Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 165, Jahrgang 1862, Nr. , S. 393
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Miscellen. Miscellen. Bessemer's Schmiedeeisen und Stahl auf der Londoner Industrieausstellung. Hr. Bessemer hat eine sehr interessante Ausstellung geliefert. Von größeren Stücken sehen wir die Kurbelwelle einer 50pferdigen Maschine, Kolbenstangen für 50 bis 250pferdige Maschinen, eine siebenfüßige Kreissäge aus einem Stück mit 10 Zoll langen Zähnen u.s.w. Daneben sind Proben von Stahldraht von 1/250 Zoll Durchmesser aufwärts bis zu der Stärke, wo ihn ein Mann nicht mehr biegen kann, stählerne Eisenbahnschienen und zwei stählerne Kanonen ausgestellt. Unter letzteren ist die eine ohne Zapfen und dafür mit einer besonderen Stellvorrichtung versehen, die andere hat angeschmiedete Zapfen. Versuche mit Gezäh aus Wolframgußstahl wurden auf zwei Gruben des Freiberger Bergamtsreviers mit je fünf Centner Gußstahl angestellt und zeigten, daß der Wolframgußstahl für das Grubengezäh nicht zu empfehlen sey, weil er eine sehr vorsichtige Behandlung im Feuer und beim Härten, daher sehr geschickte Arbeiter erfordert; überdieß ist sein Preis ein sehr hoher. Bei umsichtiger Behandlung stellte er sich indessen für Werkzeuge zur Bearbeitung von Stahl und Eisen als das beste Material heraus. (Freiberger Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann, 1862 S. 59.) Die Producte des Platinfabrikanten Matthey auf der Londoner Industrieausstellung. Die Firma Johnson, Matthey and Comp ., 79 Hattongarden in London, hat zunächst durch Ausstellung eines massiven, 2 1/3 Centner schweren Blockes reinen Platins eine Probe dafür abgelegt, daß sie die Schmelzung der größten Massen dieses Metalls, die je auf einmal zur Verarbeitung kommen dürften, nach der zuerst von St. Claire Deville angewandten Schmelzmethode mittelst Knallgas völlig in der Gewalt hat. Die übrigen Gegenstände dieser höchst interessanten Ausstellung bestehen: 1) in einem Platinkessel zur Concentration der Schwefelsäure im Werthe von 465 Pfd. Sterl. ohne Pyrometer. Die Einrichtung dieses Kessels, die man allerdings äußerlich nicht vollständig wahrnehmen kann und welche patentirt ist, soll gegen die älteren Apparate dieser Art wesentliche Verbesserungen zeigen und neben einem verhältnißmäßig geringen Aufwand von Material große Sicherheit und Sparsamkeit im Gebrauch gewähren. Den von den Verfertigern gegebenen Notizen zufolge sind in dem vorerwähnten Kessel in 24 Stunden schon 3 Tonnen Schwefelsäure rectificirt und garantiren dieselben wenigstens eine Leistung von 2 Tonnen pro 24 Stunden. Das Gewicht des Kessels soll, im Verhältniß zu der damit erreichbaren Leistung, nur 1/4–1/8 derjenigen Apparate betragen, welche gewöhnlich für den fraglichen Zweck angewendet werden. 2) Ein Platinkolben, wie er behufs der Goldscheidung etc. angewandt wird, Preis 250 Pfund Sterl. Auch dieser Apparat soll sich durch große Leichtigkeit auszeichnen, ohne daß der Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit Abbruch gethan wird, indem derselbe im unteren, der Hitze hauptsächlich ausgesetzten Theile stärker ausgeführt ist, als in den oberen Theilen. 3) Platinröhren, mit reinem Platin gelöthet. Diese Röhren können in jeder beliebigen Länge, Weite und Stärke angefertigt werden. 4) Ein Platin-Pyrometer. 5) Platinschalen und Tiegel, sowohl von reinem, als legirtem Platin angefertigt, in verschiedener Größe und Form. Die Preise betragen per Unze 27–30 Shill. 