Titel: Ueber das Verhalten von Wasserleitungsröhren; von Ferd. Fischer.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 522
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Ueber das Verhalten von Wasserleitungsröhren; von Ferd. Fischer. Mit Abbildungen auf Taf. X [b.d/3]. (Schluß von S. 461 dieses Bandes.) Fischer, über das Verhalten von Wasserleitungsröhren. Zinnbleirohre. Um die Corrosion der Bleiröhren durch Wasser zu verhüten, hat man dieselben schon seit vielen Jahren mit Zinn ausgekleidet.Ueber die Fabrikation verzinnter Bleirohre siehe Elis und Burr * 1837 66 34. Newton *1846 102 179. Sebile * 1859 152 428. Bennett * 1862 165 422. Grand 1870 196 582. Hamon * 1872 203 432. BöttgerWagner's Jahresbericht, 1867 S. 534. und v. Pettenkofer (1865 175 285) glauben, daß Blei durch das elektropositivere Zinn vor den Angriffen des Wassers geschützt werde. Yorke (1834 54 32) fand, daß das Blei mit Eisen in Berührung positiv, wenn an der Oberfläche oxydirt, dagegen negativ elektrisch werde; Elsner Elsner, Mittheilungen, 1856 S. 24., daß Blei in Berührung mit Zinn positiv sei, daß dem entsprechend verzinnte Bleirohre oft sehr stark angegriffen werden. Auch Pleischl (1862 164 200) betont, daß entgegen der gewöhnlichen Annahme Blei in elektrochemischer Beziehung sich gegen Zinn elektropositiv verhält, also Zinn aus seinen Lösungen ausfällt (vgl. 1863 167 348. 1847 105 157). Walkly (1838 70 396) berichtet bereits, daß Bleirohre sehr stark angegriffen würden, wenn sie mit Zinn gelöthet seien; er will in solchen Röhren sogar sehr starke Entwicklungen von Wasserstoff beobachtet haben. Auch Smith (1861 162 222) und Kersting (1863 169 183) haben beobachtet, daß zinnhaltiges und verzinntes Blei von Wasser stärker angegriffen wird als reines Blei, und Calvert(1861 162 221), daß auch sorgfältig verzinnte Bleirohre vom Wasser angegriffen werden (vgl. 1864 172 155). Stumpf Journal für Gasbeleuchtung, 1872 S. 443. hat sogar gesehen, daß ein verzinntes Bleirohr schon nach 4 Wochen durchfressen war. Das 4mm dicke Bleirohr einer hiesigen Brunnenwasserleitung zeigte sich nach nicht ganz zweijährigem Gebrauch theilweise gut erhalten, jedoch ohne Kruste, theilweise aber 2 bis 3mm tief zerfressen, ja von einigen der meist in der Richtung, in welcher das Bleirohr gezogen ist, reihenförmig angeordneten Vertiefungen völlig durchlöchert. Das in den Brunnen eingetauchte Rohrende ist auch auf der äußern Seite mit, in parallelen Reihen geordneten, zahllosen Löchern, welche jedoch nicht so tief als die der innern Seite sind, bedeckt. 1l des im October 1874 untersuchten Wassers enthielt: Milligrm.-Aeq. mg Chlor 1,71 entsprechend 61 Chlor Schwefelsäure 3,13 125 SO Salpetersäure 0,71 38 NO Salpetrige Säure Spur Spur Ammoniak 0 0 Organische Stoffe 0,59 94 Organ. Stoffe Durch Kochen fällbar  Calcium 5,14 257 CaO, Co   Magnesium 0,11 5 MgO, CO Gesammt-Calcium 9,48 265 CaO       „      -Magnesium 2,24 45 MgO       „      -Härte 32,8° Die mikroskopische Untersuchung des Wassers ergab zahllose Batterien in Torula- und Zooglöaform, schön gefärbte organische Massen und Pilzfäden (1875 215 518). Nur das während der Nacht im Rohr gestandene Wasser enthielt geringe Spuren von Blei; irgend welche schädliche Wirkung auf die Gesundheit der Consumenten hat sich jedoch nie gezeigt. Die parallele Anordnung der zerfressenen Stellen läßt vermuthen, daß die Verzinnung mangelhaft gewesen ist, und daß dadurch die zerstörende Wirkung der organischen Stoffe und FäulnißorganismenMan will beobachtet haben, daß Blei sogar von Insecten durchlöchert wird (1862 166 157. 