Titel: Bericht des Hrn. Francoeur über eine neue mechanische Lampe von der Erfindung des Hrn. Careau in Paris, rue des Fossés-Montmartre, No. 21.
Fundstelle: Band 61, Jahrgang 1836, Nr. VI., S. 24
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VI. Bericht des Hrn. Francoeur uͤber eine neue mechanische Lampe von der Erfindung des Hrn. Careau in Paris, rue des Fossés-Montmartre, No. 21. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Januar 1836, S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. I. Careau's neue mechanische Lampe. An den Carcel'schen Lampen wird bekanntlich ein horizontaler Kolben durch ein Uhrwerk in Hin- und Herbewegung versezt, und dadurch zwingt der Kolben bald mit der einen, bald mit der anderen seiner Basen das Oehl in einer Roͤhre emporzusteigen, welche dasselbe zur Speisung der Flamme an den Docht abgibt. Da jedoch die Beleuchtung in langen Winterabenden hinlaͤnglich lange dauern muß, ohne daß das Raͤderwerk aufgezogen zu werden braucht, so muß die Entwikelung der Feder langsam und mit Regelmaͤßigkeit von Statten gehen. Hr. Carcel verspaͤtet diese Entwikelung, indem er seine Trommel in ein Raͤderwerk eingreifen laͤßt, welches jenem einer Pendeluhr mit Schlagwerk vollkommen aͤhnlich ist. Ein Flugrad, welches mit sehr großer Geschwindigkeit in Bewegung gesezt wird, so lange die Feder auf den Kolben wirkt, verspaͤtet den Gang des Mechanismus, und gestattet ihm nur die dem fraglichen Zweke entsprechende Geschwindigkeit. Alle Lampenerfinder wendeten ein aͤhnliches Raͤderwerksystem an, weil das Oehl sonst mit zu viel Kraft emporgetrieben und vielleicht ganz in die Luft geschleudert und die Triebkraft in einigen Augenbliken erschoͤpft werden wuͤrde. Die HH. Gagneau, Wagner und Galibert benuzen saͤmmtlich ein Schlagwerkraͤderwerk; in vielen anderen Theilen unterscheiden sich jedoch ihre Mechanismen wesentlich von einander, indem die Triebkraft bald zur Bewegung der Kolben, bald zur Vertheilung des Oehles in die Speisungscanaͤle dient. Man versuchte zwar mehrere Male die Raͤder und das Flugrad, wodurch die Lampen complicirt, kostspielig, leicht verderbbar und schwer zu repariren werden, zu umgehen; aber immer mußte man wieder zu diesem Moderator seine Zuflucht nehmen. Hrn. Careau ist endlich die Loͤsung dieser wichtigen Aufgabe gelungen, und er ist durch seine Erfindung in Stand gesezt dem Publicum sehr gute mechanische Lampen aus lakirtem Bleche von jeder Groͤße fuͤr den Preis von 45 Fr. zu liefern. Seine Lampen zeichnen sich dabei eben so sehr durch ihre Einfachheit, als durch die Art und Weise aus, auf welche die Pumpen in Thaͤtigkeit gesezt werden. Hr. Careau verfertigt uͤberdieß auch kleinere Lampen fuͤr 40 Fr., welche beinahe um die Haͤlfte weniger Oehl verbrennen, dabei aber auch natuͤrlich ein minder schoͤnes Licht verbreiten. Eine sehr große, an ihrem Umfange verzahnte Trommel enthaͤlt eine Stahlfeder von solcher Kraft, daß sie die Lampe beilaͤufig 8 Stunden lang, wie es fuͤr lange Winterabende noͤthig ist, in Gang zu erhalten im Stande ist. Diese Verzahnung greift in ein Getrieb, an dessen Welle sich ein Excentricum oder eine Art von Muschelrad befindet, welches vier Kolben hin und her bewegt. Die Lampe hat zwei Pumpen mit doppelten Kolben; waͤhrend die eine das Oehl emportreibt, sinkt in der anderen der Kolben herab und umgekehrt. Diese Wechselbewegungen reichen hin, um die Lampe gehoͤrig mit Oehl zu speisen. Das Merkwuͤrdigste an dieser Lampe ist jedoch, daß Hr. Careau dem Oehle selbst den Widerstand entnommen hat, der noͤthig ist, um die Entwikelung der Treibfeder zu maͤßigen. Das Oehl kann naͤmlich der Wirkung des Kolbens bei dessen ruͤkgaͤngiger Bewegung nur folgen, indem es durch kleine Oeffnungen dringt, deren Caliber der Erfinder durch vorhergehende Versuche bestimmt. Dieser Widerstand darf nicht zu gering seyn, indem sonst das Oehl aus der Lampe hinausgetrieben werden wuͤrde; er darf aber auch nicht zu klein seyn, weil sonst das Oehl den Docht nicht hinreichend traͤnken koͤnnte. Es stand zu befuͤrchten, daß, wenn das Fuͤllen der Lampe mit Oehl vergessen wuͤrde, oder wenn das Oehl nach mehrstuͤndigem Brennen der Lampe zu mangeln anfinge, der Widerstand dann zu gering werden koͤnnte, so daß die Triebkraft der Feder zu groß werden und das Oehl mit