Titel: Vergleichsweise Versuche zur Bestimmung des Verhältnis mäßigen Werthes der thierischen Kohle und des Kothpulvers als Düngmittel.
Fundstelle: Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XXVII., S. 150
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XXVII. Vergleichsweise Versuche zur Bestimmung des Verhaͤltnis maͤßigen Werthes der thierischen Kohle und des Kothpulvers als Duͤngmittel. Aus dem Journal des connaissances usuelles. Mai 1834, S. 225. Bestimmung des verhaͤltnißmaͤßigen Werthes der thierischen Kohle etc. Wir entlehnen, theils um unserem Versprechen, theils um mehreren Anfragen zu entsprechen, aus den Annalen der Musteroͤkonomie zu Grignon fuͤr das Jahr 1833 das Resultat der Versuche, die der hoͤchst gewandte Vorstand dieser Anstalt, Hr. Bella, uͤber die Anwendung der thierischen Kohle als Duͤnger anstellte. Man hatte schon im Jahre 1832 zu Grignon auf einem Haferfelde einen vergleichsweisen Versuch zwischen der thierischen Kohle und dem Kothpulver angestellt; der Versuch wurde jedoch durch verschiedene widrige Einfluͤsse getruͤbt, und obschon sich vorzuͤglich in Betreff der Hopfenluzerne (Medicago lupulina) ein großer und offenbarer Vortheil ergab, so war es doch nicht moͤglich, aus diesem Versuche ein genaues und durch Zahlen zu bezeichnendes Resultat auszumitteln. Im Jahre 1833 wurden nun mannigfaltigere Versuche angestellt, und die Ergebnisse derselben lassen sich, als mittlerer Durchschnitt berechnet, folgender Maßen angeben. Das den Versuchen gewidmete Stuͤk Landes wurde in 7 Theile abgetheilt. Nr. 1 wurde nach einem Repsbau, vor welchem mit beilaͤufig 18,000 Kilogr. Duͤnger per Morgen geduͤngt worden, besamt. Nr. 2 war mit Kothpulver, wovon man auf einen Morgen von 42 Aren 6 Hectoliter ausstreute, geduͤngt worden. Man beabsichtigte nicht diesen Theil in Vergleich zu bringen, weil ein vegetabilischer Duͤnger in Anwendung kam, der, obschon er wegen der Trokenheit verungluͤkte, doch zum Nachtheile des Vergleiches einen Einfluß uͤben konnte. Nr. 3 ward mit thierischer Kohle geduͤngt, und wurde wie Nr. 2 cultivirt, so daß es also damit verglichen werden konnte. Die thierische Kohle wurde am 28. Jan. 1833 ausgestreut, und zwar so, daß 5 Hectoliter 37 Kilogr. auf einen Morgen von 42 Aren 20 Cent, kamen. Nr. 4 wurde am 24. Febr. mit Kothpulver von Montfaucon geduͤngt, und zwar in einem Verhaͤltnisse von 6 Hect. auf einen Morgen. Zu bemerken ist uͤbrigens, daß dieser Flek im Jahre 1829 eingepfercht worden, und zwar so, daß auf einen Hammel 64 Quadratdecimeter kamen, waͤhrend die uͤbrigen Theile seit dem Jahre 1826 weder geduͤngt, noch als Wiese benuzt wurden. Auf diese Duͤngung wurde eine Repsernte gemacht, und hierauf baute man Klee, der im ersten Jahre gemaͤht, im zweiten hingegen abgeweidet wurde. In diesem zweiten Jahre (1831) trugen die uͤbrigen Theile bei einer Duͤngung mit 6 Hect. Kothpulver auf den Morgen