Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 219, Jahrgang 1876, Nr. , S. 88
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Miscellen. Miscellen. Eichenauer's Curvenmaßstab. Der vom Ingenieur Eichenauer in Essen patentirte und vom Hofmechaniker H. Schäffer in Darmstadt zu beziehende Curvenmaßstab besteht aus einer ungefähr 6mm starken Scheibe von Spiegelglas, auf deren untern Seite die Maßstabeintheilung angebracht ist. Letztere ist so eingerichtet, daß drei Punkte aller – in natürlicher Größe aufgetragener – Curven von 1 bis 100cm Radius, um je 5mm steigend, durch Linien bezeichnet sind. Soll nun der Radius einer Curve bestimmt werden, so legt man die Glastafel mit der Mittellinie auf den Bogentheil und rückt auf- und abwärts, bis der Bogen in drei gleichnamig beschriebenen Punkten des Maßstabes einschlägt. Da jeder Kreis durch drei Punkte bestimmt wird, so hat man durch directes Ablesen der angezeichneten Radien den dem Bogentheil entsprechenden Radius in Centimeter gefunden. Für Zeichnungen in verjüngtem Maßstab muß der gefundene Radius noch mit der Verhältnißzahl multiplicirt werden. Bei Uebertragungen von Kartenwerken, Controle von gezeichneten Eisenbahnplänen, Aufsuchen von Curven bei Projectirungen, sowie für alle andern Fälle in der Technik, bei denen der Radius eines gegebenen Bogentheiles zu bestimmen ist, dürfte es kein leichteres und schnelleres Verfahren geben, als die Anwendung des Curvenmaßstabes. Bei Benützung alter Kartenwerke etc. ist das Instrument auch zugleich Reductionsmaßstab, indem von jedem Bogentheil, ganz gleich in welchem Landesmaß die Zeichnung angefertigt ist, mittels des Curvenmaßstabes der Radius direct in Metermaß bestimmt wird. Da die Handhabung und der Gebrauch des Maßstabes bequem und leicht ist, derselbe auch dem Mangel eines Controlinstrumentes für gezeichnete Curven abhilft, so dürfte derselbe von vielen Seiten mit Freuden begrüßt werden und kann auch für die angeführten Zwecke mit Recht bestens empfohlen werden. (Der Berggeist, 1875 S. 411.) Johnsons Verfahren zur Herstellung profilirter Bleche. Der Amerikaner Johnson stellt nach dem Engineer, November 1875 S. 327, profilirtes Blech (Wellenblech, Blechgesimse etc.) durch Walzen her. Die von ihm benützte Maschine besteht aus zwei Walzen, deren Umfang entsprechend profilirt ist. Jeder Erhöhung auf der einen Walze entspricht eine correspondirende Vertiefung in der andern, welche sich zu jener genau so verhält, wie die Zahnlücken und Zähne zweier in einander greifenden Zahnräder. Hieraus erhellt, daß das Profil im Blech nicht wie sonst senkrecht zur Walzrichtung, sondern in derselben erscheint. Die Walzen sind auf die erwähnte Weise entweder direct mit dem Profil versehen, oder es werden auf dieselben erst besondere profilirte Segmente aufgesetzt, welche sich bei Musteränderungen leicht gegen andere auswechseln lassen. Bei der Maschine wird die obere Walze angetrieben, die untere dagegen von dieser aus durch zwei gleiche Zahnräder bewegt. Zur Herstellung des Bleches selbst verwendet Johnson als Vorbereitungsmaschine zwei Walzen, von denen eine mit halbkugelförmigen Erhöhungen versehen ist; diese sollen das Eisen förmlich durchkneten, so daß die Fasern sich gewissermaßen verfilzen und das Material homogener, dichter und widerstandsfähiger wird, als wenn alle Fasern in gleicher Richtung liegen. Puddeln mit natürlichem Gas. Ueber das Puddeln mit natürlichem Gas (welches aus petroleumhaltigen Gebirgslagern ausströmt) durch Rogers und Buschfield in Leehburg auf den