Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 91
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Miscellen. Miscellen. Einsturz einer eisernen Brücke. Die enormen Hochwässer, welche im Verlaufe der letzten Monate ganz Mitteleuropa verwüsteten, haben auch die Zerstörung der eisernen Brücke zur Folge gehabt, welche bei Riesa (Sachsen) über die Elbe führt. Wir entnehmen über dieses interessante Ereigniß, dem glücklicherweise nur äußerst wenige analoge Fälle in der Geschichte unserer Eisenconstructionen an die Seite gestellt werden können, einige nähere Notizen der Wochenschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereins, 1876 S. 104, welche seit Anfang dieses Jahres neben der bekannten Zeitschrift dieses Vereins erscheint. Aus der erwähnten Mittheilung ist zumeist hervorzuheben, daß der Einsturz dieser Brücke durchaus nicht durch die Eisenconstruction selbst veranlaßt war, sondern lediglich dadurch verursacht wurde, daß die Strompfeiler sich gegenüber dem Andrange des außerordentlich gestiegenen Wassers als zu schwach erwiesen. Dieselben waren nämlich mit theilweiser Benützung der Pfeiler einer früher bestehenden Holzbrücke aufgebaut worden, und zwar die neu angeschuhten Pfeilertheile auf Betonfundamenten, während die alten Pfeiler auf Pfahlrost fundirt waren. Auf diesen reconstruirten Pfeilern liegt die Brücke, bestehend aus zwei von einander unabhängigen Theilen für je ein Schienengleise und einer dritten Bahn für Wagen- und Fußgängerverkehr. Die Hauptöffnung des Stromes ist mit 98m lichter Weite durch Halbparabelträger überspannt, ferner drei kleinere Oeffnungen von je 30m Weite durch Parallelträger. Am 19. Februar begann nun der linksseitige Pfeiler, auf welchem das eine Ende der drei Hauptträger auflag, in dem angesetzten, stromaufwärts liegenden Theile nachzugeben, in Folge dessen alsbald die hier aufliegende Straßenbrücke in die Elbe stürzte, sowie die mittlere Eisenbahnbrücke sich bedenklich senkte und mit Ketten an die neben (stromabwärts) liegende Eisenbahnbrücke gebunden werden mußte. Gleichzeitig wurden zwei zwischen den Hauptpfeilern stehen gebliebene Pfeiler der alten Holzbrücke mit größter Eile nachgemauert, um den Bahnbrücken zur Unterstützung zu dienen; ehe jedoch diese Arbeit vollendet werden konnte, brach plötzlich der mittlere Strompfeiler, auf welchem das andere Ende der Hauptträger auflag, in drei Stücke aus einander und riß auch die stromabwärts liegende Eisenbahnbrücke in die Elbe, während der Hauptträger der mittlern Eisenbahnbrücke, obwohl ursprünglich am meisten gefährdet, auf die Nachmauerung der Zwischenpfeiler auffiel und hier allerdings in total deformirtem Zustande gehalten wurde. So ist nun das Hauptbett des Stromes durch die beiden herabgestürzten Brückenträger gänzlich unpassirbar, und als wichtigste Arbeit muß nun zunächst das Ausbaggern einer neuen Stromrinne zwischen der mittlern der drei Seitenöffnungen der Brücke begonnen werden. Ueber die Wiederherstellung der Brücke selbst, die selbstverständlich im höchsten Grade dringend ist, wurde bis jetzt noch nichts bestimmtes bekannt. R. Dampfpferd für Straßenverkehr. Nachdem so oft die Befürchtung ausgesprochen wird, daß die verschiedenen Systeme der Tramway-Locomotiven dadurch einen störenden Einfluß auf den allgemeinen Verkehr ausüben dürften, als die Pferde anderer Fahrzeuge durch den ungewohnten Anblick leicht erschreckt und scheu gemacht werden, so ist S. R. Mathewson in Gilroy(Cal. Amerika) auf den glücklichen Gedanken