Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 144, Jahrgang 1857, Nr. , S. 314 |
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Miscellen.
Miscellen.
Siemens' und Halske's neuer
magneto-elektrischer Zeiger-Apparat.
Seit lange ist man bemüht, für den Eisenbahnbetrieb einen allen Anforderungen an
Einfachheit und leichte Behandlung entsprechenden Zeiger-Telegraphenapparat
zu construiren, welcher ohne besondere Geschicklichkeit und Einübung von jedem
Bediensteten bedient werden kann. Die Besitzer der berühmten Telegraphenbauanstalt,
Herren Siemens und Halske in Berlin, glauben jetzt diese
Aufgabe mit ihrem neuen Inductions-Zeigerapparat gelöst zu haben, worüber sie
den Eisenbahnverwaltungen folgende Mittheilung zugehen ließen.
Der Apparat besteht aus zwei Theilen: 1) aus dem die Stelle der Batterien
vertretenden Magnet-Inductor oder Stromgeber, und
2) aus dem eigentlichen Zeiger. Beide Apparattheile sind
in einem hölzernen Kasten eingeschlossen.
Der Inductor besteht aus einem um seine Längeachse
drehbaren Eisen-Cylinder, welcher der Länge nach mit einem tiefen rings um
ihn herumlaufenden Einschnitte versehen ist. Dieser Einschnitt ist mit übersponnenem
Kupferdrahte ausgefüllt. Mit Hülfe einer Kurbel dreht sich der Cylinder zwischen den
entgegengesetzten Polen mehrerer kleiner, mit geringem Zwischenraume übereinander
geschichteter Stahlmagnete, als deren gemeinschaftlicher Schließungsanker er
auftritt.
Bei jeder halben Umdrehung des Eisencylinders wird ein kurzer, aber kräftiger Strom
in seinen Drahtwindungen erzeugt, welcher die Leitung durchläuft und alle
eingeschalteten Zeichengeber um einen Schritt fortbewegt. Bei der folgenden halben
Umdrehung des Cylinders erfolgt ein Strom von gleicher Stärke, aber
entgegengesetzter Richtung, welcher die Zeichengeber wieder um einen Schritt
fortbewegt u.s.f.
Der Zeiger, auch Indicator oder Zeichengeber genannt,
besteht aus einem drehbaren Elektromagneten, dessen Polverlängerungen so zwischen
den entgegengesetzten Polen zweier hufeisenförmigen Stahlmagnete placirt sind, daß
sie von beiden mit gleicher Kraft angezogen werden. Durchläuft nun ein Strom die
Windungen des Elektromagnetes, so wird dieß Gleichgewicht gestört und es erfolgt die
Drehung des Eisenkernes des Elektromagnetes je nach der jedesmaligen Richtung des
Stromes in einem oder anderem Sinne. Die hierdurch erzeugten Oscillationen des
Elektromagnetes werden durch einen mit ihm verbundenen gabelförmig gespaltenen Arm
mittelst zweier an denselben befestigter federnder Haken auf die Zähne eines kleinen
Rades übertragen, welches hierdurch in Rotation versetzt wird. Die Achse dieses
kleinen Rades trägt den Zeiger des Zeichengebers. Die Zifferblätter der Stromgeber
und Zeichengeber sind mit den Buchstaben des Alphabets in gleicher Zahl und
Reihenfolge beschrieben.
Wird daher die Kurbel bis auf irgend einem Buchstaben gedreht, so müssen alle Zeiger
der eingeschalteten Apparate bis auf denselben Buchstaben fortrücken. Der
oscillirende Magnet ist mit einem Hammer versehen, welcher an zwei am Kasten
befestigte Glocken schlägt, wenn der Wecker durch Eindrücken eines Knopfes
eingeschaltet ist und dadurch ein kräftiges Weckerwerk bildet. Die Regulirung der
Zeigerstellung geschieht dadurch, daß man den unten am Zeichengeber befindlichen
Knopf niederdrückt und die Kurbel bis auf das obere weiße Feld herumdreht.