Siberian-Eisenwerken in Pittsburgh liegen nach dem Journal of the Franklin Institute, 1875 vol. 70 p. 83 sehr günstige Nachrichten vor, indem die dadurch auf der Hütte erzielte Brennstoffersparniß sich auf 140 Pfd. Sterl. pro Woche beläuft. Das Gas wird einem ca. 1200 Fuß (366m) tiefen Schachte entnommen, welcher jenseits des Kiskiminetas-Flusses liegt und zur Aufsuchung von Petroleum gebohrt worden war. Das Gas wird zunächst in einem Rohre nach einem horizontalen (mit einem Sicherheitsventile versehenen) Cylinder geführt und von da quer über den Fluß nach dem Puddelwerk geleitet. Zur Kesselheizung wird das Gas den ganzen Kessel entlang durch ein mit einer großen Anzahl kleiner Löcher versehenes Rohr zugeführt, wodurch eine sehr vollständige Verbrennung erzielt wird. In die Puddelöfen wird es über der Feuerbrücke durch eiserne Röhren eingeleitet, während die Verbrennungsluft durch einen gewöhnlichen Ventilator geliefert wird, bei welcher Einrichtung insofern an Arbeitskraft gespart wird, als die Feuerung ausschließlich durch die Zahl der Umdrehungen des Ventilators regulirt werden kann. Die Luftleitungsrohre münden in das Ofengewölbe unter einem Winkel von nahezu 90° zur Oberfläche des geschmolzenen Metalles. Die Pressung des Gases ist sehr constant und beträgt schätzungsweise 30 Pfd. Der Verbrauch läßt sich leicht mittels Hähne controliren und zu den verschiedenen Zwecken äußerst genau ermitteln. P. M. Schlackenwolle. Schlackenfilz, welcher auf den Neuberger Gewerken in bekannter Weise (1873 209 314. 210 276) mittels gespannter Dämpfe hergestellt wird, zeigte nach einer Untersuchung von Kletzinsky (Jahresbericht der Wiedner Oberrealschule) folgende Zusammensetzung: Kieselerde 49,64  Kalk 13,24  Magnesia 4,73  Manganoxydul 16,54  Eisenoxydul 8,51  Natron 7,32  ––––– 99,98. Diese Zusammensetzung entspricht demnach der allgemeinen Amphibolformel RSiO₃ . Zum Kohlenverbrauch. Nach den Berichten der englischen Kohlenuntersuchungscommission vertheilen sich 1000t Kohle auf folgende Branchen: Papierfabrikation 6, Kupfer-, Blei-, Zinkhütten etc. 8, Wasserbeschaffung 14, Brauereien und Brennereien 18, chemische Fabriken 19, Eisenbahnbetrieb 20, Dampfschifffahrt 30, Ziegel-, Glas- und Kalköfen 31, Textilindustrie 42, Gasanstalten 60, Bergbau 67, Export ins Ausland 92, allgemeine Zwecke, Dampfmaschinen etc. 121, Hausbedarf 172, Eisen- und Stahlwerke und zugehörige Maschinen 300. Ueber die Feuerbeständigkeit der Gasretorten. Die Gasretorten ertragen auf die Dauer kaum die Weißgluthitze. H. Brehm in Pforzheim glaubt nun, daß ein feuerfestes Fabrikat nie höhern Temperaturen wird widerstehen können, als die gewesen sind, denen es in den verschiedenen Stadien seiner Herstellung ausgesetzt war. Wenn daher beim Brennen der Chamotte keine höhere Temperatur in Verwendung kommt als Weißglut, so kann eine aus solcher Chamotte hergestellte Retorte unmöglich auf die Dauer dieser Temperatur widerstehen. Es empfiehlt sich daher gewiß für die Retortenfabrikanten, mit höhern Temperaturen zu arbeiten, als sie es bisher gethan haben. Da die höchsten Temperaturen durch gewöhnliche Feuerungsweise nicht wohl herzustellen sind, so ist die Gasheizung als nicht nur die billigste, sondern auch zweckmäßigste gerade für diesen Industriezweig zu empfehlen, mit welcher die höchsten Temperaturen leicht herzustellen sind. