Titel: Verbessertes Heberbarometer von H. Wild.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 502
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Verbessertes Heberbarometer von H. Wild. Mit Abbildungen auf Taf. X [d/1]. Wild's Heberbarometer. Das Instrument ist sammt einigen Zuthaten in Fig. 18 bis 24 mit Weglassung seines Mittlern Theils in 1/4 natürlicher Größe in der Vorderansicht und im Durchschnitt dargestellt. Die beiden Glasröhren a und b sind mittels Ringen von Leder (auch schwefelfreiem Kautschuk), die durch ringförmige Eisenmuttern ein- und angepreßt werden, in Durchbohrungen des Eisengefäßes c; quecksilberdicht eingesetzt, und zwar endigt die kurze Röhre b unmittelbar an der innern Wandung des Gefäßes, während die längere a im Innern sehr nahe bis zu einer eisernen Scheidewand d im Gefäße heruntergeht, welche Scheidewand nur vertical unter dem Rohre b eine kleine Oeffnung besitzt. Sie scheidet gewissermaßen den obern festen Theil des Gefäßes von dem untern, der einen Ledersack ähnlich demjenigen des Fortin'schen Gefäßbarometers repräsentirt. Das Leder ist an einem Eisenringe e befestigt, welcher durch einen zweiten Ring und eine Schraubenmutter f quecksilberdicht an die Scheidewand d angepreßt wird. Außen auf das Gefäß c schraubt sich dann ebenfalls ganz ähnlich wie beim Fortin'schen Barometer der Eisendeckel g mit der Schraube h zum Heben des Ledersackes auf. Die kurze Röhre d ist an ihrem obern Ende ebenfalls mittels umgepreßter Leder- oder Kautschukringe quecksilberdicht durch eine Eisenfassung mit Stahlhahn i verschlossen. Die Durchbohrung des Hahnes geht zuerst vertical aufwärts und dann in seiner Achse nach hinten; vorn besitzt er ein Viereck, auf welches sich ein kleiner Schlüssel zum Drehen des Hahnes aufschieben läßt, und ein Stift mit Anschlägen rechts und links regulirt wie bei einem Gashahn die Bewegungsgrenzen des Hahnes. Auf die Fassungen der beiden Röhren am Eisengefäße c schrauben sich nun außen die Messingröhren k und l auf, die dann oben durch einen Bügel m mit der Aufhängevorrichtung n verbunden sind. Beide Röhren sind am untern Ende auf eine Länge von 100mm verstärkt und außen parallel zu ihrer Längsachse genau cylindrisch abgedreht. Die Röhre k, welche die längere, oben geschlossene und durch ein Korkstück o gehaltene Glasröhre umschließt, trägt eine Millimeter-Theilung, die auf der obern Hälfte bis zum Rande eines Längsschlitzes herangeht, so daß der in diesem Schlitze verschiebbare Nonius zur Ablesung der 0mm,1 unmittelbar die Theilung berührt. Dieser Nonius sitzt an einem die Glasröhre umschließenden Ring, mit dessen unterm Rande seine Nulllinie zusammenfällt, und wird mittels einer die Glasröhre nach unten zu umschließenden innern Messingröhre mit seitlicher Zahnstange durch Drehen des Getriebes p verschoben. Um den untern Rand des Ringes oder Nonius auf die Quecksilberkuppe einstellen zu können, ist zur Beleuchtung von hinten auch die Rückseite der Röhre mit einem entsprechenden Längsschlitz versehen. Die zweite Röhre 1 ist an ihrem untern Ende ebenfalls mit solchen diametral gegenüberstehenden Längsschlitzen versehen, besitzt aber keine Theilung; es wird vielmehr der Nullpunkt der Theilung auf der Röhre k oder irgend ein anderer Theilstrich dadurch auf die zweite Röhre für die Einstellung der zweiten Quecksilberoberfläche in dieser übertragen, daß ein ∞-förmiger Doppelring q, welcher beide Röhren umfaßt, und dessen unterer Rand senkrecht zu seiner Achse abgedreht ist, mit dem letztern auf den bezüglichen Theilstrich der Röhre k eingestellt und dann geklemmt wird. Zur bessern Einstellung auf den Theilstrich besitzt der Ring in der Gegend der Theilung einen kleinen Ausschnitt (Fig. 18). Die zweite Röhre hat ferner oberhalb der Schlitze zwei kreisförmige Oeffnungen, von welchen die vordere zum Aufstecken des Schlüssels auf den Hahn, die hintere zum Austritt des Quecksilbers aus der Durchbohrung desselben dient. In den obern Theil der Röhre l ist endlich das in einer besondern Messingröhre oben und unten durch Korke befestigte Thermometer eingeschoben, dessen Gefäß r denselben Durchmesser wie das Barometerrohr hat, und welches auf der Röhre einfach in ganze Grade getheilt ist. Diametral gegenüberstehende Schlitze in den Messingröhren gestatten, das von hinten beleuchtete Thermometer leicht und sicher abzulesen. Zur Aufhängung sind dem Instrument ein oberer Halter t (Fig. 20), in dessen aufgeschnittenen Ring mit conischer Vertiefung sich der Knopf s der Aufhängevorrichtung n (Fig. 19) des Instrumentes einlegt, und ein unterer Ring u (Fig. 24) mit Stellschrauben beigegeben, welche gegen das Gefäß c seitlich angeschraubt werden und so die genaue Verticalstellung des Instrumentes gestatten. Hierbei kann der mittels einer Oese an einem Faden aufzuhängende Schlüssel v (Fig. 21) zum Stahlhahn als Senkel benützt werden. Von den Schlüsseln w und x (Fig. 22 