6) Platindraht und Blech, ebenfalls im Preise von 27–30 Shill. per Unze. Daneben vergoldete Platintiegel für chemische Zwecke, Silber und Kupfer mit Platin plattirt, rohes Platin, Platinschwamm, Platinsalze, krystallisirtes Platin. Der Gesammtwerth der ausgestellten Platinfabricate beträgt 5180 Pfund Sterl. Neben den vorgenannten Gegenständen hat dieselbe Firma noch nachfolgende seltene Metallproducte ausgestellt: Ein Gußstück von reinem Iridium, ebenfalls mittelst Knallgas geschmolzen, 27 3/4 Unzen schwer; reinen Iridiumschwamm, reines Iridium und Osmium, in einer Legierung vereinigt, welche zur Herstellung der Federspitzen an Stahlfedern angewandt und mit 6 Shill. per Unze bezahlt wird. Außerdem die natürliche Verbindung von Iridium und Osmium, Ruthenium, Iridiumoxyd und Iridiumchloridammonium. Der gesammte Werth der Iridiumausstellung beträgt 251 Pfund Sterl. Palladiumblech und Palladiumschwamm, rothes Palladiumsalz und Palladiumchlorid. Werth 55 Pfund Sterl. Gold und Goldpräparate für 165 Pfd. Sterl. Silber und Silberpräparate für 185 Pfund Sterl. Silicium und Bor. Reines Cadmium in Zainen und Blechen für photographische Zwecke. Reines Selen und Tellur. In der französischen Ausstellung ist die Platinfabrication durch die Firma Chapuis frères, Paris, rue de Rénard St. Sauveur 8, gleichfalls in respectabler Weise, wenn auch nicht mit der Fülle und Mannichfaltigkeit der englischen Aussteller, vertreten. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 33.) Das Aluminium auf der Londoner Industrieausstellung. Sowohl von den englischen als auch französischen Ausstellern sind Proben der erstaunlichen Fortschritte in der Fabrication und Bearbeitung des Aluminiums abgelegt worden. In der englischen Ausstellung findet sich ein Zain Aluminium von etwa einer Elle Länge, 2 Zoll Dicke und vielleicht 3–4 Zoll Breite ausgestellt. Nach allen Wahrnehmungen will es uns indessen scheinen, daß dieses interessante Metall noch vorläufig nicht mit dem von Alters her die Aristokratie unter den Metallen bildenden Gold und Silber in der Luxusindustrie wird concurriren können. Das Aluminium erscheint den letzteren gegenüber noch immer als Parvenu. Trotz der erfinderischesten Bemühungen, dafür Verwendungen aufzufinden, bei denen auch namentlich seine große Leichtigkeit vortheilhaft benutzt wird, und trotz der vollendetsten Formgebung wird man in den meisten Fällen den gegenwärtigen, etwa 50 Proc. des Silberwerths ausmachenden Preis desselben noch immer im Verhältniß zu seinem inneren Werthe und seiner geringeren Haltbarkeit und Farbe zu hoch finden. Wenn man die künstlerisch vollendete Pferdegruppe von Aluminium und den prachtvollen Helm der englischen Aussteller betrachtet, so kann man sich, ungeachtet der Befriedigung in künstlerischer Beziehung, nicht des Gedankens erwehren, daß die Formen, in Gold oder Silber ausgeführt, dennoch einen glänzenderen und reicheren Eindruck machen würden, als in Aluminium. Neben den verschiedenen Kunstgegenständen findet sich in der englischen sowohl als französischen Ausstellung eine reiche Auswahl mehr für praktische Zwecke eingerichteter Gegenstände, z.B. Hausschlüssel, Trinkgefäße, Sextanten und andere Meßinstrumente, Fernrohrfassungen und Operngläser, Abdampfschalen, Serviettenringe, Frauenschmuck, als: Haarnetze, Broschen. Letztere von dünnstem Blech getrieben und mit Stahlknöpfen besetzt, kaust man in ansehnlicher Größe in den Londoner Kaufläden für billiges Geld. Für bessere Gegenstände dürfte aber ein wesentlicher Uebelstand darin liegen, daß das eigenthümliche Lüster rauher Flächen noch die vortheilhafteste Erscheinung für das Aluminium darbietet, denn mit blanker Oberfläche erinnert dasselbe zu sehr an Zinn und Blei. Jener Lüster läßt sich aber, nach den gemachten Erfahrungen, nicht dauernd erhalten und die Gegenstände werden bald unansehnlich. Auch von der Aluminiumbronze ist bis jetzt bei Weitem noch nicht die Anwendung gemacht worden, welche man sich anfangs davon versprach. Angeblich soll allmählich bei der Fabrication der Taschenuhren die Aluminiumbronze Eingang finden, eine massigere Verwendung aber noch nicht erreicht seyn.(Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 33.) Ueber die Anwendung der Geißler'schen Röhren zur Grubenbeleuchtung. In der Versammlung der Abtheilung für Berg- und Hüttenwesen des österreichischen Ingenieurvereins am 19. Februar d. J. zeigte Hr. Dr. E. Reitlinger, Docent an der Wiener Universität, die Lichterscheinungen, welche durch den elektrischen Strom in den sogenannten Geißler'schen Röhren hervorgebracht werden, indem er zugleich die Entstehung und die eigenthümlichen Eigenschaften derselben erklärte. Diese schönen Lichterscheinungen dürften bei der gegenwärtig üblichen Einrichtung des Apparates zwar noch nicht geeignet seyn, um zur Beleuchtung von Grubenräumen zu dienen, indem ihr Licht hiezu zu schwach ist. Hr. Dr. Reitlinger beabsichtigt jedoch, Versuche anzustellen, die Leuchtkraft der Geißler'schen Röhren möglichst zu erhöhen, um dieselben zur Beleuchtung von mit schlagenden Wettern erfüllten Grubenstrecken verwenden zu können. Diese Beleuchtung würde den außerordentlichen Vortheil vollkommener Gefahrlosigkeit bieten; denn selbst in dem Falle des Zerbrechens einer leuchtenden Röhre in dem explosiven Gase würde wohl die Lichterscheinung augenblicklich aufhören, jedoch ohne daß hiebei eine Explosion veranlaßt werden könnte. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, 1862 S. 100.) Sicherheitszünder von Victor und Polglase. Man nimmt ein Rohr von Blei oder anderen dehnbaren Metallen, füllt es mit Pulver und verschließt es durch Compression an beiden Enden. Hierauf wird es in einem Drahtzuge ausgezogen, wodurch das Pulver darin sehr fest comprimirt wird, und nun nur noch eine langsame aber energische Verbrennung ohne Explosion gibt. Es genügt, wenn das Rohr auf seine vierfache Länge ausgezogen wird. Diese Zünder können von beliebiger Länge dargestellt werden und besitzen eine große Biegsamkeit. Sie leiden nicht durch die Feuchtigkeit und können in Bündeln beliebig lange Zeit ohne Gefahr aufbewahrt werden, wobei man die Enden durch einen Schlag mit einem hölzernen Hammer verschließt. Beim Besetzen der Sprenglöcher muß man hierauf Rücksicht nehmen. Der größte Vorzug dieser Zünder ist, daß im Falle des Versagens die Hülse nicht fortglimmt und daher keine unerwartete Entzündung der Ladung herbeiführen kann. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 16.) Verfahren zur Reinigung des Leuchtgases von Schwefelkohlenstoff, von R. A. Smith. Man leitet das Gas, am besten, nachdem es zuvor in gewöhnlicher Art von Schwefelwasserstoff und Kohlensäure befreit ist, durch Sägespäne, welche mit einer Lösung von Bleioxyd (Bleiglätte) in caustischem Natron befeuchtet und in den Reinigungskästen eben so wie gewöhnlich das Eisenoxyd etc. lagenweise ausgebreitet sind. Gewöhnlich genügt es, in einem Gallon caustischer Natronlauge von 1,250 spec. Gewicht 4 Pfd. Bleioxyd aufzulösen; je mehr Bleioxyd man aber nimmt, desto wirksamer ist die Masse. Man verwendet am besten zwei Reiniger und benutzt dieselben abwechselnd. Jeder dieser Reiniger hat die gewöhnliche Höhe und ist wenigstens so weit, daß per Stunde durch