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß alles feuerfeste Material, welches einen Reinigungsproceß bei Gasfeuerung durchgemacht hat, an Widerstandsfähigkeit gegen höhere Hitzgrade wesentlich gewonnen haben wird. Besitzen die Gasingenieure ein solches Material, dann sind sie in der Lage, bei dem unausbleiblichen Uebergang zur Gasfeuerung sich alle jene Vortheile zu sichern, welche damit für die Leuchtgasindustrie verbunden sein werden. (Journal für Gasbeleuchtung, 1875 S. 843.) Ueber Kältemischungen aus Schnee und Schwefelsäure; von L. Pfaundler. Bei einmaliger Mischung von Schnee und Schwefelsäure von 66 Proc. ist das erreichbare Temperaturminimum = – 37°, wenn die Anfangstemperatur der Materialien 0° ist. Es ist nun klar, daß man mittels einer ersten Mischung die Anfangstemperatur der Materialien für eine zweite Mischung erniedrigen und so durch Wiederholungen immer tiefere Temperaturen erzielen kann. Es ist auch einzusehen, daß die Mischungsverhältnisse der spätern Mischungen solche sein müssen, daß die schließliche Concentration größer ausfällt, damit die Erstarrungstemperatur tiefer hinabreicht. Eine Grenze der Temperaturerniedrigung ist theoretisch überhaupt nicht vorhanden, so lange es nicht gelungen ist, die Säure zwischen 36 Proc. und 72 Proc. zum Erstarren zu bringen. Die Reihe der Operationen hätte, um mit der Kälte möglichst Haus zu halten, systematisch in folgender Weise stattzufinden. Verfasser bezeichnet die Materialien zur ersten Mischung mit A+ B₁, die gemachte Mischung mit AB₁, die Materialien der zweiten Mischung mit A+ B₂ u.s.f. Man mischt zuerst AB₁ und kühlt damit A₂ + B₂, dann A₃ + B₃, hierauf A₄ + B₄ Man mischt dann AB₂ und kühlt damit A₃ + B₃, dann A₄ + B₄. Man mischt dann AB₃ und kühlt damit A₄ + B₄. Man mischt dann AB₄ u.s.f. Die vortheilhaftesten Verhältnisse und Mengen müßten noch berechnet werden, wozu die Daten dieser Untersuchung zu verwenden wären. Verfasser hat sich jedoch eine Methode ausgedacht, welche denselben Zweck noch vollkommener und einfacher zu erreichen verspricht. Es würde offenbar schwer halten, die voluminöse und die Wärme schlecht leitende Schneemasse einer folgenden Mischung durch das viel kleinere Volum der vorausgehenden fertigen Kältemischung abzukühlen. Man könnte aber Schnee durch kalte Säure dann rasch abkühlen, wenn man letztere durch erstern durchsickern ließe. Es macht offenbar nichts, wenn ein Theil des Schnees hierbei gelöst wird, wenn nur noch davon genügend übrig bleibt, bis er zur Erstarrungstemperatur der durchsickernden Lösung abgekühlt ist. Man beachte nun folgenden Vorgang. Ein hohes cylindrisches Gefäß werde mit Schnee vollgestopft und oben darauf eine Quantität Säure von 66 Proc. gegossen. Denken wir uns den Schnee in horizontale Schichten getheilt, die wir von oben nach unten mit s₁, s₂, s₃ bezeichnen. Die erst aufgegossene Säure löst s₁, und wird damit zur Flüssigkeit von 33 Proc. und – 37°. Diese sickert durch s₂, löst davon einen Theil, erkältet den Rest auf nahe – 37°. Es entstehen so mit der Säure durchtränkte Schichten, in welchen die Concentration von oben nach unten abnimmt, ebenso wie auch die Temperaturerniedrigung, da die Temperaturen gleich sein müssen, den Erstarrungstemperaturen der entstandenen Flüssigkeiten. Angenommen, man begieße jetzt die Oberfläche mit Säure von der Temperatur – 37°, so trifft diese auf Schnee von – 37°, und es entsteht eine Temperatur weit unter – 37°. Indem die dadurch entstehende kältere Lösung nach abwärts sickert, trifft sie überall auf vorgekühlten Schnee, von dem sie einen Theil unter weiterer Abkühlung schmelzen muß. Durch eine Oeffnung am Boden strömt sehr verdünnte Säure mit einer Temperatur wenig unter 0° ab. Die nächste