Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 167, Jahrgang 1863, Nr. , S. 392
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Miscellen. Miscellen. Ueber Straßen-Dampfwagen; von Professor Rühlmann. Straßen-Dampfwagen werden jetzt, nach dem Schlusse der Londoner Industrie-Ausstellung, von vielen Seiten her, als etwas so Vorzügliches, Nutzbringendes und Nachahmungswürdiges bezeichnet und empfohlen, daß es nicht überflüssig seyn dürfte, die gewiß nicht unwichtige Frage auch hier zu besprechen. Indem der Verfasser hinsichtlich einer ausführlicheren Beantwortung auf einen von ihm veröffentlichten Aufsatz in der in Leipzig erscheinenden Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen hinzuweisen sich erlaubt, nimmt er zum Ausgangspunkt dessen was er hier zu liefern beabsichtigt, einen Artikel der Danziger Zeitung (aus Bromberg vom 25. November 1862 datirt), der in fast alle deutsche und vornehmlich auch in technische Zeitungen übergegangen ist, aber nirgend mit einer Kritik und auch nur mit einigen Bedenken begleitet wurde. Der erwähnte Artikel lautet folgendermaßen: „Heute ist die von der Bergbau-Actiengesellschaft Weichselthal in England angekaufte Straßen-Locomotive hier eingetroffen. Das Finanzministerium hat eine Ermäßigung des Eingangszolles darauf eintreten lassen. Es ist dieß die erste Straßen-Locomotive, welche überhaupt auf dem Continente in Betrieb gesetzt wird.Diese Behauptung ist völlig unrichtig. Die erste Straßen-Locomotive in Deutschland (wahrscheinlich auch auf dem Continente, indem eine der Herren Escher und Wyß in Zürich ihre erste Probefahrt am 7. September 1861 gemacht haben soll) hat man in Mecklenburg-Schwerin benutzt, woselbst auch bereits unterm 17. Juli 1861 eine Großherzogliche Verordnung wegen Sicherstellung gegen mögliche Gefahr erschien. Diese Straßen-Locomotive war durch den Civil-Ingenieur Corlett von demselben Aveling in Rochester (England) bezogen, der die Bromberger Maschine lieferte, und sie ist bereits im Jahrgange 1861 der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, S. 250 (daraus im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 2) beschrieben und abgebildet, auch bei der 22. Versammlung deutscher Land – und Forstwirthe in Schwerin (Sept. 1861) ausführlichen Versuchen unterworfen worden. Ueber letztere sehe man die Schrift: Amtlicher Bericht über die 22. Versammlung deutscher Land – und Forstwirthe vom 11. bis 18. Sept. 1861, S. 310. Die erste Probefahrt vom Bahnhofe nach der Stadt hat mit dem besten Erfolge stattgefunden. Die Maschine arbeitet sehr ruhig und geht solid und sicher, so wie auch deren Steuerung eine sehr sichere ist. Von dem Schnauben der Eisenbahn-Locomotiven keine Spur,Ich weiß nicht, was der Berichterstatter unter Schnauben versteht. Bei den Aveling'schen Maschinen, die ich noch im Spätsommer 1862 in England sah, fehlte nirgends das Blasrohr, das mit dem bekannten Geräusch seinen Dampf (unter Anwendung von Condensation mindestens theilweise) durch die Blasrohrmündung in den Schornstein treibt, ja treiben muß, weil sonst der erforderliche Zug für das Feuer auf dem Roste fehlen würde! weßhalb auch Pferde ruhig daran vorübergehen.Ich habe bei den sorgfältigen, amtlichen Versuchen mit Aveling's Maschine gerade das Gegentheil erfahren. Wir gingen zuletzt ankommenden Fuhrwerken entgegen und wenn sie mit Menschen besetzt waren, baten wir auszusteigen, weil die Pferde unter allen Umständen wild wurden oder gar nicht vorbei wollten. Die Maschine ruht auf vier Rädern, wovon die beiden vorderen 10 Zoll, die hinteren 12 Zoll Breite haben. Quer über dem Kessel liegt die Betriebswelle, links mit einem Schwungrade, rechts mit einem Getriebe versehen, welches in ein größeres Stirnrad greift, von dessen WelleAveling wendet überhaupt ein sogenanntes Kettenvorgelege an, wobei allein die Kette, deren Glieder sich leicht recken, allerlei Noth macht! eine breite starkgliedrige Kette die Achse der Hinterräder in Bewegung setzt.Eine sehr schöne Abbildung von Aveling's sonst sehr stark und dennoch gefällig construirter Traction Engine findet sich in Mallet's Record of the Great Exhibition 1862. Part 3. Plate 6. Vor dem Kessel sitzt der Steuermann, der mit Leichtigkeit das Steuer, das auf einem Rade ruht, beliebig drehen und wenden kann.Man sehe auch