Titel: Ueber die Mittel und Vorkehrungen, durch welche das Holz an den Deken und Dächern der Gebäude ersezt werden kann.
Fundstelle: Band 50, Jahrgang 1833, Nr. XCIV., S. 416
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XCIV. Ueber die Mittel und Vorkehrungen, durch welche das Holz an den Deken und Daͤchern der Gebaͤude ersezt werden kann. Aus dem Journal des connaissances usuelles. Mai 1833, S. 289. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Mittel das Holz an den Deken und Daͤchern der Gebaͤude zu ersezen. Die Baukunst ist unstreitig eine jener Kuͤnste, deren Vervollkommnung im innigsten Zusammenhange mit der Wohlfahrt eines Landes steht. Eben deßhalb verdient aber auch Alles, was sich auf dieselbe bezieht, im hoͤchsten Grade unsere Aufmerksamkeit. Man hat in unseren Tagen, obwohl der Wohlstand doch etwas allgemeiner und gleichmaͤßiger unter unseren Mitbuͤrgern vertheilt ist, an allen Bauten, und selbst bis auf die bescheidensten Wohnungen des Landmannes herab, wesentliche Verbesserungen einfuͤhren sehen. Eine der vorzuͤglichsten Ursachen, welche jedoch fortwaͤhrend hemmend auf die Verbreitung dieser Verbesserungen einwirkt, ist bei uns noch immer der hohe Preis des Bauholzes, welches in so großer Menge erforderlich ist, obschon viele unserer Architekten bereits bemuͤht waren, den Bedarf an diesem kostbaren Materiale bedeutend zu beschraͤnken. Das natuͤrlichste Mittel, welches sich uns zum Ersaze des Holzes an den Boden und Daͤchern, welche die groͤßte Menge von Bauholz verzehren, darbietet, sind die Gewoͤlbe; leider wird und muß aber die Anwendung dieses Mittels immer sehr beschraͤnkt bleiben, so lange man nur schwere Gewoͤlbe nach der gewoͤhnlichen Art und Weise erbaut. Gewoͤlbe dieser Art uͤben auf die Strebemauern einen Druk aus, dessen Wirkungen um so groͤßer sind, je hoͤher diese Mauern, und je breiter und diker die Gewoͤlbe sind. Man ist daher, um diesem Druke das Gleichgewicht zu halten, gezwungen, den Strebemauern eine groͤßere Dike zu geben, wo dann der hierdurch erzeugte Kostenaufwand beinahe jedes Mal die Ersparniß aufhebt, die sich in Folge der Anwendung von Mauerwerk statt des Bauholzes ergeben haben wuͤrde. Dieß ist der vorzuͤglichste Grund, warum man die Gewoͤlbe weder in den oberen Stokwerken eines Gebaͤudes, noch zum Deken eines etwas ausgedehnten Gebaͤudes mit Vortheil anwenden kann. Hierzu kommt jedoch noch der Umstand, daß man, indem diese Gewoͤlbe zur Vermeidung eines zu großen Drukes beinahe immer in einem vollen Bogen oder beinahe in einem solchen erbaut werden muͤssen, zwischen den Boden uͤbermaͤßige Entfernungen lassen muͤßte, theils um die Laͤnge des Pfeiles der Bogen, theils um eine solche Hoͤhe zu finden, daß man unter den Anlaͤufen derselben durchgelangen kann. Die Errichtung von hoͤlzernen Lehrboͤgen bei dem Baue dieser Gewoͤlbe ist ein weiterer Vorwurf, den man denselben machen kann, theils indem dadurch die Kosten vermehrt werden, theils indem der Bau dadurch verzoͤgert wird. Es war daher eine sehr wichtige Aufgabe, eine Art von leichtem Gewoͤlbe ausfindig zu machen, welches nur wenig Druk ausuͤbt, eine sehr schwache Kruͤmmung hat, und leicht und schnell ausfuͤhrbar ist. Alle diese Vortheile findet man in den Gewoͤlben aus flachen Ziegeln und Gyps vereint, welche im suͤdlichen Frankreich, und besonders im Roussillon, schon seit alten Zeiten bekannt sind, und deren Anwendung sich seit einigen Jahren auch in den uͤbrigen Theilen Frankreichs auszubreiten anfaͤngt. Man findet diese Gewoͤlbe schon im Jahre 1750 