Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 144, Jahrgang 1857, Nr. , S. 314
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Siemens' und Halske's neuer magneto-elektrischer Zeiger-Apparat. Seit lange ist man bemüht, für den Eisenbahnbetrieb einen allen Anforderungen an Einfachheit und leichte Behandlung entsprechenden Zeiger-Telegraphenapparat zu construiren, welcher ohne besondere Geschicklichkeit und Einübung von jedem Bediensteten bedient werden kann. Die Besitzer der berühmten Telegraphenbauanstalt, Herren Siemens und Halske in Berlin, glauben jetzt diese Aufgabe mit ihrem neuen Inductions-Zeigerapparat gelöst zu haben, worüber sie den Eisenbahnverwaltungen folgende Mittheilung zugehen ließen. Der Apparat besteht aus zwei Theilen: 1) aus dem die Stelle der Batterien vertretenden Magnet-Inductor oder Stromgeber, und 2) aus dem eigentlichen Zeiger. Beide Apparattheile sind in einem hölzernen Kasten eingeschlossen. Der Inductor besteht aus einem um seine Längeachse drehbaren Eisen-Cylinder, welcher der Länge nach mit einem tiefen rings um ihn herumlaufenden Einschnitte versehen ist. Dieser Einschnitt ist mit übersponnenem Kupferdrahte ausgefüllt. Mit Hülfe einer Kurbel dreht sich der Cylinder zwischen den entgegengesetzten Polen mehrerer kleiner, mit geringem Zwischenraume übereinander geschichteter Stahlmagnete, als deren gemeinschaftlicher Schließungsanker er auftritt. Bei jeder halben Umdrehung des Eisencylinders wird ein kurzer, aber kräftiger Strom in seinen Drahtwindungen erzeugt, welcher die Leitung durchläuft und alle eingeschalteten Zeichengeber um einen Schritt fortbewegt. Bei der folgenden halben Umdrehung des Cylinders erfolgt ein Strom von gleicher Stärke, aber entgegengesetzter Richtung, welcher die Zeichengeber wieder um einen Schritt fortbewegt u.s.f. Der Zeiger, auch Indicator oder Zeichengeber genannt, besteht aus einem drehbaren Elektromagneten, dessen Polverlängerungen so zwischen den entgegengesetzten Polen zweier hufeisenförmigen Stahlmagnete placirt sind, daß sie von beiden mit gleicher Kraft angezogen werden. Durchläuft nun ein Strom die Windungen des Elektromagnetes, so wird dieß Gleichgewicht gestört und es erfolgt die Drehung des Eisenkernes des Elektromagnetes je nach der jedesmaligen Richtung des Stromes in einem oder anderem Sinne. Die hierdurch erzeugten Oscillationen des Elektromagnetes werden durch einen mit ihm verbundenen gabelförmig gespaltenen Arm mittelst zweier an denselben befestigter federnder Haken auf die Zähne eines kleinen Rades übertragen, welches hierdurch in Rotation versetzt wird. Die Achse dieses kleinen Rades trägt den Zeiger des Zeichengebers. Die Zifferblätter der Stromgeber und Zeichengeber sind mit den Buchstaben des Alphabets in gleicher Zahl und Reihenfolge beschrieben. Wird daher die Kurbel bis auf irgend einem Buchstaben gedreht, so müssen alle Zeiger der eingeschalteten Apparate bis auf denselben Buchstaben fortrücken. Der oscillirende Magnet ist mit einem Hammer versehen, welcher an zwei am Kasten befestigte Glocken schlägt, wenn der Wecker durch Eindrücken eines Knopfes eingeschaltet ist und dadurch ein kräftiges Weckerwerk bildet. Die Regulirung der Zeigerstellung geschieht dadurch, daß man den unten am Zeichengeber befindlichen Knopf niederdrückt und die Kurbel bis auf das obere weiße Feld herumdreht. Dieser magnetische Zeigertelegraph eignet sich vorzugsweise zum Telegraphenbetriebe der Eisenbahnen, da er 1) sehr leicht mit Sicherheit zu bedienen ist. Die geringe Fertigkeit, welche erforderlich ist, um die Kurbel bis zu dem Buchstaben zu drehen, welcher angezeigt werden soll, erlernt jedermann in wenigen Stunden. Es kann mithin der Telegraphendienst von dem anderweitig beschäftigten Bureaupersonale stets nebenbei ausgeübt werden. 