Vervollkommnung ist nun die, daß man die Säure von 66 Proc., welche oben aufzugießen ist, durch ein Kühlrohr innerhalb der Schneesäule emporsteigen und oben auffließen läßt. Es nimmt dann die Säure in ökonomischer Weise von den untern geringern Kältegraden allmälig in sich auf und kommt oben mit der tiefsten eigenen Temperatur auf den kältesten Schnee. Es fehlt dann zu einem continuirlichen Betriebe nur noch ein Mechanismus, welcher dem Säurestrom von oben stets neue Schneemengen von unten entgegen führt. Möglicherweise ist eine verkehrte Anordnung (nach abwärts) vorzuziehen. Ein ganz roher Versuch, bei welchem Verfasser, statt die Säure im Schnee aufsteigen zu lassen, dieselbe im abfließenden kalten Strome und in extra bereiteten Kältemischungen abkühlte, fiel überraschend befriedigend aus; denn man erhielt mit Leichtigkeit Temperaturen zwischen – 50° und – 60°, und es ist daher nicht zu zweifeln, daß man mittels eines geeigneten Apparates noch tiefere Temperaturen erreichen werde. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften, Bd. 71 S. 509 durch Chemisches Centralblatt, 1875 S. 738.) Elektricität als Ursache von Explosionen in Pulvermühlen. Vor einiger Zeit ist im Scientific American die Meinung ausgesprochen worden, daß die geheimnißvolle Explosion einiger Pulvermühlen vielleicht durch einen elektrischen Funken veranlaßt worden sein könne, welcher bei trockener Luft aus den Fingerspitzen von Personen in wollenen Kleidern in Folge der Reibung übergesprungen sei und vorhandene brennbare Luft entzündet habe. Die Redaction der Londoner Chemical Review erwiederte darauf, sie habe nie etwas davon gehört, daß diesseits des Oceans solche zur Entzündung von Gasen hinreichende Funken aus menschlicher Hand übergesprungen seien, Scientific American (18. September 1875) weist nun auf die Feuchtigkeit der Luft in England und ganz Westeuropa hin und fügt hinzu, daß bei der Fabrikation der Zündmasse für Zündhütchen sich entzündbare Dämpfe entwickelten, während der Staub von Schießpulver und selbst Holzkohle, wenn er in passender Menge in der Luft schwebe, eine explosive Mischung bilden könne. Selbst der Staub von dem Mineral Grahamit, welches sich der Schießpulverholzkohle ähnlich verhalte, sei in den Gruben Westvirginias wiederholt explodirt, wenn er in richtiger Menge der Luft beigemischt gewesen sei. Außerdem sei bekannt, daß ein schwacher Funken leicht Schießpulver entzünde, während ein kräftiger ein Häufchen Schießpulver aus einander streue, ohne es zu entzünden. E–e. Wichtigkeit guter Erdleitungen bei Blitzableitern. In Philadelphia wurde jüngst beobachtet, daß bei jedem heftigern Gewitter in dem 1. Stockwerke (Parterre) eines Hauses zahlreiche und heftige elektrische Entladungen nach den eisernen Wasserröhren hin stattfanden, welche von dem im 3. Stock aufgestellten Wasserbehälter in das 1. Stockwerk herabgehen. Eine sorgfältige Untersuchung der Widerstände an den Wasserröhren und der Erdleitung des am Hause befindlichen Blitzableiters stellte unzweifelhaft fest, daß in dieser Erdleitung ein so großer Widerstand vorhanden war, daß bei stärkern Gewittern die elektrische Entladung bei weitem vorwiegend durch die eisernen Wasserröhren nach dem Wasserbehälter und durch das von diesem ausgehende Zuführungsrohr zur Erde ging, welches in der Entfernung von 750m unmittelbar in eine Quelle mündete. Die Wasserleitung diente somit gewissermaßen als Sicherheitsklappe für die Elektricität; wäre sie aber nicht vorhanden gewesen, so würde der Blitzableiter das Haus in