Weizen; mithin hatte dieser Theil in drei Jahren nur eine einzige den Boden erschoͤpfende Ernte getragen, naͤmlich den Reps; er wurde eingepfercht und abgeweidet, waͤhrend die uͤbrigen Theile waͤhrend derselben Zeit gar nicht geduͤngt wurden, und in Nr. 2 und 3 zwei Weizenernten und in Nr. 5, 6 und 7 eine Ernte Weizen und eine Ernte beinahe reifer Erbsen gaben. Nr. 5 wurde am 24. Febr. mit 6 Hect. thierischer Kohle per Morgen von 42 Aren 20 Cent, geduͤngt. Nr. 6 wurde am 24. Jan. mit 5 Hect. 27 Pfd. Kothpulver auf einen gleichen Flaͤchenraum geduͤngt. Nr. 7 endlich ward am 17. Jan. mit 4 Hect. 44 Pfd. thierischer Kohle auf einen gleichen Morgen geduͤngt. Die thierische Kohle wurde aus der Fabrik der HH. Salmon, Payen und Lupé bezogen; die auf Nr. 7 gestreute war schmierig, in Klumpen zusammen geklebt, schwer auszustreuen und mit einem starken Geruche begabt. Man erkannte darin menschlichen Koth, Darmabfalle, Fleischabfaͤlle etc.; auch fand sich, daß sie eine ziemlich betraͤchtliche Menge Gyps und einige Steine enthielt; die uͤbrigen Sendungen waren trokner und mehr pulverartig. Das Kothpulver kam aus der zu Montfaucon bestehenden Fabrik, deren Fabrikat als das vorzuͤglichste bekannt, ist. Bei der Ernte wurden, um nicht mit dem ganzen Ertrage arbeiten zu muͤssen, die Garben gezaͤhlt, und von dieser Anzahl dann ohne Auswahl 24 zum Vergleiche genommen und an einem und demselben Tage ausgedroschen, gemessen und gewogen. Nr. 1. Weizen auf Reps und eingepferchtem Boden: 228 Garben per Morgen. 24 Garben gaben 1 Hect. 10 Pfd., wovon 85 Kilogrammen Samen und 175 Kilogr. Stroh. Der Morgen gab also im Durchschnitte 10,45 Hect. – 812 Kilogr. Samen und 1662 Kilogr. Stroh. Nr. 2. Weizen auf 6 Hect. Kothpulver: Ertrag 288 Garben per Morgen. 24 Garben gaben 60 Kilogr. Weizen und 187 Kilogr. Stroh; folglich gab der Morgen im Durchschnitte 10,80 Hect. – 912 Kilogr. Samen und 2330 Kilogr. Stroh. Nr. 3. Weizen auf 5 Hect. 37 Cent. thierische Kohle: Ertrag 312 Garben per Morgen. 24 Garben gaben 80 Kilogr. Weizen, und der Morgen gab also: 13 Hect. – 1040 Kilogr. Weizen und 2192 Kilogr. Stroh. Nr. 4. Weizen auf 6 Hect. Kothpulver nach Reps, Einpferchung und 2 Jahr Klee: Ertrag 252 Garben per Morgen. 24 Garben warfen ab: 1 Hect. 9 Cent., welche wogen 60 Kilogr. Samen und 218 Kilogr. Stroh, so daß mithin ein Morgen im Durchschnitte 12,27 Hect. – 903 Kilogr. Samen und 2284 Kilogr. Stroh trug. Nr. 5. Weizen auf 6 Hect. thierische Kohle nach halbreifen Erbsen, die auf den Klee folgten, dem Weizen vorausging: Ertrag 254 Garben per Morgen. 24 Garben gaben 1 Hect. 23 Cent., und diese wogen 96 Kilogr. Weizen und 218 Kilogr. Stroh; also kommen auf den Morgen im Durchschnitte 12,91 Hect. – 1008 Kil. Weizen und 2284 Kilogr. Stroh. Nr. 6. Weizen auf 5 Hect. 27 Cent. Kothpulver unter den eben genannten Bedingungen: Ertrag 324 Garben per Morgen. 