Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 138, Jahrgang 1855, Nr. , S. 388
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Miscellen. Miscellen. Wohlfeiler Ersatz für Strohdächer; von Hrn. John Boswell. Der Umstand, daß es sehr schwierig ist eine vegetabilische Substanz zu entzünden, welche einen, wenn auch höchst dünnen Ueberzug von Kalkmilch erhalten hat, veranlaßte Hrn. Boswell, mit Kalkwasser einen Versuch im Großen zur Erzielung verhältnißmäßig unverbrennlicher Strohdächer anzustellen; er weichte das Stroh in Kalkwasser ein und überzog das fertige Dach mit einem Gypsguß; dieses Verfahren erwies sich aber als zu umständlich. Jetzt wendet er eine Methode an, von welcher er überzeugt ist, daß sie mit dem besten Erfolge von den Landbewohnern benutzt werden kann und sich als sehr vortheilhaft erweisen wird. Er ließ im September v. J. zwei Dächer von Wirthschaftsgebäuden etwas stärker construiren, als es gewöhnlich für Strohdächer geschieht, und deckte dieselben mit Rasen, über letztern wurde mit der Schaufel eine zwei Zoll dicke Lage von Mörtel aufgetragen, welcher mit gutem Sande angemacht und nach Verlauf von zwei Wochen mit klein gehacktem Riedgras vermengt worden war. Um sichere Resultate zu erhalten, wurden die Dächer etwas flacher als die Schieferdächer gemacht. Sie widerstanden nicht allein dem Wind, Regen und Frost, sondern auch Stürmen, welche andere Dächer abdeckten. Ebenso sind diese Dächer auch verhältnißmäßig feuerfest, indem sie von außen nicht entzündet werden konnten, was also bei Feuersbrünsten einen großen Vortheil gewährt. Hr Boswell will den gröbern Ueberzug noch mit einem feinern von blauschwarzer Farbe überziehen, um den Dächern das Ansehen von Schieferdächern zu geben. Die beim Trocknen solcher Dächer entstehenden Risse müssen durch einen sehr dünnen Mörtelbrei mit aller Sorgfalt wieder verschlossen werden. Statt des Riedgrases kann man zerhacktes Stroh anwenden, und sehr wesentlich ist es, die Arbeit bei warmem Sommerwetter vorzunehmen, damit der Mörtel bald trocken werden kann. Ein solches Dach kostet etwa ein Zehntel von einem Schieferdach und ist auch wohlfeiler als ein gewöhnliches Strohdach, da dieses vieler Reparaturen bedarf, während ein Dach von der neuen Construction 10 Monate lang allen atmosphärischen Einwirkungen aufs Beste widerstand. (Aus einem Vortrage welchen Hr. Boswell am 1. Junius d. J. in der Royal Dublin Society hielt. – Civil Engineer and Architect's Journal, Juli 1855, S. 249.) Französische Vorrichtung zum Oeffnen und Schließen von Fensterläden; beschrieben von Hrn. Herrenberger, Schlossermeister in Ulm. Von Havé in Paris befand sich auf der allgemeinen Industrie-Ausstellung ein Fensterstock mit zwei Jalousieläden, an welchem eine Vorrichtung angebracht war, die beiden Läden zu öffnen, an der Wand anzulegen und wieder zu schließen, ohne ein Fenster auszumachen. Dieses Problem war auf eine sehr sinnreiche Art und Weise gelöst und auch präcis ausgeführt. Es sind nämlich außerhalb dem Fenster, unten am Laden, zwei ineinander greifende conische Getriebrädchen in einem gußeisernen Stuhle angebracht und mit Steindollen an die Wand befestigt; an dem verticalen Rädchen geht die Achse durch die Mauer in das Zimmer und erhält hier einen messingenen Drehknopf, in Form einer sogenannten Olive; das in Verbindung stehende horizontale Rädchen ist mit einem an demselben verbundenen Hebelarm versehen, welcher bei seiner Kreisbewegung den Laden vom offenen in geschlossenem Zustand, oder umgekehrt, dirigirt. Die Läden werden durch Zugfallen geschlossen und mittelst Windfallen an die Wand angelegt; dieses wird auf folgende Art bewerkstelligt: die Zugfallen sind unter sich durch Drahtstängeln und Basculescheiben verbunden und eine Scheibe in unmittelbare Nähe der durch die Wand gehenden Achse gebracht, so daß ein an dieser befestigter Zapfen beim Drehen der Achse die Scheibe sogleich bewegt und die Fallen auslöst, wonach der Laden bewegt werden kann und so in Schwung kommt, daß er von selbst auf der gegenüberliegenden Seite einschließt. Die Ladenbänder müssen gekröpfte Gewinde haben, so daß ihr Drehpunkt concentrisch zu dem des horizontalen Rädchens steht. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1855, Nr. 48.) Verfahren, aus dem durch Zersetzung des Wassers mittelst Kohle dargestellten Wasserstoffgas das Kohlenoxydgas abzuscheiden, von F. G. Dehaynni in Paris. Das Gas, welches durch Einwirkung von Wasserdampf auf glühende Kohle gebildet wird, besteht bekanntlich aus Wasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlensäure. Letztere kann man leicht daraus entfernen, aber zur Abscheidung des Kohlenoxydgases war bisher kein im Großen anwendbares Mittel bekannt. Es kann jedoch für gewisse Anwendungen des so erzeugten Wasserstoffgases wünschenswerth seyn, dasselbe frei vom Kohlenoxydgas zu erhalten, welches manchmal 30 Volumprocente und darüber beträgt Zu diesem Zweck gibt Dehaynni folgendes Verfahren an: man läßt das Gas auf glühendes Natronhydrat wirken, wobei das Kohlenoxydgas durch den Sauerstoff des Hydratwassers zu Kohlensäure oxydirt wird, die sich mit dem Natron verbindet, während der Wasserstoff des Hydratwassers frei wird, so daß also nicht nur das Kohlenoxydgas weggenommen, sondern auch durch ein gleiches Volum Wasserstoffgas ersetzt wird. Das Natronhydrat wendet man am besten in Form von Natronkalk an, d.h. man vermischt caustische Natronlösung mit Kalkhydrat und trocknet die Masse aus. Den Natronkalk erhitzt man in eisernen Cylindern zum Glühen, und leitet dann