Titel: Die Bestimmung der wirtschaftlichsten Dampfanlage für Betriebe mit Bedarf an Heizdämpfen.
Autor: G. Marzahn
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 551
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Die Bestimmung der wirtschaftlichsten Dampfanlage für Betriebe mit Bedarf an Heizdämpfen. Von Oberingenieur G. Marzahn. (Schluss von S. 531 d. Bd.) Die Bestimmung der wirtschaftlichsten Dampfanlage für Betriebe mit Bedarf an Heizdämpfen. Die in der Praxis vorkommenden Möglichkeiten sind nun zwei Gesichtspunkten unterworfen: Einerseits kann man aus örtlichen Gründen auf das Einzylindersystem beschränkt sein oder nicht, andrerseits kann sich die Anwendung überhitzten Dampfes aus irgend welchem Grunde verbieten oder nicht. Hiernach und nach dem oben Gesagten ergeben sich für Sattdampf und Heissdampf je drei Fälle des Vergleiches von Auspuffmaschinen mit Kondensationsmaschinen bezüglich des Wertes α, nämlich: 1. Einzylinderauspuffmaschine mit Einzylinderkondensationsmaschine. 2. Verbundauspuffmaschine mit Verbundkondensationsmaschine. 3. Verbundauspuff maschine mit Dreizylinderkondensationsmaschine. Für diese sechs Fälle lässt sich der Wert von α unter Annahme eines bestimmten, bewährten Maschinentyps für die gebräuchlichen Dampfdrücke aufstellen, und mit Hilfe der so erhaltenen Werte ist dann die Beurteilung gegebener Fälle äusserst schnell ermöglicht. Zunächst gelten die gefundenen Werte von α zwar nur für den betrachteten Maschinentyp, da man aber annehmen kann, dass die Maschinen zweier Typen gleicher Güte im grossen und ganzen bezüglich des Verhältnisses von Preislage und Oekonomie sich ähnlich sein werden, so sind die für einen Typ erhaltenen Werte von a auch für andere Bauarten anwendbar. In solchen Fällen, wo der Heizdampfbedarf dem massgebenden Grenzwerte α sehr nahe liegt, überwiegen zudem meistens andere Erwägungen bei Auswahl der Maschine, so dass eine absolute Genauigkeit gar nicht notwendig ist. Die folgende Tab. 2 enthält die Werte α für kleine und grosse liegende Ventilmaschinen für alle im modernen Betriebe in Betracht kommenden Drücke in jedem einzelnen der zu behandelnden Fälle. Nur bei den Einzylindermaschinen ist der Vergleich zwischen Schiebermaschinen und Ventilmaschinen ebenfalls gezogen worden. Die hierfür erhaltenen Ergebnisse weichen, wie leicht erklärlich, zuungunsten der Schiebermaschine von den übrigen Werten bedeutend ab. Die Grösse von α wird erhalten durch Subtraktion der beiden darüber stehenden Zahlen, von denen die obere den Wert 1-\frac{N'_i\,C'_i}{N_i\,C_i} (d. i. die Dampfersparnis der Kondensationsmaschine gegenüber der Auspuff maschine als Bruchteil des Dampfverbrauches der letzteren gemessen) darstellt, während die untere Zahl das letzte Glied der Gleichung 1,\,\frac{M'}{K\,N_i\,C_i} bedeutet, durch welches der Einfluss der erhöhten Anlagekosten berücksichtigt wird. Die Trennung von α in die beiden vorgenannten Grössen wurde vorgenommen, weil hierdurch die Umrechnung der Tabellenwerte für andere Werte von K oder M' ermöglicht wird, was vielfach wünschenswert sein wird. Die Werte sind einmal für gesättigten Dampf mit K= 8,5, das andere Mal für überhitzten Dampf von 320° C am Ueberhitzer und 300° C vor dem Steuerventil des ersten Maschinenzylinders