Titel: Die Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in Wien.
Fundstelle: Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LIII., S. 207
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LIII. Die Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in Wien. (Schluß von S. 117 des vorhergehenden Heftes.) Teirich, über Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie. Apparate zum Trocknen und Brennen. Als hervorragendste Novität unter den Brennöfen für die Zwecke der Thonwaaren-Industrie ist der neuerliche und diesmal sozusagen völlig gelungene Versuch der Einführung der reinen Gasfeuerung zu nennen. Das Verdienst hierbei gebührt vor Allem dem thätigen Civilingenieur Georg Mendheim in Berlin, dann aber dem Director der königlichen Porzellanmanufactur daselbst, dem Regierungsrathe v. Möller, welcher dem Erfinder dieses Ofensystemes beim Neubau der Porzellanfabrik in dem Thiergarten Gelegenheit gab, zum erstenmale eine großartige Feuerungsanlage von 22 Kammern in luxuriösester Weise auszuführen und seit December 1871 in Betrieb zu setzen. Seither sind zwölf solcher Oefen an den verschiedenen Orten im Betriebe, sechs andere im Bau, und dient dieses System ebensowohl zum Brennen von Porzellan, als auch von Steinzeug, Terracotta und Ziegeln. Die wesentlichsten Eigenschaften dieser Brennöfen lassen sich, wie folgt, zusammenfassen: Erfolgt die Verbrennung der Generatorgase kostenfrei mit der den in Abkühlung begriffenen Kammern entnommenen heißen Luft. Wird die heiße Verbrennungsluft außerdem zum Vorwärmen der zunächst gar zu brennenden Ofenkammer völlig ausgenützt. Allen speciellen Ausführungen der Mendheim'schen Oefen sind diese Principien gemeinsam, während die specielle Construction der Kammern je nach dem vorliegenden Zwecke den größten Modificationen unterliegt. Eine möglichst gleichförmige Mischung von Gas und Luft, eine gleichmäßige Vertheilung der Flamme, resp. Hitze in der ganzen Ofenkammer und die Vermeidung einer unnöthigen Ueberhitzung gewisser Theile des Ofens sind die, bei allen Varianten angestrebten Principien der Constructeurs. In allen jenen Fällen, in denen das zu brennende Fabrikat gegen eine nicht ganz gleichförmige Mischung der Flamme sehr empfindlich ist, wie bei Porzellan-, Steingut- oder bleiglasirtem Geschirre, ist eine centrale Einführung des Gasgemenges erforderlich, was freilich den Nachtheil hat, daß eine gewisse Wärmemenge durch Zusammenführen von Gas und Luft unterhalb der Ofensohle dem Brennprocesse entzogen wird und auch die Baukosten der Anlage sich erhöhen. Für Terracotten und Ziegel ist eine solche Vorsicht nicht nothwendig. Hier kann man Gas und Luft an mehreren Punkten der Kammer frei eintreten lassen; die Bauart derselben wird einfacher, dauerhafter, die Brennstoff-Ersparniß erheblicher. Die angewendeten Gasgeneratoren sind von bekannter Construction; in ihnen bildet sich aus dem aufgegebenen Brennmateriale unter Zuströmen eines geringeren Luftquantums, als zur völligen Verbrennung nöthig ist, das Gemenge von Kohlenoxyd-Gas, Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen, welches neben dem gebildeten Wasser und dem Stickstoffe der eingeströmten atmosphärischen Luft in zwei Canälen den Kammern zugeleitet wird, welche in größerer Zahl und in zwei Reihen angeordnet sind. Die Gaszuströmungs-Canäle laufen an den beiden Außenseiten der doppelten