Titel: Ueber die Baumwollwaaren-Fabrication in Frankreich.
Fundstelle: Band 61, Jahrgang 1836, Nr. LXXXV., S. 465
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LXXXV. Ueber die Baumwollwaaren-Fabrication in Frankreich. (Fortsezung von H. 5, S. 399 dieses Bandes.) Ueber die Baumwollwaaren-Fabrication in Frankreich. 3. Auszuͤge aus den Aussagen des Hrn. Henry Barbet, Abgeordneten der Handelskammer von Rouen. Ich erzeuge jaͤhrlich 40 bis 50,000 Stuͤke zu 33 Ellen im Werthe von 2 bis 2 1/2 Mill. Fr., je nach der Mode und dem danach wechselnden Preise. Seit der Gruͤndung mag ich gegen 3 Mill. Fr. in meine Fabriken gestekt haben; gegenwaͤrtig koͤnnte ich sie aber kaum hoͤher als fuͤr 300,000 Fr. verkaufen. Mein Betriebscapital betraͤgt 6 bis 800,000 Fr. Ich beschaͤftige gegen 400 Arbeiter, von denen die Kinder 12 bis 20 Sous, die Weiber 25 bis 28 Sous, und die Maͤnner 40 bis 45 Sous verdienen. Die meisten arbeiten nach dem Taglohne. Wir haben aber auch Arbeiter, die nach dem Stuͤke arbeiten, und die fuͤr jede Farbe einen bestimmten Preis haben; von diesen kann ein Vordruker des Tages 6 bis 8 Fr., einer, der die Beizen eindrukt, 3 bis 5 Fr., und ein Holzmodelstecher 4 1/2 bis 5 Fr. verdienen. Das Stuͤk Calico zu 33 Ellen und von 3 bis 4 Kilogr. Gewicht kostet mich 25 bis 30 Fr.; dieß macht also fuͤr meine 50,000 Stuͤk 1 1/2 Mill. Fr.; die allgemeinen Kosten lassen sich auf 130,000 Fr. anschlagen; der Arbeitslohn auf 180,000 Fr.; die Farbstoffe auf 140,000 Fr. Im Departement der unteren Seine bestehen 60 bis 70 Fabriken, welche zusammen 1,100,000 Stuͤke im Werthe von beilaͤufig 40 Mill. Fr. liefern. Das liegende Capital mag gegen 11 1/2, das Betriebscapital gegen 13 Mill. Fr. betragen. Die Fabricate zerfallen in ordinaͤre und in feine Indiennen; die Preise betragen von 1 Fr. bis zu 2 Fr. 75 Cent, die Elle; die ordinaͤre Waare ist jedoch weit die vorherrschende, weßhalb man denn fuͤr jedes Stuͤk zu 33 Ellen einen mittleren Preis von 36 Fr. annehmen kann. Die Fabrication beschaͤftigt gegen 11,000 Arbeiter, wovon 1/7 Weiber und 1/4 Kinder. Die Verdienste sind die eben angegebenen, und damit lebt der groͤßte Theil unserer Leute ziemlich gut, da sie an Ordnung gewoͤhnt sind. Die Sparkassen zeigten sich als sehr vortheilhaft. Um unsere Fabrication im Allgemeinen mit der englischen zu vergleichen, will ich eine Drukerei, die jaͤhrlich 50,000 Stuͤk liefert, zu Grund legen. Eine solche Fabrik kostet in Frankreich 300,000, in England nur 200,000 Fr.; ihr Mobiliar kommt in Frankreich auf 150,000, in England auf 70,000 Fr.; die jaͤhrlichen Kosten an Interessen, Abnuͤzung, Brennmaterial, Zoͤllen betragen in Frankreich 182,500, in England nur 74,750 Fr. Der Englaͤnder macht daher schon einen bedeutenden Gewinn, wenn er seine Waaren um den Gestehungspreis der franzoͤsischen Fabriken verkauft; besonders wenn man bedenkt, daß viele englische Fabriken 2 bis 300,000 St. fabriciren, und einige noch weit mehr. Wir beziehen unsere Steinkohle von Mons; denn wegen unseren Mautheinrichtungen steht die englische Steinkohle in Rouen, der guͤnstigen Lage unseres Ortes ungeachtet, hoͤher im Preise, als in irgend einem anderen Hafen. Die englische Steinkohle zahlt 1 Fr. 10 Cent. Zoll, die belgische nur 33 Cent. per Hectoliter. Da wir doch keine Steinkohlen von Auzin oder Saint-Etienne beziehen, so wuͤrde die freie Einfuhr der englischen Kohle uns großen Nuzen bringen, ohne unseren Gruben zu schaden. Der Unterschied im Preise zwischen den englischen Indiennen und jenen von Rouen betraͤgt 30 bis 40 Proc. Die Indiennen-Fabrication hat sich