im Monate April der Zeitschrift Mercure von einem Architecten aus Avignon erwaͤhnt, der sich, wie es jedoch scheint faͤlschlich, die Erfindung derselben zuschreibt. Dem sey nun wie ihm wolle, so ist wenigstens so viel gewiß, daß sie um jene Zeit von mehreren Militaͤr-Ingenieurs bekannt gemacht wurden, welche in dieser Art von Bau hauptsaͤchlich ein Mittel suchten, wodurch dem Feuerfangen der Gebaͤude in festen Plaͤzen bei Belagerungen vorgebeugt werden koͤnnte. Die genauesten Aufschluͤsse und Belehrungen uͤber diese Bauart gab jedoch Hr. d' Espie in einer Broschuͤre, welche im Jahre 1754 unter folgendem Titel erschien: Manière de rendre toutes sortes d'édifices incombustibles, ou Traité de la construction des voûtes faites avec des briques et du plâtre, dites voûtes plates etc.“ Diese Gewoͤlbe erhielten deßwegen den Namen flache Gewoͤlbe (voûtes plates), weil man denselben so wenig Woͤlbung geben kann, als man will, und weil an beilaͤufig 2/3 ihrer Breite die Baksteine, aus denen sie erbaut werden, flach gelegt werden. Man kann diese Gewoͤlbe also nicht besser definiren, als wenn man sie mit Zwischenwaͤnden vergleicht, die uͤber einen Lehrbogen gebogen worden. Die Baksteine, deren man sich im Roussillon zum Baue dieser Gewoͤlbe bedient, haben 10 Zoll Laͤnge, 5 Zoll Breite und 1 Zoll Dike, indem Steine dieser Art eine bessere Woͤlbung geben, als die groͤßeren Steine, deren man sich anderwaͤrts bedient. Die kleineren Steine geben naͤmlich mehrere Gefuͤge und folglich eine groͤßere Menge von Beruͤhrungspunkten mit dem Gypse, wodurch die Gewoͤlbe nothwendig eine groͤßere Festigkeit erhalten. Man darf nur gut gebrannte Steine, die keiner Feuchtigkeit ausgesezt waren, zum Baue der Gewoͤlbe verwenden; auch darf der Gyps nicht an der Luft gelegen seyn. Man hat daher auch darauf zu sehen, daß nie mehr Gyps auf ein Mal angeruͤhrt wird, als sogleich verbraucht werden kann. Man kann diesen Gewoͤlben jede Form geben, welche man den gewoͤhnlichen Gewoͤlben zu geben pflegt; die beste Form jedoch, wenn es sich um den Bau einer Deke handelt, ist die sogenannte Form en Impériale, welche durch die Seiten von vier gedruͤkten Gewoͤlben gebildet wird, indem diese Seiten von den Waͤnden des Gemaches ausgehen, und sich in dessen Mitte mit einander vereinigen. Das Minimum der Woͤlbung, welches man den flachen Gewoͤlben geben kann, betraͤgt den achten Theil ihrer Breite; die Erfahrung hat naͤmlich gezeigt, daß sie bei einer geringeren Woͤlbung nicht genug Festigkeit besizen. Man braucht nur so viel Lehrboͤgen, als zur Bildung des Himmels oder der Imperiale oder irgend einer anderen Form, welche man dem Gewoͤlbe geben will, noͤthig ist. Diese Lehrboͤgen koͤnnen aus den leichtesten und schlechtesten Brettern zusammengeschlagen werden, da sie nicht zum Tragen des Gewoͤlbes, sondern nur dazu bestimmt sind, den Arbeiter bei dem Baue zu leiten. Man kann diese Art von Gewoͤlben eben so gut auf alte, als auf neue Mauern aufsezen, wenn dieselben fest sind. Hat man es mit neuen Mauern zu thun, so ist es gut, vor dem Aufsezen der Gewoͤlbe 5 bis 6 Monate verstreichen zu lassen, um auf diese Weise die Senkung derselben abzuwarten. Fuͤr den Anlauf der Gewoͤlbe laͤßt man an den Strebemauern Einziehungen von 3 bis 4 Zoll Tiefe, so daß der erste Ziegel des Gewoͤlbes flach und beinahe lothrecht auf die Einziehung gelegt werden kann. Ist die Mauer hingegen alt, so macht man eine Einziehung in dieselbe, um den ersten Ziegel des Gewoͤlbes auf die eben angegebene Weise legen zu koͤnnen. Die Gewoͤlbe