Titel: | Bericht des Hrn. Baron Seguier über eine neue, von Hrn. Pottet, Büchsenmacher zu Paris, rue-Neuve-de Luxembourg No. 1, erfundene Jagdflinte mit gebrochenem Rohre und innerem Schloßblatte. |
Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XLV., S. 287 |
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XLV.
Bericht des Hrn. Baron Seguier uͤber eine
neue, von Hrn. Pottet,
Buͤchsenmacher zu Paris, rue-Neuve-de Luxembourg No. 1, erfundene Jagdflinte mit
gebrochenem Rohre und innerem Schloßblatte.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. April 1834, S. 151.
Bericht uͤber eine neue Jagdflinte mit gebrochenem Rohre
etc.
Hr. Olivier hat der Gesellschaft kuͤrzlich die
Resultate der Versuche vorgetragen, welche ihre Commission der mechanischen
Kuͤnste mit einer Muskete anstellte, die ihr von Hrn. Robert zur Pruͤfung uͤbergeben worden war; heute habe ich
die Ehre, im Namen derselben Commission uͤber den sinnreichen Mechanismus
Bericht zu erstatten, durch welchen Hr. Pottet, einer der
ersten Buͤchsenmacher in Paris, jenen Flinten, die von der Kammer aus geladen
werden, einen unbestreitbaren Vorzug vor allen uͤbrigen zu verschaffen
wußte.
Die Vorzuͤge einer Flinte, welche von der Kammer aus geladen wird, sind von
zweierlei Art; die einen, die unserer Ansicht nach von geringerer Wichtigkeit sind,
beziehen sich auf die Leichtigkeit und Schnelligkeit der Ladung; die anderen
hingegen, deren Wichtigkeit weit groͤßer ist, betreffen die Schußweite.
Die Flinten mit beweglichen Kammern, welche mit Patronen geladen werden
koͤnnen, deren Durchmesser groͤßer ist, als jener ihrer Laͤufe,
besizen, selbst wenn sie mit Jagdblei geladen werden, alle die Eigenschaften der
Flinten mit eingerammten Kugeln. Dieser Vorzug ist von allen Jaͤgern
anerkannt; und man widersezte sich daher dieser Art von Flinten gegenwaͤrtig
nur mehr deßhalb, weil sie complicirter waren, und weil sich der Mechanismus, der
diese Wirkungen sicher stellte, schnell abnuzte.
Hrn. Pottet, der sich gleichfalls durch zahlreiche
Versuche von den angegebenen Unvollkommenheiten uͤberzeugt hatte, ist es
gelungen, dieselben auf die genuͤgendste Weise zu beseitigen, und viele
Jagdliebhaber haben sich daher auch schon seit zwei Jahren die von ihm verbesserte
Jagdflinte beigelegt, und sie durch die Erfahrung bewaͤhrt gefunden. Wir
selbst koͤnnen das Verdienst seiner Erfindung bestaͤtigen. Wir haben
unter anderen Versuchen, die wir mit Pottet's Flinte
anstellten, aus einer Entfernung von 40 Schritten auf einige Buch Fließpapier
geschossen, und gefunden, daß der Schuß durch mehr dann 100 Blaͤtter drang.
Diese außerordentliche Trag- oder Schußweite dieser Flinte ist lediglich der
Einrichtung dieses Feuergewehres, die wir gleich in Kuͤrze andeuten wollen,
zuzuschreiben.
Der Lauf der Flinte steht durch eine Gliederung, die jener der
Bajonette aͤhnlich ist, mit der Kammer in
Verbindung; man braucht daher, um die Flinte zu oͤffnen, dem Laufe im
Verhaͤltnisse zur Kammer nur eine Viertelumdrehung zu geben, und dann beide
von einander zu entfernen suchen. Dieses schnell und leicht ausfuͤhrbare
Manoͤver bewirkt eine außerordentliche Schnelligkeit der Ladung, welche
dadurch geschieht, daß man in den Pulversak des Laufes eine Patrone schiebt, welche
mit einer metallenen Scheibe, an der sich die Roͤhre und das
Zuͤndkraut befinden, versehen ist. Wenn die Flinte hierauf durch ein
Manoͤver, welches dem beim Oeffnen angegebenen entgegengesezt ist,
geschlossen worden, so ist sie zum Abfeuern bereit; denn beim Oeffnen wurden die zur
Erzeugung der Percussion bestimmten Federn gespannt, wofern man beim Schließen den
Finger nicht aus besonderer Aufmerksamkeit nicht auf die Krappe druͤkte, um
den Druͤker zu hindern, die bewaffneten Kolben zuruͤkzuhalten.
Wir sagen hier die Kolben und nicht die Haͤhne, weil an dieser neuen Waffe,
die von Hrn. Pottet zum Theil wieder auf ihren
urspruͤnglichen Mechanismus zuruͤkgefuͤhrt wurde, die
Entzuͤndung nicht durch die Percussion eines aͤußerlichen Hahnes,
sondern durch einen staͤhlernen Kolben bewirkt wird, welcher durch eine
Spiralfeder direct und nach der Achse des Laufes getrieben wird. Der ganze zur
Entzuͤndung dienende Apparat, welcher besonders wegen, seiner
außerordentlichen Einfachheit merkwuͤrdig ist, ist in einem metallenen
Gehaͤuse oder in einem Raͤume enthalten, der sich hinter dem
Stuͤke, aus welchem die Kammer besteht, befindet. Die Kolben gehen durch den
Mittelpunkt der Kammern, um auf die an den Patronen befindlichen Zuͤndkapseln
zu treffen.
Die Entzuͤndung geschieht bei dieser mechanischen Vorrichtung central und
direct; das Feuer und der Rauch koͤnnen auf keine Weise in den
Behaͤlter, in welchem der Mechanismus enthalten ist, eindringen. Das
Schießgewehr ist bei diesen Einrichtungen leicht zu unterhalten; man braucht es,
nachdem man sich desselben bedient, nur außen abzuwischen. Die Kolben, Federn und
Druͤker, welche sich in dem Gehaͤuse befinden, sind immer gegen die
Feuchtigkeit geschuͤzt, und koͤnnen durch einen leichten
Oehluͤberzug gegen Rost verwahrt werden. Durch das Einschließen des
Mechanismus in ein Gehaͤuse wird gewiß vielen Unfaͤllen, die durch das
zufaͤllige Spannen oder Abgehen der Haͤhne so haͤufig
entstehen, und die uns vor mehreren Jahren zur Erfindung unserer Sicherheitsflinte
veranlaßten, vorbeugen.
Ohne in weitere Details uͤber Hrn. Pottet's
Erfindung eingehen zu wollen, schließen wir mit der Erklaͤrung, daß Hr. Pottet's Flinte gewiß unter allen jenen Jagdflinten, die
von der Kammer aus
geladen werden, den ersten Rang einnimmt. Die Commission schlaͤgt daher vor,
gegenwaͤrtigen Bericht im Bulletin bekannt zu
machen, und Hrn. Pottet im Namen der Gesellschaft eine
Medaille zu ertheilen.