Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 283
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Miscellen. Miscellen. Der Arbeitsverbrauch für Blechbiegmaschinen; von Prof. Dr. E. Hartig. Der Verfasser (Civilingenieur, 1876 S. 79) berichtigt einen Rechenfehler, welcher bei der Berechnung des Coefficienten α in der Formel Textabbildung Bd. 220, S. 283 Meterkilogramm“ für den Arbeitsverbrauch beim Rundbiegen schmiedeiserner Stäbe und Platten (vgl. 1874 212 275) sich eingeschlichen hat. Dieser Coefficient hat nämlich den wahrscheinlichsten Werth α = 0,075 (und nicht 0,75). Der an gleicher Stelle angegebene Coefficient für rothwarmes Eisen (α = 0,10), welcher hiermit nicht im Einklang steht, ist als unsicher zu betrachten, weil zu seiner Herleitung nur ein einziger Versuch vorlag. (Diese Berichtigung bezieht sich zugleich auf S. 224 und 225 des bekannten Hartig'schen Berichtes „Versuche über Leistung und Arbeitsverbrauch der Werkzeugmaschinen“. Leipzig 1873. G. Teubner.) Hydraulische Hebevorrichtungen. Der Moniteur universel belge, Februar 1876 S. 89, bringt verschiedene Abbildungen eines in Amerika von Lane und Bodley in Cincinnati eingeführten Aufzuges, welcher einige interessante Punkte darbietet. Der Betrieb des Aufzuges geschieht mittels des Druckwassers der städtischen Wasserleitung, wie dies nun fast in allen größern Städten zur Verfügung steht. Der Arbeitscylinder wird im Keller des Gebäudes, welches mit dem Aufzug versehen werden soll, in horizontaler Lage angebracht, die Kolbenstange trägt eine Traverse, welche mittels Rollen auf zwei Führungen läuft und auf einer Welle drei oder mehr Seilscheiben frei beweglich trägt. Am Ende der Traversenführung ist in festen Lagern eine zweite fixe Welle gelagert, auf welcher die gleiche Anzahl von Seilscheiben frei drehbar angebracht ist. Ueber diese Seilscheiben ist nun ein Seil gewunden, das am einen Ende in dem Gestelle der Maschine befestigt ist, dann abwechselnd über eine Trommel der mit der Traverse verbundenen und der feststehenden Welle gelegt wird und zuletzt von der letztern Trommel der feststehenden Welle zur Spitze des Aufzuges, hier über eine Rolle und endlich zu der auf- und niedersteigenden Platform geht. Beim Einlassen von Druckwasser in den Arbeitscylinder geht die mit der Kolbenstange verbundene Traverse mit der einen Hälfte der Seilscheiben vor oder zurück und bewegt somit die Platform um das Sovielfache des Kolbenhubes, als es Seilscheiben gibt, wie dies eben der Construction dieses Flaschenzuges entspricht. Die Zuleitung oder Absperrung des Druckwassers für den Arbeitscylinder geschieht durch ein entlastetes Kolbenventil, das durch Zahnrad, Kettenrolle und eine längs der Platformführung durch alle Stockwerke laufenden Kette von jeder Stellung der Platform aus regulirt werden kann. Insoweit bietet dieser Aufzug, außer der etwas veränderten Disposition des Flaschenzuges, nichts wesentlich neues dar; dagegen ist hier ein einfaches Mittel angewendet, um den Aufzug für verschiedene Leistungen zu adaptiren. Selbstverständlich ist, je größer die Zahl der Rollen, desto geringer der Weg des Kolbens für eine gleiche Förderhöhe, nm so größer aber auch die vom Kolben zu leistende Arbeit. Nachdem dieselbe jedoch durch die Spannung des Druckwassers ein für allemal begrenzt ist, so haben Lane und Bodley eine Vorrichtung angebracht, um eine wechselnde Zahl von Seilscheiben in die Traverse einzuschalten. Wenn beispielsweise fünf Scheiben auf der fixen Welle angewendet werden, so ordnen sie in der Traverse nur drei Seilscheiben an, zwei weitere Scheiben aber sind in einem eigenen Rahmen gelagert, werden