2) Es sind durchaus keine Correcturen oder Einstellungen vorzunehmen, um die Apparate in sichern Gang zu bringen. Einmal richtig adjustirt, hat er die richtige Stellung für alle Entfernungen und Stromstärken. 3) Er bedarf gar keiner Batterien, indem der nöthige elektrische Strom durch den Apparat selbst erzeugt wird. 4) Bei einiger, leicht zu erwerbenden Uebung kann man mit demselben schneller sprechen wie mit irgend einem andern, da die Kurbel in beliebiger Geschwindigkeit gedreht werden kann. 5) Es kann eine große Anzahl, mindestens 10 Apparate in einem Kreise eingeschaltet werden, ohne die Sicherheit des gleichmäßigen Ganges aller Apparate zu vermindern. 6) Er nimmt einen kleinen Raum einen, ist überall leicht aufzustellen, daher wegen des Wegfalls aller Batterien, Räderwerke und Gewichte zu transportablen Telegraphen besonders geeignet. Ueber die praktische Brauchbarkeit und Sicherheit des beschriebenen Apparates spricht sich das nachfolgende Zeugniß der k. bayerischen Telegraphen-Direction ausführlich aus. „Die Sicherheit des Betriebes auf den k. bayerischen Staats-Eisenbahnen, welche bei einer Länge von 126 Meilen und einer Gesammtzahl von 132 Stationen und Haltestellen nur ein Schienengeleise besitzen, erfordert nothwendig eine ausgedehnte und gut organisirte Telegraphen-Einrichtung. die gestattet, von und nach allen Stationen nicht allein Signale sondern vollständige Depeschen zu befördern. Bei der großen Zahl der hierzu nöthigen, verhältnismäßig sehr nahe an einander gerückten Apparate, erscheint die Abtheilung der Linien in kleinere Schließungskreise durch die Anforderungen des Dienstes bedingt, welcher, mehr ein localer, hauptsächlich den Gang der Züge betreffender, empfindlich benachtheiliget würde, wenn auf einer längeren Linie immer nur zwei Stationen gleichzeitig correspondiren könnten, während alle übrigen, vielleicht gerade vom Laufe der Züge berührten, schweigen müßten. Die Verwendung von Schreibapparaten nach Morse's System ist aber schon aus dem Grunde nicht zweckmäßig. weil nach genügender Erfahrung die niederen Eisenbahnbediensteten an den Haltestellen sogar Bahnwärter, in deren Hände nothwendigerweise die Handhabung der Apparate gelegt werden muß, neben der Besorgung ihres ordentlichen Dienstes nie die für alle Fälle nöthige Kenntniß und Uebung hierzu erlangen können. Die auf den älteren bayerischen Bahnstrecken seit dem Jahre 1850 in Benützung stehenden Stöhrer'schen magneto-elektrischen Zeiger-Apparate hatten trotz der zahlreichen Mängel ihrer Construction Gelegenheit gegeben, die bedeutenden Vortheile wahrzunehmen, welche daraus erwachsen, daß zu ihrer Ingangsetzung keine hydrogalvanischen Batterien erforderlich sind; dadurch entfällt eine ganze Reihe von Störungen, welche die Unterhaltung der letzteren in den Händen ungeübten und vielbeschäftigten Personals unvermeidlich herbeiführt. Bei Ausführung der neueren Telegraphen-Einrichtungen für die bayerischen Staatsbahnen gab deßhalb das k. bayerische Telegraphenamt der Beibehaltung dieses Apparatensystems den unbedingten Vorzug, legte jedoch, die Erfahrung mit den älteren Apparaten benutzend, der rühmlichst bekannten Telegraphen Bauanstalt von Siemens und Halske in Berlin ein Constructions-Programm vor, welches folgende Bedingungen enthielt: Erzeugung des Stroms durch die Bewegung von Inductions-Spiralen. Minimal-Geschwindigkeit des Zeigers, wenigstens so groß, wie bei den älteren Zeiger-Apparaten von Siemens