seit 20 Jahren sehr bei uns vermehrt, und wird wahrscheinlich noch hoͤher steigen, waͤhrend nach sogenannten Rouennerien weniger Nachfrage ist. Die Preise sind seit dem Jahre 1824 bedeutend gesunken, und betragen gegenwaͤrtig kaum mehr den vierten Theil der damaligen Summe. Unsere Artikel sind im Ganzen wohlfeiler als die Fabrikate von Muͤlhausen; denn 4/5 unserer Fabrication besteht in ordinaͤrer Waare; die Artikel mit 4–5 Farben koͤnnen wir dagegen kaum so wohlfeil stellen, wie die Elsaͤsser, da bei uns der Arbeitslohn hoͤher steht. Unser Absaz findet zunaͤchst hauptsaͤchlich in Paris und dann in ganz Frankreich Statt. Unsere Ausfuhr wird im Werthe zu 55 Mill. Fr. angegeben; dieß ist jedoch zuverlaͤssig uͤbertrieben, indem die Preise hoͤher angegeben werden, nicht um eine hoͤhere Praͤmie zu erlangen, da diese nach dem Gewichte bezahlt wird, sondern damit die Capitaͤne und deren Supercargos nicht genau erfahren, welchen Werth die Waare hat. Die ausgefuͤhrten Artikel sind beinahe durchaus neu, mit Ausnahme dessen, was in unsere Colonien geht; denn unsere ordinaͤre Waare kann die englische Concurrenz nicht aushalten, und wenn ja eine Speculation gelingt, so faͤllt die naͤchste so ungluͤklich aus, daß man gern fuͤr die Zukunft absteht. Man hat von unseren Ausfuhren nach England von Ende 1830 bis Mitte 1831 gesprochen; die Thatsache ist allerdings richtig; allein eben so wahr ist, daß unsere Fabriken damals am Punkte waren, zu Grunde zu gehen, lind daß die Arbeiter bei taͤglich 20stuͤndiger Arbeit kaum so viel verdienten, als sie brauchten, um leben zu koͤnnen. Die Regierung strekte der Industrie damals 30 Mill. Fr. vor; sie weiß selbst, wie viel sie seither davon zuruͤk erhielt. Gegenwaͤrtig werden meines Wissens beinahe gar keine gedrukten Waaren nach Frankreich geschmuggelt. Das Verbot kann aber meiner Ansicht nach noch nicht ohne große Nachtheile fuͤr unsere Industrie, durch einen Schuzzoll ersezt werden; denn die Englaͤnder wuͤrden bald den franzoͤsischen Geschmak studiren, und Massen von Waaren fuͤr unseren Markt fabriciren. Die Englaͤnder besizen alle Mittel, die man verlangen kann, um fuͤr den moͤglich niedrigsten Preis zu fabriciren; wir dagegen sind noch sehr weit, hievon entferne. Oeffnen wir unsere Graͤnzen, so werden die Englaͤnder ihren Ueberschuß auf unsere Maͤrkte werfen und ihn da um jeden Preis losschlagen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß nach mehreren glaͤnzenden Jahren immer eine Krisis folgt; einige Fabrikanten wissen ihr durch Beschraͤnkung ihrer Fabrication zu begegnen, immer ist aber der Ueberschuß nach ein Paar Monaten Unterdruͤkung aufgezehrt, die Nachfragen erneuern sich und der Fabrikant erholt sich wieder. Was wird aber werden, wenn gerade im Augenblike des Wiederaufbluͤhens große Mengen fremder Waare auf unsere Maͤrkte geworfen werden? Man kann uns kein einziges Beispiel anfuͤhren, wo der Handel eines Volkes unter dem Systeme der Handelsfreiheit eine große Ausdehnung erlangt haͤtte. Man sehe nur Portugal, welches vor dem Vertrage mit England bluͤhende Wollzeug-Fabriken besaß, von denen gegenwaͤrtig auch nicht eine Spur mehr zu finden ist, und an deren Stelle das groͤßte Elend trat; man sehe Spanien, Rußland, Deutschland; ja man sehe nur, welche nachtheilige Folgen im Jahre 1786 der mit England abgeschlossene Handelsvertrag fuͤr Frankreich hatte. Will man mir entgegnen, daß Frankreich denn doch immer noch eine nicht unbedeutende Menge gedrukter Waaren auf verschiedene Maͤrkte fuͤhrt, und daselbst mit den Englaͤndern Concurrenz haͤlt, so muß ich bemerken, daß dieß