jedoch gleichwohl von dem Seile umschlungen. Wird dieser zweite Rahmen durch dazu bestimmten Klauen mit der vom Kolben bewegten Traverse verbunden, so ist die Uebersetzung des Aufzuges zehnfach, und die Last darf somit (abgesehen von den Reibungswiderständen) nur ein Zehntel der Kolbenkraft betragen; dagegen beträgt auch der Kolbenweg nur ein Zehntel des Lastweges, und es wird dem entsprechend weniger Druckwasser verbraucht. Wird hingegen die Last größer, so wird die Verbindung des die zwei beweglichen Scheiben tragenden Rahmens mit der Traverse gelöst, erstere bleiben beim Ausgange des Kolbens bei der fixen Welle zurück, die Zahl der ausgehenden Scheiben beträgt nur drei und somit auch der Druck auf den Kolben nur das Sechsfache der gehobenen Last. Der Weg des Kolbens dagegen ist nun ein Sechstel des Lastweges und erfordert somit eine größere Menge zuströmenden Druckwassers. Fr. Locomotive mit Wasserrad. Diese merkwürdige Combination zweier so fern stehender Begriffe soll nach der Scientific Press in den Bergwerksbezirken Californiens thatsächlich zur Anwendung kommen. Dort befinden sich nämlich zum Herabschwemmen des in den Bergen gefällten Holzes meilenlange, aus Holz gezimmerte Wassercanäle, auf deren Kanten die vier Laufräder der hydraulischen Locomotive geführt werden sollen, während in dem Strom selbst zwei Schaufelräder hineinragen, die auf je einer der beiden Laufachsen festgekeilt sind. Das Wasser schlägt gegen die Schaufeln an, versetzt hierdurch die Achsen in Drehung und befördert so, selbst hinabfließend, die Locomotive nebst ihrer angehängten Last nach aufwärts. Die Sache ist nicht unmöglich, dürfte sich aber kaum als rationelles Förderungsmittel bewähren. R. Explosion von Howard's Sicherheitsdampfkessel. Wir entnehmen dem Engineering, Januar 1876 S. 6 einen Bericht Fletcher's, des bekannten Chefingenieur der Steam Users'Association in Manchester, über eine Dampfkesselexplosion in Blakburn. Dieselbe fand am 24. November v. I. im Jackson'schen Etablissement statt, wo vier Howard-Kessel (* 1874 214 11) aufgestellt sind. Der vierte Kessel, von links nach rechts gezählt, explodirte. Bei diesem zerriß von den sieben untersten, neben einander, direct über dem Feuer gelegenen Röhren das rechte neben den mittelsten. Durch diesen Riß strömte sowohl Wasser als Dampf, nicht nur vom Kessel Nr. 4, sondern auch von den gleichzeitig in Betrieb befindlichen Kesseln Nr. 1 und 3, während der Kessel Nr. 2 sich in Reparatur befand. Das ausströmende, mit Dampf gemischte Wasser durchbrach das Mauerwerk, riß das Speiserohr und Ventil weg, drang nach rückwärts und verbrühte dort zwei Mann tödlich. Drei Wochen vor der Explosion wurde der übrigens ganz neue Kessel durch hydraulischen Druck auf 26at probirt. Zerreißversuche, welche Fletcher mit einem Theile des zerrissenen Rohres vornahm, ergaben eine durchschnittliche Zugfestigkeit in der Walzrichtung von 29k,2 und senkrecht zu derselben von 24k,9 pro 1qmm. Vergleicht man die Festigkeit des Materials senkrecht zur Walzrichtung mit der größten Beanspruchung des Materials von 2k,3 pro 1qmm bei einer Spannung von 10at, der Maximalspannung im Betriebe, so erhellt daraus, daß durch Schwächung des Materials in der Structur der Bruch der Röhre nicht erfolgt sein kann. Fletcher betrachtet nun als nachgewiesen, daß die Ursachen, welche gewöhnlich eine Dampfkesselexplosion herbeiführen, nämlich: Ueberhitzung durch Wassermangel, Schwächung der Bleche durch Corrosion, anormale hohe Dampfspannung, Untauglichkeit des Materials, im vorliegenden Falle nicht stattgefunden haben, und sucht die Gründe der Explosion in folgenden den Howard-Kesseln