Titel: Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Autor: E. Gad
Fundstelle: Band 305, Jahrgang 1897, S. 2
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Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. Von E. Gad. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. Die Berliner Gewerbeausstellung 1896 zeigte die Probe eines bohrtechnischen Unternehmens, das voraussichtlich jetzt in seinem ganzen Umfange zur Durchführung kommen wird. Es handelt sich um den von der Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen in Berlin zwischen Stralau und Treptow bei Berlin 160 m lang ausgeführten Probetunnel, von denen 35 m unter dem Spreebett liegen. Die genannte Gesellschaft hat durch diese Ausführung auf dem ihr zur Verfügung gestellten Gelände den Beweis erbracht, dass die von ihr angewandten Mittel volle Gewähr für die Anlage eines Untergrundtunnels unter den Häusern der Stadt her zu Zwecken einer elektrischen Untergrundbahn bieten. Textabbildung Bd. 305, S. 1 Fig. 1.Berliner Untergrundtunnel. Die Spree hatte an der Versuchsstelle im Wasserspiegel etwa 200 m und in der Flussohle 130 m Breite und eine Maximaltiefe von 3,30 m. Der kreisrunde Tunnel (Fig. 1) von 4 m lichter Weite lag mit seiner Sohle 10,7 m unter dem mittleren Wasserspiegel. Die Wandung des Tunnels bestand aus gusseisernen Platten a von Krupp, 1 cm stark und 65 cm breit, mit nach innen gepressten Flanschen b, und zu je 9 Stück mittels Schraubenbolzen zu je einem vollen Ring verbunden. Zur Erleichterung des Einbauens wurde zwischen zwei Platten eines jeden Ringes ein Passstück eingesetzt. Zwischen je zwei Ringen standen die Versteifungsringbleche c mit ihren Aussenkanten 5 cm über die Ringwand nach aussen über, während sie mit ihren Innenkanten 1,5 cm hinter den Planschenkanten b nach innen zurückblieben. Die Flanschen fugen wurden durch einen Asphaltanstrich gedichtet, und beide Ringwände mit einer Cementschicht, aussen 8 cm, innen 10 cm stark, bedeckt, so dass das ganze Eisenwerk gegen Witterung Schutz erhielt. Die Aussenrippen c dienten zugleich zur Führung des Vortreibschildes d. Das Vortreiben des flusseisernen Schildes geschah durch die sich gegen ihn stützenden hydraulischen Pressen e von 12,5 cm Durchmesser mit einem Gesammtdruck von 900 t. Hierbei wurde der anstehende Boden hinter der etwa 45° geneigten geschlossenen Brust f des Schildes durch Oeffnungen g, die mittels Schiebethüren mit Zahnradbewegung in der Brust f beweglich waren, hineingewonnen und durch einen mit Druckwasser gespeisten Ejector durch eine Röhrenleitung zu Tage gefördert. Ausserdem war die Brust f mit in Kugellagern drehbaren Stopfbüchsen zur Durchführung von Sonden, Bohrern, Meisseln u.s.w. versehen, von welchen Instrumenten aber keine bei dem gleichmässigen Schwimmsand der Arbeitsstelle in Anspruch genommen wurden. Natürlich musste das Schild d unter einem der Wasserspiegelhöhe entsprechenden Luftüberdruck von etwa 1 at stehen. Zu diesem Zweck waren im fertigen Tunneltheil und im Schild je eine Scheidewand h und eine Luftschleuse i angebracht, von denen Wand und Schleuse im fertigen Tunneltheil beim Fortgang der Arbeit entsprechend nachgerückt werden mussten. Bemerkenswerth ist, dass bei der Arbeit unter dem Wasserspiegel ein Theil der Druckluft aus Fugen und Arbeitsöffnungen ausdrang und ein lebhaftes Sprudeln auf der Wasseroberfläche der Spree hervorrief. Einen weiteren nachtheiligen Einfluss auf die Arbeit hatte diese Erscheinung nicht. Etwas bedenklicher erschien der Umstand, dass es schwer hielt, das