Titel: Verbesserungen in dem Druke mit Holzformen, so wie dieselben zum Druke von Calico und anderen Fabrikaten angewendet werden, und worauf sich Charles Joseph Hullmandel, Druker in Great Marlborough Street, Grafschaft Middlesex, am 28. October 1833 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XIX., S. 108
Download: XML
XIX. Verbesserungen in dem Druke mit Holzformen, so wie dieselben zum Druke von Calico und anderen Fabrikaten angewendet werden, und worauf sich Charles Joseph Hullmandel, Druker in Great Marlborough Street, Grafschaft Middlesex, am 28. October 1833 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Junius 1834, S. 361. Verbesserungen in dem Druke mit Holzformen etc. Meine Erfindung, sagt der Patenttraͤger, besteht in der Beseitigung mehrerer jener Schwierigkeiten und Unvollkommenheiten, welche gegenwaͤrtig bei gewissen Vorbereitungen zum Druke mit Holzformen Statt finden, und in der Abkuͤrzung der hiezu noͤthigen Zeit durch Anwendung einer eigenen Methode, die aus folgender Beschreibung deutlich werden wird. Nachdem ich mir ein von einem Kuͤnstler gezeichnetes Originalmuster verschafft, lege ich ein Blatt jener durchsichtigen, aus Hausenblase oder Gallerte bereiteten Substanz, die man in Paris und in London unter dem Namen Glaspapier verfertigt und verkauft, darauf. Dann nehme ich einen feinen, scharfen Grabstichel, und mache damit nach dem Originale eine Zeichnung, deren Umrisse wirklich und vollkommen in das Glaspapier eingegraben sind. Um hierauf die erhabenen Raͤnder, die der Zeichenstift an beiden Seiten eines jeden Striches der Zeichnung gebildet hat, zu beseitigen, fahre ich mit einem scharfen Streicher leicht uͤber die Oberflaͤche des Glaspapieres, worauf ich dieses Papier gleich einer gravirten Kupferplatte behandle. Das heißt: das Glaspapier wird mit Drukerschwaͤrze geschwaͤrzt, auf die gewoͤhnliche Weise gereinigt, und dann mittelst einer gewoͤhnlichen Walzenpresse auf duͤnnen, beoͤhlten Seidenzeug abgedrukt, wobei zu bemerken ist, daß sich das Glaspapier zu oberst oder der Walze zunaͤchst, der beoͤhlte Seidenzeug hingegen zu unterst oder auf dem Bette der Presse befinden muß. Der Abdruk, den man auf diese Weise auf dem beoͤhlten Seidenzeuge erhaͤlt, wird auf den Holzmodel geschwungen, und durch sachtes Reiben der Kehrseite des Abdrukes auf diesen Model uͤbertragen. Ein und dasselbe Stuͤk Glaspapier gibt eine Menge von Abdruͤken; und wenn man also eine große Anzahl von geoͤhlten Seidenstuͤken vorraͤthig hat, und wenn eine Person die Presse bedient, waͤhrend eine andere die Uebertragung des Abdrukes auf den Holzmodel besorgt, so kann ein oft wiederholtes Muster in wenigen Minuten, wie man zu sagen pflegt, aufgetragen (abgeschlagen) werden. Durch dieses Verfahren wird also der Kuͤnstler, der bisher zur Vollendung des gewoͤhnlich verwischten Abdrukes auf dem Model noͤthig war, ganz erspart. Ich muß hier bemerken, daß das Glaspapier keine Feuchtigkeit vertragt, und daß mithin alle Farben, deren man sich zum Abdruke der Zeichnungen von demselben bedient, sogenannte fette Farben oder Tinten seyn muͤssen. Da bei dem sogenannten Abschlagen zuweilen fuͤr verschiedene Theile der Umrisse verschiedene Farben noͤthig sind, und da in gewissen Fallen auch Farben angewendet werden muͤssen, welche dem bisweilen noͤthigen Befeuchten des Models widerstehen, so will ich nun noch einige dieser Farben angeben, obschon dieselben keinen Theil meiner Erfindung und meines Patentrechtes ausmachen. Man nehme etwas Firniß (gebranntes Leinsamenoͤhl), vermenge es mit etwas Talg und mit etwas mildem Oehle, und bewahre es zum Gebrauche auf. Rothe Farbe. Man vermenge die eben angegebene Composition mit so viel Carmin, als sie aufnimmt; denn je steifer oder diker die Farbe durch Zusaz von Farbestoff gemacht wird, um so schaͤrfer wird der Druk werden. Ehe der Abdruk auf den Model uͤbergetragen wird, muß man denselben mit einer Aufloͤsung von Aezkali oder Aeznatron gut abwaschen und dann troknen lassen. Zu bemerken ist, daß man sowohl bei dieser, als bei all den folgenden Farben unmittelbar oder einige Zeit nachdem der Abdruk geschehen ist, ein Blatt