jeden Quadratzoll des horizontalen Querschnittes nicht mehr als 1 Kubikfuß Gas hindurch strömt. Das so gereinigte Gas ist vollkommen frei von Schwefel, da Schwefelwasserstoff, wenn derselbe etwa noch in dem Gas vorhanden war, ebenfalls von der Lösung des Bleioxyds in Kali vollständig absorbirt wird. Der nach diesem Verfahren aus dem Gas abgeschiedene Schwefel verbindet sich mit Blei und bildet damit Schwefelblei. Wenn die Masse dadurch nach und nach unwirksam geworden ist, setzt man sie entweder in dem Reiniger selbst oder außerhalb desselben einige Stunden lang der Luft aus. Dabei geht das schwarze Schwefelblei in weißes schwefelsaures Bleioxyd über, welches man dann durch Zusatz einer frischen Portion Natronlauge wieder in Auflösung bringt, worauf die Masse aufs neue zum Reinigen des Gases benutzt wird. Nachdem dieß einigemal wiederholt ist, müssen die Sägespäne von dem entstandenen Glaubersalz befreit werden. Man wäscht sie zu diesem Zweck mit Wasser aus, wobei wenig oder gar nichts von der Bleiverbindung fortgespült wird, diese vielmehr in den Sägespänen zurück bleibt, so daß man dieselben nachher wieder benutzen kann. Statt Bleioxyd kann man auch sofort schwefelsaures Bleioxyd verwenden, welches aus Druckereien etc. oft wohlfeil zu erlangen ist. – Patentirt für England am 6. Juli 1861. (Repertory of Patent-Inventions, Mai 1862, S. 410; polytechn. Centralblatt, 1862 S. 1025.) Photographisches Tonbad mit salpetersaurem Uranoxyd; von Burghess. Dieses Bad, welches vortreffliche Resultate liefert, erheischt wie die anderen Tonbäder eine große Sorgfalt bei seiner Anwendung. Es gibt leicht die weißen und schwarzen Töne, welche besonders für die Visitenkarten gesucht sind. Man präparirt das Papier auf einer Lösung von 90 Gran salpetersaurem Silber per Unze Wasser, welcher man einige Tropfen concentrirtes flüssiges Ammoniak zusetzt, um die überschüssige Säure des salpetersauren Silbers zu neutralisiren. Das Tonbad wird auf folgende Weise bereitet: Nr. 1. Goldchlorid 15 Gran, Wasser   2 Unzen. Man neutralisirt dieses Bad mit ein wenig kohlensaurem Natron. Nr. 2. Essigsaures Natron 100 Gran, Wasser   32 Unzen. Nr. 3. Salpetersaures Uranoxyd   15 Gran, Wasser     2 Unzen. Man setzt Nr. 3 soviel Natronbicarbonat zu, als erforderlich ist um die Säure zu neutralisiren. Nun vermischt man Nr. 1 und Nr. 2, indem man die Goldlösung in das essigsaure Natron gießt; alsdann setzt man Nr. 3 zu, und filtrirt. Dieses Bad reicht hin, um beiläufig 200 Bilder zu färben. – Im Uebrigen verfährt man wie bei den gewöhnlichen Operationen. (American Journal of Photography.) Die Rolle der chemisch wirkenden Strahlen des Sonnenlichts in der Photographie. Mit dem Hofphotographen Albert hat der Conservator v. Steinheil in München gemeinsam Versuche vorgenommen das Spectrum des Sonnenlichts am großen Lichtanalyseur der Staatssammlung zu Photographiren. Es hat sich hiebei das überraschende Resultat herausgestellt, daß nur die chemisch wirkenden Strahlen, deren fixe Linien andere sind als die des violetten Lichtes, Photographien erzeugen, daß dagegen auch das intensivste Gelb oder Grün oder Blau nicht die geringste Wirkung auf die empfindlichste Platte hat. Man wird also in Zukunft die Photographenapparate nicht mehr für das Licht achromatisch zu machen haben, sondern nur für die chemisch wirkenden Strahlen, und den mittleren Lichtstrahl rechnen um die Differenz zwischen optischem und chemischem Focus verschwinden zu machen. Zugleich zeigen diese Versuche weßhalb ein photographirtes Bild, z.B. des Mondes, mehr und feinere Details