gekommen, seiner neuen Tramway-Locomotive das äußere Ansehen eines Pferdes zu geben, damit die übrigen Zugthiere in demselben gleichfalls einen Collegen zu begrüßen glauben. So sehen wir denn (im Scientific American, Januar 1876 S. 51) die Abbildung eines riesigen Pferdes, welches in seinem Bauche — wie das Trojaner Pferd streitbare Männer — so hier einen completen Röhrenkessel trägt, im Hintertheile aber einen Sitz für den Locomotivführer enthält, der auch gleichzeitig die Functionen des Conducteurs in dem anzuhängenden Waggon versehen soll. Auf dem Kopfe trägt das Dampfroß eine Allarmglocke, auf der Brust eine Laterne, vor den Füßen einen Bahnräumer; Rauchfang und Dampfauspuffrohr sind glücklich vermieden, nachdem Rauchcondensator, rotirende Dampfmaschine, Dampfcondensator — alles im Bauch des Riesenpferdes untergebracht sind. Es ist daher wohl erklärlich und aus dem in unserer Quelle angeführten Holzschnitte sehr schön zu ersehen, wie das Ganze einen äußerst beruhigenden Eindruck macht und zur Nachahmung bestens empfohlen werden kann. M-M. Ersatz der Sandstreu-Vorrichtungen für Locomotiven. Ingenieur C. Heinrich von der Grubenbahn der österreichischen Staatseisenbahngesellschaft in Reschitza (Ungarn) hat sich ein Verfahren zur Erhöhung der Adhäsion von Locomotiven patentiren lassen, das als eine wesentliche Verbesserung wohl geeignet ist, in weitesten Kreisen Aufsehen zu erregen. Wie bekannt, schwankt der Betrag des Reibungscoefficienten zwischen den Locomotivtreibrädern und den Schienen in außerordentlich hohem Grade, zwischen 1/5 bis 1/15, je nachdem die Schienen trocken oder durch Nebel, Regen, Schnee feucht und schlüpfrig sind. Nachdem aber durch den Betrag dieses Reibungscoefficienten im selben Maß die disponible Zugkraft der Maschine bestimmt wird, dieselbe somit je nach der Witterung zwischen den Grenzen 1 und 3 schwanken würde, ist man bei feuchtem Wetter genöthigt, zum Befahren von Steigungen mit der normalen angehängten Last andauernd die Sandstreu-Vorrichtung zu gebrauchen. Abgesehen davon, daß hierdurch zwar die Adhäsion der Triebräder vermehrt wird, gleichzeitig aber auch der Widerstand sämmtlicher Laufräder des Eisenbahnzuges zunimmt, so ist an und für sich schon die Anbringung des unschönen, schwer und unsicher zu handhabenden Sandkastens, welcher zu dem noch das Gewicht der Maschine um 400 bis 500k vermehrt, ein Uebelstand, dessen Entfernung mit Freuden begrüßt werden muß. Dies wird durch die vorliegende Erfindung erreicht, und zwar einfach dadurch, daß vor den Treibrädern durch ein 10mm weites Röhrchen heißes Kesselwasser auf die feucht-schmutzigen Schienen gespritzt wird, welches den Schienenkopf reinigt, gleichzeitig trocknet, und dem nachfolgenden Rade seine volle Adhäsion, der Maschine somit die bei günstigster Witterung erzielbare Zugkraft wiedergibt. In einer Notiz der Wochenschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereines, 1876 S. 98 werden Versuchsresultate angeführt, welche auch vom ökonomischen Standpunkte aus die Vortheile der neuen Erfindung darthun; dieselbe ist nun schon seit einem Jahr an allen Maschinen der schmalspurigen Montanbahn in Reschitza in Gebrauch und hat sich durchgehends bestens bewährt.Beiläufig sei hier in Erinnerung gebracht, daß die Amerikaner Ortiz und Valladare (18701871 199 422) den zur Verhütung des Schleifens der Locomotivräder auf feuchten Schienengleisen gestreuten Sand durch einen dem Kessel entnommenen Dampfstrahl wegfegen, welch letzterer durch ein 1mm,6 