Dieser magnetische Zeigertelegraph eignet sich vorzugsweise zum Telegraphenbetriebe
der Eisenbahnen, da er
1) sehr leicht mit Sicherheit zu bedienen ist. Die geringe
Fertigkeit, welche erforderlich ist, um die Kurbel bis zu dem Buchstaben zu
drehen, welcher angezeigt werden soll, erlernt jedermann in wenigen Stunden. Es
kann mithin der Telegraphendienst von dem anderweitig beschäftigten
Bureaupersonale stets nebenbei ausgeübt werden.
2) Es sind durchaus keine Correcturen oder Einstellungen
vorzunehmen, um die Apparate in sichern Gang zu bringen. Einmal richtig
adjustirt, hat er die richtige Stellung für alle Entfernungen und
Stromstärken.
3) Er bedarf gar keiner Batterien, indem der nöthige elektrische
Strom durch den Apparat selbst erzeugt wird.
4) Bei einiger, leicht zu erwerbenden Uebung kann man mit
demselben schneller sprechen wie mit irgend einem andern, da die Kurbel in
beliebiger Geschwindigkeit gedreht werden kann.
5) Es kann eine große Anzahl, mindestens 10 Apparate in einem
Kreise eingeschaltet werden, ohne die Sicherheit des gleichmäßigen Ganges aller
Apparate zu vermindern.
6) Er nimmt einen kleinen Raum einen, ist überall leicht
aufzustellen, daher wegen des Wegfalls aller Batterien, Räderwerke und Gewichte
zu transportablen Telegraphen besonders geeignet.
Ueber die praktische Brauchbarkeit und Sicherheit des beschriebenen Apparates spricht
sich das nachfolgende Zeugniß der k. bayerischen Telegraphen-Direction
ausführlich aus.
„Die Sicherheit des Betriebes auf den k. bayerischen
Staats-Eisenbahnen, welche bei einer Länge von 126 Meilen und einer
Gesammtzahl von 132 Stationen und Haltestellen nur ein Schienengeleise besitzen, erfordert nothwendig eine ausgedehnte
und gut organisirte Telegraphen-Einrichtung. die gestattet, von und nach
allen Stationen nicht allein Signale sondern vollständige Depeschen zu befördern. Bei der großen
Zahl der hierzu nöthigen, verhältnismäßig sehr nahe an einander gerückten
Apparate, erscheint die Abtheilung der Linien in kleinere Schließungskreise
durch die Anforderungen des Dienstes bedingt, welcher, mehr ein localer,
hauptsächlich den Gang der Züge betreffender, empfindlich benachtheiliget würde,
wenn auf einer längeren Linie immer nur zwei Stationen gleichzeitig
correspondiren könnten, während alle übrigen, vielleicht gerade vom Laufe der
Züge berührten, schweigen müßten. Die Verwendung von Schreibapparaten nach Morse's System ist aber schon aus dem Grunde nicht
zweckmäßig. weil nach genügender Erfahrung die niederen Eisenbahnbediensteten an
den Haltestellen sogar Bahnwärter, in deren Hände nothwendigerweise die
Handhabung der Apparate gelegt werden muß, neben der Besorgung ihres
ordentlichen Dienstes nie die für alle Fälle nöthige
Kenntniß und Uebung hierzu erlangen können.