Vordringen des Schildes im Einklang mit der Abräumung des Bodens zu halten. Im Allgemeinen ging letztere schneller von statten als ersteres und hatte ein Nachsinken des Bodens zur Folge, das sich bis über Tage merkbar machte. Diesem Uebelstande muss natürlich beim Bohren unter dem Häuserterrain sorgfältig vorgebeugt werden. Dagegen trat beim Oeffnen der Schildbrust ein Hereinfliessen des schwimmenden Gebirges nicht ein, vielmehr zeigte sich der anstehende Sand ziemlich trocken und standfest, was auf ein Ausdrängen des Wassers beim Vordringen des Schildes schliessen lässt. Es war beim Vordringen des Schildes auch der leere Raum hinten bei k zu beachten, der, um ein Nachsinken des Gebirges zu verhindern, durch Bohrlöcher in den Ringen a mit Cement oder besser mit Sand vollgespritzt wurde. Schliesslich erhielten der fertige Tunnel, sowie das Schild eine entsprechende Belastung durch Eisenmasseln, um einem Auftrieb nach oben vorzubeugen. Um den Tunnel in jeder beliebigen Richtung vortreiben zu können, diente die Anordnung nach dem Patent des Eisenbahndirectors Mackensen, die darin bestand, dass der vordere Theil l des Schildes gegen seinen hinteren Theil in Kugelflächen m mittels der Spannschrauben n einstellbar war. Der Tunnelbau erforderte zwei grössere Locomobilen, einen stehenden Dampfkessel, vier Luftpumpen, drei Wasserdruckpumpen, eine Wasserförderpumpe, eine Dynamo und eine grössere Accumulatorenbatterie für die elektrische Beleuchtung. Diese Apparate waren in einem Maschinenhause am Mundloch untergebracht, von wo aus zwei Luftleitungen, drei Druckwasserleitungen, sowie die elektrischen Licht- und Fernsprechleitungen durch den Tunnel bis vor Ort gingen, woselbst die eisernen Rohrleitungen behufs Gestattung des Vortriebs teleskopisch geführt waren. Der Vortrieb betrug, ohne jede Belästigung von Beamten und Arbeitern, 1 bis 2 m für 1 Tag. Textabbildung Bd. 305, S. 2 Jahr; Grube; Schachtabmessungen ohne Cuvelage; Tiefe bis zum festen Gebirge; Dauer des Gefrierverfahrens; Bemerkungen; Archibald; 1475 Francs Kosten für das laufende Meter; Michalkowitz; Konnte nicht nach Poetsch's Verfahren beendigt werden; Emilie; 2137 Francs Kosten für das laufende Meter; Centrum; Cuvelirung war unmöglich; Houssu; Jessenitz; Der vertiefte Schacht stiess auf 150 bis 180 m Teufe auf eine zweite schwimmende Schicht; die Erneuerung des Verfahrens schlug fehl; Chapin; Georgenberg; Lens; Dourges; Courrières; Anzin: 2 Schachte; Flisnes-lez-Raches; Aussergewöhnlich starker Wasserzudrang. Textabbildung Bd. 305, S. 2 Fig. 2.Wellenpumpe von Krause. Dem milden, wenig nassen Untergrund von Berlin ist es zu verdanken, dass diese Arbeit mit leichter Wasserhaltung gelang. Für ähnliche Arbeiten in wasserreicherem Schwimmsande ist zu beachten, dass sich ein besonderes Patent von Poetsch auf dessen Tunnelbauten im wasserreichen Gebirge nach dem Gefrierverfahren bezieht. Betreffs der Gefrierschächte nach Poetsch ist den diesseitigen Mittheilungen (D. p. J. 1896 301 154) die obenstehende Tabelle von SchmidtBulletin de l'industrie minérale de Saint-Étienne. 2e livraison de 1895. zuzufügen, die eine Uebersicht von 17 Schachtbauten bis einschliesslich 1894 gibt. Zur Befestigung der Schachtwände ist neuerdings in Frankreich ein Verfahren gebräuchlich geworden, das allerdings nur in wasserarmem Gebirge sicher genug erscheint. Es besteht dies einfach in einer Cementirung der Schachtwände mit Beton in ganzer Höhe. Solche Einrichtungen sind auf den Kohlen werken von Saint-Étienne und Chapellesous-Dun durchgeführt, und M. GardonIndustrie minerale. 