Titel: Neuere Stanzwerkzeuge.
Fundstelle: Band 305, Jahrgang 1897, S. 25
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Neuere Stanzwerkzeuge. (Schluss des Berichtes S. 8 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuere Stanzwerkzeuge. Schlagwerke für Punz- und Stanzarbeiten. Textabbildung Bd. 305, S. 25 Hebelhammerschlagwerk mit Fussbetrieb. Wenn eine Ringstanze für Armaturringe an Elektromotoren von 1130 mm äusserem Durchmesser als grösste Stanzleistung in Bezug auf Abmessung gilt, so wird die Nadelöhrstanze (Fig. 31) mit Stempel von 1/10 mm Stärke gewiss als Gegenstück hierzu angeführt werden können. Die Stempel werden aus 2 mm starkem Gusstahldraht auf den angegebenen Durchmesser nachgedreht. Nach dem alten Verfahren wurde das Nadelöhr auf die richtige Weite gebohrt und alsdann mit einer Schweizer Durchschlagahle in der Länge erweitert. Nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 39 * S. 903, hat A. B. Holmes zuerst das Nadelöhr in der richtigen Form gestanzt, wozu Hebelhammerschlagwerke mit Fussbetrieb (Fig. 32 bis 36) in Anwendung kamen. Mit diesen kann eine fleissige Arbeiterin täglich 12000 bis 15000 Nadelöhre schlagen, was einer mittleren Leistung von 20 bis 25 in der Minute entspricht. Solche Schlagwerke mit Hebelhammerbetrieb werden auch in der Taschenuhrenfabrikation zum Einschlagen der Firmen- und Nummerbezeichnung oder beliebiger Verzierungen benutzt. Das Schlagwerk (Fig. 32 bis 36) besteht nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 18 * S. 467, aus dem Sockel a mit Tischschlitten b, aufgeschraubtem Bügelständer c für Stempelkolben d, auf welchem der Schlagstift f in Kugelpfanne sitzt. Dieser wird durch den Hebel g gehalten, der von der Lenkerschiene h getragen wird. Mit einem Hebelhammer mit Fuss- oder Handbetrieb wird auf den Bolzen f geschlagen, wodurch das auf die Platte i mit Schellack aufgekittete Werkstück mit dem Stempel k behandelt wird. Textabbildung Bd. 305, S. 25 Gleishammer. Um den Stempelkolben wieder zu heben, ist die Feder l (Fig. 33 und 36) vorgesehen, welche auf den Halsring m nach oben zu wirkt. Dieser ist mit drei Schräubchen am Stempelkolben befestigt und an der Seitenschiene n mittels zwei Stellschräubchen geführt. Mittels Hebelhammerwerke fällt aber die Punzarbeit ungleich und ungenau aus, deshalb wird zur Vermeidung dieses Uebelstandes ein Fallwerk mit Vortheil angewendet. Der Gleishammer (Fig. 37 bis 39) besteht aus der Grundplatte a mit angesetzten Führungssäulen b, welche mit einem Kopfstück c verbunden sind, und in welchem zugleich die Hebelwelle d lagert. An dieser hängt mittels Bogenhebel f und Lenker g das geführte Querhaupt h mit den Fanghebeln i, welche im Niedergange des Querhauptes in den Ringbordtrichter k des Hammerbärs l einsetzen, wodurch derselbe gehoben werden kann. Nun ist in der Mittelachse des Gleishammers liegend in der oberen Kopfplatte c eine Stange m mit Kegelkopf in der Höhenlage stellbar, wodurch der Fallhub des Hammerbärs l geändert werden kann, indem die Fangklauen beim Anschlag an den Stab m sich auslösen. Zwischen den Hammerbär wird auf die Grundplatte die vorbeschriebene Einrichtung (Fig. 32 bis 36) eingesetzt, wobei während der Arbeitspausen der Hammerbär mittels der Klemmschraube n schwebend erhalten wird. Präge- und Stanzwerke. Textabbildung Bd. 305, S. 26 Präge- und Stanzwerk. Zum Ausstanzen kleiner Theile, Uhrenbestandtheile, bedient man sich eines zusammengesetzten, ein Ganzes bildenden Stanzwerkzeuges (sub press), welches in einer Stanz- oder Ziehpresse gewöhnlicher Bauart untergebracht wird. In der einfachsten Form besteht ein solches Stanz- oder Prägewerk aus einer Grundplatte a (Fig. 40 bis 42) mit Unterstanze b, welche mittels Klammerwinkel c am Pressentisch befestigt wird. An einem gedrehten Absatz der Sockelplatte a setzt sich der bügelartige Führungskörper d, mit Schrauben f verbunden, an. Der obere Theil des Führungsbügels d ist kegelförmig ausgebohrt und mit vier Längsnuthen versehen, so dass die Ausgussbüchse i aus Weissmetall den Seitenhalt erhält, während durch die Ringmutter h diese in der Achsrichtung gehalten wird. Um stets die richtige Lage des Stempelkolbens g sicher zu stellen, ist es gut, dass die Führungsnuthen desselben keine gleiche Eintheilung im Kreise erhalten, damit eine Verstellung des Kolbens unmöglich wird. Die Legirung des Futtermetalls besteht aus 102 Th. Blei, 28 Th. Antimon und 14 Th. Wismuth, welche in derselben Reihenfolge der geschmolzenen Bleimasse zugegeben werden. Eine billigere und einfache Führung wird erhalten, wenn das Böckchen d mit oben und unten angegossenen Randleisten versehen, cylindrisch ausgebohrt und mit Querlöchern versehen wird, um dem Compositionsausguss in der bekannten Weise den nöthigen Halt zu geben. F. C. Fladd's Stanzwerk für Taschenuhrenbestandtheile. In den Pressen der Stiles and Fladd Press Co. in Watertown, N. Y., kommen nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 6 * S. 194, Stanzwerke (sub presses) zur Anwendung, von denen eines zum Ausstanzen der Radsterne für Taschenuhren in Fig. 43 bis 45 vorgeführt ist. In einem Arbeitsgange wird aus Messing- oder Nickelblech der glatte Radstern sammt Nabenloch ausgestanzt; für bessere Uhrwerke erfolgt ein Nachziehen oder Durchstossen des gewonnenen Werkstückes in einer gleichgeformten, aber etwas engeren Matrize; bei geringerer Waare werden aber mit dem Ausstossen des Radkranzes zugleich die Radzähne mit ausgeschnitten. Dieses Stanzwerk besteht aus der Grundplatte a mit Mittelloch b und fünf Seitenlöchern c für die abgestossenen Kerne. Zwei Schrauben 1 verbinden die Grundplatte a mit dem Führungskörper d, in welchem die Ausgussbüchse f durch die aufgeschraubte Ringmutter g gehalten wird. In dieser Büchse führt sich der Stempelkolben h, in welchem das Halsstück i eingeschraubt ist. In diesem letzteren ist ausserdem die auf die obere Druckplatte k wirkende Stellschraube m eingesetzt, durch welche die schwache Hängeschraube n für die untere Druckplatte o geführt ist. Zwischen beiden Druckplatten k und o, und zwar die Stangennabe von o umschliessend, ist die gewundene Stahlfeder l eingelegt, welche mittels Druckstifte u auf einen Druckring t wirksam wird. Textabbildung Bd. 305, S. 26 Fladd's Stanzwerk für Taschenunrenbestandtheile. In der unteren konischen Ausbohrung des Stempelkolbens h ist durch Vermittelung der äusseren Ringmatrize p der Stempelhalter q mit Schrauben 2 befestigt. In diesen Halter sind die Stempel r für die fünf Speichenfelder und der Lochstempel s für das mittlere Nabenloch eingesetzt und durch  Schrauben 3 am Halterboden gehalten. Zwischen der äusseren Ringmatrize p und den Lochstempeln r ist der dem Radkranz entsprechende Druckring t mit Spiel eingeschlossen, welcher mittels der durch den topfartigen Halter glatt durchgeführten Druckstäbe u von der unteren Federplatte niedergehalten wird. Die untere Sternmater v wird durch die Ringmatrize w und diese durch den Deckring x mit