Titel: Beschreibung einer Pumpe mit Kautschuk-Ventilen; von Gottfried Stumpf.
Autor: Gottfried Stumpf
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. LXV., S. 250
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LXV. Beschreibung einer Pumpe mit Kautschuk-Ventilen; von Gottfried Stumpf. Mit einer Abbildung auf Tab. IV. Stumpf's Pumpe mit Kautschukventilen. Bei allen Pumpen kann eine möglichst vollkommene Construction des Kolbens und der Ventile beansprucht werden, und ich glaube daß die unten beschriebene Construction als zweckentsprechend zu betrachten ist. Die Ventile sind in ihrer Anwendung neu; der Kolben ist verbessert, nach einer im „Organ für Eisenbahnwesen“ erschienenen Mittheilung. Bei der in Fig. 1 abgebildeten Pumpe ist: A der Cylinder, A' die Anhangröhre zur Steigventilkapsel, A'' die Anhangröhre zur Saugventilkapsel, B der auf den Kolben aufgesetzte Druckkolben, a der im Cylinder wirkende Saug- und Hebekolben, C das Steigventil, D das Saugventil, S' der Röhrenstumpf zur Saugröhre, S'' der Röhrenstumpf zur Steigrohre. In dem Cylinder A bewegt sich der Kolben a; auf demselben befindet sich eine strahlenförmig durchbrochene Platte, die entweder dicht aufgeschraubt oder mit dem Kolben in einem Stück gegossen ist, und auf welche die Kautschukscheibe c schlägt. Ueber der Kautschukscheibe befindet sich der Fänger b; auf diesen ist der Druckkolben B angebracht und sämmtliche Theile sind durch den Bolzen t und dessen Mutter fest verbunden. Der obere Theil des erwähnten Bolzens hat ein Scharnierstück, in welches ein zweites mit Zugstange q eingepaßt ist. Hinsichtlich der Ventilkapseln C und D, welche sich ganz ähnlich sind, ist nur die Beschreibung der einen (wir wählen die Saugventilkapsel) nothwendig. Die Ventilkapsel D ist mit einem Deckel versehen, und hat wie die meisten einen Bügel m, m, durch welchen eine Schraube l geht, die den erwähnten Deckel niederdrückt. Die Bügelschraube drückt auf einen Bolzen g, welcher durch den Deckel bis in den Saugrohrstumpf S' reicht. An dem Deckel ist derselbe oben und unten mittelst zweier Muttern r', r'' auf die erforderliche Höhe adjustirt und gerichtet; unten ist ebenfalls ein Gewinde angeschnitten und auf dasselbe die Mutter r''', der Fänger n, die Kautschukscheibe und eine strahlenförmig durchbrochene Platte p nebst Gegenmutter r'''' aufgeschoben. Durch die zwei Muttern r', r'' wird die Scheibe p so gerichtet, daß sie mit ihrer oberen Fläche in gleicher Ebene mit der oberen Fläche des Vorsprunges o vom Saugstumpf S' liegt. Zwischen der runden Platte p und dem Vorsprung o lasse ich eine Ringöffnung, entsprechend der Stärke und dem Ueberschlag der Kautschukplatte. – Die ganze Pumpe ist an die Wand projectirt, und da nach oben die Flügelstange mit Kolben oft nicht herauszunehmen ist, ohne daß man eine Verschraubung oder Kuppelung anbringt, auch sämmtliche Schrauben des Stopfbüchsendeckels dann zu lösen sind, so wurde unten eine aufgeschliffene Platte d mit Bügel f aufgeschraubt. Wenn das Wasser durch das Ventil D nach dem Cylinder A angesaugt ist, so wird bei dem Niedergang des Kolbens a und B das unter denselben befindliche Wasser sich durch die Klappe des Kolbens a drängen. Da jedoch der Querschnitt des Kolbens B halb so groß ist als der Querschnitt des Cylinders A, so wird das im Raum des Kolbenhubes stehende Wasser nicht nur durch die Kolbenklappe gehen, sondern auch zur Hälfte gleich in die Höhe gedrückt werden. Wenn auch ein derartiger Kolben schwieriger anzufertigen ist als ein gewöhnlicher, so erzielt man dagegen bei dieser Einrichtung ganz den Effect der doppeltwirkenden Pumpe, vorausgesetzt daß der Durchmesser der Pumpe entsprechend ist, und man hat ferner nicht nothwendig eine Geradführung an dem Gestänge anzubringen. Der Kolben B wird auch, außerdem daß er beim Niedergang wie bei der Druckpumpe wirkt, allein noch 50 Procent des ganzen Effects der Pumpe liefern, wenn der untere Saugkolben undicht wäre und ganz aufhören würde etwas zu leisten. Bei den Ventilen ist die wesentliche Verbesserung die, daß der Sitz sammt dem Obertheil des Ventils sich heraushebt und man am Tage jede Ventilreparatur vorzunehmen im Stande ist. Löst man die Schraube l und entfernt dieselbe sammt dem Bügel m, hebt dann den Deckel h auf, so wird mit demselben der Bolzen g sammt Fänger n, Kautschukplatte und Platte p, p, sich in einem Stück herausnehmen lassen; und ist man im Besitze eines zweiten aufgeschliffenen, nicht mit Dichtung zu versehenden Deckels, dessen Ventilplatte auf die erforderliche Höhe geschraubt ist, so kann nach kurzer Unterbrechung die Pumpe wieder ihr Spiel beginnen und selbst der herausgenommene Theil ist in wenigen Minuten gleich dem eingesetzten wieder hergestellt. Bei dieser Ventileinrichtung ist keine sehr genaue Arbeit nothwendig, und offenbar ist sie den Metallventilen weit vorzuziehen.

Tafeln

Tafel Tab. IV
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