Titel: Verfahren, um Leder, Gewebe etc. mittelst Paraffin für Luft und Flüssigkeiten weniger durchdringlich zu machen; von John Stenhouse, Chemiker in London.
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XVII., S. 73
Download: XML
XVII. Verfahren, um Leder, Gewebe etc. mittelst Paraffin für Luft und Flüssigkeiten weniger durchdringlich zu machen; von John Stenhouse, Chemiker in London. Aus dem London Journal of arts, Septbr. 1862, S. 154. Stenhouse's Verfahren, um Leder, Gewebe etc. für Luft und Flüssigkeiten weniger durchdringlich zu machen. Dieses Verfahret: (patentirt in England am 8. Januar 1862) ist insbesondere anwendbar für Leder, Zwirn, Seile, Stricke und gewebte Stoffe aus Leinen, Baumwolle, Wolle oder Seide, welche mit dem Paraffin überzogen oder getränkt werden. Zur Behandlung von Leder und Geweben nehme man eine Eisenplatte und erhitze sie auf 55–140° C., breite darauf den Stoff aus und halte ihn mittelst eines Rahmens glatt darauf befestigt. Nachdem der Stoff hinreichend warm geworden ist, um das Paraffin leicht zum Schmelzen zu bringen, reibt man die obere linke Seite desselben mit einem flachen, rechteckigen Stück festen Paraffins, überzieht die Oberfläche möglichst gleichförmig damit und bewerkstelligt dann eine noch vollkommenere Vertheilung durch Pressung mit einem heißen Eisen (Plätteisen oder Walze). Hierauf nimmt man den Stoff weg und läßt ihn abkühlen. Statt eines flachen Paraffinstückes kann man auch eine Walze aus solchem anwenden (welche man durch Eingießen von Paraffin in eine passende Form mit hölzernem Kern erhält). Man zieht den vorher erwärmten Zeug dieser Walze entgegen und drückt sie fest an; die vollkommene Einverleibung des Paraffins bewirkt auch in diesem Falle ein Kalandern zwischen heißen Metallwalzen. – Oder man ertheilt dem Paraffin in einem geeigneten Gefäße eine Temperatur von 55–140° C., erhitzt dann eine Eisenplatte beträchtlich über den Schmelzpunkt des Paraffins, legt auf dieselbe ein Blatt starkes Papier (oder ein anderes absorbirendes Material, wie Leinwand, Kattun oder Wollenzeug) und überzieht letzteres mittelst einer Bürste gleichförmig mit dem geschmolzenen Paraffin; das zu imprägnirende Gewebe oder Leder wird dann auf dieser Paraffinfläche ausgebreitet und zwar mit der linken Seite nach unten (nöthigenfalls wird eine zweite mit Paraffin überzogene Fläche darauf gelegt um beide Seiten des Stoffes mit Paraffin in Berührung zu bringen). Das Ganze wird hernach mittelst heißer Eisenplatten oder durch Kalandern zwischen heißen Metallwalzen comprimirt. Den so imprägnirten Stoff nimmt man endlich heraus und läßt ihn abkühlen. Sollen Stoffe von großer Länge mit Paraffin behandelt werden, so kann dieß in continuirlicher Weise geschehen, indem man dieselben über (erwärmte) Walzen passirt, welche das geschmolzene Paraffin aus einem Bade desselben aufnehmen und mit einem das überflüssige Paraffin entfernenden verstellbaren Abstreichmesser versehen sind; zur vollständigen Einverleibung des Paraffins wird der Stoff dann noch durch heiße Walzen passirt. Wenn man anstatt des festen Paraffins Auflösungen desselben (in Benzin, Steinöl, Schwefelkohlenstoff etc.) anwenden will, so ist es rathsam die zu behandelnden Stoffe vorher vollständig zu trocknen und bei kalter Witterung sogar zu erwärmen, damit sie die Paraffinlösung nicht zum Gestehen bringen. Leder, Gewebe und Gespinnste, welche auf diese Weise imprägnirt wurden, hängt man zuerst in einem geheizten Local auf, um den größeren Theil des Lösungsmittels zu verdunsten und unterzieht sie dann erst der Behandlung zwischen heißen Eisenplatten oder Walzen. Gewebe, Gespinnste und Leder, welche nach einer der angegebenen Methoden mit Paraffin imprägnirt wurden, sind nicht bloß undurchdringlicher für Luft und Flüssigkeiten geworden, sondern auch steifer und stärker. Das Paraffin ist daher für gewisse Arten von Geweben ein vortreffliches Appretirmittel. Seile und Stricke kann man mit Paraffin einfach auf die Art imprägniren, daß man sie durch das geschmolzene Material passirt. Anstatt des reinen Paraffins kann man auch Gemische desselben mit Wachs, Stearin, Stearinsäure oder festen Fettsäuren anwenden. (Am 21. Januar 1862 ließ sich J. Stenhouse noch die Anwendung des Paraffins zum Ueberziehen metallener Gegenstände patentiren, um dieselben gegen die Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit zu schützen.)