mit K = 9 berechnet, wodurch die den beiden Zahlenscharen zugrunde liegenden Annahmen über den Brennstoff in ungefähre Uebereinstimmung mit einander gebracht sind. Die der Berechnung der Tabellenwerte zugrunde gelegten Dampfverbrauchsziffern sind, wie schon früher erwähnt, auf Hrabakscher Grundlage berechnet, und mit den Versuchsergebnissen ausgeführter Anlagen mit vorzüglichen Maschinen sorgfältig verglichen worden. Für die Grösse M' sind dem Verfasser die Preise erstklassiger Konstruktionen massgebend gewesen, und zwar sind auch die Fundamentmehrkosten berücksichtigt worden, deren Abschreibung und Verzinsung ebenso gross angenommen wurde, wie diejenige der Dampfmaschinen. Für den Fall, dass eine Neuberechnung des Wertes \frac{M'}{K\,N_i\,C_i} notwendig werden sollte, ist noch darauf hinzuweisen, dass die Kosten für Abschreibung, Verzinsung und Instandhaltung des Ueberhitzers, seiner Verbindungsleitung mit dem Kessel und seiner Einmauerung nicht in dem Werte K, sondern in dem Werte M' berücksichtigt werden müssen, denn die Ueberhitzeranlage ist ihrer Grösse nach nur von der Grösse des Dampfverbrauches der Dampfmaschine abhängig, und kann als ein integrierender Bestandteil der Heissdampfmaschine angesehen werden. Die Werte der Tabelle 2 sind wohl zunächst für den Vergleich liegender Ventilmaschinen aufgestellt worden, indessen sind sie auch für den Vergleich von Schiebermaschinen liegender oder stehender Bauart unter einander ausreichend genau, nur ist zu berücksichtigen, dass sich der Wert \frac{M'}{K\,N_i\,C_i} alsdann bis auf die Hälfte der Tabellenwerte und noch weiter verringern kann. Sollen dagegen Schiebermaschinen mit Ventilmaschinen verglichen werden, so würden die wirklichen Werte von α von den Werten der Tabelle 2 bedeutend abweichen. In diesem Falle muss also α nach Gleichung 1 berechnet werden, und die Tabellenwerte können höchstens zur oberflächlichen Orientierung über die zu erwartende Grösse von α benutzt werden. In der letzten Spalte der Tabelle 2 sind die verglichenen Leistungen angegeben, und zwar beziehen sich die Zahlen auf den kleinsten und grössten in Betracht gezogenen Dampfdruck. Bisher ist der Einfachheit halber angenommen worden, dass der Heizdampfbedarf stets und gleichmässig vorhanden sei. In Wirklichkeit trifft diese Annahme aber meistens nicht zu. Der Bedarf an Heizdampf kann vielmehr sowohl während eines Tages als auch während des Jahres schwanken, kann zeitweilig ganz aufhören und zeitweilig die Menge des verfügbaren Auspuff dampf es übersteigen. Was zunächst die täglichen Schwankungen anbetrifft, so kann man der Kohlenersparnis zuliebe nicht die Uebelstände einer täglich sich wiederholenden Umschaltung der Dampfmaschine von Kondensationsbetrieb auf Auspuffbetrieb und umgekehrt in Kauf nehmen. Es wird sich also nur darum handeln können, von vornherein zu entscheiden, ob reiner Auspuffbetrieb oder reiner Kondensationsbetrieb durchschnittlich die besten Betriebsergebnisse liefert. Hierzu muss zunächst die für den vorliegenden Betrieb am billigsten arbeitende Auspuffmaschine bestimmt werden, wobei der gesamte tägliche Dampfverbrauch, d.h. der Dampfverbrauch der Maschine plus dem durch den Auspuffdampf nicht bestreitbaren Heizdampfbedarf für die Berechnung der täglichen Betriebskosten in Rechnung zu stellen ist. Auch hier stellt sich unter Umständen die Tabelle 2. NB. Es sind stets gleiche effektive Leistungen verglichen. Alle Auspuffmaschinen mit 0,5 at Ueberdruck Gegenspannung in der Heizleitung. A. Gesättigter Dampf (K = 8,5). 