eigenthümlichen Verhältnissen. Bei diesen Kesseln sind die Röhren ganz mit siedendem Wasser gefüllt, und muß sich der entwickelnde Dampf längs der Röhren, die gegenüber andern Kesselsystemen einen kleinen Durchmesser haben, seinen Weg erkämpfen, — ein Vorgang, welcher das Mitreißen einer beträchtlichen Wassermenge bedingt und um so heftiger ist, je mehr die Feuerung forcirt wird, je geringer die Dampfspannung, wegen der Vergrößerung des Dampfvolums, und je dichter das Wasser durch Beimengung von Salzen und andern Körpern bei der Speisung gemacht wird. Ein Blick auf die Construction des Kessels zeigt, wie schwer das Entweichen aus den untersten, im Verhältniß zu ihren langen, sehr engen und überdies nahezu horizontalen Röhren ist, wozu noch kommt, daß der Dampf nur an einem Ende der Röhre entweichen kann und das Speisewasser denselben Weg nehmen muß. Durch alles dies sei die Wirkung Unregelmäßigkeiten überliefert, für welche schon die großen Schwankungen des Wassers im Wasserstandsglas Beweis sind. — Es sei zwar richtig, daß die Speisung vorn an dem Kessel geschieht, daß das Speisewasser direct in die untersten Röhren eingeführt wird und den ganzen Kessel passiren muß. Dies schwäche aber die oben erwähnte Ansicht nicht ab, indem es erstens nicht bestimmt ist, ob das Speisewasser durch alle sieben Röhren geht, ferner wird nicht immer gespeist, und es kann da der Fall eintreten, daß der Dampf das Wasser aus den Röhren reißt. — Es sei sonach denkbar, daß die untersten Röhren nur halb oder noch weniger mit Wasser gefüllt und dann einer derartigen Ueberhitzung ausgesetzt sind, daß sie dem Drucke nicht widerstehen können. — Daß die untersten Röhren der Howard-Kessel Risse bekommen, sei bei mehreren andern Kesseln dieser Construction coustatirt worden — so bei dem Kessel Nr. 2 der erwähnten vier Kessel, ferner in Northwich, wo Fletcher sich auch durch Einführung schmelzbarer Propfen überzeugt haben will, daß die untersten Röhren überhitzt gewesen. In Folge dieser Beobachtungen warnt Fletcher die Dampfbenützer vor der Gefahr, welche der Howard-Patent-Sicherheitskessel biete. Maschine zum Imprägniren von Leder mit Fettstoffen; von August Frey Söhne in Wien. Das Imprägniren der weißgaren Geschirrleder mit Fett ist ebenso wie die Herstellung des gedrehten fettgaren Leders für Näh- und Schlagriemen eine recht mühsame und zeitraubende Arbeit, besonders wenn dieselbe mit den bis jetzt vorhandenen, noch ziemlich primitiven Vorrichtungen ausgeführt wird. Die Firma August Frey Söhne in Wien hat daher eine Maschine gebaut, welche nach dem Gerber, 1876 S. 451 für obigen Zweck ganz geeignet zu sein scheint. Auf der drehbaren horizontalen Hauptwelle sitzt centrisch fest ein Korb, welcher aus zwei runden verticalen Scheiben und mehreren, durch dieselben geschobenen, runden Horizontalstäben besteht. Die Hauptwelle kann durch ein Rädervorgelege mittels Riemenscheiben oder Handkurbel vorwärts und rückwärts gedreht werden. Um das Aufnehmen größerer oder kleinerer Häute zu gestatten, läßt sich der Korb durch Verstellen der Stäbe in verschiedene Löcher vergrößern oder verkleinern. Die Hauptwelle hat innerhalb des Korbes eine mittels Schraube schließbare Einspannvorrichtung zum Festhalten der Haut. Die Manipulation mit der Maschine ist folgende: Die zu bearbeitende Haut wird mit Fett oder Schmiere bestrichen, mit dem Kopfende zwischen den Korbstäben in die Einspannvorrichtung gebracht und eingeklemmt. Nachdem dies geschehen ist, wird die Maschine in Bewegung gesetzt und durch die rotirende Bewegung der Hauptwelle die Haut in den Korb hineingezogen und aufgewickelt. Sobald die Haut vollständig