Titel: Ueber die Unzuverlässigkeit der Margueritte'schen Eisenprobe.
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXXIV., S. 297
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LXXIV. Ueber die Unzuverlässigkeit der Margueritte'schen Eisenprobe. Ueber die Unzuverlässigkeit der Margueritte'schen Eisenprobe. Die seit vielen Jahren als eine der genauesten Titrirmethoden betrachtete Margueritte'sche Eisenprobe (polytechn. Journal Bd. C S. 380) besitzt nach einem Aufsatze der HHrn. J. Löwenthal und E. Lenssen (in Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, I. Jahrgang S. 329) eine große Fehlerquelle. Die Probe wird bekanntlich auf die Weise ausgeführt, daß man zu der gehörig verdünnten, Eisenoxydul enthaltenden salzsauren Lösung (etwa 1/2 Liter an Volum), nachdem sie völlig abgekühlt, tropfenweise Chamäleonlösung langsam bis zum Erscheinen einer röthlichen Färbung zusetzt. Dabei wird das Eisenoxydul vom Chamäleon oxydirt, wobei letzteres seine Farbe verliert: 10FeCl + KaO, Mn²O⁷ + 8ClH = 5Fe²CL³ + KaCl + 2MnCl + 8HO. Die Genannten haben nun gefunden, daß neben dieser Reaction stets noch eine, je nach dem Vorwalten der Salzsäure und der vorhandenen Temperatur, wechselnde Einwirkung der Salzsäure auf das Chamäleon stattfindet, wodurch die Resultate der Probe ungenau und schwankend werden: 5ClH + Mn²O⁷ = 5Cl + 2MnO + 5HO. Die Probe wird aber völlig zuverlässig, sobald man als Lösungsmittel Schwefelsäure und eine abgekühlte Lösung, welche wenig freie Säure enthält, anwendet, und wenn ein Abzug für die Rothfärbung der Flüssigkeit stattfindet, welcher nach dem Säuregehalt und der Temperatur variirt. Fresenius (a. a. O. S. 361) hat diese Resultate in allem Wesentlichen vollkommen bestätigt gefunden und es erklärt sich der Umstand, daß man beim früheren Verfahren auch brauchbare Resultate erhalten hat, nur so, daß die Bedingungen bei der Titerstellung und bei der Analyse ziemlich gleiche waren. Man wird für die Folge, wo es irgend angeht, sich eine schwefelsaure Lösung herstellen; muß aber eine salzsaure angewandt werden, so kann man sich auf zweierlei Weise helfen: a) Nachdem der Titer mittelst einer Lösung von Eisen in verdünnter Schwefelsäure festgestellt, bringt man die zu prüfende, das Eisen als Oxydul enthaltende Flüssigkeit auf 1/4 Liter, setzt 50 Kubikcentim. derselben zu einer größeren Menge angesäuerten Wassers, titrirt, gibt wieder 50 Kubikcentim. hinzu, titrirt abermals und erhält dann bei der 2., 3. und 4. oder mindestens bei der 3. und 4. Titrirung constante Zahlen, welche als die richtigen anzusetzen sind. b) Man setzt die das Eisen als Chlorür enthaltende Flüssigkeit zu einer größeren Menge mit Salzsäure angesäuerten Wassers, in welchem man durch Zufügen von Eisenvitriollösung und Chamäleon den Gleichgewichtszustand bereits hergestellt hat, bei dem die Röthung eintritt.