Titel: Einiges über die Fabrikation der Oblaten. Von Herrn Sauquet, Pharmaceuten und Chemiker.
Fundstelle: Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LXXVI., S. 450
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LXXVI. Einiges uͤber die Fabrikation der Oblaten. Von Herrn Sauquet, Pharmaceuten und Chemiker. Aus dem Journal des connaissances usuelles. Julius 1834, S. 32. Sauquet, uͤber die Fabrikation der Oblaten. Man unterscheidet im Handel hauptsaͤchlich zwei Arten von Oblaten: naͤmlich durchsichtige und undurchsichtige; und von lezteren gibt es wieder glasirte und nicht glasirte. Die glasirten, von denen man je nach der Groͤße 5 Nummern unterscheidet, haben eine glatte und glaͤnzende Oberflaͤche; sie sind theurer, als die nicht glasirten, und ihr Preis ist um so groͤßer, je kleiner sie sind. Die Oblaten Nr. 1 haben 15, Nr. 2 nur 12, Nr. 3 nur 10, Nr. 4 nur 6, und Nr. 5 nur 4 Linien im Durchmesser. Die nicht glasirten Oblaten sind nicht so glatt und glaͤnzend, als die ersteren; auch von ihnen unterscheidet man nach der Groͤße 5 Nummern. Die Hostien weichen nur durch ihre Groͤße und durch groͤßere Dike von den Oblaten ab. Die Oblatenfabrikation ist sehr leicht und einfach, und erfordert an Apparaten hauptsaͤchlich nur folgende Instrumente: 1) Zwei Waffeleisen, die sich von den gewoͤhnlichen Waffeleisen nur dadurch unterscheiden, daß sie viel flacher, und auf ihren inneren Flaͤchen vollkommen eben und glatt sind; uͤbrigens koͤnnte man, wenn man es fuͤr geeignet faͤnde, auch verschiedene Zeichnungen in dieselben graviren lassen. Die Eisen fuͤr die gewoͤhnlichen Oblaten kommen auf 200, jene fuͤr die feinen Oblaten, welche sorgfaͤltiger gearbeitet seyn muͤssen, und deren Platten gegen 10 Linien Dike haben, auf 250 bis 260 Franken zu stehen. 2) Mehrere Ausschlageisen, deren Groͤße von der Nummer der Oblaten abhaͤngt, und deren Raͤnder scharf schneiden muͤssen. Ein solches Eisen kostet in Frankreich 6 Franken. Man bereitet sich, wenn man Oblaten fabriciren will, einen sehr duͤnnen Teig aus schoͤnem, feinem Mehle und reinem Brunnenwasser. Viele Fabrikanten geben dem Brunnenwasser deßwegen den Vorzug, weil sie glauben, die Oblaten bekaͤmen dadurch eine groͤßere Leichtigkeit; ich glaube hingegen, daß dieß bloß ein Vorurtheil ist, und daß, wenn das Brunnenwasser ja einen Vorzug hat, dieser lediglich darin bestehe, daß es immer klarer ist, als das Flußwasser, welches stets einen Schiller hat, der der Reinheit der Weiße der Oblaten schaden koͤnnte. Ein Beweis, daß die angeblichen Vorzuͤge des Brunnenwassers nicht von den in ihm enthaltenen Kalksalzen, denen man eine bedeutende Wirkung zuschrieb, herruͤhren, liegt darin, daß ich mit destillirtem Wasser außerordentlich schoͤne weiße Oblaten erzeugte. Wenn nun der Teig angemischt ist, so nimmt man so viel davon, als zur gehoͤrigen Bedekung des Waffeleisens erforderlich ist, auf einen Loͤffel, und gießt den Teig nach gehoͤriger Erhizung des Eisens darauf. So wie dieß geschehen, schließt man das Eisen, um dann, nachdem der Teig noch einige Augenblike lang gebaken worden, die runden oder ovalen Teigplatten, welche beilaͤufig 1/3 Linie dik sind, herauszunehmen. Waͤhrend dieß geschieht, wird das zweite Waffeleisen erhizt, so daß immer eines derselben auf dem Feuer ist, waͤhrend das andere mit Teig gefuͤllt ist. Der mittlere Theil der gebakenen Teigplatten ist immer glasirt, waͤhrend die Raͤnder mehr oder weniger rauh sind, weßwegen man auch von den gewoͤhnlichen Oblaten jeder Zeit zweierlei Sorten unterscheiden kann. Die feinen Oblaten werden auf gleiche Weise bereitet, denn der ganze Unterschied besteht in der vollkommneren Glasirung, welche großen Theils durch eine vollkommnere Politur der Platten des Bakeisens erzielt wird. Uebrigens vermehrt man diese Glasirung auch noch oft, indem man die Oblaten in eine sehr schwache Gallertaufloͤsung eintaucht, und sie dann in einer Trokenstube troknet. Wann die Oblaten vollkommen troken sind, so werden sie auf einer sehr glatten Tafel mit dem angegebenen Durchschlageisen ausgeschlagen. Die gefaͤrbten Oblaten werden ganz auf dieselbe Weise erzeugt, nur wird der Teig auf verschiedene Weise gefaͤrbt, weßhalb das Mehl, dessen man sich zu deren Bereitung bedient, nie so weiß zu seyn braucht. Als allgemeine Regel ist bei diesem Farben jedoch wohl einzuschaͤrfen, daß man nie giftige Metalloxyde oder andere giftige Faͤrbestoffe dazu benuze, ja nicht ein Mal uͤbelschmekende vegetabilische Faͤrbestoffe sollen dazu verwendet werden. Abgesehen hievon verdienen aufloͤsliche Farben immer den Vorzug vor unaufloͤslichen, die immer als hoͤchst feines Pulver angewendet werden muͤssen. Schwarze Oblaten erhaͤlt man durch Versezung des Teiges mit Tinte, oder durch Vermengung desselben mit sehr feinem Kienruß; roth und rosenroth faͤrbt man sie mit Krapp- oder Brasilien-Holzabsud, und noch schoͤner mit Cochenilleaufguß, den man etwas Alaun beisezt; gelbe Oblaten faͤrbt man mit Kreuzbeeren-, Wau- oder Curcumeabsud, oder auch mit Safran; die blaue Farbe gibt man ihnen durch hoͤchst feines Berlinerblaupulver, oder indem man einer Aufloͤsung von eisenblausaurem Kali einige Tropfen Eisenpersulphat zusezt; violett wird durch gehoͤrige Vermengung von Roth und Blau, und Gruͤn durch Zusammensezung von Blau und Gelb erzielt.