aufgewunden ist, wird die Maschine entgegengesetzt bewegt, wobei sich die Haut von innen nach außen verkehrt um die Welle aufwickelt. Zu berücksichtigen ist, daß der Korb so groß gestellt wird, daß die Haut denselben ausfüllt. Durch dieses Hin- und Herdrehen wird die Haut wie beim Krispeln fortlaufend an allen Stellen überrollt und reiben sich dabei die mit Fett bestrichenen Hautflächen an einander. Dieses abwechselnde links und rechts Abwickeln der Haut wird so lange fortgesetzt, bis dieselbe vollkommen mit Fett imprägnirt ist, was in sehr kurzer Zeit erreicht wird. Zur Anwendung des Ozons. De Carvalho empfiehlt zur Desinfection ungesunder Luft Wohnzimmern, dieselbe mit Hilfe eines Aspirators durch eine Röhre zu leiten, um sie der Einwirkung dunkler elektrischer Entladungen auszusetzen. Er glaubt, daß die so ozonisirte Luft völlig unschädlich sei. Thenard warnt vor Anwendung des Ozons, da dieses eines der heftigsten Gifte sei, welches in unseren Laboratorien hergestellt werde. Uebrigens seien unsere Kenntnisse über das Ozon noch so mangelhaft, daß es leichtsinnig wäre, dasselbe als Heilmittel anwenden zu wollen. (Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 157.) Quarz zur Verfälschung von Kleesaat. F. Nobbe (Oesterreichisches landwirthschaftliches Wochenblatt, 1876 S. 1) berichtet, daß bei Lieben (in der Nähe von Prag) sich eine Fabrik von Quarzsteinchen findet, welche zur Verfälschung böhmischer Kleesaat verwendet werden. Dieselbe liefert 5 Sorten „Kleekies“ zu folgenden Preisen: 1) Ungefärbter lichtgrauer Kies „für Rothklee“. Von der Größe der Rothkleesamen. Sämmtliche Steinchen passiren ein Sieb mit 2mm Lochweite; kaum 1 Proc. derselben geht durch 1mm weite Oeffnungen. 100k kosten 9 M. 2) Ungefärbter grauer Kies „für Rothklee“. Etwas dunkler als voriger, in der Größe übereinstimmend. 100k kosten 9 M. 3) Dunkelgrün gefärbter Kies „für Roth- und Grünklee“. Größe und Form der beiden vorigen Sorten. 100k kosten 14 M. 4) Dunkelgrün gefärbter Kies „für schwedischen Klee“. Körnelung etwas schwächer als bei obigen drei Sorten. 100k kosten 17 M. 5) Schwefelgelb gefärbter Kies „für Weißklee“, von gleicher Größe mit Nr. 4, in Gestalt, Größe und Farbe sehr ähnlich den berüchtigten Hamburger „Weißkleesteinen“, nur etwas dunkler als diese. 100k kosten 16 M. Sämmtliche fünf Sorten, von Natur etwas abgerundet, sind mit großer Sorgfalt gesiebt und gefärbt, so daß der Zweck der Täuschung nur zu sicher erreicht wird. Es war z. B. ein künstlich hergestelltes Gemenge von 5g der Steinchen Nr. 5 mit 15g reinem Weißklee (Trifolium repens), also ein Zusatz von 25 Proc. der Steine selbst von guten Samenkennern bei geschärfter Aufmerksamkeit nicht leicht von reinem Weißklee zu unterscheiden, und muß eine Mischung von dieser Höhe dem unbefangenen Auge des Käufers ohne Zweifel gänzlich entgehen! Als Farbstoffe werden Chromlack und Berlinerblau verwendet. Ueber eine neue Bildungsweise aromatischer Aldehyde; von K. Reimer. Mischt man Phenol und Chloroform mit einem Ueberschuß von Alkalilauge (man wendet auf je 1 Mol. Phenol und Chloroform am besten 4 Mol. Natriumhydrat an), so tritt beim Schütteln nach einiger Zeit, rascher bei gelindem Erwärmen, eine heftige Reaction ein, welche man durch Abkühlen mäßigen muß. Man steigert schließlich die Temperatur, um die R action zu Ende zu führen, und destillirt hierauf das unzersetzte Chloroform ab. Setzt man nun eine starke Säure hinzu, so scheidet sich ein Oel aus, das deutlich den Geruch der salicyligen Säure zeigt, und welches mit Wasserdämpfen leicht übergeht. Das auf letztere Weise gereinigte Product gibt mit saurem schwefligsaurem Natrium