Titel: Die Baumwollen-Industrie in den östlichen Departements von Frankreich; von Hrn. Emil Dollfuß.
Fundstelle: Band 144, Jahrgang 1857, Nr. CV., S. 422
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CV. Die Baumwollen-Industrie in den östlichen Departements von Frankreich; von Hrn. Emil Dollfuß. Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1857, S. 273. Dollfuß, über die Baumwollen-Industrie in den östlichen Departements von Frankreich. In den Sitzungen der Industriegesellschaft zu Mülhausen, am 26. November und 31. December 1856, hat Hr. Emil Dollfuß die von ihm gesammelten Daten über die Baumwollen-Industrie in den östlichen französischen Departements vorgetragen. Seine Arbeit umfaßt die Departements des Oberrheins, Niederrheins, der Vogesen, der obern Saône, des Doubs und der Meurthe, welche den sogenannten Rayon von Mülhausen oder des Ostens bilden, wo die Baumwollen-Industrie hauptsächlich betrieben wird. Dasselbe gilt auch von dem Maasdepartement, welches deßhalb in dieselbe Kategorie aufgenommen werden könnte, sich jedoch durch gewisse Unterschiede charakterisirt. Die Baumwollen-Industrie hat im Oberrhein-Departement die größte Ausdehnung erlangt; auch wurde sie im J. 1803 hier zuerst eingeführt. Im Niederrhein-Departement wurde die erste bedeutende Spinnerei erst im J. 1825 errichtet; im Vogesen-Departement wird diese Industrie zwar in kleinem Maaßstabe betrieben, jedoch bereits seit dem J. 1804. In der obern Saône entstand die erste Spinnerei 1818, im Doubs-Departement 1825, im Meurthe-Departement in demselben Jahre. Hr. Armengaud hat den langen und interessanten Bericht des Hrn. E. Dollfuß in verschiedenen Tabellen zusammengestellt, so daß man den Standpunkt des Baumwollen-Manufacturwesens in diesem Theile von Frankreich auf beschränkterem Raume übersichtlich vor Augen hat. Baumwollen-Spinnereien in den östlichen Departements Frankreichs (im Jahre 1856). Textabbildung Bd. 144, S. 422 Namen der Departements; Anzahl der Spinnereien; Anzahl der Spindeln; Dampfmotoren.; Hydraul Motoren; Anzahl; Pferdekräfte; Anzahl der Arbeiter; Oberrhein; Niderrhein; Vogesen; Obere Saône; Doubs; Meurthe Die Anzahl der Spindeln läßt sich in nachstehende Abtheilungen bringen: Für den Abfall und die groben Nummern unter Nr. 20        75,000 Spindeln. Gewöhnliche Nummern zwischen 24 und 40, Kette    oder Einschuß   1,000,000      „ Mittlere Nummern zwischen 40 und 70        75,000      „ Feine Nummern von 70 bis 200. (Diese letzteren und    die mittleren Nummern werden fast ausschließlich    im Oberrhein-Depart. gesponnen.)      350,000      „ Gesammtproduction an Garnen in allen Nummern 20,000,000 Kilogr. im Werthe von beiläufig 70,000,000 Francs, d.h. im Durchschnitt 3,50 Francs per Kilogr. Mittlere Production per Spindel und per Tag = 0,055 Kilogr., oder 13,20 Kil. auf den Stuhl von 240 Spindeln und per Tag. (Im Jahre 1828 producirte ein Stuhl täglich nur 8 bis 9 Kilogr., und die Geschwindigkeit der Spindeln betrug nur 3–4000 Umgänge in der Minute.) Jetzt beträgt die Geschwindigkeit der Spindeln 6000 Umläufe in der Minute. Nach der obigen Tabelle kann eine Pferdekraft 183 Spindeln in Betrieb setzen; es ist jedoch zu bemerken, daß eine gewisse Anzahl von Dampfmaschinen nicht immer im Betriebe steht, weil sie nur zur Aushülfe für die hydraulischen Motoren dienen, die nicht in allen Jahreszeiten ihre nominelle Kraft erreichen. Man nimmt gewöhnlich für eine Pferdekraft an: 180 bis 200 Spindeln in gewöhnlichen Nummern, nämlich 27/29 Kette und 36/38 Einschuß. Diese Zahl ist aber für die feinen Nummern weit höher, daher die allgemeine Durchschnittszahl für 1 Pferdekraft größer wird. Die durchschnittlichen Anlagekosten per Spindel betragen 50 Fr. Hr. Dollfuß gibt das unbewegliche Capital in den erwähnten 109 Fabriken auf 52,965,710 Fr. an, nach Abzug des Capitals, wovon den älteren Fabriken die Steuer nachgelassen wird, daher nur 35 Fr. auf die Spindel kommen. Baumwollenweberei in den östlichen Departements (1856). Textabbildung Bd. 144, S. 424 Benennung des Departements; Anzahl d. Stühle; Mechanische Webereien; Dampfmotoren; Hydraulische Motoren; Arbeiterzahl; mechanische; Handstühle; Anzahl; Pferdekräfte; Oberrhein; Vogesen; Niederrhein; Meurthe; Obere Saône; Doubs Die Gesammtzahl der Ende 1856 im Betriebe gewesenen Webestühle belief sich auf 44,329. Die zum Betriebe der mechanischen Stühle verwendete Triebkraft betrug 4902 Dampfpferde. Von sämmtlichen bei der Weberei