Titel: Ueber die durch Einführung der erhizten Gebläseluft bei den verschiedenen Eisenfabricationsprocessen herbeigeführten Veränderungen, von Wachler.
Fundstelle: Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LX., S. 269
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LX. Ueber die durch Einfuͤhrung der erhizten Geblaͤseluft bei den verschiedenen Eisenfabricationsprocessen herbeigefuͤhrten Veraͤnderungen, von Wachler. [Wachler, uͤber die Anwendung erhizter Geblaͤseluft.] A. Hohofenbetrieb. Die erhizte Luft erhoͤht uͤberhaupt die chemische Reaction im Hohofen, daher die fluͤssigere, wenig Eisenoxydul, fast nie Eisenkoͤrner enthaltende Schlake, reinere Ausscheidung des Eisens. Die hohe, stets gleiche Temperatur, welche zugleich auch das Ansezen von Frischeisen und uͤberhaupt große Verunreinigung der Formen hindert, bewirkt, daß selbst uͤber 200° die kupfernen Formen sich eben so gut, ja bei Aufmerksamkeit der Schmelzer selbst besser halten, wie bei kalter Geblaͤseluft. Die in anderer Ruͤksicht sehr unbequemen Wasserformen sind nicht noͤthig. Nach den Erfahrungen zu Malapane kann ein Verbrennen der Formen nur durch Unachtsamkeit vorkommen; selbst das Umformen wird seltener noͤthig als bei kaltem Winde; naͤmlich bei Holzkohlenhohoͤfen; – bei den Kohkshohoͤfen trat, vielleicht wegen des Bleigehalts der Beschikung, schon bei etwas uͤber 140° haͤufiger Formbrand ein. Wegen der uͤberfluͤssigen Schlake in den (selbst bei uͤbergaarem Gange) seltenen Versezungen ist die Arbeit im Gestell leicht. Unverbrannte Kohlen kommen in viel geringerer Menge vor. Die Kohlenersparung betrug in Malapane (wo man 4/5 kieselthonreiche Brauneisenerze von 24 Proc. und 1/5 Sphaͤrosiderite von 38 bis 40 Proc. mit Holzkohlen verschmilzt) circa 25 Proc., die Ersparung an Flußkalk 11 Proc. Bei Kohkshohoͤfen sind die Vortheile viel geringer. Man sezt woͤchentlich 47 bis 50 Gichten weniger durch; die gleiche Kohksgicht traͤgt nur 1 Centner Erz mehr, das vermehrte Ausbringen ist gering; ohne Beruͤksichtigung der Staubkohlen zu Feuerung der Apparate erspart man nur 13,7 Proc. Brennmaterial. Die Gichtflamme ist bedeutend schwacher, meist dunkelroth und blau gestreift, selten noch gelblichweiße Streifen zeigend. Der Gichtengang erfolgt ohne Ruͤken. Das Schachtfutter gluͤht nicht und ist bei zinkhaltiger Beschikung mit Zinkoxyd belegt. Also oben Abkuͤhlung im Gegensaze zu der außerordentlichen Temperaturerhoͤhung im unteren Theile des Ofens bis zum Kohlensak. Daher haͤlt der Kernschacht bis zur Rast jezt recht gut die doppelte Zahl von Huͤttenreisen aus, als sonst, waͤhrend die Rast und das Gestell weit mehr, obgleich keineswegs starker als bei kalter Luft, angegriffen werden. Die heiße Luft fuͤhrt also durchaus keine Nachtheile fuͤr die Haltbarkeit des Zustellungsmaterials herbei, sondern das Gegentheil. Da der heiße Raum im Ofen niedriger ist, so gelangt man auch beim Anblasen viel schneller zum vollen Erzsaze und zu dem Maximum der woͤchentlichen Production. Das Eisen laͤßt sich schon vom ersten Guß an zu allen Gußwaaren verwenden. – Der Gang des Ofens ist gleichfoͤrmiger und weniger empfindlich gegen Unregelmaͤßigkeiten von Seiten der Erzaufgeber. Sehr auffallend ist die Schnelligkeit, mit der man, um weißes Eisen zu beschaffen, durch starkes Uebersezen des Ofens bei heißer Geblaͤseluft (namentlich wenn die Windtemperatur regulirt werden kann) einen absichtlichen