weites Röhrchen hinter die letzten Treibräder ausgeblasen wird, ehe die Laufräder der an die Locomotive angehängten Wägen auf die bestreuten Schienentheile gelangen. G. Croßley, Hanson und Hick's Patent Wasserstandsgläser. Ein bekannter Uebelstand unserer gewöhnlichen Wasserstandsgläser besteht darin, daß in Folge des Durchscheinens der dunklen Kesselwand der Wasserstand nur undeutlich erkannt werden kann, und daß es besonders fast unmöglich ist, zu unterscheiden, ob das Glas ganz voll oder ganz leer ist. Wenn wir nun auch nicht die Ansicht der Erfinder theilen, daß dieser Mangel die meisten Kesselexplosionen verschuldet haben soll, so besitzt doch ihr neues Wasserstandsglas Interesse genug, um den Kesselbesitzern einen Versuch mit demselben zu empfehlen. Das Glas, welches im übrigen in den Dimensionen der gewöhnlichen Wasserstandsgläser gehalten ist, besitzt an seiner hintern, dem Kessel zuzuwendenden Hälfte einen weißen Emailüberzug, welcher das Licht reflectirt, bei mittlerm Wasserstand die Trennungsfläche hell beleuchtet und den vollen Wasserstand von dem niedersten Wasserstand durch die verschiedene Lichtbrechung des gefüllten oder geleerten Glases deutlich unterscheidet. Auf diese Weise kann man sich auch schon aus größerer Distanz von dem richtigen Betrieb eines Dampfkessels überzeugen. R. Stahlmaßstäbe von Chestermann in Manchester. Nach Kick (Technische Blätter, 1875 S. 259) scheinen die Chestermann'schen Stahlmaßstäbe mittels eines dem Molettiren ähnlichen Verfahrens geprägt zu sein. Die hochgravirte Prägewalze muß für jede Maßstabart eine andere sein, und wenn auch bei deren Herstellung alle Sorgfalt verwendet wird, so müssen ganz kleine Differenzen bei den Maßstäben verschiedener Länge (Art) sich herausstellen, während alle, welche mit der gleichen Walze hergestellt sind, auch genau übereinstimmen müssen. Eine Vergleichung der Maßstäbe dieser Firma bestätigte dies. Unterirdische Kabel anstatt oberirdischer Telegraphenleitungen. Durch den diesjährigen deutschen Reichshaushalts-Etat sind die Mittel bereit gestellt worden, um die etwa 160km lange oberirdische Drahtleitung Berlin-Halle, welche stellenweise 31 Drähte enthält, durch ein Kabel zu ersetzen. Bei der Etatsberathung hat der General-Postmeister erklärt, daß, wenn dieser Versuch mit Erfolg gekrönt werden würde, vielleicht schon beim nächsten Budget ein Plan über die Ausdehnung der Kabelleitungen auf alle Hauptlinien der deutschen Telegraphie vorgelegt werden könnte. Daß es indessen auf eine ganz allgemeine Beseitigung der offenen Drähte selbst bei günstigsten Erfolgen mit den Kabelleitungen nicht abgesehen ist, geht aus einer gleichzeitigen Aeußernng des jetzigen Leiters der Reichstelegraphie hervor, in welcher derselbe dem von Seiten eines Abgeordneten ausgesprochenen Wunsche, daß die offenen Leitungen in Städten sämmtlich durch Kabelleitungen ersetzt werden möchten, mit Hinweis auf den hohen Kostenpunkt lebhaft entgegen trat. Wie allgemein bekannt, sind für die ersten Telegraphenleitungen wie anderwärts auch in Preußen Kabel benützt; 1848/49 wurde der Beschluß gefaßt und in großem Maßstabe auch ausgeführt, die Hauptlinien im ganzen Staate als Kabelleitungen herzustellen; bekannt ist ferner, daß die Kabel sich damals nicht bewährten und man dann zu offenen Leitungen übergegangen ist. Einerseits die zahlreichen Mißstände, welche den offenen Leitungen anhaften, anderseits die großen Vervollkommnungen in der Kabelfabrikation, veranlaßt durch die Legung zahlreicher