Titel: Wasserreiniger.
Autor: Grimmer
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 764
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Wasserreiniger. Von Ingenieur Grimmer. (Fortsetzung von S. 744 d. Bd.) Wasserreiniger. Der selbsttätige Wasserreinigungsapparat „System Breuer Modell B (Fig. 14) besteht im wesentlichen aus dem durch Zwischenwände in drei Abteilungen geteilten Hochbehälter A, dem Klärbehälter B, dem Kalkwassersattiger C, dem Sodareguliergefäss D und dem unter dem Klärbehälter B angeordneten Breuer-Filter. Textabbildung Bd. 321, S. 763 Fig. 14. Das dem Apparat durch den Stutzen E zugeführte Rohwasser fliesst zunächst durch den Auslaufkrümmer E in die für Rohwasser bestimmte Abteilung des Hochbehälters A. An der Aussenwand dieser Abteilung sitzen in gleicher Höhe zwei Hähne G und H, durch die das Rohwasser seinen weiteren Weg nimmt. Die grössere Menge gelangt durch den Hahn G und das Abflussrohr G1 unmittelbar nach dem oben stark erweiterten Fallrohr J, worin es durch den tangentialen Eintritt in stark kreisende Bewegung kommt. Zur Herstellung der Kalklösung schüttet man die für den täglichen Gebrauch vorgeschriebene Menge Kalk in die Abteilung für Kalkmilch des Hochbehälters A und löscht denselben durch Zugabe von etwas Wasser aus dem Hahn O ab; dann lässt man mehr Wasser zulaufen und rührt das ganze zu einem dünnen Brei an. Nach weiterer Zugabe von Wasser fliesst die Kalkmilch durch den am Hochbehälter A angebrachten Hahn V und Trichterrohr V1 in den Kalkwassersättiger C. Die nach der benötigten Kalkwassermenge genau eingestellte Menge Rohwasser läuft durch den Hahn H und das Ablaufrohr M1 nach dem Kalkwassersättiger C, in dem es durch das Rohr H2 nach dem untersten Teile geführt wird, um hier, nach allen Seiten gleichmässig verteilt in den Sättiger auszutreten und oben als vollständig gesättigtes und geklärtes Kalkwasser durch den Ueberlauf K nach einem Mischtrog abzufliessen. Die nötige Sodalösung läuft zunächst aus der entsprechenden Abteilung des Hochbehälters A durch das Haarsieb M und der Anschlussleitung M1 nach dem Sodareguliergefäss D, in welchem der Zufluss durch die Schwimmerabsperrung N geregelt wird. Von dem Reguliergefäss D gelangt die Sodalösung nach dem Mischtrog durch den drehbar angeordneten Auslauf Q, der seinerseits mit dem im Rohwasserbehälter befindlichen Schwimmer R verbunden ist. Beim Sinken des Schwimmers R wird der Auslauf Q hochgezogen, wodurch der Flüssigkeitsspiegel im Reguliergefäss D steigt, das Schwimmerventil N geschlossen und dadurch der Sodazufluss aus dem Hochbehälter abgesperrt wird. Läuft beispielsweise die Rohwasserabteilung ganz leer, so wird der Schwimmer R bis zum Boden sinken und hierdurch den Auslauf Q so hoch ziehen, dass keine Sodalösung mehr ausfliessen kann; gleichzeitig hören dann aber auch die Zuflüsse von Roh- und Kalkwasser zu laufen auf. Umgekehrt fangen die drei Zuflüsse von Rohwasser, Kalkwasser und Sodalösung gleichzeitig zu laufen an, sobald wieder Rohwasser durch F zufliesst. Durch diese sehr einfache Anordnung werden selbsttätig die Zusatzmengen der Chemikalien in ein ganz bestimmtes, stets gleiches und richtiges Verhältnis zu der Menge des zufliessenden Rohwassers gebracht. Das etwa der Rohwasserabteilung zuviel zugeführte Wasser wird durch einen Ueberlauf abgeleitet. Nach der Vereinigung des gesättigten Kalkwassers mit der Sodalösung läuft dieses Gemisch vom Mischtrog nach dem Fallrohr J und zwar der dort