1. Schieberauspuffmaschinen gegen Ventilkondensationsmaschinen. Vergleich zwischen Bedeutung der Werte Admissionsüberdruck in kg/qcm Ver-glichenePSe 6 7 8 9 10 11 600 Hub Einzyl. Schiebermaschine m. Auspuff und600 Hub Einzyl. Ventilmaschine m. Kondensation 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 29,4  3,925,5 27,6  3,923,7 26,6  3,922,7 26,2  3,822,4 25,4  3,821,6 25,2  3,921,3 46bis61 1200 Hub Einzyl. Schiebermaschine m. Auspuff und1200 Hub Einzyl. Ventilmaschine m. Kondensation 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 31  229 29,1227,1 28,2226,2 27,7225,7 27,2225,2 27,2225,2 285bis380 2. Liegende Ventilmaschinen unter einander. a) kleinere Maschinen. Vergleich zwischen Bedeutung derWerte Admissionsüberdruck in kg/qcm Ver-glichenePSe 6 7 8 9 10 11 12 600 Hub Einzylinder-Auspuffmaschine und600 Hub Einzylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H.   21,6    2,619 19,8  2,617,2 18,7  2,616,1 18,1  2,515,6 17,3  2,514,8 16,9  2,614,3 40bis61 500 Hub Verbund-Auspuffmaschine und600 Hub Verbund-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 40,8  6,834 39,7  6,932,8 38,7  6,931,8 37,9  6,831,1 37,5  6,830,7 37,1  6,830,3 81bis96 900 Hub Verbund-Auspuffmaschine und900 Hub Dreizylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 42,6  6,935,7 42,5  6,935,6 42,5  6,835,7 42,5  6,735,8 320bis360 b) grössere Maschinen. Vergleich zwischen Bedeutung derWerte Admissionsüberdruck in kg/qcm Ver-glichenePSe 6 7 8 9 10 11 12 1200 Hub Einzylinder-Auspuffmaschine und1200 Hub Einzylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 23,1  1,621,5 21,4  1,619,8 20,4  1,618,8 19,9  1,618,3 19,3  1,617,7 19,2  1,617,6 285bis380 1100 Hub Verbund-Auspuffmaschine und1200 Hub Verbund-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 40  634 39,6633,6 38,9  6,132,8 38,1   6,132 37,6631,6 37,2631,2 475bis570 1300 Hub Verbund-Auspuffmaschine und1300 Hub Dreizylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 43  736 42,8  6,935,9 42,7  6,935,8 42,7  6,835,9 830bis925 B. Heissdampf (K = 9). 320° C am Ueberhitzer, 300° C am Steuerventil. a) kleinere Maschinen. Vergleich zwischen Bedeutung derWerte Admissionsüberdruck in kg/qcm Ver-glichenePSe 6 7 8 9 10 11 12 600 Hub Einzylinder-Auspuffmaschine und600 Hub Einzylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 19,9  3,516,4 18,1  3,414,7 16,5  3,413,1 15,9  3,312,6 14,7  3,311,4 13,7  3,310,4 46bis61 500 Hub Verbund-Auspuffmaschine und600 Hub Verbund-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 34,2  8,925,3 33,5  8,924,6 32,9  8,824,1 32,4  8,523,9 32,4  8,424 32,5  8,224,3 81bis96 900 Hub Verbund-Auspuffmaschine und900 Hub Dreizylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α v. H. 36,2  8,228 36,3828,3 36,57,828,7 36,8  7,629,2 320bis360 b) grössere Maschinen. Vergleich zwischen Bedeutung derWerte Admissionsüberdruck in kg/qcm Ver-glichenePSe 6 7 8 9 10 11 12 1200 Hub Einzylinder-Auspuffmaschine und1200 Hub Einzylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α 20,9  1,719,2 18,8  1,717,1 17,4  1,615,8 16,5  1,614,9 15,6  1,614 15,3  1,613,7 285bis380 1100 Hub Verbund-Auspuffmaschine und1200 Hub Verbund-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α 32,3  6,425,9 32,5  6,326,2 32,2  6,226 31,7  6,125,6 31,6  6,025,6 31,6  5,925,7 475bis570 1300 Hub Verbund-Auspuffmaschine und1300 Hub Dreizylinder-Kondensationsmaschine 1-\frac{{N'}_1}{{C'}_1} v. H.