Titel: Neue Gasmaschinen.
Fundstelle: Band 305, Jahrgang 1897, S. 221
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Neue Gasmaschinen. (Fortsetzung des Berichtes S. 197 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neue Gasmaschinen. Die Gas- und Dampfmaschine von E. Bénier und Compagnie générale des moteurs gazogènes système Bénier in Paris (D. R. P. Nr. 87491) bezweckt die Nutzbarmachung der Kühlwasserwärme zur Verdampfung. Der Kühlmantel dient somit als Dampfentwickler. Fig. 24 und 25 erläutern die Maschine. Auf dem Cylinder B ist der Verdampfer G befestigt, dessen Inneres mit dem Dampfmantel B1 durch die Bohrung g1 in Verbindung steht, und welcher in seinem oberen Theile das von einer Speisepumpe zugeführte Wasser empfängt; dieses Speisewasser ist bei seinem Durchgang durch den Mantel des Cylinderbodens H vorgewärmt. Der Wassermantel des Cylinderbodens H steht durch das Rohr h mit der Speisepumpe und durch jenes h1 mit dem Verdampfer G in Verbindung. Der Cylinder B besitzt Seitenöffnungen oder Bohrungen L, welche vom Kolben, kurz bevor letzterer an das Ende seines Vorwärtshubes gelangt, freigegeben werden und durch welche entweder Dampf oder die Verbrennungsgase entweichen. Diese Seitenöffnungen münden in eine Leitung L1, die ihrerseits in eine Büchse L2 mündet; letztere wird durch zwei mittels der Daumen m und n und die Hebel m1 und n1 bethätigte Ventile M und N geschlossen. Das Ventil M stellt die Verbindung der Büchse L1 mit einem Schlangenrohr O her, das im Sockel der Maschine untergebracht und durch einen kalten Wasserstrom abgekühlt wird. Dieses Schlangenrohr mündet in ein Ventil P, das sich unter Druck öffnet und selbsthätig durch eine Feder schliesst, sobald der Druck aufhört zu wirken. Das Ventil N stellt durch das Rohr Q1 die Verbindung zwischen der Büchse L2 mit dem Heizraum des Verdampfers Q her. Im Cylinderboden H befindet sich das Ventil R für das Ansaugen des Gasgemenges und der elektrische Anzünder S. Die Daumen mn, sowie die Speisepumpe und der Contactknopf für die Entzündung sind auf einer Welle befestigt, welche durch Zahnräder bethätigt wird, und welche eine Umdrehung macht, während die Kurbelwelle deren zwei bewirkt. Textabbildung Bd. 305, S. 222 Gas- und Dampfmaschine von Bénier und Compagnie générale des moteurs gazogènes système Bénier. Sobald die Maschine im Gange ist, erhitzen die ausströmenden Gase den Verdampfer G. Das von der Speisepumpe kommende Wasser wird heiss in den oberen Theil dieses Verdampfers eingeführt, da es bereits den Mantel des Cylinderbodens H durchzogen hat. Das Wasser tritt durch das Loch g ein, fällt dann auf die inneren Rippen und wird verdampft. Was an Wasser noch nicht verdampft ist, gelangt in den Mantel des Treibcylinders durch die Oeffnung g1 gleichzeitig mit dem schon im Verdampfer entwickelten Dampf. Das noch nicht verdampfte Wasser wird dann in dem Mantel des Treibcylinders verdampft oder während der Einführung des Dampfes in den Cylinder eingespritzt, so dass niemals eine Wasseransammlung in dem Mantel stattfinden kann und dadurch jede Explosionsgefahr vermieden ist. Sobald der Kolben die Bohrungen L blosslegt, wird das Ventil N gehoben und jenes M geschlossen; die sich ausdehnenden Gase ziehen durch das Rohr Q1 in das Innere des Cylinders Q und strömen durch die Löcher V aus. Auf diesem Wege geben sie ihre ganze Wärme an die Rippen G1 des Verdampfers G ab. Sobald die Ausdehnung der Gase beendet ist und der Kolben zu Beginn seines Rückhubes die Bohrungen L wieder schliesst, ist der Cylinder mit verbrannten und unter atmosphärischem Druck stehenden Gasen gefüllt. Bei Fortsetzung seines Hubes nach rückwärts verdichtet der Kolben diese verbrannten Gase in der Explosionskammer; dieser Arbeit entspricht eine vollkommene Umdrehung der