koͤnnen einfach und doppelt gemacht werden; einfach macht man sie, wenn das obere Stokwerk nicht bewohnt wird, oder wenn sie uͤberhaupt keine bedeutende Last zu tragen haben. Doppelt werden sie, wenn man auf den ersten Ziegel noch einen zweiten als Ueberschlag legt, und dabei darauf sieht, daß die Fugen dieses zweiten Ziegels nicht auf jene des ersten passen, so daß also auf diese Weise zwei auf einander liegende Gewoͤlbe erbaut werden. Das Verfahren bei dem Baue selbst ist folgendes. Nachdem der Arbeiter seine Lehrboͤgen, denen man gewoͤhnlich eine elliptische Form oder die Form eines Kreisbogens gibt, an Ort und Stelle gebracht, und gehoͤrig befestigt hat, so spannt er 5 Zoll hoch uͤber der erwaͤhnten Einziehung seine Schnur von einem Ende des Zimmers zum anderen daruͤber. Dann reinigt er die Einziehung von Staub und allen sonstigem Unrathe, befeuchtet sie, wirft etwas Gyps darauf, und legt den ersten Ziegel; auf diesen wird dann an zweien seiner Verbindungen, d.h. an jener, welche sich gegen die Einziehung zu stemmen hat, und an jener, welche sich mit der Mauer, in deren Naͤhe die Reihe beginnt, zu verbinden hat, gleichfalls Gyps geworfen. Dann wird der Ziegel von Unten gerichtet, wobei der Arbeiter der Einziehung folgt, damit der Ziegel weder eine Vertiefung noch eine Hervorragung an der Mauer, sondern eine und dieselbe Flaͤche mit ihr bilde; oben soll der Ziegel hingegen die Schnur beruͤhren. Wenn nun der Stein gefaßt hat, so schreitet der Arbeiter zum Legen des zweiten Steines, indem er in die Einziehung und an jene Seite des ersten Steines, mit der er in Beruͤhrung zu kommen hat, etwas Gyps legt, und indem er gleichfalls an jene Seiten des zweiten Steines, welche an die Einziehung und an den ersten Stein zu liegen kommen, Gyps legt. Das uͤbrige Verfahren ist ganz dasselbe wie bei dem ersten Steine, und auf gleiche Weise wird dann auch fortgefahren, bis die ganze erste Reihe fertig ist. Zu bemerken ist, daß kein Stein gelegt werden darf, der nicht vorher in Wasser eingetaucht worden, weil dadurch die Poren des Steines besser zur Aufnahme des Gypses vorbereitet werden, so daß das Mauerwerk auf diese Weise mehr Festigkeit erhaͤlt. Wenn der Arbeiter nun rings um das ganze Gemach (wir wollen annehmen, daß das Gewoͤlbe die Form en impériale erhalten soll) die erste Reihe von Ziegeln gelegt hat, so gibt er seiner Schnur eine andere Stellung, indem er sie 5 Zoll hoch uͤber ihrer fruͤheren Stelle anbringt, und legt dann den ersten Ziegel der zweiten Reihe, wobei gleichfalls auf zwei Seiten des Ziegels, so wie auf jene Seite der ersten Reihe, auf welche der Ziegel zu ruhen kommt, Gyps gelegt werden muß. Die Schnur leitet den Arbeiter, damit die zweite Reihe schnurgleich werde. Die zweite Reihe muß mit einem halben Ziegel begonnen werden, damit ihre Gefuͤge nie mit den Gefuͤgen der ersten Reihe zusammentreffen: eine Vorsichtsmaßregel, welche bei dem ganzen uͤbrigen Verlaufe der Arbeit gleichfalls zu beobachten ist. Ist nun auf diese Weise auch die zweite Reihe vollendet worden, so schreitet der Arbeiter, wenn das Gewoͤlbe ein doppeltes werden soll, zur Doppelung desselben. Er uͤberstreicht zu diesem Behufe die eine Flaͤche der Ziegel, und legt sie dann mit dieser Flaͤche auf den ersten Ziegel der ersten Reihe, jedoch so, daß die Fugen nicht auf einander passen. Eine weitere Beschreibung des Verfahrens bei der Doppelung und bei dem Baue der weiteren Reihen scheint wirklich nicht noͤthig, da dieß aus dem Gesagten selbst dem gemeinsten Maurer deutlich seyn wird. Der