herrschenden kreisenden Bewegung des Rohwassers entgegen. Hierdurch wird eine ausserordentlich gute Mischung mit dem Rohwasser erzielt und der Eintritt der Reaktion zweckmässig beschleunigt. Textabbildung Bd. 321, S. 764 Fig. 15. Durch den sich nach unten verjüngenden Querschnitt des Fallrohres J entsteht bei stetig zunehmender Wassergeschwindigkeit ein immer stärkeres Durcheinanderwirbeln und eine die vollständige Ausscheidung bedingende innige Mischung. Nach dem Austritt aus dem Fallrohr J kehrt das Wasser seine Bewegungsrichtung um und tritt in den Reaktionsraum B ein. Die grössten Schlammengen setzen sich im Schlammsammler T ab, von wo sie nach Bedarf durch den Schieber T1 abgelassen werden können. Die im unteren Teile des Kalkwassersättigers sich absetzenden Schlammteilchens werden durch den Hahn T2 entfernt. Der Reaktionsraum B ist so reichlich bemessen, dass das Wasser genügend Zeit hat, die Reaktion darin zu beenden und dann, schon ziemlich gut vorgeklärt, durch den Stutzen U nach der Filterkammer abzuflissen. Nachdem es die schon früher beschriebenen Filterelemente in der in Fig. 14 angegebenen Pfeilrichtung durchflössen hat, verlässt es durch Stutzen Z und Dreiwegehahn Z1 den Apparat in gereinigtem Zustande. Textabbildung Bd. 321, S. 764 Fig. 16. Das Auswaschen der Filtermasse geschieht durch Rückspülung. Zu dem Zweck stellt man den Zufluss zum Hochbehälter A durch den Hahn E1 ab, öffnet den Schlammhahn T3, schliesst den Schieber U1 und stellt den Dreiwegehahn Z1 so um, dass das Rohwasser direkt in die Reinwasserkammer des Filters einströmen kann. Von hier durchströmt dasselbe die Filterelemente in umgekehrter Richtung und reisst dabei die denselben äusserlich anhaftenden Schlammteilchen ab, spült dieselben fort und macht die Poren wieder frei, wodurch die Elemente wieder filtrationsfähig werden. Zur warmen Aufbereitung wird ein einfacher Heizkörper, der gut und bequem gereinigt werden kann, in den Reaktionsraum B eingebaut und das Wasser während der Reinigung auf die gewünschte Temperatur vorgewärmt. Zur Heizung kann je nach den gegebenen Verhältnissen Ab- oder Frischdampf verwandt werden. Eine gute Vorwärmung wird in dem in Fig. 15 und 16 dargestellten Apparat der Firma Morgenstern in Stuttgart dadurch erzielt, dass der bei E eintretende Dampf dem durch Trichter B und über die in dem Vorwärmer V befindlichen beiden Platten regenartig herniederrieselnden Wasser entgegenströmt. Die Sodalösung fliesst durch das Ventil J und Hahn L aus dem Sodabehälter S, die Kalkmilch aus dem Kalksättiger K durch das Rohr O in den gemeinschaftlichen Trichter des in den Reiniger führenden Rohres N. Das letztere ist mit Wasserverschluss versehen, so dass kein Dampf aus dem Vorwärmer austreten kann. Der Zufluss des Rohwassers aus dem Behälter A nach dem Mischzylinder, dem Sodagefäss und dem Kalksättiger erfolgt durch die Hähne B, C und D, wovon B und D mit Zeiger und Skala versehen sind. Die Regulierung erfolgt durch den in der Reinwasserabteilung befindlichen Schwimmer. Das eingebaute Filter kann sowohl durch Dampf wie durch Rohwasser gereinigt werden. In denjenigen Fällen, in welchen ein gesonderter Kalkwasserbereiter nicht gefordert wird, kann der Oberteil S des Apparates durch eingebaute Zwischenwände in mehrere Kammern geteilt werden (Fig. 17), in welchen Sodalauge und Kalkmilch bereitet werden, welche alsdann aus Hähnen wieder durch das Trichterrohr N dem Reiniger zufliessen. Textabbildung Bd. 321, S. 765 Fig. 17. Einen Apparat (Patent Nuss), der den aus der Vorwärmung überflüssigen Abdampf durch Luftkühlung als Reinwasser wieder gewinnt und bei welchem gleichzeitig durch Luftzirkulation die Enteisenung des Wassers bewirkt wird, stellt die Sieg-Rheinische Hütten A.