Maschine bezieh. der Treib welle. Zu Beginn der zweiten Umdrehung, wobei der Kolben am Ende seines Rückhubes ist, befinden sich in der Explosionskammer verbrannte und verdichtete Gase; in diesem Augenblicke hebt sich das Ventil F und der Dampf tritt in den Cylinder ein, trifft auf den Boden des Kolbens und drückt die verbrannten Gase in die Leitung K. Durch den Druck des Dampfes wird der Kolben vorgestossen, das Ventil F schliesst sich wieder und die Expansion des Dampfes und der verdichteten verbrannten Gase erzeugen die zweite treibende Wirkung. Durch diese Einrichtung verbleibt der Dampf stets am Kolben und die verbrannten Gase am Boden des Cylinders und in der Leitung K; sobald der Kolben bei fortgesetzter Bewegung die Bohrungen L freigibt, wird das Ventil M geöffnet und jenes N geschlossen; der Dampf tritt in das Schlangenrohr O über und treibt die darin befindlichen verbrannten Gase vor sich her, die dann mit dem Condensationswasser durch das Ventil P austreten. Sobald der Dampf in dem Schlangenrohr O auf atmosphärischen Druck zurückgegangen ist, schliesst sich das Ventil P unter der Wirkung der Feder p, und durch die Condensation des Dampfes in dem Schlangenrohr wird ein luftleerer Raum erzeugt, welcher das Ventil R zwingt, sich zu heben, worauf die Explosionsgase in den Cylinder eintreten und vor sich die verbrannten Gase hertreiben, welche sodann in das Schlangenrohr gedrückt und aus diesem in der eben beschriebenen Weise wieder entfernt werden. Eine gleichartige Maschine von Dr. H. Lorenz in Halle a. S. und Th. Freiherr v. Tucher in Nürnberg (D. R. P. Nr. 87523) ist in Fig. 26 dargestellt. Textabbildung Bd. 305, S. 222 Fig. 26.Gas- und Dampfmaschine von Lorenz und v. Tucher. Spiralförmig um den Gascylinder verlaufende Rippen S sind vom eigentlichen Kühlmantel M umgeben und zwingen das durch die Pumpe P mittels der Leitung WW continuirlich bei V, also in der Nähe der Verbrennungskammer und der Steuerungsorgane der Gasmaschine zugeführte Kühlwasser, den Cylinder umkreisend von hinten nach vorn unter beständiger Wärmeaufnahme zu strömen. Das hierbei gebildete Gemisch aus gesättigtem Dampf und heissem Wasser verlässt den Mantel bei B und tritt bei C in die Rohrsysteme R1R2 eines zur Trocknung und Ueberhitzung desselben bestimmten Apparates ein, in welchen es mit den bei H eintretenden Auspuffgasen in vollkommenem Gegenstrom zum Wärmeaustausch gelangt. Zu diesem Zwecke sind die Rohrsysteme R1 und R2, von denen in der Zeichnung nur je eines skizzirt ist, durch einen Mantel F von einander getrennt und werden selbst vom Dampf hinter einander durchströmt. Der überhitzte Dampf verlässt den Apparat bei G, also an derselben Stelle, wo die Auspuffgase des Explosionscylinders eintreten, während die ausgenutzten Gase bei D, also kurz nach der Berührung mit dem bei C herbeikommenden Dampf- und Heisswassergemisch, ins Freie entweichen. Schliesslich wird der überhitzte Dampf mittels der gut isolirten Leitung LL dem Einlassorgan J der als Dampfcylinder ausgebildeten und demgemäss mit einer Stopfbüchse U versehenen Vorderseite des Maschinencylinders zugeführt, aus dem er nach einer Expansion durch das Auslassorgan A ins Freie bezieh. in einen Condensator tritt. Die Gasmaschine von A. Häcker in Ober-Planitz bei Stenn (D. R. P. Nr. 80222) besitzt am Cylinderboden Oeffnungen, welche durch einen Kreisschieber von aussen derart geschlossen oder geöffnet und mit einer Druckluftleitung in Verbindung gesetzt werden kann, dass die Maschine dann als Luftmaschine arbeitet. Die Maschine von G. Durand in Paris (D. R. P. Nr. 81132) ist zum Betriebe von Wagen bestimmt und derart eingerichtet, dass sie Druckluft erzeugt, welche zum Antrieb einer die Wagenräder bethätigenden Druckluftmaschine dient. Anstatt, wie gebräuchlich, Explosionsmaschine