Titel: | Verbesserungen an den Ruderrädern für Schiffe, worauf sich Elijah Galloway, Ingenieur von Wellington Terrace, in der Grafschaft Surrey, am 18. August 1835 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. LXXVIII., S. 429 |
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LXXVIII.
Verbesserungen an den Ruderraͤdern
fuͤr Schiffe, worauf sich Elijah
Galloway, Ingenieur von Wellington Terrace, in der
Grafschaft Surrey, am 18. August 1835 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1836,
S. 290.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Galloway's verbesserte Ruderraͤder.
Meine Erfindung bezieht sich auf die Befestigungsweise der Schaufeln oder
Schwimmbrettchen der Ruderraͤder, und bezwekt eine vortheilhaftere Anwendung
der Kraft der Maschinen, die Beseitigung der Erschuͤtterungen, welche beim
Eintreten der Schaufeln in das Wasser Statt finden, so wie auch die
Verhuͤtung des Emporhebens einer bedeutenden Quantitaͤt Wasser beim
Austreten, wodurch der bisher unter diesen Umstaͤnden entstandene und so
nachtheilige Wasserschwall großen Theils vermieden wird.
Damit meine Erfindung vollkommen deutlich werde, und um deren Anwendung unter den
verschiedenen Verhaͤltnissen, welche die Fahrzeuge darbieten, zu erleichtern,
will ich zuerst die Zeichnung, Fig. 27,
erlaͤutern. Die Berechnung der Ruderraͤder fuͤr neue Fahrzeuge,
um zu erfahren, in welchem Verhaͤltnisse die Flaͤchenausdehnung der
Schaufeln zu der Zahl der Kolbenhube der Maschine, zu der Kraft derselben und zu der
verlangten Geschwindigkeit des Fahrzeuges zu stehen habe, muͤssen ganz auf
dieselbe Weise geschehen, wie da wo es sich um die gewoͤhnlichen, fixirten,
radialen Schaufeln handelt; anstatt daß jedoch die ganze Tiefe des Schwimmbrettchens
aus einem ungebrochenen Flaͤchenraume besteht, sind diese Brettchen oder
Schaufeln, so wie ich mich ihrer bediene, in mehrere Theile abgeschieden; und die
Anordnung dieser Theile nach dem sogleich anzudeutenden Principe ist es eigentlich,
worin meine Erfindung besteht.
Fig. 27
stellt zwei Kreise a, a und b,
b vor, von denen ersterer die von den aͤußeren und lezterer die von
den inneren Raͤndern der Schaufeln durchlaufene Bahn bezeichnet. d, e ist eine Halbmesserlinie, welche nach der
gewoͤhnlichen Befestigungsmethode der Schaufeln eine der Schaufeln eines
Ruderrades vorstellen kann. Wenn nun ein Ruderrad ein Fahrzeug mit irgend einer
gegebenen Geschwindigkeit forttreibt, so laͤßt sich ein Kreis, z.B. b, b, denken, der, wenn man dessen Umfang mit der Zahl
der in einer gegebenen Zeit vollbrachten Umgaͤnge multiplicirt, genau mit der
Distanz zusammenfaͤllt, durch welche sich das Fahrzeug innerhalb derselben
Zeit bewegte. Diese Linie soll nun meiner Ansicht nach mit dem von dem inneren Rande
der Schaufeln durchlaufenen Kreise zusammenfallen. Dieser Kreis b, b kann also, wenn sich das Fahrzeug bewegt, so
gedacht werden, als rollte oder liefe er auf der imaginaͤren horizontale
Linie c, c. Ist dieß der Fall, so wird jeder Punkt,
welcher sich in dem innerhalb des Kreises a, a
enthaltenen Flaͤchenraume befindet, bei seiner Bewegung eine Cycloide
beschreiben; und nimmt man c, c als die Linie des
Wassers, worin das Fahrzeug schwimmt, d als den Punkt,
der zuerst mit dem Punkte f in Beruͤhrung kommt,
an; und nimmt man ferner an, daß sich der Kreis b, b
laͤngs c, c fortrolle, bis er seine
gegenwaͤrtige Stellung erlangt hat, so erhaͤlt man das Segment einer
Cycloide d, f. Wuͤrde demnach an den Kreisen a, b eine Schaufel von der Curve d, f angebracht werden, so wuͤrde, wenn das Rad a, a und b, b in der
Richtung des Pfeiles umlaͤuft, die Schaufel in das Wasser eintreten und
vollkommen untergetaucht werden, wobei jeder Theil durch den Punkt f an der Wasserlinie liefe. Nach dieser
Erlaͤuterung des Principes will ich nunmehr mein Ruderrad selbst
beschreiben.
Fig. 28 ist
ein seitlicher Aufriß und Fig. 29 eine
perspektivische Ansicht eines meiner Erfindung gemaͤß gebauten Ruderrades.
