Titel: Der Brennmaterialverbrauch bei der Heißwasserheizung im Vergleich mit der Ofenheizung; von Joh. Haag, Civilingenieur in Augsburg.
Autor: Johannes Haag
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. CIV., S. 425
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CIV. Der Brennmaterialverbrauch bei der Heißwasserheizung im Vergleich mit der Ofenheizung; von Joh. Haag, Civilingenieur in Augsburg. Haag, über den Brennmaterialverbrauch bei der Heißwasserheizung im Vergleich mit der Ofenheizung. I.Heizresultate der Heißwasserheizung in dem Gebäude der k. k. priv. öster. Creditanstalt in Wien, ausgeführt von Joh. Haag in Augsburg. Textabbildung Bd. 165, S. 425 Zeit der Beobachtung; Parterre; Ite Etage; Heizresultate am 16. Januar 1861; Bemerkungen; Anfang des Heizens 7 Uhr, Dauer bis 10 Uhr Vormittags. Um 1 Uhr wurde wieder angefangen, um 2 Uhr der Zug für die erste Etage abgesperrt und um 4 Uhr ganz aufgehört. Kohlenverbrauch 300 W. Pfd. Steinkohlen. Sämmtliche Räume enthalten zusammen ein Volumen von 63990 Wiener Kubikfuß, so daß hiernach auf 1000 Kubikfuß Raum 4 1/2 Pfd. Kohle verbrannt wurden bei einer Durchschnittskälte von 11° R.; Kubischer Inhalt der Zimmer in Wiener Kubikfuß Textabbildung Bd. 165, S. 426 Zeit der Beobachtung; IIte Etage; IIIte Etage; Heizresultate am 17. Januar 1861; Bemerkungen; Im 2ten Stock wurde geheizt von 7–9 und 12–2 Uhr, im 3ten Stock 6–7.30 Min. und 2–2.45 Min. Kohlenverbrauch 270 Wien. Pfund Steinkohlen. Sämmtliche Zimmer enthalten ein Volumen von 70046 Wien. Kubikfuß, somit wurden 1000 Kubikf. mit 3 3/4 Pfund Kohle geheizt; Kubischer Inhalt der Zimmer in Wiener Kubikfuß Heizresultate am 18. Januar 1861. Textabbildung Bd. 165, S. 427 Zeit der Beobachtung; Ite Etage; IIte Etage; Bemerkungen; Heizapparat D; Temperat. im Freien; Heizzeit Iter Stock 7–8 Uhr 30 Min.; Kohlenverbrauch 250 W. Pfd. Steinkohlen. Sämmtliche Zimmer enthalten zusammen ein Volumen von: Wien. K. F., so daß auf 1000 K. F. circa 4 1/2 Pfund Kohle verbrannt wurden. Heizzeit IIIter Stock; Ein Theil der IIIten Etage enthält 6 Zimmer von 26664 K. F. Raum. In Ganzen wurden 125 Pfd. Steinkohlen verbrannt, so daß auf 1000 K. F. auch 4 1/2 Pfd. Kohle kommen; Kubischer Inhalt der Zimmer in Wiener Kubikfuß Heizresultate am 19. Januar 1861. Textabbildung Bd. 165, S. 428 Zeit der Beobachtung; Parterre; Ite Etage; Bemerkungen; Heizzeit von 7–9 Uhr; Kohlenverbrauch 338 Pfd. Steinkohlen. Sämmtliche Locale enthalten 96735 Wien. K. F. Raum, somit wurden 1000 K. F. mit 3 1/2 Pfd. Kohle geheizt; Kubischer Inhalt der Zimmer in Wiener Kubikfuß Heizresultate am 19. Januar 1861. Textabbildung Bd. 165, S. 429 Zeit der Beobachtung; Bemerkungen; Heizzeit von 7–9 Uhr; Kohlenverbrauch 236 Pfd. Steinkohlen. Sämmtliche Locale enthalten zusammen ein Volumen von 62575 Wien. K. F., somit wurden 1000 K. F. mit 3 3/4 Pfd. Kohle geheizt; Kubischer Inhalt der Zimmer in Wiener Kubikfuß Zusammenstellung der Durchschnitts-Berechnungen vorstehender fünf Tabellen. DatumderAufnahme. KubischerInhalt. MittlereTemperaturder Zimmer. MittlereTemperaturim Freien. Verbrauch anSteinkohlenper Zimmer v.3876 Kub. Fußper Tag. Kostender Steinkohlenper Tagund Zimmer.     