Kammerreihe. Jede Kammer hat ihre besondere, durch ein Ventil sperrbare Gaszuführung und eine Verbindung mit den beiden anstoßenden Kammern durch Canäle in den Trennungswänden, welche ihrerseits durch eiserne Schieber absperrbar sind. Durch ein eisernes Glockenkegel-Ventil steht zudem jede Kammer mit dem Rauch-Abzugscanale in Verbindung, der zwischen den beiden Kammerreihen liegt und in den Schornstein des Ofensystemes mündet. Soll eine solche Kammerreihe in Betrieb gesetzt werden, so bringt man die Generatoren in Gang, leitet das Gas in eine Ofenkammer, welche vorher mittels directen Feuers in Rothglut gebracht ist, oder man zündet das Gas, auch wenn die Beschaffenheit der zu brennenden Waare dies zuläßt, bei seinem Eintritte in eine kalte Kammer direct an. Sobald die Kammer gar gebrannt ist – was man freilich bei kalter Verbrennungsluft etwas schwer erreicht – wird das Gasventil derselben geschlossen und das zu der nächsten Kammer führende geöffnet, welche durch die abziehenden heißen Verbrennungs-Producte aus der ersten bereits stark vorgewärmt ist. Die Luft, welche nun zur Verbrennung nöthig ist, passirt durch die Oeffnungen in den Kammer-Scheidewänden, tritt erhitzt an das Gas, entzündet es und erhöht dessen Heizkraft wesentlich. In solcher Weise setzt sich nun ein continuirlicher Brennproceß von Kammer zu Kammer regelmäßig fort. Für Ziegel und Chamottewaaren genügt eine Kammerzahl von vierzehn bis sechzehn, in zwei Reihen von je sieben bis acht Kammern angeordnet, welche an ihren Enden durch Canäle verbunden sind. Wenn bei einem im vollen Gange befindlichen Ofen von sechzehn Kammern beispielsweise die Kammer 8 durch Einleitung von Gas befeuert wird, so empfängt letzteres die nöthige Verbrennungsluft durch den etwas geöffneten Eingang der Kammer 5, nachdem diese Luft Kammer 5, 6, 7 passirt und aus denselben Wärme entnommen hat. Die Kammern 9, 10 und 11 werden von den aus 8 abgehenden Verbrennungsproducten durchstrichen und hierdurch vorgewärmt; Kammer 11 ist von 12 dabei durch Schieber getrennt. Auch die fertig gebrannt stehenden Kammern 1, 2, 3 und 4 haben dann noch eine ziemlich erhebliche Temperatur. Man läßt Luft durch dieselben streichen, welche nach Belieben zur Erwärmung der Trockenräume in der Fabrik verwendet oder durch einen besonderen kleinen Canal in die Kammern 13 und 14 geleitet wird. Diese sind mit frischem Einsatz versehen, jede für sich durch Schieber abgeschlossen und mit dem Schornstein in Verbindung gesetzt. Durch den ganz allmälig den frischen Einsatz passirenden, vom Schornstein angesogenen warmen Luftstrom werden nicht nur alle etwa noch feuchten Stücke nachgetrocknet, sondern auch bis zu dem Grade erwärmt, daß die in den Verbrennungsproducten enthaltenen, aus den erhitzten Waaren entweichenden Wasserdämpfe sich nicht an der Oberfläche der frischen Waare niederschlagen und dieselbe dadurch verunstalten. Es ist selbstverständlich, daß dieses Schmauchverfahren in der Regel nur bei massigen Fabrikaten, wie beispielsweise bei Ziegelwaaren, nicht aber bei Porzellan oder Steingut angewendet wird, die wenig Wasserdämpfe geben und bei denen die Verbrennungsproducte bei höherer Temperatur entweichen. Die Kammergröße kann ohne sichtlichen Einfluß auf die Gleichförmigkeit des Brandes zwischen 6 bis 44 Kubikmeter variiren, ja letztere Dimension noch übersteigen. Nach diesen und der Waarensorte ändert