unterseeischer Kabel, rechtfertigen die Rückkehr zu unterirdischen Kabeln. Die Mängel offener Leitungen sind nach den Auseinandersetzungen des General-Postmeisters, kurz zusammengefaßt, etwa folgende: 1) Stromverluste, so groß, daß bei einer 450km langen Leitung die Stromstärke mitunter auf ½ der ursprünglichen reducirt wird und in Folge davon die Verbindung zeitweilig ganz aufhört; 2) Drahtbrüche und Drahtberührungen durch Temperaturwechsel; 3) häufige Zerstörungen durch Stürme, wodurch auch der Eisenbahnbetrieb in Mitleidenschaft geräth; 4) Anhängen bedeutender Rauhfrostmassen, die häufig Drahtbrüche veranlassen, weil die Eislast, welche auf eine Spannung von 75m Länge kommt, unter Umständen bis zu 1500k anwachsen kann; 5) Betriebsstörungen durch die atmosphärische Elektricität; 6) Entstehen von Nebenschließungen in der Zeit des Spätsommers durch den sogen. fliegenden Sommer, wenn dieser durch Nebel oder sonstige Niederschläge naß wird; endlich 7) die Gefahren für den Betrieb durch muthwillige und fahrlässige Beschädigung der Drähte und eine ganze Reihe kleiner, nicht speciell anzuführender Ursachen. Die frühern Mängel der Kabelleitungen (ungenügende Kenntniß des Isolirmaterials, der Guttapercha, unzweckmäßig construirte Maschinen für die Kabelfabrikation, zu wenig tiefe Legung der Kabel (450mm, in welcher Tiefe die Umhüllung der Drähte vor Beschädigungen durch Nagethiere nicht genügend sicher ist) sind jetzt genau erkannt und überwindbar. Eine im Sommer 1875 nach England entsendete Commission von Technikern hat sich derart günstig ausgesprochen, daß man nach Ansicht der Behörde jetzt mit vollem Vertrauen an die Herstellung einer Kabelleitung gehen kann. (Nach der deutschen Bauzeitung, 1876 S. 60.) Torpedo-Experimente. Die englische Admiralität beschäftigt sich seit mehreren Jahren unausgesetzt mit den großartigsten Torpedo-Experimenten und hat erst kürzlich ein ausrangirtes Kriegsschiff, den „Oberon“, diesem Zwecke geopfert. In weiterer Verfolgung desselben Zweckes soll nun eines der kolossalsten Thurmschiffe der englischen Marine, die erst vor 4 Jahren erbaute „Devastation“ den Angriffen von scharf geladenen Whitehead-Torpedos ausgesetzt werden. Hier soll aber nicht die Wirksamkeit der Torpedos, deren zerstörende Wirkung in gehöriger Nähe genügend bekannt ist, versucht werden, sondern die Verläßlichkeit einer eigenthümlichen Sicherheitsvorrichtung zur Erprobung kommen, deren Wesenheit darin besteht, daß das Schiff unter Wasser ringsum mit einem Drahtnetze umgeben wird, das an weit hervorstehenden Stangen getragen wird und jeden Torpedo auf eine Distanz von 9m vom Schiffe entfernt unfehlbar zur unschädlichen Explosion bringen soll. Sollte sich diese Zuversicht etwa doch nicht erfüllen, so könnte dieser gewagte Versuch leicht fatal für ein Schiff werden, dessen Herstellungskosten sich s. Z. in die Millionen beliefen. M. Heraklin. Nach der Deutschen Industriezeitung; 1876 S. 88 ist dies ein Sprengpulver, welches neuerdings in französischen Kohlengruben versucht wird und in Oesterreich bereits Verbreitung finden soll. Nach der französischen Patentbeschreibung von Dickerhoff enthält das Pulver Pikrinsäure, Kali- und Natronsalpeter, Schwefel und Sägespäne; es soll unschädliche Verbrennungsgase geben und verhältnißmäßig langsam abbrennen, so daß es die zu sprengenden Massen nur zerreißt, aber nicht herumwirft. Der Preis beträgt 80 Pf. pro 1k. Analyse des zur Schießpulverfabrikation bestimmten Kalisalpeters. Das von den chemischen