lediglich Gegenstaͤnde der Mode und ganz feine Waaren sind, in denen wir allerdings, da wir uͤberall die Moden machen, den Vorzug haben, und zwar um so mehr, da sich diese Fabricate eben so sehr durch die Dessins als durch den Glanz der Farben auszeichnen. Allein man hebe das Verbot nur auf, und die Sache wird sich bald anders gestalten, weil dann manche Kaͤufer, um Artikel zu haben, die ihre Collegen nicht besizen, ihre Dessins in England ausfuͤhren lassen wuͤrden. Die Fabricate Rouens bestehen uͤberdieß zu 3/6 aus ordinaͤrer Waare, und davon wird nur nach Spanien eine geringe Quantitaͤt ausgefuͤhrt. Uebrigens haben wir England nicht allein zu fuͤrchten, sondern auch die Schweiz, die uns, wenn nicht in der Qualitaͤt, so doch in den Preisen den Rang streitig macht, und die unter den guͤnstigsten Verhaͤltnissen arbeitet. Der Schweizer zahlt keine Steuern, und braucht nicht so viel zu verdienen, als unsere Arbeiter, um gluͤklich zu seyn; er lebt im Durchschnitte mit 2 Fr. eben so gut, wie der franzoͤsische Arbeiter mit 8 Fr. Will man das Loos unserer Arbeiter verbessern, so bedarf es nicht der Erlaubniß der Einfuhr fremder Waaren; man verseze unsere Industrie nur unter guͤnstigere Umstaͤnde; man eroͤffne ihr im Inneren zahlreiche und wohlfeile Communicationsmittel; man vermindere die Zoͤlle der Schifffahrt; man untersuche, welche Rohstoffe wohlfeiler zugelassen werden koͤnnen; und man sorge dafuͤr, daß unsere Erzeugnisse im Auslande nicht hoͤher besteuert werden, als jene anderer Nationen. Wie kann man uns einen hinreichenden Schuzzoll gewaͤhren, wenn der Unterschied zwischen unseren und den englischen Fabrikationskosten mit Einschluß der hoͤheren Preise der Spinnerei und Weberei 30 bis 40 Proc. betraͤgt? Und worauf wollte man den Zoll basiren? Nimmt man das Gewicht, so muͤßte man das wohlfeile Fabricat so theuer vermauthen, wie das theurere, und die Folge wuͤrde seyn, daß ersteres geschmuggelt wird; und nimmt man den Werth, so fraͤgt sich wer diesen bestimmen soll, und wer die noͤthigen Kategorien zu machen im Stande ist, um zu einem etwas billigen Resultate zu gelangen? Man bedenke nur, daß es sich um mehr dann 50 verschiedene Artikel handelt, deren Werth mit jedem Tage wechselt, und deren wirklicher Werth nur gering ist, indem die Mode allein den Preis macht. Was die belgische Fabrikation betrifft, so hat sie seit der Trennung Hollands bedeutend gelitten. Es bestehen nur noch einige wenige Fabriken, die mit Vortheil gemeine Walzendrukwaare liefern; wahrscheinlich duͤrften sie sich aber, wenn sie sich ein Mal neue Absazwege gebahnt haben werden, bedeutend heben, da Belgien wegen seines Ueberflusses an Steinkohlen und Eisen gut gelegen ist, und auch große Capitalisten besizt. Ich bemerke schließlich nur, daß ich sehr bedaure, daß jene Leute, die in ihren Schriften so sehr gegen das gegenwaͤrtige System eiferten, nicht vor der Commission erschienen; denn haͤtten sie uns anstatt ihrer auf lauter Wahrscheinlichkeiten gegruͤndeten Theorie Thatsachen vorgelegt, so wuͤrden wir im Stande gewesen seyn ihnen zu antworten. Man behandelt uns als Privilegirte, waͤhrend doch jeder Franzose eben so viel thun kann als wir. Wir sprechen weniger fuͤr uns, als fuͤr unsere Arbeiter und fuͤr Frankreich; wir koͤnnen unsere Fabriken allenfalls schließen, wer wird aber unsere Arbeiter dann ernaͤhren? Dieß sollte man wohl bedenken, bevor man ein neues System einzufuͤhren sucht. 