reines Papier auf den Model legen, und dann zur Fixirung der Farbe ein heißes Eisen daruͤber fuͤhren muß. Noch waͤhrend das Holz warm ist, muß man dann eine Alaunaufloͤsung daruͤber gießen, und wenn die durch das Aezkali oder Natrum erzeugte gelbe Farbe hiedurch nicht verschwindet, und man dieselbe beseitigt haben will, so wird man durch verduͤnnte Salzsaͤure seinen Zwek erreichen. Man kann beim Abreiben dieser Farbe auch etwas trokene Seife zusezen. Schwarze Farbe. Man nehme gleiche Theile salpetersaures Silber oder Hoͤllenstein und Firniß, seze der Masse bloß so viel Lampenschwarz zu, als noͤthig ist, um ihr die gehoͤrige Farbe zu geben, und reibe sie auf einer Glas- oder Marmorplatte gut ab. Bei der Anwendung dieser Farbe kann man den Holzmodel mit einer Aufloͤsung von Aezkali oder Aeznatrum abwaschen oder nicht; ist der Model mit einer solchen abgewaschen worden, so braucht man zu den Abdruͤken bloß eine Aufloͤsung von Wachs in Terpenthinfirniß mit Zusaz von etwas Lampenschwarz anzuwenden. In diesem lezten Falle kann man nach der Uebertragung des Abdrukes die Anwendung des heißen Eisens umgehen, indem es genuͤgt, wenn man das Schwarz zur Fixirung der Farbe dem Feuer naͤhert. Blaue Farbe. Man reibe gleiche Theile gruͤnen, uͤber dem Feuer getrokneten Eisenvitriol und gewoͤhnlichen rothen Oker oder irgend eine eisenhaltige Farbe, der man, um die Farbe schoͤner zu machen, etwas Indigo zusezt, mit Firniß ab. Der Model muß mit blausaurem Kali und Aezkali oder Aeznatrum abgewaschen werden, und nachdem der Abdruk mit einem heißen Eisen fixirt worden, gieße man auf das Ganze etwas verduͤnnte Salzsaͤure, um die Farbe auszubringen; man darf sich jedoch hiezu keiner Buͤrste bedienen, indem sich die Striche sonst verwischen wuͤrden. Blaue Farbe mit Indigo. Man reibe etwas Indigo sehr fein mit Firniß ab, und seze, wenn es noͤthig ist, etwas gelbes Opperment zu; den Model wasche man mit einer Aufloͤsung von Aezkali. Es erhellt von selbst, daß meine Erfindung fuͤr alle Arten von Druk mit Holzformen, an welchem das sogenannte Abschlagen gebraͤuchlich ist, anwendbar ist, und daß sich der Fabrikant in vielen Fallen, die ich hier nicht aufzuzaͤhlen brauche, derselben ganz oder zum Theil bedienen kann. Wenn z.B. ein Theil des Musters von gravirten Walzen genommen ist, so kann der uͤbrige Theil auf Glaspapier gezeichnet werden; oder wenn man sich uͤberzogener Model (brassed blocks), wie man die Model, an denen das Abschlagen Statt gefunden, zu nennen pflegt, bedient, so kann man dieselben auf feine geoͤhlte Seidenzeuge abdruken, jene Theile des Musters, welche auf die Model uͤbertragen werden muͤssen, mit der Hand und mit den beschriebenen Farben auf Seide zeichnen, den Seidenzeug auf den Model abklatschen, und auf diese Weise, ohne daß man wie gewoͤhnlich auf den Ruͤken des Models zu schlagen brauchte, einen Abdruk des Musters auf dem Model hervorbringen. Ein anderer großer Vortheil, den dieses Verfahren in Betreff der uͤberzogenen Model gewaͤhrt, besteht darin, daß, obschon das ganze Muster auf dem geoͤhlten Seidenzeuge erscheint, doch nur so viel, als zur Leitung des Modelschneiders noͤthig ist, auf den Model uͤbertragen wird, so daß derselbe also viel weniger verwirrt werden wird. Ich habe endlich nur noch zu bemerken, daß das Glaspapier an einem trokenen Orte aufbewahrt werden muß; daß, wenn es gravirt und gehoͤrig aufbewahrt worden, zu jeder Zeit wieder neue Abdruͤke davon genommen werden koͤnnen, und daß, wenn man das gravirte Papier nicht langer mehr braucht, dasselbe eingeschmolzen und neuerdings zu Glaspapier verarbeitet werden kann. Meine Erfindung besteht also darin, daß ich sogenanntes Glaspapier auf eine Zeichnung, die zum Druke mit Holzformen bestimmt ist, lege, und die Zeichnung in das Glaspapier gravire; daß ich dann diese gravirte Zeichnung mit Farbe uͤberziehe, und in einer gewoͤhnlichen Kupferstichpresse auf duͤnnen geoͤhlten Seidenzeug abdruke, und daß ich diesen Abdruk, waͤhrend die Farbe noch naß ist, auf einen Holzmodel uͤbertrage, indem ich, wie gesagt, einen leichten Druk oder eine gelinde Reibung auf dem Ruͤken des geoͤhlten Seidenzeuges anbringe.