314). noch unterstützt wurde. Seit einigen Jahren werden sogen. Zinnrohre mit Bleimantel hergestellt, bei welchen die innere Wandung aus einem schwachen etwa 0mm,5 starken Zinncylinder besteht, welcher äußerlich mit einem stärkern Bleimantel versehen ist (1872 203 *432. 204 256). Nach einer Mittheilung von Salbach Journal für Gasbeleuchtung, 1874 S. 141. sind derartige Röhren bei dem Wasserwerk der Stadt Staßfurt für die Anschlußleitungen im J. 1870 zum erstenmal in größerer Menge zur Verwendung gekommen und haben sich gut bewährt. Ferner sind dieselben zur Herstellung der Privatleitungen in Wien, Dresden und Bernburg verwendet. Bei der Behandlung dieser Röhren ist darauf zu achten, daß die Erweiterung derselben, um ein zweites Rohrstück oder einen Hahn u. dgl. einzulöthen, nicht zu schnell und mit einem möglichst schlanken Dorn geschieht. Die zu löthenden Theile werden an denjenigen Stellen, an welchen das Loth haften soll, mit dem Schaber gereinigt, sodann mit Säure bestrichen, und das Loth ohne Anwendung von Kolophoniumpulver u.s.w. eingebracht. Das Loth muß aus 4 Th. Blei und 5 Th. Zinn zusammengesetzt sein; es empfiehlt sich, solche Röhren nicht mit der Lampe, sondern mit dem Kolben zu löthen, weil die Löthung schnell geschehen soll, da bei längerm Erwärmen des Rohres, besonders bei der Lampenlöthung, der innere Zinncylinder des Rohres zu fließen beginnt und sich in tropfenartigen Erhöhungen an dem kältern Theil des Rohres ansetzt. Durch langsames Auftreiben des Rohrendes kann man dasselbe bis zum doppelten Rohrdurchmesser erweitern, auch den aufgetriebenen Theil des Rohres in Form einer Flansche umlegen, ohne daß ein Zerreißen des Zinns oder des Bleies erfolgt. SchmetzerDeutsche Bauzeitung, 1874 S. 180. hat, um einen richtigen Vergleich der Preise von Bleirohr und Zinnbleirohr zu erhalten, eine Tabelle aufgestellt, welcher folgende Annahmen zu Grunde liegen: Die absolute Festigkeit des Zinns  pro 1qc 333k   „        „             „            „  Bleies   „    „ 128k Das specifische Gewicht des Zinns 7,29   „          „                 „        „   Bleies 11,35 1k Mantelrohr ist doppelt so theuer als Bleirohr. Lichter Durchmesser des Rohres 13 20 25 30mm Gewicht des üblichen Mantelrohres pro Meter 1,25 2,25 2,75 3k,25      „        „   Bleirohres von gleicher Festigkeit 1,91 3,22 3,78 4k,57 Mantelrohr ist theurer als Bleirohr 30 40 45 42 Proc. Der Preis der Zinnrohre mit Bleimantel wird noch dadurch gesteigert, daß alte Rohre und die beim Legen erhaltenen Abfälle einen verhältnißmäßig geringen Werth haben. Die zu den Anschlußleitungen des Dresdener Wasserwerkes verwendeten Rohre von 30mm lichter Weite und einem Gewicht von 3k,25 für den laufenden Meter bei 0mm,5 Stärke des Zinncylinders hielten einen Druck von 40at aus. Nach neuern MittheilungenJournal für Gasbeleuchtung, 1875 S. 804 und 866. wurden diese Privatleitungen seitens der Behörden zwar mit bestem Erfolg auf 8at geprüft, im Betriebe entsprachen sie aber dem in der Wasserleitung vorhandenen Druck von 5at so wenig, daß das fortwährende Springen der Röhren bereits die größten Uebelstände herbeigeführt hat. – Obgleich sorgfältig gelegte Mantelrohre vom sanitären Standpunkte gewiß empfehlenswerth sind, so stehen trotzdem der Anwendung derselben noch bedeutende praktische Schwierigkeiten im Wege. Eisenrohre. Zu den Hauptleitungen werden bekanntlich weitaus am meisten gußeiserne RöhrenUeber Gießen von Eisenröhren vgl. in diesem Journal: Voit * 1820 1 266. Church * 1826 21 196. 