1re livr. 1896. beschreibt eine solche Arbeit auf letztgenannter Grube, die in Tiefe von 300 m bei 3,75 m Durchmesser in 17 Monaten fertig gebracht ist und 650 Francs für das laufende Meter gekostet hat. Für die Aufgabe, Wasser, meist zum Gebrauch, aus Wasserschächten oder Tiefbohrlöchern zu heben, baut die Luftdruck-Wasserleitungs-Gesellschaft Krause und Co. in BerlinSerenyi, Organ des Vereins der Bohrtechniker. Wien 1897 Nr. 9 und 10. Einrichtungen, die sich an die Mammuthpumpe (D. p. J. 1896 300 2) anschliessen. Die bemerkenswerteste Neuerung dabei ist die Verwendung des Wellenrohres a (Fig. 2), welches der ganzen Maschinerie den Namen Wellenpumpe verleiht. Die curvenartig nach oben geführten Wandvertiefungen (Wellen) des Steigerohrs haben den doppelten Zweck: erstens, der zu hebenden Flüssigkeit ein theilweises Auflager zu gewähren und dadurch deren Fallkraft zu mindern; zweitens, der von unten wirkenden Druckluft mehr Angriffsfläche zu bieten. Die Druckluft wird im Luftcompressor b gepresst und durch das Luftrohr c durch den Luftkessel d, mit dem Manometer e und dem Sicherheitsventil f nach dem unteren Theil des Steigerohres geleitet, wobei noch zwischen dem Luftkessel und der Bohrlochsöffnung das Rückschlagventil g eingefügt ist. Die Höhenlage des Reservoirs h gibt das Maass für den zu verwendenden Druck an, indem 1 at Druck etwa einer Hebeleistung von 10 m entspricht. Das Wellenrohr wird aus Kupfer mit 1 mm Wandstärke gefertigt, wodurch ein Ueberdruck von 10 bis 12 at ausgehalten wird. Kupfer widersteht besser als Eisen dem durch die jedesmalige Entlüftung erhöhten Oxydationsprocess. Eine bei Cunewalde in Sachsen ausgeführte Anlage dieser Art fördert aus einem 38 cm weiten und 40 m tiefen Bohrloch nach einem 170 m entfernten und 20 m hoch über dem Bohrlochsmunde liegenden Reservoir täglich etwa 300 cbm Wasser. Anlagen solcher Art würden sich auch zum Fördern anderer Flüssigkeit, z.B. Erdöl, Soole u.s.w. und auch zur Reinigung von Brunnen, z.B. von Schwimmsand, eignen. Textabbildung Bd. 305, S. 3 Fig. 3.Druckluftpumpe mit Wasserkessel von Krause. Ingenieur Serenyi von der genannten Gesellschaft macht auch zwei andere Wasserhebungseinrichtungen, und zwar aus Brunnenschächten, bekannt. Die erste Einrichtung (Fig. 3) beruht auf dem Wasserkessel a. Dieser, mit einem Fig. a. Inhalt von 500 bis 5000 l, je nach Bedarf, hat am Boden ein Einströmungsventil. Der gefüllte Kessel wird durch das Luftrohr b mit Druckluft beschickt, welche durch Druck auf den Wasserspiegel im Kessel das Wasser in dem Steigerohr c hebt, und zwar je 10 m hoch durch je 1 at Druck. Da das Einströmungsventil durch den Druck geschlossen bleibt, leert sich der Kessel und steigt, bis der Hebel d am Knaggen der Führungsschiene e anstösst. Hierdurch wird der im Kessel eingeschaltete Dreiwegehahn geöffnet und die Druckluft ins Freie entlassen; dabei tritt auch die Entlastung des Einströmungsventils ein, so dass das Wasser von unten den Kessel füllt. Während dies geschieht, und während der Kessel sinkt, hält ein Dreiwegehahn im Luftkessel den Luftdruck abgeschlossen, bis die durch den sinkenden Kessel angespannte Kette den Hahn öffnet. Die ganze automatische Umsteuerung dauert nur eine Minute. Die Fig. 4 zeigt eine Anordnung, nach welcher die Bohrlochswände gleichzeitig als Kesselwand benutzt werden (D. R. P. Nr. 53218). Diese Einrichtung gleicht im Princip der neuen Wasserhebungsanlage von George R. Young in Ridgewood, N. Y., und Clifford Shaw, N. Y. (Amerikanisches Patent Nr. 