Titel: Neuere Maschinen zur Herstellung von Fahrrädern.
Fundstelle: Band 305, Jahrgang 1897, S. 121
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Neuere Maschinen zur Herstellung von Fahrrädern. (Schluss des Berichtes S. 97 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuere Maschinen zur Herstellung von Fahrrädern. Die Herstellung der Stahlkugeln. Textabbildung Bd. 305, S. 121 Selbsthätige Kugeldrehbank. Die für den Fahrradbau bestimmten Kugeln werden aus Stahldraht durch Fräsen oder Drehen mit Formstählen in selbsthätig wirkenden Maschinen hergestellt. Die grösseren, mittels Schmieden in Gesenken fabricirten Kugeln dienen anderen Zwecken. Der Formgebung folgt das Rundschleifen, ferner das Poliren oder Feinschleifen, das Härten, Trommeln, Sichten und Abzählen. Textabbildung Bd. 305, S. 121 Selbsthätige Kugeldrehbank. Die selbsthätigen Kugeldrehbänke für Massenfabrikation arbeiten mit Formstählen (vgl. Taylor 1894 294 * 83), so die von Ph. M. Justice in London (D. R. P. Nr. 82468) nach dem Schema Fig. 36, in welchem der in einem kreisenden Futter gespannte Stab a an den Formstahl b geführt und absatzweise nach der Kugeltheilung vorgeschoben wird, bis die fertige Kugel in die federnde Büchse c eingedrückt und fortgeschoben wird. Dieses Verfahren ist nach American Machinist, 1895 Bd. 18 Nr. 4 * S. 84, von Hoffman in New York zuerst angewendet worden, wobei der Formschneidstahl a (Fig. 37) als Walze mit Winkeleinschnitt auf einer festen Achse gegen den kreisenden Rohstab b geführt wird. Aus demselben wird im ersten Gang die Kugel 1 mit starkem Anschlusshals gedreht. Hierauf erfolgt Rückstellung des Formstahls a und axialer Vorschub des Rohstabes b um eine Theilung, worauf die Kugel 2 mit schwächerem Hals nachgedreht und das zweite 1 wieder vorgedreht wird. Im dritten Gang wird der Hals von 2 abgestochen und die fertige Kugel 3 in einer mit dem Spindelfutter c gleichlaufenden Hohlspindel d nach 4 gedrückt, aus welcher Oel nach der Schnittstelle unter starkem Druck gespritzt wird. Dadurch und ferner noch aus dem Grunde, weil die Schnittkante von a nach abwärts gerichtet ist, bleibt die Schnittstelle spanfrei. Deshalb sind auch zwei Gegendruckrollen f vorhanden, die eine etwas über der wagerechten, die andere unterhalb in der senkrechten Achsenebene der Spindel. In einer selbsthätigen Kugelmaschine werden 24 Stück 5,5-mm-Kugeln minutlich hergestellt und es können je nach Beschaffenheit des Rohmaterials 12000 bis 36000 Stück mit einmaligem Anschleifen des Formstahls abgedreht werden. Nach demselben Princip werden Kugeln durch Fräsen hergestellt, wobei der Schaltbewegung eine langsame Drehung gegen den Rohstab ertheilt wird, während der Formfräser in rascher Gangart wirkt. Nach jeder vollendeten Schaltperiode findet eine gleichzeitige Rücklage des Fräsewerkzeuges a (Fig. 38 und 39) und des Gegenhalters b statt, worauf der Rohstab c eine axiale Vorstellung um eine Theilung durchführt. Diese ist gleich dem um die Halsweite verstärkten Kugeldurchmesser d. Auch hier verläuft der Angriff staffelweise von 1 bis 4, so dass die fertige Kugel in die federnde Fangbüchse f gedrückt und fortgeleitet wird. (Stahl und Eisen, 1897 I Nr. 1 * S. 11.) Textabbildung Bd. 305, S. 121 Gesenkrillen. In der Cleveland Machine Screw Company in Cleveland, O., wurden nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 40 * S. 917, Gesenkrillen. in einem Monat (Anfang 1896) 14 bezieh. 16 Millionen Kugeln fabricirt. Kugeln unter 12 mm Stärke werden auf Schraubendrehbänken aus Stahlstäben gedreht, Lagerkugeln über 12 mm aus Stahlstangen unter Hebelhammer (Bradley) in Gesenken warm ausgeschmiedet. Der rothwarme Stab wird unter fortwährender Drehbewegung vorerst unter allen fünf Gesenkrillen (Fig. 40 und 41) geschmiedet, hierauf um je eine Theilung zurückgezogen, bis allen vier Kugeln die genaue Form gegeben ist, worauf die vorderste Kugel im Schlichtgesenk bezieh. mit der anhängenden zweiten Nachbarkugel abgerichtet und dann abgeschnitten wird. Der Schnittgrat wird durch das Vorschleifen weggebracht. Grant-Cleveland's Kugelschleifwerk. Die arbeitenden Theile dieser Maschine sind nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 40 * S. 918, ein wagerecht laufender Schleifring a, dessen Spindel c (Fig. 42) in dem hochstellbaren Winkeltisch lagert, weshalb die Antriebscheibe d eine der Verstellung entsprechende Breite besitzt. Der auf der Tellerscheibe b sitzende Schleifring a arbeitet mit seiner vollen oberen Stirnfläche gegen die in der konischen Kreisrinne liegenden Kugeln einer excentrisch angeordneten Scheibe fg. Damit das ganze Ringfeld des Schleifrades a von den Kugel Werkstücken bestrichen werde, muss die Excentricität die halbe radiale Schleifringweite betragen, ebenso bestimmt der Ringspalt, sowie die Lage des oberen Druckringes h die Kugelgrösse. Um nun die Genauigkeit der Kugelführung zu erhöhen, wird der Druckring h mittels eines Zahngetriebes i in beständiger Drehung erhalten. Durch diese sinnreiche Anordnung wird nicht nur der Rundlauf der Kugeln gesichert, sondern es wird dadurch auch die arbeitende Stirnfläche des Schleifringes eben erhalten, was eine Hauptbedingung für die Genauigkeit der Arbeit ist. Textabbildung Bd. 305, S. 122 Grant-Cleveland's Kugelschleifwerk. Die Führungsscheibe besteht behufs genauer Richtigstellung der konischen Ringnuth aus zwei Theilen, aus der Mittelscheibe f und dem Ring g. Beide Theile können dann leicht auf besonderen Schleifmaschinen nachgearbeitet werden, so dass die zweite Bedingung für die richtige Arbeitsführung erfüllbar wird. Die eigentliche Schleifmaschine besteht aus einem Ständer mit Winkeltisch und Lager für die Schleifradspindel, ferner einem Schlitten mit Halterrahmen für die Führungsscheibe (auch Fig. 43), welche durch ein Spindeltriebwerk mit Zeigerscheibe auf das genaueste angestellt wird. Mit dem unteren Winkelriemen wird das Schleifwerk, mit dem oberen die Druckscheibe bethätigt, deren Eigengewicht durch eine Windungsfeder theilweise entlastet wird, während durch den Handhebel der Arbeitsdruck bei Beginn des Schleifens verstärkt werden kann. Der Arbeitsgang wird durch Beobachtung der Funkenentwickelung beurtheilt. Erst nachdem dieselbe an Stetigkeit gewonnen hat, kann auf Vollendung der Arbeit geschlossen werden. Zur Untersuchung derselben werden einige Kugeln der Maschine entnommen und in dem an jeder Maschine angebrachten Mikrometer nachgemessen. Bei der späteren Untersuchung werden Fehlkugeln, Kugelpolygone mittels Magnetstäbe ausgelesen und der Kugelsatz in der Rille centrisch laufender Stahlscheiben (Fig. 43) mittels Schmirgelpulver bis zur Erreichung des genauen Maasses feingeschliffen oder polirt, worauf die Kugeln mit Benzin abgeputzt werden. Das Glühen erfolgt in geschlossenen, flachen, gusseisernen Gefässen im Koksfeuer, worauf die Kugeln nach Erreichung einer dunklen Rothglut in ein Oelbad geschüttet werden, sofern Glashärte vermieden werden soll. Nach dem Härten erhalten die Kugeln ihren Glanz nur durch das Trommeln in Eichenfässern, welche auflaufenden Rollen frei gestützt sind. Hierauf erfolgt nach wiederholter Untersuchung auf die Reinheit der Kugelform, was sich in der Gleichartigkeit des Spiegelglanzes kundgibt, die Sortirung nach der Grösse in besonderen Maschinen. Während beim Feinschleifen 1/40 mm abgenommen wird, betragen die Abweichungen im Durchmesser bei ¼zölligen Kugeln 0,251, 0,2505, 0,250, 0,2495, 0,249 engl. Zoll. Endlich erfolgt mittels Zählbretter (160 Stück auf einmal) das Auszählen der Stückzahl. Quirk's Sortirvorrichtung für Stahlkugeln. Textabbildung Bd. 305, S. 122 Fig. 44.Quirk's Sortirvorrichtung für Stahlkugeln. Um die gehärteten Stahlkugeln nach genauer Grösse zu ordnen, wird eine Platte a (Fig. 44) unter 30° schräg zur Wagerechten eingestellt, worauf zwei scharfkantige gerade Stahlleisten b und c sich befinden, von denen die Leiste c stellbar ist. Hierdurch kann nach vorgeschriebener Weite die zweite Leiste c zur festen Leiste b schräg gelegt werden, so dass ein Durchmesserunterschied von z.B. 1/50 mm gemessen werden kann. Werden nun beliebige Unterabtheilungen getroffen und unter dem Langloch der Platte a Fangröhrchen aufgestellt, so können die durchfallenden Kugeln d der Grösse nach geordnet bequem in entsprechende Fächer geleitet