Die auf den älteren bayerischen Bahnstrecken seit dem Jahre 1850 in Benützung
stehenden Stöhrer'schen magneto-elektrischen
Zeiger-Apparate hatten trotz der zahlreichen Mängel ihrer Construction
Gelegenheit gegeben, die bedeutenden Vortheile wahrzunehmen, welche daraus
erwachsen, daß zu ihrer Ingangsetzung keine hydrogalvanischen Batterien
erforderlich sind; dadurch entfällt eine ganze Reihe von Störungen, welche die
Unterhaltung der letzteren in den Händen ungeübten und vielbeschäftigten
Personals unvermeidlich herbeiführt. Bei Ausführung der neueren
Telegraphen-Einrichtungen für die bayerischen Staatsbahnen gab deßhalb
das k. bayerische Telegraphenamt der Beibehaltung dieses Apparatensystems den
unbedingten Vorzug, legte jedoch, die Erfahrung mit den älteren Apparaten
benutzend, der rühmlichst bekannten Telegraphen Bauanstalt von Siemens und Halske in
Berlin ein Constructions-Programm vor, welches folgende Bedingungen
enthielt:
Erzeugung des Stroms durch die Bewegung von Inductions-Spiralen.
Minimal-Geschwindigkeit des Zeigers, wenigstens so groß, wie bei den
älteren Zeiger-Apparaten von Siemens und Halske.
Arretirung des Zeigers durch den Strom selbst, ohne Anwendung eines besonderen
Uhrwerks.
Vollkommener Verschluß des Apparates, so daß der Telegraphirende nur zu den ihm nöthigen Correcturen, welche nach
außen gelegt werden müssen, gelangen kann, und Sicherung des Zeigers gegen
Berührung mit der Hand.
Solide, nicht zu empfindliche Construction und Verwendung starker Stahlmagnete
zur Erzeugung eines kräftigen Stroms, endlich Anbringung einer möglichst
starktönenden Allarmglocke für den Anruf.
Die Herren Siemens und Halske haben diese Aufgabe meisterhaft gelöst; die von ihnen
gelieferten Apparate zeichnen sich durch außerordentliche Einfachheit ihrer
Construction, durch vollständige Erfüllung der gestellten Bedingungen aus. Sie
sind compendiös, erfordern kein Laufwerk, die Bewegung der Kurbel findet ohne
bemerklichen Kraftaufwand statt, da durch die eigenthümliche Construction des
Magnet-Inductors dieser nur eine sehr geringe Trägheit besitzt. Die
Arretirung des Zeigers erfolgt gleichzeitig mit der mechanisch und auf äußerst
einfache Weise bewirkten Arretirung der Kurbel. Die nöthigen Correcturen können
durch den Strom selbst vorgenommen werden, die Zeiger laufen vollkommen sicher
und fast unbegränzt schnell. Die Erlernung der Manipulation hat für jeden, der
ohnehin lesen und schreiben kann, durchaus keine Schwierigkeiten.
Seit dem 15. September 1856 sind auf der bayerischen Südnordbahn successive 47
Apparate aufgestellt worden, und werden seit jener Zeit durch das gewöhnliche
Bahndienstpersonal betrieben und sehr stark benützt. Bis jetzt haben dieselben
weder Correcturen, noch sonstige Aenderungen nothwendig gemacht, ihren Zweck in
jeder Beziehung vollständig erfüllt, und durchaus zu keiner Beanstandung
Veranlassung gegeben; sie können deßhalb jeder Bahnverwaltung aus vollster
Ueberzeugung empfohlen werden.“
Der Preis eines Apparats in einem pultförmigen eleganten Kasten beträgt 170 Thlr., in
weniger eleganter Ausführung 150 Thlr. Ein abgesonderter Wecker-Apparat
dieses Systems, um damit ein stärkeres Läuten zu erzielen, kostet 20 Thlr.
(Eisenbahnzeitung, 1857, Nr. 13.)
Zur Verhütung der Gefahren, welchen die Fabrikarbeiter durch
umgehende Maschinentheile ausgesetzt sind.