das Gas, welches zuvor schon von Kohlensäure befreit wurde, hindurch. Das Natron, welches bei dieser Benutzung in kohlensaures Salz übergeht, kann natürlich durch Auslaugen der Masse mit Wasser, Behandeln mit Kalk u.s.w. immer wieder verwendbar gemacht werden. – Patentirt für England am 3. Jan. 1855. (London Journal of arts, October 1855, S. 213.) Gleichzeitige Erkennung von Jod und Brom in Gemischen. Hierzu bediene ich mich des Chloroforms und des Aethers in folgender Weise: die wässerige Lösung der Jod- und Bromverbindungen bringe ich mit Chloroform in ein Probirröhrchen, setze einen Ueberschuß von Chlorkalklösung (oder Chlorwasser) zu, um Jod und Brom frei zu machen, und schüttele so lange um, bis alles Jod vom Chloroform gelöst ist. Sobald die beiden Flüssigkeitsschichten, wovon die unterste schön roth, die obere vom Brom gelblich gefärbt ist, sich vollständig gesondert haben, gieße ich eine dünne Schicht Aether darüber und befördere die Aufnahme des Broms durch letzteren durch Bewegen mit einem Glasstabe. Auf diese Weise läßt sich alles Brom in den Aether überführen, die wässerige Flüssigkeitsschicht wird vollkommen entfärbt und man hat nun Jod und Brom nicht bloß in einer für die Erkennung überaus hübschen Weise von einander gesondert, sondern kann, wie ich kaum bezweifle, sogar unter gewissen Bedingungen die Mengen derselben bestimmen. Das Ueberführen des Broms in den Aether hat selbstverständlich nur den Zweck, seine Farbe deutlicher sichtbar zu machen; wäre so viel Brom vorhanden, daß die wässerige Schicht deutlich genug seine Gegenwart erkennen läßt, so ist die Zumischung von Aether überflüssig. Prof. W. Stein in Dresden. (Polytechnisches Centralblatt, 1855, S. 1288.) Ueber die Löslichkeit des Zinnobers in Schwefelalkalien und ein neues Prüfungsmittel auf seine Reinheit. Daß Schwefelquecksilber in Schwefelalkalien unter gewissen Umständen löslich sey, ist schon längst bekannt. Berzelius führt in seinem Lehrbuche darüber Folgendes an: „Der Zinnober ist eine Schwefelbase und bildet mit flüchtigen Sulphiden flüchtige Schwefelsalze u. s. w“. Liebig in seinem Handbuche sagt vom amorphen Schwefelquecksilber: „Concentrirte Aetzkali- und Aetznatronlösung nimmt anfangs nur den überschüssigen Schwefel auf. Beim anhaltenden Kochen aber mit überschüssiger Lösung löst sich endlich ein Theil oder Alles auf.“ In Gmelin's Handbuche ist nur angeführt, daß wässerige Alkalien nicht auf Zinnober einwirken. Die bestimmtesten Angaben (mit Rücksicht auf das durch Präcipitation mit Schwefelwasserstoff erhaltene Quecksilbersulphid) machen Rose und Fresenius. Letzterer gibt in seiner Anleitung zur quantitativen Analyse an, daß Kalilauge, selbst kochende, es nicht auflöse; wenn man es dagegen mit Kalilauge unter Zusatz von Schwefelwasserstoff, Schwefelammonium oder Schwefel koche, so erfolge vollständige Lösung. In Schwefelammonium, farblosem oder gelbem, sey es gänzlich unlöslich. Diese Angaben lassen schließen, daß das Quecksilbersulphid von Schwefelkalium gelöst wird, nicht aber von Schwefelammonium. Versuche, welche ich anstellte, um die Bedingungen kennen zu lernen, unter denen das schwarze Quecksilbersulphid in Zinnober übergeht, gaben mir Gelegenheit, einige Beobachtungen und Versuche zu machen, welche zur Vervollständigung des bisher Bekannten dienen. Zuerst fand ich, daß Schwefelwasserstoff-Schwefelnatrium (und wohl auch -Kalium) den Zinnober schon in der Kälte mit derselben Leichtigkeit, wie Wasser den Zucker, auflöst. Durch Beimischung von Aetznatron zu dem vorgenannten Lösungsmittel wird seine Wirkung etwas geschwächt. Dieses Verhalten bietet ein vortreffliches Mittel dar, fremde Beimengungen, namentlich Mennige, Ziegelmehl und dergl., im Zinnober augenblicklich zu entdecken. Ich fand ferner, daß Einfach-Schwefelkalium die Lösung, obgleich nicht in demselben Grade, und auch dann noch bewirkt, wenn ihm freies Aetznatron beigemischt ist. Selbst Schwefelammonium, wovon ich bei meinen Versuchen gelb gefärbtes benutzte, färbte sich bei längerer Digestion mit dem schwarzen Sulphid braunroth, und hatte davon geringe Mengen aufgelöst, die ich durch Abdampfen bis zur Trockne als schwarzen Rückstand erkannte. Dagegen löste Fünffach-Schwefelkalium weder kalt noch kochend im reinen Zustande wahrnehmbare Mengen; wohl aber fand dieß statt nach Beimischung von Aetznatronlösung. Prof. W. Stein. (A. a. O.) Zusammensetzung einiger Colonial-Zucker-Melassen. Der Zuckergehalt wurde direct durch die Kupferprobe auf bekannte Weise bestimmt, der Aschengehalt durch Abdampfen und vorsichtiges Einäschern einer gewogenen Menge ermittelt und der Wassergehalt aus dem Verluste berechnet. Das specifische Gewicht wurde mit Hülfe eines genauen Aräometers bei 18° C. genommen.   Spec.  Rohrzucker Schleimzucker   Gewicht   (C¹²H¹ºO¹º)     (C¹²H¹²O¹²) Wasser    Asche       in 100 Theilen. 