24 Garben lieferten 96 Liter, welche 78 Kilogr. wogen, und 179 Kilogr. Stroh; der Morgen gab mithin: 12,54 Hect. – 1053 Kil. Weizen und 2416 Kilogr. Stroh. Nr. 7. Weizen auf 4 Hect. 44 Cent. thierische Kohle unter den eben genannten Bedingungen: Ertrag 252 Garben per Morgen. 24 Garben gaben 91 Liter Samen, die 75 Kilogr. wagen, und 175 Kilogr. Stroh; also ertrug der Morgen im Durchschnitte 955 Hect. – 787 Kilogr. Samen und 1837 Kilogr. Stroh. Hienach ergibt sich folgende Zusammenstellung des Ertrages an Samen und Stroh per Morgen Landes. Nr. 3 mit 5 Hect. 37 Cent. thierischer Kohle geduͤngt gab 13 Hect. oder 1040 Kilogr. Weizen und 2192 Kilogr. Stroh. Nr. 5 mit 6 Hect. thierischer Kohle geduͤngt gab 12,91 Hect. oder 1008 Kilogr. Weizen und 2284 Kilogr. Stroh. Nr. 7 mit 5 Hect. 27 Cent. thierischer Kohle geduͤngt gab 12,54 Hect. oder 1053 Kilogr. Weizen und 2416 Kilogr. Stroh. Nr. 4 mit 6 Hect. thierischer Kohle geduͤngt gab 12,27 Hect. oder 903 Kil. Weizen und 2284 Kilogr. Stroh. Nr. 2 mit 6 Hect. thierischer Kohle geduͤngt gab 10,80 Hect. oder 912 Kil. Weizen und 2240 Kilogr. Stroh. Nr. 1 nach halb geduͤngtem Repse gab 40,45 Hect. oder 812 Kilogr. Weizen und 1662 Kilogr. Stroh. Nr. 7 mit 4 Hect. 44 Cent. thierischer Kohle geduͤngt gab 9,55 Hect. oder 787 Kilogr. Weizen und 1857 Kilogr. Stroh. Man sieht hieraus gleich auf den ersten Blik, daß die thierische Kohle einen groͤßeren Ertrag an Samen gab, als das Kothpulver; daß hingegen bei der Duͤngung mit lezterem der Ertrag an Stroh groͤßer war. Man wird ferner bemerken, daß sowohl bei ersterer, als bei lezterem die kleineren Quantitaͤten eine groͤßere Menge Product gaben: eine Erscheinung, deren Ursachen sich nicht wohl angeben lassen. Die thierische Kohle steht, wenn sie nur schwach ausgetroknet ist, und in geringerer Quantitaͤt, als die uͤbrigen Duͤngerarten angewendet wird, in bedeutendem Nachtheile. Es ließe sich also hieraus schließen, wenn eine einjaͤhrige Erfahrung ja zu einem solchen Schlusse berechtigt, daß die thierische Kohle in eben so großer Menge ausgestreut werden muß, als das Kothpulver, wenn sie einen merklich groͤßeren Ertrag geben soll. Aus einer Vergleichung des Ertrages an Stroh und an Samen, der sich bei diesen beiden Duͤngerarten ergab, scheint hervorzugehen, daß die Wirkung der thierischen Kohle von groͤßerer Dauer ist, als jene des Kothpulvers; denn es ist bekannt, daß Duͤnger von kurz andauernder Wirkung immer eine groͤßere Entwikelung des Krautes bewirken. Man kann ferner auch die Ansicht bekommen, daß die thierische Kohle in schlammartigem Zustande von ihrer Wirksamkeit verliert, indem sie sich nicht gut ausstreuen laͤßt.Nach anderen, mit den gegenwaͤrtigen nicht in Verbindung stehenden Versuchen sollte man glauben, daß die thierische Kohle eine groͤßere Wirkung hervorbringt, wenn sie mit der Egge unter die Erde geschafft, und nicht bloß aufgestreut wird.A. d. O. Uebrigens ergibt sich hier auch