sich die Brenndauer der Kammer. Verblend- und Chamotteziegel brauchen 15 bis 25 Stunden, feine Verblender und Terracotten 25 bis 40 Stunden je nach Empfindlichkeit des Materiales, Thonröhren 10 bis 12, Porzellan-Verglühbrand circa 4 Stunden, Scharfbrand bei Vollfeuer in demselben Ofensystem 10 Stunden im Durchschnitt. Gegenüber den alten Porzellanöfen mit Benützung der abgehenden Hitze für das Verglühen stellt sich die Brennstoff-Ersparniß in Mendheim's Ofen auf circa 25 Procent, da bei diesem Systeme Verglüh- und Kapselbrände gesondert gemacht werden müssen. Für leicht brennende Ziegel (vom Normalmaß 250 × 120 × 65 Millimeter) genügen circa 500 Pfund oberschlesische Steinkohle pro 10000 Pfund Waare – ein Brennstoff-Verbrauch, der sich bei sehr schwer brennenden Materialien und Klinkerbränden auch verdoppeln kann. Bei Thonröhren und Steingut rechnet man 100 bis 160 Pfund per Kubikmeter Kammerinhalt je nach dem zu erzielenden Feuergrade. Es ist zwar einleuchtend, daß die Vorzüge dieses Ofensystemes in vollstem Maße nur dann hervortreten, wenn dasselbe für continuirlichen Betrieb gebaut ist und ein solcher darin auch wirklich unterhalten wird, doch schließt dies keineswegs aus, daß im gegebenen Falle nur ein Complex von 4 oder 5 etc. Kammern für intermittirenden Betrieb in Anwendung kommt. Alle jene Brennmaterialien, welche für Flammfeuerungen gut verwendbar sind, können auch für Generatorbetrieb verwendet werden. In neuerer Zeit, wo die beispielsweise in Steiermark mit den Leobener Grieskohlen angestellten Versuche deren Verwendbarkeit im Siemens'schen Gasofen gezeigt haben, können diese, dann aber wahrscheinlich auch jüngere Braunkohle, Lignit und Torf zur Gaserzeugung, und dann mit großem ökonomischem Vortheile, verwendet werden. Der Mendheim'sche Ofen hat jedenfalls die größte Zukunft in der Thonwaaren-Industrie bei Erzeugung feinerer Waaren; zum Brennen für Ziegel, ja vielleicht selbst noch für gewöhnliche Steinzeug-Röhren brennt er naturgemäß zu theuer und macht daher dem bekannten Ofen von Friedrich Hoffmann in Berlin keine Concurrenz. Mit dessen Erfindung und Ausbreitung begann unstreitig eine neue Epoche für die Thonwaaren-Industrie, die besonders jenem Zweige derselben, welcher die größten Massen zu bewältigen hatte, also der Ziegelfabrikation, zu gute kam und sich von dieser auf die Erzeugung von Kalk, Cement und Gyps übertragen hat. Als im Jahre 1858 Hoffmann zuerst mit seinen Ringöfen vor die Oeffentlichkeit trat, wurden dieselben zwar lebhaft von der Wissenschaft als theoretisch vollkommenster Brennapparat begrüßt, aber nur allmälig fand die neue Idee eine praktische Gestaltung; als aber die überraschenden Resultate der enormen Brennstoff-Ersparniß und die Güte des erzielten Productes Würdigung gefunden hatten, nahm die Zahl der Ringöfen in erstaunlicher Weise so zu, daß heute beinahe tausend nach den Entwürfen des Erfinders errichtet worden sind. Sieben Achtel davon dienen der Ziegelindustrie, der Rest zur Erzeugung von Kalk und Cementen. In keinem Industriezweige konnte die Brennstoff-Ersparniß weitergehende national-ökonomische Vortheile bieten als gerade hier. Nimmt man schätzungsweise die jährliche Leistung eines der bestehenden Ringöfen nur mit 3 Millionen Steinen an (es gibt deren solche, die neun bis zwölf Millionen Ziegel im Jahre brennen, wie solche beispielsweise in Inzersdorf bei Wien zu