und 23) endlich dient der erstere zum Anziehen der Klemmmuttern für die Röhrenfassungen und der letztere zum Anziehen der Mutter, welche den Ledersack anpreßt. Der Ring an der Aufhängevorrichtung n bezweckt, das Instrument- auch unter Umständen an einem gewöhnlichen Nagel aufhängen zu können. Die Füllung und Zusammensetzung des Barometers ist eine sehr einfache. Nach Reinigung aller Theile des zerlegten Instrumentes wird zunächst auf das eine Ende der kurzen Glasröhre der Stahlhahn aufgepreßt, derselbe geschlossen und das andere Ende der Röhre in der betreffenden Oeffnung des Eisengefäßes befestigt. Darauf wird die mit Quecksilber gefüllte Barometerröhre mit der Oeffnung nach oben ebenfalls in das mit seiner Oeffnung nach oben gekehrte Eisengefäß dicht eingesetzt und jetzt das ganze Gefäß (sammt der kurzen Röhre) bis nahe zum Rande mit Quecksilber gefüllt. Man legt dann die Scheidewand d und den nach innen gestülpten Ledersack ein (erstere so, daß ihre Oeffnung über die kurze Röhre zu stehen kommt), preßt letztern mittels der Mutter f stark an und schraubt den Deckel g auf, wobei man zugleich die Schraube h so weit als möglich hebt. Kehrt man jetzt das Instrument um und bringt es in eine wenig von der verticalen abweichenden Lage, wobei man die Seite der kurzen Röhre stets nach oben wendet, so tritt die allenfalls im Sack noch zurückgebliebene Luft durch die Oeffnung in der Scheidewand nach oben und entweicht in die kurze Röhre. Durch Oeffnen des Hahnes und Nachschrauben der Schraube h wird sie leicht vollständig entfernt, was daran zu erkennen ist, daß ein Quecksilbertropfen an der Oeffnung des Hahnes erscheintUm für den Fall, daß selbst bei der höchsten Stellung der Schraube h nicht genug Quecksilber vorhanden ist, die kurze Röhre ganz zu füllen und so alle Luft zu verdrängen, nicht den Sack wieder abschrauben zu müssen, ist an der hintern Wand des Eisengefäßes c (in der Zeichnung aber nicht sichtbar) eine mit einer Schraube verschließbare Oeffnung angebracht, durch welche man in horizontaler Lage des Instrumentes leicht noch die nöthige Menge Quecksilber nachfüllen kann.. Nunmehr werden bei wiedergeschlossenem Hahn die beiden Messingröhren aufgeschraubt, der Doppelring q aufgeschoben, das Thermometer eingesetzt und beide Röhren durch den Bügel m am obern Ende verbunden. So gefüllt kann das Instrument ohne jede Gefahr transportirt werden, wenn es nur dabei vor plötzlichen, sehr heftigen Stößen bewahrt wird. Beim Gebrauch dreht man nach verticaler Aufhängung des Instrumentes zuerst die Schraube h etwas rückwärts, öffnet dann den Hahn und setzt darauf die Rückwärtsbewegung der erstern fort, bis das Quecksilberniveau im kürzern Schenkel am untern Ende des Schlitzes in der Messingröhre angelangt ist. Zur Messung des Barometerstandes in gewöhnlicher Weise wird der Doppelung q mit seinem untern Rand auf den Theilstrich 0 gestellt, durch Drehen der Schraube h das Quecksilber in beiden Schenkeln langsam gehoben, bis die Kuppe im kürzern Schenkel den untern Ringrand zu berühren scheint, und darauf mittels des Getriebes p der Ring des Noniusschiebers im langen Rohr gesenkt, bis sein unterer Rand dort in gleicher Weise die Quecksilberkuppe zu berühren scheint. Die Ablesung des Nonius gibt unmittelbar den Barometerstand, der dann mittels des vorher beobachteten und corrigirten Thermometerstandes in üblicher Weise auf 0° reducirt wird. Wenn das Instrument sorgfältig ausgeführt ist, d.h. die Ränder der Visirringe genau senkrecht zu ihren Achsen abgedreht sind und die letztern parallel zur Längsachse der Messingröhren stehen, so ist an dem so gemessenen Barometerstand nur noch die Correction wegen fehlerhafter Theilung und wegen allfällig in der Toricelli'schen Leere noch vorhandenen Luft anzubringen. Die letztere ist bei guter Füllung des Instrumentes gleich Null, kann aber, wenn im Laufe der Zeit Zweifel darüber entstehen sollten, jeweilen nach der Arago'schen Methode mit dem Instrumente selbst verificirt und bestimmt werden. Zu dem Ende läßt man blos auf die Beobachtung des Barometerstandes in der oben beschriebenen gewöhnlichen Weise eine zweite folgen, wobei man z.B. den untern Ring statt auf 0 auf 40mm einstellt. Fällt dann die Ablesung oben genau um 40mm größer aus, so ist der Raum oberhalb des Quecksilbers als hinreichend luftleer zu betrachten; wird sie hingegen merklich kleiner, so ist die wegen Luft in der Toricelli'schen Leere am Barometerstand anzubringende Correction gegeben durch z = a/(bl') wo a die Differenz der beiden erhaltenen Stände und d das Verhältniß des Inhaltes des Raumes oberhalb des Quecksilbers im geschlossenen Schenkel bei der ersten Beobachtung zu dem des verkleinerten Raumes bei der zweiten darstellen. Das Barometer hat sich auf mehreren größern Reifen in jeder Weise gut bewährt. (Carl's Repertorium für Physik, 1875 S. 389).

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