Rohgang erzeugen und wieder in den fruͤheren Gang zuruͤkkehren kann. Es erklaͤrt sich dieß leicht folgender Maßen: das bis zur Gicht stark ergluͤhte Kernfutter beim Betriebe mit kalter Luft laͤßt die ersten scharf gesezten Gichten ohne Wirkung und zwar so lange voruͤber gehen, als dieß auf Unkosten der vom Schachte zu absorbiren moͤglichen Hize geschehen kann; wird der Schacht aber in so hohem Grade abgekuͤhlt, daß die Vorbereitung der Gichten nicht Statt finden koͤnnte, so war dem scharfen Gange auch nicht eher eine Glaͤnze zu sezen, als bis der Schacht seine fruͤhere Temperatur vollstaͤndig wieder erlangt haͤtte, welches natuͤrlich nur allein auf Unkosten der leichten Gichten und langsam erfolgen koͤnnte. Bei dem heißen Winde ist der von den Gichten zu durchlaufende Raum zwar derselbe, aber die Absorption der Hize darf nur in einer geringen Hoͤhe und in einem geringeren Grade erfolgen, um den Zwek zu erreichen, und eben so die Herstellung des fruͤheren Zustandes. Eine Veraͤnderung in den Ofendimensionen und der Windfuͤhrung ist in Malapane nicht noͤthig geworden. Nur die Pressung des Windes erscheint gegen fruͤher gesteigert. Die von anderen Werken als sehr wichtig befundenen weiteren Duͤsen hat man auch in Malapane versucht; die Folge war aber eine weniger reine Schmelzung und ein geringeres Ausbringen, daher man zu den fruͤheren Dimensionen zuruͤkkehrte. Ueber diesen scheinbaren Widerspruch erklaͤrt sich der Verf. in folgender Art: Man bedenke, daß das jezt bei heißem Winde in Anwendung kommende Windquantum verhaͤltnißmaͤßig dasselbe ist, welches fruͤher bei kaltem Winde und bei Kohlengichten von 21 1/3 Kubikfuß verbraucht ward, indem man bei erhoͤhtem Erzsaz jezt nur Gichten von 16 K.' Kohlen anwendet, welche den durch die Erhizung des Windes schneller und in groͤßeren Massen zugefuͤhrten Sauerstoff zu consumiren haben. Vergleicht man die fruͤhere und die jezige Windmenge, welche dem Ofen durch beide Duͤsen zugefuͤhrt wird, so ergibt sich, daß der Ofen bei kaltem Winde, bei 1 5/8zoͤlligen Duͤsen und bei 1 Pfd. Pressung, etwa 560 K.' Wind erhielt, waͤhrend er jezt, bei 1/4 dem Volumen nach verminderten Kohlengichten, bei gleicher Duͤsenweite, aber etwas hoͤherer als 1 1/4 Pfd. Pressung, bei 180 Grad Erhizung, etwa 717 Kubikfuß erhizten oder 470 Kubikfuß Wind von atmosphaͤrischer Dichtigkeit zugefuͤhrt bekommt, folglich etwa 90 Kubikfuß oder 1/5 kalte Luft weniger als fruͤher. – Es scheint sich also die Ansicht Berthier's zu bestaͤtigen, daß die erhoͤhte Wirkung des heißen Windes nicht in der Statt findenden groͤßeren Ausflußgeschwindigkeit desselben zu suchen sey, und eben so wenig kann die bloße Temperaturerhoͤhung der Luft an sich als Grund des guten Effects angesehen werden, sondern man muß mir Berthier annehmen, daß die Luft bei einem gewissen Hizgrade eine groͤßere Neigung besizt, ihren Sauerstoffgehalt abzugehen, daß demnach eine bei weitem vollstaͤndigere Entsauerstoffung der Luft im Schmelzraume Statt finde. Es muß aber auch das Verhaͤltniß in welchem der erhizte Wind zu dem kalten steht, ebenfalls noch beruͤksichtigt werden, welches wohl noch nicht in dem erforderlichen Grade geschehen ist. Der Wind, welcher dem Ofen zugefuͤhrt wird, wird eine mit der Erhizung, welche derselbe erleidet, im Verhaͤltniß stehende groͤßere Geschwindigkeit erlangen, folglich auch eine groͤßere Pressung bekommen. Ist bei 0 Grad Temperatur die Pressung 