sehen sind) und die Brennstoff-Ersparniß per tausend Ziegel nur mit 600 Pfund Kohle, so ergibt sich ein jährlicher Minderverbrauch von achtzehn Millionen Centner Kohlen im Werthe von neun bis zehn Millionen Gulden, welche jährlich für andere Industriezweige disponibel gemacht werden. In Oesterreich war es bekanntlich Heinrich v. Drasche, welcher, nachdem er die treffliche Wirkungsweise des Hoffmann'schen Brennapparates erkannt, für die Einführung desselben auf seinen großartigen Ziegeleien zu Wien und Pest mit allen Mitteln eintrat. In gleicher Weise gab seine Geschäftsnachfolgerin, die „Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft“ dem Ringofen-Betrieb eine weitere, bis jetzt noch nirgends sonst erreichte Vollkommenheit. Mit der in den letzten Jahren immer weiter um sich greifenden Anwendung der Ringöfen hat die Ausbildung derselben sowohl im Bau als auch im Betriebe gleichen Schritt gehalten. Die ursprünglich kreisrunde Form des Ofenringes hat vielfach, nicht gerade principiell geänderten, aber durch locale Verhältnisse bedingten Grundriß-Formen weichen müssen. Für Oefen in größeren Dimensionen hat sich, angeregt durch die in den vereinigten Wienerberger Fabriken durchgeführten Versuche, namentlich die langgestreckte Form, sowie die Anwendung zweier hinter einander wandernden Feuer im Ofenringe seit einigen Jahren eingebürgert. Die Construction von Glocken mit eingesetzten Kegeln zum Abschluß der Rauchcanäle anstatt der einfachen ursprünglichen Glockenverschlüsse, hat die exacteste Regulirung des Zuges ermöglicht und die Sicherheit des Betriebes damit wesentlich erhöht. In vielen Fällen hat sich der Betrieb des Hoffmann'schen Ofens auch unter Aufgeben des Principes der Continuität bewährt, natürlich aber unter Beibehaltung der demselben eigenthümlichen Befeuerungsweise. So vollkommen der Ringofen als Brennapparat angesehen werden muß, so sind doch an demselben noch Wärmeverluste zu beobachten, deren Vermeidung wünschenswerth erscheint. Die auf der Weltausstellung vorgeführten Ringofen-Modelle Hoffmann's veranschaulichen die Art und Weise, wie diese Verluste künftig in der Praxis zu umgehen sind. Besonders sind es zwei neue Organe des Ringofens, welche in dieser Richtung Erwähnung verdienen: der Schmauchcanal, um das Trocknen, Vorwärmen und Ausschmauchen der Steine durch die warme, trockene, den zu entleerenden Kammern entströmende Luft zu bewerkstelligen, und die Trockenkammern, um das durch Strahlung aus den Ofenwänden entweichende Wärmequantum zum Trocknen von Steinen zu benützen, und zwar in derselben continuirlichen Weise, wie es beim Brennen geschieht, und mit diesem Schritt haltend. Der Schmauchcanal gestattet unter Anwendung dreier Schieber zur Sperrung des Ofencanales neben einem Gewinn von Wärme, die Ziegel in einem nicht ganz trockenen Zustande einzubringen, ohne daß sie namentlich in ihrer Farbe leiden, da sie während des Beginnes des Schmauchprocesses von den mit Wasserdämpfen geschwängerten Feuergasen abgeschlossen sind. Der Schmauchcanal hat in befriedigendster Weise das Problem gelöst, auch zartere Objecte, wie Verblendsteine und Bauornamente, fehlerfrei zu brennen. Die Trockenkammern gestatten den Betrieb einer Ziegelei räumlich und in Bezug auf Handarbeit auf ein Minimum zu reduciren. Eine Reihe von Vorschlägen Hoffmann's, die Vortheile des Ringofen-Betriebes auch auf andere keramische