1)   1,41   34,589     35,626 27,073 2,712 2)   1,41   24,472     41,527 31,672 2,329 3)   1,40   15,261     40,700 41,139 2,900 4)   1,41   13,414     42,770 40,770 3,046 5)   1,41   14,302     42,712 39,568 3,428 6)   1,44     7,768     59,183 30,167 2,882 Nr. 6 war sehr dickflüssig und wohl als eine gesättigte Lösung zu betrachten. In diesem Falle würde sich die Löslichkeit des Schleimzuckers aus der Zusammensetzung dieser Probe wenigstens annähernd berechnen lassen. Wenn nämlich der Rohrzucker 1/3 seines Gewichtes Wasser zur Lösung bedarf, so brauchen 7,768 Rohrzucker 2,556 Wasser; mithin bleiben für 59,183 Schleimzucker 30,167 – 2,556 = 27,611. Letzterer war demnach in etwas weniger als der Hälfte Wassers gelöst. Nahezu dasselbe Verhältniß berechnet sich auch aus Nr. 1, welches jedenfalls mit Rohrzucker vollkommen gesättigt seyn mußte, da derselbe in ziemlicher Menge sich daraus abgeschieden hatte. Hier kommen nämlich auf 35,626 Schleimzucker 15,544 Wasser, die aber ohne Zweifel ebenfalls mit ersterem gesättigt seyn mußten, weil sonst sich der im Ueberschuß vorhandene Rohrzucker darin aufgelöst haben würde. Da nun das specifische Gewicht gesättigter Schleimzuckerlösungen größer als das von gesättigten Rohrzuckerlösungen ist (eine Rohrzuckerlösung aus 3 Theilen Zucker und 1 Theil Wasser bereitet, zeigte bei 18° C. 1,38 spec. Gewicht), so scheint dieß von einer Verdichtung herzurühren, welche beim Lösen des Schleimzuckers in Wasser stattfindet, während umgekehrt beim Lösen des Rohrzuckers eine Ausdehnung stattzufinden scheint.S. die Tabellen in Gerhardt's Traité de chimie org. t. II. p. 516. Auch die Kochpunkte dieser Lösungen weichen bedeutend von einander ab. Die angeführte Rohrzuckerlösung von 1,38 kochte bei 109° C. und 27'' 8''',5 Bar.; in demselben Gefäße und bei demselben Barometerstande kochte Nr. 6 bei 119° C., Nr. 1 bei 117° C. Gegen Alkohol verhält sich der unkrystallisirbare Zucker der untersuchten Melassen verschieden von dem des Honigs und der Weintrauben, denn anstatt beim Schütteln der Melassen mit absolutem Alkohol eine Lösung zu erhalten, bemerkt man, daß derselbe gar nicht gefärbt wird und die Melasse sich vollständig davon wieder abscheidet, sobald man zu schütteln aufhört. Professor W. Stein. (A. a. O. S. 68.) Verfahren zum Ausziehen der wesentlichen Oele, und zum Reinigen des Quecksilbers. Seit einiger Zeit kam in Frankreich zur Gewinnung der ätherischen Oele ein neues Verfahren in Gebrauch, welches darin besteht, daß man einen Strom von Wasserdampf über die das flüchtige Oel enthaltende Substanz leitet. Der Dampf wirkt gleichzeitig als Erhitzungsmittel und als mechanisches Agens, indem er die flüchtige Substanz in ein zweites Gefäß mit sich reißt, wo sie verdichtet wird. Dieses Verfahren läßt sich mit Vortheil zur Behandlung von Terpenthin, Holz- und Steinkohlentheer, überhaupt zum Reinigen jeder flüchtigen Substanz von fremdartigen Beimischungen anwenden. Man kann Dampf von 100° C. anwenden, wenn die Substanzen welche die flüchtige Materie enthalten, diese leicht entweichen lassen, wie z.B. die Blätter und Blumen riechender Pflanzen; oder wenn die Substanz flüssig ist, wie z.B. Steinkohlentheer; oder wenn die zu behandelnde Substanz bei jener Temperatur flüssig wird, wie z.B. Erdharz (Asphalt). Sehr stark erhitzter Dampf muß hingegen angewendet werden, wenn die zu behandelnde Substanz eine höhere Temperatur als 100° C. zum Schmelzen erfordert, sowie auch in dem Falle wo die flüchtigen Substanzen bei einer höheren Temperatur leichter und in größerer Menge abgeschieden werden. Es gibt Substanzen – wie z.B. Harze und Kautschuk – welche, obgleich sie gar keine flüchtige Substanz mechanisch beigemischt enthalten, doch bei Anwendung einer hohen Temperatur eine solche liefern, weil sich in Folge ihrer Zersetzung eine flüchtige Materie bildet. Bei der Behandlung solcher Substanzen mit stark erhitztem Dampf gewinnt man diese flüchtige Materie. Um den stark erhitzten Dampf zu erhalten, leitet man gewöhnlichen Dampf, sowie er aus dem Kessel kommt, durch (gußeiserne) Röhren welche in einem besondern Ofen erhitzt werden. Das Quecksilber erfordert bekanntlich eine hohe Temperatur zu seiner Verdampfung. In Berührung mit Wasserdampf, welcher auf wenigstens 400° C. erhitzt ist, verwandelt sich dieses Metall in Dampf, welcher mit dem Wasserdampf in die Vorlage übergeht, wo er sich zu sehr reinem Quecksilber verdichtet. Der hierzu dienende Destillirapparat besteht aus einer Retorte von Guß- oder Schmiedeisen, in welche der offene Behälter des Quecksilbers (oder seines Amalgams) gestellt wird. Ein gußeisernes Schlangenrohr verbindet die Retorte mit dem Dampfkessel, und das Schlangenrohr wird durch oder über einen besondern Ofen geleitet. Nachdem der Dampf so auf die erforderliche Temperatur erhitzt worden ist, tritt er in die das Quecksilber enthaltende Retorte, letzteres wird verdampft und geht mit dem Wasserdampf in den Kühlapparat über. (Practical Mechanic's Journal, November 1855, S. 177.) Das erwähnte Verfahren zum Destilliren des Quecksilbers wurde im J. 1850 von Hrn. Violette angegeben; m. s. polytechn. Journal Bd. CXVIII S. 198. Macpherson's Verfahren Lithographien mittelst der Photographie zu erhalten. In der British Association, welche sich im September d. J. zu Glasgow versammelte, beschrieb Professor Ramsay ein Verfahren, wornach Robert Macpherson in Rom sehr schöne Lichtbilder auf lithographischen Steinen erhielt. Dasselbe besteht in folgenden Operationen: 1) Asphalt (Judenpech) wird in Schwefeläther aufgelöst, und nachdem die Lösung mit einer kleinen Quantität Seife gemischt worden ist, gießt man sie auf einen genau horizontal gelegten lithographischen Stein. Der Aether verdunstet schnell und hinterläßt auf dem Stein einen dünnen, gleichförmig verbreiteten Ueberzug von Asphalt. Dieser Ueberzug ist für das Licht empfindlich, wie bekanntlich Hr. Joseph Niceph. Niepce entdeckt hat. 2) Ein auf Glas oder Wachspapier dargestelltes negatives Lichtbild wird nun auf den empfindlichen Asphalt-Ueberzug gelegt und dem directen Sonnenlicht ausgesetzt, während einer kürzeren oder längeren Zeit, je nach der Lichtstärke, wodurch man eine schwache Copie des Lichtbildes auf dem Asphalt erhält. 