Da nicht selten große Unglücksfälle dadurch entstanden sind, daß Arbeiter, welche
unnöthigerweise weite Kleidung trugen, von umgehenden Maschinentheilen ergriffen
wurden, so fand sich die königl. preußische Regierung zu
Arnsberg veranlaßt, auf Grund der §. §. 11 und 12 des
Gesetzes über die Polizei-Verwaltung vom 11. März 1850 für den Umfang ihres
Bezirks die nachstehende Polizei-Verordnung zu erlassen:
§. 1. Alle Arbeiter auf gewerblichen Anlagen, welche ihre Beschäftigung in die
unmittelbare Nähe umgehender Maschinentheile führt,
dürfen während der Arbeit nur solche Kleidung tragen, deren Theile dem Körper enge
anliegen. Insbesondere ist diesen Arbeitern das Tragen von Röcken, langen Kitteln
und losen Schürzen untersagt.
Die Kleidung der weiblichen Arbeiter, welche in dieser Weise beschäftigt werden, muß
ebenfalls eng anschließen und deßhalb nach unten zu mit einem Bande etc.
zusammengehalten seyn.
Ausgenommen sind die Feuerarbeiter an den Stabeisen- und Blechwalzen, denen
der Gebrauch eines Schurzfelles mit leicht zerreißbaren Bändern oder Riemen
gestattet ist.
§. 2. Uebertretungen dieser Vorschrift werden an dem Arbeiter, sowie an dem
Arbeitsherrn mit Geldbuße bis zu 10 Thlr. für Jeden geahndet.
§. 3. Diese Polizei-Verordnung tritt vier Wochen nach ihrer Verkündung
durch das Amtsblatt in Kraft.
Arnsberg, den 16. August 1856.
Wir fügen bei, daß in Preußen die königl. Fabriken-Inspectoren gemäß ihrer
Dienst-Anweisung ihr besonderes Augenmerk auf die gesunde und gefahrlose Einrichtung der
Arbeitswerkstätten, sowohl in baulicher Beziehung, als auch in Beziehung auf die Verrichtung der Arbeiten
zu richten haben. Hinsichtlich der umgehenden Maschinentheile ist denselben
insbesondere vorgeschrieben, daß Gefahr bringende Vorrichtungen (Zahnräder, Hebel,
Wellen, Riemen u.s.w.) in der den jugendlichen Arbeitern erreichbaren Höhe, so weit
es sich thun läßt, bedeckt oder bewahrt werden.
Verfahren, Metalltheile sehr schön zu vergolden.
Dr.Elsner macht folgendes, ihm von einem Freunde
mitgetheiltes Verfahren bekannt, nach welchem man sehr schön vergolden kann: 1
Ducaten wird in 3 Loth Königswasser aufgelöst, die Lösung vom Rückstand
(Chlorsilber) abgegossen und vorsichtig eingedampft, bis
die freie Säure verdampft ist; der Rückstand wird in destillirtem Wasser gelöst und
aus der Lösung, durch Zusatz von Salmiakgeist, Knallgold (Goldoxyd-Ammoniak)
niedergeschlagen; der gut ausgewaschene gelbbraune Niederschlag wird in einer Lösung
von 3/4 Loth Cyankalium in 1/2 Pfund Wasser aufgelöst und die Lösung 20 Minuten in
einem geeigneten Gefäß (Porzellanschale oder emaillirtem Gefäß) unter
Wasser-Ersatz gekocht; hierauf noch 1/4 Loth Cyankalium und 1/2 Loth
Aetzkali, in wenig Wasser gelöst, hinzugesetzt, und wenn es erforderlich seyn
sollte, das Ganze filtrirt, wo alsdann das Bad zum Vergolden fertig ist; die
Vergoldung geschieht mit den bekannten Daniell'schen
Elementen; mit einem nur zum dritten Theil gefüllten Elemente werden Kleinigkeiten
von Bronze, wie Tuchnadeln etc. etc., sehr schön und
reich vergoldet. (Elsner's technisch-chemische
Mittheilungen für 1854–1856, S. 86.)
Ueber die Gewinnung von Schwefel aus Gyps; von Dr.
Elsner.