4. Auszuͤge aus den Aussagen des Hrn. F. Keittinger-Turgis, Abgeordneten der Fabrikanten von Rouen. Ich fabricire jaͤhrlich gegen 40,000 Stuͤke; meine Gebaͤude lassen sich auf 200,000 Fr., die Geraͤthschaften auf 150,000 Fr. und das Betriebscapital auf 600,000 Fr. anschlagen. Ich druke beinahe durchaus mit Maschinen und beschaͤftige daher nur gegen 200 Arbeiter. Meine Maschinen sind saͤmmtlich in Frankreich gebaut, und werden durch Wasserkraft getrieben; die englischen Maschinen sind zwar wohlfeiler als die unserigen, mit Einschluß des Transportes und des Zolles kommen sie aber eben so hoch, als die franzoͤsischen. Ich verbrauche fuͤr 30,000 Fr. Steinkohle, die ich von Mons und aus England beziehe. Folgende Zusammenstellung zeigt, um wie viel eine fuͤr 50,000 Stuͤke eingerichtete Fabrik in Frankreich im Nachtheile gegen England steht, wobei die Interessen in Frankreich zu 5, in England hingegen zu 4 Procent gerechnet sind.   Frankreich. England.   Capital. Allgemeine   Kosten. Capital. Allgemeine   Kosten. Bau der Fabrik, der Magazine und     der Wohngebaͤude    300,000    15,000 300,000   12,000 Geraͤthschaften mit Einschluß einer     Maschine von 12 Pferdekraͤften    150,000      7,500   75,000     3,000 Abnuͤzung und Unterhaltung der     Geraͤthe zu 10 Proc.    15,000     7,500 Betriebscapital    600,000    30,000 400,000   12,000 12,000 Hectoliter Steinkohlen    45,000   12,000 ––––––––––––––––––––––––––––––– 1,050,000 112,500 775,000   46,500 Dabei ist noch nicht in Anschlag gebracht, um wie viel England viele der noͤthigen Farbstoffe und anderer zur Fabrication noͤthigen Artikel wohlfeiler bezieht, als wir. Der Arbeitslohn ist in England etwas hoͤher, als bei uns; dieß wird jedoch dadurch ausgeglichen, daß man in England mehr mit Maschinen und mit besseren Maschinen arbeitet; auch kommt daselbst beim Sinken des Arbeitslohnes die Armentare zu Huͤlfe. In Frankreich ist der Fabrikant oͤfter gezwungen wegen Mangel an Absaz weniger zu erzeugen, als die Einrichtung seiner Fabrik zulaͤßt, wodurch nothwendig die Kosten hoͤher ausfallen; in England hingegen, wo die Absazwege so zahlreich sind, wird die voraus in Anschlag gebrachte Quantitaͤt gewoͤhnlich uͤberschritten. In England erzeugen die kleinsten Fabriken jaͤhrlich 50,000, die groͤßten dagegen eine Million Stuͤke, deren Anzahl sie selbst auf 1 1/2 Mill. zu steigern im Stande sind; in Frankreich erzeugen die kleinsten Fabriken 5000 und die groͤßten nur 80,000 Stuͤke des Jahres. Die 40,000 Stuͤke, welche ich druke, repraͤsentiren einen Werth von 1,800,000 Fr., davon kommen 11 bis 1,200,000 Fr. auf die rohen Calicos, so daß nur 600,000 fuͤr die ganze Drukerei bleiben. Die Calicos beziehe ich zu gleichen Theilen aus Elsaß und aus dem Dept. der unteren Seine zu einem Durchschnittspreise von 27 bis 28 Fr. per Stuͤk; meine Indiennen gelten im Durchschnitte 45 bis 46 Fr. per Stuͤk. Der kleinste Theil meiner Fabricate wird ausgefuͤhrt; uͤberhaupt gruͤndet sich unsere Ausfuhr lediglich darauf, daß wir den Geschmak der Consumenten reizen. Auch habe ich, wenn ich in das Ausland verkaufte, beinahe mehr als den Gewinn geopfert, bloß um meines Ueberschusses los zu werden; denn ich verkaufe lieber im Auslande mit Schaden, als daß ich den eigenen Markt verderbe. Ich habe die Bemerkung gemacht, daß die Ausfuhr schwerer geht, seit ein Theil der Praͤmie zuruͤkgezogen ward. Ich glaube, daß durch die Aufhebung des Verbotes unser Markt unseren Rivalen Preis gegeben werden wuͤrde, da diese, wie ich zeigte, um Vieles wohlfeiler fabriciren als wir. Sezt man niedrige Zoͤlle fest, so schuͤzen sie uns nicht; und fixirt man sie sehr hoch, so werden sie umgangen werden. Lezteres wird bei den Indiennen geschehen, deren Zoll nicht unter 40 