Processe als das Brennen von Ziegeln zu übertragen, wie das Aufschmelzen von Glasuren, die Erzeugung gesalzener Steinzeug-Röhren, schwarz gedämpfter Ziegel, zarter Ornamente und dergl., haben endlich auch noch zu Constructionsweisen seines Ofens geführt, auf die einzugehen wir uns hier versagen müssen. Die durch die Bemühungen einer beutegierigen Concurrenz leider in Preußen und in Oesterreich durchgesetzte Aufhebung des Hoffmann'schen Privilegiums kurz vor dessen nahe bevorstehendem Ausgang hat in technischen und juridischen Kreisen viel Staub aufgewirbelt. Und mit Recht, denn nie wurde größeres Verdienst in schnöderer Weise mißachtet, nie wohlerworbene Rechte rücksichtsloser mit Füßen getreten als bei diesem in der Geschichte der Privilegien zum Glücke beispiellosen Processe. Zu den vielen Nachbildungen, welche der Hoffmann'sche Ofen erfahren hat, und die ihr Entstehen ursprünglich nur dem Bemühen verdanken, das seinerzeit noch bestandene Privilegium zu umgehen, ist auch jener Ofen von Paul Loeff, Baumeister in Berlin, zu erwähnen, dem wir auf der Ausstellung begegneten. Der Form sowie den Details in der Ofenconstruction nach sind Hoffmann's Ideen völlig beibehalten und die von Loeff angewendeten Abänderungen der Hoffmann'schen Bauweise gereichen dem ganzen Apparate kaum zum Vortheile. Hier wie dort treffen wir auf den continuirlichen Ofencanal, den beweglichen eisernen Schieber zur Trennung der Kammern, die Abzugscanäle nach einem gemeinsamen Rauchsammler, der nach einem isolirt stehenden Schornstein führt. Die Grundform des Ofenringes ist die oblonge; die Heizung geschieht durch Oeffnungen im Gewölbe der Kammern ohne besondere Feuerstelle. Was wir aber an Loeff's Ofen vermissen, das ist die äußerst solide, constructiv so sehr durchdachte Bauart Hoffmann's, welche Wärmeverluste durch Strahlung und Mittheilung vermeiden läßt und den ganzen Brennapparat vor den zerstörenden Wirkungen des fortwährenden grellen Temperaturwechsels schützt. Mit einem Worte, wir halten Loeff's Ofen für einen unvollkommenen Hoffmann'schen Ringofen, dessen Herstellungskosten vielleicht um weniges verringert wurden – ein Vortheil, der sich jedenfalls theuer genug bezahlt macht, wenn nach kurzer Betriebszeit kostspielige und durchgreifende Reparaturen nöthig werden. Zum guten Theile gilt das eben Gesagte auch von dem Ringofen von Benno Schneider in Berlin, der sich womöglich noch enger an den Hoffmann'schen Ofen anschließt. Auch hier haben wir alle wesentlichen Bestandtheile des Originales gefunden. Der Ofen ist 18kammerig, jede Kammer mit einem Kuppelgewölbe geschlossen und von der nächsten mittels durchbrochener Scheidewände getrennt, unter denen außerdem ein Canal die Communication der Feuergase vermittelt, wenn die Gitterwand durch Sandschieber abgeschlossen wird. Der Rauchsammler ist getheilt in zwei oben am Ofen liegende Canäle und steht durch ebensolche mit jeder Kammer in Verbindung. Der Schornstein steht in Mitten des Ofens. Die Feuerung geschieht seitlich mittels Rosten, welche vertieft unter der Ofensohle liegen. Jede Kammer hat eine einzige Feuerstelle. Ein Exemplar dieses Ofens steht in Baden bei Wien im Betriebe. Auch von dieser Constructionsweise ist wenig mehr zu erwarten als von allen anderen mit ähnlicher Feuerung. Keinesfalls ist diese dem Hoffmann'schen Ofen gegenüber sogar complicirtere Anordnung als ein