und Halske. Arretirung des Zeigers durch den Strom selbst, ohne Anwendung eines besonderen Uhrwerks. Vollkommener Verschluß des Apparates, so daß der Telegraphirende nur zu den ihm nöthigen Correcturen, welche nach außen gelegt werden müssen, gelangen kann, und Sicherung des Zeigers gegen Berührung mit der Hand. Solide, nicht zu empfindliche Construction und Verwendung starker Stahlmagnete zur Erzeugung eines kräftigen Stroms, endlich Anbringung einer möglichst starktönenden Allarmglocke für den Anruf. Die Herren Siemens und Halske haben diese Aufgabe meisterhaft gelöst; die von ihnen gelieferten Apparate zeichnen sich durch außerordentliche Einfachheit ihrer Construction, durch vollständige Erfüllung der gestellten Bedingungen aus. Sie sind compendiös, erfordern kein Laufwerk, die Bewegung der Kurbel findet ohne bemerklichen Kraftaufwand statt, da durch die eigenthümliche Construction des Magnet-Inductors dieser nur eine sehr geringe Trägheit besitzt. Die Arretirung des Zeigers erfolgt gleichzeitig mit der mechanisch und auf äußerst einfache Weise bewirkten Arretirung der Kurbel. Die nöthigen Correcturen können durch den Strom selbst vorgenommen werden, die Zeiger laufen vollkommen sicher und fast unbegränzt schnell. Die Erlernung der Manipulation hat für jeden, der ohnehin lesen und schreiben kann, durchaus keine Schwierigkeiten. Seit dem 15. September 1856 sind auf der bayerischen Südnordbahn successive 47 Apparate aufgestellt worden, und werden seit jener Zeit durch das gewöhnliche Bahndienstpersonal betrieben und sehr stark benützt. Bis jetzt haben dieselben weder Correcturen, noch sonstige Aenderungen nothwendig gemacht, ihren Zweck in jeder Beziehung vollständig erfüllt, und durchaus zu keiner Beanstandung Veranlassung gegeben; sie können deßhalb jeder Bahnverwaltung aus vollster Ueberzeugung empfohlen werden.“ Der Preis eines Apparats in einem pultförmigen eleganten Kasten beträgt 170 Thlr., in weniger eleganter Ausführung 150 Thlr. Ein abgesonderter Wecker-Apparat dieses Systems, um damit ein stärkeres Läuten zu erzielen, kostet 20 Thlr. (Eisenbahnzeitung, 1857, Nr. 13.) Zur Verhütung der Gefahren, welchen die Fabrikarbeiter durch umgehende Maschinentheile ausgesetzt sind. Da nicht selten große Unglücksfälle dadurch entstanden sind, daß Arbeiter, welche unnöthigerweise weite Kleidung trugen, von umgehenden Maschinentheilen ergriffen wurden, so fand sich die königl. preußische Regierung zu Arnsberg veranlaßt, auf Grund der §. §. 11 und 12 des Gesetzes über die Polizei-Verwaltung vom 11. März 1850 für den Umfang ihres Bezirks die nachstehende Polizei-Verordnung zu erlassen: §. 1. Alle Arbeiter auf gewerblichen Anlagen, welche ihre Beschäftigung in die unmittelbare Nähe umgehender Maschinentheile führt, dürfen während der Arbeit nur solche Kleidung tragen, deren Theile dem Körper enge anliegen. Insbesondere ist diesen Arbeitern das Tragen von Röcken, langen Kitteln und losen Schürzen untersagt. Die Kleidung der weiblichen Arbeiter, welche in dieser Weise beschäftigt werden, muß ebenfalls eng anschließen und deßhalb nach unten zu mit einem Bande etc. zusammengehalten seyn. Ausgenommen sind die Feuerarbeiter an den Stabeisen- und Blechwalzen, denen der Gebrauch eines Schurzfelles mit leicht zerreißbaren Bändern oder Riemen gestattet ist. §. 2. Uebertretungen dieser Vorschrift werden an dem Arbeiter, sowie an dem Arbeitsherrn mit Geldbuße bis zu 10 Thlr. für Jeden geahndet. §. 