höchstem Grade gefährdet haben. Die Ursache davon lag darin, daß das Haus auf einem Grunde von Schiefer und Kalkstein erbaut, die Erdplatte des Blitzableiters aber in der Tiefe von 1,8 bis 2m,1 in einem Spalte des felsigen Grundes eingesteckt, der Blitzableiter also zum großen Theil isolirt war. Mit Recht macht unsere Quelle (Scientific American, 1875 Bd. 33 S. 100 und 165) eindringlich auf das Gefährliche so schlechter Blitzableiteranlagen aufmerksam. E–e. Zur Bestimmung des specifischen Gewichtes der Gase. A. Wagner zeigt, daß der von Schilling (Handbuch der Steinkohlengas-Beleuchtung, 2 Aufl. S. 45) zur Bestimmung des specifischen Gewichtes des Leuchtgases angegebene Apparat so wenig zuverlässige Resultate gibt, daß aus denselben nicht auf die Leuchtkraft des Gases geschlossen werden kann. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1875 S. 287.) Gewinnung von Aldehyd bei der Bleizuckerfabrikation; von Ernst Dollfus in Chemnitz. Bei der Schnellessigbereitung durch Oxydation des Weingeistes mittels atmosphärischer Luft entsteht wohl stets nebenbei etwas Aldehyd. Die Menge desselben dürfte bei sorgfältigem Arbeiten zwar unbedeutend sein, immerhin aber groß genug, um bei einigermaßen starkem Betrieb wieder gewonnen zu werden, wenn man den Essig auf Bleizucker verarbeitet. Verfasser hat nämlich gefunden, daß bei Versuchen im Kleinen, um Essigsprit auf Bleizucker zu verarbeiten (wenn dies auf die bekannte und wohl gegenwärtig in fast allen Bleizuckerfabriken angewendete Weise geschieht, indem man heiße Essigdämpfe durch kupferne Recipienten mit Siebböden streichen läßt, auf denen sich Bleiglätte ausgebreitet befindet, wobei die Essigsäure vom Bleioxyd gebunden wird, während Wasserdampf entweicht), unter den anfänglich abgehenden Wasserdämpfen ein deutlicher Geruch von Aldehyd bemerkbar wird. Durch Condensiren dieser Wasserdämpfe ist es ihm gelungen, ein gewisses Quantum von Aldehyd in allerdings ziemlich wässerigem Zustande zu gewinnen. Da nun Aldehyd in Folge seiner nicht sauren Eigenschaft von der Bleiglätte nicht gebunden wird und wegen seiner großen Flüchtigkeit zuerst überdestillirt, so ist es erklärlich, daß man in Bleizuckerfabriken, in denen Essigsprit verarbeitet wird, mit Leichtigkeit Aldehyd nebenbei wird gewinnen können, wenn man die bei Anfang der Operation aus dem Bleiglättebehälter entweichenden Dämpfe, statt wie bisher in die Luft gehen zu lassen, durch geeignete Kühlvorrichtungen leitet, worin sich der Aldehyd verdichtet und in wässeriger Form gewonnen werden kann. Durch entsprechende Rectificationen über gebrannten Kalk kann man ihn dann von seinem Wassergehalte befreien. (Polytechnisches Notizblatt, 1875 S. 321.) Ein vergessener Farbstoff für Glacéleder. Nach einer Mittheilung im „Gerber“ (1875 S. 256) liefert die einfache Abkochung der Zwiebelschale auf Glacéleder ein sehr schönes Gelborange. Angeblich ist diese Farbe von gleichem Feuer durch keinen andern Farbestoff herzustellen. Als Mischungsfarbe mit den hellen Rindenfarben, besonders mit der Weidenrinde, liefert sie die zartesten lichten Farbentöne, denen sie einen besondern Glanz und Feuer verleiht; als gelbes Pigment benützt für alle Stufen in Braun werden alle diese Schattirungen lebhafter und ausdrucksvoller; sie greift auch auf die schwer zu färbenden Leder mit Leichtigkeit und deckt gut und egal. Gehalt der Eieralbuminlösungen an festem Albumin (mit 15 Proc. hygroskopischem Wasser) bei 17,5°; von G. Witz. Albumin in100 Th. Aräometergrade nachBeaumé. Spec. Gewicht.   