Fortschritt in unserer Ofenbaukunst anzusehen. Die bei Wien mit dem Ofen erzielten Resultate sind, wenn auch nicht geradezu ungünstig, doch auch wieder nicht so ermuthigend, daß wir die Anlage dieses Systemes befürworten könnten. Ein ganz eigenthümlicher und von den bisher behandelten völlig verschiedener Brennapparat ist jener von A. Morand in Broocklyn (Amerika). Eine Reihe von 5 bis 6 Kammern steht durch je zwei Längscanäle unter dem Boden und zwei ebensolche ober dem Gewölbe mit einander so in Verbindung, daß durch die oberen Canäle aus jeder Kammer die feuchten Schmauchgase und Rauch nach dem Schornsteine separat abgeführt werden können, während die unteren dazu dienen, einerseits die heißen Feuergase nach demselben zu bringen, andererseits aber die heiße Luft von einer Kammer zum Zwecke der Vortrocknung neuer Waare in die andere zu leiten. Die Kammern sind durch Scheidewände mit Oeffnungen getrennt; jede derselben hat eine seitliche Einkarrthüre und eine Oeffnung zum Entleeren der fertig gebrannten Steine gegenüber der ersteren. Durch ein complicirtes Schiebersystem wird nun allerdings der Vortheil aufs vollkommenste erreicht, die Dämpfe von den trockenen Gasen völlig und sicher zu trennen, ja noch mehr, es wird die Möglichkeit hier geboten, eine in der Reihe der im Betriebe stehenden Kammern gelegene Kammer auszuschalten, für sich allein abzukühlen oder mit höherer Temperatur und für längere Zeit im Feuer zu halten. Erreicht wird dies einerseits durch die doppelte Beschickung des Ofens mit Brennmaterial durch horizontale Rostfeuerung von zwei Seiten und dann gleichzeitig durch Heizlöcher im Scheitel der Gewölbe, andererseits durch einen eigenthümlichen Apparat, welcher gestattet, kalte Luft von außen durch Rohre, welche mit einem Ventilator in Verbindung stehen, in jede Kammer einzublasen, um entweder die Verbrennung darin zu befördern oder die Abkühlung der schon fertig gebrannten Waare zu beschleunigen. Obwohl ohne in sich wiederkehrenden ringförmigen Ofencanal ist dieses einreihige System dennoch ein ganz continuirliches. In Amerika und England sind Morand's Oefen bereits in einigen Exemplaren ausgeführt und in Betrieb gesetzt worden. Ueber die erzielten Resultate verlautet nichts Ungünstiges; die Brennkosten werden sogar als ganz besonders niedrige angegeben. In der bekannten kolossalen Ziegelei von J. W. Beanland bei Bradford ist dieser Ofen seit 1871 im dauernden und zufriedenstellenden Betriebe. Uns würde vorläufig seine complicirte Bauweise und kostspielige Anlage von seiner Anwendung noch abhalten. Seine Aehnlichkeit mit Mendheim's Gasofen ist unläugbar. Wir würden der deutschen Erfindung aber den Vorzug einräumen, denn wenn schon die Feuergase lange Wege zu machen haben und Luft von außen eingeblasen werden muß, so ist doch die Centralisation der Gaserzeugung einer vielfach getrennten Feuerung vorzuziehen. Anschließend an diese continuirlichen Oefen wäre das System des Freiherrn v. Steinäcker in Lichtenau (Preußisch-Schlesien) zu nennen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gleichfalls eine Trennung der Schmauchgase von den trockenen Feuergasen an nicht continuirlichen Oefen für einen kleinen Betrieb zu erzielen. Steinäcker ordnet zwei Brennöfen so aneinander an, daß die abziehende Wärme des einen zum Vorwärmen im anderen benützt werden kann. Dies geschieht in der Weise, daß nach dem