3) Der Stein wird nun in ein Bad von Schwefeläther gelegt, das den Asphalt, auf welchen das Licht nicht gewirkt hat, fast augenblicklich auflöst und auf dem Stein ein zartes Bild hinterläßt, bestehend aus dem Asphalt, auf welchen das Licht gewirkt hat. 4) Nachdem der Stein sorgfältig gewaschen worden ist, kann er sogleich dem Lithographen übergeben werden, welcher ihn mit Gummi und Säure zu behandeln hat, wo dann nach dem gewöhnlichen Verfahren Abdrücke davon gemacht werden. Prof. Ramsay bemerkte, daß das beschriebene Verfahren mit Abänderungen sich vortheilhaft anwenden läßt, um Kupfer oder Stahlplatten zu ätzen: 1) Die Metallplatte wird auf vorher angegebene Weise mit einem dünnen Ueberzug von Asphalt versehen. 2) Man legt dann ein auf Glas oder Papier dargestelltes positives Lichtbild auf den Asphalt und exponirt die Platte dem Licht, um eine Copie zu erhalten. 3) Die Platte wird in ein Aetherbad getaucht, welches den vom Licht nicht afficirten Asphalt auflöst. Auf der Platte verbleibt ein schönes negatives Bild. 4) Die Platte wird nun in einem galvanoplastischen Bad vergoldet. Das Gold adhärirt dem bloßgelegten Metall, aber nicht dem Asphalt. 5) Der Asphalt muß dann mittelst Weingeist und gelinder Wärme gänzlich beseitigt werden. Die Linien des negativen Bildes sind nun in Stahl oder Kupfer dargestellt, während der Rest der Platte mit Gold überzogen ist. 6) Man trägt nun Salpetersäure auf, wie beim gewöhnlichen Aetzen. Die Säure greift die Linien des Bildes an, welche durch das nackte Metall gebildet werden, ätzt aber die vergoldete Fläche nicht. (Civil Engineer's Journal, November 1855, S. 390. Methode das Horn zu präpariren, um es als Surrogat für Fischbein zu benützen; von Karl Burnitz, Kammmacher in Stuttgart. Die immer mehr sich steigernden Preise des Fischbeins brachten mich auf den Gedanken, ob nicht dasselbe durch eine dem Fischbein homogene Substanz zu ersetzen sey – durch Horn. Die innere Bauart des Horns ist genau dieselbe wie die des Fischbeins, und es kommen Hornsorten vor, wo sich die Fasern ihrer ganzen Länge nach von dem Horn ablösen lassen, wie die Faser des Fischbeins; ich verwende zu diesem künstlichen Fischbein Büffelhörner der geringsten Sorte. Die Hörner werden ihrer Länge nach in zwei Theile gespalten. Durch diese Arbeit wird das zeitraubende Aufziehen der Höhlung, wie es sonst gebräuchlich ist, umgangen, und man erhält die Hornfasern ihrer Länge nach, was dem Horn schon eine größere Elasticität gibt. Die Hörner werden nun auf einige Tage in ein Wasser gelegt, dem schon vorher feine Hornabfälle beigesetzt werden. Die Hörner müssen jetzt von ihren Schwülen und Rissen befreit und auf die bekannte Art gepreßt werden. Man reinigt dann die Platten von ihrem Fett und schneidet sie nach der Form von Fischbeinstäben zu. Es kommen aber nicht immer Hörner vor, die die nöthige Länge haben; es muß, um die erwünschte Länge zu erreichen, zu einer neuen Arbeit geschritten werden, zum Löthen. Es ist bekannt, daß sich Schildpatt ganz schön zusammen schweißen läßt, nicht so das Horn. Die Löthstellen des Horns lösen sich sehr gern wieder ab. Die Ursache davon ist wohl die, daß das Horn mehr fettige Stoffe enthält. Um nun dieselben Resultate hinsichtlich des Löthens wie beim Schildpatt zu erzielen, unterwerfe ich die Stäbe folgender Arbeit: die zu löthenden Enden der Stäbe werden abgeschrägt und mit Schachtelhalm gut abgerieben, wobei aber dieselbe Vorsicht wie beim Löthen des Schildpatts nöthig ist, nämlich die Löthstellen nicht mit den Fingern zu berühren. Sind sie so zugerichtet, so werden die Löthstellen kurze Zeit in heißen Alkohol gestellt, um sie von ihrem Fette zu befreien. Auf einer Platte von hartem Holz, welche vor ihrem Gebrauch im Wasser liegen muß, werden die Stäbe zusammen gelegt, mit einer gleichen Platte bedeckt und diese zwischen die Löthzange gebracht, die aber eine stärkere Hitze haben muß als zum Löthen des Schildpatts, die Zange wird sodann einem starken allmählichen Druck ausgesetzt; während dieser Zeit wird zwischen die Holzplatten immer etwas Wasser gegossen, bis die Zange erkaltet ist. Die Löthung ist nun vollkommen und man kann die Stäbe fertig machen und schleifen. Man bereitet dann ein Bad von 1 Schoppen Scheidewasser, 5 Schoppen Wein, 2 Schoppen Essig, 2 Schoppen Wasser, nebst einem kleinen Zusatz von Catechu oder anderer gerbstoffhaltiger Substanz. In dieses Bad lege ich die Stäbe 12 Stunden; sollten dieselben noch nicht tief schwarz seyn, so werden sie gefärbt in einem Absud von Blauholz und chromsaurem Kali. Jetzt kommen die Stäbe in ein warmes Bad von Salpetersäure, dem die Hälfte Wasser zugesetzt wird, und zuletzt legt man sie noch 12 Stunden in verdünnte Essigsäure. Die Stäbe können noch polirt werden, was ihnen ein schöneres Ansehen gibt. Bei einigen Dutzenden Planschetten, die ich nach dieser Methode fertigte, sind die gleichen Versuche wie mit denen von Fischbein angestellt worden, ohne daß eines zerbrach, und doch waren alle aus zwei und mehreren Stückchen zusammen gelöthet. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1855, Nr. 48.) Ueber den Ursprung der ächten Perlen; von H. Zeise. Seit den ältesten Zeiten haben sich die ächten Perlen, welche in gewissen Muscheln des Meeres und der Flüsse gebildet werden, die Aufmerksamkeit der Menschen durch das angenehme und glänzende Aeußere, das sie dem Auge darbieten, wenn sie mit regelmäßiger Form den eigenthümlichen Regenbogenglanz vereinigen, zugezogen; seit den ältesten Zeiten ward deßhalb die Perle als ein Sinnbild des Schönen, Reinen und Edlen angesehen, und ebensoweit gehen deßhalb auch die Grübeleien der Menschen über den Ursprung der Perlen zurück. Die verschiedenartigsten Vorstellungen haben sich in dieser Richtung gegenseitig abgelöst, von der phantastischen, wenn auch schönen Auffassung an, daß die Perlen Thautropfen des Himmels wären, welche in Mitsommernächten in den Schooß des Meeres niedergefallen wären, oder während der Nacht von den Muscheln aufgefangen wurden, indem sie ihre Schalen öffneten u.s.w., bis zu der krassen, gewiß weniger schönen, aber sicher der Wahrheit näher kommenden Vorstellung, daß die Perlen nur krankhafte Bildungen seyen, nach Beschädigungen des Thiers erzeugt, oder während der Krankheit desselben hervorgebracht, und deßhalb seyen sie mit Nierensteinen und anderen ähnlichen harten Massen in den Körpern der höheren Thiere zu vergleichen. Ungeachtet die letzte Anschauung zu verschiedenen Zeiten stark angegriffen wurde, ja sogar für kurze oder längere Zeit aus der Wissenschaft vertrieben ward, so ist sie doch wieder aufgetreten und hat sich aufs Neue geltend gemacht; es ist also sicherlich diejenige Anschauung, zu welcher die Wissenschaft, seitdem sie mehr auf Erfahrungen fußt, sich am längsten und häufigsten bekannt hat. Nach dieser Anschauung haben nicht allein namhafte Naturforscher (z.B. Linné, Gray) im vorigen Jahrhundert, sondern auch in diesem es versucht, die Muscheln künstlich zu reizen, um Perlen um kleine hineingebrachte Körper, oder als eine Art Narbenbildungen, um feine beigebrachte Wunden, zu erzeugen. – Man hatte es nämlich ganz richtig aufgefaßt, daß die Perlen wesentlich wie die perlmutterglänzenden innern Schichten in den Schalen der Muscheln, welche Perlen erzeugen, gebaut waren; daß sie ebenso wie diese Schichte aus einer außerordentlichen Menge äußerst dünner kleiner Schichten bestanden, die eine um die andere lag, und daß im Innersten der Perle ein kleiner Mittelpunkt von anderer Beschaffenheit sey, entweder fest, oder auch ein regelmäßiger hohler Raum. Da man nun außerdem sehr häufig auf der inneren Seite der Schale allerlei, mehr oder weniger den Perlen ähnelnde Auswüchse gefunden hatte, welche deutlich zu erkennen gaben, daß sie von der Muschel bei ihren Bestrebungen hervorgebracht waren, um entweder fremde Körper zu bedecken oder zu entfernen, die zufällig in sie hineingekommen waren, oder um sich gegen Feinde, welche durch die Schale eindrangen, zu schützen, deren Angriffsöffnungen sie durch diese Bildungen zu verstopfen suchte, oder im Ganzen, um die ihr zugefügten zufälligen Beschädigungen in Stand zu setzen, so lag es ja nahe anzunehmen, daß auch die freiliegenden Perlen mit dem fremdarigen Mittelpunkt einen gemeinschaftlichen Ursprung mit diesen, den Perlen ähnelnden Auswüchsen hätten, um zu versuchen, die Muschel planmäßig zu zwingen, Perlen um kleine fremde Körper zu bilden. Diese künstliche Perlenerzeugung hat indeß nicht recht glücken wollen; wie fein und regelmäßig auch die Wunden waren, welche man der Muschel beibrachte, wie rund und regelmäßig man auch die kleinen Körper zu machen sich bemühte, welche man hineinbrachte, und wie gleichförmig man diese auch mit der Perlenmasse selbst zu machen sich bestrebte, indem man kleine feine Kugeln dazu benutzte, welche aus der Perlmutterschichte der Schale gedreht waren, so haben doch diese künstlich erzeugten Perlen sich niemals in der Regelmäßigkeit der Form, der Glätte der Oberfläche und besonders nicht in dem eigenthümlichen Farbenspiel mit den natürlichen Perlen messen können. Am weitesten scheinen die Chinesen in dieser Kunst gekommen zu seyn, und sie sollen recht gute Perlen von Halbkugelform hervorbringen können, aber diese sollen von den Kennern durch ihren Glanz von den natürlichen leicht zu unterscheiden seyn. Eine überwiegende Menge derselben hat einen kleinen regelmäßig hohlen Raum, und es scheint also, als ob die festen Körper in der Regel den Organismus zu stark reizten, so daß sich die Perlenmasse nicht mit der nöthigen Ruhe um sie absetzen konnte; diesen hohlen Raum haben Mehrere für die innere Höhlung eines Eies ausgegeben, und zu den obengenannten, angedeuteten, zahlreichen Anschauungen über den Ursprung der Perlen gehört auch die, daß jede Perle um ein Ei der Muschel, das sich verirrt hatte und an die unrechte Stelle gekommen war, gebildet sey. Ein italienischer Naturforscher, Ph. de Filippi, Professor in Turin, der viele tüchtige Untersuchungen anstellte, hat vor wenigen Jahren einige mikroskopische Untersuchungen über die Perlen- und Eingeweidewürmer veröffentlicht, und namentlich über die Icten, welche in den Perlenmuscheln leben, und er zeigte, daß die Muschel Perlenmasse in den Säcken oder Futteralen absetzt, worin sie, gleichsam wie in einem Gefängniß, den Eingeweidewurm einzuschließen sucht; er bewies, daß der hohle Raum in den Perlen gerade solche Säcke sind, um welche sich, Schicht auf Schicht, die Perlenmasse allmählich gelagert hat; innerhalb aller kleineren Perlen, den sogenannten „Perlensamen,“ hat er mit Leichtigkeit den eingeschlossenen Eingeweidewurm, der gewöhnlich ein Icte war, zeigen können. Wiederholte neuere Untersuchungen haben diese Beobachtung bekräftigt. Die Perlen würden hiernach größtentheils mit den Massen von Kalk und andern unorganischen Theilen zu vergleichen seyn, welche in den höheren Thieren oft an den Wandungen der Säcke abgesetzt werden, worin namentlich die Blasenwürmer eingeschlossen liegen, und die „verkalkte Eingeweidewürmer“ genannt werden. Es ist wahrscheinlich, daß die Speculation und die Industrie sich Filippi's