1   0,37 1,0026   2   0,77 1,0054   3   1,12 1,0078   5   1,85 1,0130 10   3,66 1,0261 15   5,32 1,0384 20   7,06 1,0515 25   8,72 1,0644 30 10,42 1,0780 35 12,12 1,0919 40 13,78 1,1058 45 15,48 1,1204 50 17,16 1,1352 55 18,90 1,1511 Fray-Bentos-Guano. B. Tollens (Journal für Landwirthschaft, 1875 S. 120) hat eine Probe dieses von J. Meißner in Leipzig in den Handel gebrachten, neuen Düngemittels der Fleischextractfabriken in Fray-Bentos untersucht. Dasselbe stellt ein dem Fleischmehl ähnliches, feines, trockenes, leimartig riechendes Pulver dar und besteht aus: ProbeI ProbeII Mittel ausI und II Wasser (bei 130°) 9,21 Proc. 9,27 Proc. 9,24 Proc. Weiße Asche 49,53 49,94 49,74 Sand 2,36 2,93 2,64 Phosphorsäure 20,16 19,98 20,07 Kalk 25,66 25,22 25,44 Magnesia   0,74   0,79   0,76 Schwefelsäure, Kali, Eisen Spuren Spuren Spuren Organische Substanz 41,26 40,79 41,03 Stickstoff 4,61 4,69 4,65 Dasselbe ist demnach als ein Gemenge von 2 Th. gedämpften Knochenmehl und 1 Th. Fleischmehl zu betrachten. 100k entsprechen einem Werth von 21 M., während Meißner aus Hamburg 19,5 M. fordert. Die Zusammensetzung der Palmkuchen; von Prof. Jul. Lehmann. Für die Zusammensetzung der Preßrückstände der nußartigen Samen (Palmkerne) der an der Westküste Afrikas und in Centralamerika verbreiteten Oelpalme (Elias guineensis, gibt Verf. folgende Zahlen (vergl. 1869 192 429). Es enthielten Palmkuchen aus den Jahren Textabbildung Bd. 219, S. 94 Fett; Proteïnstoffe; Stickstofffreie Extractstoffe; Rohfaser; Asche; Wasser Textabbildung Bd. 219, S. 94 Fett; Proteïnstoffe; Stickstofffreie Extractstoffe; Rohfaser; Asche; Wasser Es schwankte mithin der Proteingehalt zwischen 12,85 und 20,25 Proc., hielt sich jedoch in den meisten Fällen zwischen den engen Grenzen von 15,4 bis 17,76 Proc. Entsprechend den Verbesserungen des Oelgewinnungsverfahrens (stärkere Erwärmung und stärkerer Druck) nimmt der Fettgehalt in den spätern Jahren ab. Verfasser glaubt indessen, daß die Abnahme ihre äußerste Grenze erreicht habe, und schlägt vor, der Landwirth solle beim Ankauf von Palmkuchen einen Gehalt von 15 Proc. Proteïn und 8,5 Proc. Fett sich garantiren lassen. Cocoskuchen, die Preßrückstände der Fruchtkernschalen der Cocos-Palme (Cocos nucifera), enthalten durchschnittlich noch mehr Proteïn. Es fanden Lehmann. G. Kühn. Henneberg. Fett 22,6 18,5 16,6 Poteïnstoffe 20,4 17,2 19,3 Stickstofffreie Extractstoffe 28,9 32,2 30,2 Rohfaser 11,5 17,8 17,2 Asche   5,4   3,7   4,9 Sand   1,3 Wasser   9,9 10,6 11,8 (Viedermann's Centralblatt für Agriculturchemie, 1875 Bd. 2 S. 378.) Trichinen im Schweinefleisch. Prof. Krämer in Göttingen hat gefunden, daß 3 Proc. der in Deutschland importirten amerikanischen Schinken trichinenhaltig waren; Fuge fand unter 824 dieser Schinken 24 trichinöse. Bei den aus den Zuckerplantagen der Südstaaten Nordamerikas stammenden Schinken, bei welchen die zuckerhaltigen Rückstände der Zuckerbereitung zur Conservirung benützt worden waren, fanden sich sogar unter 193 Schinken 9, also 5 Proc., mit Trichinen durchsetzt. In Deutschland pflegt dagegen auf 10000 Schweine nur ein mit Trichinen behaftetes sich zu finden. Als Grund der außerordentlichen Verbreitung der Trichinen in den amerikanischen Schweinen vermuthet man, daß bei den dortigen Schlächtereien die Fleischabfälle zu Schweinemästung benützt werden. Hierdurch kann es geschehen, daß ein einziges trichinöses Thier diese Parasiten auf viele lebende Schweine überträgt, und es ist zu fürchten, daß in nicht zu langer Zeit die ganze Zucht inficirt wird. Die