Abbrennen des Ofens I dessen Aschenfälle, Heizthüren und die im Gewölbe befindlichen Schürlöcher ebenso geschlossen werden wie die Verbindung des Ofens mit dem Schornstein, der für beide Oefen zusammen wirkt. Dafür stellt man nun die Communication des Innern von I mit dem vorher eingeschobenen Ofen II her und öffnet dessen Verbindung mit dem Schornstein, der solcherweise ganz langsam die kalte Luft durch I nach II zieht, die sich auf diesem Wege erwärmt, dabei die fertige Waare kühlt und die neu eingesetzte in II vorwärmt. Natürlich wiederholt sich das Spiel nach der anderen Seite, sobald II ausgebrannt und I wieder neu beschickt ist. Es ist zudem möglich noch während des Auskarrens eines fertigen Ofens die darin enthaltene immerhin trockene und laue Luft unter den Rost des im Brande befindlichen Ofens streichen zu lassen. Alles dies ist nun freilich recht schön, aber auch nur durch ein Heer von Schiebern und Canälen erreicht, was von vorneherein jeden Glauben an eine billige Herstellungsweise dieser Brennöfen ausschließt und hier umsomehr zu beachten ist, als die erzielte Ausnützung der verloren gegangenen Wärme nur eine theilweise ist, da ja während des eigentlichen Brandes des einen Ofens doch die heißen Gase nach dem Schornsteine unbenützt streichen. Wir haben aus der Betrachtung der vorstehend genannten Ofensysteme ersehen, wie zumeist dahin getrachtet wird, Schmauchfeuer und trockene Heizgase zu trennen, respective dahin zu wirken, daß die in einer Abtheilung des Ofens verflüchtigten Wassertheile sich nicht in den kälteren Ofenpartien an der ungebrannten Waare neuerdings niederschlagen und derselben damit ein fleckiges Aussehen verleihen, was namentlich beim Brennen von Terracotten und Verblendsteinen sehr mißlich ist. Daß die Vermeidung dieses Uebelstandes auf Kosten des Brennstoff-Verbrauches geht, ist klar. Die Zeichnung eines Terracotta-Ofens nach einer Construction von Ed. Lehner in Wien bot nichts Neues. Der Ofen unterscheidet sich in nichts von den in den oberschlesischen Fabriken benützten mit radialer Feuerung und Abzug der Feuergase durch den Boden nach einem Schornstein. Als Anhang an die Brennöfen sei endlich nur noch eines neuerlichen Versuches gedacht, den der Amerikaner C. A. Winn in Philadelphia, dessen Ziegelmaschine wir früher bereits erwähnten, in der Absicht machte, die auf seiner Maschine erzeugten Ziegel rasch auf künstlichem Wege zu trocknen. Die Einrichtung unterscheidet sich in nichts von jener, die wir mehrfach in den englischen und schottischen Chamottefabriken angewendet fanden. Ein gepflasterter Boden wird durch hin- und wiederkehrende gemauerte Heizcanäle erwärmt, die mit einigen Schüren in Verbindung stehen. In der schon genannten Ziegelei der Gebrüder Lönholdt bei Frankfurt a. M. ist auch dieser Apparat in Function und trocknet täglich soviel als eine Maschine Winn's erzeugt. Der Aufwand an Brennmaterial soll circa 30 Kreuzer per mille Ziegel betragen. Für gewisse Zwecke, namentlich für die Erzeugung von Chamottesteinen größerer Dimensionen, welche sowie die gewöhnlichen Mauerziegel ohne weiteres auf dem erwärmten Boden geschlagen oder geformt werden, ist eine solche Trockenvorrichtung von Vortheil. Ein ähnlicher Trockenboden dient übrigens auch zum Trocknen feuerfester und anderer Thone vor deren Vermahlung auf Mühlen behufs Verwendung im Prosser'schen Trockenformprocesse.