beschäftigten Arbeitern kommen 25,104 auf die mechanischen und 12,793 auf die Handstühle. Dividirt man die Anzahl der Stühle mit der angegebenen Triebkraft, so findet man, daß auf eine Pferdekraft nur etwa 7 Stühle kommen. Mehrere Dampfmaschinen werden aber nur ausnahmsweise betrieben, um in gewissen Jahreszeiten die Wassergefälle zu ersetzen. Man nimmt jetzt allgemein an, daß eine Pferdekraft zum Betriebe von 8 bis 9 mechanischen Webestühlen mit den Vorbereitungen hinreicht. Diese Maschinenstühle machen jetzt durchschnittlich 110 bis 120 Schläge in der Minute, während sie anfänglich höchstens 90 machten. Gegenwärtig richtet man englische Stühle vor, die bei 90 Centim. breiten leichten Stoffen 180 Schläge in der Minute machen. – Bei schmälern Artikeln machen die Stühle in England bis 220 und selbst 240 Schläge. Die Gesammtproduction der Webereien des Ostens, welche im Jahre 1846 nur 2 Millionen Stücke von 60 bis 70 Meter Länge an Stoffen aller Art (also 130 Millionen Meter) betrug, erreicht jetzt 2 1/2 Millionen Stücke von 100 Meter Länge, also beiläufig 250 Millionen Meter. Rechnet man nun den Meter Gewebe durchschnittlich nur zu 40 Centimes, so beträgt der Gesammtwerth 100 Millionen Francs. Tabellarische Uebersicht des Preises der 90 Centim. breiten Calicots von Nr. 70 bis 75, und der gewöhnlichen Garne (Kette 27/29, Einschuß 36/38), welche zu deren Fabrication von 1835 bis 1856 zu Mülhausen dienten. Textabbildung Bd. 144, S. 425 Jahrgang; Preis der Calicots per Meter; Preis des Garns per Kilogramm; Verbleibt dem Weber für Herstellung per 10 Meter, die 1 Kilogr. wiegen; Jahrgang; Preis der Calicots per Meter; Preis des Garns per Kilogramm; Verbleibt dem Weber für Herstellung per 10 Meter, die 1 Kilogr. wiegen Ein neu herzustellender Maschinenstuhl kostet unter den gewöhnlichen Umständen 1000 Fr. Hr. Dollfuß nimmt bloß 750 Fr. an, also das unbewegliche Capital für 33,472 Stühle zu 25,104,000 Fr.; für einen Handstuhl rechnet er mit Inbegriff des Gebäudes und der Vorbereitungen 120 Fr., also für 10,875 Handstühle 1,305,000 Francs. Industrie der bedruckten Zeuge in den östlichen Departements (im J. 1856). Textabbildung Bd. 144, S. 425 Benennung der Departements; Anzahl der Etablissements; Anzahl der Drucktische; Walzendruckmaschinen; Perrotinen; Gesammtproduction in dem Jahre an gedruckten Geweben aller Art; Anzahl der Arbeiter; Mittlerer Preis für den Meter; Gesammtwerth; Meter; Fr.; Francs; Oberrhein; Obere Saône; Niederrhein Diese 25 Etablissements werden in Betrieb gesetzt von        32 Dampfmaschinen          = 657 Pferdekr.Perdekr.und 15 hydraulischen Motoren = 287      „ = 944 Pferdekräften. Im Jahre 1828 producirten 27 Manufacturen im Oberrhein-Depart. mit 11,248 Arbeitern nur 17,949,790 Met. bedruckter Baumwollenwaaren, welche einen Werth von 38 Million. Fr., also im Durchschnitt von 2 Fr. 12 Cent. per Meter hatten. Im Jahre 1847 waren nur noch 20 Manufacturen in dem Departement vorhanden, welche mit 10,000 Arbeitern 37,800,000 Meter im Werthe von 40 Million. Fr., also unter 1 Fr. 10 Cent. per Meter producirten. Bleich- und Appretur-Anstalten für Baumwollengewebe (im J. 1856), mit Inbegriff der Druckereien welche für eigene Rechnung bleichen. Textabbildung Bd. 144, S. 426 Benennung der Departements; Anzahl der Etablissements; Menge der gebleichten Baumwollzeuge; Anzahl der Arbeiter; Verwendete Triebkräfte; Dampfmasch.; Wasserräder; Gesammt-Pferdekräfte; Oberrhein, obere; Meter; Pferdekr.; Saône, Vogesen Das unbewegliche Capital in den Druckereien nimmt Hr. Dollfuß zu 13,000,000 Fr., also im Durchschnitt zu 520,000 Fr. per Druckerei an; das Capital der Bleichereien und Appreturanstalten zu 2,000,000 Fr., also im Durchschnitt 125,000 Fr. auf ein Etablissement. Tabellarische Uebersicht der Preise der Baumwolle für die gewöhnlichen Nummern und der Garne von gewöhnlichen Nummern (27/29 Kette und 36/38 Einschuß) auf dem Mülhauser Markte von 1811 bis 1856. Textabbildung Bd. 144, S. 427 Jahre; Preis der Baumwolle per Kilogr.; Preis des Garns per Kilogr.; Differenz oder Rest für Herstellung per Kilogr.; Jahre; Preis der Baumwolle per Kilogr.; Preis des Garns per Kilogr.; Differenz oder Rest für Herstellung per Kilogr. Man ersieht aus dieser Tabelle, daß während der Preis der rohen Baumwolle seit 1811, zu welcher Zeit deren Verspinnung in Frankreich begann, sich namhaft vermindert hat, auch der Verdienst des Spinners fortwährend in beträchtlichem Verhältniß herabgesetzt wurde.