3/4 Pfd. auf den Quadratzoll Duͤsenflaͤche, so betraͤgt dieselbe bei 150 Grad Erhizung schon etwa 1,25 Pfd., und ist folglich die Geschwindigkeit der ausstroͤmenden Luft bei 0 Grad und obiger Pressung etwa 264 Fuß, so betraͤgt sie bei 150 Grad Erhizung schon 463 Fuß. Es ist daher das ausstroͤmende Windquantum, auf eine Temperatur von 0 Grad reducirt, bei gleichbleibendem Geblaͤsewechsel und unter Beibehaltung gleicher Duͤsen, bei einer Erhizung des Windes bis auf 150 Grad zwar ganz dasselbe, als bei einer Temperatur von 0 Grad; allein die Geschwindigkeit des erhizten Windes ist ungleich groͤßer als die des kalten, und diese Geschwindigkeit steht mit der erhoͤhten Pressung des ersteren im Verhaͤltniß. Es leuchtet hieraus ein, daß bei Anwendung von heißeren Duͤsen, aber bei derselben Pressung des heißen wie des kalten Windes, in gleichen Zeitraͤumen nur die von der Temperatur abhaͤngigen Quantitaͤten Luft, auf 0 Grad Temperatur reducirt, dem Ofen zugefuͤhrt werden koͤnnen, so daß die Weite der Duͤsen an sich nichts entscheidet. In Malapane wurden die Kohlengichten um 1/5 verringert, daher das Aufbringen und der Transport erleichtert; die kleineren Gichten trugen aber 1/2 Cntr. Erz mehr, als fruͤher die großen; daher, troz der etwas geringeren Zahl der in 24 Stunden niedergehenden Gichten, vermehrtes Ausbringen gegen fruͤher. Ein Uebelstand in Malapane ist der, daß der von den zink- und bleihaltigen Erzen herruͤhrende Ofenbruch sich jezt nicht bloß am oberen Kernfutter unter dem Gichtenwechsel, sondern ziemlich weit herab anlegt. Man muß daher zuweilen auf einige Zeit den Betrieb mit kalter Luft herstellen, wobei sich das reducirte Zink, da die Hize im oberen Schachte zunimmt, in dichten Dampfwolken zu verfluͤchtigen beginnt, wodurch aber der Ofen oft in einen recht gefaͤhrlichen Zustand versezt werden kann. Dieser Uebelstand ist bei Holzkohlenoͤfen weniger, dagegen bei Kohkshohoͤfen meist sehr gefaͤhrlich. Die große Weite der Kohlensaͤke bei den Kohksoͤfen, die Strengfluͤssigkeit und der bedeutende Blei- und Zinkgehalt der Erze, welche auf den Kohksoͤfen in Oberschlesien verschmolzen werden, haben gelehrt, daß sich die Hize im Schachte allmaͤhlig in hohem Grade verringert, daß der Gichtengang bis auf 15 und 18 in 12 Stunden abnimmt, daß das Roheisen, bei großer Gaare und selbst bei Graphitausscheidung, stets von feinem dichten Korn wenig haltbar sich zeigt, und daß es beim Fließen starke bleiische Daͤmpfe ausstoͤßt. Treten diese Kennzeichen der Hizabnahme des Schachtkoͤrpers in einem hohen Grade hervor, so wird zum Blasen mit kalter Luft geschritten, um die oberen Theile des Schachtes wieder starker zu erhizen. Allein auch selbst dieses einzig uͤbrig bleibende Mittel ist immer ein gefaͤhrliches, und um so mehr, je hoͤher die Temperatur des Windes vorher gewesen ist. Denn außerdem, daß in dem Augenblike, wo das Blasen mit heißer Luft eingestellt und der kalte Wind durch die Formen gefuͤhrt wird, fuͤr diesen lezteren die zur Schmelzung gelangenden Beschikungsmassen in den oberen Hoͤhen des Schachtraumes noch nicht gehoͤrig vorbereitet sind, veranlaßt auch der Ansaz von bleiischen und zinkischen Ofenbruͤchen an den Schachtwaͤnden, die sich zuweilen bis an die Rast hinab erstreken moͤgen, eine sehr schwere Arbeit, welche durch die Abkuͤhlung bei dem Verfluͤchtigen dieser Ansaͤze noch vermehrt wird. Deßhalb dampft es aus dem Vorherde und aus der