16. Januar17      „18.     „18.     „19.     „19.     „ Kubikfuß.639907004650223266646257596735 Gr. Reaumur.   + 15,73   + 15,81   + 15,54   + 16   + 15,91   + 16,28 Gr. Reaumur.– 10,05–   4,25–   1,73–   1,73–   5,04–   5,04 Wiener Pfd.18,1714,9419,1918,1713,5414,62 Oester. Währ.18 Nkr.151918      13 1/2      14 1/2   370243    + 15°,88 –  4°,6 16 16 Nkr. Hiebei ist wohl zu bemerken, daß die Nachmittags 6 Uhr noch notirte Wärme von 15°,88 Reaumur wenigstens noch weitere drei Stunden angehalten hat, bis sie in den Zimmern auf 12° R. gesunken ist, somit 13 Heizstunden gerechnet werden dürfen. Ferner sind immer sämmtliche Räume Morgens 8 Uhr, sowie auch öfters Mittags, durch Oeffnen der Fenster ventilirt worden, so daß zwischen 8–9 Uhr gerade vor Aufnahme der Wärmegrade eine nicht unbedeutende Abkühlung der Räumlichkeiten stattfand. Die Beobachtungen wurden in jener Woche des Monats Januar vorgenommen, als die strengste Kälte dieses Winters war, und zwar partienweise, soweit die Anzahl der Thermometer reichte. Für die ganze Heizsaison von 150 Heiztagen reichen 1800 Cntr. Kohlen für sämmtliche 370243 Kubfß. Raum aus, somit kommt ein Zimmer 19 Fuß lang, 17 Fuß breit, 12 Fuß hoch = 3876 Kubfß. W. per Tag auf 12 kr. Oestr. W. oder per Winter auf circa 18 fl. Oestr. W., wenn 1 Cntr. Kohle zu 1 fl. Oestr. W. angenommen werden kann. Obige Heizresultate, unter Controle ausgeführt, bestätiget: Theod. v. Hornbostel,          F. Fröhlich,          Joh. Haag,Director der Creditanstalt.             Architekt.             Civilingenieur. II.Vergleichung der Heizwasserheizungs-Resultate gegenüber der gewöhnlichen Ofenheizung in der k. k. priv. Creditanstalt in Wien. Der beheizte Kubikraum mittelst Heißwasserheizung beträgt 370243 Wiener Kubikfuß und erforderten dieselben vom 1. October 1860 bis 1. März 1861 ein Quantum von circa 1600 Ctr. Steinkohlen à 1 fl. 1600 fl. – Nkr. Tragen derselben in 4 verschiedene Kellerräume 90 fl. – Nkr. ––––––––––– in 150 Heiztagen Oestr. W. 1690 fl. – Nkr. also per Tag 11 fl. 26 Nkr. oder per 1000 Kubikfuß 3 Neukreuzer. Nimmt man ein Normalzimmer von 19 Fuß Länge, 17 Fuß Breite und 12 Fuß Höhe = 3876 Kubikfuß an, so entspricht obiger Raum 95 solcher Zimmer und die Beheizung eines solchen kostete per Tag nur 11,8 Neukreuzer. In dem gleichen Gebäude sind die Bureaux der Carl-Ludwigs (galizischen) Bahn mit gewöhnlichen neu construirten Oefen beheizt, und enthalten diese mit 46 Oefen versehenen Räumlichkeiten II. und III. Etage zusammen 147300 Wiener Kubikfuß. Die Auslagen für die Beheizung dieser Zimmer betrugen vom 1. October 1860 bis 1. März 1861: an Brennmaterial: 50 Klafter hartes Holz  à 26 fl. 1300 fl.  –  Nkr.   2    „      weiches  „    à 18 fl. 36 fl.  –  Nkr. Diese 52 Klafter zu schneiden und zu spalten 2,80 fl. 145 fl. 60 Nkr. Lohn für das Tragen in die Keller 26 fl.  –  Nkr. ––––––––––––– in 150 Heiztagen Oestr. W. 1507 fl. 60 Nkr. Es trifft hier also für 147300 Wiener Kubfß. per Tag 10 fl. Oestr. W. oder per 1000 Kubfß. per Tag 7 Neukreuzer. Dieser Raum, auf das Normalzimmer zurückgeführt, würde 38 solche enthalten und die Beheizung eines solchen Normalzimmers käme hiernach auf 27,1 Nkr. per Tag zu stehen. Nimmt man eine Heizsaison zu 180 Heiztagen an, so ergeben sich aus obigen Beheizungs-Resultaten für die 95 Zimmer folgende Auslagen: a) Mittelst Heißwaser-Heizung. An Brennmaterial 95,5 × 11,8 × 180 2030 fl. 40 Nkr. Durchpumpen und Reinigen der 4 Kamine     32 fl. 20   „ ––––––––––––– Oestr. W. 2062 fl. 60 Nkr. b) Mittelst Ofenheizung. An Brennmaterial 95,5 × 27,1 × 180 4658 fl. 40 Nkr. Jährliche Reinigung und Reparatur von 95 Oefen à 2 fl.   190 fl.  –   „ Für Reinigung der 95 Kamine à 1 fl. 50   142 fl. 50  „ Holztragen für 6 Monate à 30 fl   180 fl.  –   „ –––––––––––– Oestr. W. 5170 fl. 90 Nkr. Es ergibt sich also mit der Wasserheizung eine jährliche Ersparniß von circa 3170 fl. Oestr. W. Die Anlage der Wasserheizung für die genannten Räumlichkeiten kostete 36000 fl. Oestr. W. incl. Ofenbau. Die Anschaffung der erforderlichen Oefen für die 95 Zimmer beträgt à 54 fl., zusammen 5130 fl. Oestr. W., somit die Mehr-Auslage für die Heißwasser-Heizung circa 30000 fl. Oestr. W. 5 Proc. Zinsen von 30000 fl 1500 fl. für Amortisation verbliebe sonach im ersten Jahr 1670 fl. ––––– Oestr. W. 3170 fl. Somit wird die totale Abbezahlung der Mehrauslagen in 12 bis 13 Jahren durch die Ersparniß an Brennmaterial erzielt. Dabei ist sehr zu berücksichtigen, daß: der Materialwerth von circa 430 Zoll-Cntr. schmiedeisernen Röhren  „   „      „ 240       „    gußeisernen Bestandtheilen  „  „   „      „ 11 1/2   „    Kanonenmetall bei der Heißwasserheizung dem Eigenthümer verbleibt, während der Materialwerth der gewöhnlichen Oefen wahrscheinlich nach 13 Jahren auf ein kaum nennenswerthes Minimum sinkt. Die Amortisation der Haag'schen Heißwasserheizungs-Apparate gegenüber den gewöhnlichen Ofenheizungen, findet bei Anlagen in Bayern resp. dem Inlande schon binnen 7–8 Jahren statt, da dieselben im Inlande, wegen Ersparung an Zoll, Agio und Frachten viel billiger erstellt werden können. Franz Fröhlich,Architekt in Wien. Joh. Haag,            Civilingenieur, Maschinen-     und Röhrenfabrikant in Augsburg. III.Zusammenstellung der Resultate der Heißwasserheizungen in der Creditanstalt in Wien und im neuen Krankenhaus in Augsburg. Im ersten Heizjahr 1860/61 wurden in der Creditanstalt in Wien in 150 Tagen 1600 Ctr. Kohlen verbraucht, somit per Tag 1066 Pfd. Die Heizzeit war 13 Stunden, folglich war der Verbrauch per Stunde 82 Pfd. Mit 82 Pfd. Kohlen wurden 370243 Wiener Kubikfuß = 470873 bayer. Kubikfuß Luft auf 16° Reaumur erwärmt. Da die mittlere Winterkälte – 0,2° R. beträgt, so ist die Wärmedifferenz 15,8°; es sind also mit 1 