3. Diese Polizei-Verordnung tritt vier Wochen nach ihrer Verkündung durch das Amtsblatt in Kraft. Arnsberg, den 16. August 1856. Wir fügen bei, daß in Preußen die königl. Fabriken-Inspectoren gemäß ihrer Dienst-Anweisung ihr besonderes Augenmerk auf die gesunde und gefahrlose Einrichtung der Arbeitswerkstätten, sowohl in baulicher Beziehung, als auch in Beziehung auf die Verrichtung der Arbeiten zu richten haben. Hinsichtlich der umgehenden Maschinentheile ist denselben insbesondere vorgeschrieben, daß Gefahr bringende Vorrichtungen (Zahnräder, Hebel, Wellen, Riemen u.s.w.) in der den jugendlichen Arbeitern erreichbaren Höhe, so weit es sich thun läßt, bedeckt oder bewahrt werden. Verfahren, Metalltheile sehr schön zu vergolden. Dr.Elsner macht folgendes, ihm von einem Freunde mitgetheiltes Verfahren bekannt, nach welchem man sehr schön vergolden kann: 1 Ducaten wird in 3 Loth Königswasser aufgelöst, die Lösung vom Rückstand (Chlorsilber) abgegossen und vorsichtig eingedampft, bis die freie Säure verdampft ist; der Rückstand wird in destillirtem Wasser gelöst und aus der Lösung, durch Zusatz von Salmiakgeist, Knallgold (Goldoxyd-Ammoniak) niedergeschlagen; der gut ausgewaschene gelbbraune Niederschlag wird in einer Lösung von 3/4 Loth Cyankalium in 1/2 Pfund Wasser aufgelöst und die Lösung 20 Minuten in einem geeigneten Gefäß (Porzellanschale oder emaillirtem Gefäß) unter Wasser-Ersatz gekocht; hierauf noch 1/4 Loth Cyankalium und 1/2 Loth Aetzkali, in wenig Wasser gelöst, hinzugesetzt, und wenn es erforderlich seyn sollte, das Ganze filtrirt, wo alsdann das Bad zum Vergolden fertig ist; die Vergoldung geschieht mit den bekannten Daniell'schen Elementen; mit einem nur zum dritten Theil gefüllten Elemente werden Kleinigkeiten von Bronze, wie Tuchnadeln etc. etc., sehr schön und reich vergoldet. (Elsner's technisch-chemische Mittheilungen für 1854–1856, S. 86.) Ueber die Gewinnung von Schwefel aus Gyps; von Dr. Elsner. Elsner hat auf die bekannte Weist durch Glühen von Gyps mit Kohle erhaltenes Schwefelcalcium, welches der Theorie nach 44 Proc. Schwefel enthalten soll, in einem zweckmäßig hierzu eingerichteten Glasapparat mit verdünnter Salzsäure behandelt und das Gas in schwefligsaures Wasser geleitet; der hierdurch erhaltene, in einem Porzellantiegelchen vorsichtig geschmolzene Schwefel betrug 34 Procent. Man würde demnach aus einem Centner Schwefelcalcium den dritten Theil, also etwa 36 Pfd. Schwefel gewinnen können, wobei freilich zu beachten ist, daß ein Theil angewendeter Gyps nur 1/2 Theil, also die Hälfte der Rechnung nach, Schwefelcalcium liefern würde. Es muß daher der Ausführung im großen Maaßstabe überlassen bleiben, ob diese Darstellung des Schwefels aus Gyps sich würde vortheilhaft und preiswürdig verwerthen lassen, da bekanntlich der gewöhnliche krystallisirte Gyps 19 Proc. Schwefel, der Anhydrit 23 Proc. Schwefel enthält, wogegen von den 54 Proc. Schwefel, welche im Schwefelkies enthalten sind, beim Rösten desselben zwei Fünftel gewonnen werden können, indem bekanntlich drei Fünftel des Schwefels in den sogenannten Schwefel-Abbränden zurückbleiben. – Der in den unermeßlichen Gypslagern, welche auf der Erde vorkommen, in der Verbindung mit Sauerstoff als Schwefelsäure vorhandene Schwefel läßt sich demnach zuerst als Schwefelwasserstoff ausscheiden und aus diesem der Schwefel in Substanz, indem das Schwefelwasserstoffgas durch schwefligsaures Gas zersetzt wird in Schwefel und Wasser. Das Schwefelwasserstoffgas kann durch Verbrennen in schweflige Säure verwandelt, zur Schwefelsäurefabrication, oder der aus dem Schwefelwasserstoffgase gewonnene Schwefel in Substanz zur Schießpulverfabrication oder zu anderen technischen Zwecken verwendet werden. Auf jeden Fall verdient die Ausscheidung des Schwefels aus dem Gyps oder Anhydrit die Ausführung eines Versuches in großem Maaßstabe. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen für 1854–1856, S. 187.) Ueber das Färben des Wachses mit Bleiweiß; von Dr. Carl Lintner in Kaufbeuern. Die Wachsbildner versetzen das Wachs, um ihm eine, zur Darstellung von Kunstgegenständen, weißere Farbe zu geben, mit Bleiweiß. Dieses wird mit Terpenthinöl fein abgerieben und in das geschmolzene Wachs eingerührt Der Guß gelingt vollkommen, wenn er auf einmal geschehen kann und man nicht mehr Wachs färbte, als gerade zu dem Stücke nöthig war. Hat man aber mehr Wachs gefärbt, so tritt der Umstand ein, daß, wenn man dasselbe noch einmal zum Gusse erwärmt, es die weiße Farbe verliert und dickflüssig wird. Letztere Eigenschaft behält es auch bei, wenn man neue Portionen Bleiweißes zusetzt. Dieses Dickflüssigwerden der Mischung ist natürlich ein Hauptfehler und läßt sich selbst durch Anwendung des reinsten Bleiweißes nicht verhindern. Von einem hiesigen sehr tüchtigen Wachsbildner deßhalb befragt, machte ich verschiedene Versuche, und fand, daß diese Erscheinung der basischen Zusammensetzung des käuflichen Bleiweißes zuzuschreiben ist, und durch neutrales kohlensaures Bleioxyd vermieden werden kann. Ich löste daher essigsaures Bleioxyd in destillirtem Wasser und versetzte es so lange mit einer Lösung von kohlensaurem Natron, als ein Niederschlag entstand. Derselbe wurde gesammelt, vollkommen mit destillirtem Wasser ausgewaschen und bei gelinder Wärme getrocknet. Dieses neutrale kohlensaure Bleioxyd wird nun bereits seit einem Jahre vom obigen Wachsbildner angewendet, und zwar mit dem besten Erfolge. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1857, S. 92.) Theeren der Seile. Ein sehr empfehlenswerthes Verfahren ist folgendes: Der Theer wird mittelst Dampfes erhitzt, die Fäden (Litzen) werden durch den heißen Theer gezogen, und zwar mit einer solchen Geschwindigkeit, daß weder die Hitze auf die Hanffaser einen nachtheiligen Einfluß ausübt, noch derselben gestattet, überflüssigen Theer aufzunehmen. Diese Art zu theeren ist dem Verfahren, die Seile im Ganzen zu theeren, weit vorzuziehen, weil diese 1) zu sehr an Ueberhitzung leiden und 2) der Theer nicht bis zur Mitte des Seiles gebracht werden kann, wodurch dann häufig Gährung und Fäulniß entsteht. (Bayer. Kunst- u. Gewerbeblatt, 1856, 10tes Heft.) Beitrag zur Kenntniß der Fabrication von gemischten Stoffen für Damenkleider; von Hrn. Kohler in Göppingen. In Nachstehendem theile ich über die genannte Fabrication einige Notizen mit, die ich mir vor kurzer Zeit auf einer Reise durch einen Theil von Sachsen verschafft habe. Ich habe hiebei insbesondere die Fabrication der sogenannten feinen Napolitaines und der damit verwandten Stoffe mit baumwollener Kette im Auge, wovon in und um Glauchau Tausende von Stücken fabricirt und im Augenblick ziemlich gut verkauft werden. Hauptsächlich jedoch sind es die Stoffe, wobei die Kette gedruckt wird, deren Anfertigung ich im Nachstehenden, so gut als es mir möglich ist, beschreiben will. Die Ketten werden, ebe man sie dem Drucker übergibt, ungefähr 2 Zoll weit auseinander, je mit 3 Schuß, mit Leinenzwirn auf dem Stuhle vorgeschossen, wovon 2 Schuß dicht beisammen liegen, damit die Kette gleichmäßig abgetheilt und zusammengehalten wird, der dritte Schuß aber dem Weber als Hülfs- oder Bindungsmittel dient, daß er den Schuß nicht jedesmal abreißen muß. ehe er um 2 Zoll vorwärts schreitet. Wenn der ganze Zettel auf diese Weise vorgeschossen ist, so kommt er aufgebäumt in die Hände des Druckers, welcher ihn auf gewöhnlichen Spanntischen