1828 28 481. Stewart * 1847 104 245. * 1851 119 99. Newton * 1850 118 352. Sheriff * 1855 137 19. Elder * 1856 140 272. Waltjen 1857 145 234. Lauder * 1865 176 285. Cochrane 1867 185 82. Petzeld 1868 189 310. – S. a. Jacobi, Technische Blätter, * 1872 S. 37. Ledebur, Journal für Gasbeleuchtung etc., * 1874 S. 461. angewendet. Die große absolute und relative Festigkeit derselben, die Leichtigkeit der Verbindung und der Herstellung der Anschlüsse werden bis jetzt, bei gleichem Preise, von keinem andern Röhrenmaterial erreicht (vgl. 1824 13 83). Während nun aber die Rohre einiger Leitungen wenig oder gar nicht von dem Wasser angegriffen werden, zeigen sich bei andern Anlagen große Uebelstände, welche schon nach wenigen Jahren die fernere Benützung derselben in Frage stellen. So waren z.B. Eisenrohre, welche 50 Jahre in einer alten Wasserleitung für Cassel gelegen hatten, innen noch spiegelblank, außen nur an wenigen Stellen zerfressen (1820 1 279), und in Frankfurt hat man beim Aufnehmen einer über 200 Jahre alten Leitung die Hälfte der Röhren noch brauchbar gefunden. Dagegen zeigten sich in der 3200m langen Wasserleitung für Grenoble birnförmige Concretionen, welche schon nach 7 Jahren die gelieferte Wassermenge von 1431 auf 680l in der Minute verminderten (1834 53 207). Diese schichtenförmig abgesonderten Gebilde waren zerreiblich und leicht abzutrennen, magnetisch, schwarz, wurden aber an der Luft bald gelb. Nach der Analyse von Gueymard und Berthier (1837 63 378) bestanden dieselben aus: Gueymard. Berthier. Eisenoxyd 55,8   58,2 Eisenoxydul   8,6   21,0 Kieselerde   1,3     1,3 Kohlensäure     5,0 Wasser   14,5 Glühverlust 34,0 ––––––––– ––––––– 99,7 100,0. Da durch die Analyse nicht nachgewiesen werden konnte, ob Wasser unter Entwicklung von Wasserstoff zersetzt, oder ob das Eisen durch den Sauerstoffgehalt des Wassers oxydirt wurde, so nahm man an, die Oxydation beruhe auf galvanischer Wirung, veranlaßt durch die bleiernen Dichtungsringe, mußte aber zugeben, daß solche Knollen sich auch in Röhren ohne diese Dichtungen bilden, also hier ohne galvanische Wirkungen entstehen. Aehnliche Knollenbildungen zeigten sich in Prag (1845 95 234) und Paris (1855 137 154). Es war beobachtet, daß Maschinentheile durch angegossenes Zink gegen die Einwirkung saurer Grubenwässer geschützt wurden (1843 89 76. 1860 155 315). Bequerel glaubt, daß man gußeiserne Röhren durch Zinkplatten vor dem Verrosten bewahren könne (1864 174 41. 1865 175 145). Frischen beobachtete, daß Eisen durch angelöthete Zinkstreifen vor Rost geschützt wurde, sobald es vom Wasser völlig bedeckt war; in feuchter Luft wirkte Zink jedoch nur in unmittelbarer Umgebung (1857 145 154). Mallet berichtet, der Vorschlag von Hartley, Eisen durch Messing zu schützen, beruhe auf einem Irrthum; Messing mit über 31 Proc. Kupfer und Kupfer allein beförderten die Oxydation des Eisens. Selbst Zink wirkte nur so lange, als dasselbe metallisch mit dem Eisen verbunden war (1838 70 396. 1844 92 37. 1860 158 396). Die Versuche Hutten's ergaben dagegen, daß von einem wesentlichen Schutz des Eisens vor dem Rosten durch Verbindung mit einem elektropositiveren Metall wohl nicht die Rede sein kann (Chemisches Centralblatt, 1872 S. 819). Hall (1821 4 383) zeigte, daß Eisen in trockenem Sauerstoff und in luftfreiem Wasser nicht angegriffen wird; Calvert (1870 196 129), daß dasselbe selbst in feuchtem Sauerstoff gar nicht oder doch nur wenig, in feuchter, sauerstoffhaltiger Kohlensäure (vgl. 1865 175 284) dagegen sehr rasch rostet, während nach Payen (1832 46 269. 1834 51 117) die Oxydation auch ohne Kohlensäure eintritt. Derselbe beobachtete ferner, daß weißes Gußeisen weniger zur Knollenbildung geneigt sei als graues (1837 63 378. 65 60), während Andere wieder graues Gußeisen vorziehen (1844 92 35). Mallet (1838 70 396. 1841 79 317. 