Gicht so stark, daß Jeder, der mit diesen Erscheinungen nicht bekannt ist, zu der Vermuthung veranlaßt werden koͤnnte, als ob die ganze Beschikung aus reinem Galmei bestehe. Erst nach einigen Wochen gibt sich die durch kalten Wind bewirkte groͤßere Hize im oberen Schachte des Ofens durch schnelleren Gichtgang, hizigeres und grobkoͤrnigeres Eisen u.s.w. zu erkennen, und es kann dann wieder, bei langsamer Steigerung des Erzsazes, der Betrieb mit heißem Winde beginnen. Erst dann, als man bei den Kohkshohoͤfen auf Anwendung einer Windtemperatur von 150 bis 170 Grad Verzicht leistete, und nur eine mindere von 70 bis 100 Grad anwendete, minderten sich diese Zufaͤlle und der Gang blieb gleichfoͤrmig gut. Ein anderer Uebelstand bei Anwendung der heißen Luft, welcher nicht unerwaͤhnt bleiben darf, besteht darin, daß man sehr leicht verleitet wird, einen zu hohen Erzsaz zu fuͤhren, wovon dann ein hoͤchst unregelmaͤßiger, bald gaarer, bald roher Gang die Folge ist. Zu große Vermehrung der Windmenge ist bei Kohksoͤfen gefaͤhrlicher als bei Holzkohlenoͤfen. Das Mißverhaͤltniß zwischen Pressung und Duͤsenoͤffnung ist bei heißem Winde nicht so leicht zu erkennen; es stellen sich aber alle Erscheinungen eines zu hoch im Gestelle liegenden Schmelzpunktes ein. Dem in Kohksoͤfen nicht seltenen Kippen der Gichten laͤßt sich bei heißer Luft schnell durch Erhoͤhung der Windtemperatur abhelfen. Sowohl bei Holzkohlen als Kohls ist jeder Rohgang, selbst das Einfrieren des Ofens, leicht und bald zu beseitigen. Bei Hohoͤfen fuͤr den Guß ist ein Schoͤpfherd wesentlich noͤthig; es halten sich auch die Schoͤpfherde bei heißer Luft laͤnger und die Communicationsoͤffnung verstopft sich selten. Die Qualitaͤt des Eisens ist durch die heiße Geblaͤseluft sehr verbessert worden, vielleicht weil die Erze in dem oberen kuͤhlen Theile des Ofens langsamer und vollstaͤndiger vorbereitet und nur gerade bei der noͤthigen Hize reducirt werden. Das Gußeisen ist viel fluͤssiger, fuͤllt die feinsten Formen, scheidet nur bei anhaltendem Saargange Graphit aus, erstarrt mit ebener Oberflaͤche, zeigt selten Schweißnaͤhte, ist sehr weich, rein und dabei fest und haltbar. Das gaar erblasene graue Eisen ist lichter und feinkoͤrniger, aber vielleicht weniger fest, als bei kaltem Winde, woruͤber indeß die Erfahrung noch keine bestimmten Resultate gegeben hat. Große, schwere Gußstuͤke, bei denen die Eisenstarke ungleich vertheilt ist, sollen namentlich geringere Festigkeit zeigen. Doch mag dieß wohl eben an der Construction des Stuͤks und nicht an der heißen Luft liegen. Im Allgemeinen ist das in Kohksoͤfen mit heißer Luft erblasene graue Roheisen weniger fest, als das aus Holzkohlenoͤfen. Uebrigens hat man natuͤrlich je nach den verschiedenen Beschikungen auch verschiedene Bemerkungen uͤber den Einfluß des heißen Windes auf die Qualitaͤt des Roheisens gemacht. Huͤtten, welche mit kalter Luft schlechtes Eisen machten, haben sich durch heißen Wind nicht immer gebessert; aber Huͤtten, welche schon fruͤher gutes Eisen lieferten, haben mit heißer Luft wenigstens kein auffallend schlechteres Eisen erzielt. – Das durch einen uͤbersezten Gang des Hohofens dargestellte weiße Eisen eignete sich ganz vorzuͤglich zum Hartwalzenguß. Die Temperatur des Windes anlangend, so fand man in Malapane 120° am guͤnstigsten (50° hatten gar keinen Einfluß); neuerdings ist man im Stande, bis 300° zu erhizen, und diese