meine Skizze (polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 2). Die Maschine ist von Aveling und Porter in Rochester erbaut und trägt die Nummer 47 und die Jahreszahl 1862. Sie wiegt incl. des Wasservorrathes, den sie mit sich führt, 170 bis 180 Centner und soll, die Meile in 1 1/2 Stunde zurücklegend, 6 Wagen à 80 Centner Kohlen fortbewegen können.Es fragt sich nur, mit welchem Aufwande an Brennmaterial, an Oel, und mit welcher Abnutzung aller beweglichen Theile der Maschine. Die Schweriner 12pferdige Maschine kam auf 3000 Thaler zu stehen!! Augenzeugen, die dergleichen Maschinen in England vielfach in Betrieb gesehen haben, versichern deren außerordentlich leichte Lenkbarkeit und Sicherheit, mit welcher sie selbst kurze Curven mit ihren angehängten Lastwagen befahren.Wenn man damit Sachkenner zu befriedigen im Stande ist, so kann auch ich bezeugen, daß ich im Battersea Park zu London Kreisbahnen befahren sah, deren Durchmesser gewiß nicht mehr als 40 Fuß betrug. Der Schornstein ist mit einem Funkenfänger und der Aschkasten mit einer zweckmäßigen Vorrichtung versehen, so daß beim passiren an mit Stroh bedeckten Häusern vorbei und durch Forsten jede Feuersgefahr vermieden wird.Ich erinnere mich nicht in England an einer mit zu Gesicht gekommenen Aveling'schen Traction Engine einen gehörig wirksamen Funkenfänger gesehen zu haben. (Auch bei der Schweriner Maschine fehlte ein guter Funkenfänger. In der erwähnten Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 2 finden sich brauchbare Funkenfänger abgebildet.) Bewährt sich die Maschine für den Transport auf öffentlichen Straßen, woran nach vielfachen Erfahrungen nicht zu zweifeln,Referent wagt es zu bezweifeln! so dürfte dieser erste Versuch hier bald weitere Nachfolge habenDie Erfahrung wird dieß ja lehren. In Mecklenburg würde sich Niemand mehr eine Aveling'sche Traction Engine anschaffen, selbst wenn die Regierung das Fahren derselben mit Dampf auf den öffentlichen Wegen nicht verboten hätte. Die Gesellschaft der Waponer Gypsbrüche bei Erin wartet nur auf den günstigen Erfolg dieses neuen Unternehmens, um sich sofort für ihren umfangreichen Transport von Gypssteinen und Gypsmehl nach der Netze im Nakel eine dergleichen Maschine kommen zu lassen.Nach meinen Erkundigungen hat man in England und Schottland nirgends die Pferde-Eisenbahnen beim Kohlen – und Schiefer-Transporte abgeschafft und dafür Straßen-Locomotiven eingeführt. Ungeachtet die Engländer gute Rentenberechner sind! Auch für den überaus umfangreichen Getreidetransport von Inowraclaw hierher dürfte sich alsdann leicht ein Unternehmer für diese Betriebsart finden.“ Aus Allem was im vorstehenden Artikel gesagt ist, erfährt man eigentlich nur weniger als was den Lesern unserer Zeitschrift aus dem (in der vorstehenden Anmerkung 71) citirten Aufsatze bereits bekannt geworden ist, und es hätte die Aufnahme der Bromberger Nachricht unterbleiben können, hätte sie nicht zugleich Gelegenheit geboten unseren Aufsatz durch das zu vervollständigen, was dem Referenten auf der Londoner Industrie-Ausstellung und sonst in England über die neuesten Traction Engines bekannt geworden ist. Das Resultat in letzterer Beziehung ist genau dasselbe was ich bereits vor der Ausstellung in dem citirten Aufsatze ausgesprochen habe, wo es heißt: „In England liegt nicht die Absicht unter, mit den Straßen-Locomotiven Pferdefuhrwerke überhaupt ersetzen zu wollen. Ihr Zweck ist vielmehr einfach der, sich selbst und die zugehörige Arbeitsmaschine (Dreschmaschine, Pumpenwerk, Mahlmühle, Geräthe zum Pflügen oder Cultiviren unter Anwendung von Dampfkraft u. d. m.) von einem Orte der Aufstellung zum andern zu schaffen, oder auch Kohlen, Steine, Baumaterialien überhaupt, schwere Eisenguß- oder Maschinenstücke auf solchen kurzen Strecken zu transportiren, wo die Anlage einer Eisenbahn der Terrainverhältnisse wegen entweder zu theuer oder des geringen Verkehrs wegen nicht rentabel seyn würde.