g, g, g, g sind mehrere Schaufeltheile, welche
saͤmmtlich strahlenfoͤrmig von dem gemeinschaftlichen Mittelpunkte des
Ruderrades auslaufen, und in einer Curve angebracht sind, welche sich der durch die
Linie d, f in Fig. 27 bezeichneten
annaͤhert. Die Befestigung dieser Theile an dem Ruderrade geschieht mittelst
Schraubenbolzen und Schraubenmuttern, oder mit anderen wohlbekannten
Huͤlfsmitteln. Nimmt man nun an, daß sich das Ruderrad in der Richtung des
aus Fig. 28
ersichtlichen Pfeiles und mit einer solchen Geschwindigkeit bewege, daß dessen
Geschwindigkeit jener des inneren Kreises b, b
gleichkommt, so werden die zu einer Schaufel gehoͤrigen Theile oder Brettchen
bei dem Punkte f oder beinahe an demselben in das Wasser
eintreten, und nur eine sehr geringe Menge Wasser mehr verdraͤngen, als durch
das unterste Brettchen verdraͤngt wird. Auf diese Weise wird also der Verlust
an Kraft, der sich beim Eintreten eines gewoͤhnlichen radialen Schaufelrades
ergibt, und mithin auch die hiedurch erzeugte Erschuͤtterung groͤßten
Theils vermieden. Ist die Schaufel an dem Punkte der tiefsten Tauchung angelangt, so hat der
Widerstand sein Maximum erreicht; er nimmt hierauf allmaͤhlich wieder ab, bis
die Schaufel das Wasser bei j verlaͤßt, wo dann
das Wasser zwischen den offenen, zwischen den einzelnen Brettchen befindlichen
Raͤumen leichter durchfaͤllt, als dieß an dem gewoͤhnlichen
Ruderrade zu geschehen pflegt.
Obschon die wahre cycloidale Curve, wie ich sie in Fig. 27 gezeigt habe, am
vorzuͤglichsten geeignet ist, um zu bewirken, daß die zu einer Schaufel
gehoͤrigen Brettchen auf die beschriebene Weise in das Wasser eintreten; so
gibt es doch eine gewisse Graͤnze, innerhalb welcher die große Wirksamkeit
dieser Curve aufhoͤrt: d.h. wenn die ruͤkgaͤngige Bewegung der
Schaufel durch das Wasser viel groͤßer ist, als ich sie in Fig. 27 angenommen habe.
Denn es ist offenbar, daß, wenn der mit der Geschwindigkeit des Fahrzeuges
zusammenfallende Kreis nur einen halb so großen Durchmesser haͤtte, als der
Kreis a, a in Fig. 27, die unter diesen
Umstaͤnden erzeugte, durch d gehende cycloidale
Curve mit ihrem aͤußeren Ende auf den in Fig. 27 angedeuteten
Punkt l treffen wuͤrde. In diesem Falle nun
wuͤrden die Brettchen g, g, g, g, wenn sie nach
dieser Curve geordnet waͤren, bedeutend weiter von einander entfernt zu
liegen kommen, als dieß in Fig. 28 und 29 angedeutet
ist. Ich habe mich auch uͤberzeugt, daß, um an Ruderraͤdern dieser Art
das Maximum des fortschaffenden Widerstandes zu erzielen, der zwischen je zwei der
Brettchen g, g, g, g befindliche Raum nicht zu groß seyn
darf, damit dieselben nicht aufhoͤren in Verbindung mit einander zu wirken.
Ich muß ferner bemerken, daß, wenn die Cycloide eine solche ist, daß eine gerade,
von dem Durchschnittspunkte in dem Arme d an den
Durchschnittspunkt in dem Kreise f gezogene Linie mit
dem Radius d, e (d.h. d, l)
einen bedeutenden Winkel bildet, ich mich nicht auf die Cycloide beschraͤnke,
sondern daß ich die Brettchen dann so anbringe, daß sie sich naͤher an
einander befinden, als wenn sie in der Richtung von d
nach l angebracht wuͤrden.
Ich beschraͤnke mich demnach keineswegs auf die Cycloide d, f, obschon diese unter den hier angegebenen
Umstaͤnden die vorteilhafteste seyn duͤrfte; denn ich weiß sehr wohl,
daß, wenn die Brettchen in einer Curve oder in einer Linie angebracht
wuͤrden, die einen kleineren Winkel als d, f
gegen d, e machte, die Wirkung dennoch groͤßer
seyn wuͤrde als an der gewoͤhnlichen Ruderschaufel. Wenn sich die
Cycloide daher von d bis l
erstrekte, so wuͤrde, wenn auch g, g, g, g in
einer Linie angebracht wuͤrde, die einen kleineren Winkel mit d, e bildete als dieß mit der Linie d, l der Fall ist, eine derlei Anordnung der Schaufel
doch in den Bereich meiner Patentanspruͤche gehoͤren.
Es wurde mir seit der Unterzeichnung meines Patentes allerdings bekannt, daß Joshua Field Esq. von Lambeth einige Jahre vor mir an dem
kleinen, ihm oder seinen Compagnons gehoͤrigen Fahrzeuge „the Endeavour“ Versuche mit einem
Ruderrade anstellte, dessen Schaufeln oder Schwimmbrettchen in mehrere Theile
getheilt waren. Diese Brettchen waren jedoch nicht nach dem Principe, welches meiner
Erfindung eigentlich zum Grunde liegt, angebracht; auch wurde der Versuch, wie ich
hoͤrte, und wie ich der Beschaffenheit des Baues der Raͤder
gemaͤß sehr wohl glaube, fuͤr mißlungen erklaͤrt. Ich
erwaͤhne daher dieses Versuches auch bloß, um zu zeigen, daß ich keineswegs
die Anwendung von Ruderraͤdern, deren Schaufeln in mehrere Theile getheilt
sind, als mein ausschließliches Privilegium in Anspruch nehme, ausgenommen diese
Theile sind nach dem hier beschriebenen Principe geordnet und befestigt. Um den
Unterschied zwischen einem nach meiner Erfindung gebauten und dem von Hrn. Field erprobten Ruderrade noch auffallender zu machen,
habe ich in Fig.
30 einen Theil des Rades, so wie es an dem Fahrzeuge Endeavour versucht
worden ist, abgebildet.
Schließlich erklaͤre ich nur noch, daß ich auf die verschiedenen hier
beschriebenen Theile der Ruderraͤder, welche bereits bekannt sind, keine
Anspruͤche gruͤnde, ausgenommen man verbindet sie nach der angegebenen
Art und Weise zu einem Ruderrade.