neue Erfahrungen zu nutz zu machen suchen werden, und nachdem die früher angewandten Stimuli die Bildung der Perle nicht zu reguliren vermocht haben, so wird man es nun mit den mildern Reizungen, welche die Eingeweidewürmer verursachen, versuchen, und sich also bestreben, die Muscheln mit diesen Schmarotzerthieren anzustecken. Dieß wird indeß gewiß eine weniger leichte, und unter allen Umständen eine complicirte Verfahrungsmethode seyn, da die Entwickelung der Eingeweidewürmer viele Eigenthümlichkeiten zeigt. Ebenso wie früher werden die Versuche zuerst nur mit Flußperlenmuscheln vorgenommen werden können; aber von den Eingeweidewürmern, und namentlich von den Icten derselben, wissen wir mit ziemlicher Gewißheit, daß sie innerhalb der Muschel nicht verpflanzungstüchtig werden, und daß sie, um dieß zu seyn, in andere und höhere Thiere, der Analogie nach wahrscheinlich in Fische oder Kröten übergeführt werden müssen. Erst aus den Eiern dieser verpflanzten Icten kommen dann Junge, die wieder auf die Muscheln zurückgehen und in diesen die Perlenbildung hervorrufen können, wenn nämlich die stärkere Natur der Muschel die eindringenden Feinde überwältigt, und es ihr gelingt, sie in starke Perlmuttergefängnisse einzuhüllen. Es kommt also darauf an, ausfindig zu machen, in welchen höheren Thieren die Eingeweidewürmer der Perlenmuscheln in der Regel ihren verpflanzungstüchtigen Zustand erreichen, und mit diesen muß man alsdann die Gewässer bevölkern, in welchen die Muscheln leben. In den Gegenden, wo früher der Perlenfang als eine Regale nach einem größern Maaßstab getrieben wurde, wie in Schottland, Lappland und anderen Orten, hat man schon seit langer Zeit gewußt, daß der eine Fluß weit mehr als der andere den Perlenreichthum der Perlenmuscheln begünstigte; man suchte den Grund in der Beschaffenheit des Wassers; es liegt vielleicht bei weitem näher, ihn in dem Vorkommen einer größern Anzahl Eingeweidewürmer und einer größeren Anzahl derjenigen Pflanzen zu suchen, welche die ersteren in den Stadien beherbergen, während welcher sie nicht in den Muscheln sind. Alle, welche sich mit Eingeweidewürmern beschäftigt haben, wissen, welcher Unterschied hinsichtlich der Menge derselben zwischen Gewässern stattfindet, welche ganz nahe bei einander liegen und dieselbe Beschaffenheit zu haben scheinen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1855, Nr. 22.) Nekrolog. Der Unterzeichnete hat im zweiten Maiheft den geehrten Lesern des polytechnischen Journals den Tod seines Vaters Dr. J. G. Dingler angezeigt, welcher nach kurzem Krankenlager, aber längerem Leiden unter Altersschwächen, an den Folgen der Brustwassersucht am 19. Mai d. J. verschied. Nachstehende Lebensskizze bezieht sich hauptsächlich auf die schriftstellerische Thätigkeit des Verewigten. Johann Gottfried Dingler war geboren den 2. Januar 1778 zu Zweibrücken, wohin sein Vater Christian Dingler, Leinenweber von Profession, aus Plöningen, Oberamts Stuttgart, eingewandert war. Den bescheidenen Verhältnissen der Eltern entsprechend, war er wie seine vier Brüder für ein einfaches bürgerliches Gewerbe bestimmt, daher auch sein Unterricht sich höchst wahrscheinlich auf den Besuch der dortigen lutherischen Volksschule beschränkte. Ein hoch gestellter herzogl. zweibrück. Beamter, welcher gegen die Eltern freundlich gesinnt war und in dem Knaben ungewöhnliche Fähigkeiten und geistige Regsamkeit erkannte, wirkte aber auf die Wahl eines definitiven Lebensberufes entscheidend ein und vermittelte ihm eine Lehrlingsstelle in der Officin seines Verwandten, des Apothekers Hahn zu Oppenheim am Rhein, wo der Eingetretene mit außerordentlichem Fleiße an seiner Ausbildung arbeitete. Zunächst wurde er dann als Feldapotheker bei der königl. preußischen Haupt-Feldapotheke in Minden angestellt (1793–1795). Nachdem er hierauf noch in Schmalkalden und Nürnberg conditionirt hatte, etablirte er sich im J. 1800 als Apotheker in Augsburg. Hier machte er die Bekanntschaft des seiner Zeit intelligentesten und berühmtesten Kattundruckfabrikanten Johann Heinrich Edlen v. Schüle, dessen Erzeugnisse in allen europäischen Ländern Bewunderung erregten. Die ausgezeichneten Producte der großartigen v. Schüle'schen Fabrik, welche einzig der empirischen Praxis ihre Entstehung verdankten, brachten J. G. Dingler bald zu der Ueberzeugung, daß durch Anwendung der chemischen Wissenschaft nicht nur die in den Zeugdruckereien gebräuchlichen Verfahrungsarten sicher geregelt und ökonomischer gemacht, sondern auch ganz neue Artikel erfunden werden könnten. Sein fester Entschluß, sich als ausübender Chemiker der Druck- und Färbekunst zu widmen, bestimmte ihn im J. 1804 zu einer Reise nach Mülhausen im Elsaß, wo die Fortschritte der v. Schüle'schen Fabrik schon weiter getrieben und die Druckfabriken in raschem Aufschwung begriffen waren. Von Mülhausen (wo er sich im folgenden Jahre mit seiner zweiten Gattin, geb. Anna Herbster, verband) kehrte er wieder nach Augsburg zurück, mit dem Standpunkt und den Bedürfnissen der Zeugdruckereien vollkommen vertraut, und gründete daselbst im J. 1806 eine Fabrik chemischer Producte unter der Firma Dingler und Arnold , die er später für alleinige Rechnung übernahm. In demselben Jahr erschien der erste Band seiner Zeitschrift für die Druck- und Färbekunst, welche sich einer für die damalige Zeit bedeutenden Verbreitung rühmen konnte. In den Jahren 1809 und 1810 verweilte er wieder fast beständig in Mülhausen, sich hauptsächlich mit dem Türkischrothfärben der Baumwollengewebe beschäftigend, welchen neuen