zeigt als mit dem Instrument direct wahrzunehmen sind, weil die chemischen Strahlen weniger Ausdehnung im Spectrum haben als die Lichtstrahlen, und folglich auch schärfere Bilder geben. Die Photographie strebt bis jetzt vergeblich nach Mitteln, in einem sehr kurzen Zeitmoment Abbildungen zu gewinnen. Durch Vervollkommnung der Apparate wird die Zeit der Expositur schwerlich wesentlich verkürzt werden können. Bisher waren chemische Aenderungen in dem Präpariren der Platten das wirksamste Mittel. Nach den eben erwähnten Versuchen gibt es aber ein noch viel wirksameres. Dieß besteht in der Trennung der chemisch wirkenden Strahlen von den Licht- und hauptsächlich von den Wärmestrahlen. Man kann gegenwärtig kein Object mit hundertfachem Sonnenschein beleuchten, um die Zeit der Expositur hundertmal kleiner zu machen, weil das Object von den Wärmestrahlen vernichtet würde. Wohl aber kann dieser Effect erzielt werden, wenn Licht- und Wärmestrahlen abgeschieden und nur mit den chemisch wirkenden beleuchtet wird. (Beilage zu Nr. 232 der Allgem. Zeitung.) Neuer Fall der Bildung von Anilinroth; von Fr. Fol. Wenn man das Anilin auf die Temperatur seines Siedepunkts mit einem gewissen Verhältniß von fein gepulvertem blauen Indigo erhitzt, so oxydirt es sich auf Kosten des Indigos; es bildet sich Anilinroth und weißer Indigo. Der Indigo löst sich ein wenig im Anilin auf, und das Gemisch wird schnell violett, indem der gebildete weiße Indigo wieder in den Zustand von blauem Indigo übergeht. (Répertoire de Chimie appliquée, Juni 1862, S. 181.) Darstellung des chinesischen Grüns aus Brennnesseln, aus Schafgarbe, Labkraut, Schlüsselblumen und Kaffeebohnen; von Johann Carl Leuchs in Nürnberg. Die zunehmende Verwendung des chinesischen Grüns (Lo-kao) in der Seidenfärberei erinnert an einheimische Pflanzen, welche einen ähnlichen oder gleichen Farbstoff enthalten. Solche sind nach meinen schon im Jahr 1824 in meinem Handbuch für Fabrikanten etc. Bd. IX S. 331 mitgetheilten Versuchen, die Stengel und Blätter der gemeinen und der brennenden Nessel (Urtica dioica et urens). Der gelbliche Absud derselben wird durch Einwirkung der Luft dunkel- oder smaragdgrün. Kalien befördern diese Umänderung. Ebenso verhält sich der Absud der Stengel und Blätter der Schafgarbe, Achillea millefolium (Leuchs' Farbenkunde S. 624), der Blätter und Stengel des Labkrautes (Galium) und der Frühlingsschlüsselblume (Primula). Ebenfalls eine ausgezeichnet schöne grüne Farbe gibt der mit kalischer Flüssigkeit gemachte gelbliche Absud der Kaffeebohnen, wenn er einige Zett der Einwirkung der Luft ausgesetzt bleibt. (Leuchs' Handbuch für Fabrikanten etc. Bd. IX S. 323.) Alle diese Körper, namentlich die in so großer Menge vorkommende und meist unbenutzt bleibende Brennnessel, sowie auch der in großen Handelsstädten billig zu habende Abfall der Kaffeebohnen, könnten zur Darstellung von chinesischem Grün benutzt werden, und gewiß mit mehr Vortheil, als die Rinde des zu gleichem Zweck empfohlenen Kreuzdorns (Rhamnus). Man kann das für diese anempfohlene Verfahren (polytechn. Journal Bd. CLI S. 288) anwenden. Bleichen des Pockholzes. Das Pock- oder Guajacholz ist bekanntlich das grünlichbraune Kernholz des Guajacbaumes, dessen Heimath das mittlere Amerika ist. Das Holz ist sehr fest und schwer, mit Harztheilen durchdrungen und von großer, fast metallartiger Härte, so daß es selbst Axt und Säge abstumpft. Gerade diese Härte macht es geeignet zu Maschinentheilen, Walzen, Rollen, Kegelkugeln und anderen Gegenständen, die einer großen Abnutzung ausgesetzt