eine schwerlösliche, krystallisirbare Verbindung und kann so vom anhaftenden, unveränderten Phenole befreit werden. Aus der Natriumhydrosulfitverbindung scheidet verdünnte Schwefelsäure ein Oel ab, welches nach dem Trocknen genau bei dem Siedepunkt des Salicylaldehyds destillirt. Dasselbe wurde durch die Elementaranalyse, sowie durch das charakteristische Verhalten gegen Eisenchlorid (violette Färbung) und Natriumhydrat (gelbe Färbung) unzweifelhaft als salicylige Säure erkannt. Die im Vorstehenden beschriebene Reaction läßt sich durch die folgende Gleichung veranschaulichen: C6H5ONa + 3 Na H O + CH Cl3 = C7 H5 O2 Na + 3 Na Cl + 2 H2 O. Versuche mit andern Phenolen haben ergeben, daß die obige Reaction eine allgemeinere ist; aus Cresol erhält man z. B. unter sonst gleichen Bedingungen ebenfalls einen Aldehyd, aus Guajacol Vanillin. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 423.) Ueber das Schwefeln in der Wollbleiche; von I. Delong. Nach des Verfassers Mittheilungen (Moniteur de la teinture, 1876 S. 5) läßt sich das Bleichen der Wolle und Wollgewebe mittels gasförmiger schwefliger Säure mit Vortheil durch das Verfahren von Pion ersetzen, welcher die Wolle in eine mit Salzsäure versetzte Lösung von einfachschwefligsaurem Natron legt. Das schwefligsaure Salz wird in großen Krystallen in das Bad gegeben, damit seine Lösung im Wasser und damit seine Zersetzung durch die Salzsäure allmälig vor sich gehe und die Wolle möglichst lang dem Einfluß der freien schwefligen Säure ausgesetzt sei. Ganz gelbe und ordinäre Wolle erhält auf diese Weise ein eben so schönes als dauerhaftes Weiß. Rascher gestaltet sich das Bleichverfahren bei Anwendung von doppeltschwefligsaurem Natron, welches im Handel unter dem Namen „Leukogen“ vorkommt. Man füllt eine Holzkufe mit einer wässerigen 5proc. Lösung des Salzes, fügt, um die Reaction einzuleiten, etwas Salzsäure hinzu (2 bis 3 Proc. des angewendeten Leukogens)und legt hierauf die Wolle ein, welche aus dieser Flüssigkeit nach verhältnißmäßig kurzer Zeit als vollkommen gebleicht herausgenommen und zum Trocknen an die Luft gehängt werden kann. Kl. Haïtra, ein neues Appreturmittel. Unter der in England und auch sonst im Handel üblichen Benennung „Isenglaß“ wurde in Frankreich ein vegetabilisches Product patentirt, das in seiner Heimath, in China und Japan, unter dem Namen Haïtra bekannt ist. Dasselbe stammt von einer in den dortigen Meeren vorkommenden Alge her und wird als Verdickungsmittel für Farben und als Appreturmittel für Seide, Wolle und Baumwolle empfohlen. Nach dem Moniteur de la teinture, 1876 S. 17 wird es vor dem Gebrauch mit Wasser abgewaschen, dann mit seinem 60- bis 80fachen Gewicht Wasser in einem geschlossenen Gefäß bei 120 bis 130° verkocht. Man erhält alsdann eine Paste, welche den Vortheil bietet, daß sie sich, weil ohne alle fremden Beimengungen, gut aufbewahren läßt, und die auf dem Gewebe nach dem Trocknen festhaftet, so daß der Appret durch kaltes Wasser nicht entfernt werden kann. Letztere Eigenschaft, wie auch das übrige mit Payen's Gelose und dem Haï-Thao übereinstimmende Verhalten, sowie die fast gleichlautenden Bezeichnungen lassen vermuthen, daß die beiden Producte Haïtra und Hai-Thao (1875 218 522) mit einander identisch sind, wie letzteres nach E. Jacobsen(Industrieblätter) mit der bekannten chinesischen Gelatine oder Agar-Agar gleichbedeutend sein soll. Kl. Ein neuer Farbstoff aus künstlichem Alizarin, bereitet von Rosenstiehl. Durch Einwirkung von salpetriger Säure auf trockenes künstliches Alizarin entsteht ein Product, welches nach der Behandlung und Isolirung mittels Chloroform in