572850). Textabbildung Bd. 305, S. 3 Fig. 4.Druckluftpumpe von Krause. Der unermüdliche A. Fauck in Wien ist neuerdings in Versuche mit einer tiefbohrtechnischen Construction eingetreten, die er im Anschluss an englische, russische und amerikanische Vorgänge in verbesserter Weise hergestellt hat. Es handelt sich um den Ersatz des Bohrschwengels durch ein Bohrrad. Die englische Methode (Mather und Platt) (Fig. 5), sowie die russische Methode (Fig. 6) benutzen zur Bewegung des Bohrrades a einen Bohrcylinder b, während die amerikanische Methode (Fig. 7) mit einem Seil b arbeitet. Die Fauck'sche Erfindung (Fig. 8) zeigt als neu die direct hebend wirkende Kurbelzapfenscheibe b, während die sonstigen Einrichtungen mehr neue Anordnungen bereits vorhandener Mittel zeigen. Vortheile, die Fauck selbst anführt, sind: 1) der genau senkrecht geführte Stoss durch das Bohrrad a; 2) doppelte Geschwindigkeit des Gestänges gegenüber der dasselbe bewegenden Kurbel c, indem sich über der Kurbelzapfenscheibe b in derselben Zeit, in der das Bohrgestänge fällt, zwei Seillängen abwickeln; 3) sehr leichte Handhabung bei der In- und Ausserbetriebsetzung des Bohrers, indem nur das Bohrrad a auf der Achse verschoben und das Bohrseil oder die Bohrkette auf die Kurbelzapfenscheibe gelegt, oder von ihr abgenommen wird; 4) da kein Bohrschwengel im Wege ist, kann die Fördertrommel im Bohrmittel angebracht werden; 5) grosse Schlaggeschwindigkeit, da der die schnelle Bewegung hindernde Bohrschwengel fehlt; 6) die zweckmässig eingerichtete Nachlasswinde d. Textabbildung Bd. 305, S. 3 Englisches Russisches Amerikanisches Fauck's Bohrrad. Fauck bestimmt diese Einrichtung zunächst für kleinere und mittelgrosse Bohrungen mit steifem Gestänge und Rutschschere, da Schwengelprellung und Gegengewicht fehlen. Es würde aber auch für grössere Bohrungen eine selbsthätige Freifallschere, sowie auch Spülbohrung anwendbar sein. Auf die Schlaggeschwindigkeit legt Fauck besonderen Werth, da eine solche besser wirkt als hoher Hub, der zudem das Bohrzeug angreift. Eine Probebohrung mit einem Handapparat erreichte mit Schlaggewicht von 80 k, 80 mm Hub und 4 Schlägen in der Secunde in einem 30 mm weiten, 100 m tiefen Bohrloch in sandigem Schiefer einen Bohrfortschritt von 3 m in der Stunde. Derselbe Bohrer würde bei 60 Schlägen in der Minute und mit 0,50 m Hub weniger leisten, aber häufiger zu Bruch gehen. Textabbildung Bd. 305, S. 3 Fig. 9.Ennes' Brunnenbohrapparat. Der complete neue Brunnenbohrapparat von Lorenzo D. Ennes in Lyons, Ind. (Amerikanisches Patent Nr. 572973), Fig. 9, charakterisirt sich dadurch, dass ein fahrbarer Rahmen a, das stellbare Bohrgerüst b, den durch Räderwerk bewegbaren Bohrschwengel c, das Bohrseil d mit dem Bohrgeräth e, die Bohrseiltrommel f mit der Nachlassvorrichtung g und die treibende Dampfmaschine h trägt. Eine hiervon abweichende Neuerung haben Morton G. Bunuel und Thomas G. Chapman für die Bohrfirma Frederick C. Austin in Chicago (Amerikanisches Patent Nr. 575693), Fig. 10, eingeführt, um einem Bohrrohre stossende Bewegung zu geben. Das Bohrrohr a wird von den beiden Bündeln b mit dem Verbindungsstück c umfasst und dadurch angehoben, dass die starken Daumen d, welche in entgegengesetzter Richtung von den Rädern e in senkrechter Ebene gedreht werden, unter den mit Rollrädern f versehenen Schenkeln der Bündel wirken. Zur Führung der Bündel in senkrechter Richtung dienen die Stangen g, und innerhalb der Bündel befinden sich Knaggen, um den Absturz beim Falle zu hemmen. Textabbildung Bd. 305, S. 4 Fig. 