Pfd. Kohle per Stunde 470873/82 × 15,8 = 90723 Kubikfuß um 1° Reaumur erwärmt worden. Nach den Verdampfungsversuchen verhält sich die Heizkraft der hier verbrannten Kohle gegen Fichtenholz wie 5,17 : 2,833, somit sind mit 1 Wiener Pfd. = 1 bayer. Pfd. Holz per Stunde 49713 bayer. Kubikfuß (oder mit 1 Zollpfd. per Stunde 55678 Kubikfuß) Raum um 1° Reaumur erwärmt worden. Hierbei ist zu bemerken, daß die Creditanstalt damals ein ganz neues Gebäude war, und im Winter von 1861/62 ein noch viel günstigeres Resultat erzielt wurde, als das hier aufgeführte von 1860/61. Laut Attest des Stadtmagistrats sind im neuen Krankenhause in Augsburg vom 1. October 1859 bis 30. April 1860 = 200 Tagen, 1000000 Kubikfuß Raum mit 2000000 Stück Torf, wovon 100 Stück 47 Pfd. wiegen, also mit 940000 Pfd. Torf während wenigstens 15 Stunden des Tages auf durchschnittlich 16° Reaumur erwärmt worden; da die durchschnittliche Winterkälte in Augsburg – 0,7° ist, so beträgt die Differenz 16°,7, wornach per Stunde mit 1 Pfd. Torf 53339 Kubfß. Raum um 1°R. erwärmt wurden. 1 bayer. Pfd. Torf kann hier = 1 bayer. Pfd. Fichtenholz angenommen werden, daher mit 1 Pfd. Holz per Stunde 53339 bayer. Kubikfuß Luft um 1° R. erwärmt wurden. Im Winter 1858/59 wurden im Krankenhaus in AugsburgPolytechn. Journal Bd. CXLVII S. 347. bei einer Kälte von – 14 bis – 60° R. die 1000 Kubikfuß Raum mit 10–11 Zollpfund Torf während Tag und Nacht, also wenigstens während 20 Stunden, auf 15° R. erwärmt; die Temperatur-Differenz beträgt 30°, daher mit 1 Pfd. Torf per Stunde 57690 Kubikfuß um 1° R. erwärmt worden sind. Alle diese Ergebnisse bestätigen, daß die Heißwasserheizung als Centralheizung bedeutend günstigere Resultate liefert, als die neuesten Ofenconstructionen in Wien und anderswo, indem nach einer Mittheilung im Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, Juniheft 1862 S. 344, mit Oefen älterer und neuester Construction die unter 1) bis 5) aufgeführten Ergebnisse erzielt wurden: Mit 1 bayer. PfundHolz wurden perStunde um 1° R.erhöht: Mit 1 ZollpfundHolz wurden perStunde um 1° R.erhöht. bayer. Kubikfuß Kubikmeter. 1) Im Durchschnitt der Jahre 1849/60 mit    älteren Oefen 24480     543,3 2) Mit einem Ofen aus Eisenplatten mit    irdenem Aufsatz, in einem Bureauzimmer 26240     582,5 3) Mit einem guten Kachelofen bisheriger    Bauart, in einem Bureauzimmer 29465     654,0 4) Mit dem neuen Pauli'schen Ofen, in    einem Bureauzimmer 45440    1008,7 5) Mit den Pauli'schen Oefen, in zwei    Bureauzimmern 45620    1012,5 Mittelst Heißwasserheizung: a) in der Creditanstalt in Wien, im Durchschnitt    des Jahres 1860/61 49713 1114 b) im Krankenhaus in Augsburg, im J. 1859/60 53339 1185 c) in drei Zimmern dieses Krankenhauses im    J. 1858/59 57690 1282 Hieraus ist ersichtlich, daß der Nutzeffect der Heißwasserheizung nicht um 77 Proc. gegen den der unter 4) und 5) bezeichneten Oefen zurücksteht, sondern um durchschnittlich 15–20 Proc. mehr beträgt als derjenige jener Oefen.