und Luftverdichtungseinrichtung räumlich zu trennen, z.B. die Kolbenstange einer Explosionsmaschine als vermittelndes Glied zur Bethätigung eines Luftpumpenkolbens zu gebrauchen, wird derselbe den Explosionsdruck aufnehmende Kolben der Maschine zugleich als Erzeuger der Druckluft benutzt, d. i. der Cylinder der Explosionsmaschine stellt auf einer Seite des Kolbens den Explosionsraum, auf der anderen den Compressionsraum für ausserhalb der Maschine benutzte Luft dar. Eine Steuerung für Gaslocomotiven ist Gegenstand des Patents Nr. 80279 der Gas Traction Company Limited in London. Es soll durch die Steuerung die Geschwindigkeit der Fahrt und der Stillstand bewirkt werden können. Die Kuppelungseinrichtung, welche die Geschwindigkeit des Triebwerks beeinflusst, ist in unmittelbare Verbindung gebracht mit Ventilen, welche den Gaszufluss regeln, und zwar derart, dass der Maschine beim Stillstand des Fahrzeugs gerade nur so viel Gas zugeführt wird, dass sie durch schwache Zündungen in einen langsamen Gang versetzt wird. Die Kegel dieser Ventile sind an ihrer Sitzfläche mit einigen Löchern versehen, welche im geschlossenen Zustande des Ventils der Maschine nur gerade so viel Gas zufliessen lassen, als zu dessen Weiterbewegung beim Stillstand des Fahrzeugs erforderlich ist. Durch diese Einrichtung wird ermöglicht, die Zündungen in der Maschine so erfolgen zu lassen, wie der jeweilige Gang des Wagens es erforderlich macht. Beim Befahren von Steigungen oder wenn der Wagen besonders schnell laufen soll, oder wenn sonstige, eine erhöhte Kraft erfordernde Hindernisse zu überwinden sind, kann durch einfaches Einrücken der Kuppelung zum schnellen Gange der Gaszufluss so gesteigert werden, dass die entsprechenden stärkeren Zündungen erfolgen. Wenn zum Betriebe des Wagens nur eine geringere Kraft erforderlich ist, wenn die Geschwindigkeit zu vermindern ist und beim Abwärtsfahren von Steigungen kann durch Umlegen der Kuppelung für den langsamen Gang die Stärke der Zündungen entsprechend vermindert werden. Beim Stillstand des Wagens endlich, wo das Triebwerk überhaupt nicht zu arbeiten hat und nur die Maschinen weiter laufen müssen, um sofort den Wagen durch entsprechendes Einrücken der Kuppelungsvorrichtungen in Gang setzen zu können, genügt es, wenn die Zündungen in der Stärke erfolgen, dass die Maschinen gerade noch laufen. Die Kuppelungsvorrichtung befindet sich dabei in ihrer mittleren Stellung, sie ist aus dem Triebwerk vollständig ausgerückt. Die Hebelanordnung für die Regulirung des Gaszuflusses ist deshalb so getroffen, dass diese Mittelstellung der Kuppelung der geringsten Oeffnung der Ventile entspricht, während die bei der Einrückung der Kuppelung auf langsamen Gang eine etwas grössere und bei der Einrückung auf den schnellen Gang die grösste Oeffnung der Ventile bewirkt wird. Zweitactmaschinen. Die Zweitactmaschinen, bei denen also auf jede Kurbelumdrehung eine Kraftwirkung erfolgt, haben sich in der Praxis noch kein grosses Feld erobert, trotzdem sie bereits auf einer hohen Stufe der Ausbildung stehen. Fig. 27 und 28 zeigen eine Zweitactmaschine der National Meter Comp. in New York. Textabbildung Bd. 305, S. 223 Zweitactmaschinen der National Meter Comp. Die stehend gebauten Maschinen bestehen aus einem kastenartigen Untertheil und dem darüber aufgestellten Arbeitscylinder. Der letztere ist zu Dreiviertel seiner Länge ummantelt und an der dem Einlassventil a zugekehrten Seite mit einem kanalartigen Sammler a1 in einem Stück gegossen. Der unterhalb des Arbeitscylinders befindliche Theil l des Untergestells ist hermetisch verschliessbar und dient als Verdichtungskammer, ausserdem bewegt sich darin die Pleuelstange c an der Kurbelscheibe d1. Diese sitzt auf der Kurbelwelle d, welche in zwei mit Ringschmierung