10.Chapman's Stossbohrapparat. Auf einen deutschen Erdbohrer (D. R. P. Nr. 67126), Fig. 11, soll aufmerksam gemacht werden, der in gutem Boden ein schnelles Bohren gestatten mag, da das Bohrmaterial ohne Ausziehen des Bohrgestänges gefördert werden kann. Das Bohrrohrgestänge a trägt einen Bohrkopf, welcher aus der äusseren Schneideglocke b und der inneren Bohrschnecke c besteht. Mit dieser Bohrschnecke steht auch die Bohrspitze d in Verbindung, deren Stange e mit dem Gewicht f durch das Sperrgelenk g verbunden ist. Die Arme des Sperrgelenks sperren selbsthätig und halten die inneren Bohrtheile am inneren Rande der Glocke fest. Ist nun durch die Schnecke dem Bohrrohr genügend Boden zugeführt, so kann dieser einfach durch Aufziehen des Gewichts f gefördert werden, wobei die Leiste h im Bohrrohr führt. Bei eintretenden Bodenschwierigkeiten kann auch das Gewicht mit den losen inneren Bohrtheilen ausgezogen werden, so dass sich das Hinderniss mit einem gewöhnlichen Stossbohrer oder Fallmeissel beseitigen lässt. Etwas gebrechlich erscheint dieses Bohrgeräth immerhin, und ohne Schutzverrohrung gegen den Bodendruck wird man schwerlich arbeiten können. Textabbildung Bd. 305, S. 4 Fig. 11.Deutscher Erdbohrer. Textabbildung Bd. 305, S. 4 Fig. 12.Meier's Erdbohrer. Der neue Erdbohrer von August H. Meier in Marble Rock, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 570810), trägt an dem halbcylindrischen Blatt unten drei Schneiden, von denen die erste (Fig. 12) den ersten Angriff leistet, die zweite zum Nachbohren dient und die dritte vermöge ihrer nach innen und oben eingebogenen Form den Erdboden beim Aufholen festhält. Eine für abyssinische Brunnen oft gut geeignete Brunnenspitze hat Henry K. Brearley in West Duluth, Minn. (Amerikanisches Patent Nr. 572860), Fig. 13, construirt. Der Haupttheil der Spitze ist der nach unten konisch zulaufende Hohlkörper a, der aussen die in Schraubencurven angesetzten Schneiden b trägt, während curvenförmig gesetzte Oeffnungen mit Siebabschlüssen c das Wasser nach innen eintreten lassen. Die Verbindung der Spitze findet durch den Querbolzen d mit dem Brunnenrohr e statt. Textabbildung Bd. 305, S. 4 Fig. 13.Brearley's Brunnenspitze. Einen guten Brunnenabschluss gibt Mark D. Wheeler in Redfield, S. D. (Amerikanisches Patent Nr. 572848), indem er den Kopf des Saugerohrs inwendig mit der äusseren Muffe verbindet, die zum Verschrauben der beiden letzten Brunnenrohre dient. Max Blumenthal und Herbert Kintz in Sharpsburg, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 574705), stellen einen federnden Bohrmeissel für pennsylvanisches Bohrgeräth auf. Einen neuen Nachnehmer mit austretenden Schneiden behufs Brunnenverrohrung schlägt Cyrus M. Smith in Lake City, Fig. 13. Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 570513), vor. James T. Moran in Ashborn, Va. (Amerikanisches Patent Nr. 573433), will die Verschraubung von Bohrgestänge dadurch sichern, dass er eine versenkte Klinke anbringt, die über den Zusammenstoss übergreift. Schliesslich sind zwei Brunnenreinigungsmethoden neuerer Art anzuführen, von denen die eine nach William Cornelly in Toledo, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 572867), mittels Dampf und einer Dampfröhrenleitung, die andere nach Francis A. Flanegin in Washington, D. C. (Amerikanisches Patent Nr. 573142), durch einen eingeführten Heizkörper den verstopfenden Paraffin u.s.w. auf der Brunnensohle lösen soll. Textabbildung Bd. 305, S. 4 Fig. 14.Lieser's Gesteinsbohrer. Von Gesteinsbohrapparaten soll zunächst