“ Nur in Bezug auf die praktische:: Erfolge in letzterer Beziehung und mit Berücksichtigung der guten Ausführungen haben die Jurors der Londoner Ausstellung von 1862 (Classe VIII und Classe IX) Medaillen für Traction Engines ertheilt an: Aveling, Bray, Robey,Abbildungen von Aveling's, Bray's und Robey's Maschinen enthält der Illust. Catalogue, entweder unter Classe VIII oder IX. Taylor und Tuxford u. Sohn. Letztere für Dampfmaschinen- und Locomobilenbau längst rühmlichst bekannte Firma liefert in ihrem illustrirten Verkaufskatalog (vom 1. Mai 1862) Seite 10 die Abbildung ihrer ausgestellten Patent Steam Road Locomotive, fügt dem Preisverzeichnisse jedoch folgende ehrliche Bemerkung bei: „Diese patentirte Dampf-Straßen-Locomotive vermag allerdings Ladungen von beträchtlichem Gewichte auf guten Straßen zu ziehen, allein sie ist mehr dazu bestimmt, zugehörige Arbeitsmaschinen (z.B. Dreschmaschinen) von Farm zu Farm zu schaffen und am Betriebsorte angelangt als eine gewöhnliche transportable Dampfmaschine wirksam zu werden.“ Ein nicht unwichtiges Zeichen für den beschränkten Kreis der Anwendung von Straßen-Locomotiven, wenn nicht die Folge von Ueberzeugung, daß sie überhaupt nur eine geringe Aussicht auf Zukunft haben, dürfte noch die Thatsache seyn, daß die im Bau von Locomobilen-Dampfmaschinen renommirten englischen Etablissements wie insbesondere Garret in Saxmundham, Ransomes und Sims in Ipswich u. m. A. zur Zeit derartige Maschinen noch gar nicht liefern wollen und, wie mit kürzlich (Monat Decbr. 1862 in Hannover) der erste Constructeur von Ransomes und Sims versicherte, auch gar nicht gesonnen sind, den Bau von Traction Engines in die Hand zu nehmen. Für die mit bekannten deutschen Verhältnisse werden (selbst ganz abgesehen von erheblichen polizeilichen Bedenken hinsichtlich der Zulassung von Traction Engines auf unseren öffentlichen Straßen) die Straßen-Dampfwagen keinen großen Erfolg haben, und dürfte das Augenmerk lieber auf die jüngsten Anwendungen und Erfolge der Pferdestraßen-Eisenbahnen zu richten seyn,Aehnlich wie zu seiner Zeit u.a. die Eisenbahn von Budweis nach Linz betrieben wurde, in Deutschland bereits im 15. und 16. Jahrhundert die Holzbahnen und in England schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts die sogenannten Tramroads bestanden. welche außer dem erleichterten Transporte schwerer Massen zugleich eine regelmäßige und bequeme Beförderung der geschäftstreibenden und mittleren Classen zwischen bevölkerten Orten sichern, wo die Entfernungen gering sind und die örtlichen Verhältnisse eine Dampfverbindung nicht gestatten.Moller: Straßen-Eisenbahnen wie solche in den bedeutenden Handelsstädten Frankreichs, Englands und in den Vereinigten Staaten bestehen etc. etc. Hamburg 1862. In Frankreich wurden diese Pferde-Eisenbahnen im Jahre 1854 durch einen Hrn. Laubat wieder in Anwendung gebracht (zuerst in Paris von der Place de la Concorde durch Passy nach St. Cloud und ein Jahr später nach Versailles). Vom Jahr 1855 bis 1860 wurden in den Vereinigten Staaten Amerika's nach und nach Pferde-Eisenbahnen in einer Anzahl großer Städte (namentlich Philadelphia und New-York) errichtet und endlich im Jahre 1859 auch ihre Wiedereinführung (zum Personentransport) in England durch den Amerikaner Francis Train erwirkt. Die erste derartige Bahn wurde August 1859 in Birkenhead (gegenüber Liverpool) eröffnet und 1861 in London, wo im verflossenen Sommer (1862) die Ausstellungsbesucher Gelegenheit hatten u.a. die sogenannte Westminster-Bahn zu befahren. Gegenwärtig ist Hr. Ingenieur Moller in Hamburg (Verfasser der vorher citirten Abhandlung Straßen-Eisenbahnen) bemüht eine solche Bahn für Copenhagen Die dänische Regierung hat bereits unterm 11. März 1862 die Concession zur Anlegung von Pferde-Eisenbahnen in Copenhagen ertheilt. Das betreffende Rescript findet sich S. 34 der angeführten Moller'schen Schrift abgedruckt. auszuführen, sowie für Hamburg, Altona, Berlin und Wien zu projectiren, wozu er detaillirte Constructions-Beschreibungen in dem genannten Werkchen bereits veröffentlicht hat, das jedoch auch in Beziehung auf Verkehrs- und Mercantilverhältnisse vielseitige Auskunft gibt und überhaupt nicht genug empfohlen werden kann. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1862 S. 365.) Analyse einer vorzüglichen Legirung für Zapfenlager der Maschinen; von Franz Stolba in Prag. Eine von mit analysirte Probe, welche von den Mechanikern sehr gerühmt wurde, ergab folgende Zusammensetzung: Kupfer 72,40 Zink 20,86 Zinn 4,70 Blei 1,50 Eisen 0,56 –––––– 100,02 Die kleine Menge Eisen kommt ohne Zweifel auf Rechnung des angewendeten Kupfers und Zinks, und hiernach scheint die Masse erhalten worden zu seyn, durch Zusammenschmelzen von (annähernd): 50 Theilen Kupfer, 14 Zink,   3 Zinn,   1 Blei. Bohren der Felsen mit Hülfe des Diamants. Zum Schleifen des Diamants und anderer sehr harter Steinarten wird jetzt allgemein eine dunkelbraune oder schwarzgefärbte Varietät des Diamants aus der brasilianischen Provinz Bahia angewendet, die neben ihrer ungeheuren Harte noch den Vorzug besitzt, verhältnißmäßig billig zu seyn. Ein interessanter Versuch des französischen Ingenieurs Leschot besteht darin, diesen schwarzen Diamant auch zum Bohren harter Felsarten anzuwenden. Sein Bohrinstrument besteht aus einer Metallröhre, deren Kranz mit Bruchstücken von schwarzem Diamant besetzt ist. Indem man dieses Rohr auf den Stein aufsetzt und unter ziemlich starkem Drucke ziemlich rasch umdreht, schneidet es eine ringförmige Furche in den Stein ein. Das hohle Rohr nimmt dabei einen Steinkern auf, den man später leicht abbrechen kann. Man bohrt auf diese Art in Granit in einer Stunde Löcher von 3 1/2–4 Fuß Tiefe mit einem Durchmesser von nahezu 2 Zoll, zu deren Herstellung auf gewöhnlichem Wege zwei geübte Bergleute über 2 Tage zu thun hätten. Die Diamantsplitter, nach der Operation mit der Loupe genau untersucht, zeigten keinerlei Abnutzung. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 3.) Neue Art der Anfertigung von Flintenläufen. Neuerdings wurden in London in der Schießhütte der Büchsenmachergilde ein Büchsen- und ein Jagdflintenlauf probirt, die auf eine neue, den Herren Christoph Harding und Hawskworth patentirte Manier angefertigt waren. Bei dem gewöhnlich angewendeten Schmieden der Läufe geht ein großer Antheil des Materials verloren (über 50 Proc.), indem z.B. der Lauf einer Enfield-Büchse, zu dem circa 10 Pfd. Eisen verwendet werden, vollständig fertig gestellt, nur 4 3/4 Pfund wiegt. Das Princip des neuen Verfahrens besteht darin, mit Hülfe einer starken hydraulischen Presse einen dicken gegossenen Ring von weichem Gußstahl durch allmähliches Durchtreiben durch immer enger werdende Zuglöcher zur passenden Länge und Wandstärke zu bringen. Der Büchsenlauf wurde mit 7 1/2 Quentchen Pulver und 1 resp. 2 Kugeln, dann mit 10 Quentchen Pulver und 3 Kugeln, endlich mit 15 Quentchen Pulver und 5 Kugeln geprüft, ohne Schaden zu leiden. Ebenso widerstand der Flintenlauf einer Ladung von 10 3/4 Quentchen Pulver und 2 Kugeln. Der letztere wurde endlich absichtlich gesprengt, indem man bei obiger Ladung die Mündung des Laufes mit einer 2 Zoll langen Schicht von feuchtem Thon verschloß. Hierbei sprang der Lauf unmittelbar unterhalb des Thonpfropfs ab, indem nur 2 Zoll seiner Länge zerstört wurden und zeigte weiter keine Beschädigung. Dieser Proceß des kalten Ausziehens von Eisen- und Stahlröhren verdient alle Aufmerksamkeit. Bisher ist derselbe nur auf Röhren von 15/8 Zoll Durchmesser und 30 Fuß Länge ausgedehnt worden, doch dürfte feiner Ausführung auch im größeren Maaßstabe nichts im Wege stehen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 3.) Die Maschinen zur Darstellung des Eises. Unter den Apparaten, welche in der neueren Zeit zur Bereitung des Eises im Haus und zur fabrikmäßigen Darstellung desselben in Anwendung kamen, sind die kleinsten und am leichtesten zu behandelnden diejenigen von Ash und von Keith, bestehend aus einem kleinen Behälter für drei bis vier Flaschen, wovon die ersteren mit einem Stempel, der ein durchlöchertes Bret zwischen den Flaschen oder den Eisbüchsen auf und abschiebt, die letzteren mit einer rotirenden Büchse arbeiten. Die Kälte wird durch Kältemischungen (Salze) erzeugt, welche mit etwas Wasser vermischt durch einen Stempel 10 bis 15 Minuten rasch durcheinander gestoßen oder gerüttelt werden, damit sie sich schnell auflösen. Je schneller das geschieht, desto schneller gefriert das Wasser oder die Zuckercreme in den Büchsen, desto rascher und gründlicher werden Flaschen gekühlt. Zum Bereiten von Blockeis oder Gefrornem nimmt man etwas mehr Eispulver als zum Kühlen von Wein und Bier. Von den verbrauchten Salzen geht aber nichts verloren; man sammelt die Lösung und dampft sie wieder ab, verkauft sie an Apotheker und chemische Fabriken oder verwendet sie als Dünger. Diese Maschinen kosten in England in der Fabrik 3 bis 6 1/2 