versehenen langen Lagern geführt ist und ausser dem Schwungrad, sowie Schwungradregulator noch eine fliegend aufgekeilte Riemenscheibe trägt. Der Schwungradregulator beeinflusst ein Kolbenventil e am unteren Ende des Sammlers a1 und regelt so die Materialzufuhr zu letzterem. Das Einlassventil hat ein ummanteltes Gehäuse a mit angegossenem Spiegel für den Zündschieber a3, sowie einen Schmierstutzen. Der sehr lange, konisch gestaltete Ventilkegel a4 bildet das obere Ende der Stange a5, welche durch eine Stange f von dem Nocken d2 auf der Kurbelwelle d gesteuert wird. Eine über die Stange a5 gesteckte Spiralfeder erhält das Ventil a4 geschlossen. Wenn sich der Arbeitskolben g im Cylinder nach unten bewegt, so strömt das verdichtete Gas- und Luftgemisch aus dem Verdichtungsraume l durch den Sammler a1 in das Einlassventilgehäuse a. Aus diesem gelangt die Ladung während eines Theiles des Anhubes vom Kolben in den Cylinder und wird dort entzündet. Kurz ehe der Kolben nach erfolgter Expansion in seine Endstellung kommt, gibt er die in der Cylinderwandung vorgesehenen Löcher h frei und ermöglicht es den Verbrennungsproducten, zunächst in den den Cylinder umgebenden Kanal a2 und von hier in das Auspuffrohr zu entweichen. Das vom Regulator gesteuerte Ventil e ist dazu bestimmt, den Durchgangsquerschnitt des Verbindungskanals zwischen dem Verdichtungsraum und Ventilgehäuse der Grösse der Ladung entsprechend mehr oder weniger zu verengen. Die Zündung wird durch den Zündschieber a3 bewirkt; in diesen strömt nämlich aus dem Ventilgehäuse durch eine Oeffnung ein Theil der Ladung tangential ein, wird in einer kammerartigen Erweiterung des Schiebers in wirbelnde Bewegung versetzt und entzündet sich, sobald der Schieber gehoben wird, an der seitlich in einem Schornstein brennenden Zündflamme. Der Zündschieber a3 wird durch ein Excenter k auf der Schwungrad welle d mittels Excenterstange bethätigt. Für die Construction der Zweitactmaschine mit langsamer Verbrennung von O. Brünler und J. M. Grob und Co. in Eutritzsch-Leipzig (D. R. P. Nr. 80511) sind folgende Erwägungen maassgebend gewesen. Bei dieser Gattung von Kraftmaschinen, in denen während der ganzen Kolbenbewegung oder während eines Theiles der Kolbenbewegung Pressluft und entweder Gas unter Druck oder Erdölnebel in den Cylinder strömt und während ihres Einströmens allmählich ohne Drucksteigerung verbrennen sollen, bestand die Schwierigkeit bisher darin, beim Beginn der Einströmung kein Gemisch unverbrannt an der Zündstelle vorbeiströmen zu lassen. Würde nämlich Gemisch unverbrannt an der Glühstelle vorbeiströmen und den freien Raum des Cylinders in unverbranntem Zustande erfüllen, so entzünden sich diese Mengen später doch noch. Diese spätere Entzündung einer grösseren Menge hat dann eine plötzliche Verbrennung und damit verbundene Drucksteigerung zur Folge, welche verhütet werden muss. Diese Drucksteigerung bewirkt nämlich ein schnelles Zurückströmen verbrannter Gase vom Cylinder durch Einlassorgane hindurch in die Zuleitungskanäle. Dabei erlischt die Flamme und findet sich eine solche nicht mehr vor, sobald durch Vorwärtsbewegung des Kolbens ein Fallen des Druckes und wieder erneutes Zuströmen von Druckluft und Brennstoff vor sich geht. Eine stetige Flamme soll aber erhalten werden, damit das beständig nachströmende Gemisch sich an derselben entzündet; indem nicht mehr mit Sicherheit darauf gerechnet werden kann, dass die glühenden Wandungen eines Zündrohres oder Glühkörpers die Zündung noch bewirken, sobald der Kolben seine Umkehr vollendet und sich wieder auswärts bewegt, indem alsdann Luft und Brennstoff mit grösserer Geschwindigkeit an der Glühzone vorüberströmen. In Fig. 29 veranschaulicht a den Arbeitscylinder, in dem sich der Kolben h bewegt. Durch Rohr