu dem Kalium ein Alkali. Hr. Aubert bemerkt dann, daß die Kohle im Verhaͤltniß der Quantitaͤt von Luft und Feuchtigkeit, die sie absorbirte, an Gewicht zunahm; dieß muß nach meiner Erklaͤrung auch der Fall seyn, weil das gebildete Alkali viel schwerer als seine metallische Basis ist. Es scheint, daß die Holzkohle, damit die Entzuͤndung eintreten kann, nicht nur bald nach ihrer Bereitung gepulvert werden muß, sondern daß die Wirkung auch um so sicherer und betraͤchtlicher ist, je baͤlder sie gepulvert wird. Diese Thatsache stimmt auch ganz mit der Erklaͤrung uͤberein; denn wenn das Pulverisiren aufgeschoben wird, so erzeugen Luft und Feuchtigkeit allmaͤhlich das Alkali, und zwar durch einen nicht bemerkbaren Proceß, weil die kleinen Antheile von Kalium sich in verhaͤltnißmaͤßig entfernten Zwischenraͤumen befinden und folglich an keiner Stelle in hinreichender Menge vorhanden sind, um eine merkliche Wirkung hervorzubringen. Hr. Aubert pulverisirte ein Gemenge von Holzkohle und Schwefel; er fand, daß unter diesen Umstaͤnden durchaus keine Entzuͤndung eintrat. Der Grund davon springt in die Augen; denn das Kalium, welches unserer Ansicht nach die Ursache der Entzuͤndung ist, ging waͤhrend des Zerreibens eine Verbindung mit dem Schwefel ein. Er zerrieb auch Kohle mit Salpeter, wobei er wieder fand, daß die Selbstentzuͤndung verhindert wurde. Der Salpeter, indem er sich mit dem Kalium vermengt, verzoͤgert naͤmlich dessen zu rasche Absorption von Sauerstoff, und dieß erklaͤrt das Resultat des Versuches genuͤgend. Die Gegenwart des Kaliums scheint auch den Umstand zu erklaͤren, daß die Kohle, wenn sie in feuchtem Zustande erhizt wird, Kohlenwasserstoffgas entbindet; das Wasser wird naͤmlich zersezt, der Wasserstoff entbunden und der Sauerstoff vereinigt sich mit dem Kalium zu Alkali. Bei fortgesezter Hize mußte Kohlenoxydgas entwikelt werden, indem der von dem Kalium absorbirte Sauerstoff sich wieder von ihm trennt. Bei einem solchen Versuche entbinden sich die Gasarten auch wirklich in der Ordnung, welche die Theorie angibt. Alle von den HH. Hadfield und Aubert beobachteten Umstaͤnde scheinen daher erklaͤrbar, wenn man annimmt, daß die Selbstentzuͤndung der Holzkohle ganz von der Oxydation des Kaliums herruͤhrt, welches waͤhrend der Verkohlung aus dem Holz frei wird. Dr. Thomson macht meine Erklaͤrung in dem unlaͤngst erschienenen zweiten Bande seiner Geschichte der Chemie noch wahrscheinlicher, indem er zu zeigen sucht, daß die Pyrophore ihre Eigenschaft Feuer zu fangen, wenn sie mit Sauerstoff in Beruͤhrung kommen, ein wenig Kalium verdanken, welches waͤhrend der Bildung des Pyrophors reducirt wird.