\frac{M'}{K\,N_1\,C_1} v. H.α 36,9  7,929,0 37,2  7,729,5 37,3  7,629,7 37,7  7,430,3 830bis925 Tatsache heraus, dass die im Dampfverbrauch bessere Verbundmaschine an Wirtschaftlichkeit von der Einzylindermaschine übertroffen wird. Ist aber die jeweilig verwendbare Auspuffmaschinengattung mit günstigstem Dampfverbrauch auch wirtschaftlich am günstigsten, so muss noch weiter untersucht werden, ob durch Annahme von Kondensationsbetrieb sich geringere Betriebskosten erzielen lassen. Um dies tun zu können, muss zunächst der durchschnittliche stündliche Heizdampfbedarf festgestellt werden, welcher von dem Auspuffdampf der Maschine bestritten werden kann. Der über die Auspuffdampfmenge hinausgehende Heizdampfbedarf wird also jetzt nicht mehr in Betracht gezogen. Stellt nun dieser durchschnittliche durch den Auspuffdampf bestreitbare Heizdampfbedarf einen grösseren Prozentsatz der Auspuffdampfmenge dar, als dem Werte α entspricht, so ist der Auspuffbetrieb der wirtschaftlichere. Die jährlichen Schwankungen werden meistens dadurch veranlasst, dass die Heizung der Fabrikationsraume den Heizdampfbedarf im Winter stark vergrössert. Man kann also gewöhnlich einen Winterbetrieb und einen Sommerbetrieb unterscheiden. Um bei einem Betriebe mit jährlichen Schwankungen die wirtschaftlichste Anlage zu bestimmen, geht man zweckmässigerweise von der Periode des grössten Heizdampfbedarfes, das ist der Winterbetrieb, aus, und bestimmt die für denselben wirtschaftlichste Maschine zunächst so, als ob dieser Betrieb für das ganze Jahr in Betracht käme. Falls sich schon für den Winterbetrieb die Kondensationsmaschine als die zweckmässigste herausstellt, ist die Untersuchung abgeschlossen. Erweist sich aber Auspuffbetrieb für den Winter als am zweckmässigsten, so muss noch untersucht werden, ob im Sommer die Kondensationsmaschine günstiger ist, wobei aber zu beachten ist, dass die Kosten für vermehrte Abschreibung, Verzinsung und Instandhaltung der Kondensationsmaschine durch die Ersparnisse derselben gegenüber der Auspuffmaschine während des Sommers übertroffen werden müssen, wenn man sich zu ihrer Wahl entschliessen soll. Diese letztere Untersuchung vollzieht sich wiederum mit Hilfe der Tab. 2 sehr rasch, nur muss der Wert \frac{M'}{K\,N_i\,C_i} so umgerechnet werden, dass der Nenner nicht mehr jährliche Dampfkosten, sondern Dampfkosten des Sommerbetriebes darstellt, was man erreicht, indem man K nur auf die Sommertage bezieht. Nimmt man z.B. 180 Sommertage und 300 jährliche Arbeitstage an, so wären die mittleren Zahlenreihen in Tab. 2 also mit \frac{300}{180}=1,67 zu multiplizieren. Um das im vorstehenden entwickelte Verfahren an einem Beispiel zu erläutern, sei angenommen, dass eine neu zu errichtende Fabrik 100 effektive Pferdestärken benötige. Die Fabrik wird so angelegt dass sie