Fabriken zur Herstellung von Schießpulver gelieferte salpetersaure Kalium ist in der Regel so rein, daß die Spuren beigemischter Salze in gewöhnlicher Weise nicht bestimmt werden können. Fresenius (Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S. 63) empfiehlt daher folgendes Verfahren. Die Wasserbestimmung wird wie gewöhnlich durch mäßiges Erhitzen einer im Platintiegel abgewogenen Probe ausgeführt. Man kann die Hitze steigern, bis der Salpeter eben anfängt zu schmelzen. Zur Bestimmung des im Wasser unlöslichen Rückstandes löst man 100g Salpeter in heißem Wasser, sammelt den Rückstand auf einem bei 100° getrockneten Filterchen, wäscht ihn aus, trocknet bei 100° und wägt. Sollte der Rückstand irgend erheblicher sein, so ist das Trocknen des Filters und Rückstandes bei 120° vorzuziehen. Zur Chlorbestimmung wird das erhaltene Filtrat mit reiner Salpetersäure angesäuert, mit etwas salpetersaurem Silber versetzt und die Flüssigkeit längere Zeit bei Lichtabschluß gelinde erwärmt. Den Niederschlag von Chlorsilber sammelt man auf einem kleinen Filterchen und bestimmt ihn in üblicher Weise entweder als Chlorsilber oder als metallisches Silber. Die maßanalytische Methode von Mohr gibt ungenügende Resultate. Bestimmung des Kalkes, der Magnesia und des Natrons. Man löst 100g des Salpeters und 1g,5 Chlorkalium (zur Zersetzung des Natriumnitrates) in etwa 100cc Wasser unter Erhitzen in einer Platin- oder Porzellanschale auf und gießt die Lösung unter Umrühren in etwa 500cc reinen Alkohols von etwa 96 Proc. unter stetem Umrühren. Nach dem Absitzen sammelt man den krystallinischen Niederschlag auf einem gut ausgewaschenen Saugfilter und wäscht ihn mit Alkohol unter stetem Absaugen aus. Das Filtrat wird zur Entfernung des Weingeistes abdestillirt, der Rückstand in wenig Wasser gelöst und nochmals mit Alkohol gefällt. Nachdem diese Operation noch einmal wiederholt ist, hat man in der weingeistigen Lösung den Gesammtgehalt an Kalk, Magnesium und Natron, neben so wenig Kalisalzen, daß nun eine Trennung des Natrons ausführbar ist. Enthält der Salpeter Sulfate, was jedoch selten der Fall ist, so würde allerdings auch schwefelsaures Calcium durch den Alkohol gefällt werden. Diese Lösung wird nun abgedampft, der Rückstand mehrmals mit Salzsäure verdampft, um die Nitrate in Chloride überzuführen, und in der filtrirten Lösung der Kalk durch oxalsaures Ammonium, die Magnesia mittels Natriumphosphat gefällt. Das Filtrat erhitzt man in einer Platinschale, um das Ammoniak zu entfernen, fetzt einen oder zwei Tropfen Eisenchloridlösung zu, neutralisirt mit Ammoniak oder kohlensaurem Ammonium bis zu ganz geringer alkalischer Reaction, erhitzt und filtrirt den aus basisch phosphorsaurem Eisenoxyd bestehenden Niederschlag ab. Das Filtrat verdampft man zur Trockne, verflüchtigt die Ammonsalze, scheidet das Chlorkalium als Kaliumplatinchlorid ab, verdampft das weingeistige Filtrat zur Trockne und zersetzt das Natriumplatinchlorid sammt dem überschüssigen Platinchlorid durch vorsichtiges Erhitzen im Wasserstoffstrom. Man zieht alsdann das Chlornatrium mit Wasser aus, verdampft die Lösung zur Trockne und berechnet das Natron aus dem gewogenen Rückstand. Ein auf diese Weise untersuchter Salpeter zeigte folgende Zusammensetzung: Salpetersaures Kalium 99,8124 Salpetersaures Natrium 0,0207 Salpetersaures Magnesium 0,0093 Salpetersaures Calcium 0,0006 Chlornatrium 0,0134 Unlöslicher Rückstand 0,0210 Feuchtigkeit 0,1226 –––––––––– 100,0000. Zur Darstellung des Platins. Die von Deville und Debray (1859 153 38) 154 130. 