Titel: Beitrag zur Theorie und Konstruktion der Wage, mit besonderer Berücksichtigung der n-fach übersetzten Hebelwage.
Autor: Franz Lawaczeck
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 744
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Beitrag zur Theorie und Konstruktion der Wage, mit besonderer Berücksichtigung der n-fach übersetzten Hebelwage. Von Franz Lawaczeck, Dipl.-Ing., Camberg. (Schluss von S. 730 d. Bd.) Beitrag zur Theorie und Konstruktion der Wage, mit besonderer Berücksichtigung usw. 12. Abhängigkeit der Empfindlichkeit und der Schwingungsdauer der fertigen Wage von der Belastung bei einer Gewichtswage und bei einer Laufgewichtswage. Es erübrigt noch zu untersuchen, wie bei einer fertigen Wage Schwingungszahl und Empfindlichkeit mit der Last sich ändern. Hierbei ist ein Unterschied zu machen zwischen solchen Wagen, bei denen die Last, deren Gewicht festgestellt werden soll, durch Zu- oder Abnehmen von bekannten Gewichtsstücken ausgeglichen wird, wobei das Uebersetzungsverhältnis konstant bleibt, und solchen Wagen, bei denen durch Veränderung des Uebersetzungsverhältnisses bei konstantem Gegengewicht die Last ausgeglichen wird. Diese letzteren Wagen heissen Laufgewichtswagen, während die ersteren einfach Gewichtswagen genannt werden. Für beide Wagentypen gelten die Gleichungen 9 und 24 in der Form: m=ΔL1f2\frakfamilyM3+\frakfamilyM2e2d2+\frakfamilyM1c2b2e2d2=(L+F)uf2\frakfamilyM3+\frakfamilyM2e2d2+\frakfamilyM1c2b2e2d21E 49) z2=3600000\frakfamilyM3+\frakfamilyM2e2d2+\frakfamilyM1e2d2c2b2[(L+Fu)(1+1u)+ΣxWred]f2 50) Bei der Gewichtswage, die wir zuerst betrachten wollen, bleiben sämtliche Werte konstant ausser (L + F). Die \frakfamilyM-Werte bestehen aus zwei Summanden, von denen der eine mit (L + F) als Faktor auftritt, während der andere konstant bleibt. Fasst man sämmtliche Konstante zusammen, so lassen sich obige Gleichungen auf die Form bringen: m=L+FEuf2c1e1+c2e2(L+F). 49a) z2=3600000c1e1+c2e2(L+F)[(L+Fu)(1+1u)+ΣxWred]f2. 50a) Dabei kann unter e'1 ein ideeller Wert für den Schwerpunktsabstand des Oberbalkens von seiner Drehachse verstanden werden, der gleichwertig wäre der Summe der Einflüsse der Schwerpunktsabstände sämtlicher Hebel; analoges gilt für e'2, das also den Einfluss sämtlicher e2-Werte vertritt. Die Gleichung 49a) für m ist, abgesehen von dem Wert der Konstanten, genau übereinstimmend mit der Gleichung 2a, die für einen einzigen Hebel aufgestellt ist, wenn man in dieser beide Seiten mit f multipliziert und f . tg Δϕ durch m ersetzt. Die e'2- und e1-Werte sind folglich bei zusammengesetzten Wagen in ihrem Einfluss auf die Aenderung der Empfindlichkeit mit der Belastung gleichartig mit dem Einfluss, den sie bei einer einfachen Wage haben. Trägt man m auf der Ord., L + E auf der Abscisse eines rechtwinkligen Koordinatensystems auf, so erhält man ebenso, wie durch Gleichung 2a eine gleichseitige Hyperbel, deren Asymptoten die Gleichungen haben: x1=c1e1c2e2, y1=+f2Ec2e2. Für negatives e'2 wächst also zunächst m sehr stark, um bei der Belastung, die indifferentem Gleichgewicht entspräche, also bei (L+F)=c1e1c2e2 von + ∞ nach – ∞ überzuspringen. Von da ab würde die Wage wegen des labilen Gleichgewichts, in dem sie sich bei höherer Belastung befände, unbrauchbar. Wird e'2 = 0, so geht die Hyperbel in eine Gerade über mit der Gleichung m=f2c1e1L+FEu=f2c1e1ΔLu. Die Senkung ist dem Zulagegewicht direkt proportional und gestattet also die Grösse eines Uebergewichts direkt aus dem Ausschlag zu bestimmen, sofern man die Ausschlaggrösse für die Gewichtseinheit kennt. In ähnlicher Weise wie der Verlauf der „m“-Kurve sich ändert, je nachdem e'2 ≷ 0, ändert sich auch die z2-Kurve. Trägt man auf der Ordinate y = z2 auf und auf der Abscisse x = L + F (s. Fig. 19), so stellt die Gleichung für z2 ebenfalls gleichseitige Hyperbeln dar, die alle durch denselben Punkt x=0, y=3600000c1e1f2ΣxWred gehen. Je nachdem e'2 ≷ 0, sind die Asymptotengleichungen, y1=±3600000f2(1+1u)uc2e2, 11) während in beiden Fällen x1=ΣxWred1+1uu.