durch Anbau verdoppelt werden kann, und beansprucht dann 200 effektive Pferdestärken, welche durch eine einzige Betriebsmaschine erzeugt werden sollen. Es wird demnach vorläufig eine Einzylindermaschine gewählt werden, welche später zur Verbundmaschine ausgebaut werden kann. Als Dampfdruck wird 10 at Ueberdruck gewählt. Der Betrieb umfasse jährlich 180 Sommertage und 120 Wintertage von je 10 Betriebsstunden. Der Heizdampfbedarf beläuft sich auf stündlich 225 kg an vier Tagesstunden und hierzu tritt im Winter der zur Erzeugung von stündlich 630000 Wärmeeinheiten nötige Heizdampf. Als Spannung des Heizdampfes wird 0,5 at Ueberdruck gewählt. Betrachtet man zunächst den Winterbetrieb, so ergibt sich für die Erzeugung von 630000 Wärmeeinheiten stündlich ein Heizdampfbedarf von 1290 kg Dampf von 0,5 at Spannung. Hierzu kommen täglich vier Stunden lang noch 225 kg sonstiger Heizdampf, so dass der Höchstbedarf an Heizdampf 1515 kg beträgt. Eine Sattdampfeinzylindermaschine mit Auspuff von 117 indizierten und 102 effektiven Pferdestärken braucht bei einem Gegendruck von 0,5 at stündlich 11,5 kg Dampf für die indizierte Pferdestärke oder im ganzen 1347 kg Dampf i. d. Stunde, d.h. ungefähr so viel als auch für Heizzwecke nötig ist. Für den Winterbetrieb ist daher die Einzylindersattdampfmaschine mit Auspuff als wirtschaftlichste Maschine zu betrachten. Im Sommer werden täglich 4 × 225= 900 kg, durchschnittlich also 90 kg Heizdampf i. d. Stunde gebraucht. Für diesen Betrieb wäre die sparsamste Auspuffmaschine die Heissdampfeinzylindermaschine mit 7,8 kg stündlichem Dampfverbrauch für die indizierte Pferdestärke bei 300° C Dampftemperatur an der Maschine. Diese Maschine würde zu wählen sein, wenn die durch die Ueberhitzung während der Dauer des Sommerbetriebes erzielten Ersparnisse die Amortisationskosten der Ueberhitzeranlage übersteigen. Dies trifft hier zu, denn wenn man für K die Werte der Tab. 2 einsetzt, erhält man als Betrag der Kohlenkosten für 180 Sommertage für Betrieb mit gesättigtem Dampf 5657 M., und für überhitzten Dampf von 300° C an der Maschine 4095 M., das ist also eine Ersparnis von 1562 M., welche die Abschreibungen für eine Ueberhitzeranlage von 15 qm weit übersteigt. Es bleibt nun noch zu untersuchen, ob die Heissdampfkondensationsmaschine wirtschaftliche Vorteile bietet: Auf Grund der Tabelle 2B (Heissdampf) ergibt sich für die betrachtete Maschinengrösse für jährlichen Betrieb schätzungsweise α = 15 – 3 = 12 v. H. Da die Amortisationsbeträge für die Mehrkosten der Kondensationsmaschine hier aber durch die in 180 Betriebstagen erzielten Ersparnisse aufgebracht werden sollen, so ist der Wert 3 noch mit \frac{300}{180}=1,67 zu multiplizieren und man erhält α = 15 – 5 = 10 v. H., d.h. ein durchschnittlicher Heissdampfbedarf von 7,8 . 117 . 