gelben, metallglänzenden Blättchen erhalten wird. Dasselbe färbt Thonerdemordant gelb, Eisenmordant rothviolett. Die Farben halten sich nicht blos in kochender Seifenlösung, sondern gewinnen in derselben noch an Leben. Am vortheilhaftesten wird, wie beim Purpurin, mit destillirtem Wasser oder auch unter Zusatz von essigsaurem Kalk gefärbt. Nach der Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmung (die Stickstoffbestimmung ist noch nicht ausgeführt) glaubt Rosenstiehl (Bulletin de Mulhouse, 1876 S. 160), daß dem neuen Farbstoff die Formel des Nitroalizarins zukomme. Kl. Vorrichtung zur graphischen Darstellung der Mondbahn; von C. A. Grüel in Berlin. Die längst bewährte Einrichtung unserer Tellurien zur Erläuterung der Bewegungen der Erde und des Mondes nebst deren Consequenzen in Bezug auf Beleuchtung, Finsternisse, Jahreszeiten, hat wegen der nothwendigen Zusammendrängung der drei Himmelskörper bei solchem Modell nur den Mangel, daß der Mondlauf in einer ungetreuen Nachbildung zur Anschauung gelangt und die Vorstellung erweckt, als beschreibe derselbe in sich selbst zurückkehrende Curven. Es sollte deshalb beim Unterricht der wahre Sachverhalt wohl hervorgehoben werden, was oft nicht geschieht; selbst in mehreren populären Büchern ist die Bahnlinie unrichtig gezeichnet. Deshalb glaube ich einen einfachen und billigen Apparat (Preis 7 M.) empfehlen zu dürfen, welcher Erd- und Mondbahn gleichzeitig aufzeichnet. Letztere ist von einem Kreise nur wenig verschieden; es beschreibt sogar der Mond um die Zeit des Neumondes, wo er der Sonne näher steht, eine Curve, welche der Sonne ihre concave Krümmung zukehrt, was sich leicht durch Vergleichung der Radien der Erd- und Mondbahn ergibt. Das Verhältniß dieser beiden Größen ist nahe = 400 : 1. Demnach beträgt die Abweichung des Mondes von der Erdbahn nur 1/400 der letztern. Es tritt hinzu, daß wir im Jahre noch nicht 13mal Vollmond haben. Würde der Mond mehrere hundert Mal während des Jahres um die Erde rotiren, so könnten allerdings in sich verschlungene Curven entstehen. Die Annahme von entstehenden Epiciklen bei der Mondbahn ist auch nicht präcise, da vermöge der starken Attraction der Sonne gerade der Mond mehreren sehr beträchtlichen Störungen unterliegt. Nitrophosphatdünger. Prof. Märcker wies bereits vor einigen Jahren nach, welch großartiger Schwindel mit der Einführung theils geringwerthiger, theils schädlich wirkender Düngmittel von England nach Deutschland getrieben wird. Das neueste derartige Product einer Londoner Gesellschaft, dessen Vertrieb für Deutschland Wilckes in Deutz übernommen hat, enthält nach einer von der Versuchsstation in Darmstadt ausgeführten Analyse 1,65 Proc. Stickstoff, 5,9 Proc. Phosphorsäure, 33 Proc. organische Stoffe. 100k dieses Nitrophosphatdüngers werden mit 17,5 M. verkauft, während der reelle Werth kaum 7 M. beträgt. (Biedermann's Centralblatt, 1876 Bd. 1 S. 252.) Berichtigungen. In diesem Bande ist zu lesen: In der Beschreibung der Stone'schen Schiffspumpe, S. 127 Z. 2 v. o. „180c statt „90°“. In Ebell's Abhandlung über die Krystallisation von Metalloxyden aus dem Glase, S. 155 Z. 8 v. u. „150g statt „150 Th.“ — S. 157 Z. 10 v. u. Natriumcarbonat statt „Natroncarbonat“ — S. 159 Z. 1 v. o. rundum statt „rund und“ — S. 160 Z. 1 v. u. krystallinischen und amorphen statt „erscheinen kann.“ In der Beschreibung des Plagge'schen Petroleum-Hohofens, S. 214 Z. 6 v. o. Silicium statt „Silicaten“. In Lunge's Abhandlung über Jones und Walsh' Verfahren zur Sulfatfabrikation, S. 234 Z. 12 v. o. „in“ statt „an“ — S. 235 Z. 15 v. o. „bis“ statt „zu“ — S. 236 Z. 14 v. u. einen Ofen statt „drei Oefen“.