[Textabbildung Bd. 321, S. 745]
Fig. 19.
Falls y1 > y bei x = 0 (siehe Asymptote bei 1, in Fig. 19), nimmt die Schwingungszahl mit steigender Belastung zu, falls e'2 < 0 stark ab, um bei dem indifferenten Gleichgewicht Null zu sein, über diesen Punkt hinaus ist die Wage unbrauchbar. Denkt man sich den Uebergang von + e'2 zu – e'2 allmählich vorgenommen, so entspricht jedem neuen Wert von e'2 eine flachere Hyperbel. Da sie aus dem Konkaven schliesslich in das Konvexe übergeht, muss es einen bestimmten Wert von e'2 geben, bei dem die Hyperbel zu einer Geraden degeneriert. Ordnet man die Gleichung nach (L + F), so wird: [z2(1+uu2)3600000f2c2e2](L+F)=3600000f2c1e1z2ΣxWred. Beide Seiten werden gleich Null, wenn z2=3600000c1e1f21ΣxWred oder wenn e2=z21+uu23600000f2c2, oder z- eingesetzt e2=1+uu2c2c1e1ΣxWred. Für einen gleicharmigen12) Wagebalken wird u=1, c1=W1, c2=1+1u=2, ΣxWred=x1W1=∼W13, folglich ist bei u = 1 die Bedingung für konstantes z trotz veränderlicher Belastung: e2=e2=e1x1=∼3e1. Ist schliesslich e'2 = 0, so wird die veränderliche Asymptote mit der x-Achse zusammenfallen (in Fig. 19. Asymptote bei 3). Das Ergebnis dieser Untersuchung zusammengefasst: Die Schwingungszahl einer zusammengesetzten Hebelwage wächst oder fällt mit steigender Belastung, je nachdem e21+uu2c2c1e1ΣxWred; für e2=1+uu2c2c1e1ΣxWred bleibt die Schwingungszahl bei jeder Belastung konstant.
[Textabbildung Bd. 321, S. 745]
Fig. 20.
Wollen wir die Gleichungen 49 und 50 dazu benutzen, um auch für eine Laufgewichtswage die Empfindlichkeit und Schwingungszahlen als Funktion der Belastung zu ermitteln, so muss zunächst die Bedeutung der Werte e2 und e1 erörtert werden. Betrachtet man das Laufgewicht als mit L1 + F1 der Gewichtswage gleichwertig, so wird e1 der Schwerpunktsabstand des Wagebalkens ohne Laufgewicht, von einer durch die Drehschneide des Oberbalkens in der Nullage gelegten Wagerechten sein. Dem früheren analog müssen wir unter e2 wieder den Abstand des Angriffspunktes der Resultierenden der am Wagebalken ausser dem Eigengewicht angreifenden Kräfte von dem Drehpunkt verstehen. Dieser Angriffspunkt liegt auf der Verbindungslinie zwischen der Endschneide und dem Schwerpunkt des Laufgewichts. Im allgemeinen wird sich dieser Abstand mit der Verschiebung des Laufgewichts ändern. Nehmen wir in Fig. 20 etwa wagerechte Lage der Führungsbahn des Laufgewichts für die Nullage an, so wird, wenn e0 den Abstand der Endschneide von der durch den Drehpunkt gelegten Wagerechten und e'1 den Abstand des Schwerpunktes des Laufgewichtes von derselben Wagerechten bedeutet, die Veränderlichkeit von e'2 dargestellt durch die Beziehung: e2=e0f+xf+x+e, wo xf+e+x=e1e0, woraus e2=e0f+(f+e)e1e0e1(f+e)(1+e1e0e1)=fe0+ee1f+e . 51) Weiter ist zu bedenken, dass bei derselben Wage der jeweilige Ausschlag durch die Senkung eines stets gleichlangen Zeigers beobachtet wird. Hat dieser Zeiger die Länge f1, und ist der Ausschlag an seinem Ende gemessen mu, so wird sich mu zu dem am Schwerpunkt des Laufgewichts gemessen zu denkenden m verhalten wie f1 zu f. Setzen wir demnach mu=mf1f, ΔL1=L1+F1uE=GE=const., so geht Gleichung 51 über in mu=ΔL1f1f\frakfamilyM3+\frakfamilyM2b2d2+\frakfamilyM1e2d2c2b2=Gf1f\frakfamilyM3+\frakfamilyM2e2d2+\frakfamilyM1c2b2e2d21E Die Ausdrücke \frakfamilyM2b2d+\frakfamilyM3e2d2c2b2 lassen sich auf die Form bringen: G . f . const. + Const., während bei \frakfamilyM3 zu bedenken ist, dass das in ihm enthaltene e2 mit f variabel ist. Es ist infolge der Beziehung 51 \frakfamilyM3=W3e1+G(1+fe)e2=W3e1+Gefe+Ge1 52) Da f sich direkt proportional mit der Belastung auf der Brücke ändert, hat man in der Gleichung mu = f(f) die gesuchte Beziehung zwischen Empfindlichkeit und Belastung für eine Laufgewichtswage. Fasst man alle Konstanten zusammen, so erhält Gleichung 49 die Form: mu=cfA+Bf, . . . . 