Schrauben 4 gehalten, welche durch den federnden Schlussring y gehen und den Aufhub begrenzen. Zudem ist die Ringmatrize w durch zwei Segmente z unterbaut. Passtifte 5 6 7 sichern die Genauigkeit der Verbindung. A. L. Denison's Stanzwerk. Der fünfarmige Radstern einer Taschenuhr besitzt die in Fig. 46 gezeigte Form mit 72° Speichenmittelwinkel, 75° Speichenfeldwinkel und 3° Speichenkantenwinkel. Wie bereits erwähnt, folgt bei besseren Werken dem Ausstanzen noch das Nachziehen auf einer zweiten engeren Matrize, wobei für das Nachziehen an den inneren Speichenfeldkanten c c c noch 0,05 mm Material belassen wird. Zu diesen Uhrwerken wird das Messingbandblech in Stärke von 0,5 bis 0,79 mm von F. A. Lange in Auerhammer und Grünthal in Sachsen für beinahe alle Taschenuhrenfabriken der Welt geliefert. Stärkere Messingtheile, wie Gross- und Kleinboden der Uhr, von 3 mm Stärke werden gestanzt und dreimal nachgezogen, wobei die jedesmalige Kantenabminderung 0,25 mm beträgt. Textabbildung Bd. 305, S. 27 Fig. 46.Fünfarmiger Radstern. Zum Ausstanzen der Radsterne gewöhnlicher Taschenuhren werden Fig. 46. Stanzkolben von 45 mm Durchmesser und 178 mm Gesammthöhe, für das Ausstanzen der Räder von Damenuhren und für Unruhscheiben solche von 27 bis 30 mm Durchmesser angewendet. Stanzwerke in vorzüglicher Ausführung haben bei einer täglichen Leistung von 500 Stück Radsternen eine vieljährige (20 bis 25 Jahre) Dauer. Eine besonders sorgfältige Ausbildung haben diese Verbundstanzen von A. L. Denison in Waltham, Mass., erhalten, von denen einige nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 37 * S. 843, hier vorgeführt werden. Das in Fig. 47 bis 54 gezeichnete Stanzwerk für Radsterne besitzt die Grundplatte F, an die die Führung für den hub-bewegten Stempelkolben E geschraubt ist. In diesem ist das Halsstück A zum Angriff des Pressenschlittens und noch eine weitere Druckplatte C stellbar eingeschraubt, gegen welche sich die Windungsfeder D stützt, die auf den Kolben B beständig einwirkt. Durch Anschlag des Druckkolbens B auf das Stempelgehäuse G wird die Feder D unwirksam. Das topfartige Stempelgehäuse ist in die cylindrische Ausbohrung des Stanzkolbens E passend eingesetzt und unmittelbar mit Bordschrauben daran befestigt. Zudem wird die äussere Ringstanze K durch Vermittelung des Ansatzbordes von G an den Stanzkolben E angeschraubt. In die kegelförmige Ausbohrung des Topfgehäuses G sind durch Zwischenlagen I von der Höhe a (Fig. 47) bezieh. i (Fig. 48) die fünf Schnittstempel H für die Speichenfelder c c c (Fig. 46), welche in Höhe b (Fig. 47) die genaue Felderform h (Fig. 49) beibehalten und demgemäss den Raum für die Radspeichen frei lassen. In diesen Zwischenraum wird der Stern M bezieh. m (Fig. 52) eingeschoben, welcher in fünf Längsnuthen R bezieh. r (Fig. 50) des verschiebbaren Ausstossringes L einsetzt, welche in eine Ringnuth g auslaufen. Diese Ausstossbüchse L ist zwischen der Ringstanze K und dem Abschlussring I1 für die Felderstanzen H eingeschlossen. Durch den Abschlussring I und durch das Stempelgehäuse G sind die vom Kolben B bis zur Ausstossbüchse L reichenden Druckstifte O, auch Fig. 50, glatt durchgeführt, während an dem durch Querstift P im Kolben B befestigten Mittelbolzen N das Sternstück M angeschraubt ist. Dieser verbundene Ausstosskörper L M deckt die Projection des ausgestossenen Radsternes vollständig, weicht während des Stanzvorganges zurück und tritt im Aufhube des Stempelkolbens wieder vor, wodurch