sind. Obgleich das Pockholz in seinem natürlichen Zustande durch die Politur ein nettes Ansehen erhält, so wurde der Berichterstatter doch veranlaßt, Versuche anzustellen, um das Holz zu bleichen. In Folge deren nun wird nachstehendes Verfahren als das geeignetste empfohlen. Um das Pockholz zu bleichen, muß die Entfernung des Harzes vorausgehen. Dieß bewirkt man durch eine nicht zu starke Kali- oder Natronlauge, in welche das Holz einige Stunden gelegt wird. Dann wird es mit Wasser abgespült und nun erst der bleichenden Wirkung der schwefligen Säure ausgesetzt. Zu diesem Behufe legt man das Holz in salzsäurehaltiges Wasser (1 Theil Salzsäure auf 8 Theile Wasser), zu welchem man ungefähr 6 Proc. schwefligsaures Natron hinzugefügt hat. In dieser Flüssigkeit, welche sich in einem bedeckten Gefäße befindet, bleibt das Holz 24 Stunden liegen, oder überhaupt so lange, bis es gebleicht ist. Ganz weiß wird das Holz übrigens nicht, eine etwas gelbliche Farbe behält es stets, nimmt aber durch Poliren ein schönes Ansehen an. Da das Bleichen nicht durch die ganze Masse des Holzes hindurch stattfindet, wie sich's hier von selbst versteht, so müssen stets die schon fertigen Gegenstände aus Pockholz diesem Bleichprocesse unterworfen, und dann erst polirt werden. Uebrigens soll man nur eine verdünnte Lauge anwenden, da eine starke Lauge das Holz leicht rissig macht. (Sächsische Industriezeitung.) Ueber Erkennung einer schwachen Leimung des Maschinenpapiers. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monat April d. J., sprach Hr. Dr. Weber über die Methode des Leimens des Papiers. Das Büttenpapier wird mit thierischem Leim in der Masse geleimt, während das Maschinenpapier mit dem sogenannten vegetabilischen Leim imprägnirt wird. Dieser, aus harzsaurer Thonerde bestehend, ist in Wasser unlöslich und befestigt sich durch Flächenanziehung an der Papierfaser, während der auflösliche animalische Leim bei der Erzeugung des Maschinenpapiers an der Faser nicht haftet, sondern mit den Waschwässern abläuft. Die Erkennung einer Leimung überhaupt ist bei geringem Leimgehalt des Maschinenpapiers oft schwierig. Die Prüfung durch Beschreiben oder Befeuchten ist nicht immer sicher, besonders bei stark geglätteten Papieren, welcher Umstand bei der Besteuerung von Wichtigkeit ist. Der Vortragende empfiehlt hierzu ein Gemisch von Schwefeläther mit Schwefelsäure; die geringe Menge der vom Aether aufgenommenen Säure bindet die Thonerde, und die Harzsäure wird vom Schwefeläther gelöst. Das schwach geleimte Papier wird nach Behandlung mit dieser Flüssigkeit und nach dem Trocknen löschend; war kein Leim vorhanden, so wird der Zustand des Papiers nicht verändert. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1862 S. 87.) Unauslöschliche Tinte zum Zeichnen der Wäsche. In der Versammlung der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin am 21. Februar 1861 sprach Hr. Zechlin über die Wäschezeichentinte aus dem Safte der sogenannten Elephantenläuse (Anacardium orientale). Es wurden mit dieser Tinte von dem Vortragenden einige Versuche angestellt, welche die allgemeine Anwendbarkeit und Brauchbarkeit derselben zum Zeichnen der Wäsche außer Zweifel setzten, wofür auch besonders die so leichte Behandlungsweise beim Zeichnen der Wäsche mit dieser Tinte spricht, da alle anderen Methoden nicht so leicht ausführbar sind. Die Schriftzeichen selbst werden durch Schablonen dadurch hervorgebracht, daß mittelst eines Pinsels, welcher in die Tinte getaucht worden ist, die Schablonen nur betupft, nicht aber mit dem Pinsel überstrichen