199. 287. 1862 165 198. 205) empfohlenen Methoden der Platindarstellung auf trockenem Wege haben in die Platin-Industrie keinen Eingang finden können, da sich der Anwendung derselben vielfache Schwierigkeiten in den Weg stellten. Die Schmelzung des Platins in größern Massen zu einem homogenen Ganzen ist keine leichte Arbeit und bietet nicht immer die wünschenswerthe Garantie, daß das Platin auch von sämmtlichen Verunreinigungen befreit wird; auch haben die Legirungen des Platins mit dem Iridium und Rhodium nicht genügende Verwendung gefunden. Daher wird bisher noch überall die Darstellung des Platins auf nassem Wege ausgeführt. Auf der Petersburger Münze wurde die Methode von Döbereiner angewendet, welche auf der Annahme beruht, daß das Platin aus Lösungen, in denen es als Chlorid enthalten ist, bei Ausschluß von Licht nicht durch Kalk gefällt wird. Es hat sich jedoch gezeigt, daß diese Annahme nicht richtig ist; es wird das Platin auch theilweise durch Kalk gefällt, und das aus der Lösung gewonnene Platin ist nicht rein, sondern noch mit Iridium gemengt. Bessere Resultate gibt das Verfahren von Schneider (1868 190 118). In der Fabrik von Heräus in Hanau wird nach I. Philipp (Amtlicher Bericht über die Wiener Weltausstellung, Heft 20 S. 999) folgendes Verfahren befolgt. Das rohe Erz wird mit einem Gemisch von 1 Th. Königswasser und 2 Th. Wasser in Glasretorten unter 314mm Wasserdruck gelöst, die Lösung eingedampft und die trockene Masse auf 125° erhitzt, bei welcher Temperatur das Palladium- und Iridiumsalz zu Chlorür reducirt werden (aus der ursprünglichen Lösung des Platinerzes in Königswasser erhält man durch Salmiak stets einen rothen Iridium- und eisenhaltenden Niederschlag). In der nun mit Salzsäure sauer gemachten und geklärten Lösung entsteht durch Salmiak ein Niederschlag von reinem Platinsalmiak, während Iridiumsalmiak sich beim Eindampfen der Mutterlaugen abscheidet. Aus der nach der Fällung des Platinsalmiaks verbleibenden Lösung werden die Metalle durch Eisendrehspäne gefällt; der durch Salzsäure vom überschüssigen Eisen befreite Niederschlag wird aufs Neue in Königswasser qelöst; aus der Lösung erhält man durch Salmiak eine neue Menge Platin- und Iridiumsalmiak. Der aus dem Platinsalmiak durch Glühen erhaltene Platinschwamm wird gepreßt, alsdann in Stücke zerbrochen und im Kalktiegel mit überschüssigem Sauerstoff zusammen geschmolzen. Das meiste im Handel vorkommende Platin ist nicht rein, sondern enthält, wie die russischen Münzen, bis 2 Proc. Iridium — eine Beimengung, welche das Platin besonders geeignet für Geräthe macht. Zur Darstellung der das Platin begleitenden Metalle, Palladium, Rhodium, Ruthenium, Osmium und Iridium, werden, die bei der Platindarstellung erhaltenen Mutterlaugen eingedampft, wobei sich Iridiumsalmiak mit wenig Platin ausscheidet. Die concentrirte Lauge wird einige Zeit bei Seite gestellt, vom ausgeschiedenen Iridiumsalmiak getrennt, verdünnt und mit Zink gefällt. Der Niederschlag wird mit Salzsäure digerirt, gewaschen und geglüht. Königswasser löst aus demselben Palladium und eine kleine Menge Gold auf, während unreines Rhodium zurückbleibt. Die Lösung wird mit Ammoniak übersättigt und durch Salzsäure das Palladium ausgefällt. Der Rückstand vom Auflösen des Platins, der bei russischem Platin durchschnittlich gegen 8 Proc. beträgt, wird, um ihn mürbe zu machen, geglüht, gemahlen und geschlämmt, um den größten Theil von Eisen, Gangart