Arbeiter braucht keine weiteren Werkzeuge, als zwei Troͤge, in denen man ihm den Gyps in dem Maße anrichtet, als er dessen bedarf, und eine Kelle, welche etwas laͤnger und breiter ist, als die gewoͤhnliche Maurerkelle, und deren er sich zum Bewerfen der Ziegel mit Gyps bedient. Der Handlanger hat gleichfalls eine solche Kelle, mit der er den Gyps anruͤhrt. Der Arbeiter hat ferner einen schneidenden Hammer, mit welchem er, wenn es noͤthig ist, die Steine zerschlaͤgt, und mit dem er auch einige leichte Schlaͤge auf die Steine macht, damit der Gyps fester zusammengedruͤkt werde, und damit die Steine also fester fassen. Eben diese Schlaͤge dienen uͤbrigens auch dazu, um den Stein genau laͤngs der Schnur zu richten. Wenn der Gyps gut und in voller Kraft ist, so faßt er so schnell, daß, so wie der Arbeiter uͤber die Gewoͤlbwinkel hinaus ist, und die flachen Ziegel zu legen anfaͤngt, er den Ziegel, wenn er ihm kaum den Schlag mit dem Hammer gegeben, nur mehr mit einem Finger haͤlt, und ihn, sobald er merkt, daß er festhaͤlt, loslaͤßt, was gewoͤhnlich in weniger dann zwanzig Minuten der Fall ist. Der Arbeiter hat sorgfaͤltig darauf zu sehen, daß er nie eine neue Ziegelreihe beginnt, bevor nicht die vorhergehende an den vier Seiten des Gemaches vollendet, damit alle vier Reihen immer gleichmaͤßig gegen den Mittelpunkt des Gewoͤlbes hin wachsen, bis sie am Ende nur mehr eine so kleine Oeffnung bilden, daß dieselbe mit einem einzigen Ziegel geschlossen werden kann. Gut ist es jedoch, wenn man diese Oeffnung, bevor man sie verschließt, noch 2 oder 3 Tage lang bestehen laͤßt, weil der Gyps beim Troknen an Volumen zunimmt, so daß die dadurch entstehende Ausdehnung des Gewoͤlbes auf die Strebemauern einwirken wuͤrde, wenn sie nicht in der angefuͤhrten Oeffnung gehoͤrigen Spielraum finden koͤnnte. Die Winket c, c, c', c', welche zwischen der Woͤlbung des Gewoͤlbes und den Strebemauern bleiben, werden bis auf eine Hoͤhe von beilaͤufig 11 Zoll mit Gyps und kleinen Truͤmmern Ziegel- oder Baksteinen ausgefuͤllt. Dann werden die Gewoͤlbewinkel durch kleine, 4 1/2 Fuß weit von einander entfernte Strebemauern b, b, b', b', gefaßt. Ist das Gewoͤlbe en impériale gebaut, so hat man dergleichen kleine Strebemauern auch all den vier Winkeln anzubringen, welche die wesentlichsten Theile sind. Diese kleinen Strebemauern werden aus Ziegeln von großem Maße erbaut, welche man flach legt; matt kann uͤbrigens auch zwei aus eben diesen Ziegeln gebaute Scheidewaͤnde zu diesem Behufe mit einander verbinden. Diese kleinen Mauern werden so hoch aufgefuͤhrt, bis sie etwas unter der Hoͤhe des Ruͤkens des Gewoͤlbes stehen. Zwischen diesen kleinen Strebemauern wird dann gleichfalls bis auf eine Hoͤhe von 2 7/10, Fuß mit Ziegeltruͤmmern und Gyps ausgemauert, worauf man den Zwischenraum zwischen diesen kleinen Strebemauern vollends ausfuͤllt, und Alles bis etwas uͤber das Niveau des Ruͤkens des Gewoͤlbes empor mit gut getrokneter Erde oder besser noch mit Schutt auffuͤhrt, um dann endlich die Taͤfelung darauf anzubringen. Man muß sich wohl huͤten, zum Ausfuͤllen der eben beschriebenen Zwischenraͤume gewoͤhnlichen Moͤrtel anzuwenden, weil dieser Moͤrtel feucht bleiben und folglich dem Gypse und der Festigkeit des Gewoͤlbes Schaden bringen wuͤrde. Aus eben diesem Grunde eignen sich die flachen, mit Gyps erbauten Gewoͤlbe auch nicht fuͤr Keller und andere dergleichen feuchte Orte. So wie die Woͤlbung fertig ist, kann man auch die Lehrboͤgen abnehmen, denn sie dienen, wie bereits gesagt worden, nur dazu, um