1844 92 34) meint ebenfalls, die Zerstörbarkeit des Gußeisens hänge von dem Zustande, in welchem sich der Kohlenstoff befinde, und von der Gleichförmigkeit des Eisens ab. Kersting (1863 169 197) fand, daß Eisen am stärksten von Flußwasser und ammoniakalischem destillirtem Wasser, fast gar nicht von sodahaltigem angegriffen wurde, und A. Wagner (1875 218 71) zeigt schließlich, daß Eisen in kohlensäure- und sauerstoffhaltigem Wasser doppelt so rasch rostet als in Wasser ohne Kohlensäure, daß namentlich Chloride das Rosten befördern, alkalisch reagirende Substanzen dasselbe dagegen verhindern. (Vgl. 1832 46 267). Fournet (1834 53 213) meint, die oben erwähnten KnollenAehnliche Gebilde sind in Drainröhren beobachtet (vgl. 1856 142 128). aus dem Wasser entständen selbst, indem sich durch Verlust von Kohlensäure ein Absatz von Eisenoxyd bilde, welcher nun das Eisen selbst allmälig angreife (vgl. 1860 155 431); die Knollen könnten demnach durch Verhütung jedes Verlustes an Kohlensäure in der Leitung vermieden werden. So lange dieses Rosten der eisernen Wasserleitungsröhren und die Bildung der Knollen noch so wenig aufgeklärt ist, kann es nur dringend empfohlen werden, die Röhren durch einen Ueberzug zu schützen. Einige legen die Röhren in eine dünne Kalkmilch und lassen sie dann an der Luft liegen, um so einen Ueberzug von kohlensaurem Kalk zu bilden. Vicat (1837 63 377. 1854 134 345) ließ die Rohre mit hydraulischem Mörtel überziehen, Engelhardt (1874 214 494) mit Cement, Lake (englisches Patent vom 15. Januar 1872) mit Cement oder Glas. Junker (1837 65 62) will die Rohre unter Druck mit Leinöl behandeln, welches mit Bleiglätte gekocht ist; Mercer (1860 157 153) warnt dagegen vor Anwendung eines jeden bleihaltigen Anstriches, da hierbei das Eisen oft stärker angegriffen werde, als ohne einen solchen. PleischlJournal für Gasbeleuchtung, 1871 S. 633 und 749. hat für die gußeisernen Röhren der Wiener Leitung einen nicht näher angegebenen Lacküberzug vorgeschlagen; wunderbarer Weise sind dort dieselben ohne irgend welchen schützenden Ueberzug in die Erde gelegt. Bekanntlich wird schon seit langer Zeit Eisen durch einen Steinkohlentheeranstrich geschützt (1827 23 200). Mallet zeigte, daß Eisen gegen die Einwirkung des Seewassers am besten durch warm aufgetragenen Theer bewahrt werde. Für Wasserleitungsröhren wurde derselbe im J. 1847 von Kirchweger Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1874 S. 20. bei der Wasserleitung für Hannover angewendet.Vgl. Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover, 1863 S. 335. Smith (1849 113 155. 1870 198 263) taucht die erwärmten und von Rost gereinigten Röhren in eine auf 150° erhitzte Mischung von eingedicktem Theer mit Leinöl; in Frankfurt (1872 204 181), Pest, Brünn u.s.w. wurde in ähnlicher Weise Theer angewendet. Das Verfahren hat sich überall gut bewährt. Seit einiger Zeit werden gußeiserne Röhren auch emaillirtBolley: Chemische Technologie des Wassers, S. 93. (Vgl. 1820 3 450.) und neuerdings soll Wittenhaus in Wien die eisernen Röhren zu Hausleitungen mit einem elastischen Email versehen.Wochenschrift des n.-ö. Gewerbevereins, 1875 S. 210. Erfahrungen über die Brauchbarkeit dieses Verfahrens liegen noch nicht vor. Normal-Tabelle für gußeiserne Flanschen- und Muffen-Rohre, Ventile, Hähne und Schieber. Gemeinschaftlich aufgestellt von dem Vereine deutscher Ingenieure und dem Vereine der Gas- und Wasserfachmänner Dutschlands. Textabbildung Bd. 219, S. 528–529 Lichter Durchmesser D; Normalwandstärke δ für 6 bis 7 Atmosphären; Flanschendurchmesser D'; Flanschendicke f.; Schrauben-Lochkreis-Durchmesser D²; Anzahl; Schrauben; Stärke; in Millimeter; in engl. Zoll; Durchmesser der Schraubenlöcher; Baulänge; Gewicht