Elsner hat auf die bekannte Weist durch Glühen von Gyps
mit Kohle erhaltenes Schwefelcalcium, welches der Theorie nach 44 Proc. Schwefel
enthalten soll, in einem zweckmäßig hierzu eingerichteten Glasapparat mit verdünnter
Salzsäure behandelt und das Gas in schwefligsaures Wasser geleitet; der hierdurch
erhaltene, in einem Porzellantiegelchen vorsichtig geschmolzene Schwefel betrug 34
Procent. Man würde demnach aus einem Centner Schwefelcalcium den dritten Theil, also
etwa 36 Pfd. Schwefel gewinnen können, wobei freilich zu
beachten ist, daß ein Theil angewendeter Gyps nur 1/2 Theil, also die Hälfte der
Rechnung nach, Schwefelcalcium liefern würde. Es muß daher der Ausführung im großen
Maaßstabe überlassen bleiben, ob diese Darstellung des Schwefels aus Gyps sich würde
vortheilhaft und preiswürdig verwerthen lassen, da bekanntlich der gewöhnliche
krystallisirte Gyps 19 Proc. Schwefel, der Anhydrit 23 Proc. Schwefel enthält,
wogegen von den 54 Proc. Schwefel, welche im Schwefelkies enthalten sind, beim
Rösten desselben zwei Fünftel gewonnen werden können, indem bekanntlich drei Fünftel
des Schwefels in den sogenannten Schwefel-Abbränden zurückbleiben. –
Der in den unermeßlichen Gypslagern, welche auf der Erde vorkommen, in der
Verbindung mit Sauerstoff als Schwefelsäure vorhandene Schwefel läßt sich demnach
zuerst als Schwefelwasserstoff ausscheiden und aus diesem der Schwefel in Substanz,
indem das Schwefelwasserstoffgas durch schwefligsaures Gas zersetzt wird in Schwefel
und Wasser. Das Schwefelwasserstoffgas kann durch Verbrennen in schweflige Säure
verwandelt, zur Schwefelsäurefabrication, oder der aus dem Schwefelwasserstoffgase
gewonnene Schwefel in Substanz zur
Schießpulverfabrication oder zu anderen technischen Zwecken verwendet werden. Auf
jeden Fall verdient die Ausscheidung des Schwefels aus dem Gyps oder Anhydrit die Ausführung eines
Versuches in großem Maaßstabe. (Elsner's
chemisch-technische Mittheilungen für 1854–1856, S. 187.)
Ueber das Färben des Wachses mit Bleiweiß; von Dr. Carl Lintner in
Kaufbeuern.
Die Wachsbildner versetzen das Wachs, um ihm eine, zur Darstellung von
Kunstgegenständen, weißere Farbe zu geben, mit Bleiweiß. Dieses wird mit
Terpenthinöl fein abgerieben und in das geschmolzene Wachs eingerührt Der Guß
gelingt vollkommen, wenn er auf einmal geschehen kann und man nicht mehr Wachs
färbte, als gerade zu dem Stücke nöthig war. Hat man aber mehr Wachs gefärbt, so
tritt der Umstand ein, daß, wenn man dasselbe noch einmal zum Gusse erwärmt, es die
weiße Farbe verliert und dickflüssig wird. Letztere Eigenschaft behält es auch bei,
wenn man neue Portionen Bleiweißes zusetzt. Dieses Dickflüssigwerden der Mischung
ist natürlich ein Hauptfehler und läßt sich selbst durch Anwendung des reinsten
Bleiweißes nicht verhindern.
Von einem hiesigen sehr tüchtigen Wachsbildner deßhalb befragt, machte ich
verschiedene Versuche, und fand, daß diese Erscheinung der basischen Zusammensetzung
des käuflichen Bleiweißes zuzuschreiben ist, und durch neutrales kohlensaures
Bleioxyd vermieden werden kann. Ich löste daher essigsaures Bleioxyd in destillirtem
Wasser und versetzte es so lange mit einer Lösung von kohlensaurem Natron, als ein
Niederschlag entstand. Derselbe wurde gesammelt, vollkommen mit destillirtem Wasser ausgewaschen und bei gelinder Wärme
getrocknet. Dieses neutrale kohlensaure Bleioxyd wird nun bereits seit einem Jahre
vom obigen Wachsbildner angewendet, und zwar mit dem besten Erfolge. (Kunst-
und Gewerbeblatt für Bayern, 1857, S. 92.)