-G. Friedrich Wilhelmshütte (Sieg) her. Wie Fig. 18 zeigt, besteht der Apparat aus einem aufrecht stehenden Zylinder, welcher durch zwei Zwischenböden in drei Hauptabteilungen geteilt wird, deren oberste durch eine senkrechte Querwand in den Behälter 1 zur Aufnahme und Aufbereitung von Kalkwasser und den Behälter 2 für Sodawasser zerfällt. Die mittlere Abteilung dient als Kondensator und Vorwärmer. Die untere Abteilung ist wiederum durch drei senkrechte Querwände in vier verschiedene Abteilungen, Klärkammern eingeteilt, in welchen die im Wasser enthaltenen gelösten Bestandteile durch Kalk und Soda in unlössliche, Schlamm, umgewandelt und abgeschieden werden. Textabbildung Bd. 321, S. 765 Fig. 18. Der Abdampf tritt durch die Rohrleitung A in ein weiteres Rohr C ein, welches in den Kondensator und Vorwärmer einmündet. Die lebendige Kraft des Abdampfes und der durch einen Kamin S hervorgerufene Zug bewirken in der Düse des Rohres C starkes Ansaugen der Luft. Im Rohre C beginnt also die Mischung des Dampfes mit Luft und infolgedessen sofort die abkühlende und niederschlagende Wirkung der letzteren auf den Dampf, der grösstenteils als Wasser in die Schale D abfällt. Zu diesem Dampfwasser wird ausserdem durch Rohr L nicht gereinigtes Kühlwasser eingelassen, welchem die seinem Gehalte an doppeltkohlensauren Verbindungen entsprechenden Mengen Kalkwasser durch Schlitz U zugesetzt werden. Von der Schale D fällt das Wasser auf den Boden Q durch dessen Oeffnung F auf den Boden E und von diesem in die Klärkammer 3, wo demselben durch Hahn J entsprechende Mengen Sodawasser zulaufen. Von der Schale D bis in die Klärkammer 3 bilden sich drei Wasserfälle, welche das Dampfluftgemisch durchqueren muss, was eine fernere ergiebige Niederschlagung des Abdampfes und Erwärmung des Wassers zur Folge hat. Die Luft und der noch übrig gebliebene Dampf trennt sich beim Einlauf des Wassers in die Kammer 3 vom Wasserwege und geht, nachdem es diesen Wassereinlauf durchquert, in wagerechter Richtung über den Wasserspiegel der unteren Abteilung, um durch Kamin S zu entweichen. In Kammer 3 beginnt durch den Zusatz von Kalk- und Sodalösung, sowie durch die hohe Temperatur sofort die Ausfällung der Kesselsteinbildner, welche als Schlamm im Klärraum ausgeschieden werden. Das im Wasser enthaltene Oel oder Fett wird teils verseift, teils von den Kalkflocken eingehüllt und in den Schlammfang mitgerissen. Die aufrechten Quer- und Stauwände Q im Klärraum sind verschieden hoch angeordnet, wodurch dem Wasser beim Uebergang nach der Ueberlaufleitung T ein Zickzackweg durch die Kammern 3, 4, 5 und 6 auf- und abwärts vorgeschrieben wird. Die Geschwindigkeit des in den Kammern 3 und 5 abwärtsgehenden Wassers wird beim Uebergang in die Kammern 4 und 6 durch Querschnittsvergrösserungen plötzlich verlangsamt, so dass die gebildeten Schlammteile nach unten sinken. Um die Richtigkeit der Zusätze von Kalk und Sada jederzeit prüfen zu können, sind in Kammer 3 und 6 Probierhähne RR angeordnet. Von einer selbsttätigen Schwimmervorrichtung ist Abstand genommen, weil bei einer ungleichmässigen Wasserentnahme auch ein ungleichmässiges Arbeiten des Apparates stattfinden würde. (Fortsetzung folgt.)