Proc. betragen koͤnnte, indem schon die rohen Calicos in Frankreich um 30 Proc. theurer sind, als in England. Der Nachtheil, der aus einer Systems-Veraͤnderung erwachsen muͤßte, wuͤrde uͤbrigens nicht bloß unsere 10,000 Arbeiter, sondern auch die 80,000 Spinner, Weber etc., die wir indirect beschaͤftigen, treffen. Um den Schmuggelhandel auch im Inneren verfolgen zu koͤnnen, spricht man uns von Marken und Bleien, womit die fremden Waaren beim Eintritte versehen werden sollen; allein diese Marken werden nicht nur nachgemacht werden, sondern diejenigen, welche die Marken in Haͤnden haben, werden damit Handel treiben, und wenn dieß ja entdekt wird, so ist der Nachtheil bereits eingetreten und unverbesserlich, wenn man diese Betruͤger auch zur Strafe bringen koͤnnte. Ich erlaube mir noch eine Bemerkung, welche speciell die Indiennenfabrication betrifft. Der Lohn unserer Arbeiter steht auf gehoͤriger Hoͤhe, weil die Mode bei uns eine große Gewalt uͤbt, und in jeder Saison schnell bedient seyn will. Sie ist die Hauptquelle der Wohlfahrt unserer Fabriken und des Wohlbehagens unserer Arbeiter; die erste Wirkung einer Systemsaͤnderung waͤre der Verlust dieser Vortheile, der folgender Maßen kommen wuͤrde. Unsere großen Pariser Niederlagen treiben so zu sagen mit den Modeartikeln ein Monopol; sie sind die Vermittler zwischen den Fabrikanten, denen sie in jeder Saison durch bedeutende Auftraͤge fuͤr mehrere Monate Arbeit sichern, und jenen Haͤndlern, die ihre Waaren aus zweiter Hand beziehen, und denen sie große Sortimente bieten. Wird das Verbot aufgehoben, so liegt es im Interesse dieser großen Monopolisten ihre Auftraͤge und ihren Geschmak nach England zu richten, indem sie sie von dort aus bei der Groͤße der dortigen Anstalten wohlfeiler und schneller realisirt bekommen werden. Mithin werden gerade diejenigen, die gegenwaͤrtig unsere Fabriken unterhalten und beleben, bei der Aufhebung des Verbotes ein Interesse haben uns zu Grunde zu richten. Man vergesse nur ja nicht, daß die Indiennen im Allgemeinen und namentlich die Modewaaren hauptsaͤchlich einen idealen Werth haben, und daß der Fabrikant gerade oft jene Artikel, auf die er am meisten rechnet, mit Verlust verkaufen muß. Der Fabrikant, der die Mode fuͤr sich hat, gewinnt; der, der ihr nicht folgt, verliert; weßhalb denn zum Gelingen eben so viel Klugheit als Geschmak erforderlich ist. Die Englaͤnder, welche vielerlei Gegenden, in denen mancherlei Moden herrschen, ausbeuten, befinden sich in dieser Hinsicht gleichfalls unter weit guͤnstigeren Umstaͤnden; denn sie koͤnnen oft der einen Gegend zuwenden, was in einer anderen gewiß nicht gehen wuͤrde. In Frankreich muß der Artikel, bei dem man sich getaͤuscht hat, fuͤr den Preis des rohen Calico's weggegeben werden. Um zu zeigen wie verlaͤumderisch man gegen uns verfaͤhrt, wenn man uns fuͤr Monopolisten, die keine Fortschritte in ihrem Fache machten, erklaͤrt, brauche ich gewiß nur zu versichern, daß wir lediglich durch die Nationalconcurrenz angetrieben gegen das Jahr 1818 um 200 Proc. wohlfeiler fabriciren. Im Jahre 1818 zahlte die Elle Krapplilas 1 Fr. 20 Cent. Druk, gegenwaͤrtig zahlt sie nur mehr 40 Cent.; eine Elle aͤchtes Blau und Weiß zahlte 1 Fr. Druk, jezt nur 35 und sogar 30 Cent.; eine Elle Rostfarb zahlte 80 Cent. Druk, und wird jezt mit 15 Cents berichtigt, u.s.f. durch alle Farben. Jeder Tag bringt neue Fortschritte; die heimische Concurrenz ist groß, allein wir kaͤmpfen gern mit ihr, denn wir kaͤmpfen hier mit gleichen Waffen, unter gleichen Verhaͤltnissen und zum Besten des Vaterlandes. (Fortsezung folgt.)