das eingeschobene Werkstück vorgestossen und in den Bandausschnitt eingelegt wird. Textabbildung Bd. 305, S. 27 Stanzwerk für Radsterne von Denison. Textabbildung Bd. 305, S. 27 Fig. 55 bis 60: Verbundstanze; Fig. 61 und 62: Unruhscheiben. Die Bearbeitung der einzelnen Stempelsegmente H und die Zusammensetzung derselben nebst Beilagen I1 in dem Gehäuse G erfordert eine ganz besondere Vorsicht und Geschicklichkeit, welche nur bei Verwendung geeigneter Vorrichtungen gelingt, deren Beschreibung aber hier zu weit führen würde. Die Unterstanze besteht aus dem Sternstück V, auch Fig. 54, welches an das Polster F angeschraubt und durch die Ringmatrize W überdeckt und durch den angeschraubten Deckring x festgehalten wird. An den hochragenden Matrizenring W schliesst sich mit Spielraum die scharfkantige Hebeplatte U an, die am Rande durch den angeschraubten Ring T verstärkt ist. Durch zwei gegenüber liegende Aussparungen zwischen T und U von Bandbreite u i (Fig. 53) wird das Blechband geschoben, aus welchem die Radsterne zu stanzen sind. Um das ausgestanzte Band hoch zu bringen, dienen die eingeschlossenen Windungsfedern Y, während die Hochlage durch die Kopfschrauben T geregelt wird. Der in Fig. 47 angedeutete Kreis z gibt das Fräsewerkzeug an, mit welchem die Feldernuthen der Sternmatrize (Fig. 54) ausgefräst worden sind. Zum Ausstanzen der Brückenfelder d in stählernen Unruhscheiben B (Fig. 61 und 62) ist von Denison die Verbundstanze (Fig. 55 bis 60) erfunden. Zwischen dem unteren Stempelgehäuse und der oberen Schlussmutter des Stanzkolbens spielt der Druckkolben B, welcher durch Vermittelung der drei Stifte T (Fig. 55) auf den Druckring E wirkt, wobei die innere Windungsfeder thätig ist. Dagegen liegt die äussere Windungsfeder auf einem freien Ring S, welcher mittels zwei Stifte U (Fig. 56), die durch den Kolben E und das Stempelgehäuse glatt durchgehen, auf die Brücke H (Fig. 56) bezieh. F (Fig. 55) und N (Fig. 57) wirkt. Da nun der Druckring E sich auf den oberen Rand L des Unruhringes (Fig. 62), die Brücke H dagegen auf den Boden M desselben sich stützt, so würde bei Anwendung bloss einer einzigen Windungsfeder ein Bruch des Brückensteges im Unruhrädchen während des Ausstanzens wahrscheinlich eintreten. Die beiden Felderstempel W sind mit angelötheten Beilagen V versehen, so dass zwischen diesen im unteren Stempeltheil die Druckbrücke F H (Fig. 59) frei geht, zudem sind diese Stempel durch eine angeschraubte Schlusscheibe gehalten. Die Druckbrücke N (Fig. 57) wird durch den Druckring G, G h bezieh. G i getragen, dieser letztere mittels Hängesehrauben (Fig. 55) an das Stempelgehäuse beweglich angeschlossen. Mit der Ringmatrize z wird die Stegmatrize G m, auch Fig. 60, abgeschlossen, beide aber durch den angeschraubten Winkelring an Ort und Stelle gehalten. In der Mitte der Stegmatrize ist noch ein Zapfen eingesetzt, welcher der Unruhscheibe die nöthige Führung gibt, wozu das Mittelloch P vorgesehen ist. Zur richtigen Einstellung der Matrizentheile sind stets zwei Paar Presstifte vorhanden, von denen ein Paar zur Einpassung vor dem Härten, das andere Paar nach dem Härteprocess zur Verwendung kommt, wie dies durch a und b in der Sternmater (Fig. 54) bezeichnet ist. Wie bekannt, ist zur Erzielung der Compensation um den Rand der stählernen Unruhscheibe noch ein Messingring A (Fig. 62) aufgelöthet. Beide werden alsdann an zwei Stellen aufgeschnitten, so dass zu jedem Stegende ein selbständiges Bogenstück gehört.