0,1 = 91 kg stündlich bildet die Grenze, auf der die Auspuffmaschine ebenso wirtschaftlich ist wie die Kondensationsmaschine. Dieser Grenzfall trifft nun für das gewählte Beispiel gerade zu. Um sich aber für eine der beiden Betriebsarten entscheiden zu können, ist es notwendig, den Betrieb der Verbundmaschine in der fertig ausgebauten Fabrik zu betrachten. Führt man diese Rechnung in genau der eben beschriebenen Weise durch, so ergibt sich, dass nach dem Ausbau der Fabrik Kondensationsbetrieb für den Sommer unbedingt vorzuziehen ist, so dass schon jetzt für den Sommer eine Einzylindermaschine mit Kondensation und Heissdampf gewählt werden kann. Nach dem vorstehenden würde also in dem betrachteten Falle als Kraftquelle entweder eine Einzylinderheissdampfmaschine mit Auspuff oder mit Kondensation zu wählen sein, welche aber auf jeden Fall während der Wintertage ohne Ueberhitzung und mit Auspuff zu betreiben wäre. Auf diese Weise ergibt sich der wirtschaftlichste Betrieb. Würde die Maschine z.B. im Winter ebenfalls mit Ueberhitzung arbeiten, so würden die Betriebskosten hierdurch erhöht werden. Um die Richtigkeit obiger Betrachtungen zu erweisen, sind in Tabelle 3 die jährlichen Betriebskosten für die beiden günstigsten Betriebsarten sowie für reinen Kondensationsbetrieb zusammengestellt. Die Maschinenkosten gelten wieder für die fertig aufgestellten Maschinen, die Ueberhitzerkosten ebenso für die fertig eingebauten Ueberhitzer einschliesslich Einmauerung und Verbindungsrohrleitung zwischen Dampfdom und Ueberhitzer. Die Kosten der Kessel verstehen sich fertig aufgestellt mit allen Armaturen und den nötigen Speisevorrichtungen: Tabelle 3. Betriebsart I II III WinterbetriebSommerbetrieb Sattd. Ausp.Heissd.Ausp. Sattd. Ausp.Heissd.Ausp. Heissd.Kond.Heissd.Kond. Kosten d. Maschine 400 φ 800 Hub     „     des Fundaments     „     der Rohrleitung     „     von 15 qm Ueberhitzer 12000 M.  1900  „    500  „  1800  „ 14300 M.  2100  „    500  „  1800  „ 14300 M.  2100  „    500  „  1800  „ Summe 16200  „ 18700  „ 18700  „ Abschreibungen d. Maschinenanl.Kosten f. d. Maschinisten     „     f. Oel u. Putzmaterial   2430  „  1500  „  1200  „   2805  „  1500  „  1200  „   2805  „  1500  „  1200  „ Mittier. Dampf-verbrauch p. St. an 120 Wintertagan 180 Sommertag   1414 kg    910  „   1414 kg    860  „   2150 kg    860  „ Kohlenkosten i. Winter (k0 = 7/7,5)         „           „  Sommer        „Grösse d. Kesselanl. (Flammrohr)   3960 M.  4095  „50 – 50 qm   3960 M.  3870  „50 + 50 qm   6175 M.  3870  „50 + 60 qm Kosten der Kessel     „     der Einmauerung     „     des Schornsteins 11000 M.  1700  „  4000  „ 11000 M.  1700  „  4000  „ 12000 M.  1900  „  4500  „ Abschreibungen der KesselanlageKosten des HeizersJährliche Betriebskosten = Sa.der fettgedruckten Zahlen   2100  „  1200  „16485  „   2100  „  1200  „16635  „   2310  „12000  „19060  „ Die nach den vorgenommenen Rechnungen mit Benutzung der Grössen α als gleich wirtschaftlich erhaltenen beiden Betriebsarten ergeben nach obiger Betriebskostenaufstellung tatsächlich sehr gut übereinstimmende jährliche Betriebskosten. Betriebsart III, zu welcher man ohne nähere Untersuchung wohl zunächst hinneigen würde, erweist sich als ganz erheblich teuerer. Vor allem aber erhellt aus dem betrachteten Beispiel die Möglichkeit, durch Einführung verschiedener Betriebsarten für Sommer und Winter nicht unerhebliche Ersparnisse zu machen, wovon in der Praxis ein viel zu geringer Gebrauch gemacht wird, wohl weil es an Ueberblick über die zu erwartenden Verhältnisse fehlt. An einem zweiten Beispiel soll nun noch nachgewiesen werden, dass die Werte der Tabelle 2 sich auch für solche Verhältnisse leicht umrechnen lassen, welche von den