Pfd. Sterl. Die an Größe zunächststehenden sind die von Carré, welche in mehreren Sorten, für den Hausgebrauch und kleine Conditoreien, und für die fabrikmäßige Darstellung des Eises schon seit mehreren Jahren angefertigt werden. Beide beruhen auf dem Grundsatz, daß im luftleeren Raum Aether oder Alkohol rasch verdunstet und einem in oder neben diesem Raum befindlichen Körper alle Wärme entzieht. Die Carré'sche kleine Maschine besteht aus einem sehr starken Kessel, in welchem sich Ammoniak befindet, der durch eine geschlossene Röhre mit einem zweiten Behälter in Verbindung steht, welcher in einer Wasserkufe steht. In diesem zweiten Behälter befindet sich auch die Büchse mit der zu gefrierenden Flüssigkeit oder der Creme. Man erhitzt den Kessel bis auf etwa 130º C., dreht den Apparat herum, senkt den Kessel in das Wasser und legt dann die Eisbüchse in den zweiten Behälter ein, nachdem man etwas Branntwein in denselben gethan. Das in dem Kessel verflüchtigte Ammoniak wird condensirt, es entsteh ein luftverdünnter Raum und der um die Eisbüchse befindliche Alkohol oder Branntwein verdunstet mit solcher Heftigkeit, daß die Flüssigkeit darin gefriert. Die Apparate kosten je nach deren Größe 100 bis 250 Frcs. ausschließlich des Ofens, wozu jeder eiserne Kochofen verwendet werden kann, und liefern 1–4 Pfund bei jeder Operation, die 1 1/2 bis 2 1/2 Stunden dauert und auf 3–4 Pfd. Eis 1 Pfd. Kohle verbraucht. Das Kühlen von Flaschen geschieht mit diesem Apparat weit rascher und besser als mit Eis. Von größeren Maschinen mit continuirlichem Betrieb gibt es außer denen von Carré, welche noch mit einer Luftpumpe versehen sind, noch drei Arten: die von Blée in Paris, Siebe und Lawrence in London, alle auf dem Princip der raschen Verdunstung durch Herstellung luftverdünnten Raumes beruhend. Letzteres wird hier durch eine Luftpumpe erleichtert, welche durch Menschenhände oder Dampfkraft in Bewegung gesetzt wird. Die im luftverdünnten Raum befindlichen leicht verdunstenden Stoffe entziehen dem von ihm umgebenen Wasserbehälter alle Wärme und verwandeln das Wasser in Eis, während die verdunsteten Gase und Dämpfe in einem Condensator wieder niedergeschlagen werden. Die Eisbüchse wird sodann herausgenommen, das Eis abgelöst und die Arbeit hierauf von Neuem begonnen. Diese Maschinen werden in verschiedenen Größen, solche, die 25 Pfund bis 4 Ctr. Eis stündlich bereiten, angefertigt und kosten 2800 bis 24,000 Frcs., nämlich bei einer stündlichen Production von 25 Pfund 2800 Frcs., von 50 Pfund 4800 Frcs., von 100 Pfund 8500 Frcs, von 200 Pfund 14,000 Frcs., von 400 Pfund 24,000 Frcs. Siebe bedient sich nur der Luftpumpe, welche leicht verdunstenden Aether verflüchtigt und dann mit Hülfe von Wasser durch starken Druck wieder verdichtet, so daß auch hier von dem flüchtigen Stoff nichts verloren geht. Diese Maschine liefert 10 bis 20 Pfund bei jeder Operation, die größte bis jetzt bestehende 100 Ctr. täglich. In der Welt-Ausstellung zu London war dieselbe in Thätigkeit und setzte Alles in Erstaunen durch ihre regelmäßige Arbeit und das schöne, helle und außerordentlich harte Eis, welches sie lieferte. Die constante Kälte in dem Apparate kann auf 20º C. unter 0 herabgedrückt werden, und es ist leicht erklärlich welche Bedeutung dieß für eine Brauerei hat. In Peru, dicht unter dem Aequator, ist eine solche Maschine im Gange, welche für die ganze Nachbarschaft das dort sehr kostbare Eis bereitet. Eine Maschine von 1 Ctr. Production in der Stunde kostet 530 Pfd. Sterl., von 2 Ctr. 850 Pfd. Sterl. und von 3 Ctr. 1470 Pfd. Sterl. Zum Kühlen von Würze etc. für Brauereien und Brennereien wendet man eine Mischung von Salz und Wasser an, die in einem beständigen Strom in den Kühlröhren circulirt und bis unter 0º erkältet werden kann. Da man also keine Eisblöcke zu erzeugen braucht, so kann man sich einer kleineren Maschine bedienen; die Wirkung derselben ist aber eine so ausgezeichnete, daß in England die Bierbrauer solche massenhaft bestellt haben. Die Betriebskosten betragen 54 kr. per Ctr. Der Apparat von Blée, für den F. Mennons 1861 ein Patent in England erhalten hat, ist fast ebenso wie der Siebe'sche zusammengesetzt und eignet sich besonders zum Kühlen der Luft, indem man die Salze in dem Reservoir der Kammer der Luftpumpe durch atmosphärische