den Arbeiter bei der Form, welche er dem Gewoͤlbe geben will, zu leiten. Innen werden die Gewoͤlbe dann mit Gyps beworfen, wobei man die hervorspringenden Winkel weniger scharf macht, wenn das Gewoͤlbe en impérial gebaut ist. Wenn es der Muͤhe lohnt, so kann man an dem Anlaufe des Gewoͤlbes auch einen Kranz oder ein Karnieß anbringen, welches an der Hoͤhe der zweiten Ziegelreihe liefe. Dieser Kranz wuͤrde die Verbindung des Gewoͤlbes mit der Strebemauer, an der sich gewoͤhnlich die groͤßte Woͤlbung befindet, verfielen, wodurch der ganze Plafond ein dem Auge gefaͤlligeres Aussehen erhielt. Dieß ist im Allgemeinen das Verfahren bei dem Baue der flachen Gewoͤlbe. Was die Ersparniß dabei im Vergleiche mit dem Baue der Deken aus Holz betrifft, so wird diese, wie Jedermann sieht, von dem relativen Werthe der Baumaterialien an diesem oder jenem Orte abhaͤngen. Ueberall gewaͤhren jedoch diese Gewoͤlbe den Vortheil, daß bei Feuersbruͤnsten die Gefahr weit geringer ist; daß sie eine gleichmaͤßigere, im Winter waͤrmere und im Sommer kuͤhlere Temperatur in den Zimmern unterhalten; daß sie zur Reinlichkeit der Zimmer beitragen, indem bei ihnen kein Staub durch die Fugen dringt, wie dieß bei den gewoͤhnlichen Deken fast immer der Fall ist; daß sich weder Maͤuse, noch Ratten, noch irgend ein anderes Ungeziefer in denselben aufhalten kann; daß sie nicht wie das Holz die allenfalls in dem Gemache entwikelten der Gesundheit nachtheiligen Ausduͤnstungen einsaugen und aufnehmen; und endlich, daß sie weniger Geraͤusch von den oberen Stokwerken in die unteren durchlassen, als dieß sonst selbst bei doppelten Boͤden der Fall ist. Eine sehr vortheilhafte Anwendung koͤnnten die flachen Gewoͤlbe auf dem Lande bei dem Baue von Staͤllen und Speichern finden. Die Deken der Staͤlle werden naͤmlich, wegen der geringen Kosten und der geringen Sorgfalt, die darauf verwendet werden, gewoͤhnlich sehr schlecht gebaut, ein Fehler, der fast immer zwei große Nachtheile mit sich bringt. Erstens faͤllt naͤmlich beinahe bestaͤndig Staub und Unrath auf das Vieh herab, so daß dasselbe fortwaͤhrend unrein bleiben muß, und zweitens steigt die Ausduͤnstung des Viehes in den uͤber dem Stalle befindlichen Heuboden empor, sezt sich daselbst in das Heu oder Stroh, und bewirkt, daß das Vieh jenes Futter, welches zu Unterst auf dem Boden gelegen, entweder gar nicht oder nur mit Widerwillen anruͤhrt. Wir wollen hier nun noch einige aus dem Werke des Hrn. d'Espie gezogene Beispiele anfuͤhren, um zu zeigen, welche große Festigkeit diese Gewoͤlbe besizen, und wie wenig Druk sie auf die Strebemauern ausuͤben. Die Ziegel und der Gyps bilden mitsammen eine innig gebundene Masse, an deren einzelnen Theilen kein Spiel Statt findet, und welche sich, wenn sie nur etwas gestuͤzt ist, immer unzertheilt erhalten wird. Erstes Beispiel. In einem Kloster zu Perpignan, an welchem mehrere Theile des Daches verfallen waren, drang der Regen auf mehrere Punkte eines flachen Gewoͤlbes ein. Die Folge hiervon war, daß sich der Gyps mir der Laͤnge der Zeit von den Ziegeln abloͤste, und daß endlich selbst die Ziegel herabfielen. Es entstanden aber dadurch nur Loͤcher, denn die benachbarten troken gebliebenen Ziegel blieben vollkommen fest, so daß, nachdem die Loͤcher wieder ausgefaͤllt worden, das Gewoͤlbe wieder so fest und gut war, wie fruͤher. Zweites Beispiel. Ein Bewohner des Languedoc ließ auf alte Mauern ein flaches Gewoͤlbe aufsezen. Einige Zeit darauf wich eine der Mauern aus ihrer lothrechten Stellung, so zwar, daß zwischen