mit einer, zwei oder mehreren Farben vordruckt. Wenn dieß geschehen, so bekommt der Weber die so gedruckte Kette wieder in die Arbeit, so daß er dieselbe nur auf seinen Stuhl zu bringen hat, um sofort mit verschiedenen wollenen, farbigen Einschußgarnen den Stoff fertig zu weben, wobei er, so oft ein vorgeschossener Faden in die Nähe des Geschirrs kommt, diesen zu entfernen hat, damit derselbe nicht etwa aus Versehen in den regelmäßigen farbigen Schuß eingewoben wird. Aus diese Weise entstehen die gegenwärtig beliegten sog. verschwommenen Dessins (Chinois). Die Waare wird gewöhnlich in der Breite von 31 Zoll sächsisch = 26 Zoll württemb. oder 1 1/4 Elle Leipziger Maaß fabricirt. Die sog. Chenillenweberei wird auf die ganz gleiche Weise behandelt, wobei Seide, Wolle und Baumwolle verwendet wird. Nach dem Weben werden die Stoffe auf der Maschine gewaschen, auf der Centrifugalmaschine entwässert und nachher in Rahmen gespannt und wie gewöhnlich gepreßt. Mit besonderem Interesse habe ich wahrgenommen, wie die Sachsen die Centrifugalmaschinen auf jede mögliche Weise anwenden; in der Woll- und Baumwollfärberei, Bleicherei, Wascherei und Druckerei sieht man überall diese Hülfsmaschinen, und man hört oft einen Fabrikanten erwähnen, daß er gar nicht begreifen könne, wie andere, welche die Maschinen nicht benützen, fertig werden, oder überhaupt existiren können. Außer dem großen Vortheil des schnellen Trocknens wird die Arbeit z.B. beim Drucken auch weit schöner. – Besonders muß ich mich wundern, daß die zahlreichen Woll- und Bauwollfärbereien in Württemberg sich diese Maschinen nicht schon früher angeschafft haben. Die HHrn. Stoll und Pfälzer in Cannstatt haben mir eine solche geliefert, welche mich in jeder Beziehung befriedigt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1857, Nr. 20.) Ueber den Einfluß freien Alkalis auf die Gährung des Harnruhrzuckers und Stärkezuckers; von Eugen Pelouze. Hr. Pelouze, Sohn, ließ Harn von Harnruhrkranken sehr lange stehen, damit seine Zersetzung (Fäulniß) eintreten konnte, und beobachtete dann mit Verwunderung, daß derselbe durch Vierhefe durchaus nicht in Gährung zu versetzen war. Der Harn, indem er sich zersetzt, wird alkalisch) der Harnstoff, welchen er enthält, verwandelt sich in kohlensaures Ammoniak. Es fragte sich also, ob dieses Salz, wie die meisten Alkalien, die Gährung verhindert. Hr. Pelouze nahm zwei gleiche Röhren, brachte in die eine Zuckerwasser mit Bierhefe, in die andere hingegen Zuckerwasser mit Bierhefe und 5 Decigrammen kohlensaurem Ammoniak. Das Zuckerwasser der ersten Röhre kam nach Verlauf von 35 Minuten in Gährung, wogegen das Zuckerwasser der zweiten Röhre erst nach Verlauf von vier Tagen eine schwache Gährung begann, welche unvollständig blieb. Mehrmals wiederholt, gab dieser Versuch stets dieselben Resultate; das kohlensaure Ammoniak widersetzt sich der Gährung, welche stets erst nach mehreren Tagen beginnt; eine beträchtliche Menge dieses Salzes verhindert sie ganz. Der Hergang war derselbe, als man den Zucker in Harn, anstatt in Wasser, auflöste. Hr. Pelouze versetzte frischen Harn mit Stärkezucker und Bierhefe; die Gährung begann nach 45 Minuten, bei 18° C. Temperatur. Derselbe Harn, nachdem er längere Zeit der Luft ausgesetzt gewesen war, kam durch Zusatz von Bierhefe nicht mehr in Gährung. Wenn man also den Harn behufs seiner Prüfung auf Zuckerstoffgehalt in Gährung versetzen will, so muß er nothwendig neutral oder schwach sauer seyn; am besten ist es, ihn mittelst zugesetzter Essigsäure schwach sauer zu machen. Die Neutralität oder schwache Säuerlichkeit der Flüssigkeiten ist