der Handkohlenbohrer Lieser's (Fig. 14 und 15) besprochen werden, der sich in belgischen Kohlengruben an solchen Arbeitsstellen gut bewährt hat, wo maschinelle Bohrarbeit angezeigt war, ohne dass die Oertlichkeit Verwendung von Elektricität, Dampf, Druckluft oder Wasser als Betriebskraft gestattete. Die Hauptsache beruht auf der Einrichtung des Krückels (Fig. 14), welche dem Arbeiter je nach der Natur des Gebirges Drehung mit Vorschub oder leeren Drehgang der Bohrspindel gestattet. Die Mutterschraube a (Fig. 15), wird entweder frei in der Hand gehalten oder an einem Stativ befestigt. Die Schraube b bewegt sich in der Mutterschraube, geschützt durch die Hülse c. An die Stirnfläche des Schraubenkörpers stösst die Hinterfläche des mit ersterem unverbundenen Bohrkörpers mit dem Bohrer d. Die Reibung zwischen den beiden Stossflächen wird durch Einfügung des Rollkugellagers e wesentlich gemindert. Ueber den Stossflächen stellt der Krückel f (Fig. 14 und 15) die Verbindung beider Theile her. Der Krückel trägt die Sperräder g und h, von denen g, mit vier Knaggen versehen, auf dem Schaft des Schraubenkörpers, h, mit zwölf Zähnen versehen, auf dem Schaft des Bohrerkörpers aufgeschraubt ist. In das Sperrad g greift die Sperrklinke i, in das Sperrad h die Sperrklinke k ein. Ertheilt nun der Arbeiter mittels des Hebels l Stösse, die über ¼ Drehung hinausgehen, so werden beide Sperräder bewegt, und es findet sowohl Drehung wie Vorschub des Bohrers statt. Erfolgen dagegen kleinere Stösse, so dass sich die Sperrklinke l nur im Zwischenraum zwischen zwei Knaggen des Sperrades g bewegt, so fällt der Vorschub aus und es findet eine leere Drehung der Bohrspindel statt. Eine solche kann sich als nothwendig erweisen, wenn ein grösserer Widerstand im Gebirge eintritt. Der Arbeiter hat mitbin in der Hand, diesen Widerstand zu berücksichtigen. Um nach Ablauf der Schraube dieselbe wieder zum neuen Lauf zurückzuschrauben, ist es nur nöthig, die Sperrklinke i mit ihrem entgegengesetzten Ende m einzuklinken. Textabbildung Bd. 305, S. 5 Fig. 15.Lieser's Gesteinsbohrer. Textabbildung Bd. 305, S. 5 Fig. 16.Ross' Gesteinsbohrer mit Druckluft und Handbetrieb. In eigenthümlicher Weise hat James Mac Ewan Ross in Glasgow sein Instrument, das sonst zum Behobeln, Beraspeln, Abstemmen von Kesseln und sonstigen Metallkörpern dient, zu einem Gesteinsbohrapparat mit Hand- und Luftdruckbetrieb umgestaltet (Fig. 16). Der äussere Metallcylinder enthält einen inneren Cylinder, der einen Stahlbohrer stossweise gegen das Gestein treibt, sobald der Arbeiter durch einen Zug an einem in dem hohlen angeschmiedeten Metallgriff befindlichen Haken den federnden Stopfen öffnet, der den Zutritt der Druckluft aus dem Luftschlauch zu dem Arbeitscylinder verschliesst. Die Druckluft tritt nach der Arbeit durch Auslassöffnungen vorn im Arbeitscylinder aus. Ein ähnliches Geräth ist auch für die Arbeit an einem Gestell eingerichtet, bei welchem der Arbeiter die Druckluft durch einen Hahn zulässt und während der stossenden Bewegung eine möglichst schnelle drehende Bewegung an einem Handrade ausführt. In anderer Weise wird bei zwei neuen amerikanischen Gesteinsbohrmaschinen eine Stosswirkung auf einen Bohrmeissel geübt, indem ein mechanisch bewegter Hammer gegen den Meisselschaft getrieben wird (vgl. D. p. J. 1894 294 204, Gesteinsbohrer Pickett und Irgens). In der Gesteinsbohrmaschine von Riverious P. Elmore in Chicago, III. (Amerikanisches Patent Nr. 573454), findet die Spannung des Hammers durch Anspannung einer Treibfeder mit