ihr und dem Gewoͤlbe eine bedeutende Oeffnung entstand. Da die Arbeiter das Gewoͤlbe dessen ungeachtet nicht einstuͤrzen sahen, so hatten sie den Muth, die alte Mauer ganz abzubrechen und eine neue aufzubauen, welche sie dann mit dem Gewoͤlbe verbanden, das sich auch nicht im Geringsten von der Stelle bewegt hatte. Drittes Beispiel. Eine glaubwuͤrdige Person, sagt d'Espie, erzaͤhlte mir, daß sie sich habe einen hoͤlzernen Rahmen verfertigen lassen, an welchem jedes Stuͤk beinahe 5 Zoll dik und etwas uͤber 6 Fuß lang war. Diese vier Stuͤke waren mit ihren Enden in einander eingezapft, und wurden durch Schrauben angezogen. Auf diesem Rahmen wurde ein Gewoͤlbe erbaut, dessen Pfeil beinahe einen Fuß betrug. Als nun das Gewoͤlbe troken geworden, nahm man den Rahmen aus einander, ohne daß das Gewoͤlbe dabei Schaden litt, ja man konnte dasselbe auf dem Boden hin und her schieben, ohne daß dessen Festigkeit dadurch auch nur im Geringsten beeintraͤchtige worden waͤre. Man belastete dasselbe mit so vielen Steinen, als man darauf legen konnte, und es erlitt auch nicht die geringste Veraͤnderung; man warf mit Steinen darauf, wodurch zwar Loͤcher in demselben entstanden, die aber dennoch dessen Zerstoͤrung nicht zu bewerkstelligen im Stande waten, so daß man es foͤrmlich in Stuͤke zerschlagen mußte. Viertes Beispiel. Jemand ließ ein flaches Gewoͤlbe en impérial erbauen, und dieses dann an seinen vier Seiten mit Ausnahme der vier Eken so durchsaͤgen, daß sich zwischen der Mauer und den vier durchsaͤgten Seiten ein nicht unbedeutender Zwischenraum befand. Das Gewoͤlbe wurde also nur mehr von seinen vier Eken getragen, und doch fiel es selbst, nachdem man es mit einer betraͤchtlichen Last beschwert hatte, nicht ein. Fuͤnftes Beispiel. d'Espie ließ auf ein Gemach, welches mehr als 26 Fuß im Gevierte hatte, ein Gewoͤlbe en impérial aufsezen. Alsobald nachdem dieses Gewoͤlbe fertig war, belastete er dessen Scheitel mit einem Haufen von 1750 Baksteinen, von denen jeder beilaͤufig 25 Pfund wog, so daß also die ganze Belastung an 43,750 Pfund betrug. Mit diesem Gewichte blieb das Gewoͤlbe zwei Tage lang belastet, ohne daß es auch nur die geringste Veraͤnderung dadurch erlitten haͤtte. Sechstes Beispiel. d'Espie ließ ein neu gebautes Gewoͤlbe an 7 oder 8 verschiedenen Stellen durchbrechen, und zwar mit Loͤchern, welche sich ziemlich nahe an einander befanden und beilaͤufig 6 Zoll im Durchmesser hatten. Man ging auf den Raͤndern dieser Loͤcher herum, man belastete das Gewoͤlbe, man schlug darauf, ohne daß dieß dem Gewoͤlbe den geringsten Nachtheil brachte. Die Loͤcher wurden wieder zugemauert, und das Gewoͤlbe war dann wieder so gut, als haͤtte es gar keine Verlezung erlitten. Siebentes Beispiel. d'Espie ließ in einem Gemache von 18 Fuß Breite auf 27 Fuß Laͤnge, dessen Mauern 2 Fuß dik und 42 Fuß hoch waren, 3 Stokwerke aus flachen Gewoͤlben bauen. Sechs Monate nach deren Vollendung ließ er das untere Gewoͤlbe durchbrechen, um eine Stiege durch dasselbe zu fuͤhren. Alles dieß geschah ohne den geringsten Nachtheil. Dieses leztere Beispiel beweist hauptsaͤchlich, wie schwach der Druk dieser Gewoͤlbe gegen ihre Strebemauern ist, indem diese Mauern, der großen Hoͤhe, in welcher sich das obere Gewoͤlbe befand, ungeachtet, nur 2 Fuß Dike hatten. Alle diese Beispiele fanden im suͤdlichen Frankreich Statt; wenn nun aber gleich im Norden keine so umstaͤndlichen Versuche angestellt wurden, so lassen sich doch an mehreren Orten solche flache Gewoͤlbe nachweisen, die nicht minder gute