Theeren der Seile.
Ein sehr empfehlenswerthes Verfahren ist folgendes: Der Theer wird mittelst Dampfes
erhitzt, die Fäden (Litzen) werden durch den heißen Theer gezogen, und zwar mit
einer solchen Geschwindigkeit, daß weder die Hitze auf die Hanffaser einen
nachtheiligen Einfluß ausübt, noch derselben gestattet, überflüssigen Theer
aufzunehmen. Diese Art zu theeren ist dem Verfahren, die Seile im Ganzen zu theeren,
weit vorzuziehen, weil diese 1) zu sehr an Ueberhitzung leiden und 2) der Theer
nicht bis zur Mitte des Seiles gebracht werden kann, wodurch dann häufig Gährung und
Fäulniß entsteht. (Bayer. Kunst- u. Gewerbeblatt, 1856, 10tes Heft.)
Beitrag zur Kenntniß der Fabrication von gemischten Stoffen
für Damenkleider; von Hrn. Kohler in Göppingen.
In Nachstehendem theile ich über die genannte Fabrication einige Notizen mit, die ich
mir vor kurzer Zeit auf einer Reise durch einen Theil von Sachsen verschafft habe.
Ich habe hiebei insbesondere die Fabrication der sogenannten feinen Napolitaines und
der damit verwandten Stoffe mit baumwollener Kette im Auge, wovon in und um Glauchau
Tausende von Stücken fabricirt und im Augenblick ziemlich gut verkauft werden.
Hauptsächlich jedoch sind es die Stoffe, wobei die Kette
gedruckt wird, deren Anfertigung ich im Nachstehenden, so gut als es mir
möglich ist, beschreiben will.
Die Ketten werden, ebe man sie dem Drucker übergibt, ungefähr 2 Zoll weit
auseinander, je mit 3 Schuß, mit Leinenzwirn auf dem Stuhle vorgeschossen, wovon 2
Schuß dicht beisammen liegen, damit die Kette gleichmäßig abgetheilt und
zusammengehalten wird, der dritte Schuß aber dem Weber als Hülfs- oder
Bindungsmittel dient, daß er den Schuß nicht jedesmal abreißen muß. ehe er um 2 Zoll
vorwärts schreitet. Wenn der ganze Zettel auf diese Weise vorgeschossen ist, so
kommt er aufgebäumt in die Hände des Druckers, welcher
ihn auf gewöhnlichen Spanntischen mit einer, zwei oder mehreren Farben vordruckt.
Wenn dieß geschehen, so bekommt der Weber die so gedruckte Kette wieder in die Arbeit, so daß er dieselbe
nur auf seinen Stuhl zu bringen hat, um sofort mit verschiedenen wollenen, farbigen
Einschußgarnen den Stoff fertig zu weben, wobei er, so oft ein vorgeschossener Faden
in die Nähe des Geschirrs kommt, diesen zu entfernen hat, damit derselbe nicht etwa
aus Versehen in den regelmäßigen farbigen Schuß eingewoben wird.
Aus diese Weise entstehen die gegenwärtig beliegten sog. verschwommenen Dessins
(Chinois).
Die Waare wird gewöhnlich in der Breite von 31 Zoll sächsisch = 26 Zoll württemb.
oder 1 1/4 Elle Leipziger Maaß fabricirt.
Die sog. Chenillenweberei wird auf die ganz gleiche Weise behandelt, wobei Seide,
Wolle und Baumwolle verwendet wird.