c strömt Pressluft, durch Rohr d Gas oder Erdölnebel. Das Gemisch beider wird in der Zündkammer e entzündet und schiebt, während die Zuleitung von Pressluft und Gas oder Erdölnebel andauert, den Kolben h vorwärts. Das gesteuerte Auslassventil b lässt beim Rücklaufe des Kolbens die Abgase entweichen. Textabbildung Bd. 305, S. 224 Fig. 29.Arbeitscylinder von Brünler und Grob. Um das angedeutete Ziel zu erreichen, wird nun, noch ehe die Abgase durch das Ventil b vollkommen entwichen sind, dieses Ventil geschlossen. Die Abschlussorgane gf der Rohre c und d werden alsdann geöffnet, so dass das brennbare Gemisch in die Glühkammer e tritt. Die Schliessung des Ventils b erfolgt so, dass sich die Abgase von dem Kolben aus bis in die Zündkammer erstrecken. Ob dies der Fall ist, kann bei einer gegebenen Maschine leicht durch Prüfung mit dem Indicator festgestellt werden. Die Endschicht des zuströmenden brennbaren Gemisches grenzt innerhalb der Zündkammer an die Schicht dieses Verbrennungsrückstandes. In Folge dessen wird eine Bürgschaft dafür erlangt, dass die langsam fortschreitende Verbrennung an dieser erzielten Grenze beginnt und dass keine brennbaren Gase schon über die Zündkammer hinausgeeilt sein können, bevor sich die Verbrennung einleitet. Im doppelten Zweitact arbeitet die in Fig. 30 und 31 dargestellte Maschine von F. Dürr und Co. in Breslau (D. R. P. Nr. 78790). Die Maschine hat einen Arbeitscylinder A und einen Pumpcylinder B. Der letztere ist bedeutend geringer bemessen als der erstere und nur so gross gehalten, dass das durch ihn nach dem Arbeitscylinder geschaffte Gasgemisch vollkommen expandiren muss, d.h. am Ende des Kolbenhubes im Arbeitscylinder muss die Spannung nur noch ungefähr 1 at absolut betragen. Das explosible Gemisch tritt durch die Ventile I und II in den Pumpcylinder B und durch Rückschlagventile nach dem Arbeitscylinder A. Der Kolben des Arbeitscylinders eilt um 90° nach. In Fig. 30 ist der Kolben am äussersten Ende des Hubes, also nach beendeter Expansion, angelangt. Die Zündung erfolgt durch ein Glührohr Z; hierauf eilt der Kolben nach rechts, das dort eingetriebene Gemisch verdichtend. Der am Ende des Expansionsspiels etwa noch vorhandene geringe Ueberdruck kann durch den Schlitz C entweichen, welcher an den beiden Endstellungen des Arbeitskolbens zur Hälfte frei wird. Textabbildung Bd. 305, S. 224 Im doppelten Zweitact arbeitende Maschine von Dürr und Co. Die im Pumpcylinder angesogenen und zusammengepressten Gase treten in den Arbeitscylinder über, sobald der Druck im Arbeitscylinder ein geringerer ist. Die nach wieder erfolgtem Schliessen des Schlitzes C den ganzen Cylinderraum füllenden Gase, welche zum grössten Theil aus verbranntem Gemisch bestehen, werden wieder verdichtet, wobei sich das neuzugeführte entzündliche Gemisch an den Cylinderdeckeln lagert und das beste Gemisch in dem nach dem Glührohr ziehenden Kanal i befindet. Hierdurch erfolgt im Kanal i eine sofortige, in den mit den verbrannten Gasen mehr gemischten Schichten eine langsamere Verbrennung, während der übrige Theil des Gemisches nur dazu bestimmt ist, durch die Ausdehnung, welche die Erwärmung bei der Explosion mit sich bringt, die Expansion zu unterstützen. Dadurch, dass der grösste Theil der verbrannten Gase wieder mit neuem Gemisch verdichtet wird, ist auch die in diesen Gasen enthaltene Wärme wieder gewonnen, so dass die Wärmeverluste, die bei der bisherigen Art des Auspufforgans eintraten, bedeutend geringer sind. Statt am Ende eines Expansionsspiels die noch vorhandene Spannung durch einen vom Kolben abgeschlossenen Schlitz entweichen zu lassen, kann man diesen auch durch ein gewöhnliches Auspuffventil ersetzen, das, beliebig gesteuert, am Ende des Hubes einen Moment angehoben wird. Textabbildung Bd. 