Resultate gewaͤhrten. Die Gewoͤlbe des Kriegsbureau's zu Versailles waren vor der Revolution auf diese Weise erbaut. Der Verfasser dieses Aufsazes ließ vor 5 Jahren im Departement de Saône und Loire zwei solche Gewoͤlbe erbauen, welche 12 bis 15 Fuß Breite haben, und nur auf einfachen Pisemauern von beilaͤufig 1 1/2 Fuß ruhen. Das eine dieser Gewoͤlbe dekt einen Keller, das andere eine Maierei; beide wurden sie zu verschiedenen Zeiten mit verschiedenen nicht unbedeutenden Lasten beschwert, ohne daß sich deßhalb auch nur die geringste Veraͤnderung in denselben gezeigt haͤtte. Zu bemerken ist hierbei, daß diese Gewoͤlbe uͤberdieß auch noch mit sehr schlechtem Gypse erbaut wurden, und zwar von einem Maurer vom Lande, der diese Art von Bau zum ersten Male in seinem Leben sah. d'Espie, der das Holz an den Gebaͤuden uͤberall, wo es nur moͤglich war, zu unterdruͤken suchte, hat an seinem Hause zu Toulouse einen Dachstuhl angebracht, welcher bloß aus Baksteinen, Dachziegeln und Gyps erbaut worden, und den man aus den beigefuͤgten Zeichnungen ersieht. Als naͤmlich das Gewoͤlbe a' a' a', welches den Dachstuhl tragen sollte, erbaut war, wurden auf dem Ruͤken desselben in Entfernungen von 1 Fuß von einander doppelte Scheidewaͤnde e, e etc. errichtet, deren Hoͤhe man an beiden Seiten nach der Neigung des Daches abfallen ließ. Die Baksteine hatten 15 Zoll Laͤnge auf 10 Zoll Breite und 2 Zoll Dike, so daß die Scheidewaͤnde also 4 Zoll und einige Linien dik waren. Durch diese Scheidewaͤnde lief in der Mitte des Gewoͤlbes ein Gang oder Corridor b' b', uͤber welchem sich die Laͤngenwoͤlbung g befand. Um diese leztere herzustellen, wurden die Scheidewaͤnde zuerst bei ff abgeglichen, und dann mit einer Lage flach gelegter Baksteine ff gekroͤnt, deren eine Reihe, welche dem Gewoͤlbe als Kiffen diente, quer durch die Scheidewaͤnde lief, so daß dieselben auf diese Weise an einander gebunden waren. Das kleine zwischen dem Laͤngengewoͤlbe und dem Giebel befindliche Dreiek h wurde mit leichtem Mauerwerke aus Ziegelstuͤken und Gyps ausgefuͤllt; das Massive oder Schwere dieses Baues ließe sich uͤbrigens noch vermindern, wenn man eine Lage hohler, der Laͤnge nach gelegter Ziegel anwendete. Nachdem die beiden Abhaͤnge aller dieser Stuͤzen abgeglichen waren, wurde zur Dekung ii mit Gyps und großen Ziegeln, welche alle Zwischenraͤume zwischen den Scheidewaͤnden dekten, geschritten. Auf die erste Lage wurde eine zweite gelegt, so daß die Gefuͤge derselben jedoch nicht auf die Gefuͤge der ersteren paßten, und auf diese zweite Lage wurden dann erst die hohlen Ziegel ll mit Moͤrtel und Sand gebettet. Das auf diese Weise erbaute Dach hatte nach 3 Jahren nicht die geringste Veraͤnderung erlitten, obschon dasselbe im Winter 1752/53 eine Masse Schnees zu tragen hatte, wie man sie zu Toulouse seit Menschengedenken nicht gesehen hatte. Diese Andeutungen moͤgen hinreichen, um einen Begriff von der Art und Weise zu geben, auf welche d'Espie seinen Dachstuhl erbaute. Wir wissen nicht, ob dieselbe auch noch anderwaͤrts in Anwendung kam. Ein Vorwurf, den man diesem Dachstuhle auf den ersten Blik machen kann, ist der, daß er den oberen Theil des Gebaͤudes bedeutend uͤberlastet. Auch muͤßte man erst die Kosten saͤmmtlicher Baumaterialien und des Taglohnes der Arbeiter berechnen, um zu finden, ob ein solcher Dachstuhl wohlfeiler kommt, als ein hoͤlzerner. Um die Kosten und das Gewicht der Scheidewaͤnde zu vermindern, koͤnnte man dieselben auch nach der Form von M und N durchbrechen, was freilich dafuͤr mehr