etc. zu entfernen. Der Staub, der jetzt noch 2 bis 3 Proc. vom ursprünglichen Erz beträgt, wird mit gleichen Theilen eines Gemisches aus Borax und Salpeter geschmolzen, bis die Masse ruhig fließt. Nach Behandlung der zerriebenen Schmelze mit Salzsäure und Wasser bleiben vorzugsweise die Platinmetalle zurück. Dieselben werden mit der doppelten Menge Zink im Graphittiegel legirt, die erhaltene Legirung wird zerstoßen und gemahlen und durch Salzsäure vom Zink befreit. In Röhren aus hessischem Thon mit gläsernen Vorlagen wird die Masse durch Chlor aufgeschlossen. Man erhält auf diese Weise, neben einer kleinen Menge Platin, Iridium- und Osmiumchlorid. Aus dem im Wasserstoffstrome geglühten Rückstande wird durch Schmelzen mit Aetzkali und Salpeter das Ruthenium ausgezogen. Ueber den Lackmusfarbstoff; von Wartha. Behandelt man den käuflichen Lackmus mit gewöhnlichem Weingeist, so erhält man eine trübe, blauviolette Flüssigkeit, aus welcher sich beim Kochen Indigo als feines Pulver absetzt, während ein schön roth, oder bei manchen Sorten grün fluorescirender Farbstoff, der gegen Säure indifferent ist, in Lösung bleibt. Die auf diese Weise behandelten, zurückbleibenden Lackmuswürfel werden nun mit destillirtem Wasser übergossen und mindestens 24 Stunden hingestellt, worauf die tiefgefärbte Lösung abgegossen und auf dem Wasserbade eingedampft wird. Der zurückbleibende Farbextract wird einigemale mit absolutem, etwas Essigsäure enthaltendem Alkohol behandelt und weiter eingedampft, wodurch das Wasser so vollständig entfernt wird, daß der trockene, spröde Rückstand sich pulvern läßt. Das erhaltene braune Pulver wird nun mit absolutem, essigsäurehaltigem Alkohol extrahirt, wobei große Mengen eines scharlachrothen — mit Ammoniak nicht blauen, sondern purpurroth werdenden — ganz dem Orcëin ähnlichen Farbstoffes entfernt werden. Dadurch wird der zurückbleibende Lackmusfarbstoff so empfindlich, daß man damit die im Brunnenwasser enthaltenen kohlensauren alkalischen Erden gerade so genau titriren kann wie mit Cochenilletinctur, was mit der nach der bisher üblichen Weise hergestellten Lackmustinctur nicht ausgeführt werden konnte. Der in absolutem essigsaurem Alkohol unlösliche braunrothe Farbstoff wird nun in Wasser gelöst, filtrirt, im Wasserbade zur Trockne verdampft und schließlich durch mehrmaliges Befeuchten mit reinem, absolutem Alkohol und abermaligem Verdampfen jede Spur von Essigsäure entfernt. Der nun zurückbleibende, spröde, zu einem braunen Pulver leicht zerreibbare Körper ist der im Wasser mit röthlichbrauner Farbe lösliche, höchst empfindliche Lackmusfarbstoff. (Nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 217.) Ueber Resorcinschwarz; von Rudolf Wagner. Das Resorcin, welches, seitdem es fabrikmäßig durch Schmelzen der Benzoldisulfonsäure mit Kaliumhydroxyd dargestellt wird, die Aufmerksamkeit der technischen Chemiker auf sich gelenkt, zeigt, mit gewissen Reagentien zusammengebracht, eigenthümliche Farbenerscheinungen, die den Beweis liefern, daß das Resorcin nicht nur als Ausgangsproduct für die Darstellung des Fluoresceïns und des Eosins von Interesse ist. Versetzt man eine wässerige Lösung von Resorcin mit Kupfersulfat und setzt dann so viel Ammoniak hinzu, daß der anfänglich entstandene Niederschlag sich wieder auflöst, so erhält man eine tiefschwarze Flüssigkeit, mit welcher Wolle und Seide schwarz gefärbt werden kann, und die vielleicht auch als schwarze Tinte zu verwenden ist. (Deutsche Industriezeitung, 1876 S. 4.)