ihrer Berechnung zugrunde gelegten weit abweichen, und dass die Genauigkeit der mit Hilfe dieser Werte erhaltenen Schätzung auch dann eine gute ist: Kraftbedarf: 100 effektive Pferdestärken. Betriebsverhältnisse: 24 tägliche Betriebsstunden an 300 jährlichen Arbeitstagen (120 Wintertage und 180 Sommertage). Kohle kostet 130 M. für 10000 kg vor das Kesselhaus gefahren und ergibt siebenfache Verdampfung. Gewählt wird eine Kesselspannung von 8 at und 0,5 at Ueberdruck in der Heizleitung. Heizdampfbedarf 275 kg stündlich, ausserdem im Winter 1290 kg stündlich für Fabrikheizung. Maschinenart: verlangt Einzylinderschiebermaschinen und zwar gilt: für die Auspuffmaschine: η = 0,81 C1 = 12,8 kg Kondensationsmaschine: η = 0,78 C1 = 10 Untersuchung der Wirtschaftlichkeit: Für die vorliegenden Verhältnisse ergibt sich: K_0=\frac{300\cdot 24\cdot 1,16}{1000}\cdot \frac{P}{x}=15,5. Der der Tabelle 2 für Sattdampf zugrunde liegende Wert K = 8,5 wurde im vorhergehenden für K0 = 7 erhalten. Schätzungsweise ergibt sich demnach für K0 = 15,5 K= 17. Für den Winterbetrieb ergibt sich ohne weitere Rechnung die Auspuffmaschine als am günstigsten. Für den Sommerbetrieb (180 Tage) ergibt sich nach Tab. 2A (Sattdampf) für eine Ventilmaschine der geforderten Grösse (800 mm Kolbenhub) ungefähr α = 19,3 – 2,3. Die letzte Zahl ist für K = 17 und 180 Tage umzurechnen: Also: \alpha=19,3-\frac{2,3\cdot 8,5}{17}\cdot \frac{300}{180}=19,3-1,9=17,4\mbox{ v. H.} Die Grenze für die Wirtschaftlichkeit der Auspuffmaschine liegt also im vorliegenden Falle voraussichtlich bei einem stündlichen Heizdampfbedarf von \frac{100\cdot 12,8}{0,81}\cdot 17,4=275\mbox{ kg}. Da dieser Heizdampfbedarf hier vorliegt, so müssen also auch in diesem Falle die jährlichen Betriebskosten für Auspuffbetrieb und gemischten Betrieb sich gleich hoch stellen. Dies ist der Fall, wie die folgende Aufstellung beweist: 1. Auspuff-maschine 2. Kondensa-tionsmaschine Kosten der Dampfmaschine 11000 M. 12900 M.      „       „   Fundamente   1500  „   1700  „ Rohrleitung     500  „     500  „ Zusammen 13000  „ 15100  „ Abschreibung hiervon   1950  „   2265  „ Maschinist   1500  „   1500  „ Oel und Putzmaterial   1200  „   1200  „ Dampfverbr.stündlich an 120 Wintertagenan 180 Sommertagen   1580 kg  1580  „   1580 kg  1560  „ Kohlenkosten(K0 = 15,5) im Winterim Sommer   9800 M.14700  „   9800 M.14500  „ Grösse des Flammrohrkessels       80 qm       80 qm Kosten des Kessels   7200 M.   7200 M.      „     der Einmauerung   1200  „   1200  „      „     des Schornsteins   3200  „   3200  „ Abschreibungen der Kesselanlage   1432  „   1432  „ Kosten des Heizers   1200  „   1200  „ Jährliche Betriebskosten = Sa. der    fettgedruckten Zahlen 31782  „ 31897  „ Wie aus den Beispielen hervorgeht, lassen sich die die Wirtschaftlichkeit betreffenden Rechnungen mit Hilfe der Tab. 2 sehr leicht und schnell vornehmen, womit der Zweck vorliegender Arbeit erreicht erscheint. Die Notwendigkeit, derartige Berechnungen stets, und nicht nur in besonders wichtigen Fällen, anzustellen, wird aber niemand bezweifeln, der Gelegenheit hatte, sich zu überzeugen, wie oft man in der Industrie Dampfanlagen begegnet, welche mit einem kleineren Anlagekapital hätten wirtschaftlicher gestaltet werden können.