Behauptung, daß die amerikanische Trichine von den europäischen verschieden und daß sie unschädlich sei, hat sich durch eine Trichinenepidemie in Bremen, bei welcher 20 Personen durch den Genuß von amerikanischen Schinken erkrankten, als irrig erwiesen. (Vierteljahresschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1874 S. 281 und 547.) Seit der Entdeckung der Trichinose sind etwa 30 Epidemien in Deutschland beobachtet. Hervorzuheben sind namentlich die Epidemie in Hettstädt i. J. 1863 mit 158 Erkrankungen und 27 Todesfällen, in Hedersleben i. J. 1865 mit 337 Erkrankungen und 101 Todesfällen und in Linden bei Hannover im September 1874 mit über 400 Erkrankungen und 65 Todten. Nach einem Vortrage des Sanitätsrathes Dr. Hundögger über diese letzte große Epidemie im hannoverschen Verein für öffentliche Gesundheitspflege machen sich bald nach Genuß des trichinenhaltigen Fleisches Verdauungsstörungen bemerklich; Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfälle treten ein, begleitet von großer Mattigkeit und oft schon jetzt von Fieber. Haben die Trichinen ihr Ziel, die Muskeln, erreicht, so zeigen sich Störungen in allen Körpertheilen unter lebhaften Fiebern und reichlichen Schweißen. Wo sich nur immer Muskeln befinden, entzünden sie sich durch den Reiz der zahllosen eingewanderten Würmer, schwellen an und schmerzen bei der geringsten Bewegung. Der Schmerz in den Augenmuskeln hindert die Bewegung der Augen, die Augenlider sind geschwellt und geröthet, die Kinnladen können kaum geöffnet, die Zunge, in welcher zahlreiche Trichinen sich befinden, schwillt häufig an und kann nicht bewegt werden, Kauen und Schlucken sind aufs Aeußerste erschwert; die Ernährung der Kranken kann nur durch flüssige Nahrungsmittel geschehen. Die Bewegung und Berührung der Arme und Beine wird so schmerzhaft, daß die Kranken auch die geringste Lagerveränderung meiden und völlig bewegungslos daliegen. Die Brustmuskeln, welche beim Athmen thätig sind, können nicht ohne Schmerz gebraucht werden, das Athmen geschieht ungenügend tief für die Bewegung des Blutes, und gefährliche Senkungen desselben in die hintern Partien der Lungen treten ein. Viele Kranke werden heiser durch die Entzündung der Muskeln des Kehlkopfes und manche ganz stimmlos. – Die Schwerkranken sind gänzlich außer Stande, den Anforderungen der natürlichsten Bedürfnisse zu folgen. Die Blase ist gelähmt und muß durch Kunsthilfe entleert werden; die Därme füllen sich mit harten Massen zur äußersten Qual, ohne anders als durch mechanische Mittel frei werden zu können. Aber auch in der ruhigsten Lage finden die Kranken keine Linderung, denn außer dem Fieber, das sie nicht verläßt, quält sie ein neuer Feind. Fast alle liegen sich nach wenigen Tagen durch, und eine neue Quelle der Schmerzen erinnert sie jeden Augenblick an das Unheil, das sie betroffen. Wird diese Periode überstanden, so ist damit die Reihe der Erscheinungen noch nicht abgeschlossen. Bei den abgemagerten und erschöpften Kranken beginnen nach mehreren Wochen neue Anschwellungen. Es tritt Wassersucht ein, die Hilflosigkeit wird wenn möglich noch größer, die matten und schweren Glieder erreichen oft einen unglaublichen Umfang und zahlreiche Kranke erscheinen fast doppelt so schwer, als sie früher gewesen. In dieser Zeit der Krankheit werden durchgelegene Stellen oft zu tiefen Zerstörungen; die aufs Aeußerste gespannte Haut bekommt streifige Einrisse, in welche sich manchmal Blut ergießt und die oft ihr Wasser entleeren, so daß die Kranken beständig im Nassen liegen. Ueberwinden sie auch diese Noth, so folgt eine lange Zeit der äußersten Schwäche und eines Monate lang anhaltenden Siechthums. Nach den Untersuchungen von Gerlach (Die Trichinen S. 58) gibt es gegen diese furchtbare Krankheit nur drei Schutzmittel. Das Schweinefleisch überhaupt von den Nahrungsmitteln auszuschließen, die Schweine mikroskopisch zu untersuchen und die trichinösen vom Genuß auszuschließen, oder aber das Fleisch so zu präpariren, daß die etwa vorhandenen Trichinen getödtet werden. (Vergl. 