werden; nur bei dem Betupfen erscheinen die Schriftzüge auf der Wäsche mit scharfen Rändern, wogegen sie verlaufen erscheinen, wenn die Schablonen mit dem in die Tinte getauchten Pinsel überstricken werden; die Schriftzüge erscheinen nach dem Betupfen sofort tief schwarz auf dem Gewebe und sie wurden bei Behandlung mit Sodalösung und mit Javelle'scher Lauge nicht im mindesten verändert, ja sie nahmen sogar an Schwärze zu; die Aechtheit dieser Tinte ist somit außer Zweifel gesetzt. Auch bemerkte der Vortragende, daß die Elephantenläuse außerdem noch einen der spanischen Fliege ähnlichen, sehr ätzenden Stoff enthalten, welcher auf die Finger bedeutend ätzend wirkt. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen für 1860–61, S. 174.) Fett zum Einschmieren von Oberleder, nach W. Martz in Stuttgart. (In Württemberg patentirt gewesen.) Um den gewöhnlichen braunen Fischthran zum Tränken des Leders geeigneter zu machen, behandelt Martz ihn auf folgende Weise. Man bereitet eine concentrirte Gerbstofflöfung durch Auskochen von Eichen-, Fichten- oder anderen Rinden mit Wasser oder aus sonstigen bekannten Gerbmitteln, sodann setzt man 2 Thl. dieser Gerbstofflösung    1 Thl. gewöhnlichen Fischthran zu und bringt durch Umrühren oder Schütteln den Gerbstoff mit dem Fette so lange in innige Berührung, bis sich solches zu einer festen Butter gestaltet hat und der Gerbstoff mit den in dem Fette befindlichen thierischen Stoffen unlösliche Verbindungen eingegangen und der stark reizende Geschmack gänzlich entfernt ist. Nachdem die wässerigen Theile von dem Thran getrennt worden, mischt man, um letzteren vor baldigem Anlaufen zu schützen, unter 100 Pfd. des so behandelten Fischtrans 2 Loth Kreosot, worauf das Fett zum Gebrauch fertig ist. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1862, Nr. 21.) Verdicktes Kreosot. Das Kreosot wird bekanntlich häufig gegen Zahnweh angewendet; sein flüssiger Zustand ist aber Ursache, daß beim Einbringen in die hohlen Zähne meistens etwas davon mit den weichen Theilen der Mundhöhlung in Berührung kommt, und dadurch neue Schmerzen entstehen. Stan. Martin empfiehlt daher, das Kreosot dadurch in eine dickere Form zu bringen, daß 3 Theile davon mit 2 Theilen Collodium vermischt werden. Diese Mischung hat die Consistenz einer Gallerte und vor dem reinen Kreosot noch den Vorzug, daß sie die Oeffnungen der hohlen Zähne verschließt und auf diese Weise den Zutritt der Luft zu dem Zahnnerv verhindert. (Wittstein's Vierteljahrsschrift für praktische Pharmacie, Bd. XI S. 404.) Eisenchloridhaltiges Collodium als blutstillendes Mittel. Das vielfach in Anwendung gebrachte Eisenchlorid eignet sich ganz vorzüglich zur Verbindung mit dem Collodium, um bei Schnittwunden, Blutegelbissen u.s.w. als kräftiges Hämostaticum zu dienen. Zur Einleitung eines richtigen Verhältnisses wurden verschiedene Versuche angestellt und gefunden, daß 1 Theil krystallisirtes Eisenchlorid, in 6 Theilen Collodium gelöst, sich als eine dem Zwecke entsprechende Mischung darstelle, indem bei einem größeren Zusatze des Eisenchlorids die Bildung des Collodiumhäutchens über der Wunde zu sehr verzögert wird. Beim Auflösen des krystallisirten Eisenchlorids im Collodium ist einige Vorsicht nöthig, indem hiebei eine bedeutende Wärmeentwickelung auftritt, die sich bei etwas größeren Mengen rasch bis zum Sieden des Collodiums steigert. Dieses eisenchloridhaltige Collodium stellt eine von der Consistenz des gewöhnlichen Collodiums nicht abweichende, rothgelb gefärbte, klare Flüssigkeit dar, welche auf die Haut gebracht ein gelbes