Titel: Gay-Lussac's Verfahren das krystallisirte kohlensaure Natron zu reinigen.
Fundstelle: Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XXII., S. 129
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XXII. Gay-Lussac's Verfahren das krystallisirte kohlensaure Natron zu reinigen. Aus den Annales de Chimie et de Physique. Februar 1834, S. 221. Verfahren das krystallisirte kohlensaure Natron zu reinigen. Man reinigt das kohlensaure Natron gewoͤhnlich durch mehrmaliges Umkrystallisiren; es bleibt aber zwischen den Krystallen eine so große Menge Mutterlauge zuruͤk, daß sehr zahlreiche Operationen noͤthig sind, um es ganz von fremdartigen Substanzen zu befreien, daher man zulezt nur sehr wenig reines Product erhaͤlt. Folgendes Verfahren schien mir viel vorteilhafter, und ich halte es daher fuͤr nuͤzlich, dasselbe bekannt zu machen. Es ist demjenigen aͤhnlich, welches man in Frankreich zum Reinigen des Salpeters anwendet. Man nimmt Krystalle von kohlensaurem Natron, so wie man sie im Handel erhaͤlt, waͤscht sie ab und bereitet eine Aufloͤsung davon in heißem Wasser. Waͤhrend diese Aufloͤsung dem Erkalten uͤberlassen ist, ruͤhrt man sie unaufhoͤrlich mit einer Spatel um, damit ihre Krystallisation gestoͤrt wird, so daß man nur koͤrnige Krystalle er, haͤlt. Man kann die Erkaltung beschleunigen, indem man das die Salzaufloͤsung enthaltende Gefaͤß in kaltes Wasser taucht. Bisweilen trifft es sich, daß die Aufloͤsung, obgleich sie weit abgekuͤhlt ist, nicht krystallisirt, und daß sich spaͤter die Krystallisation ploͤzlich einstellt. In diesem Augenblik ist es besonders noͤthig sehr rasch umzuruͤhren, damit sich die Krystalle nicht vereinigen koͤnnen. Man kann diese lange Verzoͤgerung der Krystallisation verhindern, wenn man in die Aufloͤsung in dem Augenblike wo sie anfaͤngt uͤbersaͤttigt zu werden, einige Krystalle wirft. Mit den erhaltenen Krystallen fuͤllt man einen Trichter, in dessen Schnabel ein wenig Werg oder Baumwolle gebracht wurde, um sie zuruͤkzuhalten. Zuerst laͤßt man sie abtropfen und dann uͤbergießt man sie mit kleinen Quantitaͤten destillirten Wassers, indem man mit dem neuen Begießen immer wartet, bis das zuvor aufgegossene Wasser ganz abgetropft ist. Von Zeit zu Zeit pruͤft man das abtropfende Wasser mit salpetersaurem Silber, nachdem man es zuvor mit Salpetersaͤure uͤbersaͤttigt hat; sobald die Fluͤssigkeit dadurch nicht mehr getruͤbt wird, kann man uͤberzeugt seyn, daß die Salzmasse vollkommen gereinigt ist. Man erhaͤlt nach diesem Verfahren mehr als die Haͤlfte des angewandten kohlensauren Natrons in vollkommen reinem Zustande. Die Mutterlauge und das Aussuͤßwasser kann man abdampfen und eben so behandeln. Dieselbe Reinigungsmethode eignet sich auch fuͤr eine Menge anderer Salze. Ihre Wirksamkeit gruͤndet sich darauf, daß die koͤrnigen Krystalle, welche man durch eine gestoͤrte Krystallisation erhaͤlt, gut vom Wasser durchdrungen werden und sich leicht auswaschen lassen.