Titel: Ueber die Entgypsung des Wassers durch oxalsauren Barit; von F. Anthon.
Autor: Ernst Friedrich Anthon [GND]
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, S. 547
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Ueber die Entgypsung des Wassers durch oxalsauren Barit; von F. Anthon. Anthon, über die Entgypsung des Wassers durch oxalsauren Barit. Was die zur vollständigen Entgypsung nöthige Menge oxalsauren Barits betrifft, so richtet sich diese natürlich nach der Menge des zu beseitigenden Gypses, der bekanntlich 400 bis 430 Gew.-Th. Wasser zu seiner vollständigen Lösung benöthigt. Aber nicht allein nach der Menge des Gypses richtet sich die Menge dieses Mittels, sondern es ist diese auch abhängig von der Temperatur, bei welcher man die Entgypsung vornimmt, und weiter von der Zeitdauer, während welcher der oxalsaure Barit auf den Gyps wirkt. Je größer die Menge des Mittels, dem Gyps gegenüber, je höher die Temperatur und je länger die gegenseitige Einwirkung dauert, eine um so geringere Menge desselben genügt zur vollständigen Entgypsung. Bei einigen in dieser Richtung angestellten Grundversuchen ergab sich Folgendes. Als zu 3000 Th. gesättigter Gypslösung, welche 7,5 Th. (als krystallisirt angenommenen) Gyps enthielten, 11 Th. oxalsaurer Barit gebracht und unter öfterm Umschütteln 24 Stunden lang bei 25 bis 31° in Berührung gelassen wurden, war noch nicht aller Gyps zersetzt, was jedoch nach weitern Verlauf von einigen Stunden vollständig der Fall war, als noch 3 Th. oxalsaurer Barit zugesetzt wurden. Als weiter zu 3000 Th. concentrirter Gypslösung (= 7,5 Gyps) 17 Th. oxalsaurer Barit gegeben und bei 37 bis 50° öfters kräftig umgeschüttelt wurde, war die Flüssigkeit nach 3 Stunden absolut gypsfrei. Als jedoch dieselben Mengenverhältnisse von Gypslösung und oxalsaurem Barit nicht erwärmt, sondern bei 12 bis 15° auf einander wirken gelassen wurden, war die Entgypsung erst nach 60 Stunden beendet. Was also durch eine Wärme von 37 bis 50° unter sonst gleichen Umständen schon nach 3 Stunden erreicht war, dazu waren bei einer Temperatur von 12 bis 150 60 Stunden, also eine 20fache Zeitdauer erforderlich. Bei einer Steigerung der Wärme auf 94 bis 100° war nach 1/4 Stunde noch nicht aller Gyps verschwunden, was jedoch nach 172 Stunde der Fall war. Zur gänzlichen Beseitigung von 7,5 Gew.-Th. Gyps durch 17 Gew. Th. oxalsaurem Barit waren also nöthig: bei 12 –    15° Temperatur 60 Stunden 37 –   50 3 94 – 100 1/2 Auf 3000 Th. Gypslösung 14 Th. oxalsauren Barit in Anwendung, war selbst 2stündiges Erhitzen auf 94 bis 1000 nicht genügend, um allen Gyps zu beseitigen, wogegen selbst bei der niedern Temperatur von 12 bis 15° aller Gyps nach 5 Stunden verschwunden war, wenn die Menge des oxalsauren Barits auf 25 Th. (für 30008 Gypslösung, resp. 78,5 Gyps) gesteigert wurde. Nach dem Gesagten empfiehlt sich am besten die Anwendung einer Wärme von 94 bis 100° und zwar nicht blos deshalb, weil man dann mit der geringsten Menge oxalsauren Barits auskommt, sondern auch darum, weil man in viel kürzerer Zeit zum Ziele gelangt, und endlich weil die gefällten Stoffe durch Anwendung von Hitze einen so dichten, schweren und geringvolumigen Zustand annehmen, daß deren Beseitigung selbst ohne Filtration eine sehr leichte ist. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß zur Erreichung vollständiger Entgypsung in allen Fällen mehr oxalsaurer Barit nöthig war, als die Theorie erforderte. Nach dieser sollten zur Beseitigung von 86 Th. Gyps, 126,6 Th. oxalsauren Barits, also auf 7,5 des erstern 10 Th. des letztern genügen, wo doch selbst im günstigsten Falle davon 16 Th. nöthig werden. Der Grund davon liegt wohl darin, daß der sich bildende schwefelsaure Barit und oxalsaure Kalk, als im Wasser unlösliche Stoffe, den Kern der einzelnen Partikelchen des oxalsauren Barits derart incrustiren, daß ein namhafter Theil desselben der Zersetzung entzogen wird.