Gewalt hinausgeschleudert werden wuͤrde. Die Erfahrung hat jedoch in dieser Hinsicht Folgendes gelehrt. Wenn es der Lampe des Hrn. Careau an Oehl zu mangeln beginnt, so bemerkt man ein leises Pfeifen, welches diesen Zustand andeutet; man muß daher, da die Pumpe in diesem Falle beinahe leer arbeitet, neues Oehl in den Behaͤlter nachgießen. Wuͤrde die Lampe ohne alle Beaufsichtigung brennen, so wird sich der Docht in einem solchen Falle, da er keine Speisung mit Oehl mehr erhaͤlt, verkohlen und ausloͤschen. Die Feder faͤhrt zwar unter diesen Umstaͤnden in ihren Bewegungen fort; ja ihre Geschwindigkeit nimmt sogar zu, bis die Kraft ganz erschoͤpft ist; allein nirgendwo bemerkt man, daß Oehl hinausgeschleudert wird. Ueber die Qualitaͤt des Lichtes dieser Lampen bleibt nichts zu sagen, da dieselben eben so trefflich brennen, wie die uͤbrigen mechanischen Lampen, die sich in keiner anderen Beziehung als durch die Verschiedenheit im Mechanismus von einander unterscheiden. Was kommt es auch hier auf den Mechanismus an, wenn der Docht nur ununterbrochen mit der gehoͤrigen Quantitaͤt Oehl gespeist wird. Die Commission schlaͤgt demnach vor, die Gesellschaft soll der von Hrn. Careau erfundenen Lampe ihre Approbation ertheilen, und dem Erfinder den Dank der Gesellschaft ausdruͤken. Fig. 57 zeigt den Mechanismus der Careau'schen Lampe im Frontaufrisse mit einem Durchschnitte des Pumpenstiefels und der Ventile. Fig. 58 zeigt den Mechanismus von Unten. Fig. 59 ist ein seitlicher Aufriß desselben. Fig. 60 ist ein Querdurchschnitt des Pumpenstiefels und der Steigroͤhre. Fig. 61 ist eine Platte fuͤr die Saugventile von Ihnen gesehen. Fig. 62 zeigt den Pumpenstiefel von Unten, woraus man die Canaͤle ersieht, in denen das von den Kolben ausgetriebene Oehl ausstroͤmt. a ist eine an ihrem Umfange verzahnte Trommel, an deren vierekigen Zapfen b der zum Aufziehen dienende Schluͤssel gestekt wird. c ist ein Sperrrad, welches die ruͤkgaͤngige Bewegung der Trommel, deren Welle durch den ganzen Mechanismus laͤuft, hindert. e ein Getrieb, in welches das Zahnrad der Trommel eingreift, und an dessen Welle f die beiden Excentrica g, g, welche sich in den Gabeln h, h der beiden Hebel i, i bewegen, aufgezogen sind. Jeder dieser Hebel, deren Bewegungsmittelpunkt sich in d befindet, bewegt abwechselnd einen doppelten Kolben in dem Pumpenstiefel k hin und her, und bewirkt dadurch, daß die Saugventile abwechselnd geschlossen und geoͤffnet werden. Da der Pumpenstiefel ringsum mit Oehl umgeben ist, so wird das Oehl durch die ruͤkgaͤngige Bewegung der Kolben j aufgesogen, und bei den Oeffnungen l eintreten, um dann durch die kleinen Loͤcher m, die man in Fig. 59 sieht, in die Canaͤle n, n zu gelangen, und von hier aus durch die Oeffnungen der Ventile o, die sich abwechselnd oͤffnen und schließen, in einen Raum zu treten, aus welchem es in die Steigroͤhre p emporgetrieben wird. Es erhellt, daß in Folge der Bewegungen der Hebel i, i immer je zwei der Kolben auf ein Mal einsaugen, waͤhrend die zwei anderen das Oehl austreiben, um den Docht fortwaͤhrend mit Oehl zu speisen. Hr. Careau sagt, daß er, um seine Lampe bei den lezten Bewegungen der Feder zu probiren, diese so weit herabsinken ließ, daß sie nur mehr eine einzige Bewegung zu machen hatte, und daß die Lampe dessen ungeachtet bis zum lezten Ende mit gleicher Intensitaͤt brannte. Er richtete ferner eine seiner Lampen und eine Carcel'sche so ein, daß man alles Oehl, welches jede dieser Lampen lieferte, sammeln konnte, ohne daß man den Docht anzuzuͤnden brauchte. Das Resultat war folgendes. Gaͤnzlich aufgezogen hob die Feder an der Carcel'schen Lampe stuͤndlich 26 Quentchen 6 Gran, an der Lampe Careau's hingegen 54 Quentchen 5 Gran an den Lampenschnabel empor. Um eine Umdrehung aufgezogen, d.h. zuerst um drei Umdrehungen aufgezogen und dann wieder um zwei nachgelassen, hob die erstere stuͤndlich 12 Quentchen 2 Gran, leztere hingegen 31 Quentchen 1 Gran Oehl. Betraͤgt demnach der stuͤndliche Verbrauch 10 Quentchen, so liefert die Carcel'sche Lampe bei ganzer Aufziehung etwas mehr als 2 1/2 Mal, am Ende der Aufziehung aber nur 1 1/5 Mal ihren Verbrauch an Oehl, waͤhrend an der Lampe Careau's das Verhaͤltniß 5 und 3 1/10 betraͤgt.

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