Häutchen bildet, das sehr elastisch bleibt. (Oesterreichische Zeitschrift für Pharmacie.) Das beste Baumwachs; von H. Creuzburg. Ich nehme Anlaß, die Vorschrift zu einem guten Baumwachs, welches von Gärtnern und Pomologen als ausgezeichnet erkannt wurde, hier mitzutheilen. Dasselbe ist nicht zu fest und nicht zu weich, läßt sich geschmeidig andrücken, und springt im Wetter nicht so leicht ab. Man nimmt: amerikanisches Pech 9 Loth gelbes Wachs 9   „ gemeinen Terpenthin 6   „ ausgelassenes Rind- oder Hammelfett 4   „ und läßt diese Species zusammen in einem Scherben oder Tiegel auf gelinder Kohlengluth schmelzen, indem man dabei mit einem Span umrührt. Wenn alles zergangen ist, nimmt man es vom Feuer, und rührt, wenn die Masse am Rande anfängt zu erstarren, mit dem Holzspan so lange, bis dieselbe zu einer zähen Consistenz erstarrt ist. Nun formt man pflasterartige Stängelchen daraus, von der Dicke eines kleinen Fingers, was auf einem mit Wasser naßgemachten Bret geschieht. Man nimmt nämlich mit naßgemachten Händen jedesmal so viel als ein Ei groß, welgert dasselbe auf dem Bret zu einem dünnen Stängelchen aus, und fährt so fort, bis die ganze Masse zu Stängelchen geformt ist. Diese zerschneidet man aber erst dann in kürzere Stücke, wenn sie völlig erstarrt und erkaltet sind; im Sommer muß dieß in einem Keller geschehen. Diese Stängelchen würden aber im Sommer zusammenkleben, wenn man sie zusammen in ein Papier einschlagen wollte. Soll daher dieses verhütet werden, so muß man Papier mit Fett, Butter oder Oel fett machen, und jedes Stängelchen einzeln in das gefettete Papier einwickeln. Kühlvorrichtung für Bier. Gegenüber der älteren Zeit, wo man froh war, einen mäßig guten Bier-Lagerkeller zum Ausschank zu haben, verlangt man jetzt im Sommer das Bier immer frisch vom Eise. Jedenfalls ist es gut, wenn man das Bier im Eiskeller lagert, und daraus immer frisch in die Seidel läßt, wie dieß z.B. durch Anbringung eines Kohlensäure-Elevators möglich ist. Wo man aber in Schankstätten das Bier schon vielleicht etwas warm vom Brauer oder gar per Eisenbahn bezieht, ist es immer schwer, dasselbe auf den gewünschten Grad durch Einlegen in Eisschränke oder Auflegen von Eis auf die Tonnen rasch und vollständig genug abzukühlen. In einem solchen Falle wurde ich um meinen Rath gefragt und rieth folgenden einfachen Apparat an. Zwei in einander gesetzte kegelförmige Ringe von reinem Zinn sind oben und unten durch schmale Ringe verbunden und stellen so ein enges ringförmiges Gefäß dar, welches in einem kleinen Kübel steht, der mit fein zerschlagenem Eise (nöthigenfalls mit etwas Salzzusatz) gefüllt wird. Das Zinngefäß ist demnach allseitig mit Eis in Berührung und bietet eine sehr bedeutende gut leitende Kühloberfläche dar. Von der einen Seite am oberen Theile des Ringes geht ein Rohr ab, das mit dem Zapfenloche des Fasses in Verbindung gebracht wird; auf der entgegengesetzten unteren Seite geht ein zweites Rohr ab, welches in einen Abzugshahn ausläuft. Es gehen etwa 3–4 Seidel in das fragliche Zinngefäß hinein, so daß bei kleinerem Betriebe, wo etwa alle 3–5 Min. ein Seidel abgezogen wird, das Bier immer 12–20 Minuten der Kühlung ausgesetzt ist. Die beiden Zinnringe lassen sich auseinander nehmen und im Innern leicht reinigen. Man halte darauf, daß sie nur aus ganz reinem Zinn ohne allen Bleigehalt gefertigt werden, da neuere Untersuchungen nachgewiesen haben, wie selbst sehr zinnreiche Bleilegirungen an die damit in Berührung kommenden Flüssigkeiten Blei abgeben. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 16.)