Titel: Bewegliche Wellenkuppelung; von Fl. Tentschert.
Fundstelle: Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LIV., S. 216
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LIV. Bewegliche Wellenkuppelung; von Fl. Tentschert. Aus der Zeitschrift des österr. Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1874 S. 221. Mit Abbildungen. Tentschert's bewegliche Wellenkuppelung. Der Zweck vorliegender Kuppelung besteht darin, zwei Wellen, welche unter einem Winkel zwischen 180° und 135° gelagert sind, so zu verbinden, daß die Winkelgeschwindigkeit bei jedem Drehungswinkel der Wellen eine gleichmäßig constante wird, wie dies bei conischen Rädern der Fall ist. Um dieses zu erreichen, muß das Verbindungsmittel, welches die Drehung der einen Welle auf die andere überträgt, so angeordnet sein, daß die von jedem Punkte desselben auf die Achsen der beiden Wellen gefällten Hebelarme für jeden Drehungswinkel gleich lang werden. Fig. 1. und Fig. 2., Bd. 214, S. 216 In vorstehendem Holzschnitt Fig. I ist nun diese Anordnung in geometrischen Achsen dargestellt. W und W' sind die Wellenstränge, an deren Enden sich die Muffen A und B befinden. Jede dieser Muffen ist mit vier gleichweiten, in der Richtung der Achsen laufenden Schlitzen versehen. In der Figur erscheinen die Muffen gabelförmig; die kleinere Muffe A bewegt sich in der größeren B, ohne dieselbe irgendwo zu berühren. Als Verbindungsmittel der Muffen dient ein rechtwinkeliges Kreuz K, dessen vier Arme gleich rund und gleich lang sind. Dasselbe erscheint in Fig. I als Gerade, da im dargestellten Falle die Ebene, welche man durch die Arme des Kreuzes legen kann, senkrecht auf der Zeichenfläche steht. Die Wellen W und W' bilden einen Winkel von 140° und sind parallel zur Zeichenfläche angenommen. Nun ist die Hauptbedingung, daß die Ebene, welche man durch die geometrischen Achsen der vier Arme des Kreuzes K legen kann, 1) durch den Schnittpunkt der beiden Wellen W und W' geht; 2) den Winkel, welchen beide Wellen bilden, halbirt. Ferner muß der Schnittpunkt der geometrischen Achsen W und W' mit dem Mittelpunkt des Kreuzes zusammenfallen. Denkt man sich nun in P und P', welche Punkte einem Arm des Kreuzes angehören, die Muffen A und B angreifen, so bleibt das Verhältniß der Hebelarme Pp/P'p' bei jedem Drehungswinkel ein constantes, wodurch die angestrebte gleichmäßige Umfangsgeschwindigkeit erreicht wird. Damit das Kreuz die von den Verhältnissen nun ganz bestimmte Lage nicht verändere, werden die vier Enden desselben in einer Führung aufgenommen, welche in der Halbirungslinie des von den Wellen eingeschlossenen Winkels befestigt wird. Fig. 3., Bd. 214, S. 217 In Figur II ist diese Construction bei demselben Winkel von 140° axonometrisch dargestellt. Zur besseren Einsicht ist in der Zeichnung ein Viertheil der Kuppelung ausgelassen, wie das wohl die punktirten Linien andeuten. An jedem Arm des Kreuzes K befinden sich zwei würfelförmige Gleitbacken P und P', welche sich um die Arme drehen können. Die vier mittleren Gleitbacken P' gleiten in den vier Schlitzen der kleineren Muffe A, die vier äußeren P in denen der größeren Muffe B. Sind zwei gegenüberliegende Flächen der Backen abgenützt, so werden dieselben um 90° gedreht. Der ringförmige Ständer S dient als Führung des Kreuzes. Der Querschnitt der Arme des Kreuzes muß entsprechend groß construirt werden, da dieselben, wie leicht zu entnehmen, bedeutend auf Abscherungsfestigkeit beansprucht werden. In Figur III stellt sich diese Kuppelung in der einfachsten Form dar. Das Kreuz wird durch einen geraden Bolzen B ersetzt, welcher durch den förmigen Schlitz der Muffe M geht, und in den Gabelenden, welche mit der anderen Welle verbunden ist, gelagert. Der Winkel der Wellen ist ebenfalls 140° gewählt. Bei der Drehung oscillirt der Bolzen B in dem Schlitze der Muffe M, wodurch die Drehung auf die andere Welle übertragen wird.