Luft ersetzt. Die Maschine von Lawrence, welche ebenfalls in der Ausstellung sich befand, arbeitet mit Dampf und scheint die größte unter den obigen Maschinen zu seyn. Was diesen Maschinen außer der wirklichen Bereitung von Eis für Zuckerbäcker, Kranke und Bierkeller eine so hohe Bedeutung verleiht, das ist ihre Verwendung als Kühlapparate für Bierbrauereien, Brennereien, Spitäler etc. Dazu ist es nicht nöthig, eine sehr große Kälte zu erzeugen, welche man zum Zwecke physikalischer Versuche mit diesen Vorrichtungen auf 60º C. steigern kann, sondern es genügt, die Luft oder das Wasser in den Kühlröhren auf 0º zu erkälten. Dadurch wird die Arbeit der Maschine wesentlich erleichtert und ihre Leistung vermehrt. Die Kühlung in den Kühlschiffen wird weit gründlicher und rascher bewirkt als mit Eis, da die von außen mitgetheilte Wärme den Röhren sofort wieder entzogen wird und das vom Eis abfließende wärmere Wasser die Kühlung nicht stört. Wie bei Kühlschiffen durch stets umfließendes kaltes Wasser von circa 0º die Abkühlung bewirkt wird, so daß man selbst in der wärmeren Jahreszeit Bier brauen kann, so kann man in Spitälern und Wohnungen durch Röhren, wie bei der Luftheizung, die Luft in den Zimmern kühlen. (Aus dem „Arbeitgeber.“) Carré's Apparat zur künstlichen Eiserzeugung und dessen Anwendung ist im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 180 eingehend beschrieben. Neues Chromgrün; von Mathieu Plessy. Ich stelle dasselbe folgendermaßen dar: In 10 Kilogr. kochendem Wasser löse ich 1 Kilogr. zweifach-chromsaures Kali auf und setze 3 Liter zweifach-phosphorsauren Kalk, hernach 1 Kilogr. 250 Gramme Cassonade zu. Nach einiger Zeit entsteht eine stürmische Gasentbindung, welche man durch Begießen des Schaumes mäßigen muß. Nachdem die Einwirkung sich gemäßigt hat, läßt man das Ganze stehen und am andern Tage hat sich das Grün abgesetzt. Man decantirt die überstehende Flüssigkeit, welche die Färbung der Chromfalze hat, und wäscht den Niederschlag mit kaltem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaction; er wird nachher auf einem Zeugfilter gesammelt und nach dem Abtropfen in die Trockenkammer gebracht. Obige Quantitäten geben 2 1/2 Kilogr. Product. Dieses Grün, welches keine giftige Substanz enthält, ist am Lichte unveränderlich; Schwefelwasserstoff hat keine Wirkung auf dasselbe; die Säuren, selbst concentrirte, zerstören es nicht, oder lösen es wenigstens nur sehr langsam auf. Es würde sich daher zum Befestigen mittelst Eiweiß für den Zeugdruck eignen, wenn feine Nüance nicht etwas blaß wäre. Es wurde in einer französischen Tapetendruckerei für glatten Grund auf Papier angewandt, da es eine sehr angenehme wassergrüne Farbe liefert; deßgleichen für glatten Anstrich als Oelfarbe bei den Arbeiten im Louvre, wo sich die Farbe seit einem Jahre rein und unverändert erhalten hat. (Répertoire de Chimie appliquée, December 1862, S. 453.) Das Neublau zum Stärken der Wäsche. Dasselbe wird nach E. Hesse erhalten, indem man Kartoffel- und Weizenstärkemehl mit feuchtem Pariserblau (en pâte) mit etwas Indigocarmin und Gummi mischt, dann trocknet, zerschneidet und schönt. Man nimmt beispielsweise 20 Pfund weiße Kartoffelstärke, 20 Pfund ditto Weizen-Schabestärke, 40 Pfund Pariserblau en pâte (mit einem Gehalt von 30 Proc. trockenem Pariserblau), 2 Pfd. Indigocarmin, 2 Pfund arabisches Gummi, mischt die Ingredienzien in einem Troge unter schwachem Wasserzusatz, bis eine durchaus gleichförmige halbflüssige Masse entstanden ist, bringt diese auf Trockenbretchen, die mit einem etwa 1 Zoll hohen Rande versehen sind, läßt diese auf einem Trockengestelle an der Luft oder im geheizten Raume abtrocknen, bis die Masse beim Zerschneiden nicht mehr zusammenstießt, was nach kurzer Zeit möglich ist, zerschneidet sie dann mit Hülfe eines kleinen Rädchens, das mit 16 runden Schneidscheiben in etwa 1/4 Zoll Abstand besetzt ist und sowohl längs der Trockentafeln, als auch querüber geführt wird, in Quadrate von etwa 1/4 Zoll Seitenlänge, läßt dann die Trocknung sich vollenden und beendet die Operation mit dem sogenannten Schönen, was sehr einfach dadurch geschieht, daß man die trocknen Stückchen in eine drehbare Trommel bringt, in welche man gleichzeitig etwas feingepulvertes, getrocknetes Pariserblau gebracht hat. Sie überziehen sich dadurch mit einer etwas intensiver gefärbten Schicht. Der Centner Neublau stellt sich auf circa 26 Thlr. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 3.) Anwendung des Baryts in der Zuckerfabrication. Bekanntlich hat Dubrunfaut vor 12 Jahren den Baryt zur Zuckergewinnung und namentlich seine Anwendung für die Melassen empfohlen. Man hat indessen Abstand von dieser Methode genommen, weil man fürchtete, es werde in den Syrupen oder im Zucker etwas Baryt bleiben, und Baryt ist ein starkes Gift. Französische Journale theilen nun mit, daß diese Industrie jetzt nach Polen, Rußland und Oesterreich gedrungen sey und sich große Anerkennung bei Verarbeitung der Melassen verschafft habe. Delaune und Tilloy-Delaune in Courrieur, welche den Barythandel in der Hand haben, hatten auf der Industrie-Ausstellung in London die sich folgenden Producte der Zuckergewinnung mittelst Baryt ausgestellt. Der aus England bezogene kohlensaure Baryt wird gepulvert, mit Kohlenpulver gemengt und in einem Reverberirofen geglüht, wodurch er in Aetzbaryt übergeht. Dieser wird noch heiß mit Wasser behandelt und liefert eine Lösung von 30 bis 32º B., welche siedend heiß zu der auf 70 bis 80ºC. erhitzten Melasse gegossen wird. Man nimmt etwas mehr als 1 Aequivalent Baryt, damit die Zuckerverbindung vollständig unlöslich sey. Diese bildet sich sofort beim Vermischen der Lösungen; sie wird in hölzerne Gefäße gebracht und ausgewaschen, wodurch der Zuckerbaryt schon fast rein zurückbleibt. Derselbe wird nun mit Kohlensäure zersetzt, die Zuckerlösung abfiltrirt, der kohlensaure Baryt abgepreßt, die Preßkuchen nochmals mit Wasser angefeuchtet und abermals gepreßt. Die Zuckerlösung wird dann durch Beutelfilter gegossen und zur Entfernung des noch darin enthaltenen geringen Antheils von kohlensaurem Baryt unter Umrühren mit verdünnter Schwefelsäure bis zur sauren Reaction versetzt. Dadurch wird der Baryt in unlöslichen schwefelsauren Baryt verwandelt, der, selbst wenn er in großer Menge in dem Zucker bliebe, durchaus unschädlich seyn würde. Diese saure Reaction wird nun sofort mit Kalkmilch beseitigt. Man läßt aber die Flüssigkeit noch über ein Filter von 1 Meter Durchmesser und 4 Meter Höhe stießen, welches gestoßenen rohen Gyps enthält. Hierdurch würde die Flüssigkeit schon ohne weitere Anwendung von Schwefelsäure, von Baryt befreit werden. Man filtrirt nun abermals durch ein Beutelfilter, verkocht bis 35 bis 36º B. (heiß gemessen) und filtrirt über Knochenkohle, worauf das gewöhnliche Verfahren eintritt. Die Laugen werden mit Kohlensäure behandelt, um den Baryt vollständig zu fällen, sämmtlicher kohlensaurer Baryt aber wird getrocknet und wieder in Aetzbaryt umgewandelt. Die von Baryt befreite Lauge verarbeitet man auf Potasche. Die HHrn. Delaune fertigen außerdem kohlensauren Baryt (für Glashütten), schwefelsauren Baryt (Blanc fixe), essigsauren Baryt (für Färbereien statt des Bleizuckers) und Chlorbaryum (als Mittel gegen Kesselstein). Um die Transportkosten zu verringern, versenden die HHrn. Delaune den Baryt als Hydrat mit 1 Aequivalent Wasser. Sie gewinnen dieß Hydrat, indem sie die Lösung durch die aus den Reverberiröfen abgehende Hitze verdampfen und darauf die genügend concentrirte Lauge in ähnlichen Gefäßen weiter behandeln, wie sie zur Darstellung von geschmolzenem Kali- oder Natronhydrat benutzt werden. Man gießt das geschmolzene Hydrat in passende Gefäße und erhält es auf diese Weise in leicht zu verpackender Form. In der genannten Fabrik werden täglich 1000 Kilogr. Barythydrat gefertigt und kosten 100 Kilogr. 40 Frcs. Die Verarbeitung der Melassen wird da, wo es die Transportkosten erlauben, sehr vereinfacht, wenn die betreffenden Fabriken ihren Aetzbaryt aus einer solchen Fabrik beziehen und den erzeugten kohlensauren Baryt als Preßkuchen wieder dorthin abgeben. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1863, S. 9.) Ueber die Auflösung der Seide in Kupferoxyd-Ammoniak; von Ozanam. Bei Gelegenheit der Beobachtungen von Persoz Sohn über das Verhalten der Seide zum ChlorzinkS. 