Bedingung für eine gute Gährung. (Cosmos, Revue encyclopedique, 1857, t. X p. 390.) Verfahren, durch Abdrucken von Blättern und anderen Pflanzentheilen Abbildungen derselben zu erhalten; von Christopher Dresser. Der Genannte theilt folgendes Verfahren mit, welches er Naturdruck nennt: Man nimmt z.B. ein Blatt und betupft dasselbe sorgfältig mit lithographischer Tinte, welche mit Wasser zur Consistenz von Druckerschwärze angerieben ist. Dieß geschieht mit einem Tupfballen aus Baumwolle, welche in feines weiches Musselin geschlagen ist. Man bringt etwas von der Tinte auf ein Stück feuchtes Schreibpapier, welches auf mehrere Blätter feuchtes Papier oder Zeug gelegt ist, unter denen eine warme Metallplatte sich befindet, was den Zweck hat, die Tinte in der geeigneten Consistenz zu erhalten. Mit dem Ballen breitet man nun Tinte etwas gleichförmig und dünn auf dem Papier aus und betupft es mit dem Ballen, den man durch Aufdrücken auf die mit Tinte überzogene Papierfläche immer wieder mit Tinte versieht, von welcher man aber nicht zu viel daran bringen darf. Hat man das Blatt auf diese Weise dünn und gleichmäßig mit Tinte überzogen, so legt man es mit der überzogenen Seite auf einen lithographischen Stein, der zuvor erwärmt wurde, damit die Tinte nicht fest wird Man legt auf das Blatt ein Stück Papier und überreibt es mit der Hand oder einem geeigneten Instrument, so daß das Blatt überall an den Stein angedrückt wird. Nachher hebt man das Papier und das Blatt vorsichtig wieder ab, worauf man auf dem Stein einen sauberen vollkommenen Abdruck des Blattes hat, in welchem selbst die Haare des Blattes wiedergegeben sind. Der Stein wird nun nach dem bekannten lithographischen Verfahren weiter behandelt und dadurch zum Abdrucken vorgerichtet. Will man eine metallene Druckplatte, und zwar eine Reliefplatte, herstellen, so präparirt man das Blatt in derselben Weise, nur daß man statt der lithographischen Tinte eine durch Zusammenschmelzen bereitete Mischung von ungefähr gleichen Theilen Aetzgrund, Talg oder Asphalt und Oel anwendet, die man statt auf Papier auf einer warm erhaltenen Metall- oder Porzellanplatte verreibt. Das präparirte Blatt legt man auf die gelinde erwärmte Metallplatte, z.B. eine Platte von Zink, und verfährt weiter, wie vorstehend angeführt ist. Nachdem man das Blatt wieder von der Platte entfernt hat, ätzt man dieselbe entweder auf gewöhnliche Weise durch eine schwache Säure, oder auf galvanischem Wege. Die Stellen, auf welche das Blatt die fettige Masse übertragen hat, bleiben dabei stehen, alle übrigen Stellen werden aber vertieft, so daß man die Platte nachher wie einen Holzschnitt abdrucken kann. – Um eine Druckplatte mit vertiefter Zeichnung zu erhalten, verfährt man in folgender Art: Man nimmt eine Kupfer- oder andere Metallplatte und überzieht sie dünn mit Aetzgrund. Andererseits präparirt man das Blatt durch Betupfen mit Oelfarbe, die man auf einem Blatt Papier ausgebreitet hat. Man legt dann das Blatt auf die mit Aetzgrund überzogene Platte und verfährt weiter in beschriebener Art. Man nimmt das auf das Blatt gelegte Papier wieder weg, und nach etwa 1 Minute auch das Blatt selbst. Die von demselben auf die Platte übergegangene Farbe hat den Aetzgrund an den betreffenden Stellen aufgelöst, so daß dieselben, indem man sie nun vorsichtig mit einem weichen Lappen wischt, rein und blank werden. Man wäscht die Platte darauf mit Seife und Wasser, um die Fettigkeit von diesen Stellen ganz zu entfernen, und ätzt sie dann auf gewöhnlichem oder auf galvanischem Wege. (Aus Rep. of pat. invent., durch polytechnisches Centralblatt 1857, S. 270.)