53) woraus hervorgeht, dass die Laufgewichtswage sich bezüglich der Empfindlichkeit bei steigender Belastung genau so verhält wie die Gewichtswage. Wie Beziehung 52 erkennen lässt, wird bei einer aus einem Hebel bestehender Laufgewichtswage die durch Gleichung 53 dargestellte Hyperbelbereits zur Geraden degenerieren, wenn {e0=0      e1=const. d.h. wenn die Endschneide in der durch die Drehschneide gelegten Wagerechten liegt und die Führungsbahn des Laufgewichts dieser Wagerechten parallel wird. Für diesen Fall wird dann die Aenderung der Schneidenüberhöhung e2 durch Verschieben des Laufgewichts so sein, dass das Produkt G(1+fe)e2 stets konstant bleibt. Unter Beachtung des eben Entwickelten lässt sich die Gleichung für die Schwingungszahl in der Form anschreiben: $$z2=A+BfG(1+1u)f2+ΣxWred3600000=(A+Bf)3600000G(1+efcdab)+ΣxWredf2$$ . . . . 54) Da ∑xWred . f2 das auf die Drehschneide des Oberbalkens bezogene Trägheitsmoment xg sämtlicher Hebelmassen bedeutet, dieses aber bei derselben Wage konstant13) sein muss, ergibt sich nach Auflösen der Klammer die Form z2=A+BfGf2+Cf+D3600000, wobei A, B, G, C und D Konstanten sind. Trägt man z2 auf der Ordinate, f auf der Abscisse eines rechtwinkligen Coordinatensystems ab, so erhält man eine Kurve, die im allgemeinen drei Asymptoten hat, von denen zwei der Ordinate parallel laufen, die dritte mit der Abscissenachse zusammenfällt. Die beiden erstgenannten Asymptoten können je nach Grösse der Konstanten des Nenners imaginär werden und schneiden, falls sie reell sind, was nur für verhältnismässig kleines D, also für kleine Trägheitsmomente der Hebelmassen eintreten kann, negative Beträge auf der x-Achse ab; die ihnen entsprechenden Kurvenzweige interessieren uns also nicht. Der positive Ast der Kurve, in Fig. 21 dargestellt, zeigt ein Maximum für f=AB±A2B2+BDACGB=AB(1±1+(BDAC)BA2G) . . . 55) Es kann f ⋚ 0 sein, je nachdem BDAC wird. Für eine aus einem Hebel bestehende Laufgewichtswage haben die Konstanten z.B. folgenden Wert, wenn e'1 = 0 (vergl. Gleichung 54): A=We1, B=Ge0b, C=Gb, D=xWa12, folglich BDAC=xWa12Ge0bGWeb. B wird bei kleinem e0, was ja die Regel ist, sehr klein sein, es wird deshalb meistens der Bruch unter der Wurzel der Gleichung 55 ein echter sein, für welchem Fall genügend angenähert gesetzt werden könnte: f bezw. a=BDAC2GA=xa12b2e0e112b. Diese Gleichung lässt jedenfalls erkennen, dass unter sonst gleichen Verhältnissen das Maximum für z2 um so eher eintritt, je kleiner e0 ist. Sofern
[Textabbildung Bd. 321, S. 747]
Fig. 21.
e0>b2a12e1x wird das Maximum bei negativem a eintreten, die Schwingungszahl also mit wachsender Belastung von vornherein abnehmen; nimmt mit zunehmender Belastung die Schwingungszahl anfänglich zu, so ist das ein Beweis, dass e0 von Null verschieden ist und einen positiven Wert hat. Nach Ueberschreitung des Maximums wird sich z2 dann asymptotisch der Abscissenachsenachse nähern. Ist e0 negativ, so wird die Schwingungszahl mit wachsender Belastung abnehmen, um bei einem endlichen Wert von a entsprechend dem dann eintretenden indifferenten Gleichgewicht, Null zu werden. Für höhere Belastung wäre diese Wage unbrauchbar. Für e0 = 0 endlich wird die Schwingungszahl stets mit steigender Last abnehmen aber der Abscissenachse sich asymptotisch nähern. Diese Verhältnisse sind durch Fig. 21 veranschaulicht, die für eine einfache Laufgewichtswage mit einer Uebersetzung 1 : 10 für eine Tragkraft von 100 kg entworfen ist. Für eine aus mehreren Hebeln zusammengesetzte Laufgewichtswage ergäbe sich im wesentlichen dasselbe Bild.