Titel: | Ueber das Hofmann'sche Anilinroth; von C. Dollfuß-Galline. |
Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. CIII., S. 390 |
Download: | XML |
CIII.
Ueber das Hofmann'sche Anilinroth; von C.
Dollfuß-Galline.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, December 1860, t. XXX p. 556.
Dollfuß-Galline, über das Hofmann'sche
Anilinroth.
Dr. A. W. Hofmann, Professor
der Chemie in London, erhielt durch Erhitzen von Anilin mit
Zweifach-Chlorkohlenstoff in einer geschlossenen Glasröhre einen rothen
Körper; unsere Commission65) hat sich durch angestellte Versuche überzeugt, daß dieser Körper dieselben färbenden
Eigenschaften besitzt, wie das im Handel vorkommende Fuchsin. Hofmann gebührt also die Ehre der Entdeckung der Substanz, welche jetzt
einer der gebräuchlichsten Farbstoffe ist.
Die Nüance, welche beim Färben mit dem Hofmann'schen Roth
erhalten wurde, ist gelblichroth, während das Gerber'sche
Anilinroth (Uzalein) eine mehr violette Nüance liefert.
Wir glauben in dieser Hinsicht bemerken zu müssen, daß im Allgemeinen das mittelst
Chloriden dargestellte Anilinroth eine mehr zinnoberrothe Farbe hat als das mittelst
Sauerstoffsalzen erzeugte, welches schwach in Violett sticht. Diese
Farbenunterschiede sind nicht auffallend, aber von sehr großer Wichtigkeit für den
Fabrikanten und entscheiden oft über den Verkauf seiner Producte.
Nach dem Gerber'schen Verfahren wird das Anilin durch
Behandlung mit salpetersaurem Quecksilberoxyd im Wasserbade, also bei einer niemals
100° C. überschreitenden Temperatur, in Anilinroth umgewandelt.66)
Dagegen erfolgt bei Hofmann's Verfahren67) die Umwandlung in Anilinroth erst gegen 200° C. Dessenungeachtet ist
letzteres Verfahren einer technischen Anwendung fähig; denn der
Zweifach-Chlorkohlenstoff ist leicht und ohne große Kosten darzustellen, und
die hohe Temperatur, welcher man ihn in Vermischung mit dem Anilin aussetzen muß,
kann mit den Apparaten, welche wir jetzt besitzen, kein unübersteigliches Hinderniß
bilden.
Durch Anwendung des Verfahrens von Hofmann würde man
wahrscheinlich ein reineres Anilinroth als nach jeder anderen Methode erhalten, weil
dabei gar kein Metallsalz benutzt wird.