299 in diesem Bande des polytechn. Journals. hat Ozanam der französischen Akademie folgende Mittheilungen gemacht: „Das Kupferoxyd – AmmoniakDas Verfahren von Peligot und Schweizer zur Darstellung des Kupferoxyd-Ammoniaks ist im polytechn. Journal Bd. CLII S. 302 mitgetheilt. ist nicht nur ein schätzbares Auflösungsmittel der Baumwolle und der Pflanzenfaser überhaupt, es ist auch das Auflösungsmittel der Seide. Während aber ein kurzer Zeitraum hinreicht um die Baumwolle aufzulösen, sind mehrere Stunden zum Auflösen der Seide erforderlich; auch muß für die Seide ein beträchtlicheres Verhältniß von Flüssigkeit angewandt werden. Die Seide löst sich in drei, sechs oder zwölf Stunden auf, je nach der angewandten Menge der Flüssigkeit. Die Wolle ließ ich hingegen mehr als fünfzehn Tage lang in Berührung mit dem Kupferoxyd-Ammoniak, ohne daß sie ihre Textur und ihre Festigkeit im geringsten änderte. Wir haben also hierdurch ein sehr einfaches Mittel, um ein aus Baumwolle, Seide und Wolle bestehendes Gewebe in einer einzigen Operation zu erkennen. Man lasse den Zeug eine halbe Stunde lang im Kupferoxyd-Ammoniak und alle Baumwolle wird dann aufgelöst seyn. Man tauche ihn neuerdings einen Tag lang in die Flüssigkeit und sämmtliche Seide wird in Auflösung übergangen seyn; der Rückstand wird aus der Wolle bestehen. Ich beschäftige mich nun mit den Anwendungen, welche man von der Auflösung der Seide machen kann. Es handelt sich darum, das Verfahren der Natur nachzuahmen, indem man die Seide flüssig macht, wie sie es im Wurm ist, und fähig durch Verdunstung zu erhärten, denn dann wird man die Seide in Form von Zeugen gießen können, anstatt dieselben zu weben; man wird die Seide in ähnlicher Weise spinnen können, wie dieß die Raupe thut, und mittelst Ziehlöchern von verschiedenen Dimensionen Fäden von beliebiger Länge und Dicke erzeugen; hierbei lassen sich die alte oder abgenutzte Seide, die Galletseide und die von dem ausgebildeten Schmetterling durchbohrten Cocons benutzen.“ (Comptes rendus, t. LV p. 833.) Apparat zum Besprengen der Wandgemälde mit Wasserglaslösung. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen im Monat September v. I. zeigte und erklärte Hr. Dr. R. Weber einen Besprengungs-Apparat, welcher, mit einer mechanischen Blase-Vorrichtung versehen, zum Befeuchten der Wandgemälde mit Wasserglas benutzt wird und mehr als durch jedes andere bisher angewendete Mittel die Trennung der Flüssigkeit in staubartige Theilchen erreicht. In die Flüssigkeit eines Gefäßes taucht, luftdicht eingefügt, ein zur Spitze ausgezogenes Rohr; in einem rechten Winkel trifft mit der Spitze dieses Rohrs die eines andern gleichgeformten Rohrs zusammen. Letzteres Rohr ist mit einem Blase-Apparat in Verbindung gebracht. Wird in dieses Luft eingeblasen, so wird in dem erst gedachten Rohr ein luftverdünnter Raum erzeugt, wodurch die Flüssigkeit aufsteigt und in sehr feinem staubartigen Zustande aus der Spitze heraustritt. Derartige Apparate, welche bei Trülloff in Berlin zu haben sind, werden im Gebiete der Industrie, wie auch in dem der Medicin, überhaupt da, wo es auf eine feine Zertheilung von Flüssigkeiten ankommt, geeignete Anwendung finden. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1862 S. 236.) Ueber die Zusammensetzung des Abfalls vom Rauhen und Scheren der Wollentuche; von Houzeau. In Elbeuf nennt man die organischen Abfälle vom Rauhen und Scheren der Wollentuche débourrages oder bourre de laine. Vor dreißig Jahren wurden dieselben noch als ein für die Industrie werthloser Abgang betrachtet, gegenwärtig behandelt man sie aber nach einem ökonomischen Verfahren, wodurch man daraus 20 Proc. Wolle gewinnt, welche zur Fabrikation ordinärer Tuche verwendet wird. Von den übrig bleibenden vier Fünfteln wird die eine Hälfte, aus Staub und Schmutz bestehend, weggeworfen, die andere aus Mangel einer besseren Verwendung zur Heizung benutzt. Der Verfasser hat in diesem Theil 32,6 Proc. fette Materien und 3,1 Proc. Stickstoff gefunden, und empfiehlt die ersteren auszuziehen und zu Seife zu verarbeiten oder nach einer passenden Reinigung wieder zum Einfetten der Wolle zu benutzen, und den Rückstand, seines Stickstoffgehalts wegen, direct zur Düngung oder zur Fabrication von Kunstdünger zu verwenden. Da die Quantitäten dieser Abgänge ganz beträchtlich sind (Elbeuf producirt jährlich ungefähr 750,000 Kilogr. Scherwolle, welche 40 Proc. oder 300.000 Kilogr. Abfall liefern), so wäre eine vortheilhaftere Ausnutzung derselben zu wünschen. (Comptes rendus, t. LV p. 875.)