eines Rohres (abgerundet); Gewicht einer Flansche nebst Anschluß (abgerundet); Gewicht von 1m Rohr excl. Flansche; Schenkellänge der Krümmungs- und T-Stücke L = D + 100; Dichtungsleiste falls beliebt; Breite b.; Höhe e.; Muffenrohre; Schieber, Hähne und Ventile; Aeußerster Muffendurchmesser; Innerer Muffendurchmesser; Tiefe der Muffe; Gewicht pro laufenden Meter excl. Muffe; Gewicht der Muffe; Gewicht pro laufenden Meter Baulänge incl. Muffe; Dasselbe (abgerundet); Baulänge; Schieberlänge von Flansch zu Flansch D + 200; Durchgangsventile und gußeiserne Hähne; Länge von Flansch zu Flansch 2D + 100; Eckventile Länge der Schenkel von Mitte bis Flansche D + 50 Es mag noch erwähnt werden, daß die genannten Verstopfungen zuweilen durch Säuren beseitigt werden können (1826 22 473. 1854 134 263), wobei allerdings auch die Rohre selbst angegriffen werden. Originell, aber barbarisch ist die Reinigung der Wasserleitungsröhren in Andernach.Ackermann's Gewerbezeitung, 1874 S. 156. Man pflegt nämlich diese Arbeit dort schon seit alter Zeit durch lebende Aalfische ausführen zu lassen, welche man bei den Reservoirs oder Brunnenstuben in die Röhren gleiten läßt, und welche alsdann geschunden und gequetscht beim Ausfluß wieder ans Tageslicht kommen. Sie sollen die in den Bleiröhren sich bildenden Wurzelgebilde, sowie auch selbst Ansammlungen von Sand, kleinen Kieseln etc. losstoßen und das Abschwemmen dieser Theile fördern. Bei der großen Wichtigkeit einheitlicher Maße für gußeiserne Röhren und deren Anschlußstücke mögen hier noch die am 17. October 1874 in Dresden gefaßten BeschlüsseZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1875 S. 101. der Vertreter des Vereins deutscher Ingenieure (H. Fischer und Th. Peters) und des Vereins von Gas- und Wasserfachmännern (B. Salbach) folgen. Rohrdurchmesser. Als Ausgangspunkt zur Feststellung der betreffenden Tabellen wurden die lichten Rohrdurchmesser gewählt. Da die von beiden Vereinen getrennt aufgestellten TabellenDingler's polytech. Journal, 1873 209 349. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1873 S. 219. Journal für Gasbeleuchtung, 1873 S. 414. nur auf die Rohre von 100 bis 200mm lichter Weite von einander abwichen, so wurde beschlossen, schon von 100mm an die Scale mit e 25mm steigen zu lassen, und zwar bis zu 500; von da an nach der Tabelle der Gas- und Wasserfachmänner, mit besonderer Rücksicht darauf, daß gußeiserne Rohre über 500mm Durchmesser wohl fast nur bei Gas- und Wasserleitungen Anwendung finden möchten. Wandstärke. Für gewöhnlich wurde ein Arbeitsdruck von 6 bis 7at genügend hoch erachtet und eine diesem Druck entsprechende Wandstärke als Normalwandstärke angenommen. Schrauben. Die Bezeichnung der Schraubendurchmesser geschieht nach dem Whitworth'schen System, wonach der Schraubenbolzen so viel englische Achtelzolle im Durchmesser enthält, als die Schraubennummer zählt. (Nr. 5 = 6/8 Zoll engl., Nr. 7 = 7/8 Zoll engl.) Flanschendurchmesser. Zur Berechnung der Flanschendurchmesser wurde die von dem Vereine deutscher Ingenieure aufgestellte Formel angenommen: D¹ = D + 3 1/2 δ + d, worin D¹ der Flanschendurchmesser, D der lichte Rohrdurchmesser, δ die Wandstärke, d die Stärke des Schraubenbolzens. Die Formel ist wie folgt entstanden. D, der lichte Durchmesser, + 2δ, die Wandstärke auf beiden Seiten, + 1 1/2 δ, für die Verstärkungswulst des Rohres hinter der Flansche, welcher auf jeder Seite 3/4 δ beträgt, 4d, für zwei Mutterbreiten – dem Durchmesser des dem Sechseck umschriebenen Kreises, 1d, für doppeltes Spiel von der Mutterkante zum Flanschenrand. Durch Einsetzung der entsprechenden Zahlen wurden die betreffenden Werthe