werden. (American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 34 * S. 790.) Textabbildung Bd. 305, S. 122 Rhodes' Kettennietmaschine für Fahrräder. Rhodes' Kettennietmaschine für Fahrräder. Von der Pratt-Whitney Company in Hartford, Conn., wird nach Bulletin de la Société d'encouragement, 1897 Nr. 4 S. 542, die in Fig. 45 bis 53 dargestellte Maschine zum Einnieten der Bolzen in Triebketten für Fahrräder gebaut. Im Wesentlichen besteht diese Maschine aus zwei kreisenden Nietstempeln, welche durch Kniehebelwerke zusammengerückt werden. Nach erfolgter Vernietung der auf einem gezahnten Kettenrade ruhenden Gelenkgliederkette findet die Vorrückung derselben statt, wozu Sperrwerke mit Schalthebeln dienen, die von einer Unrundscheibe bethätigt werden. Nach beendeter Schaltung, welche wegen ungleicher Theilung der Kettengliedbolzen auch dementsprechend in zwei verschiedenen Absätzen durchgeführt ist, wird das Kettenrad sammt Kette durch einen Druckhebel festgehalten, so dass der Nietvorgang sicher einsetzen kann. Textabbildung Bd. 305, S. 123 Fig. 49.Rhodes' Kettennietmaschine für Fahrräder. Am Hohlgestell a lagern um einen gemeinschaftlichen Bolzen b (Fig. 48) die Hebel c, welche die durch Scheiben d bethätigten Nietspindeln f mit den Nietstempeln g (Fig. 52) tragen. Mittels einer Kurbelscheibe h und durch Kniehebel i erhalten die beiden Spindelhebel c die erforderliche Schwingungsbewegung. Ihren Antrieb erhält die Maschine durch die Riemenscheibe k mittels einer Reibungskuppelung (Fig. 45), die durch den Fusstritthebel l aus- und eingerückt wird, mittels Winkelräder m. Nun sitzen auf der vorgenannten Kurbelwelle h eine Curvenscheibe n für den Betrieb des Klemmhebels o und anschliessend an n noch eine zweite Curvenscheibe p für die Bethätigung des Schaltwerkes (Fig. 49), welches aus dem Hebel q mit Schlittenstab r, Druckklinke s und Sicherungsklinke t besteht, wozu das Schaltrad u und das Kettenrad v kommen. Beide Rädchen u und v (Fig. 53) sind gegen einander stellbar verbunden; zudem erhält, wie bereits angedeutet, das Sperrädchen u ungleiche Zahntheilung, welche paarweise der Eintheilung der Kettennieten entspricht. Zwei Blattfedern w und x am Klemmhebel, sowie eine Windungsfeder y am Schalthebel vervollständigen das Werk, während die Stellschraube z zur Hubregulirung des Schalthebels bezieh. zur Einstellung des Zapfenstückes dient. Textabbildung Bd. 305, S. 123 Rhodes' Kettennietmaschine für Fahrräder. Gasglüh- und Temperöfen. Zum Glühen und Anlassen von kleineren Fahrradtheilen werden von der Gas Furnace Co. in New York (Nassau Street) die in Fig. 54 und 55 dargestellten Gasöfen mit mechanischem Betrieb gebaut. Die Werkstücke werden auf Stifte einer endlosen Kette a (Fig. 54) gesteckt, welche dieselben durch eine Rinne b führt, in welche die Stichflammen der Gasbrenner c münden. Nach Durchlaufen der Heizrinne werden die erhitzten, geglühten Gegenstände in das Kühlwassergefäss d geworfen. Zur Regelung der Hitze selbst werden die Gas- und Lufthähne f und g gestellt, ausserdem die Durchgangsbewegung bezieh. die Hitzdauer durch geeignete Deckentriebwerke h abgeändert. Das Anlassen der gehärteten Gegenstände findet im mechanischen Temperofen (Fig. 55) statt, welcher ebenfalls mit Gas geheizt wird. Hier kommen die Werkstücke nur mit heissem Sande in Berührung und werden durch einen Schneckentransport je nach Bedarf kürzere oder längere Zeit im Ofenrohr zurückbehalten. Zur Regelung der Ofentemperatur dienen die Gas- und Windhähne i und k, der Lufthahn l, das Luftdruckventil m und das Triebwerk n für die Transportschnecke, welche gewöhnlich drei minutliche Umläufe macht. Textabbildung Bd. 305, S. 123 Fig. 54.Gasglüh- und Temperöfen. Textabbildung Bd. 305, S. 123 Fig. 55.Gasglüh- und Temperöfen. Das Hartmachen der Kugellaufstellen erzielt man auch durch das „Kochen“, indem die aus mildem Stahl gefertigten Theile längere Zeit in geschmolzenen Salzen (Blutlaugensalz mit Potasche) geglüht und dann in Wasser abgelöscht werden. Die Belastung der Kugellager wird erfahrungsmässig angenommen bei Kugelhalbmesser d für jede Kugel p in k: bei d = 3/16 bis ¼ Zoll; p = 4,5 bis 6,8 k und bis d = ½ Zoll; p = 9 bis 15 k.