Nach dem Weben werden die Stoffe auf der Maschine gewaschen, auf der
Centrifugalmaschine entwässert und nachher in Rahmen gespannt und wie gewöhnlich
gepreßt.
Mit besonderem Interesse habe ich wahrgenommen, wie die Sachsen die
Centrifugalmaschinen auf jede mögliche Weise anwenden; in der Woll- und
Baumwollfärberei, Bleicherei, Wascherei und Druckerei sieht man überall diese
Hülfsmaschinen, und man hört oft einen Fabrikanten erwähnen, daß er gar nicht
begreifen könne, wie andere, welche die Maschinen nicht benützen, fertig werden,
oder überhaupt existiren können. Außer dem großen Vortheil des schnellen Trocknens
wird die Arbeit z.B. beim Drucken auch weit schöner. – Besonders muß ich mich
wundern, daß die zahlreichen Woll- und Bauwollfärbereien in Württemberg sich
diese Maschinen nicht schon früher angeschafft haben. Die HHrn. Stoll und Pfälzer in Cannstatt
haben mir eine solche geliefert, welche mich in jeder Beziehung befriedigt.
(Württembergisches Gewerbeblatt, 1857, Nr. 20.)
Ueber den Einfluß freien Alkalis auf die Gährung des
Harnruhrzuckers und Stärkezuckers; von Eugen Pelouze.
Hr. Pelouze, Sohn, ließ Harn von Harnruhrkranken sehr
lange stehen, damit seine Zersetzung (Fäulniß) eintreten konnte, und beobachtete
dann mit Verwunderung, daß derselbe durch Vierhefe durchaus nicht in Gährung zu
versetzen war. Der Harn, indem er sich zersetzt, wird alkalisch) der Harnstoff,
welchen er enthält, verwandelt sich in kohlensaures Ammoniak. Es fragte sich also,
ob dieses Salz, wie die meisten Alkalien, die Gährung verhindert. Hr. Pelouze nahm zwei gleiche Röhren, brachte in die eine
Zuckerwasser mit Bierhefe, in die andere hingegen Zuckerwasser mit Bierhefe und 5
Decigrammen kohlensaurem Ammoniak. Das Zuckerwasser der ersten Röhre kam nach
Verlauf von 35 Minuten in Gährung, wogegen das Zuckerwasser der zweiten Röhre erst
nach Verlauf von vier Tagen eine schwache Gährung begann, welche unvollständig
blieb. Mehrmals wiederholt, gab dieser Versuch stets dieselben Resultate; das
kohlensaure Ammoniak widersetzt sich der Gährung, welche stets erst nach mehreren
Tagen beginnt; eine beträchtliche Menge dieses Salzes verhindert sie ganz. Der
Hergang war derselbe, als man den Zucker in Harn, anstatt in Wasser, auflöste. Hr.
Pelouze versetzte frischen Harn mit Stärkezucker und
Bierhefe; die Gährung begann nach 45 Minuten, bei 18° C. Temperatur. Derselbe
Harn, nachdem er längere Zeit der Luft ausgesetzt gewesen war, kam durch Zusatz von
Bierhefe nicht mehr in Gährung. Wenn man also den Harn behufs seiner Prüfung auf
Zuckerstoffgehalt in Gährung versetzen will, so muß er nothwendig neutral oder
schwach sauer seyn; am besten ist es, ihn mittelst zugesetzter Essigsäure schwach
sauer zu machen. Die Neutralität oder schwache Säuerlichkeit der Flüssigkeiten ist
Bedingung für eine gute Gährung. (Cosmos, Revue
encyclopedique, 1857, t. X p. 390.)
Verfahren, durch Abdrucken von Blättern und anderen
Pflanzentheilen Abbildungen derselben zu erhalten; von Christopher Dresser.