Industriezweig er nach Augsburg verpflanzteGeschichte der Zeugdruckerei von Dr. Wilhelm Heinrich v. Kurrer, mit Beiträgen von Dr. K. J. Kreutzberg. Nürnberg bei Joh. Leonh. Schrag. Zweite Auflage, 1844, Seite 23 und 251., wo derselbe von den Fabriken der HHrn. Schöppler und Hartmann und der HHrn. Wohnlich und Frölich fast zu gleicher Zeit ergriffen und als vielfarbiges Druckfabricat (sogenannte illuminirte Merinos) bald einem hohen Grade von Vollkommenheit zugeführt wurde. Im J. 1815 gab er nach Erwerbung einer günstigen Localität seinem chemischen Geschäft eine größere Ausdehnung. Seine Präparate, besonders festes Zinnchlorid (sogenanntes Tafeldrucksalz), oxydulhaltiges schwefelsaures Zinnoxyd (sogenannte allgemeine Composition, zum Weißätzen des türkischrothen Grundes in der Chlorkalkküpe, zur Darstellung von Fayencegrün als Druckfabricat etc.) und die Gummisurrogate fanden in den deutschen, österreichischen, böhmischen und schweizerischen Kattundruckereien guten Absatz. – Später brachte er eine fistirte Augsburger Kattundruckerei an sich, vergrößerte dieselbe durch Bauten und versah sie nach und nach mit den neuesten mechanischen EinrichtungenMan s. ebendaselbst S. 27., steigerte sie auch mit großer Anstrengung und Ausdauer zu einem bedeutenden Betriebe, den er aber wegen unzureichender eigener Mittel nicht zu behaupten vermochte. – Im J. 1845 zog er sich von den Geschäften ganz zurück, nach einem rastlos thätigen Leben der Ruhe genießend. Seine oben erwähnte Zeitschrift für den Zeugdruck und die Färbekunst erschien unter dem Titel: Journal für die Zitz-, Kattun- oder Indiennendruckerei, die Seiden- und Zeugdruckerei, auch Wollen-, Seiden-, Baumwollen- und Leinenfärberei und Bleicherei. Von Dr. Johann Gottfried Dingler.Die philosophische Facultät in Gießen ertheilte ihm am 5. December 1806 wegen seiner Schriften die Doctorwürde (in philosophia, chemia praesertim ac physica). Augsburg, in der Expedition der Allgemeinen königl. bayerischen Vaterlandskunde. Leipzig, in Commission bei Kummer. Zwei Bände. 1806 und 1807. Als Fortsetzung dieser Zeitschrift erschien: Neues Journal für die Indiennen- oder Baumwollendruckerei, die Leinen-, Seiden- und Wollenzeugdruckerei, die Türkischrothfärberei, die Wollen-, Seiden-, Baumwollen – und Leinenfärberei, und die Kunst zu bleichen. In Verbindung mit Dr. Carl Wilhelm Juch und Wilhelm Heinrich v. Kurrer herausgegeben von Dr. Johann Gottfried Dingler. Augsburg und Leipzig, in der v. Jenisch und Stageschen Buchhandlung. Vier Bände. 1815–1817. Seine Versuche mit Dampfapparaten veranlaßten die Schrift: Beschreibung und Abbildung mehrerer Dampfapparate zur Benützung der Wasserdämpfe zum Kochen und Heizen in verschiedenen öffentlichen Anstalten, in der Haus- und Landwirthschaft, in Fabriken, Manufacturen, Gewerben etc.; von Dr. J. G. Dingler. Mit 4 Kupfertafeln. Zum Besten des Augsburgischen Armenwesens gedruckt. Augsburg, in Commission bei Nicolaus Doll. 1818. Seine verbesserte Construction der Avivirkessel für Türkischrothfärbereien und sein Dampfkochofen zur Bereitung der Farbholz-Decocte (bereits im Neuen Journal für die Baumwollendruckerei etc. Bd. I S. 97 und Bd. III S. 337 beschrieben) bewährten sich als sehr zweckmäßig und verbreiteten sich bald in den Färbereien und Druckereien. Nach längeren Vorbereitungen erschien zu derselben Zeit: Neues englisches Färbebuch oder Untersuchungen über die Natur beständiger Farben und die besten Verfahrungsarten solche in der Färberei und Kattundruckerei hervorzubringen, von Dr. Edward Bancroft. Aus dem Englischen übersetzt von Dr. Joh. Andrä Buchner. Herausgegeben und mit Anmerkungen und Zusätzen versehen von Dr. J. G. Dingler und Dr. W. H. v. Kurrer. Zwei Bände. Nürnberg, bei Johann Leonhard Schrag. 1817 und 1818. Die beiden Herausgeber ergänzten Bancroft's Werk in ihren Anmerkungen und Zusätzen mit allen auf dem Continent bis 1817 in der Färberei und dem Zeugdruck gemachten Fortschritten. Als Fortsetzung des Neuen Journals für die Baumwollendruckerei etc., nach erweitertem Plan, erschien das Magazin für die Druck-, Färbe- und Bleichkunst und die damit verwandten Hülfswissenschaften. Herausgegeben von Dr. J. G. Dingler. Augsburg und Leipzig, Verlag der v. Jenisch und Stageschen Buchhandlung. Drei Bände. 1818–1820. Später erschien als besonderes Werk über die Färberei und den Zeugdruck noch: Grundriß der Färberei auf Wolle, Seide, Leinen, Hanf und Baumwolle, nebst einem Anhange über die Druckerkunst, von J. B. Vitalis. Aus dem Französischen von J. H. Schultes, mit Anmerkungen, Zusätzen und einem Anhange von Dr. J. G. Dingler und Dr. W. H. v. Kurrer. Mit drei Kupfertafeln. Stuttgart und Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1824. (Eine zweite, von dem Unterzeichneten umgearbeitete Auflage von Vitalis' Grundriß der Färberei und des Zeugdrucks erschien i. J. 1839.) Diejenigen Arbeiten, durch welche Dr. J. G. Dingler zu den Fortschritten der Färbekunst und des Zeugdrucks wesentlich beitrug, sind folgende: 1) Wie bereits erwähnt wurde, war in Frankreich Daniel Köchlin der Erste, welcher gewebte Baumwollenstoffe türkischroth färbte. Seine ersten Versuche wurden in Dingler's Gesellschaft im J. 1810 in der Färberei des Siamoise- (Chagrin-Taft-) Fabrikanten Weber in Mülhausen gemacht. Dingler verpflanzte dann das Türkischrothfärben der Baumwollengewebe, womit er sich viel beschäftigte, nach Augsburg.Bancroft's Färbebuch, Bd. II S. 439. Anfangs wurden diese rothen Zeuge bloß mit schwarzen Mustern bedruckt. Nach der Entdeckung des Chlors und dessen Anwendung