1862 172 78 u. 319.) Nach zahlreichen Versuchen sterben die Trichinen schon beim Erwärmen auf 57°. Da aber das Fleisch ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, so muß dasselbe schon einige Stunden gekocht oder gebraten werden, um den für die Trichine tödtlichen Hitzegrad eindringen zu lassen. Nach einem einstündigen ununterbrochenen Kochen waren die Trichinen in der Mitte eines 10cm dicken Fleischstückes noch lebendig. Starker Zusatz von Salz tödtet die Trichinen ebenfalls; im Pöckelfleisch sind sie jedoch nur in den äußern Schichten abgestorben, nicht in der Mitte. Beim Räuchern ohne Austrocknen bleiben die Trichinen lebendig; wird das Fleisch jedoch so ausgetrocknet, daß es eine derbe, feste Beschaffenheit angenommen hat, so ist keine Infection zu befürchten. Da somit die gewöhnlichen Zubereitungsarten des Schweinefleisches keine Sicherheit geben, so ist eine sorgfältige mikroskopische Untersuchung aller geschlachteten Schweine unerläßlich. F. Verwerthung von Kupfer- und Weißblechabfällen. In Kupferlösungen, welche das Metall als Chlorid oder Sulfat enthalten (ist dieses nicht der Fall, so setzt man Kochsalz und Glaubersalz zu), trägt man Abfälle von verzinntem Eisenblech ein; das Zinn löst sich los und fällt als Hydrat nieder, und das blosgelegte Eisen schlägt das Kupfer aus der Lösung. Bevor die reducirende Wirkung des Eisens beginnt, entfernt man das Zinnoxydhydrat. (Englisches Patent vom 12. Februar 1874.) Alte und neue chemische Formeln. Um in der Schreibweise der chemischen Formeln Verwechslungen möglichst zu vermeiden und das gegenseitige Verständniß der neuen und alten Formeln zu erleichtern, werden künftig die alten Aequivalentformeln mit Cursiv- (schräger) Schrift und die neuen Atomformeln mit Antiqua- (stehender) Schrift bezeichnet, sowie den in Abhandlungen vorkommenden alten oder neuen Formeln in der Regel die entsprechenden Molecular- resp. Aequivalentformeln in Klammern beigefügt. (Vergl. dieses Journal, 1874 212 145.) Bezeichnung der deutschen Maße, Gewichte und Münzen. Die Bezeichnung der deutschen Maße, Gewichte und Münzen findet in Dingler's polytechn. Journal nach folgendem Schema statt. 1 Kilometer 1km 1 Liter (Cubikdecimeter) 1l 1 Meter 1m Cubikcentimeter 1cc 1 Centimeter 1cm 1 Tonne 1000k 1t 1 Millimeter 1mm 1 Kilogramm 1k 1 Hektar 1ha 1 Gramm 1g 1 Ar (Quadratdekameter) 1a 1 Milligramm 1mg 1 Quadratmeter 1qm 1 Meterkilogramm 1mk 1 Quadratcentimeter 1qc 1 Pferdestärke (Pferdeeffect) 1e 1 Quadratmillimeter 1qmm 1 Atmosphärendruck 1at 1 Cubikmeter 1cbm 1 Reichsmark 1 M. 1 Hektoliter 1hl 1 Markpfennig 1 Pf. 1 Calorie 1c Alle abgekürzten Maß- und Gewichtsbezeichnungen werden wie Exponenten über die Zeile, und zwar bei Decimalbrüchen vor das Komma gesetzt; z.B. 15 Meter = 15m oder 2,25 Kilogramm = 2k,25 u.s.w. Citate. Alle Dingler's potytechn. Journal betreffenden Citate werden in dieser Zeitschrift einfach durch die auf einander folgenden Zahlen: Jahrgang, Band (mit fettem Druck) und Seitenzahl ausgedrückt. D. Red. v. D. p. J.