Handbetrieb statt, was eine complicirte Einrichtung ohne genügende Ausnutzung der Kraft ergibt. Noch interessanter ist die elektrische Gesteinsbohrmaschine von Jos. F. Balsley und Frank C. Priestly in Denver, Colo. (Amerikanisches Patent Nr. 572855), Fig. 17, welche den Hammer a in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise durch die am Schwengel b wechselwirkenden Magnete c mittels der Zugstange d bewegt. Der ganze Mechanismus ist durch eine Kapsel geschützt. Ob eine dem Aufwand von Mitteln entsprechende Kraftleistung erzielt wird, ist indessen auch die Frage. Einen elektrischen Gesteinsbohrer mit biegsamer Welle nach Siemens und Halske (D. p. J. 1894 293 102) stellt Leona H. Jenkins in Philadelphia, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 571231), auf. James Mc Cullock in Wolverhampton, England, hat seine von den Minas di Rio Tinto in Spanien her bekannten Gesteinsbohrer (D. p. J. 1890 276 265) durch eine Regulirung der Arbeit des Bohrmeissels durch Stoss und Drehung verbessert und nach dem englischen Patent Nr. 17659 auch das amerikanische Patent Nr. 575970 erhalten. Textabbildung Bd. 305, S. 5 Fig. 17.Elektrischer Gesteinsbohrer von Balsley und Priestly. Eine italienische Erfindung, die Haltvorrichtung zur Führung von Gesteinsbohrern von Ugo Salvotti in Mailand, ist auch in Amerika unter Nr. 572183 vom 1. December 1896 patentirt worden. Auch eine deutsche Erfindung, das vierbeinige Bohrgestell mit Schwergewichten an den Füssen für elektrischen Gesteinsstossbohrer, System Siemens und Halske, von Adolf E. W. Meissner in Charlottenburg (D. R. P. Nr. 85864), ist für die elektrische Compagnie Siemens und Halske in Chicago durch das amerikanische Patent Nr. 573608 gesichert worden. Ein neuer Kohlenbohrer für Handbetrieb von Warren C. Johnson in Oskaloosa, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 574368), ist durch geschickte Führung der Vorschubschraube bemerkenswerth; von noch grösserem Interesse ist aber die neue combinirte Kohlenbohr- und Schrämmaschine von Samuel Raybould in Nelsonville, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 573237), welche während der Schräm arbeit auch eine Lochbohrung in jeder wagerechten Richtung gestattet. Von Kohlenschrämmaschinen (vgl. D. p. J. 1896 300 4) sind noch vier neue Formen aufzuführen: 1) die von Joseph Boland und George W. Fritz in Pittsburg, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 571259), bei welcher zwei über einander flach liegende, nach vorn convergirende Schneidescheiben mit Randmessern gleichzeitig gedreht werden, abweichend von der Maschine derselben Erfinder (D. p. J. 1896 300 5), die zwei scharfkantig über einander angeordnete Schneidescheiben zeigt; 2) die von Hugh F. Doris und John J. Mc Cosky in Pittsburg, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 574790), wo oben auf einem Rahmen an der Stirnseite eine Schneidescheibe mit Randmessern gedreht und parallel davon unten um den ganzen viereckigen Rahmen herum eine Schneidekette ohne Ende mit Messern zum Einschneiden vor Ort geführt wird; 3) die von Joseph M. Householder in West Elisabeth, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 573271), die nur eine mit Sägeschneiden angeordnete Sperrkette dreht; 4) die von Henry B. Dierdorff in Columbus, Ohio, für die Jeffrey Co. (Amerikanisches Patent Nr. 574402), wo, wie bei der Maschine von Legg (D. p. J. 1896 300 5) einer Messerstange parallel vor Ort Drehung ertheilt wird, hier nur einfacher durch eine senkrecht angreifende Kette anstatt der vier von Legg.