Temperatur steigert zwar noch die Kohlenersparung, aber vermehrt die Schwindung und vermindert die Haltbarkeit des Gußeisens. Bei 200° trat lezterer Nachtheil nicht ein. Es ist uͤberhaupt problematisch, ob ein Wind von 300° fuͤr die Dauer ohne Nachtheil angewendet werden kann; Versuche bei Kohkshohoͤfen sprachen nicht dafuͤr. Winderhizungsapparate: Diese sind jezt wohl durchgaͤngig durch die Gichtflamme erhizt, aber vom Ofen unabhaͤngig (d.h. nicht einen Theil des Ofens auf der Gicht bildend, wie fruͤher vorgeschlagen wurde), und zwar entweder mit horizontalen oder mit verticalen Erwaͤrmungsroͤhren. In Schlesien ist leztere Art uͤblich. In Malapane steht der Apparat nur 9° uͤber dem Rande der Gichtoͤffnung, und der Fuchs, welcher die Gichtflamme dem Apparate zufuͤhrt, kann mit einer Einsazplatte ganz geschlossen und außer Gebrauch gesezt werden. Ferner sind auf der Hinteren Seite zwei Reinigungsroͤhren angebracht, woraus die den Apparat anfuͤllende Flugasche oder der Gichtsand, welcher den Zug vermindern koͤnnte, weggeschafft werden kann, auch endlich, um den Zug mehr in der Gewalt zu haben, statt einer, zwei besondere Essen angebracht, welche, so wie der Gang des Ofens es erfordert, zur Vermehrung oder Verminderung der Windtemperatur beliebig geoͤffnet oder geschlossen werden koͤnnen. Dieser Apparat leistet fuͤr manche Faͤlle sogar noch zu viel, indem er bei ganz geschlossenen Klappen den Wind uͤber 140 Grad erhizt und beim voͤlligen Oeffnen beider Klappen die Temperatur uͤber 300 Grad zu steigern vermag. Indessen koͤnnten die Apparate fuͤr eine Erhizung der Luft bis 200 Grad fuͤglich noch weit einfacher seyn. Der Apparat kann naͤmlich so stehen, daß die Gichtmuͤndung ganz frei ist. Der Fuchs, welcher die Gichtflamme zum Apparate fuͤhlt, bedarf keiner groͤßeren Weite als von 2 Fuß und nur einer Hoͤhe von 15 Zoll; auch kann der Apparat selbst, ohne allen Nachtheil fuͤr den Zwek der Erhizung des Windes, dadurch bedeutend verkleinert werden, daß man die Zahl der gebogenen stehenden Hufeisenroͤhren von 7 auf 5 und die senkrechte Hoͤhe derselben von 6 auf 3 Fuß vermindert. Ferner scheinen isolirt aufgefuͤhrte Essen bei diesen Apparaten durchaus uͤberfluͤssig. Will man nicht mehrere Fuͤchse fuͤr solche isolirte Essen in dem Klappengewoͤlbe der Erhizungsvorrichtung anlegen, so kann man eine kleine Esse mit 12 bis 15 Quadratzoll lichter Weite und mit einem horizontalen Schieber versehen, entweder mitten auf die Kappe oder an die Hintere Umfassungswand stellen; die gebogenen Roͤhren beduͤrfen dann auch keiner Aufsaͤze, um eine Wand durch das Zusammenstoßen der Roͤhren zu bilden, sondern die erhizte Luft dehnt sich voͤllig gleichfoͤrmig in dem inneren Raume aus. Einen solchen einfachen Apparat werden wir naͤchstens abbilden und naͤher beschreiben. Die Zuleitung des kalten, so wie die Abfuͤhrung des erhizten Windes in eiserner Roͤhren, welche hinter dem Kernschacht oder auch selbst im Rauhschacht eingelegt werden, also die Erhizung des Windes durch die erhizten Waͤnde des Ofens bewirken sollen, ist eine gar nicht zu empfehlende Vorrichtung, theils weil jede Reparatur oder Dichtung ganz unmoͤglich wird, theils weil fuͤr den Fall, daß der Apparat außer Gebrauch gesezt werden muͤßte, die Roͤhren durch die Hize sehr bedeutend leiden. Dagegen lassen sich die Roͤhren, welche die kalte Luft dem Erhizungsapparate zufuͤhren, so wie diejenigen Roͤhren, welche