Der Genannte theilt folgendes Verfahren mit, welches er Naturdruck nennt: Man nimmt
z.B. ein Blatt und betupft dasselbe sorgfältig mit lithographischer Tinte, welche
mit Wasser zur Consistenz von Druckerschwärze angerieben ist. Dieß geschieht mit
einem Tupfballen aus Baumwolle, welche in feines weiches Musselin geschlagen ist.
Man bringt etwas von der Tinte auf ein Stück feuchtes Schreibpapier, welches auf
mehrere Blätter feuchtes Papier oder Zeug gelegt ist, unter denen eine warme
Metallplatte sich befindet, was den Zweck hat, die Tinte in der geeigneten
Consistenz zu erhalten. Mit dem Ballen breitet man nun Tinte etwas gleichförmig und
dünn auf dem Papier aus und betupft es mit dem Ballen, den man durch Aufdrücken auf
die mit Tinte überzogene Papierfläche immer wieder mit Tinte versieht, von welcher
man aber nicht zu viel daran bringen darf. Hat man das Blatt auf diese Weise dünn
und gleichmäßig mit Tinte überzogen, so legt man es mit der überzogenen Seite auf
einen lithographischen Stein, der zuvor erwärmt wurde, damit die Tinte nicht fest
wird Man legt auf das Blatt ein Stück Papier und überreibt es mit der Hand oder
einem geeigneten Instrument, so daß das Blatt überall an den Stein angedrückt wird.
Nachher hebt man das Papier und das Blatt vorsichtig wieder ab, worauf man auf dem
Stein einen sauberen vollkommenen Abdruck des Blattes hat, in welchem selbst die
Haare des Blattes wiedergegeben sind. Der Stein wird nun nach dem bekannten
lithographischen Verfahren weiter behandelt und dadurch zum Abdrucken
vorgerichtet.
Will man eine metallene Druckplatte, und zwar eine Reliefplatte, herstellen, so
präparirt man das Blatt in derselben Weise, nur daß man statt der lithographischen
Tinte eine durch Zusammenschmelzen bereitete Mischung von ungefähr gleichen Theilen
Aetzgrund, Talg oder Asphalt und Oel anwendet, die man statt auf Papier auf einer
warm erhaltenen Metall- oder Porzellanplatte verreibt. Das präparirte Blatt
legt man auf die gelinde erwärmte Metallplatte, z.B. eine Platte von Zink, und
verfährt weiter, wie vorstehend angeführt ist. Nachdem man das Blatt wieder von der
Platte entfernt hat, ätzt man dieselbe entweder auf gewöhnliche Weise durch eine
schwache Säure, oder auf galvanischem Wege. Die Stellen, auf welche das Blatt die
fettige Masse übertragen hat, bleiben dabei stehen, alle übrigen Stellen werden aber
vertieft, so daß man die Platte nachher wie einen Holzschnitt abdrucken kann.
– Um eine Druckplatte mit vertiefter Zeichnung zu erhalten, verfährt man in
folgender Art: Man nimmt eine Kupfer- oder andere Metallplatte und überzieht
sie dünn mit Aetzgrund. Andererseits präparirt man das Blatt durch Betupfen mit
Oelfarbe, die man auf einem Blatt Papier ausgebreitet hat. Man legt dann das Blatt
auf die mit Aetzgrund überzogene Platte und verfährt weiter in beschriebener Art.
Man nimmt das auf das Blatt gelegte Papier wieder weg, und nach etwa 1 Minute auch
das Blatt selbst. Die von demselben auf die Platte übergegangene Farbe hat den
Aetzgrund an den betreffenden Stellen aufgelöst, so daß dieselben, indem man sie nun
vorsichtig mit einem weichen Lappen wischt, rein und blank werden. Man wäscht die
Platte darauf mit Seife und Wasser, um die Fettigkeit von diesen Stellen ganz zu
entfernen, und ätzt sie dann auf gewöhnlichem oder auf galvanischem Wege. (Aus Rep. of pat. invent., durch polytechnisches Centralblatt
1857, S. 270.)