305, S. 225 Fig. 32.Maschine von Borsig. Die in Fig. 32 dargestellte Maschine von A. Borsig in Berlin (D. R. P. Nr. 84404) arbeitet mit einem Gebläse, welches sowohl Luft in den Cylinder, als auch in den Kühlraum schafft. Ein Exhaustor 13 wird durch die Scheiben 14 und 15 gleichzeitig mit der Maschine in Bewegung gesetzt. Es dringt während des Vorwärtsganges des Kolbens, vom Exhaustor angesogen. atmosphärische Luft durch die Schlitze 11 11 11 in den freien Raum zwischen den beiden Cylindermänteln ein, streicht Rippe 17 entlang und kühlt auf diese Weise die Maschine, insbesondere den inneren Cylindermantel. Auf dem Wege nach dem rechten bezieh. unteren Todtpunkte schliesst der Kolben allmählich die Schlitze 11 11 11 ab und gibt, sobald diese völlig geschlossen sind, dafür die Schlitze 10 10 an der Mitte des Cylinders frei. Der Exhaustor äussert seine Wirkung nunmehr in der Weise, dass er zunächst die auf niedere Spannung expandirten Gase aus dem Cylinder saugt, wobei gleichzeitig durch ein gesteuertes oder selbsthätiges Ansaugeventil frisches Gemisch so lange nachdrängt, bis der Kolben auf seinem Rückgange die Schlitze 10 10 10 wieder abschliesst. Es erfolgt nunmehr die Verdichtung des angesogenen Gemisches unter gleichzeitigem Wiederbeginn des Durchsaugens von Luft durch die Oeffnungen 11 und den Cylindermantel. Ein Regulator beliebiger Construction ermöglicht verschiedene Füllungsgrade dadurch, dass derselbe ein Organ 16 der Saugeleitung mehr oder weniger offen hält und hierdurch den Grad der Luftverdünnung im Arbeitscylinder und die hiervon abhängige Menge des angesogenen frischen Gemisches beeinflusst. Die Steuerung des Ansaugeventils wird von der Pleuelstange direct bethätigt, indem durch Hebelübersetzungen, welche um die festen Punkte 4 und 8 und die losen Punkte 3 5 6 7 9 beweglich sind, und eine Zugstange das Ansaugeventil zum geeigneten Zeitpunkt geöffnet wird. Bei der Ausführung der Maschinenfabrik Kappel (D. R. P. Nr. 85078), Fig. 33, wird die Ladung mittels eines Injectors bewirkt. Textabbildung Bd. 305, S. 225 Fig. 33.Ladung mittels Injectors der Maschinenfabrik Kappel. Ein Kolbenhub erfolgt in Folge der Explosion des Ladegemisches; gegen Ende dieses Hubes wird der nur durch den Kolben K oder auch durch ein Ventil abgeschlossene Auspuffkanal A geöffnet und die Verbrennungsrückstände entweichen bis zum Spannungsausgleich. Beim zweiten Kolbenhub (Rückgang des Kolbens) öffnet der Schieber S eine Druckluftleitung L, die einströmende Druckluft treibt zunächst den Rest der Verbrennungsrückstände aus; nachdem das Auslassventil oder der Kolben den Auslasskanal geschlossen haben, wird das unter Einfluss eines Regulators stehende Gasventil G geöffnet, und es erfolgt die Einführung des Kraftgases in den Cylinder durch die Wirkung eines von der Druckluft durchströmten Injectors J, welcher zwischen dem Schieber S und dem Rückschlagventil V eingeschaltet ist. Der Abschluss des Luftschiebers, des Gasventils und des nicht gesteuerten Rückschlagventils erfolgt etwa, wenn die durch den nicht gesteuerten Kolben erzeugte Compression dem Druck, unter welchem das Luft- und Gasgemisch zuströmen, gleich kommt, also je nach dem angewendeten Luftdruck früher oder später. Nach Abschluss der Steuerungsorgane wächst die Compression des Ladegemisches, bis der Kolben in der Endstellung angelangt ist. Kurz nach Ueberschreitung des todten Punktes erfolgt die Zündung, wobei sich der vorbeschriebene Arbeitsvorgang wiederholt. Wenn Kraftgas von grösserem Heizwerth zur Verwendung kommt, wird die Leitung vom Schieber S bis zum Rückschlagventil V getheilt, derart, dass auf einem Wege nur Druckluft zuströmt, auf dem zweiten, in welchem der Injector eingeschaltet ist, Druckluft und von dieser mitgeführtes Gas zuströmen. (Schluss folgt.)