die erhizte Luft aus dem Apparate in die Formen leiten, an dem aͤußeren Rauhgemaͤuer des Hohofens in einen darin anzubringenden Schliz am bequemsten, billigsten und fuͤr den Betrieb am sichersten einlegen. Es bedarf nur einer Umwikelung dieser Roͤhren von magerem Lehm mit Strohseilen, und zum Ueberfluß einer um diesen Lehmbeschlag gefuͤhrten Eisen- oder Zinkblech-Bekleidung, oder auch einer Sand- und Asche-Umfuͤllung. – Die Zu- und Abfuͤhrungsroͤhren dergestalt zu construiren, daß der kalte Wind in einer aͤußeren weiten Roͤhre in die Hoͤhe gefuͤhrt und der erhizte Wind in einer engeren Roͤhre wieder abgeleitet wird, welche innerhalb der kalten Windleitungsroͤhre angebracht, also von derselben ganz umgeben ist, hat man in Schlesien bis jezt noch nicht zur Ausfuͤhrung gebracht, obgleich das Verfahren ganz zwekmaͤßig seyn mag. Fuͤr die Verbindung der Roͤhren unter einander ist diejenige mit Muffen jeder anderen Verbindungsart, namentlich der mit Kraͤnzen und Schrauben, vorzuziehen. Der Verf. glaubt, daß man nach den erwaͤhnten Resultaten wohl dahin kommen werde, die Schaͤchte der Hohoͤfen zu erniedrigen und zu verengen, die Gestelldimensionen einstweilen beizubehalten (obgleich das Untergestell ohne Gefahr geraͤumiger werden koͤnnte). Vielleicht wird sich dann auch die Qualitaͤt des Eisens erhoͤhen. B) Cupolofenbetrieb. Auch im Cupolofen befindet sich, bei heißer Luft, der Schmelzpunkt bei der Form, und der Schacht leidet nur noch unten vorzugsweise. Man kann in 6 bis 8' hohen Oefen mit Holzkohlen ein voͤllig taugliches Gußeisen erblasen, mit Kohks in 5 bis 6' hohen. Der Eisenabgang vermindert sich auf die Haͤlfte, die Ersparniß an Brennmaterial betraͤgt 40 bis 50 Proc. Mit heißer Luft erblasenes Roheisen ist namentlich fuͤr die Umschmelzung im Cupolofen geeignet; doch scheint, nach Gleiwitzer Versuchen, das bei 80 bis 90 Grad mit Kohks erblasene Eisen im Cupolofen ein weniger hiziges, weniger schnell erstarrendes und uͤberhaupt besseres Product zu geben, als das bei 180 bis 190 Grad erblasene. Die Windtemperatur ist in Schlesien 180 bis 200 Grad, daher keine Wasserformen. In gleicher Zeit wird eben so viel Eisen niedergeschmolzen, als bei kalter Luft. Die Formen halten sich meist hell; nur sehr geringer Kalkzuschlag ist noͤthig. Je dichter die Kohks, desto groͤßer die Vortheile der heißen Luft; Bakkohks leisteten in Gleiwitz fast gleiche Dienste, wie Meilerkohks bei kalter Luft. Versuche mit Anwendung roher Steinkohlen zeigten Folgendes: Starke Entwikelung entzuͤndlicher schwefelwasserstoffhaltiger Daͤmpfe, langsames Niedergehen der Gichten, Steigen der Windtemperatur; erstes Eisen ziemlich hizig, allmaͤhlich, bei abnehmender Gichtenzahl, matter; die Formen fingen an, sich zu verdunkeln u.s.w. Man sezte wieder Meilerkohks, wodurch das Eisen wieder hiziger wurde. – Man kann Wascheisen aus Schlaken der Holzkohlenhohoͤfen sehr gut fuͤr sich allein in Cupoloͤfen bei Kohks einschmelzen. – Selbst bei Geblaͤsen, welche den erhizten Wind mit sehr geringer Pressung liefern, kann in Cupoloͤfen noch ein fluͤssiges, brauchbares Eisen erblasen werden. C. Frischfeuerbetrieb. Hier sind die Resultate viel abweichender, weil viel mehr Einzelheiten zu beruͤksichtigen sind, namentlich aber auch guter Wille und Geschiklichkeit der Arbeiter sehr in Betracht kommt. Die drei Hauptbedingungen sind: Feuerraum, Windfuͤhrung und Manipulation bei der Arbeit. Ersterer