zum Bleichen, versuchte man in England mit dem Chlorwasser türkischroth gefärbte Zeuge örtlich zu entfärben, indem man dieselben zwischen zwei, mit Ausschnitten versehenen Platten einpreßte und das Chlorwasser durch die correspondirenden Ausschnitte trieb (Bandanos-Fabrication). Auf diese Weise konnten jedoch nur sehr einfache Muster ausgeführt werden. Daniel Köchlin in Mülhausen entdeckte zuerst im J. 1811 ein Verfahren um türkischroth gefärbte Baumwollenzeuge mit Mustern, nicht nur in Weiß, sondern in allen Farben zu bedrucken. Er druckte nämlich auf den rothen Zeug Weinsteinsäure auf, und brachte denselben dann in eine Küpe mit aufgelöstem Chlorkalk; die neutrale Chlorkalklösung hat keine Wirkung auf den rothen Grund, aber an den bedruckten Stellen findet ihre Zersetzung statt und das frei werdende Chlor bleicht dieselben in wenigen Minuten völlig weiß; wird daher z.B. mit der Weißätze gemischtes Berlinerblau aufgedruckt, so kommt der Zeug an diesen Stellen mit blauer Farbe aus der Küpe etc. Dingler, welcher in Verfolgung desselben Zieles seinen eigenen Weg gieng, erreichte den Zweck, indem er als Weißätze schwefelsaures Zinnoxyd anwandte, welches er mit Traganthschleim und Pfeifenerde zur Druckfarbe verdickte.Neues Journal für die Druck- und Färbekunst, Bd. I S. 175 und 289; Bd. III S. 225. Bancroft's Färbebuch, Bd. II S. 471. – Die Darstellung der mit farbigen Mustern bedruckten türkischrothen Baumwollenzeuge, des schönsten und lebhaftesten Artikels der Kattundruckerei, ist einzig das Resultat wissenschaftlicher Forschung, Zufall und empirisches Probiren trugen dazu nichts bei. 2) Im J. 1809 stellte Dingler in der Kattunfabrik von Dollfus Mieg zu Mülhausen zuerst das Fayencegrün als Druckfabricat auf Baumwollenzeugen dar. Er versetzte zerriebenen Indigo mit möglichst neutralem, oxydulhaltigem schwefelsaurem Zinnoxyd und verdickte die Mischung mit Gummi zur Druckfarbe. Die mit derselben bedruckten Zeuge wurden in den Fayence-Küpen (Kalk-, Eisenvitriol- und Alkaliküpe) eben so wie für Blau behandelt, nur mit dem Unterschiede, daß statt der caustischen Kaliküpe eine solche mit kohlensaurem Alkali (Potasche oder Soda) in Anwendung kam. Die Zeuge wurden dann mit schwacher Schwefelsäure gesäuert und gewaschen, wodurch man eine blaue Farbe erhielt, welche im Waubade sich in Grün verwandelte, indem das gelbe Pigment sich mit dem auf dem Zeuge befestigten Zinnoxyd verbindet und die grüne Farbe bildet.Neues Journal für die Druck- und Färbekunst, Bd. I S. 105. Bancroft's Färbebuch, Bd. I S. 275. Zur Darstellung des möglichst neutralen, oxydulhaltigen schwefelsauren Zinnoxyds vermischte er eine concentrirte Zinnchlorürlösung mit Schwefelsäure, dampfte die Mischung in einer Glasretorte im Sandbad ab, und erhitzte den Rückstand. 3) Im J. 1816 veröffentlichte er seine Versuche über die Anwendbarkeit des Catechus zum Drucken und Färben der Baumwollenzeuge.Neues Journal für die Druck- und Färbekunst, Bd. II S. 7. Dieses Farbmaterial, welches später im Zeugdruck eine große Rolle spielte, wurde zuerst in der ausgezeichneten Kattunfabrik der HHrn. Schöppler und Hartmann zu Augsburg als braune Eindruckfarbe neben Krappfarben verwendet. Seine zwei letzten Abhandlungen, die Färbekunst betreffend, waren: Verfahren die Decocte der geringen Rothholzsorten von ihrem falben Farbstoff (mittelst säuerlicher Milch) zu reinigen, um sie anstatt Fernambukabsud in den Färbereien und Druckereien verwenden zu könnenPolytechn. Journal, 1821, Bd. V S. 85.; Verfahren, Wollentuch mit Lac-Dye scharlachroth zu färben.Polytechn. Journal, 1822, Bd. VII S. 199. Bevor der letzte Band seines „Magazins für die Druck- und Färbekunst“ erschien, entwarf Dr. J. G. Dingler den Plan einer das ganze Gebiet der Polytechnik umfassenden Zeitschrift, woran es bis dahin in Deutschland gefehlt hatte. Er begann mit dem J. 1820 die Herausgabe des Polytechnischen Journals, ein zu jener Zeit schwieriges Unternehmen, welches der verewigte Frhr. v. Cotta, damaliger Chef der Verlagshandlung, mit regem Eifer förderte. Den ersten Jahrgängen dieses Journals wendeten nur persönliche Freunde des Herausgebers Originalbeiträge zu; hauptsächlich lieferten solche: Dr. v. Kurrer, Regierungsrath Dr. Wirschinger (nationalökonomische Abhandlungen), Kreis-Bauinspector Voit und Stadtbrunnenmeister G. Hävel in Augsburg; Professor Marechaux und Oberbergrath Joseph v. Baader in München; Prof. Petri in Erfurt und Prof. Ch. Bernoulli in Basel. Ein Hauptzweck des polytechn. Journals war natürlich, das deutsche Publicum mit dem wichtigsten Inhalt der technischen Literatur des Auslandes bekannt zu machen, was dem Herausgeber durch seine Verbindung mit dem Professor der Universität Landshut Dr. Joseph August Schultes ermöglicht wurde, welcher ihm zahlreiche Uebersetzungen aus den englischen, französischen etc. technischen Zeitschriften und Werken lieferte. Nach dem Tode dieses Gelehrten (1831), betheiligte sich dessen Sohn Dr. Julius Hermann Schultes, praktischer Arzt in München, an der Redaction, welcher im J. 1840 im kräftigsten Mannesalter der damals in München herrschenden Schleimfieber-Epidemie erlag.Man sehe den Nekrolog des Dr. Schultes sen. im polytechn. Journal Bd. XLII S. 222; denjenigen seines Sohnes in Bd. LXXVIII S. 77. Der Unterzeichnete, welcher sich seit 1831 (Bd. XXXIX) der Redaction des Polytechnischen Journals gewidmet und seit 1840 (Bd. LXXVIII) dieselbe in seine alleinige Hand genommen hat, wird diese Zeitschrift in bisheriger Weise fortsetzen. Augsburg, den 12. December 1855. Dr. Emil Dingler.