noch eine andere Betrachtung, die auf die Schaͤzung der beiden Duͤngerarten von großem Einflusse seyn duͤrfte. Das Kothpulver ist ein concentrirter, zu 50 Procent aufloͤslicher Duͤnger. Die Zusammensezung der thierischen Kohle ist in dieser Hinsicht noch nicht ganz bekannt; und erst nach mehreren Jahren wird man zu ermitteln im Stande seyn, in wiefern sie den Reichthum der Erde selbst vermehrt, und in wiefern sie bloß als Aufreizungsmittel wirkt. Wenn man nun nach einem mittleren Durchschnitte der angegebenen Producte zu ermitteln sucht, wie viel jeder Hectoliter Samen und jede 100 Kilogramme Stroh an Duͤnger kosteten, so wird man finden, daß ein Hectoliter Weizen 40 Liter thierische Kohle und 48 1/2 Liter Kothpulver erforderte, waͤhrend 100 Kilogr. Stroh 26 Liter thierische Kohle und 24 3/4 Liter Kothpulver brauchten. Der Hectoliter thierische Kohle kostet in der Fabrik 4 Fr. 50 Cent., und schlaͤgt man den Hect. Weizen zu 16 Fr., und die 100 Kilogr. Stroh zu 2 Fr. an, so ergibt sich folgendes Verhaͤltniß: 1 Hect. thierische Kohle = 2 Hect. 24 Cent. Weizen + 400 Kil. Stroh, oder 4 Fr. 50 Cent. = 35 Fr. 84 Cent. + 8 Fr. = 43 Fr. 84 Cent. Der Hectoliter Kothpulver hingegen kostet in der Fabrik 5 Franken, und hienach ergibt sich: 1 Hect. Kothpulver = 2 Hect. 6 Cent. Weizen + 402 Kilogr. Stroh, oder 5 Fr. = 32 Fr. 95 Cent. + 8 Fr. 04 Cent. = 41 Fr. Es wirft sich also hienach zu Gunsten der thierischen Kohle ein Betrag von 2 Fr. 84 Cent. aus; und schlaͤgt man hiezu noch die 50 Cent., um welche die Kohle wohlfeiler ist, so ergibt sich bei deren Anwendung ein Gewinn von 3 Fr. 34 Cent. Das Gewicht der thierischen Kohle verhaͤlt sich aber zu jenem des Kothpulvers wie 3 zu 2, und folglich muß man von diesem Gewinne den Mehrbetrag des Fuhrlohnes abziehen; dieses Fuhrlohn muͤßte jedoch bis an 7 Fr. 68 Cent. per Hectoliter betragen, wenn dadurch das Gleichgewicht hergestellt werden sollte. Dieß gibt einen Umriß der gewissenhaften Versuche, die uͤber diesen Gegenstand zu Grignon angestellt wurden; man wollte hiemit keineswegs den relativen Werth der beiden fraglichen Duͤngerarten definitiv fixiren, sondern man beabsichtete bloß eine Zusammenstellung der Thatsachen, so wie dieselben beobachtet wurden; und in den Folgerungen, die man daraus zog, beabsichtete man keineswegs ein Urtheil uͤber diese Sache, sondern bloß eine Darstellung derselben unter ihren verschiedenen Gesichtspunkten. Wenn hiebei nicht auch der gewoͤhnliche Stallduͤnger in Vergleich gebracht wurde, so geschah dieß bloß deßhalb, weil die Basis der Schaͤzung hier nicht mehr eine und dieselbe war, und man also leicht in Irrthuͤmer haͤtte gerathen koͤnnen. Naͤchstes Jahr sollen neue Versuche hieruͤber angestellt werden; denn der Einfluß der Atmosphaͤre ist in diesen Dingen so hoͤchst bedeutend, daß ein Jahr allein nimmermehr hinreicht dieselben unbestreitbar und unumstoͤßlich zu begruͤnden.