von D¹ ermittelt und die letzten Ziffern auf 5 resp. 0 abgerundet. Lochkreisdurchmesser. Auf Grundlage der vorstehend festgestellten Zahlen wurde der Lochkreisdurchmesser für die verschiedenen Flanschen ermittelt und gleichfalls die letzten Ziffern aus 5 resp. 0 abgerundet. Flanschenstärke. In Bezug auf die Flanschenstärke wichen die Tabellen der beiden Vereine erheblich von einander ab, und zwar nach zwei Richtungen. Die Tabelle der Gas- und Wasserfachmänner hatte einerseits durchgehend stärkere Flanschen, und stieg anderseits nicht mit kleinen Abmessungen etwa mit einzelnen, sondern sprungweise mit 3 resp. 4mm. Für die größere Stärke der Flanschen lag der Grund wiederum darin, daß der Verein der Gas- und Wasserfachmänner auf die Verwendung der Rohre in meist schwierigen Verhältnissen, unterirdisch u.a. gedacht hatte; das Steigen mit größern Stufen entsprang dem Wunsche, nicht gar zu viele Schraubenlängen zu haben. Dagegen war für den Verein deutscher Ingenieure die von mehreren renommirten Rohrfabrikanten ausgesprochene Ansicht maßgebend, daß die Widerstandsfähigkeit der Flanschen nicht im Verhältniß der zunehmenden Dicke steige; ein gegen die Rohrwand unverhältnißmäßig dicker Flansch werde meist porös im Gusse und böte dadurch weniger Sicherheit als ein dünner. Der aus dieser Rücksicht entspringende Wunsch, die Flanschendicke möglichst im gleichen Verhältniß zur Rohrwand zu halten, und die Ansicht, daß man lieber die Schrauben 1 bis 2mm zu lang, als die Flanschen um das gleiche Maß zu dick oder zu dünn nehmen solle, führten zu den in der gemeinschaftlichen Tabelle (S. 528 und 529) festgestellten Maßen. Dichtungsleiste. Da bezüglich der Nothwendigkeit der Dichtungsleiste sowohl die Praxis wie auch die Ansicht der Delegirten sehr von einander abwich, so wurde beschlossen, die Dichtungsleiste als facultativ zu bezeichnen, es somit in das Belieben jedes Einzelnen zu stellen, ob er eine solche anwenden will oder nicht; für letztern Fall werden die in der Tabelle aufgeführten Maße empfohlen. Schenkellängen der T-Stücke und Krümmer. Für die Schenkellängen der T-Stücke und Krümmer, wurde die vom Vereine deutscher Ingenieure aufgestellte Formel D + 100mm angenommen und sind danach diese Maße berechnet. Es wurde jedoch hierbei anerkannnt, daß Flanschen-T-Stück und Flanschenkrümmer über 500mm Lichtweite wohl äußerst selten vorkommen, und beschloßen, die Tabelle in dieser Beziehung nur bis zu 500mm zu führen. Schieberlängen. Die Maße der Schieberbaulängen (von Flansch zu Flansch) der Gas- und Wasserschieber wurden nach der Tabelle der Gas- und Wasserfachmänner festgesetzt. Längen der Durchgangsventile und Hahne. Schenkellängen der Eckventile. Geleitet von dem dringenden Wunsche, nicht nur für die Flanschenrohre, sondern auch für die in enger Verbindung damit stehenden Ventile und Hähne allgemein giltige Maße herbeizuführen, stellte die Commission eine Formel für die Längen der Durchgangsventile und die Schenkelmaße der Eckventile auf, welche, an die betreffenden Maße der größern Armaturfabriken möglichst anschließend, dieselben in ein System bringt; es stellte sich heraus, daß die Formel 2D + 100mm sehr gute Maße für die geraden Durchgangsventile und gußeisernen Hähne gibt, und die Hälfte dieses Maßes 1/2 (2D + 100) = D + 50mm sich für die Schenkellänge der Eckventile empfiehlt. Es wurde darauf verzichtet, diese Maße auch für Rothguß- und Messinghähne zu empfehlen, da dieselben zu große, mithin zu kostspielige Dimensionen hierfür ergeben, und dergleichen Hähne auch wohl nur für die beiden ersten Stufen der Tabelle als Handelswaare gefertigt werden.

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