haͤngt zwar im Allgemeinen von der Beschaffenheit des zu verfrischenden Roheisens ab; doch ist selbst diese bekanntlich veraͤnderlich. In Malapane, wo das Kohksroheisen von Koͤnigshuͤtte verfrischt wird, welches sehr roh geht und mit kaltem Winde ein mindestens zweimaliges Rohfrischen erfordert, haben die Frischer nach richtiger Erkennung der Wirkung des heißen Windes und seiner Behandlungsart der Anwendung heißer Luft waͤhrend des ganzen Processes den Vorzug vor dem gemischten Verfahren gegeben. Beim Gaarfrischen muß man weniger Kohlen aufschuͤtten und weniger heftigen Wind als bei kalter Luft anwenden, um das Eisen laͤnger uͤber dem Winde zu erhalten. Kohle wird erspart; Eisenabgang ist geringer; Abnuͤzung von Boden und Zaken gleich; Frischzeit laͤnger; Qualitaͤt des Stabeisens vorzuͤglicher. Der gewoͤhnliche Feuerbau ist folgender: Tiefe 9 1/2 – 10', vom Form- zum Gichtzaken 2' 6'', vom Vorherd bis Hinterzaken 2' 7'', Hinterzaken bis an den Wind 9'', Form ragt ins Feuer 1 3/4 – 2'', hat Stechen 1/8'', Formauge 1 1/8'' hoch, 1 1/2'' weit; Formzaken gerade, Boden in der Regel horizontal. Eine Verflachung des Feuers auf 8'' haͤtte zur Folge, daß die Deule roh erfolgten, das Eisen zwar sehr gut schweißte und sehr fest war, aber eine Neigung zum Kaltbruch bekam. Man vertiefte das Feuer wieder bis 9 1/2'', ließ aber den Formzaken 1/2'' aus dem Feuer ragen. Dieß haͤtte Erfolg. Der immer noch bemerkbare sehr rohe Gang ließ sich durch eine Neigung des Bodens von mehr als 1/2'' gegen Form- und Hinterzaken nicht beseitigen. Die zu große Concentrirung des Windes auf einen Punkt durch die beweglichen Duͤsen mit runder Oeffnung schien eine Ursache davon zu seyn, und in der That verminderte sich der Rohgang bedeutend, als man die Duͤsenoͤffnung auf 1 1/2'' erweiterte und mit der Form bis 3'' weit ins Feuer ging. Die Schlake sah nun gaar aus, man durfte ein- bis hoͤchstens zweimal aufbrechen, die Deule waren saftig und derb, das Stabeisen vortrefflich, die Schichtdauer verminderte sich von 9 bis 10 auf 7 Stunden. Aufmerksamkeit auf die Windfuͤhrung ist beim Frischen mir heißer Luft ganz besonders zu empfehlen. Die Form rage weit ins Feuer und habe eine Dringe Neigung. Das Wegbrennen der Formen laͤßt sich durch Aufmerksamkeit verhuͤten. Ist die Form uͤber dem Formeisen gerichtet, so bricht man die scharfen Kanten im Formauge dadurch, daß man das Formeisen nach Außen etwas eintreibt, und gibt dadurch dem Winde eine flachere Richtung. Die Temperatur des Windes betrug in Malapane, wo man sehr einfache Erwaͤrmungsvorrichtungen hat, nie uͤber 160 Grad; naͤmlich durchschnittlich beim Schmieden 152 Grad, beim Frischen 145, beim Gaarfrischen 125, beim Anlaufen 122 Grad; nur bei Anfertigung von geschmiedeten eisernen Gerathen in geschlossenen Herden, bei schwachem Winde, betrug die Temperatur 150–160°. An Brennmaterial wird erspart, mehr Eisen wird ausgebracht, aber an Zeit nichts gewonnen, da die Schicht eher langer dauert. Indessen hat sich doch auch die Qualitaͤt des Stabeisens sehr verbessert. Das Eisen ist viel weicher, sehr schweißbar, und verhalt sich sehr gut bei weiterer Bearbeitung in kleinen Feuern. Bei der Wurfprobe, obgleich mit aller Strenge vorgenommen, ist Monate lang kein Stab gebrochen. Es laͤßt sich zu allen Maschinentheilen, Werkzeugen und Geraͤthen verarbeiten. (Alls Karstens Archiv Bd. XI. S. 171 im Auszuge im polyt. Centralblatt 1838, Nr. 23.)