Arbeit und auch einige Schwierigkeiten darbieten wuͤrde. Diese Dachstuͤhle gewaͤhren jedoch auch einen Vortheil, der sich nicht in Abrede stellen laͤßt. Es ist naͤmlich bei denselben gar keine Feuersgefahr moͤglich. Wahrscheinlich ist deren Unterhaltung auch minder kostspielig, als jene der gewoͤhnlichen Daͤcher; denn es befinden sich an denselben weder Latten, noch Sparren, noch andere Dinge, welche vermodern und daher bestaͤndige Reparaturen noͤthig machen koͤnnten. Die Reparaturen beschraͤnken sich bei d'Espie's Dachstuͤhlen hoͤchstens auf das Ausbessern oder Erneuern einzelner Ziegel. Es gibt aber noch eine gemischte Bauart, und diese scheint uns in Hinsicht auf Ersparniß an Bauholz im Allgemeinen mit Vortheil anwendbar. Statt naͤmlich statt eines jeden Sparren eine Scheidewand aufzufuͤhren, duͤrfte man sich damit begnuͤgen, eine gewisse Anzahl derselben in Entfernungen von 9 bis 12 Fuß von einander aufzufuͤhren. Diese Scheidewaͤnde wuͤrden bei einer Dike von 4 Zoll und einigen Linien im Allgemeinen fest genug seyn, um die Dachfetten tragen zu koͤnnen, auf welchen wie gewoͤhnlich die Sparren und Latten angebracht wuͤrden. In diesem Falle bliebe das Laͤngengewoͤlbe weg, indem man statt desselben einen hoͤlzernen, auf allen Dachstuhl-Scheidewaͤnden hinlaufenden First anbraͤchte. Wir wollen am Schlusse dieses Aufsazes nur noch bemerken, daß die flachen Gewoͤlbe leicht einer allgemeineren Anwendung faͤhig seyn duͤrften, wenn man statt des Gypses den sogenannten roͤmischen Kitt zu deren Bau verwendete. Dieser Kitt erhaͤrtet naͤmlich bekanntlich sehr schnell, und auf dem schnellen Erhaͤrten des Bindemittels beruht hauptsaͤchlich das Gelingen der Gewoͤlbe. Der Kitt wuͤrde sich ferner auch vorzuͤglich fuͤr feuchte Orte eignen, an denen der Gyps nicht wohl anwendbar ist. Der einzige Vorwurf, den man dem roͤmischen Kitte, z.B. jenem von Pouilly, der der beste von der Welt ist, machen kann, ist der hohe Preis, auf welchen derselbe bisher noch im Handel zu stehen kommt. Das Werk, welches Hr. Berthault kuͤrzlich herausgab, und in welchem er zeigt, wie man sich aller Orten auf eine wohlfeile Weise den besten roͤmischen Kitt bereiten kann, wird jedoch, wie wir hoffen, auch diesen Einwurf bald beseitigen. Fig. 18 ist ein Durchschnitt des Gebaͤudes nach der Linie AB. Fig. 19 gibt einen Grundriß, welcher uͤber dem Gewoͤlbe des ersten Stokwerkes GH genommen ist. Fig. 20 ist ein Grundriß nach der Linie EE. Fig. 21 ist ein Durchschnitt nach der Linie CD. aa, a' a' sind doppelte Gewoͤlbe aus flach gelegten Ziegeln, deren Pfeil 1/8 der Breite betraͤgt. bb, b' b' sind doppelte Scheidewaͤnde, welche zur Verbindung der Gewoͤlbe dienen. cc, c' c' ist ein Mauerwerk aus Gyps und Ziegelstuͤken, womit die Winkel zwischen den Strebemauern und den Gewoͤlben ausgefuͤllt werden. dddd sind die scharfen Kanten des en impériale gebauten Gewoͤlbes. ee sind die Pfeiler der doppelten Scheidewaͤnde, die den Dachstuhl bilden. ff sind Lager aus flach gelegten Ziegeln, welche der Laͤngenwoͤlbung als Kissen dienen. g ist eine Laͤngenwoͤlbung, die den First des Daches traͤgt. h ist ein kleines Gewoͤlbe oder ein Streif aus hohlen Ziegeln zur Verminderung des Massiven des Baues. ii,ii ist ein doppeltes Pflaster aus Ziegelsteinen, welches die hohlen Ziegel traͤgt. ll,ll ist die Deke aus hohlen Ziegeln. m, m ist der First des Daches. m, n sind Stellen, welche man hohl machen oder woͤlben koͤnnte, um die Belastung der Scheidewaͤnde zu vermindern.

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. VII