Titel: Ein Versuch von Prof. Tyndall, die Ueberhitzung des Wassers betreffend.
Fundstelle: Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XXIII., S. 84
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XXIII. Ein Versuch von Prof. Tyndall, die Ueberhitzung des Wassers betreffend. Aus der Chronique de l'Industrie. September 1872, S. 272. Tyndall's Versuch, die Ueberhitzung des Wassers betreffend. Die Veranlassung mancher Dampfkesselexplosionen ist bekanntlich darin zu suchen, daß das Wasser, nachdem es eine gewisse Zeit lang gekocht hat, die Luft, welche es aufgelöst in sich enthält, verliert, und daß dann seine Verdampfungsart eine Modification erleidet. Dieses Wasser verwandelt sich nämlich nicht mehr allmählich, sondern stoßweise und in seiner ganzen Masse auf einmal in Dampf. Um sich möglichst luftfreies Wasser zu verschaffen, machte Faraday von der merkwürdigen Eigenschaft der Körper Gebrauch, bei ihrem Uebergang in den festen Zustand die in ihnen enthaltene Luft fahren zu lassen. Indem das Wasser gefriert, scheidet es alle fremden Körper aus. Faraday ließ daher Eis unter Ausschluß des Luftzutrittes schmelzen und gewann auf diese Weise ein noch reineres Wasser, als er durch fortgesetztes Auskochen erhalten hätte. Auf vorstehende Vorgänge hat nun Prof. Tyndall folgenden interessanten Versuch gegründet. Er bringt in ein Probegläschen eine gewisse Quantität Eis, welches er mit Oel bedeckt. Ueber das Ganze deckt er der Vorsicht wegen eine Glasglocke und erhitzt das Gläschen. Sobald nun das Wasser am Siedepunkt anlangt, verwandelt es sich plötzlich und mit Explosion in Dampf, und das Oel wird gewaltsam nach allen Richtungen geschleudert. Neben dem ersten Probegläschen ist ein zweites angeordnet, welches gewöhnliches, mit einer Oelschichte bedecktes Wasser enthält und ganz so wie das erste erhitzt wird; das Sieden geht hier ruhig und ohne Stoß vor sich.