Titel: Ueber das Weichmachen von Wasser nach Bérenger und Stingl's Methode; von W. Kalmann, Assistent an der technischen Hochschule in Wien.
Autor: W. Kalmann
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 342
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Ueber das Weichmachen von Wasser nach Bérenger und Stingl's Methode; von W. Kalmann, Assistent an der technischen Hochschule in Wien. Kalmann, über das Weichmachen von Wasser. In der Kammgarnfabrik zu Vöslau bei Wien wird bereits seit 2 Jahren obwohlowohl das Kesselspeise-, als auch das Wäschereiwasser nach der Methode von Bérenger und Stingl mit einer wässrigen Lösung von Kalkhydrat und Aetznatron präparirt (vgl. 1875 215 115). Ich hatte Gelegenheit, längere Zeit an Ort und Stelle die Wirksamkeit dieser Methode zu beobachten, und erhielt durch die Güte der Direction der genannten Fabrik Proben des Wassers, bevor es in den Apparat eintritt, und des präparirten Wassers zur Analyse, welche folgende Resultate gab. 10000 Th. Wasser enthalten: Vor derReinigung. Nach derReinigung. Kalk 1,2655 Th. 0,0388 Th. Magnesia 0,8324 0,1340 Natriumoxyd 0,0305 1,2441 Eisenoxyd und Thonerde 0,0060 0,0048 Kohlensäure 1,3608 0,0298 Schwefelsäure 0,8834 0,9116 Chlor 0,1458 0,1829 Kieselsäure 0,1130 0,0606 Glühverlust 0,0355 0,0333 ––––––––– ––––––––– Rückstand 4,6729 Th. 2,6399 Th. Daraus berechnen sich folgende nähere Bestandtheile für 10000 Th. des Wassers: Vor derReinigung. Nach derReinigung. Kohlensaurer Kalk 1,9294 Th. 0,0693 Th. Kohlensaure Magnesia 0,9772 Schwefelsaure Magnesia 0,9238 Schwefelsaurer Kalk 0,4492 0,0010 Chlormagnesium 0,1483 Chlornatrium 0,0577 0,3015 Eisenoxyd und Thonerde 0,0060 0,0048 Kieselsäure 0,1130 0,0606 Magnesia 0,1944 Schwefelsaures Natron 1,6181 Organische Substanz 0,0355 0,0333 Aus diesen Analysen geht hervor, daß das Wasser durch die Präparation von seinen Härte machenden Substanzen bis auf eine geringe Menge, welche der Löslichkeit der betreffenden Salze entspricht, befreit wurde. Das Wasser schied, zur Speisung des Dampfkessels verwendet, nach 2 bis 3 Monaten eine geringe Menge Schlamm aus, welcher durch Ausblasen entfernt werden konnte, während vor Einführung der Weichmachungsmethode sich schon nach 14 Tagen soviel eines sehr harten Kesselsteins abgesetzt hatte, daß der Kessel mittels des Meißels gereinigt werden mußte. Es interessirte mich nun auch, einen Vergleich anzustellen, zwischen diesem Kesselstein und dem nach der Einführung der Präparation abgesetzten Schlamm. Zu dem Behufe wurden Durchschnittsproben genommen und dieselben der Analyse unterzogen, deren Resultate ich in Folgendem mittheile. I Kesselstein.   II Schlamm. 100 Th. der bei 110° getrockneten Substanz enthielten: I II Kalk 23,935 Proc. 23,05 Proc. Magnesia 25,850 43,00 Eisenoxyd und Thonerde 1,765 5,20 Schwefelsäure 30,327 2,95 Kohlensäure 7,327 17,50 Kieselsäure 1,101 5,09 Natron 1,75 Glühverlust 9,524 1,60 –––––––––––– ––––––––––– 99,829 Proc. 100,14 Proc. Hieraus berechnen sich als nähere Bestandtheile: I II Schwefelsaurer Kalk 51,556 Proc. 1,19 Proc. Kohlensaurer Kalk 4,832 40,06 Kohlensaure Magnesia 9,929 Magnesia 21,122 43,00 Eisenoxyd und Thonerde 1,765 5,20 Kieselsäure 1,101 5,09 Schwefelsaures Natron 4,00 Glühverlust 9,524 1,60 Diese Analysen zeigen, daß der Absatz hauptsächlich aus kohlensaurem Kalk und Aetzmagnesia besteht, welche Bestandtheile zum Theil auch in Lösung blieben. Durch die Verwendung einer Lösung von Kalkhydrat und Aetznatron zur Weichmachung des Wassers werden nicht nur der kohlensaure und der schwefelsaure Kalk, sondern auch die Magnesia-Verbindungen zum größten Theil gefällt, ohne den geringsten Kalküberschuß in das Wasser zu bringen, welcher nach Untersuchungen von J. Stingl und F. Fischer (1872 206 304) Veranlassung zur Bildung sehr harter Kesselsteine sein kann. Ebensowenig gelangt in das weichgemachte Wasser eine Salzlösung, welche das Kesselblech angreifen könnte, was vortheilhaft ist, da, wie die Arbeiten von Prof. August Wagner (1875 218 70) zeigten, verschiedene Salzlösungen und namentlich Chloride das Kesselblech angreifen. In Vöslau wird das nach der erwähnten Methode gereinigte Wasser auch zur Speisung zweier Kessel aus Gußstahlblech verwendet, ohne daß dieselben dadurch im mindesten angegriffen würden. Dieselbe Methode ist gegenwärtig auch bei der k. k. österr. Südbahn, sowie bei der k. k. Staatsbahn und bei vielen andern Etablissements eingeführt und bewährt sich vollkommen. Am Südbahnhofe in Wien wurde früher nur Kalkwasser angewendet (1871 202 364. 1872 206 304). Damit war jedoch der Uebelstand verbunden, daß der Gyps nur spurenweise und die Magnesiumsalze erst bei bedeutendem Ueberschuß an Kalkhydrat nach längerer Zeit gefällt wurden. Durch genauere Studien des Verhaltens der im Wasser gelösten Salze kamen die Patentinhaber dazu, Kalkhydrat und Aetznatron gleichzeitig und in bestimmtem Verhältnisse anzuwenden, wodurch diese Methode eine allgemein verwendbare Form erhielt. Wien, Laboratorium von Prof. Bauer, December 1875.